soll jetzt in Dünzlau seine pädagogischen FZHigleiten betätigen�Angeblich hat die Regierung sogar vorgehabt, den Mann, der dierichtige Konsequenz aus dem preußischen Kastenwesen zog. mitPensionierung zu bestrafen. Aber„hochangesehene' Essener Persön-lichkeiten, bei denen Herr Biese eben wegen seiner Klasseneinteilungeinen Stein im Brett hat, sollen dies Schlimmste noch verhütethaben._Kein Land für Weiße.In der»Kolonialen Rundschau" sagt der Gouverneur vonKamerun, Dr. Scitz, über die Möglichkeit weißer An-< siedelung in bestimmten Teilen Kameruns:„Für diedauernde Niederlasiung von Weißen, wie sie in Südwestafrika undvielleicht in größeren Gebieten von Ostafrika möglich ist, kommtin Kamerun nur ein kleiner Teil des Landes, nämlichdie hochgelegenen Gegenden in den BezirkenDschang und Bamenda, in Betracht. Die Frage, wie vieledeutsche Familien dort mit Aussicht auf eine sichere dauerndeExistenz angesiedelt werden können, läßt sich heute noch nicht beant-Worten, ihr wird man erst nahe treten können, wenn einmal d i e Eisen-bahn das Hochland erreicht hat. Aber auch im Hochlande wirdder Weiße bei dem rein tropischen Charakter des Landes immer aufdie Arbeit der Eingeborenen angewiesen sein."Dabei ist noch zweifelhaft, ob Herr Seitz nicht die Siedelungs-Möglichkeit in dem»kleinen Teil des Landes" überschätzt.Der Arbeiter und der Zar.London, 24. Juni. Der Verwaltungsausschuß der Arbeiter-Partei nahm eine Resolution an, worin gegen den ZarenbesuchEinspruch erhoben wird, da der Zar verantwortlich für die Unter-bindung der Freiheit in Rußland sei. 882 sozialistische Verbändewerden in der Resolution aufgefordert, sich mit allen Mitteln demBesuch des russischen Tyrannen zu widersetzen.Cherbourg, 24. Juni. Die Sozialisten haben für den 24. Julieine Protestversammlung gegen den Zarenbesuch einberufen.Italien.Bndgetabstimmung.Rom, 24. Juni. Die Deputiertenkammer nahm heute in ge-heimer Abstimmung das Budget des Ministeriums des Auswärtigenmit 207 gegen 64 Stimmen an.Spanien.Der Tod des KarlistenführerS.Madrid, 24. Juni. Der Führer der iarlistischen Partei, Barriot> Mier, ist gestern nachmittag gestorben. Dieses Ereignis dürftefür die innere Politik Spaniens von weittragender Bedeutunjj sein,denn eS bedeutet das Verschwinden der antidynastischen Parte«.finnlancl.Die„gemischte" Konferenz.HelflngforS, 21. Juni.(Eig. Ber.) Die russische Reaktionwütet bekanntlich gegen die finnische Verfassung bereits wiederderart, daß selbst die fügsamsten Konsttwtionalisten ihre Sitze imsinnischen Senat aufgegeben haben. Sie wollen den Verfasiungs-bruch nicht mehr urttmachen. Um diesem nun äußerlich den Scheinder Gesetzlichkeit� zu geben, ließ die russische Regierung die„ge»mischte Konferenz", welche 10S5 durch die Revolution weg-gefegt wurde, neu aufleben. Diese ist eine ernannte Körperschaft.6 Mitglieder suchte Stolypin urtter den ärgsten Finnenfressern aus,die seinerzeit Bobrikows Gewaltpolitik unterstützt hatten. Zudiesen gesellen sich die 5 Finnen, Ivelche der reaktioruir« Rumpf-senat seinersetts ernannt hat. Selbst die finnische bürgerlichePoesie bedauert, daß der Senat so rückgratlofe Persönlichkeiten er-nannt habe. Doch diese ganze Komödie wird den Verfassungsbruchnicht bemänteln können. Die finnische Verfassung bestimmt ganzklar, daß alle die Verfassung des Landes berührenden Fragen vordie finnische Volksvertretung gehören, welche in diesenFragen mit Zweidrittelmehrheit BeschluIe zu fassen hat. Die Kon-ferenz nun ist eine in der Verfassung durchaus nicht