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ünS einem Sohn mittels Gas vergiftet. Die am schiversten ver- giftete Tochter wurde mit einem Bratschen Sauerstoffapparat er- folgreich behandelt. Alle drei wurden dann auf ärztliche?lnordnung nach dem städtischen Krankenhause in Moabit   gebracht. Das Motiv zur Tat ist nicht bekannt. Nur dem Umstände, daß Hausbewohner durch den Gasgeruch beunruhigt wurden, sofort die Feuerwehr alarmierten und diese gleich mit Rettungsapparaten erschien, ist die Rettung der Familie zu verdanken, Ein Waldbrand verursachte gestern nachmittag im Forst bei FriedrichShagcn nicht unerheblichen Schaden. Nicht weit von der Station Hirschaarten kam das Feuer zum Ausbruch. Die alar- mierte Friedrichshagener   Feuerwehr hatte längere Aeit mit dem Löschen des Brandes zu tun. Wahrscheinlich liegt fahrlässige Brand- stiftung vor. Da» Feuer dürfte durch ein achtlos fortgeworfenes brennendes Streichholz hervorgerufen worden sein. Ein Bodenirand kam gestern in dem Hinterhause Lindenstr. 69 s, vorwärts"-Gebäude) ans nicht ermittelter Ursache ouS. Das hier lagernde, in Brand geraten« Papier verbreitet« einen solchen Onalm, daß di« sofort herbeigerufene Feuerwehr zunächst mit dem Rauch- Helm nach dem Brandherde vordringen mußte. Die Gefahr war bald beseitigt, vernichtet sind zahlreiche Abdrücke für die Wochenschrift .In Freien Stunden". Ein Feuerivehrmon« war vom Rauch sehr mitgenommen, erholte sich ober in der frische» Luft bald wieder. Da? Walhalla-Bariett-Theater setzt auch in den Hund»tagen seine Borstellungen fort. Da» neue Programm«»thält eine Reihe recht guter Nummern. Als leistmmsfähige ÄesangS-Duettisten er- weisen sich Leopold und Falkoni. Auf dem Gebiete der Gymnastik betättgt sich das Trio Bernhardt und die Chinesinnen Li Chon Fou und Magin«, letztere in geradezu formvollendeter Weist. Besonders hervorgehoben feien die Leistungen von Gerhardt Mohr als Springer, Dieser jung, Mann springt mit Leichtigkeit über lg hintereinander mit aufgepflanztem Bajonett ausgestellt« Soldaten hinweg. Von Interesse ist die im Garten erfolgende Vorführung eines von einer Dame gerittenen, gut dressierten Stieres. Im Apollotheater bilden nach wie vor Haxtsteln in seiner Ver- wechSlimgSkomödt«; Er oder Sr und der Humorist Jean Paul   mit feinen Schlagern den Clou des Abend». Daneben sind aber auch »och einige ander« tüchtig» Kräfte tätig. Herr Schindler leistet auf musnalischtm Gebiets vorzügliches. Mit Hilf« ganz ei, stacher Mundharmonikas spielt der Künstler die schwierigsten Konzertstücke. Die v n c a s produzieren sich als elegante Handstaiidlünstler, wobei die Dam« Kräfte entwickelt, die die Redensart von dem schwachen Geschlecht zu schänden machen. Wer ist der Tote? Am 2. Juli er. ist im Grunewald-Forst  . Jagen 70, in der Nähe des Freibades ein etwa 40 Jahre alter Mann erschossen aufgefunden worden. Die Leiche war bereits stark verwest, das Gesicht unkenntlich. Sie mag annähernd zehn Wochen dort gelegen haben. Der Mann ist etwa 1,70 Meter aro«, die Zähne sind vorn vollständig. Bekleidung: Schwarzes Beinkleid, grau aus- geschnittene Weste und Jackett, Grauer Somnierllberzieber, graue Strümpfe, Zugstiefel mit zerrissenen Sohlen, grüner Schlapphut. graue« Trikothemd, weißleinene» Chemisett, schwarze klein« Schleife. Anscheinend handelt e« sich um einen Kellner. Vorgefunden hat man bei der Leiche einen Revolver, runden Taschenspiegel, kleine» Taschenmesser mit Perlmutterschalen, weißes Taschentuch ohne Zeichen. Die Leiche befindet sich in der Leichenhalle Schildhorn. Eventuelle Nachrichten über die Persönlichkeit des Toten werden zu 2SS0. IV 16. 