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Nr. 159. 26. Jahrgang 3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

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Berlin, 10. Juli 1909.

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Sonntag, 11. Juli 1909.

Welternte und anhaltend hohe Lebensmittelpreise beeinflussen bleibt. Dabei sind die Erzeugungsmengen der beiden letzten lahmend die industrielle Beschäftigung. Das ist bekannt und unbe- Monate im laufenden Jahre größer als im Jahre 1907. Nicht Stritten. Daß alle die Hemmungskräfte jetzt schon in raschem im Einklang mit dieser Entwickelung, die ja auch einen Rückschluß Zuge überwunden werden, zu solcher optimistischen Anschauung ver- auf stark gewachsenen Verbrauch erlaubte, stehen die Versand­mögen wir uns noch nicht aufzuschavingen. Die augenblickliche resultate des Stahlverbandes in seinen Produkten A. Allerdings, Ein altes Lied. Anzeichen einer Besserung. Hemmungen günstigere oder als solche angesehene Gestaltung in einzelnen auch hier ergibt das Jahr 1909 eine etwas größere Biffer als das wirtschaftlichen Aufschwunges. Kohlenaußenhandel. Brenn- Industriezweigen erscheint uns noch nicht sicher als Ausfluß einer Vorjahr; ferner ist im letzten Juni ein viel größeres Quantum materialienmarkt. Roheisenerzeugung und Versand des Stahl- beginnenden allgemeinen Hochkonjunktur. zum Versand gelangt als im Jahre vorher, dafür war aber das werksverbandes. Eisenindustrie. Verhinderte Notstands  - Unter dem Einfluß der Krise auf dem Inlandsmarkt wuchs Resultat des Vormonats im laufenden Jahre viel ungünstiger milderung. die deutsche Kohlenausfuhr im laufenden Jahre schnell und weit als im Jahre 1908, und das Gesamtergebnis für dieses Jahr steht Seit Jale und Tag hört man die Litaneien von dem Anbruch über die der Vorjahre hinaus. Im ersten Halbjahr 1909 war die dem vom Jahre 1907 um noch 451 782 Tonnen, gleich 15,4 roz., einer neuen Hochkonjunktur. Da die Krise nicht ewig dauern kann, Ausfuhr um rund 4 Millionen Tonnen größer als in der Ver- nach. Leider legt sich der Stahlverband bei seinen Publikationen müssen die Propheten ja schließlich auch einmal recht haben. Und gleichszeit 1907; die Zunahme macht fast 5 Prozent aus. Die er- eine sehr große Diät auf, so daß man nicht weiß, in welcher Weise jest machen sich anscheinend verschiedene Ansäße zu einem wirt- höhten Wengen   wurden auf den Auslandsmarkt geworfen, weil die der Außenhandel die Versandziffern beeinflußt. Der Verband schaftlichen Wiederaufleben bemerkbar. In einzelnen Industrien inländischen Verbraucher sie nicht aufnehmen konnten. Aus dem wird wohl besondere Gründe für seine Verschwiegenheit haben. und Branchen hat eine etwas lebhaftere Produktion eingefeht. Das selben Grunde ging die Einfuhr zurück. Im ersten Viertel des Für die Gestaltung der deutschen   Ein- und Ausfuhr in den ersten ist erklärlich. Nach der teilweise schon ziemlich lange anhaltenden laufenden Jahres blieb sie um rund 400 000 Tonnen oder um fünf Monaten, und zwar für Roheisen und Halbzeug machen wir Stockung in der Erzeugung muß sich endlich die Nachfrage regen, 20 Prozent hinter der Einfuhrmenge der Vergleichszeit 1907 zu- nach amtlichen Angaben folgende Zusammenstellung: macht sich Bedarf für den Konsum geltend. Diese ganz natürliche rück. Seit April hat aber die ausländische Kohle in verstärktem Einfuhr Ausfuhr Erscheinung fann sehr leicht, weil der Wunsch Vater des Gedankens Maße in Deutschland   Aufnahme gefunden, so daß für das erste ist, überschätzt werden. Gewiß, wenn nicht noch besondere, unge- Halbjahr 1909 gegenüber 1908 nur noch ein Einfuhrminus von nöhnliche Zwischenfälle, die das Weltwirtschaftsgetriebe stören 139 058 Tonnen vorhanden ist, und seit Mai blieb auch die Aus­können, der Entwicklung Lauf Hemmen, dann stehen wir vor einem fuhr gegen die borjährige zurück. Diese Verschiebung ist nicht die neuen, gewaltigen Aufschwung industrieller Erpansion. Folge gesteigerten Inlandsfonsums, sondern verschärften Wett­bewerbes auf dem Weltmarite.

