gcschlajzcn. Die Mannschaften wußten gar nicht, weshalb sie von dem Vorgesetzten mißhandelt wurden. DaS Oberkriegögericht er- kannte auf eine Strafe von einem Jahr Gefängnis sowie auf Degradation!— Also auch hier brachte nur ein Zufall die skandalösen Massenschindereien an den Tag. Wie lange soll da noch die Reform des Beschwerderechts auf sich warten lassen?! Nach Lehrnann Oriola. Auch der hessische Graf Oriola hat jetzt seinen Austritt ans der nationalliberalen Partei erklärt. Er motiviert seineil Austritt damit, daß er sich der durch FraklionSbeschlüsse erfolgten Bindung in Fragen der Reichsfi nanzreform mit Rücksicht auf die seinen Wählern gegebenen Versprechungen nicht unterwerfen könne. Zudem sei ihn, mitgeteilt worden, daß sein Verbleiben als Landes- Vorsitzender des Bundes der Landwirte für Hessen der Fraktion als unvereinbar mit seiner Zugehörigkeit zur nationalliberalen Partei erscheine. Vor der Entscheidung gestellt, gebe er der Zugehörigkeit zum Bund der Landwirte den Vorzug. Zum Austritt der Abgg. Oriola und Lehmann schreibt die„Kölnische Zeitung ": »Wir finden den Austritt durchaus verständlich und eS ehrt nur beide Herren, daß sie ihrer unwahren und falschen Lage ein Ende bcreitetcir. Allerdings müßten sie noch einen Schritt weitergehen und ihr Mandat niederlegen. Sie sind als Mitglieder der nationalliberalen Partei gewählt, und es wäre daher nur angemessen, daß sie nach Austritt aus dieser Partei ihren Wählern die Frage vorlegen, ob sie unter den veränderten Verhältnissen noch ferner ihr Vertrauen besitzen, eine Frage, die nur durch eine Neuwahl be- antwortet werden kann." Von der preuftisch-deutschen Ausweisungspraxis. In Metz wurde der Schreiner Kunze, ein Oesterreicher, aus- gewiesen. Er arbeitete seit fünf Jahren in Metz . Da wurde er drei Monate krank. Der Unternehmer gab ihm das Versprechen, daß er bei seiner Gesundung wieder an seinen alten Play gestellt werde. Der Unternehmer hielt aber das Versprechen nicht. Deshalb traten die Kollegen K.'S m den Ausstand, obwohl dieser gebeten hatte, seinetivcgen nichts zu unternehmen. Die Behörde aber sah in rhm den Hetzer und Aufwiegler und trotz seines Einspruches wurde K. ausgewiesen— binnen 24 Stunden mußte er Elsaß-Lothringen ver- lassen._ frauhmcb. Tie französischen Sozialisten und der Zarenbesuch. Paris , 3. Juli. (Eig. Ber.) Gestern führte Genosse I a u r ö s seine Rede über die allgemeine Regierungspolitik zu Ende und nahm hierbei die Gelegenheit wahr, die Mei- nung des französischen Proletariats über den bevorstehenden Zarenbesuch auszudrücken. Unser Genosse sprach in der Form sehr gemäßigt, trotzdem wurde er vom Präsidenten, dem be- rühmten Republikaner B r i s s o n, unterbrochen, und der Minister des Aeußern hielt sich für verpflichtet, durch einen wütenden Protest kundzutun, in welches Verhältnis die Bour» geoisrepublik zum Zarismus geraten ist. Genosse Jaurds erklärte zunächst, daß auch er das Prinzip der Nichteinmischung in die innere Politik anderer Staaten anerkenne und daß er sich auch den Zusammenkünften der Staatsoberhäupter, die der Festigung des Friedens dienen, nicht widersetze. Aber bei der Wahl des Augenblicks müsse man Rücksicht auf gewisse moralische Regeln nehmen, die man nicht ungestraft verletzen könne. Der Redner sagte darüber folgendes:„Darum waren meine Freunde und ich sehr erstaunt, als wir vor einigen Wochen erfuhren, daß der Präftdent der französischen Republik die Verantwortung einer Reise nach Rußland auf sich