09 an das Polizeipräsidium erbeten. Sin»raune» Lederpertemonnaie mit Inhalt ist gestern gefunden worden. Da der Inhalt darauf schließen läßt, daß ein armer Teufel der Verlierer war, möchte der Finder dem Verlierer wieder zu seinem Eigentum verhelfen und soll sich der letztere bei Döhling, Brunnenstr. 79 melden. Em gleicher Fund wurde auf einem Sand- hausen am Nordufer gemacht. Dieser Verlierer soll sich im Hause Buchstr. 6 melden. Arbelter-Sainariterkolonne. Mittwoch, abends 9 Uhr, Vor- tragSabend der b. Abteilung in Rixdorf bei Kaufhold, Erkftraße ö. Vortrag über Verbrennungen Erfrierungen Hitzschlag Blitzschlag Beschädigungen durch Elektrizität. Daran an- schließend praktische Uebungen. Donnerstag, abends. 3. Abteilung in Schöneberg   bei Wielach, Grunewaldstr. 110. Es spricht Herr Dr. Max Großmann, Speierstx. 1« über Herzkrankheiten.' Vorort- fliaebnebten. Rixdorf. Durch einen Radfahrer nm sein Leben gekommen ist der 41 Jahre alte Kaufmann Paul Schmidt aus der Hermannstraße 64 zu Ripdorf. Der Mann wurde am Sonntag vormittag um 10 Uhr auf dem Hermannplatz von dem IS Jahre alten Gymnasiasten Wolfgang W. so unglücklich angefahren, daß er hinfiel und be»- sinnungSloS liegen blieb. In seiner Wohnung starb er an einem Schädelbruch und Bluterguß in das Gehirn. Die Leiche wurde beschlagnahmt. Sonderbare Ferienkolonien. Aus Rixdorf wird uns ge- schrieben:»Mein Junge ist Ostern in Rixdorf eingeschult. Kurz vor den großen Ferien, Anfang voriger Woche, wurde in der Klasse bekanntgemacht, daß sich jedes Kind, welches an der Ko- lonie teilnehmen will, mit 1,S0 M. für eine Woche oder 6 M. für die ganze Zeit Montag früh 8 Uhr in der Lessingstraße im Schul- Hof einzufinden habe. Jedes Kind sollte täglich L Liter Milch er» halten und unter Aufsicht bis 2 Uhr nachmittags stehen. Um die Milch war es mir nicht zu tun, das starke Quantum kam mir bei den berühmten sozialen Verhältnissen Rixdorfs schon verdächtig vor, sondern, daß der Junge unter Aufsicht an die Luft kam. Außerdem war noch gesagt, daß vom zweiten Tage an die Kinder sich bezirksweise versammeln sollten. Nach alledem mußte man annehmen, daß Ausmarsch und Spiele im Freien geplant waren. Es kam anders. Groß und klein wurde auf den Schulhof gesperrt. Die größeren Kinder vergnügten sich mit Fußball, die kleineren sahen trübselig da, erhielten einen Becher Milch und konnten sich über die tüchtige �pädagogische Kraft, die mit einem Nohrswck de- waffnet unter den Kindern umherführ, amüsieren. Da» nannte sich Ferienkolonie. Mein Junge, der fehr gut erzogen und in der Klasse der beste Schüler ist, ging mit einem anderen Leidens- geführten aus Verzweiflung und Langeweile vom Schulhof her- unter. Der andere Junge wohnte in der Nähe, fand sich also nach Hause. Meiner jedoch irrt« in Nixdorf weinend umher, bis ihn eine mitleidige Frau per Omnibus nach Hause expedierte. Und für diesen Tag bezahlte ich 1,50 M. Kann man vom Rixdorfer Magistrat auch kein soziales Verständnis verlangen, so muß doch gefordert werden, daß in Zukunft wenigstens solche skandalösen Vorfälle unterbleiben." Es ist dringend erforderlich, daß sich die zuständigen Stellen über diese sonderbare Ferienkolonie äußern. Lichtenberg. Vom Gewerbe- und KaufmannSgericht. Die Zahl der im Jahre 1908 eingegangenen Klagen belief sich aus 363, gegenüber dem Jahre 1907 ein Mehr von 59. AuS dem Borjahre mußten noch 17 Klagen übernommen werden. 