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iL 169. 26. Iahrgaiy. 1. Kcilm Ks JotMrtü" ßctiiiitt AlksM Mas. 23. 1»li 1909. flußerordeDtllcber Oerbandstag der freien Gaftwlrte Deutfcblands. Wir tragen aus den vorgestrigen Verhandlungen die beiden Resolutionen nach. Die erste Resolution lautet: Durch die Reichsfinanzreform und die Beschlüsse des Ion. serbativ-klerilalen Blocks sind die Gastwirte so ungemein schwer belastet, daß es dem Gewerbe völlig unmöglich ist, diese Opfer allein zu tragen. Neben den 13l> Millionen Mark an Brausteuern, welche 1906 uns in der diesmaligen Steuerkampagne dem Gastwirtsgewerbe aufgebürdet wurden, lasten auf demselben weitere 125 Millionen Mark in Gestalt der Branntweinsteuer und der Schnapsliebes- gäbe. Es wird auch die Erhöhung der Tabaksteuer, des Kaffee- und Teezolles, sowie die Besteuerung des Schaumweines, der Zündwaren und der Glühkörper, die bei dem Bedarf der Gast- Wirte gut und gern mit 25 bis 30 Millionen als Unkosten in Rechnung gestellt werden müssen, den ohnehin schon kärglichen Verdienst der Gastwirte noch mehr herunterdrücken. Zu alledem kommt noch die enorme Verteuerung der Nah- rungsmittel, die ungerechte und rücksichtslose Steuerquetscherei der Einzelstaaten, der Kreise und Gemeinden, welche durch ihre Stempel-, Lustbarkeits-, Betriebs-, Konzessions- und Sonder- biersteuer das Menschenmöglichste aus den Gastwirten heraus. zuholen bereit sind. Namentlich die letzteren Steuerarten sowie die Belastung von 1906 sind von den Wirten bisher allein ge- tragen, es sind dadurch aber auch schon tausende braver Kob legen dem Ruin überantwortet worden. Trotz der geharnischten Proteste, nicht nur der Angehörigen unseres Berufes, sondern auch der Brau-, Branntwein- und Tabakindustrie hat die reaktionäre Mehrheit des Reichstages ihr Steuerdiktat mit aller Brutalität durchgedrückt. Deshalb sehen es aber auch die, anlätzlich des außerordentlichen Ver- bandstages der«Freien Gast- und Schankwirte Deutschlands " zu Berlin im großen Saal von Freher, Koppenstr. 29, äußerst zahlreich versammelten Angehörigen des Gastwirtsgewerbes als ihre Hauptaufgabe an, jede Gelegenheit zur tatkräftigen Agita. tion auszunützen, damit bei den nächsten Wahlen zum Reichs. tage und zu den Landtagen den Reaktionären aller Schattie- rungen eine Quittung ausgestellt werde, wie sie von den Volks- ausbeutern nicht erwartet wird. Die Versammelten fühlen sich aber auch gedrängt, dem Selbsterhaltungstrieb und der Pflicht gegen ihre Familien Rechnung zu tragen, und ersuchen darum die Delegiertenversammlung, Mittel und Wege zu suchen, welche eine einwandfreie Regelung der Abwälzungsfrage gewährleisten. Die zweite Resolution deckt sich in ihren ersten beiden Absätzen sachlich mit den Ausführungen der ersten drei Absätze in der oben wiedergegebenen Resolution und fährt dann fort: Soll ein allgemeiner wirtschaftlicher Zusammenbruch des Gewerbes verhindert werden, so kann dies nur durch Ueber- wälzung der hohen Lasten auf die Masse der Konsumenten ge- schehen. Als einziges Produkt, welches diese Ueberwälzung zu tragen vermag, sehen die Delegierten des Verbandstages daS Bier an. Demzufolge wird unter sorgfältiger Berechnung der steuerlichen und sächlichen Unkosten der Verkaufspreis für den Liter Bier