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durchweg an der Peripherie(0., N., NW .) liegen, zurzeit in sehr lebhaftem Ausbau begriffen, dessen Abschluß in nicht allzuferner Zeit zu erwarten steht, so daß nach seinem Eintritt bald wieder eine Neu- einteilung gewünscht werden wird. Bemerkt sei hierbei, daß der die größte Wählerzahl enthaltende 26. Wahlbezirk an den dies- jährigen Ergänzungswahlen nicht beteiligt ist. Diesen S Stadtbezirken, welche 6 Stadtverordnete zu wählen haben, stehen 43 andere Bezirke mit 43 Stadtverordneten gegen­über." Diese durchaus einseitige Darstellung setzt einen Uneingeweihten gar nicht in die Lage, sich ein objektives Bild von der Sachlage zu machen. Wie liegen die Dinge in Wahrheit? Nach amtlicher Veröffentlichung betrug im Jahre 1S03 die Zahl der eingeschriebenen Wähler in der ersten Abteilung 123?, der zweiten Abteilung 32 211, der dritten Abteilung 343143. Für die dritte Abteilung entfallen also im Durchschnitt auf jeden Wahlkreis 7253 Wähler. Nach Bezirken geordnet stellt sich die Sache folgendermaßen dar. Es haben eingeschriebene Wähler: über 23 183 im 23. W a h l b e z i r k. 24 der Bezirke mit niedrigsten Wählerzahlen alle unter 6000, im Durchschnitt 5000 haben zusammen 120 000 Wähler. Annähernd die gleiche Zahl, und zwar 116 436, haben die acht Bezirke mit höchster Wählerzahl, das sind durchschnittlich 14 558. Alles das hat die Kommission in ihrem Bericht verschwiegen. Ja gegenüber diesen erheblichen Ungleichheiten wagt der Kommissionsbericht noch zu sagen: Wie aus den Plänen und der Statistik hervorgeht, würde nun jede Aendcrung in dem Bestände einiger Wahlbezirke eine Wer« schicbung der Grenzen sämtlicher Wahlbezirke(bis auf die eines einzigen) zur Folge haben, wodurch dann die Zugehörigkeit der jetzigen Stadtverordneten zu ihren Stadt- bezw. Wahlbezirken aus- gehoben wird und eine ganz anders geartete an deren Stelle tritt. Lediglich zum Ausgleich der Interessen der Wähler von fünf Wahlbezirken eine so völlige Zer- störung des Bandes einerseits zwischen den Wählern der übrigen 43 Wahlbezirke untereinander und andererseits zwischen ihnen und ihren Stadtverordneten herbeizuführen erscheint außerordentlich bedenklich: denn wir glauben, daß eine solche Umwälzung allzu häusig vorgenommen im Widerspruch steht mit dem Geiste der Städteordnung. da der Z 21 Abs. 3 St.-O. trotz des Gesetzes vom 1. März 1891 auch jetzt noch nach Möglichkeit als Grundsatz fest- gehalten werden muß. Mit Rücksicht hierauf hat die Kommission beschlossen, dem Magistrat zu empfehlen, zurzeit von einer Neueinteilung der Wahlbezirke der dritten Abteilung abzusehen. Berlin , im Februar 1909. Böhm, Stabtrat/ Der angezogene Z 21 der Städteordnung lautet im ent- scheidenden Satz: Alle Ergänzimgs- und Ersatzwahlen werden von denselben Abteilungen und Wahlbezirken(§ 14) vorgenommen, von denen der Ausgeschiedene gewählt war." Also das ist der Geist des Fortschritts, der im Magistrat herrscht, daß man sich auf längst und anerkannt veraltete Bestimmungen zu stütze» sucht, um solche Ungerechtigkeiten aufrechtzuerhalten. Die gewaltigen wirtschaftlichen Veränderungen im ganzen Stadtgebiete bedeuten für den Magistrat, vertreten durch Herrn Böhm, nichts. Ganz und gar absurd ist die Rebefloskel, daß bei einer Ver- Änderung der Wahlbezirk« die Zugehörigkeit der Stadtverordneten zu ihren Stadt- bezw. Wahlbezirken aufgehoben wird und ganz anders geartete Bezirke an deren Stelle treten. Würde man diesenGrund" als stichhaltig anerkennen, so müßten die gegenwärtigen unhaltbaren Zustände in der Einteilung