378 der Kläger   waren Arbeitnehmer und 4 der Kläger   Arbeitgeber. 340 Kläger   waren männlichen, 42 weiblichen Geschlechts, während in IS Fällen mehrere Kläger gemein- schaftlich klagten. Mehr als zwei Drittel aller Kläger  (272) klagten wegen rückständigen Lohnes. Welter klagten 93 Kläger auf Entschädigung wegen lingerechtferiigter Entlasiung, während im Vorjahre nur S1 solcher Klagen angestrengt wurden, also eine Zunahme von 90 Proz. Das höchste Klageobjekt war die Summe von 513,70 M., während oas niedrigste 0,43 M. betrug. Bald die Hälfte(157) der Klagen wurden durch Bergleiche erledigt, ein weiterer Teil(70) schied wegen nicht Erscheinen« resp. nicht Verhandeln« au«, während 67 Ver- säumnisurteile gefällt wurden. 6 Klagen wurden durch Anerkenntnis- urteil erledigt, 12 der Klagen endigten mit der Verurteilung nach dem Klageantrags und 8 derselben mit teilweiser Verurteilung, 59 Kläger wurden gänzlich abgewiesen. Von den 133 SitzungStageu des Gerichts fanden 112 ohne und 21 mit Beisitzern statt. In den Sitzungen ohne Beisitzer standen im Durchschnitt 4 Klagen zur vir- Handlung. In den Sitzungen ohne Beisitzer standen im Durchschnitt 4 Klagen zur Verhandurng, in den Sitzungen mit Beisitzern "Vz Klagen. Das Baugewerbe stellte 14g Kläger  , 33 waren Fuhr- lente, 39 Fabrikarbeiter und 31 Schneider, Puvmacher, Näherinnen. 198 Klagen wurden in einer Woche erledigt, 73 in 1~2 und öl in 23 Wochen. In 199 Fällen fand nur ein Termin statt, in 235 Fällen zwei Termine, in fünf Fälle» fünf Termine und mehr. Das Kaufmanusgericht hatte 48 Sachen zu erledigen, da? höchste Objekt betrug 3211,40 M., da» niedrigste 2.67 M. 89 Kläger verlangten Provision oder rückständige» Gehalt. 46 Gerichtstage waren notwendig, wovon nur fünf mit Beisitzern. Gegen die Rechtögültigkeit der Wahlen der Arbeitgeber im Februar 1908 im 4. Bezirk wurde Beschwerde erhoben, dws« aber vom Bezirksausschuß in Potsdam   abgewiesen. Auf der Verbandsversammlung deutscher   Gewerbe- und Kaufmannögcrichte am 27., 28. und 29. August in Jena   war daS berichtende Gericht mit vier Personen vertrete». Von dem Gerlchtskostensoll von 173,13 M. wurden nur 71 M. bezahlt, 45,75 M, kannten nicht beigetrieben werden und 58,40 M- standen am Schlüsse de» Berichtsjahres noch aus, Vteglitz. Mit der GetverbegerichtSwahl befaßt sich am Donnerstag, abend» s Uhr, eine von der Gewerkschostskommissi?» nach dem Birkenwäldchen einberufene Versammlung. Nieder-Schönhitusen. I« der letzten WahlvereinSversammlunz referierte Genosse Ritter  . Leider entsprach der Besuch keineswegs den Wünschen. ES sei darauf aufmerksam gemacht, daß auch tu Zukunft die Ver- sammlungen unter»Parteinachrtchten" im.Vorwärts" bekannt« gegeben werden. Die Genossen werden gebeten, darauf zu achten, daß die Mitgliederversammlungen regelmäßig am letzten Dienstag des Monats stattfinden und daß die Hinweise am Sonntag vorher im»Vorwärts" erfolgen. Zohlendorf. Eine fehr gnthesnchte Volksversammlung fand