unter Berücksichtigung örtlicher Verhältnisse zu er- höhen sein. Die Festsetzung der bestimi�ep Sätze muß bezirks- weise erfolgen. Als Grundlage dient die Bezirkseinteilung des Verbandes. Wo eine Einmütigkeit der Gastwirtsorganisationen auf vor- stehender Basis erreicht ist, kann und muß den Brauereien ein Bierpreisaufschlag nach Maßgabe der Verhältnisse gezahlt wer» den. Dafür haben die Brauereien Garantien mit rcchtsverbind- licker Kraft zu geben, daß ihrerseits jede Schleuder- und Schmutzkonkurrenz beseitigt wird; ebenso sollen sie angehalten werden, daran mitzuhelfen, die Schmutzkonkurrenz der Außen- seiter im Gastwirtsgewerbe wirksam zu bekämpfen. Ueber die Höhe des den Brauereien zu bietenden PreiSauf- schlages sowie über die sonstigen Verhandlungspunkte ist von den Bezirksleitern dem Hauptvorstande vor der Beschlußfassung ge- naue Mitteilung zu machen. Der Hauptvorstand ist verpflichtet, unverzüglich seine Meinung dazu zu äußern, sowie den Kollegen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sollten sich Gruppen von Brauereien oder einzelne der- selben weigern, zu einer Regelung der Dinge beizutragen, so muß dies als offene Kampfeserklärung aufgefaßt werden, und haben dann die Verbandsinstanzen darüber zu beschließen, welche kleines feuiUeton. Dettev von Lilieneron f. ES herbstelt im deutschen Poetenhain. Einer nach dem andern von der inzwischen altgewordenen Garde deS.Jüngsten Deutschland" wird abgerufen.... Jetzt auch Lilien- cron. Noch vor sechs Wochen haben sie ihn gefeiert, als er die Schwelle des 63. Lebensjahres überschritt? ja. die Kieler Uni- versität ließ sich herbei, den Dichter wie einen Knaben mit dem Titel einesEhrendoktors" zu bedenken. Ach, noch vor einem halb Dutzend Jährchen oder wenig früher war daS ganz anders. Von Freiligrath stammt das Wort:Poeten des Himmels Prinzen und der Erde Lumpen IDas konnte einst auch von Liliencron gelten. Auch er war damals ein Proletarier. Und Schmock machte sich lustig über den Versbaron. Lasen wir nicht in der Münchener.Jugend" fJahrgang 1901) dies Pasquill: Ein Hanswurst von Adel. Fürs liebe Br?k�-. Tritt einer auf dem Ueberbrettt Sein bißchen Ehre in den Kot. Herein! Ein Clown mit zweiunddreißkg Ahnen, Der für Dich Purzelbäume schlägt... Dann schlug der Wind um. Aber nicht weil man mittlerweile erkannt hatte, daß Lilieneron ein großer Dichter war, sondern weil ihm plötzlich des Kaisers Gnadensonne leuchtete. Hunderte von Malen wurde damals der Sechzigjährige angedichtet, ankomponiert. angeböllert, antelegraphiert und anphotographiert und so ist das geblieben bis an seinen Tod. Daß Lilieneron ehedem in zahlreichen Stachelversen die geistige Rückständigkeit und protzige Geldsacksmoral des deutschen Spießertums mit der satiri- sehen Hundspeitsche bedient hatte: dies und manches andere suchte man ansetzt durch Lobeshymnen und Schweifgewedel vor ihm, dem souveränen Geißelschwinger vergessen zu machen. Ja, und lvie ehrlich hat er fie einst gehaßt, wie schneidig mit Fußtritten traktiert: diese pudelnärrische Feiglingssippe I Man lese doch sein .DichterloS in Kamtschatka "(Geduld Poet und nicht gemuckst: So heißt die Pille, die du schluckst 1") Man lese seinen Mäcen", und man lese, unzähliger anderer Püffe nicht zu ge- denken, seinen.Heidegänger". Bilder