nehme, in einem Augenblick, wo dort unten die Pelotonfeuer sich ver- vielfachten, die Galgen allenthalben sich erhoben und die edlen Söhne des russischen Volkes gemartert wurden, weil sie für die Freiheit gekämpft hatten. Sie haben uns oft die Ar- beiterklasse Englands vorgehalten, als aus kühl bedächtigen Männern zusammengesetzt, die stets das nationale Interesse im Auge haben. Diese Leute aber haben sich in dem Fall, von dem ich spreche, nicht gefragt, ob es für England ein Interesse gebe, den offiziellen Repräsentanten Rußlands zu schonen. Sie haben sich nur einer einzigen Sache erinnert: der Füsilladen und der Greuel, die dort unten be- gangen werden, und darum wird man ebensowenig wie in Cherbourg in Cowes den Zaren landen sehen. D a s S ch i f f des mörderischen Zarismus wird gleich einem Strolch umher st reiche n." An dieser Stelle unterbrach wütendes Geschrei der bürgerlichen Abgeordneten den Redner. Brisson erklärte, diese Sprache sei gegenüber einem„Bundesgenossen" unzulässig, und Herr Pichon ver- sicherte, Frankreich sei glücklich, den Zaren zu empfangen. der nicht nur sein Freund sei, sondern auch wirksam für den internationalen Frieden arbeite. Jaurds erwiderte darauf nur kurz, daß die russischen Kämpfer und Märtyrer in Frankreich nicht minder als in den anderen Ländern leidenschaftliche Bewunderung erwecken. Daß die radikalen Herren der Republik vor dem Zaren öffentlich katzbuckeln, könnte man am Ende noch, wenn auch nicht rechtfertigen, so doch ans die mit politischer Unfähigkeit nicht selten verbundene„diplomatische" Korrektheit zurück- führen. Geradezu skandalös aber ist es, daß sie, statt be- schämt oder vorsichtig stillzuschweigen, sich noch anmaßen, ihre Würdelosigkeit als patriotisches Gesetz auszugeben. In der „Aurore", die von der Regierung über Wasser gehalten wird, vermutlich, damit Clemenceau nach seinem Sturz wieder sein altes Organ parat finde, beklagt heute der Deputierte C h a i g n e den Zaren, der zu soviel Vorsichtsmaßregeln ge- zwungen sei, weil seine Gegner vor Gewalt und Blut nicht zurückschrecken. Gewiß, meint der edle Demokrat, könne man nicht alles, was in Rußland geschehe, billigen, aber man solle doch Nikolaus Bemühungen um den inneren und äußeren Frieden nicht verkennen und an die Er- richtung der Duma und an die Haager Konferenz denken. Die „Nation " billigt fast einstimmig die Erklärungen Pichons. Man braucht diesen Auslassungen nichts hinzuzufügen. Sie enthüllen die ganze Verkommenheit des bürgerlichen Radikalismus._ Kulturkampf-Komödien. Paris , 4. Juli. (Eig. Ber.) Seit einiger Zeit betreibt die dourgcois-radikale Presse die Pfaffenfresserei wieder mit demonstra- tivem Eifer. Wenn man Blätter vom Schlag der„Lanterne" liest, wäre man versucht zu glauben, die Republik sei von einer Revolte der Bischöfe bedroht und nur Gewaltmatzregeln gegen die Geist- lichen und der Zusammenschluß aller Republikaner ohne Unterschied der Klasse und der sozialen Anschauungen könnte sie aus dieser Gefahr retten. In Wirklichkeit besteht die„Revolte" darin, daß die Kirche die ihr durch das TrennungSgefetz gewährte Freiheit an- wendet, auf ihre Anhänger mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln des seelischen Zwangs einzuwirken. Die Bischöfe„ver- dämmen" die antiklerikale Gesetzgebung, sie bedrohen die Käufer von liquidierten Kirchengütern mit der Exkommunikation,«ver- bieten" die Verwendung von Lehrbüchern, die ihnen mißsallen, in den katholischen Familien usw. Einige von ihnen