borgeseheneInstitution und sie wirtt völlig hinter dem Rücken der finnischenVolksvertretung. Sie soll über folgend« Fragen schlüssig werden:Einen Modus zu finden, wie Gesetze zu erlassen sind, welcheFinnland und Rußland gleichzeitig berühren. ES sei zu be-stimmen, welche Kategorien von Gesetzen hierher gehören und wiesolche zu erlassen sind. Ferner soll sie untersuchen, ob den Firnr-ländern daS Siecht zu geben sei, sich durch Abgeordnete in derDuma und im Reichsrate vertreten zu lassen, und be-jahendenfalls, ob die finnischen Abgeordneten sich nur an solchenBeratungen beteiligen sollen, die Finnland berühren oder an allen.Dann soll geprüft werden, ob die Duma und der ReichSrat Finn-land berührende Gesetze auch ohne Gegenwart finnischerAbgeordneter beraten und beschließen können, oder ob dieDuma und der ReichSrat zu solchen Beratungen Mitglieder dessinnischen Senats und der finnischen Volksvertretungzuziehen müssen.Ob nun dieser oder jener Weg eingeschlagen werden soll, fürdie Interessen Finnlands ist das gleichgültig. Die wenigen finni.schen Abgeordneten� blieben ja in den russischen StaatSinstittttionenimmer nur einflußlose Zuhörer. Das sollte ollen einleuchtendgenug sein. Aber einzelne der bürgerlichen Parteien erhoffennichtsdestoweniger von diesen Kongrcßberatungen große Dinge.Sie erwarten, daß eS jetzt gelingen werde, das finnische Staats.leben in feste und ruhige Bahnen zu lenken. Die Enttäuschungwird nicht lange ausbleiben.Orfcd.Reformpolitik.Saloniki, 24. Juni. DaS jungtürkische Komitee beruft fürEnde Juli nach hier eine große Konferenz, in welcher über die vomneuen Regime einzuführenden Reformen verhandelt werden soll.Amerika.Die Besteuerung der Trusts.Washington, 23. Juni. Die Einzelheiten bezüglich der vorge-schlagenen Maß«, ahmen zur Besteuerung der Korpora-t i o n e n wurden gestern in einer Besprechung im Weißen Hausezwischen dem Präsidenten Taft, dem Chef des JustizdepartementsWickersham, Root und einer Anzahl von führenden MitgliederndeS Senats und des Repräsentantenhauses festgesetzt. Man kamüberein, daß alle Korporationen mit zwei Prozent desNettoeinkommens besteuert werden und auch verpflichtetsein sollen, Rechnung zu legen über Brutto-Ein-kommen, Verschuldung und Netto-Einnahmen.Es wird angenommen, daß die Steuer zwisdjen 26 und 30 MillionenDollars einbringen wird._Herabsetzung des Kohlenzolls.Washington, 24. Juni. Der Senat nahm gestern einen Zusatz-anttag zum Zolltarif an, durch den der Kohlenzoll von 67 auf60 Cents für die Tonne herabgesetzt wird.Huö der Partei*Affäre Südekum.In der soeben erschienenen Nummer 33 der„NeuenZeit" schreibt Genosse K. Kautsky unter der Ueberschrift:„Der charakterlose Engels" folgendes:In der„Kommunalen Praxis" hatte ein S.(offenbar derAbgeordnete Südekum) bei der Besprechung meines«Wegeszur Macht" unter anderem geschrieben:„Zu' dem Behufe(zu zeigen, daß wir mit einer proletarischenRevolution zu rechnen haben) bringt KautSkh dieSinal eine Eni-hüllung; nämlich die, daß das bekannte Vorwort von Friz-drich Engels zu dem Buche von Karl Marx über die Klassen-kämpfe in Frankreich— oft sein politisches Testament genannt— nicht den wahren Ansichten seines Verfassers entsprochen habe;Engels habe es so, wie es borliegt, nur aus Rücksicht auf diedamals drohende Umsturzvorlage geschrieben, wie aus einigenBriefftellen zur Evidenz hervorgehe. Ob diese Stellen zu demvon Kautsky gewünschten Beweis ausreichen oder ob sie nichtauch wieder„einiges gelitten haben", d, h. ob sie nun Engels'definitive