auf Bilder seines eigenen Not- und Kampslebens entrollt der Dichter vor unserem Auge. Da läßt er nacheinander einen Kritiker, einen Literaturprofessor, einen Moralisten, einen Narren, den Tod und sogar einen Staats- a n w a l t erscheinen. Und ihnen allen gibt er eine derbe Züchtigung in Versen.... Lilieneron geboren 3. Juni 1844 kam über den preußischen Jnfanteriehauptmann zur Literatur. Sehr spät, kann man sagen; denn erst vor fünfundzwanzig Jahren erschien sein erstes Gedicht- buch:.Adjutantenritte". Nacheinander hat er uns nun mehrere Mittel zu ergreifen sind, um eventuell eine Regelung zu er- zwingen. v. d. Hey den-Köln . S ch u l z- Berlin, Emm er-Halle, Giermann- Nürnberg, Osterhof- Altona. Am 2. Verhandlungstag stand der Punkt Agitation und Organisation zur Beratung. Möckel-Berlin meint, der Passus im Z 2 des Statuts, wonach Mitglied des Verbandes nur der werden kann, dersich mit den Grundsätzen der sozial- demokratischen Partei einverstanden erklärt und politisch organisiert ist", würde in der Agitation oft hinderlich sein. Man solle die Worteund politisch organisiert ist" streichen, denn dieser Passus sei nicht mehr haltbar, andere wirtschaftliche Organisationen wür- den derartige Aufnahmebedingungen auch nicht stellen. Einzelne Redner stimmen Möckel zu, die Gastwirte könnten nicht alle poli- tisch� organisiert sein, sagte Schwab- Straßburg , die Mehrzahl wendet sich aber gegen seine Ausführungen. M a t t h e s- Berlin hebt hervor, Möckel habe nicht im Auftrag der Berliner gesprochen, diese seien anderer Meinung. Betont wird auch, daß der außer- ordentliche Verbandstag kein Recht zur Statutenänderung habe. Die Leitung des Verbandstages schlägt vor, diese Frage auf dem nächsten ordentlichen Verbandstage zu erörtern; dem wird zu- gestimmt. Festgestellt wird noch, daß von 90 vertretenen Zahlstellen 30 Gewertschaftskartellen angeschlossen sind. Der nächste Verbandstag findet 1910 in Linden bei Han- nover statt._ vi). Kongreß der christlichen Gmerk schatten. Köln , 21. Juli. Die Aussprache über die Reichsversicherungsordnung, die in Anknüpfung an das gestrige Referat erfolgte, füllte den ganzen heutigen Bormittag aus.|5Die Kritik im allgemeinen, die von den ein- zelnen Rednern an der Reichsversicherungsordnung geübt wurde, war nicht besonders günstig, sie gipfelte bei einigen besonderen Be stimmungen in einer entschiedenen Absage. Geheimrat D ü t t m a n n(Oldenburg ), Vorsitzender der Landes� Versicherungsanstalt Oldenburg und Herausgeber desVersicheruiigS boten", wird alssachverständiger Gast" zum Wort zugelassen. Er tritt als Beschwichtigungsrat auf und ersucht den Kongreß, die Arbeiterabgeordneten nicht mit einem gebundenen Mandat aus zustatten, sondern ihnen das Recht zu wahren, das Für und Wider abzuwägen, besonder? auch bezüglich der Halbierung der Beiträge und Rechte in den Krankenkassen, die man wohl rechtfertigen könne. Auch die Landkassen, gegen die sich mehrere Redner gelvandt hatten, finden seinen Beifall. Die Konserbaliven würden de� Kranken- Versicherung der Landarbeiter nur zustimmen, wenn dies ohne die Ortskrankenkassen geschehe, dem müsse man Rechnung tragen, wenn nicht die Reichsversicherungsordnung scheitern solle. Geheimrat Düttmann wurde mehrfach durch Protestrufe