Auf dem Gebiete des Verkehrswesens eröffnen sich bedeutungs­bolle Perspektiven; die Elektrizitätsindustrie hat Probleme aufgerollt Die Lage in der deutschen   Kohlen- und Koksindustrie hat sich und theoretisch gelöst, die gebieterisch die Anwendung in der noch nicht günstiger gestaltet. Jetzt endlich wollen die Kots­Bragis erheischen. In der Eisenindustrie vollziehen sich organi- produzenten durch Preisnachlaß den Verhältnissen in der Eisen­satorische und produktionstechnische Umivälzungen, die ganz natur- industrie Konzessionen machen. Aber keine ausreichenden. Man gemäß eine gewaltig gesteigerte Warenerzeugung auslösen. In hoffte auf einen Abschlag von 2-3 M. pro Tonne, das Syndikat der besseren Erschließung der Balkanstaaten, des russischen Reiches, ermäßigte den Kofspreis aber nur um 1,50 M. So unzureichend des japanischen Staates, des chinesischen Reiches für den weltwirt- die Herabsehung ist, so wird sie doch wohl etwas anregend wirken. schaftlichen Verkehr findet erweiterte Gütererzeugung Anreiz und Leider kommt sie dazu reichlich spät; sie ist den Kohlenmagnaten Absatzmöglichkeit. Der größere Rahmen für die Güterverteilung direkt aufgezwungen. Man weiß nicht mehr wohin mit der schon gibt auch für eine gewisse Zeit erneut die Möglichkeit, über den um 40 Proz. eingeschränkten Erzeugung. Entweder weitere Pro­Widerspruch zwischen Produktivität und Konsumkraft hinwegzu- duktionsverminderung oder Absatzsteigerung durch Preisnachlaß, femmen. Daran ist also nicht zu zweifeln: über kurz oder lang das war das Ultimatum, das den Kokswerken die Entscheidung wird eine neue, die verflossene an Grtensivität vielleicht über- aufdrängte. Daß bei der Preisfrage der Interessengegensah ragende Welthochkonjunktur einsetzen! zwischen reinen Bechen   und Hüttenzechen eine nicht unwesentliche Rolle spielt, ist ja bekannt.

Roheisenerzeugung

Versand des Stahlverbandes Produkte A

Aber auch darüber sollte fein Zweifel sein: in Deutschland  find die Aussichten in bezug auf den Anteil an dem Wiederauf- Will man als Beurteilungsmaßstab für die Gesamtlage die blühen durch unsere Wirtschaftspolitit stark gehemmt! Zeitlich, Produktion der Hochofen- und Stahlwerte gelten lassen, dann müßte indem hier der Aufschwung später einsetzt, quantitativ und quali- im Juni tatsächlich eine Besserung eingetreten sein. Sowohl die tativ, weil unsere Boll- und sonstige Absperrungspolitik die Kon Roheisenerzeugung als auch der Versand des Stahlwerksverbandes kurrenzfähigkeit der deutschen   Industrie auf dem Weltmarkt start figurieren mit größeren Ziffern. Wir machen über die Ver­hcrabmindert. Die wirtschaftlich oder parteipolitisch Inter- änderungen folgende vergleichende Zusammenstellung. Es betrug: essierten, denen wir diese Schädigung verdanken, sind es auch, die durch die neue Reichsfinansreform den Beginn wirtschaftlichen Auflebens hinausschieben. Zu den mehr mechanischen, für uns schädigend wirkenden Faktoren treten die natürlichen, die wir in den ungünstigen Ernteaussichten erblicken. Nach den letzten Schäßungs- und Saatenstandsberichten darf man die Erwartungen Januar ja wieder etwas höher spannen, aber im allgemeinen erscheint die Februar Die derzeitigen März Gesamtsituation doch noch wenig hofnungsvoll. Vorräte lassen eine Zuversicht auf baldige, fühlbare Preisnachlässe April nicht recht aufkommen. Nach einer Aufstellung des B. T." wurden Mai 3 B. per 1. Juli folgende sichtbaren Weizenbestände ermittelt