auf ewig konserviert werden und an eine Acnderung wäre dann niemals zu denken. Dann aber ist es Unsinn, von einer Zusammengehörigkeit des Stadtverordneten zu seinem Wahlbezirk zu sprechen. Die Bevölkerung in den Wahlbezirken wechselt fortgesetzt; außerdem soll der Stadtverordnete nicht Kirch- . turmsinteressen eines Bezirks wahrnehmen, sondern sich als Ver- treter der gesamten Bürgerschaft fühlen, wie es so schön heißt. Man kann also den famosen Kommissionsbericht betrachten nach welcher Seite man will, immer wird man finden, daß er auch nicht der leisesten Kritik standhält. Wer aber einigermaßen lesen kann. erkennt den Ziveck nur zu leicht. Es stud lediglich Gründe politischer Natur, die seine Abfassung diktiert haben. O, Berliner Stadtsrcisinn, dein Name ist Reaktion! Die BevölkerungSvermehrung in Groß-Berlin. Im Gebiet der Stadt Berlin hat die BevölkerungSvormehrung sich in den letzten Jahren so sehr verlangsamt, daß schließlich für 1908 überhaupt lein Zuwachs mehr geblieben, sondern eine Minderung der Bevölkerungsziffer herausgekommen ist. Diese Er- scheinung ist zu erklären aus dem Sinken des ZuzugsüberschusteS, der zuletzt vollständig verschwand, so daß sogar ein Zuzugsdefizit sich ergab. Etlvas anders stellen sich nun die Verhältnisse dar, wenn die Betrachtung nicht auf das Gebiet der Stadt Berlin allein beschränkt, sondern auf den weiteren Kreis von Groß-Berlin erstreckt wird, das ja längst zu einer wirtschaftlichen Einheit geworden ist. Faßt man Berlin und die 26 am meisten mit ihm verwachsenen Vorortgemeinden zusammen, so zeigt sich, daß die Gesamtbevölkerung diese« größeren Gebietes auch in 1908 noch eine Vermehrung gehabt hat. Es wäre indes falsch, hieraus sofort den Schluß zu ziehen, daß Verlin seinen bisherigen Zuzugsüberschuß nur deshalb habe schwinden sehen, weil der Hauptstrom der Zuzüge mehr und niehr»ach den Vororten abgelenkt worden sei. Gewiß, der um Berlin sich schlingende Kranz von Vororten ist ausnahmefähiger, als Berlin selber eS noch sein kann. Zweifellos wird durch die Anziehungskraft, die von den Vor- orten ausgeht, der Bevölkerungszuwachs Berlins geschmälert, und diese Wirkung muß je länger je mehr hervortreten. Aber.es gibt zu denken, daß in den letzten Jahre» auch für viele der Vorortgemeinden die Bevölkerungsvermehruug sich doch merklich verlangsamt hat. Der Strom der Zuzüge ist eben für das ganze Gebiet Groß-Berlins minder reichlich als in den vorhergehenden Jahren geflossen. Weil eine einheitliche Fortschreibung der Bevölkerungsziffer für Groß-Berlin noch fehlt, müssen wir zur Beantwortung der Frage, wie stark die eingetretene Vcrlangsamung ist. die Ergebnisse der Pcrsonenstandsaufnahme benutzen, die alljährlich im Herbst zum Zweck der Besteuerung ausgeführt werde». Dabei wird ober nicht die ortsanwesende Bevölkerung gezählt, sondern nur die sogenannte Wohnbevölkerung unter Ausschluß der in Kasernen befind- lichen Militärpersonen und der Insassen von Krankenanstalten, Gefängnissen usw. Für Groß-Berlin wurde durch die PersoneustandSaufnahme der sechs Jahre 190303 eine Wohn- bevölkerung von 2 660 262. 2 772 620, 2 902 600, 3 033 707, 3 133 471, 3 181 059 Personen ermittelt, mithin stellte sich in den siinf Jahren 190403 der Zuwachs auf 112 358, 129 930, 131107, 101764, 45 583 Personen. Man sieht, wie ungünstig hier die Jahre 1907 und besonders 1903 abgeschlossen haben. Für Berlin allein wurde in den 6 Jahren eine Wohnbevölkerung von 1 893 665, 1 934 473, 1 978 078, 2 013 603, 2 027 980, 2 006 941 Personen ermittelt, mithin hatten von den fünf Jahren 19041903 die ersten vier einen Zuwachs von 40 813, 43 600, 35 730, 14172 Personen und daS fünfte einen Ver- lust von 21039 Personen. Für die Vororte allein ergaben die PersonenstandSaufnahmcn 766 597, 838142, 924 522, 1019 899, 1 107 491, 1 174 118 Personen, so daß der Zuwachs sich auf 71 545, 86 389. 