Meinung in der Sache enthalten, wird schwer zu er-gründen sein."Ich faßte diese Phrase als eine Anklage auf, ich hätte dieEngelsschen Briefe zurechtgefälscht, und forderte K. auf, sichunzweideutig darüber zu äußern.Darauf erklärt dieser in der Nr. 25 der„KommunalenPraxis" vom 19. Juni:„K. Kautsky fordert mich in einer Notiz in Nr. 86 der„Neuen Zeit" vom 4. Juni 1009 auf, ihm eine„klare unzwei-deutige Ehrenerklärung" zu geben, weil man aus meiner Be-sprechung seiner Broschüre„Der Weg zur Macht" in Nr. 21 der„Kommunalen Praxis" schließen müsse, ich wolle ihm vorwerfen,er habe sich die darin abgedruckten Briefstellen von Engels„zuseinem Gebrauch zurechtgefälscht". Wenn ich das hätte sagenwollen, würde ich es deutlich ausgesprochen haben; ich habe aberdaran nicht einmal gedacht, sondern— wie der Wortlaut meinerRezension jeden Unbefangene� klar erkennen läßt— nur darausaufmerksam gemacht, daß, wie Engels eines schönen Tages den„opportunistischen" Bedürftttssen des damaligen Parteivorstandesbei der Abfassung des Vorwortes nach eigenem EingeständnisRechnung getragen hat, er eines anderen schönen Tages viel-leicht in dem von K. K. zitierten Briefe die„revolutionären"Bedürfnisse des Adressaten zu befriedigen für gut befunden hat.Das ist in der Tat nicht zu ergründen. Und deshalb ist die Be-nutzung des Engelsschen Briefes zu dem von K. K. gewolltenZwecke nach meiner Ansicht unzulässig.Im übrigen möchte ich durch Kautskys Notiz doch nicht dieTatsache verdunkeln lassen, daß ich zum Glück mit dem Urteil,seine Broschüre widerstreite dem Parteiwohl, in der Partei nichtallein stehe. K. K. weiß sehr wohl, wer alles meine Ansicht teilt;aber viele Parteigenossen scheinen sich noch nicht klargemacht zuhaben, wie weit die„revolutionären" Anschauungen Kautskysvon der bisherigen Haltung der sozialdemokratischen Partei ab-weichen.Ueber die Beschimpfungen, in die K. K. seine Notiz einge-kleidet hat, gehe ich mit dem Gefühl aufrichtigen Mitlelds hin-weg." S.So weit S. Die Herablassung, mit der der große Mannmir sein aufrichtiges Mitleid ausspricht, weiß ich gebührendzu schätzen. � ä„ES ist gar hübsch von einem großen Herrn.So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen",sagt Mephistopheles vom Herrgott.Trotz seines„aufrichtigen Mitleids" bin ich aber nicht inder Lage, etwas von den„Beschimpfungen" zurückzunehmen,die in meiner Notiz zu finden waren. Ich beschuldigte dort8., er greife zu dem„Mittel der Verdächtigung", um revo-lutionäre Anschauungen zu diskreditieren, und nannte daseine„Methode des Reichsverbandes".Diese Anschuldigung halte ich aufrecht, � trotz der Erklärung, 8. habe gar nicht daran gedacht, mich der Brief-fälschung anzuklagen. Denn diese Erklärung hebt die an-scheinend gegen mich gerichtete Verdächtigung nur dadurchauf, daß sie eine fast noch schlimmere gegen Friedrich Engelsschleudert, nur zu dem Zwecke, meine revolutionären An-schauungen zu diskreditieren. 8. behauptet nichts Geringeres,als es sei nicht ausgeschlossen, daß Engels in seinen Briefengar nicht seine wirklichen Anschauungen ausdrückte; daß seineBriefe an mich bloß den Zweck hatten,„die„revolutionären"Bedürfnisse des Adressaten zu befriedigen". Engels habe alsozu den charakterlosen Subjekten gehört, die den Leuten nachdem Munde reden, vor Revolutionären sich revolutionär ge-bürden, vor Opportunisten opportunistisch.Allerdings will 8. damit Engels nicht beleidigen. Erschreibt diese Auffassung mit größter Gemütsruhe hin, ohnedie leiseste Ahnung der Herabsetzung, die darin zum Ausdruckgelangt. Aber andere Leute denken anders, sie würden alleAchtung vor Engels verlieren, wenn die 8. sche Auffassungrichtig wäre und sie in unserem großen Denker nicht mehr denunbeugsamen Charakter, sondern eine Art Liman sehenmüßten, der sich heute opportunistisch gebärdet und morge»revolutionär, je nach den Leuten,, an die und tü«; die 5schreibt.