ausführlich zu beWecheit. Ber AnlragTagesordnung wurde unverändert gut-vom Gewerkschaftskongre'wurde abgelehnt. Die!geheißen.In der Sitzung am Montagvormittog gab zunächst die Man-datsprüfungskommission ihren Bericht. Es sind 42 Delegierte an-wesend; ferner drei Vertreter des Verbandsvorstandes, einer desAusschusses und fünf Gauleiter, sowie je ein Vertreter deS öfter-reichischen und d.es ungarischen Holzarbeiterverbandes, in denenauch die Tapezierer jener Länder organisiert sind. Als Vertreterder Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands nimmtS a s s e n b a ch an den Verhandlungen teil.DerRechenschaftsbericht des Vorstandes,der hierauf zur Verhandlung kommt, liegt in einer 64 Seitenstarken Broschüre gedruckt vor. Der„Vorwärts" hat das wichtigstedaraus bereit? am Sonntag mitgeteilt. Nachdem der Verbands-Vorsitzende Vesper, der Kassierer S p l i e d t und der Ausschuß-Vorsitzende Gruenwaldt den gedruckten Bericht durch mündlicheAusführungen ergänzt hatten, setzte eine sehr rege Diskussion ein.ES sind hauptsächlich die Organisationsverhältnisse und die Lohn-bewegungen an den verschiedenen Orten, die hier ausführlich be-sprachen werden. Die Fluktuation unter den Mitgliedern hat sichbesonders stark in Rheinland-Westfalen geltend gemacht. ES hängtdaS damit zusammen, daß dort der Zuzug von Arbeitskräften be-sonders zahlreich ist. Es herrscht unter deg Tapeziergehilfen viel-fach die Ansicht, daß in Rheinland-Westfalen immer noch am ehestenArbeit zu erhalten sei. obwohl dies sich nur zu oft als Täuschungerweist. Außerdem wird bemerkt, daß dort der christliche Holz-arbeiterverband mit oft recht zweifelhaften Mitteln feinen Einflußauch unter den Tapezierern geltend zu machen sucht, obivohl dieserVerband keinerlei praktische Erfolge aufzuweisen hat. Zur besserenFörderung der Agitation wird von Gruenwaldt- Hamburgunter anderem hervorgehoben, daß die Gauleiter ab und zu nacheinem anderen Gau versetzt werden sollten. Damit werde man aucherreichen, daß den Gauleitern der Blick für daS große Ganze desVerbandes nicht verloren geht. Ferner wird in der Diskussion daSSystem der Beitragssammlung durch angestellte HauSkafsierer, dasin den sechs größten Filialen, jedoch nicht in Berlin, eingeführt ist,besprochen.In der NachmittagSsitzung wurde die Debatte überden Vorstands- und den AnSschußbericht fortgesetzt. ES sindvor allem innere Organisationsangelcgenhelten, die zurSprache kommen und sachlich erörtert werden. Irgend-wie einschneidende Streitigkeiten liegen nicht vor. Die Debattewurde um Uhr beendet. Der Verbandsvorsitzende Vesperantwortet in seinem Schlußwort auf verschiedene Einwendungen.Er ist der Meinung, daß das Hauskassierungssystem fürBerlin mit der Anstellung von zwei HanSkassierern sehrwohl durchführbar ist. und daß die Unkosten durch die zu er-wartende Steigerung der Beitragseinnahmen größtenteils gedecktwerden, während bei den Berlinern die Ansicht borherrscht, daß dieAnstellung von vier Hauskassierern notwendig sein wird, um daSSystem durchzuführen, und die Unkosten so hoch sein werden, daß dieFiliale allein sie nicht gut zu tragen vermag.