95 377, 87 592.66 627 berechnet. Auch hier zeigt sich deutlich genug mindestens eine Verlangsam ung der Bevölke­rungsvermehrung. Lehrreich ist es, zu sehen, wie weit hieran die einzelnen Vor- orte beteiligt sind: doch wollen wir unS dabei beschränken auf eine Wiedergabe der Zuwachsziffcrn nur der nächstgelcgenen und größten Vororte. Von 1903 bis 1908 vermehrte sich die Wohnbevölkerung in Charlottenburg um 12529, 13052, 12058. 13301, 9547 lim ganzen von 206 046 auf 266 528), in S ch ö n e b e r g um 9137, 8931, 10 106, 9266, 3966 sim ganzen von 116 650 auf 158 006), in Wilmersdorf um 7934, 8354, 8687, 9183, 10607(im ganzen von 46 675 auf 91485), in Ripdorf um 18 672. 18 464. 20 309. 19 282, 14 021(im ganzen von 113 344 auf 204 092), in Rummels- b urg um 3508, 8437, 7239, 4749, 1363(im ganzen von 13 966 auf 44 817), in Lichtenberg um 2879. 4572, 7113, 6954. 4293(im ganzen von 45 932 auf 71 743). in Weitzensee um 666, 874, 1183, 911, 753(im ganzen von 35 503 auf 39 380), in Pankow um 1729, 2733, 4803, 2544, 2255(im ganzen von 24 289 auf 33 853), in Reinickendorf um 2069. 1894, 2001, 1761, 1264 (im ganzen von 18 231 auf 27 270). In den vorwiegend von einer- Arbeiterbevölkerung bewohnten Vororten tritt, das ficht man hier, die Minderung des Zuwachses besonders deutlich hervor. Diese Vororte haben die einen mehr, die anderen weniger dieselbe Erfahrung machen müssen, wie Berlin sie gemacht hat. Auch für sie hat der Zuzugs- Überschuß sich ermäßigt, weil auch ihnen dieWirtschaftSkrise mit ihrem Mangel an Arbeitsgelegenheit den Zu- fttom der Arbeiterbevölkerung gemindert hat. Zu den BcrkehrSprojekteu der westlichen Bororte. Es wird berichtet, daß der Eisenbahnminister die von den Gemeinden Wilmersdorf und Dahlem projektierte Untergrund- bahn und die- mit dieser Bahn zusammenhängende neue Ostlinie der Hoch- und Untergrundbahn als Kleinbahn zu- gelassen habe. Ueber die Projekte und die gegenwärtige Situation zwischen den Vororten haben wir dieser Tage erst das Notwendigste gesagt._ Der Kampf gegen die Schuudlitcratur wird am wirksamsten geführt, wenn dafür gesorgt wird, den Lesern guten Ersatz zu bieten. Zu diesem Zwecke ist die im Verlage der Buchhandlung Vorwärts, Lindenstraße 69, erscheinende Wochen- schritt:.In Freien Stunden" gegründet worden. Am 1. Juli hat ein neues Halbjahr begonnen. In diesem neuen Band gelangt der RomanStefan vom Grillenhof" von Minna KautSkh zum Abdruck, der sicher allgemeinen Beifall finden wird. Nebenher erscheint zunächst die NovelleES lebe die Gerechtia- keit" von Theodor Mügge. In Freien Stunden" ist zum Preise von 10 Ps. pro Heft durch alle Zeitungsausträger und Kolporteure zu beziehen. Probenummern fre» vom Verlag. Die Arbeiterfürsorge der Sterngesellschaft. Ein Leser schreibt uns: Ich unternahm Donnerstag mittag mit meiner Frau einen Ausflug nach Tegel und hatte hierbei Ge- lcgenheit. die Qualen eines Arbeiters, welcher bei der Sterntvcrft verunglückt war(ein Bein ist ihm van einem Balken zerquetscht worden), mit anzusehen. Der Arbeiter A., Brunnenstraße 57 wohnhaft, verunglückte nachmittags SM» Uhr im obigen Betriebe. Herr SanitätSrat Römer-Tegel ordnete an, daß der Verletzte, nach- dem er einen Verband erhalten hatte, mittels Krankenwagen nach Berlin zu bringen sei. Jedoch lehnte jede« Institut