am Sonnabend im Miekschen Lokal statt. Genosse Zubeil hatte da» Reierat über..Volks- ausplündernng und Weltmachtpoutik" übernommen. Mit regem Interesse folgten die Anwesenden den Ausführungen des Referenten, der in seinem zweistündigen Vortrage die Haltung der herrschenden Parteien, ins- besondere der Junker und oeS Zentrums geißelte. Am Schluß der Versammlung ließen sich eine größere Anzahl Parteigenossen in die Organisation aufnehmen. Oravtenburg. Ein entsetzlicher Unglücksfall, bei welchem ein Kind dm Tod fand, trug sich gestern am hiesigen Orte zu. Die dort in der Berliner Straße 67 wohnenden Bierfahrer Roggeschen Eheleute waren vormittags fortgegangen, um einige Besorgungen zu machen und hatten ihre zwölfjährige Tochter allein in der Wohnung zurück- gelassen, die das Mittagessen bereiten sollte. Um schneller Feuer zu erhalten, goß das Mädchen Petroleum aus einer Kanne auf, wobei letztere explodierte. Die Kleider der Kleinen fingen Feuer und im Nu stand die Bedauernswerte in dichten Flammen. Als auf die Hilferufe der Unglücklichen Nachbarn herbeieilten, lag die R. über und über mit Brandwundon bedeckt besinnungslos auf dem Fuß- boden. Ein sofort herbeigerufener Arzt ordnete die Ueberführung der Schwervorletzten nach dem Krankenhause an, wo da« Mädchen unter entsetzliche» Schmerzen nach einigen Stunden verstarb. Kalkberge- Rüdersdorf  . In einer gut besuchten Versammlung, die am Sonntag im GesellfchastshauseGlückauf" tagte, sprach Genosse D ü w e l l über Die Annen und die Neichen". Dem sehr beifällig aufgenom» menen Referat, in dem die verschiedenen Formen der Ausf«utung und der Reichtumshäufung in den verschiedenen GesellschastS» Perioden Skizzierung erfuhren, folgte eine interessante Diskussion. Mehrere Herren von der Freisinnigen Vereinigung   hatten sich, ein- gefunden, und sah sich der Führer', mehrfacher Aufforderung zu» folge, schließlich veranlaßt, das Wort zu ergreifen. Von der AuS- schaltung des Kapitalismus aus dem WirtschaftSprozeß und vom Sozialismus wollte er natürlich nichts wissen. Ohne Kapital könne überhaupt nicht produziert werden. Wenn das Kapital sich ganz zurückziehe, müsse der Arbeiter verhungern, meinte der sehr rede- gewandte Herr, aber im übrigen sei er mit den Darlegungen des Referenten wohl einverstanden. Nur einen Vorwurf müsse er zu- rückweisen. Der Referent habe gesagt, ein Kleinunternehmer, und das sei der Handwerker, erziele ein Einkommen von 6000 M. Das gebe es gar nicht. Unter Heiterkeit der Versammlung wies Genosse Düwell nach, daß der Diskussionsredner gerade in dem einen Punkte sehr begriffsstutzig sei. Er(Redner) habe hypothetisch davon gesprochen, daß, wenn ein Kleinunternehmer, der selber einen Betrieb leite, ein Einkommen von 6000 M, erziele, das wohl als Entgelt für wirklich geleistete Arbeit angesprochen werden könne, aber das sei ausgeschlossen bei den Dividendeneinkommen, denen keine Spur von körperlicher oder geistiger Arbeitsleistung für das in Betracht kommende Unternehmen gegenüberstehe. Der Irrtum des Vorredners sei nur möglich geworden, weil ihm da» Wesen des Kapitalismus noch völlig fremd geblieben und er noch nicht erkannt habe, daß der mit Leihgcld arbeitende Handwerker dem Kapital gerade so gut tributpflichtig sei wie jeder andere Ar. bciter. Der Aufforderung des Referenten, durch Eintritt in die Reihen