— Der Verbandstag nahmeine Resolution an. die der Filiale Berlin dringend empfiehlt, daSHauSkassierersystem einzuführen, um der starken Riilgliederflulluationentgegenzuwirken. Sodann wurde dem Verbandsvorstand undKassierer auf Antrag der RechnungSprüfungskominisston einstimmigDecharge erteilt.Hierauf kam derBericht über die Pressezur Verhandlung. Die Auslage des Verbandsorgans ist feit demvorigen Verbandstag, 1306, von 3800 auf 10503 Exemplare gestiegen.Die Gesamtkosten betrugen im Jahre 1306, als das Blatt nur 14-tägig erschien, rund 8500 M., 1307 bei achttägigem Erscheinen undnach Austelluilg eines besonderen Redalteurs 13 512 M. und imJahre 1308 13 062 M. Zum Teil ist die Steigerung der Ausgabenfür das Blatt auch aus die Erhöhung der Drnckkosten infolge derErhöhung des Buchdruckertarifs im Jahre 1807 zurückzuführen. DerRedakteur Becker bemerkt dazu, daß man sich in der Zeit derKrise der größten Sparsamkeit in den Ausgaben befleißigle. Zizwei Anträgen, die«ine bessere Berücksichtigung technischer Beruf?fragen im Verbandsorgan verlangen, hebt der Redner hervor, dasbei dem geringen Umfang dieses Blattes nicht alle Wünsche didser Artbefriedigt werden können. In der Diskussion über diesen Punktsprachen mehrere Rednerssich dahin aus. daß es doch vor allem daraufankomme, durch die Presse für grundsätzliche und auch für politischeAufklärung der Mitglieder zu sorgen, was hauptsächlich für solcheOrte notwendig sei, wo die politische Arbeiterpresse noch wenig ver-breitet ist. Andere Redner wenden dagegen ein, daß, so wichtig.die?auch sei, doch junge Mitglieder weit leichter für die Zeitung zuinterefsieren seien, wenn mehr fachtechnische Fragen behandelt würden.— Es liegen ferner zwei Anträge vor, von denen einer dahin geht,daS Verbandsorgan überhaupt wieder vierzehntägig erscheinen zulassen, der andere dahin, eS in der flauen Geschäftszeit des Jahres vierzehntägig, in der übrigen achttägigerscheinen zu lassen. Es zeigt sich jedoch, daß auf dem Verbands-tage sehr wenig Sympathie ftir diese Anträge vorhanden ist. Schonmit Rücksicht auf die Agitation halten die meisten Redner es für ge-boten, die Zeitnng das ganze Jahr über wöchentlich herauszugeben.Im übrigen liegt noch ern Antrag vor, den langen und nachMeinung der Antragsteller leicht zu Verwechselungen führenden TiteldeS Organs.Korrespondenzblatt" usw. in.Der Tapezierer' umzu-wandeln.— Die Debatte, die im allgemeinen zeigt, daß an derprinzipiellen Haltung des Organs nichts auszusetzen»st, wird morgenfortgesetzt._14,60 Millionen Mark betragen, ist demnach um 3 Millionen Markgewachsen. Bringen wir. um den Reinertrag des Gesamtkapitalsfestzustellen, die Verluste für jedes Jahr in Abzug, so erhalten wirfür 1307 einen Gewinnüberschuß von 14,5, für 1308 einensolchen von 17,6 Millionen Mark. Der Ueberschuß hat sich also um3.1 Millionen Mark erhöht. Eine Gcwinnsteigerung um 22 Proz.in einem Jahre hat außer dem Braunkohlenbergbau kein anderes Ge-werbe im Jahre 1308 aufzuweisen. Dabei sind die Abschreibun-gen usw. noch sehr reichlich bedacht worden. Sie haben sich gegen1307 gleichfalls vermehrt und. erreichten insgesamt einen Betragvon 13,75 Millionen Mark. Im Jahre 1307 hatten sich die Ab-schreibungen bei der gleichen Anzahl Gesellschaften nur auf11,63 Millionen Mark belaufen. 2 Millionen Mark mehr Ab-schreibungen und 3 Millionen Mark mehr Gewinn ergeben eineSumme von 5 Millionen Mark, die mit einem Aktienkapital von113 Millionen Mark mehr erzielt worden sind. Die Ilse, BergbauAkt.-Ges., verteilt 22 Proz. gegen 20 Proz., Eintracht, Braunkohlen�tverke, 27 gegen 24 Proz. Die konsolidierten BrannkohlenwerkeKaroline 30 gegen-23 Proz. Da mögen die Aktionäre jubeln; dieBergarbeiter werden drangsaliert, ihre bescheidenen Forderungen er-fahren Abweisung und die Konsumenten beutet das Grubenkapitalrücksichtslos aus._Die geplante BierPreiSerhöhung.Daß die Brauereien und Wirte, so schreibt nun auch die„ArbeitSmarkt-K.", die neue Belastung vn-Z der Biersteuer auf denKonsum abwälzen würden, war vorauszusehen. Dagegen hätte sichwohl kaum Widerspruch erhoben. Daß aber die Gelegenheit wahrgenommen werden soll, nicht nur die neue Steuer auf den