-'•------"Habe ich aber nicht selbst, wie mich 8. sagen läßt,«ent-hüllt", das Engelssche Vorwort habe„den wahren Ansichtendes Verfassers nicht entsprochen"? Keineswegs, ich habe inkeiner Weise„enthüllt", daß Engels etwas schrieb, was ernicht glaubte. Was ich„enthüllte", war etwas ganz anderes.Nie habe ich geäußert, Engels habe in seinem Vorwortopportunistische Gedanken geäußert. Ich habe mich im Gegen-teil ebenso wie jetzt in meinem„Weg zur Macht", so schonvor zehn Jahren gegen den opportunistischen Schein gewendet,den man der Engelsschen Vorrede verleihen wollte. Es geschahin meiner damaligen Polemik mit Bernstein(„Neue Zeit".XVII, 2, Nr. 28, S. 46 ff.). Ich zeigte dort, daß in der Vor-rede kein Wort zu finden ist, das unvereinbar wäre mit demrevolutionären Standpunkt, den Engels sein Leben lang der-trat, daß die Vorrede von früheren Engelsschen Schriften sichhöchstens dadurch unterscheidet, daß der revolutionäre Stand-Punkt nicht so stark hervorgehoben wird. Ich teilte aber auchschon damals mit, Engels trage daran keine Schuld. Inseinem Manuskript sei der revolutionäre Standpunkt energischbetont gewesen, die revolutionären Stellen wurden ihm jedochin Berlin gestrichen, wenn ich recht berichtet bin vom GenossenRichard Fischer. Friedrich Engels hat nie eine Zeile ge-schrieben, die eine Konzession an irgendeinen Opportunismusenthalten hätte. Aber er, der in England wohnte, hielt sichnicht für berechtigt, angesichts der drohenden Umsturzvorlageauf der Veröffentlichung von Sätzen zu bestehen, von denendeutsche Freunde fürchteten, sie könnten der Partei Schwierig-keiten bereiten, deren Konsequenzen sie zu tragen hätten,nicht er.Das ist natürlich ein ganz loyales Verfahren und hatnichts zu tun mit jener feigen Doppelzüngigkeit, die Engelsbesessen haben müßte, wenn seine Briefe an seine vertrautestenFreunde nicht seine wirkliche Denkweise,�„seine definitiveMeinung", wie 8. sich ausdrückt, aussprächen, so daß diese„schwer zu ergründen" und die Benutzung seiner Briefe zur„Ergründung" seiner Anschauungen„unzulässig" sei.Ob aber eine derartige Verdächtigung Engelsscher Briefezu dein Zwecke, den Gedanken der Revolution zu diskreditieren,auf gleicher Höhe mit den Methoden des Reichsverbandes stehtoder nicht— die Entscheidung darüber kann ich ruhig denParteigenossen überlassen.8. ist indes nicht einseitig, er versteht noch andere feineKünste als die Verdächtigung. Er ruft mir zu:„K. K. weißsehr wohl, wer alles meine Ansicht teilt."Was soll das? Soll der Hinweis auf die Mächte, diehinter 8. stehen, eine versteckte Drohung sein, ein Versuch derEinschüchterung? Ein wissenschaftliches Argument ist esjedenfalls nicht. Aber wozu das Versteckenspielen? Habendie Leute, die hinter 8. stehen, etwas zu bedeuten, dann herausmit dem Flederwisch!Wenn unser 8. sich schon nicht anders zu helfen weiß, alsdaß er sich an fremde Rockschöße anklammert, dann möge eruns doch wenigstens auch das geheiinnisvolle Wesen nennen,das sie trägt. Anonyme Rockschöße allein imponieren denndoch zu wenig._Hus Industrie und Kandel.Stadtanleihe».Der Geldbedarf der Stadtverwaltungen hat in der letzten Zelteinen