sind deshalb bor Gericht gestellt worden, mit verschiedenem Resultat. Aber an diesen Verfolgungen kann nur die jakobinische Unduldsamkeit Gefallen finden. Denn mag das Vorgehen der Bischöfe den Gegnern der Kirche noch so unwillkommen s�n. so ist doch jedem, der das Prinzip der„freien Kirche im freien Staat" anerkennt, klar, daß eine Be- kämpfung des Einflusses der kirchlichen Oberen nur durch die fortschreitende Aufklärung der Massen möglich ist. Die Forderung nach gerichtlichem Einschreiten gegen die geistlichen Gegner der Trennungspolitik geht nicht selten von Leuten aus, die bei all ihren antiklerikalen Phrasen in der Tiefe ihres Gemütes oder doch in ihren gesellschaftlichen Konventionen von den kirch- lichen Vorschriften abhängig geblieben sind und die Freidenkerei gerne mit dem Anspruch auf die„Gnadenmittel" und die religiösen Zeremonien verbinden möchten. Im Grunde ist der Gedanke, daß man einen Bischof strafen solle, der jemandem die höllischen Strafen androht, nur bei einem Menschen möglich, dem diese Vorstellung wirklich eine gefährliche Drohung bedeutet. Die französischen Sozialisten haben jedenfalls keine Lust, eine Politik mitzumachen, die die Volksmassen für die von der Regie- rung verübten zahllosen Gesinnungsverfolgungen damit ent- schädigen soll, daß diesen außer den Gegnern der bürgerlichen Ge- sellschaft auch ein paar Reaktionäre zum Opfer fallen. Dies haben insbesondere die Genossen S e m b a t und Bracke in der „Humanite" deutlich ausgesprochen. Den Radikalen möchte eS ja sicherlich passen, wieder einmal das Volk in der antiklerikalen Politik festzuhalten, um sich der Einlösung ihrer sozialreforme- rischen Versprechungen zu entziehen, aber die Massen haben in den letzten Jahren Erfahrungen genug gesammelt, um zu wissen, daß es auch ein freidenkerisches Eiapopeia gibt, womit man«das Volk, den großen Lümmel", einlullen möchte. Neue Enihüllunsstn über russische Lockspitzel«. Paris , 6. Juli. (Privatdepesche des„Vorwärts".)' In der„Humanits" veröffentlicht der Sozialrevolutionär B u r z e w, dem die Entlarvung des A z e w zu danken ist, einen Artikel, in dem er sich zu beweisen erbietet, daß der Chef der russischen Geheimpolizei in Paris , Harting, Ritter der Ehrenlegion , niemand anderes sei als ein gewisser Abraham Hekkelmann, der unter dem Namen Michael Landesen vor 19 Jahren in Paris als An- stifter eines Dynamitattentates gegen den Zaren Alexander III. zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Landesen, der damals als eifriger Revolutionär galt, hatte das Attentat vorbereitet und in Paris ein Laboratorium zur Anfertigung von Bomben eingerichtet. Die Pariser Polizei entdeckte„rechtzeitig" das Attentat und arretierte die Revolutionäre in ihrer Werk- statt. Aber Landesen war verschwunden und wurde nur in contumaciam verurteilt. Burzew behauptet, auf Grund jahrelanger Untersuchungen nunmehr die Ge- wißheit gewonnen zu haben, daß Landesen in Rußland unter oem Namen Harting zu dem orthodoxen Glauben über- getreten, in den Dienst der Polizei getreten und dem Person- lichen Sicherheitsdien st des Zaren zugeteilt wurde. Dann wirkte er im Ausland, auch in Berlin , und schließlich als Chef der russischen Geheimpolizei in Paris . Als solcher erhielt er auch das Kreuz der Ehrenlegion. Burzew hat in einem Brief an den Justizminister eine Untersuchung und eventuell die Verhaftung H a r t l i n g s verlangt. Clemenceau hat auf die Anzeige Burzews hin sich bereit erklärt, eine Unter» suchung