den Transport des Verunglückten ab, weil derselbe in keiner Kasse sei. Die Sterngesellschaft beauftragte zlvei Arbeiter, den Verletzten nach Berlin zu bringen. Dies geschah in der Weise, daß ein 17jähriger und ein 21jährig«r junger Mann den Verletzten nach Bahnhof Tegel und von dort nach dem Bahnhof Gesundbrunnen bringen sollten. A. wurde von der Reparaturwerft nach Bahnhof Tegel von den beiden jungen Leuten getragen, wobei das verletzte Bein herunterhing und A. vor Schmerzen laut jammerte und stöhnte. Auf dem Bahnhof Gesundbrunnen um 11 Uhr 7 Minuten angekommen, mußte nun der Aermste nach Brunnen- straße 57, seiner Wohnung, gebracht werden, was auch noch eine ziemliche Strecke ist, denn Nr. 57 befindet sich noch hinter der Stralsunder Straße. Dieser Qual mußte sich der Verletzte deshalb unterziehen, weil er keiner Krankenkasse angehörte. Er war seit Montag dort beschäftigt; es war aber bisher vergessen worden, denselben in einer zuständigen Krankenkasse anzumelden." Soweit die obige Darstellung. Wir können uns kaum denken, daß der Transport lediglich aus dem Grunde auf die sehr Primi- tive Weis« erfolgen mußte, weil der Verunglückte in keiner Kasse war. denn die Anmeldung zur Krankenkasse braucht nicht gerade am ersten Tage zu erfolgen. Die Kasse kann immer eintreten, wenn der Arbeiter in dem versicherungspflichtigen Betriebe beschäftigt ist. Aber abgesehen davon ist die Art, wie der verunglückte Ar- bester transportiert wurde, aufs entschiedenste zu rügen. Vom Schlesischen Bahnhof verschleppt und beraubt wurden zwei polnische Arbeiter, welche die Absicht hatten, loegen ArbeitSmangelS nach ihrer Heimat zurückzukehren. Im Wartesaale des Schlesischen Bahnhofes machten sie die Bekanntschaft von drei LandZleuten. die den beiden Polen versprachen, ihnen Arbeit zu verschaffen, und zu diesem Zweck mit ihnen nach Banmschulenweg fuhren. Dort führten sie die beiden Männer nach der Königsheide. wo sie sie nieder- schlugen und ihrer Barschast beraubten. Den Verbrechern gelang es leider, zu entkommen. Wie sehr die Geistlichkeit selbst dafür sergt» dem Gläubigen die kirchlichen tSinrichtungen zu verekeln, das lehrt wieder einmal ein Vorkommnis, das sich kürzlich anläßlich einer Beerdigung auf dem Friedhofe zu Wilhelmsberg abspielte. Bei dem Leichenbegängnis einer älteren, freiwillig aus dem Leben geschiedenen Witwe vom Ostbahnhof glaubten die Anver- wandten der Verstorbenen, ohne die übliche Grabrede des Herrn Pfarrers nicht auskommen zu können, und sie wandten sich zu diesem Zweck an den Pastor Nomberg von der Andreasgemcinde, der auch zusagte. Wie erstaunt waren jedoch die in der Friedhofskapelle Ver- sammelten,, als der Herr Pfarrer plötzlich erklärte, nur im Beisein der allernächsten Verwandten die Leichenfeier vollziehen zu wollen und auch dann auf seinem Entscheid beharrtc, als ihm bedeuket wurde, daß eine Scheidung oder Hinauslvcisung der Anwesenden an diesem Orte unmöglich erfolgen könne, zumal von den ungefähr 20 Anwesenden 16 zur Familie gehörten. Da dieses Verlangen allen Anwesend«» unverständlich war und wohl die Mutmaßung zuließ, der Pastor wolle den von der Kirche stets geächteten freiwilligen Tod der Frau zum Anlaß einer Kapuzinerpredigt machen, so wurde unter allgemeiner Ent- rüswng auf den geistlichen Beistand verzichtet und mußte der Pfarrer, da die Kutscher die Rückfahrt verweigerten, unvcrrichtctcr Sache auf eigene Kosten nach Hause fahren. Wenn die Geistlichkeit wie hier und in letzter Zeit des öfteren geschehen, die noch frommen Elemente in so grüirMicher Weise aufklärt, so bedarf es