großen Umfang angenommen. Folgende Beispiele auS denletzten Tagen seien genannt: Die Zulassung zur Notierung an derBerliner Börse wurde beantragt für ö>/z Millionen Mark 4prozentigeAnleihe der Stadt Hanau»ind 6 Millionen Mark 4prozentige Anleiheder Stadt Dannstadt. Sodann hat die Stadt Düsseldorf die Ge-nehmigung zur Ausgabe einer Anleihe von 20 Millionen Mark er-halten. Die Stadtverordnetenversammlung von Königsberg i. Pr.hat den Magistratsantrag, eine Anleihe von 41 Millionen Mark auf-zunehmen, dahin erweitert, daß 43 Millionen Mark neue Anleihenausgegeben werden sollen. Ferner erhielt die Stadt Mühlheim ander Ruhr die Genehmigung zur Aufnahme einer Anleihe von12 Millionen Mark. Die Stadtverordneten von Offenbachbeschlossen die Aufnahme einer Anleihe im Betrage von9 Millionen Mark. Bei der Stadt Essen steht eine Anleihein Aussicht zur Durchführung des Erwerbes von 14 Millionen MarkAktien der Süddeulschen Eisenbahngesellschaft, wovon 48 Proz. aufdie Stadt Essen entfallen. Des weiteren sind vor einiger Zeit zurNotierung an der Berliner Börse 3>/z Millionen Mark GießenerStadtanleihe zugelassen Ivorden. Die Stadt Zerbst hat eine An-leihe von 900 000 M. begeben. Die Stadt Höchst a. M. beschloßkürzlich, 2 Millionen Mark neue Obligationen aufzunehmen. Fernerhat die Stadt München die Genehmigung zur Ausgabe von6'/» Millionen Mark 4proz. Schuldverschreibungen erhalten. Dassind insgesamt in den letzten Wochen Stadtanleihen im Betragevon zirka 120 Millionen Mark. Verschiedene große Städte, wieKöln, Charlotteuburg, Mainz, Krefeld, haben ihren Anleihebedarfschon zu Anfang des Jahres gedeckt. Die Aufnahine sehr bedeutenderMittel durch die Berliner Stadtverwaltung steht noch bevor.Erneuerung der Berliner Stabcisenkonvcntion. Die Vereinigungder Berliner Stabeisenhändler ist wieder erneuert worden. Vormehreren Wochen waren zwischen den einzelnen Großfirmen Streitig-keiten über die Begrenzung ihrer gegenseitigen Absatzsphären aus-gebrochen, die zur Kündigung der Konvention veranlaßt hatten. Dieerste Folge dieses Schrittes war ein scharfes Zurückgehen der Preiseiin Berliner Stabeisenhandel. Die neue Konvention hat bereitseinen Preisaufschlag für Stabeisen und Bleche beschlossen.Vom Stahlverband. Nach dem in der Sitzung am Donnerstagerstatteten SituationSbericht hält sich der Halbzeugverbrauch nochimmer in engen Grenzen. Formeisen werde etwas lebhafter an-gefordert; auch seien bessere Exportaufträge für Eisenbahnoberbau-Material bestätigt worden.Bankfusion. Aus Chicago wird die Fusion der Ainerican TrustSabingsbank mit der Continental- und der Nationalbank, die zu-sammen über 102 500 000 Dollar Depositengelder verfügen, ge-meldet._Hus der frauenbettegung.Ein Frauenwahlrechtskongreß in Schweden.Die schwedische Landesvcreinigung für das politische Frauen-Wahlrecht veranstaltete am Sonnabend und Sonntag zu Stock.Holm einen allgemeinen Wahlrechtskongreß. Ueber 300 Vertrete-rinnen aus den verschiedensten LandeSteilen und' den verschiedenstenParteien angehörend, waren anwesend. Die Forderung der Gleich-berechtigung des weblichen Geschlechts verband sie. Der Grundsatzparteipolitischer Neutralität, dem die Landesvereinigung ihremProgramm nach huldigt, schien in letzter Zeit, und besonders seit-dem ein« konservativ gesinnte Frau an die Spitze gekommen war,stark gefährdet. Darum sah man den Kongretzverhandlungen überden Punkt„Parteipolitik und F ra u e n wah l r ech ts-frage" mit großem Interesse entgegen. Die Referentin FräuleinWahlquist aus Sundsvall