einzuleiten, und der„TempS" erklärt, an- scheinend offiziös, im Falle, daß Burzew seine Anklagen be- weisen könne, werde die Regierung nichtzögern, Hart- ling auszuweisen und den Lockspitzel aus den Listen der Ehrenlegion zu streichen. Dieser neue Fall von russischer Korruption erregt hier großes Aufsehen und ist nicht gerade geeignet, die Stimmung für den bevorstehenden Zarenbesuch zu verbessern. " Deutsches Beispiel. Die S ch a u m w e i n st e u e r, die der schwarze Schnapsblock gestern angenommen hat, kam heute in der französischen Kammer zur Sprache. Bei Beratung des Zolltarifs erklärte der Präsident der Zollkommission Klotz gegen die geäußerten Befürchtungen, das Ausland werde gegen die erhöhten französischen Zölle Re- Pressalien anwenden:„Frankreich habe keine Repressalien zu befürchten, denn es zeige sich gemäßigter, als andere Na- tioncn. Besonders von feiten Deutschlands habe Frankreich keine Repressalien zu befürchten, da Frankreich bezüglich der Spe- zialisierungen nur dem Beispiele Deutschlands folge. Der Reichstag habe soeben in zweiter Lesung neue Abgaben auf Kognak und Champagner genehmigt; er, Redner, hoffe aber, daß in der dritten Lesung diese Abgaben nicht aufrecht erhalten würden. Klotz erklärte schließlich, Frankreich beschränke sich darauf, das zu tun, was alle Welt schon früher getan habe." Man sieht, die Schutzzöllner der verschiedenen Länder arbeiten sich gegenseitig in die Hände. Spanien., „Begnadigung". Gereizt und erbittert durch das Schreckensregiment übermütiger Kapitalisten, die Männer, Frauen und Kinder unsäglicher Ver- gewaltigungen aussetzten, eröffnete die spanische Arbeiterschaft vor sechs Jahren den berühmten Streik von Alcala del Volle ein, jenen Streik, der schließlich durch das Militär nieder- getrampelt wurde. Die Regierung hat damals fünf Mann inS Gefängnis geworfen. Am letzten Freitag endlich wurden die Opfer dieses tyrannischen Regierungssystem» fteigelassen. nachdem die eindringliche und energische Agitation der spanischen Arbeiterschaft zu gunsten der Eingekerkerten jahrelang fruchtlos geblieben war. Von den fünf Gefangenen konnten nur noch vier der königl..Gnade" teilhaftig werden— der fünfte, Salvador Mulero mit Namen, ist vor einigen Wochen im Kerker gestorben.... England. Gegen den Zar«,. Gegen den Besuch des Zaren hat die Fabian Society in einer großen Versammlung in der Londoner Memorialhalle folgende Resolution gefaßt: „Die Versammlung bedauert den Entschluß, dem russischen Zaren bei Gelegenheit seines Besuches auf der Insel Wright irgend einen offiziellen Empfang oder eine öffentliche An- erkennung zu teil werden zu lassen, denn diese Veranstaltungen sind geeignet, die Gefühle des Abscheues zu ber- dunkeln oder zu maskieren, mit denen das blutige und tyrannische System des russischen Absolutismus in England betrachtet wird." perfien. Zur Lage. lieber die neuesten Ereignisse liegen heute verschiedene Mel- düngen au? russischer Quelle vor. Danach rückte eine Abteilung dex in Kaiidsh stehenden Kosakenbrjgade gm letzten Sonn- abend aus taltischen Gründen nach Schahabab SuS, wo sie von den Fidais in ihrer Karatvanserei angegriffen wurde. Wegen der hohen Mauern dieses Standquartiers konnten die Kosaken von ihrer Artillerie keinen Gebrauch machen. Als aber die Revolu« tionäre von einem nahegelegenen Turme das Feuer eröffneten, stellten die Kosaken Durchbrüchc tn der Mauer her und eröffneten ihrerseits ein Artilleriefeuer, durch das sie den Gegner nach siebenstündigem