unter- brachen, merkwürdigerweise fand er beim Abtreten immer noch Beifall. Die folgenden Redner erteilten ihm jedoch eine entschiedene Absage. Becker erttärt in seinem Schlußwort, daß er sich in seinem Bortrag mit Absicht sehr gemäßigt habe, um dem Borwurf zu ent- gehen, daß er die Anwesenden in ihrer Stimmung gar zu sehr be- einflußt habe. Der Protest sei spontan erfolgt und das sollte der Regierung und dem Reichstag zu denken geben, wie gefährlich es sei, diese Stimmung unter der christlichen Arbeiterschaft zu über- sehen. Der Redner glaubt übrigens nicht, daß sich im Reichstag eine Mehrheit für die Beschränkung der Lrbeiterrechte in den Krankenkassen finde. Die vom Referenten aufgestellten sehr umfangreichen Leitsätze werden zur weiteren Bearbeitung einer Kommission überwiesen, die die in%er Diskussion betonten Forderungen hineinfügt, worauf die Leitsätze in dieser Fassung angenommen werden. Den Schluß der Verhandlungen bilden zwei Referate der Ab- geordneten B e h r e n s und GiesbertS über das Verhältnis der christlichen Gewerkschaften zur christlich- nationalen Arbeiterbewegung. Die Referate und ebenso die sich daran fügende Aussprache behandeln die Stellung der christlichen Gewerkschaften zu den konfessionellen Arbeitervereinen, den Hirsch-Dunckerschcn Gewcrkvereinen und den katholischen Fach- abteilungen. Zu einer Klärung der mancherlei Beziehungen kam es nicht, es blieb bei unverbindlichen Aeußerungen, die beweisen, wie schwankend und unsicher das Verhältnis der in der sogen, christlich- nationalen Arbeiterbewegung befindlichen Organisationen zu einander noch ist. Bände Lyrik, auch Romane, Kriegsnovellen und Dramen geschenkt. Aber sein Bestes bleiben seine Gedichte und Balladen. Darunter besitzt eine hübsche Menge Dauerwert. Liliencron sang immer, wenn er mußte und wie'S ihm ums Herz war. Zwischen ihm und seinen Worten steht keine Scheide- wand, ganz so, wie auch Goethe unmittelbar packt. Eigene Laute brachte er in die deutsche VerSsprache hinein, originelle Bilder und Vergleiche. Alle? farbig, frisch, ftoh, gesund. Und ob er auch kein Verständnis für soziale Fragen gezeigt hat und immer nur ein Freiherr, ein altadeliger Sprosse sein wollte für das Volk hat er doch viel Liebe und Mitgefühl besessen, wie ja manches seiner Gedichte zeigt. So steht er unZ nicht fremd gegenüber. Und so bleibt er auch uns unvergessen. E. K. Die Erhaltung der schwarzen Rasse. Zu den vielen falschen und übertriebenen Vorstellungen über afrikanische Verhältnisse, mit denen die Forschung neuerdings aufgeräumt hat, gehört auch die Annahme von nach vielen Millionen zählendenWilden", die den dunkeln Erdteil bevölkern. Tatsächlich ist die Bevölkerungsdichtigkeit auch der fruchtbarsten Länderstriche ganz unverhältnismäßig gering. So leben nach den neuesten amtlichen Schätzungen in Deutsch- Ostafrika , daS doppelt so groß ist wie daS Deutsche Reich, nur 4 847 000 Einwohner, in Kamerun , daS fast genau so groß ist wie Deutschland , nur ü'/z Millionen, in Deutsch-Südwest , das die anderthalbfache Größe deS Mutterlandes hat, sogar nur 200 000. Als Gründe für diese Dürftigkeit der Bevölkerungsziffern sind neben den Nachwirkungen der früheren Sklavenjagden, des Kannibalismus und der blutigen Vernichtungskriege der Neger- tämme