der modernen Arbeiterbewegung krästig mitzuarbeiten zur Herbeiführung einer vernünftigen Gesellschaftsordnung, folgte de- geisterte Zustimmung. Der ausgezeichnete Verlauf der Ver- sammlung rechtfertigt wohl die Erwartung, daß ihr gute Erfolge für unsere Bewegung erwachsen werden. Ober-Schöneweide. Amts- und Gemeindevorsteher Eckardt sollte nach einer unS zu- gegangenen Meldung im Disziplinarverfahren in letzter Instanz freigesprochen worden sein. DieBosstsche Zeitung" wird um Auf- nähme der Mitteilung ersucht, daß ein Termin in dem Disziplinar- verfahren, das in zweiter und letzter Instanz bei dem genannten Gericht anhängig ist, noch nicht stattgefunden hat. Eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts liegt noch nicht vor. Klein-Schönebeck-Fichtena». Der Kampf gegen den Gemeindevorsteher Wittstock   wird von den Grundstückspelulanten ohne Ermüdung weitergeführt. Nach dem Prinzipes bleibt doch etwas hängen", werden immer neue Fäden gesponnen. Jetzt muß die.Wahrheit" des Herrn Wilhelm Bruhn herhalten. Unter der SpitzmarkeGemeinde-Zwist" bringt sie in ihrer letzten Sonnabendnummer eine Notiz, in der die Wahrheit mit der Dichtung vereint auf den Gemeindevorsteher losgelassen und dieser jetzt u. a. alöantinational" denunziert wird. ES heißt dort:»Die erbitterte Stimmung in der Gemeinde(d. i. ein Bäcker- dutzend, vor deren Portemonnaie die Gemeindevertretung nicht in Ehrfurcht ersterben tvill) wird noch dadurch gesteigert, daß der Gemeindevorsteher Wittstock   mit dem Bürgerverein Fichtenau  , in dem sich vielfach politisch radikaleElemente betätigen, in einem recht freundschaftlichen Verhältnis steht, während er mit dem Grund- besitzervercin, zu dem nur gut nationalgesinnte Einwohner gehören, in einem tveniger guten Einvernehmen lebt." Der Bürger- verein, der keine Sozialdemokraten in sich duldet ist politisch radikal I Derselbe Bürgerverein, dessen Leiter auch im Kriegerverein die Führung haben, die im Hurraschreien bei allen möglichen und unmöglichen mordspatriotischen Festen den Rekord drücken, die mit durchgedrückten Knien bei Sedanseiern!«. Straßenpflaster rammen politisch radikale Elemente l Ran sieht, aus dem Gebiete der polt- schen Intrige gelten alle Mittel. Ist auch die Qualität gleich Null. die Masse muß es bringen, sagen sich die Gegner de» Gemeinde« Vorsteher» Aittstock._ Sericdts- Leitung. Der Geheimrotsprozeh. Der Prozeß gegen den Wirklichen Geheimen LegatlonSrat Dr. Hamman», den Leiter des offiziösen Preßbureaus, wegen Reineid endete gestern mit Freisprechung. Die Staatsanwaltschaft hatte Verneinung der Schuldfrage beantragt. Der Vertreter des Prof. Schmitz, Justizrat Bernstein, plädierte aus Bejahung der Schuld, frage. t Der Wahrspruch der Geschworene» lautete auf Nichtschuldig. DaS Gericht sprach darauf den Angeklagten frei und legte auf Grund der 503, 504 der Strafprozeßordnung die Koste« de» Verfahren» emschließlich der dem Angeklagten erwachsenen Auslagen dem Privatkläger Professor Bruno Schmitz   auf. Damit ist die schmutzige Affäre in erster Instanz beendet. Wie leichtfertig mitunter mit dem Zeugeneide umgegangen wird, zeigte wieder einmal eine Verhandlung, mit der sich gestern unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Lieben»»» die 3. Strafkammer de» Landgericht» III zu beschäftigen hatte. Unter der Anklage der