Kampfe in die Flucht schlugen. Die Verluste der FidaiS betragen 12 Tote und IS Verwundete, auf feiten der Kosaken fielen 1 Offizier und 3 Mann. Die FidaiS konzentrieren sich in K a r i d s h, wohin sich S i p a h d a r begeben hat. Um den Vormarsch SipahdarS und seiner Bachtiaren aufzuhalten, hatten sich russische und englische Abgesandte in sein Lager begeben. Dieser versprach nur dann den Vormarsch einzustellen, wenn die Ford«- rungen der Endschumen völlig erfüllt würden. Diese laufen dar» auf hinaus, daß die Endschumen die ganze Macht an sich reißen wollen. Die Minister und Gouverneure sollen von ihnen ernannt, alle Arsenale und Truppen übergeben, alle Bürger mit Ausnahme der FidaiS entwaffnet werden und ein« Bachtiaren- abteilung und Fidais in Teheran als Hüter der Konstitution verbleiben. Ferner fordern sie den Abzug der Russen und Auflösung der Kosakenbrigade. In Teheran macht sich eine armenierfeindliche Ve- weg ung bemerkbar. Der armenische Erzbischof rief die Unter- stützung der russischen Gesandtschaft an. Die Panik in der Hauptstadt dauert cm, die Basare sind noch immer geschlossen. Die Som'merfrischen in der Umgegend sind in Gefahr. Der Fi- nanzminister Kawwan cd Dauley und der ehemalige Minister- Präsident Muschir es Sultaney hißten türkische Flaggen und er- klärten sich für türkische Untertanen. Der Postverkehr auf der russischen Straße ist eingestellt. Hus der Partei. Zum fünften Mal.» Am Donnerstag siegte in Moisling bei Lübeck in der Gemcindevorstandswahl unser Genosse Strub mit IVO Stimmen gegen den bürgerlichen Kandidaten, der 16 Stimmen erhielt. Es ist dies die fünfte Gemeindevorstandswahl in MoiS- ling die mit dem Siege des sozialdemokratischen Kandidaten endete. Bisher hat die Aufsichtsbehörde jedoch stets die Bestätigung versagt. AuS dem Wahlkreise Miilhausen». Elf. Die Generalversammlung des sozialdemokratischen Kreis- Vereins Mülhausen i. Elf., die am letzten Sonntage stattfand, beschloß einstimmig, das Bedauern darüber auszusprechen, daß die vom Landesvorstande in Straßburg auf den 1. August dieses Jahres nach Colmar einberufene Generalversammlung der sozialdemokratischen Partei Elsatz-Loth- r i n g e n s nicht als öffentliche Versammlung einberufen worden ist, wie es die vorjährige Landesversammlung vorgc- schlagen hatte. Die Kreisversammlung beauftragte die Delegierten, auf der Landesvcrsammlung mit aller Entschiedenheit für die volle Oeffentlichkeit späterer L a n d e s ver s a m m l u n g e n einzutreten. Referent und Diskussionsredner vertraten überein. stimmend die Ansicht, daß gerade das, was als Grund gegen die öffentliche Verhandlung angeführt wird, nämlich der zum Teil unbefriedigende Stand der Organisations- und Kassenverhältnisse, für die öffentliche Erörterung spricht. Nur durch öffentliche Be- sprechung der Zustände könne die Gleichgültigkeit der großen Masse im Lande überwunden werden. An den BezirkStagSwahlen im Herbste soll sich die Partei in allen Kantonen beteiligen, in denen die Arbeiterbevölke- rung ernsthaft in Betracht kommt und die Organisation entsprechend stark ist. Das ist in fast allen clsässischen Kantonen der Fall. Während inLothringen die Vartciorgamsation noch auf allzu schwachen Füßen steht._ Die Juacndgcschichte einet Arbeiterin. Die Genossin Zetkin wünscht zu wissen, welche Veranlassung zu unserer Erklärung in Nr. 14g des„Vorwärts" vorgelegen hat. Wir wollten durch die Erklärung feststellen, daß, wenn in dieser Sache Überhaupt ein Mißverständnis vorlag, es