untereinander, einerseits die geringe Fruchtbarkeit der chwarzen Raffe, andererseits die massenhafte frühzeitige Sterblichkeit anzusehen. Jene ist eine Folge der allzu frühen Heiraten, der verheerenden Geschlechtskrankheiten und der vielfach üblichen Vernichtung keimenden Lebens, diese beruht auf der geradezu grauenerregenden gesundheitlichen Vernachlässigung der Neu- geborenen, die nach der Entwöhnung von der Brust nur zu oald in ihrem eigenen Schmutz, in schwärenden Krankheiten oder infolge der widersinnigen Ernährung elend verkommen. Ueberhaupt spielt die unzweckmäßige Ernährung des Negers jeden Alters in Afrika eine verhängnisvolle Rolle und macht ihn zur leichten Beute infektiöser Darmkrankheiten, besonders der Ruhr. Seine primitive Bekleidung setzt ihn namentlich in der Regenzeit zahllosen Erkältungen, von leichteren Katarrhen bis zu Gelenk- rheumatismus und Lungenentzündung aus. Dazu kommt, daß nach den letzten amtlichen Medizinalberichlen auS den Schutzgebieten auch die Tuberkulose, die dort bisher noch so gut wie unbekannt gewesen war, als Schreckgespenst in der schwarzen Bevölkerung aufzutreten beginnt, und daß der Alkoholkonsum die Widerstandskraft des Negers fegen krankmachende Einflüsse herabmindert. Namentlich Pocken. -chlnfkrankheit. Lepra und Wurmkrankheit fordern zahlreiche Opfer. Allen diesen Gefahren gegenüber fordert ein alter Afrikaner. Stabsarzt Dr. Lion, in einem Artikel der»Kolonialen Rundschau" Die noch vorliegenden Anträge wurden sehr oberflächlich be- handelt, worauf der Kongreß nach einem Schlußwort des Vor- sitzenden vom Ausschuß des Gesamtverbandes, Schiffer, geschlossen wurde. Der Uerlillndstag der Copesierer mid vermMen Servfs- gtlwffkll Deutschliinds. Die bereits am Mittwochabend begonnene Beratung über zum Statut gestellte Anträge wurde in der gestrigen VormittagSsitzung fortgesetzt. Angenommen wird ein Antrag, wonach auf der Durchreise befindliche Mitglieder zur Zahlung örtlicher Zuschläge nicht verpflichtet sind, wenn sie ihre Beiträge bis zur Abreise voll bezahlt haben. Es werden noch ver- schiedene andere Aenderungen und Ergänzungen des Statuts be- schlössen. Zu erwähnen ist eine Bestimmung, wonach Mitgliedern, die ins Ausland reisen und dort der Gewerkschaftsorganisation angehören, bei ihrer Rückkehr die im Ausland geleisteten Beiträge angerechnet werden, sofern sie sich innerhalb vier Wochen melden und im Ausland ihren Verpflichtungen nachgekommen sind. Ist es Mitgliedern im Ausland nicht möglich, einer Gewerkschafts- Organisation anzugehören, so können sie die Mitgliedschaft im Verbände aufrecht erhalten und müssen ihre Beiträge der Haup!- kasse einsenden. Unterstützungen werden jedoch nach dem Ausland nicht gezahlt. Der Verband paßtz sich mit diesem neuen§ 14a des Statuts den in der Internationalen Union der Holzarbeiter geltenden Bestimmungen an, der er angeschlossen ist. Eine längere und lebhafte Debatte ruft ein Antrag des Hauptvorstandes hervor, der besagt, daß regelmäßige örtliche Zuschüsse, wenn sie über die Höhe des Wochenbeitrages hinausgehen, nicht mehr zu- lässig sein sollen. Der Antrag wird mit 21 gegen 20 Stimmen an- genommen. Ferner wird eine Bestimmung in das Statut aufge- nommen, wonach die Arbeitslosen sich täglich zweimal zur Kontrolle zu melden