sprach für Aufrechterhaltung derparteipolitischen Neutralität. Gegen diesen Grundsatz wurden vonkeiner Seite Einwendungen erhoben. Unsere Genossin RuthGustafson, die über die WahlrechtSarbeit der sozialdemokrati-schen Frauen berichtete, führte aus, daß die Proletarierinncn sichnicht mit einem Wahlrecht zu denselben Bedingungen, wie sie jetztfür die Männer bestehen, begnügen könnten, weil sonst eventuellviele arme Frauen und Mütter infolge von Armenunterstützungwahlrechtslos bleiben würden. Jeder Wahlrechtsvorschlag, der dieseFrauen ausschließt, müsse bekämpft werden. Alle oportunistischePolitik schade der Frauensache. Von sozialdemokratischer Seitesprach ferner die Genossin Kata Dal ström, die hervorhob, daßdie Genossen nun mit aller Kraft daran arbeiten, das allgemeineFrauenwahlrecht durchzubringen. Andere Rednerinnen bemerkten,man müsse eine Einrichtung schassen, durch die arme Mütter mitunversorgten Kindern außerhalb der Armenpflege die nötige Unter-stützung erhalten könnten, wie z. B. in Dänemark durch die freienHilfskassen. Zur gegenwärtigen Lage der Frauenwahlrechtsfragewurde eine Resolution angenommen, in der ausgesprochen wird,die diesjährigen Reichstagsverhandlungen hätten gezeigt, daß dieGegner der staatsbürgerlichen Gleichberechtigung der Frau in derersten Kammer sitzen. Die Frauen werden aufgefordert, an denbevorstehenden Landstings- und Stadtverordnetenwahlen, derenAusfall für die Zusammensetzung der ersten Kammer maßgebendist, energisch und planmäßig teilzunehmen. Die Schweden habendie selbständigen Frauen kommunales Wahlrecht, das nach derSteuerleistung abgestuft ist.Der Kongreß beschäftigte sich ferner mit noch anderen Frauen-rechtsfvagcn. Er stellte die Forderung auf, daß dem Grundsatz:gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Geltung verschafftund in der Ehegesetzgebung die Vormundschaft des Mannes be-seitigt werde. In einem Vortrage„Die Arbeiterfrauenund die Politik" erläuterte die Genossin Dal ström, wiewichtig vor allem für die Frauen der Arbeiterklasse das polttischeWahlrecht sei, und wie nainentlich die Fragen der sozialen Gesetz-gebung. der Frauen- und Kinderschutz, die MitterschaftSversiche-rung, das Schulwesen, die Armenpflege usw. der Mitwirkung derFrauen bedürfen. Auch die Alkoholfrage stand auf der Tagesord-nung. Die Referentin Sigrid Kruse aus Karlskrona schloßihren Vortrag mit den Worten:„Die Frauen haben jahrhunderte-lang mit Tränen und Gebeten und mit dem stillen Einfluß imHeim den Alkohol bekämpft; aber daS alles hilft nicht. ES ist not-wendig, daß die Frauen das Recht erhalten, an der Wahlurneund im Reichstag diesen gefährlichsten Feind deS HeimS und derJugend zn bekäinpftn."Neben den Kongreßsitzungen wurden mehrere öffentliche Ver-sammlungen, teils von unfern Genossinnen, teils von der Landes-Vereinigung veranstaltet, die durch ihren Massenbesuch lebendigesZeugnis von den Fortschritten der Frauenwahlrechtsbewegunggaben. In zwei Versammlungen sprach unsere Genossin RuthG u st a f s o n über„Die Verantwortlichkeit der Frauin der Gesellschaft". Ihr inhaltrcicher Vortrag schloß mitden Worten:„Nicht länger soll es unter unS verarmte, gequälteoder gleichgültige, sondern aufgeklärte, intelligente, freie Frauengeben, die ihre Verantwortlichkeit und ihre Aufgaben im Lebenkennen und diese Aufgaben unter vernünftigen und allen Glückbietenden Gesellschaftsverhältnisien auch erfüllen können."Leseabende.Köpenick. Montag, den 28. Juni, ö�/z Uhr. beim Genossen Stippekoh�Schönerlinder Straße.