wirklich keiner Agitation für den Kirchen- austritt von unserer Seite. Ein empörender Anblick bot sich gestern mittag am Schlesischen Busch. In der Nähe der Brücke, nicht weit von der Anilinfabrik saßen Jungen und huldigten dem Angelsport. Das sah ein Schutz- mann. Er erweckte den Anschein, als wollte er dieSünder" fest- nehmen. Aber diese etwa in einem Alter von 8 und 12 Jahren waren schneller wie er und gaben Fersengeld. Der Mann wußte flch nicht anders zu helfen als den Säbel zu ziehen und den Jungen z-um Entsetzen der Zuschauer nachzueilen. Wäre die Situation nicht ernst gewesen, man hätte laut auflache» müssen. Ein EntriistungZ- ruf nach dem andern erscholl, aber weiter rannte der anscheinend ganz aus der Fassung Geratene, immer rufend: Haltet ihn I"«Haltet ihn!" Die zahlreichen, gerade zu Mittag gehenden Arbeiter waren ganz empört über diese Handlungsweise des Schutzmanns und ließen die Knaben ruhig laufen. Der Polizei- mann stellte darob die Arbeiter noch zur Rede, bekam aber Ant- Worten, die sich gewaschen hatten. Die Jungen waren in Sicherheit und der Schutzmann kehrte wieder um. Es ist unglaublich, in welcher Weise polizeiliche Organe gegen das Publikum, glauben vorgehen zu sollen. UebrigenS muß die Frage ausgeworfen werden: WaS hat ein Berliner Schutzmann auf Treptower Gebiet zu suchen? Bon den Wartezimmern der Aerzte. Uns geht folgende Zuschrift zu:Wer das zivcifelhafte Ver- gnügen hat, öfter Aerzte konsultieren zu müssen, der wird be- obachten können, in welch grober Weise selbst von diesen Personen in hygienischer Hinsicht gegenüber den Patienten gesündigt wird. Die Warteräume vieler Aerzte sind oft ein Hohn auf Hygiene und Bequemlichkeit der Kranken. In vielen dieser äußerst engen nüchternen Räume, in denen die Patienten wie die Heringe zu- sammengedrängt ihrer Konsultation harren, ist nicht einmal ge- nügend Sitzgelegenheit vorhanden, so daß Kranke oft stundenlang stehen müssen, und das sehr oft in äußerst schlechter Luft. Auch wird man in manchen Wartezimmern vergeblich nach einem Spuck- napf suchen, was besonders von Lunoen- und an Auswurf Leidenden sehr mißlich empfunden wird. Was jedoch zum schärfsten Protest herausfordert, ist die auf den Tischen der Warteräume aus- liegende UnterhaltungSlektüre, die durch jahrelange Benutzung sich oft in einem geradezu ekelerregenden Zustande befindet; ganz ab- gesehen davon, daß es in den meisten Fällen die schalste Ware ist, die hier ausliegt, wie:Woche", Kurbädcr- und chemische Präparate» retlame usw. Wenn auch die Absicht, den Patienten während der oft langen Wartezeit zu unterhalten, eine sehr verständliche ist, so darf jedoch nicht verkannt werden, daß die hier gewählte Form direkt schädlich wirkt. Wenn man bedenkt, daß Bücher täglich durch die Hände zahlreicher Personen gehen, die mit den verschiedenartigsten, oft auch ansteckenden Krankheiten behaftet sind und daß das Blättern in diesen Büchern meist durch Fingeranfeuchten vor sich geht, so ivird man zugeben müssen, daß solch eine UnterhaltungSlektüre ein: ständige Ansteckungsgefahr in sich birgt. So fand ich unlängst bei einem von 5trankenkajsenmitglicdern stark in Anspruch genommenen Arzt eine Anzahl Hefte derWoche", die ich bereits 1904 durch- blättert hatte, und, wie sich hierbei denken läßt, in einem Zustande, als hätten sie jahrelang im Schmutz gelegen. Da nun solche Erscheinungen in de» Warteraumen sich nicht vereinzelt vorfinden, so muß man sich doch fragen: Sollte denn der Arzt als Hüter der Volksgesundheit diesen Schmutz im eigenen Hause nicht selbst bemerken? Oder ist für den Kassenpatienten jeder Dreck gerade gut genug, auch wenn er ihm gesundheitlich schädlich ist? Will man schon nichts für einen Wandschmuck«er am besten geeignet wäre, den Kranken zu unterhalten anwenden, dann unterlasse man diese UnterlzaltungSlektüre, Sie verbietet sich von selbst! Die Patienten werden in ihrem eigenen Interesse gut tun, rücksichtslos auf Beseitigung solcher sich vorfindenden Mängel zu dringen." Feuerwehrbericht. In der letzten Nacht um 3 Uhr wurde die Feuerwehr wegen eines Ladenbrandcs nach der Essenerstr. 