in Europa   und Amerika   zusammen in 1000 Quarters:

1904 1905

1906

1907

1908

1909

-

12 115 11 670 13 020 16 680 9835 9050 Demnach ist der diesjährige Bestand noch geringer als der schon außerordentlich ungünstige des Vorjahres. Eine schlechte

in 1000 Tonnen 1907 1908 1909

in Tonnen

.. 1062

978

1061 1022 994 950

1907 489 571

449 264

1908 383 056 420 508

1099

1047

1073

508 309

486 468

1078 980

1047

481 974

371 956

1094 1011

1090

483 307

514 663

414 855 378 361

1909 409 191 397 635 520 811 364 669 378 000

0

1044 956 1067

411 000

Juni Insgesamt 6355 6049 6249 2 927 088 2 455 404 2 481 306 Die Endresultate ergeben, daß die Roheisenerzeugung im ersten Halbjahr 1909 um rund 200 000 Tonnen über die in der gleichen Zeit des Vorjahres hinausgegangen ist, und sie nur um 106 000 Tonnen hinter der aus der Vergleichszeit 1907 zurück­

1908 1909

9

in Doppelzentnern 1 070 514 956 505 544 169 1 576 343

Die Einfuhr ist auf fast die Hälfte zurückgegangen, dagegen stieg die Ausfuhr um 619 838 Tonnen. An die Stelle des vor­jährigen allerdings minimalen Einfuhrüberschusses ist ein Aus­fuhrüberschuß von über 1 Million Doppelzentnern getreten. Die Verschiebung im Außenhandel mit Rohluppen, Rohschienen, Roh­blöcke, Brammen usw. veranschaulichen diese Angaben: Einfuhr Ausfuhr in Doppelzentnern 39 386 1 530 424 31 849 1 803 810

1908 1909

a

Dem Einfuhrrückgang von 4537 Doppelzentner steht eine Aus. fuhrsteigerung von 273 396 Doppelzentner gegenüber. Wie ungünstig im allgemeinen die Verhältnisse in der Eisen­industrie noch liegen, erhellt schon daraus, daß noch vielfach mit weiter anhaltenden Betriebseinschränkungen gerechnet werden muß. Wenn auch in einzelnen Branchen der Beschäftigungsgrad sich etwas gehoben hat, so vermindern dafür Lohnkürzungen das Einkommen der Arbeiter. Für weite Kreise von ihnen summiert fich das Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren zu einem recht empfindlichen Notstand. Diesen zu mildern, waren die Forde­rungen der sozialdemokratischen Frattion betreffend Getreidezölle und Einfuhrscheinwesen geeignet. Die im Interesse des Volts­wohles dringend notwendige Milderung verhindert zu haben, dürfen sich diejenigen rühmen, die des Volkes Rüden nun sogar noch mit neuen Steuern belasteten Agrarier und Zentrümler! Deren Taten sind Stockschläge auf den Magen der Arbeiter.

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" Stuk im Jus". Ein lustiges Buch von Juristen und schweren Ber­brechern. Herausgegeben von A. Moszkowski  . Verlag der Lustigen Blätter", Dr. Eysler u. Co., Berlin   SW. 68. 1,50 M.

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