Konsumabzuwälzen, sondern den Konsum um das Fünf- bis Sieben-fache deS SreuerbetrageS zu belasten, daS ist ein Vor-tehen, das auch für die Brauer und Wirte gefährlich werden mutz.)enn allzu scharf macht schartig. Die gesamte Steuer-belastung der eben angenommenen Finanzr e f o r m, über die so erregte Kämpfe stattgefunden haben, drehtsich um den hohen Betrag von 500 Millionen Mark. Brauereienund Wirte wetteifern mit dem s igcnden Bedarf des Reiches nichtnur, sondern sie gehen über die halbe Milliarde noch Hinang. Wenndie Absichten der Interessenten verwirklicht würden, so ergebe daSeine durchschnittliche Belastung von zirka 10 M. pro Kopf der Be-völkeruilg und da die Zahl der Biertrinker erheblich kleinerist als die der Bevölkerung, steigt die Durchschnitts-belastung des Biertrinkers auf weit mehr als das Doppeltedes genannten Betrages.Euq Inäultrie und HandelPreissteigerungen im Juni.Im Vergleich mit dem Monat Mai d. I. find im Juni diePreise für eine Reihe wichtiger Nahrungsmittel und anderer Agrar-Produkte kräftig gestiegen. Die»Statistische Korrespondenz" ermitteltfolgende Durchschnittssätze nach den Marktpreisen aus 50 Orten:Großhandel Mai JuniWeizen.....(1000 kg Mark) 251 262Roggen.....(»•,) 183 192Braugerste....(,»,) 196 198Futtergerste....(»»») 153 159Haser......(»»») 191 198Erbsen......(»«») 286 289Speisebohnen...(»,.) 284 296Linsen......(»»•) 829 332Eßkartoffeln....(.»,) 71 73Heu.,> 83 76Richtstroh.....(»<»») 63 58Krumm- und Preßstroh(»»») 41 45Eier(ein Schock)....... 3,81 3,89DaS find wieder enorme Steigerungen, aber dem blau-schwarzenBlock war die Belastung deS BolkeS noch nicht hoch genug, er hatdafür gesorgt, daß nun auch noch für eine Reihe weiterer Artikeldie Preise tüchtig in die Höhe schnellen.Rentabilität im Braunkohlenbergbau.Bei 36 Braunkohlenwerken, die ihre Bilanz so veröffentlichthaben, daß die Dividende mit der vorjährigen verglichen werdenkonnte, stellte fich daS Aktienkapital im Jahre 1S0S insgesamt auf119,83 Millionen Mark. Auf dieses Aktienkapital wurden NN Jahre1907 11,73, im Jahre 1908 aber 12,45 Millionen Mark an Dividendeverteilt. ES ergibt sich im Durchschnitt für 1307 eine Dividendevon 3,8 Proz., für 1303 eine solche von 10,4 Proz. Auchvon 1806 aus 1907 war bereits eine Steigerung derRentabilität eingetreten. Der Reingewinn stellte fichim Jabre 1308 auf 17.60 Millionen Mark; er hatte im Jahre.1907Eue der frauenbewegung*Vom Kampfe um daS Fraueustimmrecht.Die englische Womsn's Freedom League(Liga für die Be-freiung der Frauen) erstrebt ebenso wie die Suffragettes das an denNachweis bestimmter Einkommeiisqualifikationen gebundene Wahl-recht für die Frauen, lehnt aber die lärmende Agitationsweise dieserjüngsten Richtung in der bürgerlichen FrckUeiistimmrechtsbewegungEnglands ab. Wahrend die SuffragerteS nach ihrer letzten großen Aktionvor den Toren deS Parlaments gegenwärtig im Zustande bcwaff-netcr Neutralität verharre», hat die Women'S Freedvm League denKampf aufgenommen.»Aber dieser Kampf wird"— so schreibt die»Woman Worker"—»konstitutionell und legal geführt. Da gibtes keine Aufreizungen zu Zusaminenrottungen, leine Aufforderungenan die Menge, den Frauen zu folgen und Zeugen der gegen sieverübten Ungerechtigkeiten zu sein, da gibt eS kerne Zusammenstößemit der Polizei, keine. Obstruktion".DaS Ziel der von der WomenS Freedom League in das Unter-hauS entsandten Deputation ist. das P e t i t i o n s r e ch t festzustellenoder für alle Fälle die gegenwärtige nebelige politische Situationzu klären. Durch ein Gesetz ans der Zeit Karls II. ist dasRecht, einem oder mehreren Abgeordneten oder dem Könige selbsteine Petition zu überreichen, jedem Bürger gewährleistet, voraus-gesetzt, daß die Depmalion nicht mehr als zehn Personen zählt.Dieses Recht wurde später noch besonders sichergestellt durch diegroße revolutionäre Stechtsbill von 1633, die alle Verfolgungen oderBelästigungen bei der Ausübung desselben als ungesetzlich erklärte."