19 alar­miert, Preßkohlen und andere Vorräte standen dort in Flammen. Früh um 5 Uhr brannten Preßkohlen in der Ramlerstr. 23. Wegen einer Gasexplosion erfolgte ein Alarm nach der Prinzenallee 161. Der Materialschaden war nicht bedeutend und Personen sind nicht ernstlich verletzt. Hutformen wurden in der Blumenstr. 30 ein Raub der glommen. Der 15. Zug wurde am Sonnabend früh nach dem rechten Spreeufer gerufen, wo auf dem Hinterland der Straße Alt- Moabit ein großer Dampfkran umgefallen war. Personen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. Der 9. Zug rückt« nach dem Hafenplatz aus. Dort war vor dem Hause Nr. 10 der Schüler Walter Knop, Wilhelmstr. 16 inS Wasser gefallen und ertrunken. Die Leiche tvurdc von der Polizei beschlagnahmt. Betten usw. brannten Steltiner Straße 57, Wäsche und anderes Petersburger Straße 67, Preßkohlen aus dem Nordbahnhof und anderen Stellen. Ein großer Fabrikbrand wurde nachts aus Weißensee, Lehderstt. 34/35 gemeldet, wo Pack- Materialien, Warenvorräte in der dortigen GlaSprlSmenfabrik brannten. Vorort- pfacbncbtem Nixdorf. AnS der MagifiratSfitznng. Dem Verband Deutscher Architekten- und Jngenieurvereine wird für eine Publikation über die Wohn- Häuser der deutschen Städte ein einmaliger Beitrag von 50 M. bewilligt. Der Vorsitzende gibt Kenntnis von dem den Eingang der Kündigung des Vertrages bestätigenden Schreibens der Berliner ElektrizitätS -Werke. Der Vorsitzende gibt Kenntnis von der Ver- fügung der königlichen Regierung betreffend den Schulbau Thomas- straße und den im Anschluß daran gepflogenen Verhandlungen. Der Magistrat beschließt die Umwandlung von vier Klassenräumen in zwei Zeichensäle im alten Gebäude. Der Magistrat bewilligt die Uebcrlassung des Spielplatzes an der Lessingstraße und bei schlechtem Wetter der Turnhalle bezw. des Schulhofs in der Lessingstraße an die Stadt-Ferien-Kolonie des freiwilligen ErziehnngSbeiratS zur Benutzung während der Sommerferien. Der Vorsitzende gibt Kenntnis von dem Schreiben des KreisauSschuffeS Teltow, in welchem dieser die Kündigung der Mitbenutzung des KreiSkrankenhanses in Britz annimmt. Der vorgelegte Entwurf für die Umgestaltung der Gartcnanlagen auf dem Bahnhofsvorplatz in der Bergstraße wird genehmigt. Wilmersdorf -Halensce. Aus der Organisation. Am Dienstag, den 29. Juni, tagte im Gesellschaftshaus(früher Luisenpark ). Wilhelmsaue 112, die Mit­gliederversammlung deS WahlvereinS. Genosse Hilbiz referierte über das neue OrganisationSstatut und fand mit seinen Ausfiihruiigen den Beifall der Versammelte». Nach stattgcfundcner Diskussion wurde folgender AbänderungSantrag beschlossen, dein§ 23 Absatz 1 anzufügen:oder sich dauernd weigert, ihm übertragene Partei- arbeiten zu verrichten". Hierauf erstattete Genoffe GoddäuS den Kaffenbericht für das 2. Quartal. Einnahmen 493,20 M., Ausgaben 469,56 M., Bestand 28,64 M. Der Vorsitzende teilte noch mit. daß sich am Orte ein Jugendauöschuß gebildet hat, dem folgende Genossen angehören: Birnstengel, Goldbcrg, Jacob, Kämpfer, Alfred Riedel und Tucker-