Verleitung zum Meineide muht« sich der Kaufmann Emtl Salomen au» Retnickendorf veranwortcn, während dt«.Ehefrau Helene S, wogen fahrlässigen Falscheibes angeklagt war. Der Angeklagte war schon einmal verheiratet. Die Ehe war nicht glücklich, so daß die Eheleute sich schließlich trennten. Während das Ehescheidung«. Verfahren schwebte, lernte S. sein« jetzig« Frau auf eine etwa« romantische" Weise kennen. Bei einem Spaziergang im Walde bei Tegel   machte er die Bekanntschaft einer jungen Dam« namenS Helene Buchholz, die gerade nichts geringeres vor hatte, als sich au» Schmerz über die Treulosigkeit ihre» Geliebten da» Leben nehmen zu wollen. Der Angeklagte erwteS sich als ein guter Tröster, denn das damalige Fräulein B. zog schon nach drei Tagen al» Wirtschafterin zu ihm- Die erst« Frau gab später dt« B. als Zeugin in ihrem Ehescheidungsprozeß an. Diese sagt« u. a. unter ihrem Eide   aus, daß sie sich mit Solomon niegeduzt" habe. Diese Angabe soll nach Behauptung der Anklage unwahr sein. In der gestrigen Verhandlung traten auch zahlreiche Zeugen auf, die be. kündeten, daß die B. fich mit ihrem jetzigen Ehemann stet» geduzt hatte. Der Ehemann S. wurde ferner beschuldigt, eine Frau Sausen zu einem Meineid anzustiften versucht zu haben. D«r Staatsanwalt beantragte gegen den Ehemann S. 1 Jahr Zuchthaus, gegen die Frau 2 Monate Gefängnis. Das Gericht hielt bezüg. lich de» Ehemanne» zwar einen dringenden Verdacht für Vorliegens, kam jedoch mangels genügender Aufklärung zu einet Freisprechung. Bezüglich der Ehefrau erklärte sich die Strafkammer für unzu- standig, da diese dringend de» wissentlichen Meineide» verdächtig erschien. Die Lerhgwdlung gegen sie Vtzrdv dkm Schwurgericht überwiese»._ Ausweisung. Welche Unbill in der preußischen AusweisungSpraxiS liegt. zeigte eine dieser Tage vom OoerverwaltungSgericht entschiedene Klage. Der Bankbeamte Möller, der in Scherrebeck lebte, war am 26. Februar mit einer Aueweisungsverfügung bedacht worden. Bis zum 31. März sollte er Preußen verlassen, weil er sich lästig ge. macht habe. ES wurde angenommen, daß er kein Preuße sn, ob« wohl er im preußischen NordschleSwig geboren und erzogen ist, Preußen auch nie auf längere Zeit verlassen hat. Nach vergeblichen Beschwerden beim Regierungspräsidenten und Oberpräsidenten klagte Möller beim OberverwaltungSgericht. Er machte geltend, daß«r durch Abstammung Preuße sei. Sein im Kreise HaderSleben  1846 geborener Vater habe zwar für Dänemark   optiert, nachdem Schleswig   zu Preußen gekommen war, die Option sei aber nicht rechtswirksam geworden, weil sein Vater sich nicht nach Dänemarl zurückgezogen habe. Allerdings sei der Vater«ine Zeitlang in Dänemark   gewesen. Dort hätte er jedoch nur«ine landwi�tschaft» liche Schule besucht. 1871 sei er wieder zurückgekehrt. Der Vater sei dann auch wegen Desertation bestraft worden. Im März 1871 habe man ihn jedoch für untauglich befunden. Sein Vater sei später auch Gemeindevorsteher gewesen und als solcher vereidigt worden. Der Kläger   selber sei als Einjährig-Freiwillig  « beim Seebataillon gewesen? erst gegen Ende der Dienstzeit habe man ihn allerdings entlassen, indem man ihn nicht als Inländer ancr- kannte. DaS OberverwaltungSgericht wies die Klage ab. ES führte auS: Die entscheidende Frage sei: Wie waren die Verhältnisse des VaterS mit Bezug auf die