— Bekanntlich haben Polizei und Gerichte sich über diese Gesetzes-bestimniiingen in letzter Zeit einfach hinweggesetzt, indem sie dieSuffragctteS, die von den, PetitionSrccht Gebrauch machen wollten,wie gemeine Verbrecher ins Gesängiiis sperrten.AuS der Bewegung in Oesterreich. In Reichenbach wurde am4. Juli eine sehr gut besuchte Frauenkonferenz abgehalten, die einsehr erfreuliches Bild von der stetig fortschreitenden Bewegungunter den Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen Nordböhmcns bot.Einen Wink für die Agitation gaben die Machendorfer Genossinnendurch ihre Mitteilung, daß sie mit einer Hausagitation dieZahl der Mitglieder kräftig in die Höhe gebracht haben. GenossinPetrak berichtete, daß in Reichenberg eine lose gesangliche Verein!gung bestehe, die den Mangel einer Jugendorganisation für die Arbeitertnnen ersetzen soll. Genossin Neumann teilte mit, daß imAussiger Bezirk über 700 Frauen organisiert sind, davon allein 400in der Stadt Aussig.Bor einem neuen Redaktionswechsel steht das mehrfach von unSerwähnte Wochenblatt der englischen Arbeiterinnen«The WomanWorker". Nachdem Genosse Robert Blatchford daS Blatt etwa dreiMonate lang redigiert, teilt er in Nr. 2 vom 14. Juli in einemhumoristisch gefärbten Abschiedswort an die Leserinnen mit, daß erdie Leitung niederlege und in die Redaktion deS„Clarion" zurück-trete. Nicht daß ein Frauenblatt nicht von einem Manne redigiertwerden könne. Aber er fei nun einmal nicht der Mann, wäre eSnie gewesen und werde eS nie sein.„Ich passe in eine Frauen.zeituna, wie ein Walroß in einen Blumengarten. Darum wirdmein Platz besser ausgefüllt, wenn ich ihn verlasse."Unter Blatchfords Leitung war die Auflage der„WomanWorker" anfangs rasch von 28 000 auf 32 000 Exemplare gestiegen,um in den letzten Wochen noch geschwinder auf 27 500 Exemvlarezu fallen. Nicht ohne Einfluß hierauf war jedenfalls Blatchford»verfehlter Versuch, die„Woman Worker" auS einem reintn Ar-beiterinnenblatt zu einer Zeitschrift für alle Frauen zu machen,wobei notwendig die Interessen der proletarischen Frauen zurück-gedrgngt werden mußten.<—<3encbtö- Zeitung»Flugblattverbreitung am Sonntag.Durch Flugblattverbreitung am Sonntag soll der ArbeiterScheerbart in Danzig die VerfrommungSverordnung vom 31. Juli1836 verletzt haben, welche an Sonn« und Feiertagen öffentlich be.merkbare Arbeiten verbietet. Das Landgericht ,n Danzig ver-urteilte ,hn. obwohl festgestellt wurde, daß S. die Flugblätter nurinnerhalb der Häuser verteilt hat. Eine„Arbeit" nahm daS Ge-richt an, weil die Flugblattverbreitung mit einer gewissen„An»strengung" verbunden gewesen sei; die öffentliche Bemerkbarkeitleitete das Gericht daraus her, daß das Publikum auf den Mann,der m»t e,nem Packchen Blätter von Haus zu HauS ging, aufmerk.sam geworden sei. In der Begründung der Revision, mit der S.daS Urteil anfocht, betonte er. es müßte zwischen dem Gehen aufder Straße und dem eigentlichen Vertreiben in den Häusern unter.schieden werden. Die öffentlich bemerkbare Tätigkeit des Gehensaus der Straße vollziehe sich genau in derselben Weise wie beijedem anderen Passanten, während das Verteilen in den Häusernnicht öffentlich bemerkbar sei. Der Ferienstrafsenat de? Kammer.gerichts verwarf jedoch am Sonnabend das Rechtsmitie! mit sol-gender Begründung: Es stehe fest, daß S. auf der Straße gesehenworden sei, wie