jedenfalls nicht uns zur Last fallen konnte. Da dies aus der in der„Gleichheit" veröffentlichten Erklärung nicht mit genügender Deutlichkeit zu ersehen war, haben wir eS ausdrücklich hervorgehoben. _ Buchhandlung Vorwärts. Der neue Borstand der Unabhängigen Arbeiterpartei Englands. Da Keir Hardie . Ramsy, Macdonald. Phillip Snowden und Bruce Glasier ihre Acmter im Verwaltungsrat der Jndependent Labour Party(Unabhängige Arbeiterpartei) niedergelegt haben, war eine Neuwahl erforderlich. Es wurden gewählt: W. C. Anderson mit 64S1, Mary R. M c A r t h u r mit bgS2, I. R. ClhneS(Parlamentsmitglied) mit 4286 Stimmen und George LanSburh mit 4296 Stimmen. Aus dem russischen Partcileben. Vor kurzem fand eine Konferenz der Sozialdemokratie Lett- lands statt, auf welcher fast sämtliche städtischen Organisationen des lettischen Teiles der Ostseeprovinzen vertreten waren. Aus den Berichten der örtlichen Organisationen ist ersichtlich, daß sich die Bewegung erfreulicherweise fast allerorts festigt und ausbreitet. In den Städten werden annähernd 3000 und auf dem flachen Lande etwa 1800 organisierte Arbeiter gezählt, so daß die Zahl der Mitglieder der Sozialdemokratie Lettlands sich gegenwärtig fast auf 5000 beläuft. Besondere Fortschritte hat die Parteiorganisation in Riga zu verzeichnen, wo die Zahl der Mitglieder die Höhe von 2500 er- reicht hat. Die Organisation trägt trotz der unglaublich schwierigen polizeilichen Verhältnisse einen weit demokratischeren Charakter, als das vor 1905 möglich war. Das leitende Organ ist die städtische Konferenz, die alle anderthalb Monate zusammentritt und deren Mitglieder von je 150 Mitgliedern der Organisation gewählt werden. Auf der Konferenz wird das städtische Parteikomitee ge- wählt, das die praktische Tätigkeit leitet und die Verfügungen der Konferenz ausführt. Die propagandistische Tätigkeit wird von einer besonderen Institution geleitet. In den RayonS wird die Propaganda fast ausschließlich von Arbeitern allein geführt. Auch die Einnahmen der Organisation(300 bis 400 Rubel im Monat) be- stehen ausschließlich aus den Mitgliederbeiträgen der Arbeiter. Außer einer ganzen Reihe theoretischer Zirkeln, finden wöchentlich vier bis fünf größere Versammlungen organisierter Arbeiter statt, die insgesamt von 300 bis 400 Arbeitern besucht werden. DaS Zentralorgan der Sozialdemokratie Lettlands „Der Kampf", wird in Riga in einer Anzahl von etwa 2� Tausend vertrieben. Ferner wurden während der Berichtszeit etwa 30 000 Flugblätter in lettischer und etwa 15 000 in russischer Sprache verbreitet. AuS den Berichten auf der Konferenz ist ferner hervorzuheben. daß das Zentralkomitee der Sozialdemokratie Lettlands vom 1. Januar bis 1. Mai 230 000 Exemplare verschiedener Druck- schriften in seiner Geheimdruckerei angefertigt hat, die sämtlich wohlbehalten verbreitet wurden. Die polizeiliche Auf- Hebung einer Geheimdruckerei hat die weitere Heraus. gäbe von Druckschriften nicht verhindern können. polireikckc«, Oerlthtlidyea uTxo, Eine mißglückte Staatsaktion. Genösse Stolt in Königsberg erhielt kürzlich vom Schöffengericht 14 Tage Gefängnis, weil er bei den Wahl» rechtsdemonstrationen am Sonntag, den 31. Januar. die Schutzleute beleidigt, einen„Gefangenen" befreit und Wider» stand gegen die Staatsgewalt geleistet haben sollte. Die Be» rufungsinstanz sprach ihn am Montag von all diesen„Verbrechen" jrei und legte die Gericht-kolten der StagtSkasse aus,
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