StaatSzugehörigkeit? Da stehe fest, daß er für Dänemark   nach dem Wiener   Frieden optiert habe. Die Option werde erst wirksam, wenn ein Auswandern nach Dänemark  hinzukomme. Da» sei aber anzunehmen. Vor dem Kriege mit Frankreich   habe sich der Vater nach Dänemark   begeben. Wenn er auch nachher zurückkam, läge doch ein Auswandern vor. Au» der Tatsache, daß ihm die dänische Regierung ausdrücklich auS der dänischen StaatSzugehörigkeit entließ, gehe hervor, daß auch däni. scherseitS ein Einwandern angenommen wurde. In Betracht kommen könnte noch die Apenrader   Konvention von 1872, welche die Optaenten behandle, die aus Anlaß des Ausbruchs des Krieges nach Dänemark   gegangen und später zurückgekehrt sind. Diese setze fest, daß individuell bestimmte Personen in den preußischen Staatsvcrband zurücktreten. Die betreffende Liste führe den Vater des Klägers nicht auf. Alle andern angeführten Momente seien unerheblich. ES stehe fest, daß Möller Vater die preußische Staats. zugehörmkeit verloren hatte, aus der dänischen entlassen war und die preußische nicht wieder erworben hatte. Demnach sei der Sohn nicht Preuße, sondern Ausländer, und habe als solcher überhaupt nicht das Recht, zu klagen._ Zur Schadenersatzpflicht des Automobilführers. Als der Kläger   am 11. Oktober 1907 die Alleestraße in Düffel» darf, eine verkehrsreiche Straße, überschreiten wollte, suchte er sich Deckung zu verschaffen, indem er neoen einem Straßenbahnzuge, der au» einem Motorwagen und einem Anhängewagen bestand, herschritt. Das Auto des Beklagten fuhr in raschem Tempo, wie daS Oöerlandesgericht feststellt, die Alleestraße entlang, bog etwas seitwärts und fuhr um den Anhängewagen herum, diesen fast streifend. Hierbei überfuhr es de» Kläger  , der am Ende des Wagens ging und infolge des UeberfahrenS erhebliche Verletzungen erlitt. Wegen zu schnellem FahrenS wurde der Automobilist mit einer Geldstrafe von 300 M. bedacht. Die später vom Kläger   erhobenen Schadenersatzansprüche wurden vom Gericht in allen drei Instanzen dem Grunde nach als gerechtfertigt erklärt. Das Oberlandesgericht erblickt in dem Verhalten des Beklagten ein grobes Verschulden. Angesichts des die Fahrbahn verdeckenden Straßenbahnzuges hätte er damit rechnen müssen, daß hinter dem Straßenbahnwagen Leute herkamen, die er nicht rechtzeitig sehen konnte. Infolgedessen hatte er nicht so hart hinter dem Straßenbahnzug die Gleise schneiden dürfen. Wenn er vor dem Zuge nicht mehr hinüber kam, so hätte er so langsam fahren müssen, daß er daS Auto sofort zum Stehen bringen konnte, falls sich Gefahr für irgend jemand zeigte. ES liege alfo Verletzung des§ 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches   vor. Den Klager treffe ein Mitverschulden an dem Unfälle nicht. Dieser habe annehmen dürfen, daß er im Schutz des in gleicher Richtung fahrenden Straßenbahnwagens den Fahrdamm werde ungefährdet überschreiten können. Damit, daß ein Automobil so schnell hinter dem Straßenbahnwagen herumfahren werde, habe der Kläger   nicht zu rechnen brauchen. Er habe sich vielmehr darauf verlassen können, daß ein Automobil anhalten oder langsam fahren werde, um die Fußgänger nicht zu gefährden. Das Benehmen des Klägers unmittelbar vorher, ehe ihn das Automobil niederriß, habe darauf hingedeutet, daß er das Gefühl hatte, von dieser Seite her könne