er mit einem Paket von etwa 50 Flugblättern zumZwecke des VerteilenS von Haus zu HauS ging. Wenn daS Land-geeicht eine öffentlich bemerkbare Arbeit annehme, so sei ihm darinbeizutreten! Der Begriff der„Arbeit" sei nicht verkannt! DaSVerteilen der Flugblätter sei immerhin mit einer gewissen An-strengung verbunden gewesen und als Arbeit anzusehen. Diese„Arbeit" sei aber nach den Feststellungen des Landgerichts auch„öffentlich erkennbar" gewesen, da eS danach den Passanten auf derStraße hätte zum Bewußtsein kommen müssen, daß S. mit demVerteilen von Zetteln beschäftigt gewesen sei. Das genüge!„Widerstand gegen die Staatsgewalt".Einen schweren Exzeß hatten die Arbeiter Paul König» OttoLamprecht und Emil Schmidt verübt, die sich gestern vor demSchöffengericht Berlin-Schöneberg wegen Beleidigung, Widerstandsgegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und groben Unfugs ver-antworten mutzten. Am 23. März waren die drei Angeklagten nachSteglitz gefahren. Als sie den Bahnhof verlassen wollten, begeg-nete ihnen auf der Treppe der Weichensteller Köhn, der einen soebeneingefahrenen Zug noch erreichen wollte, um rechtzeitig zum Dienstzu kommen. In der Hast streifte er aus Versehen den Aermel desLamprecht, der über diesen harmlosen Zwischenfall in große Wutgeriet. Er lief dem K. nach, wurde aber an der Bahnsteigsperrevon dem Schaffner Barutzki angehalten, der ihn nicht auf den Bahn-steig hinauflassen wollte, da er kein Billett hatte. Lamprecht be-gann mit dem Beamten einen Streit. In dessen Verlauf fielen diedrei Angeklagten über B. her, zerrten ihn aus dem SchutzhäuSchcnund schlugen auf ihn ein. Als dem Mißhandelten andere Bahn-beamte zu Hilfe eilten, kam eS zu einer wüsten Prügelei, der erstdurch die Polizei ein Ende bereitet wurde. Schmidt widersetzte sichseiner Sistierung, warf sich zu Boden und schlug mit den Beinenum sich. Schließlich wurde er zur Polizeiwache geschleift und inFesseln gelegt. Der Amtsanwalt beantragte Gefängnisstrafen von4 bczw. 6 Monaten. DaS Gericht ging über diesen Antrag hinausund erkannte gegen Schmidt auf 8 Monate und 1 Woche Gefängnisund 2 Wochen Haft, gegen Lamprecht auf 5 Monate und 1 Woche,gegen König auf 4 Monate und 2 Wochen Gefängnis. Schmidtwurde außerdem wegen Fluchtverdachts sofort verhaftet.Vom Urheberrecht.Ter K 9 des Urhebergesetzes vom 10. Juni 1901 bestimmt:„ImFalle der Uebertragung des Urheberrechts hat der Erwerber, soweitnicht ein anderes vereinbat ist, nicht das Recht, an dem Werkeselbst, an dessen Titel und an der Bezeichnung deS Urhebers Zu-sätze, Kürzungen oder sonstige Aenderungen vorzunehmen. Zu-lässig sind Aenderungen, für die der Berechtigte seine Einwilli-gung nach Treu und Glauben nicht versagen kann."— WegenUebertretung der Bestimmungen hatte das Landgericht II auf Grunddes§ 38 desselben Gesetzes den Schriftsteller Dr. Pastenaci zu einerGeldstrafe von 3 M. und einer Buße von 20 M. verurteilt, weiler als verantwortlicher Redakteur des Gerichtssaals der„TäglichenRundschau" einen ihm zugegangenen 35 Zeilen langen Artikel durchAenderung beziehungsweise Kürzung aus 12 Zeilen gebracht undso veröffentlicht hatte. Der ursprüngliche Artikel, der eine Kammer.gerichtsentscheidung behandelte, wurde vom Landgericht als Aus-arbeitung wissenschaftlichen Inhalts angesehen, weil es sich nichtbloß um eine mechanische Wiedergabe des Urteils, sondern um einezwar gedrängte, aber auf selbständiger geistiger Arbeit beruhendeDarstellung des ganzen Prozesses in seinem Verlauf und Ergebnishandele. Die borgenommene Aenderung erklärte das Landgerichtfür unzulässig. Bei Beurteilung der Sache wären neben§ 9 desUrhebergesetzes auch mit in Betracht zu ziehen die ZI 13, 41 ff. unddes Verlagsgesetzes. Danach fei für Zeitungen, in denen Beiträgeohne Namensnennung erscheinen, der Verleger befugt, Aenderungender Fassung vorzunehmen, welche bei„Sammelwerken derselbenArt", womit auch Zeitungen gemeint seien, üblich sind. Bei perio-bischen Zeitungen wäre als berechtigter und legitimierter Ver-treter des Verlegers der verantwortliche Redakteur zu erachten.Der I 3 des Urheberrechtsgesetzes sei dahin auszulegen, daß derErwerber des Urheberrechts solche Aenderungen vornehmen körnte,bezüglich deren er gute Gründe, der Autor nach billigem Ermessenkein entgegenstehendes Interesse habe. Dazu gehörten Aenderungender Orthographie oder Konstruktion. Ersatz von Fremdwörtern,AuSmerzungen beleidigender oder sittenwidriger Stellen und der-gleichen, also nur solche Aenderungen, die die Gedankentätigkeit desAutors, des geistigen Erzeugers unberührt ließen, soweit nicht gc-setzlich« oder anerkannt ethisch« Rücksichten einen weitergehendenEingriff gestatteten.— Das Landgericht kam auf Grund dieserErwägungen und unter Berücksichtigung eines Gutachtens der litc-rarischcn Sachverständigenkammer zu dem Ergebnis, daß die in denInhalt jenes Artikels eingreifende Aenderung keine üblicheFassungsänderung sei und daß der Autor berechtigt gewesen seinwürde, seine Zustimmung zu der Aenderung zu versagen, die ausder ursprünglichen Ausarbeitung eine bloße Nachricht gemacht habe.— Der zweit« Strafsenat de« KammergericktS verwarf die Revi-sion des Angeklagten: Die Vorentscheidung lasse einen Rechtsirrtumnicht erkennen. Insbesondere sei ohne Rcchtsirrtum festgestellt, daßes sich um eine Ausarbeitung wissenschaftlrchen Inhalts handelteund daß der Artikel gegen eine Kürzung geschützt war. welche sichnicht an die Fassung hielt, sondern zu einer Aenderung des Inhaltsführte._Vermischtes.Zweifacher Mord.Hann.-Münden/ 19. Juli. Nach einer Meldung der„Mündenschen Nachr." haben die beiden Mörder deS FabrikarbeiteiSGieseler. namens Beuermann und Bode, eingestanden, auch dieLuise Zänker ermordet zu haben.Schwerer Unglücksfall.Mannheim. 19. Juli. Im Stahlwerk Mannheim brachgestern Abend, als man bei der Montage eines jtzrane» ein 27 0Zentner schweres Werkstück hervorzog, die Kette. Dieherabfallende Katze zerbrach den Mast, an welchem da» Montage-aerüst befestigt war. Die darauf stehenden acht Arbeiter wurdenherabgeschleudert. Sieben wurden verletzt, von diesen vier soschwer, daß sie in das Allgemeine Krankenhau» übergeführt werdenmußten._Fliegt er nicht, redet er.Friedrichshafen. 19. Juli. Der letzte Binder der großenBauhalle der Zeppelin-Gesellfchaft wurde heute aufgerichtet. Esfindet auS diesem Anlaß eine kleine Richtfeier statt, ber welcherGraf Zeppelin eine Ansprache halten werde. Fertigim Gerüst steht damit der bedeutende auS der Volksspende er-richtete Bau._Die alte Geschichte.LudwigShafen. 19. Juli. Der Tagelöhner Peter WeberauS Frankfurt a. M. kam gestern hierher, um seine von ihm ge-trennt lebende Ehefrau zur Rückkehr zu bewegen. AIS diese sichweigerte, gab er vier Revolverschüsse auf sre ab. ohne jedoch zutreffen. Darauf richtete er dre Waffe gegen sich selbst und jagtesich eine Kugel in den Kopf, dre rhu sofort tötete.Zwickau. Sin schwerer Unglücksfall ereignet- sich in der Kasernedes 133. Jnf.-Regt. zu Zwickau. Am Sonnabendmittag explodier!--in Speisekochkessel: 4 Soldaten wurden schwer verbrüht, einer davonsoll bereit« verstorben fem. DaS Regiment und daS Brigadekom-numdo verweigern jede Auskunft.Karlsruhe. Wegen Untreue und UnterschlaaumBürgermeister Meier in Schopfheim bei Tielenthal»raten Gefängnis verurteilt.wurde deren) zu 8 Mo-