haben, Ausnahmen hiervon nur mit Zustimmung des Hauptvorstaudes zulässig sind, wogegen nach dem alten Statut die Regelung der Kontrolle den Filialen überlassen war. Außerdem werden noch einige andere kleine Aenderungen der Bestimmungen über die Arbeitslosenunterstützung beschlossen. Bei den Bestim» mungen über die Krankenunterstützung wird insofern� eine Ler- besserung beschlossen, als Mitglieder, die innerhalb vier Wochen nach ihrer Gesundmeldung von neuem erkranken, die Karenzzeit nicht von neuem durchzumachen haben. Ueber Gemaßregelten- Unterstützung bestimmt das alte Statut, daß ihre Höhe durch den Hauptvorstand festgesetzt wird. Dazu liegen Anträge vor, die Unterstützuugshöhe in der einen oder anderen Weise im«tatut zu bestimmen, sowie andere Anträge, die Festsetzung von Umzugs- Unterstützung für Gemaßregelte, die sich genötigt sehen, mit ihrer Familie ihren Wohnort zu wechseln, zum Ziele haben. Der Ver. bandsvorsitzende erklärt dazu, daß der Hauptvorstand bisher die Gemaßregeltenunterstützung um 3 Mk. höher als die Streikunter- stützung bemessen, und auch entsprechend den Anträgen über Umzugsunterstützung an Gemaßregelte gehandelt hat. Der Ver- bandstag verzichtet aus diesen Gründen auf die Festsetzung be- sonderer Bestimmungen und erklärt sich mit der bisherigen Praxis des Hauptvorstandes einverstanden. Die Beratung über die Anträge zum Statut wurde in der Vormittagssitzung beendet. Das neue Statut soll am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft treten. Die Nachmittagssitzung beginnt mit der Beratung des Reglements für Lohnbewegungen, wozu eine Reihe von Anträgen teils des Hauptvorstandes, teils der Filialen vorliegt. Zum ersten Absatz des bisherigen Streikrcglemtnts, der besagt, daß Arbeitseinstellungen nur mit Genehmigung des Vor- standes erfolgen können und daß sämtliche Streiks der Oberleitung des Hauptvorstandes unterliegen, schlägt der Hauptvorstand vor, das WortStreiks" durch»Bewegungen" zu ersetzen und einen Satz des Inhalts anzufügen, daß der Hauptvorstand über die Be- endigung der Bewegungen zu entscheiden hat, wobei möglichst eine Verständigung mit der Ortsverwaltung und den Streikenden herbeizuführen ist. Berlin beantragt folgenden Zusatz: Erklären sich zwei Drittel der Mitglieder der Filiale in ge- heimer Abstimmung gegen die Beendigung, so gelten die bezüg- lichen Anträge des Hauptvorstandes als abgelehnt." Nach längeren Erörterungen wird der von Berlin vorgeschlagene Zusatz und ebenso der Vorschlag des Hauptvorstandes angenommen. Zbenfalls angenommen wird ein Antrag, wonach Angriffs- treiks mindestens drei Monate bor Beginn. beim B e« dringend und energisch die hygienische Erziehung des Negers nicht nur als selbstverständliche Menschenpflicht der unzivilisierten Rasse gegenüber, sondern auch im nattonalen Selbsterhaltungsinteresse. Dr. Lion rät vor allem zur systematischen Bekämpfung aller Krank - heften, deren Träger der Neger ist, da alle persönliche Hygiene der Europäer sonst nur problematischen Wert hätte, und empfiehlt Auf­klärung der Bevölkerung besonders durch die Schulen über WohnungS- undKleidungShhgiene, Kinderernährung usw. DieJndolenz des NegerS in dieser Hinsicht ist allerdings groß, daß sie aber bekämpft werden kann, beweist sein Verhalten gegenüber der Schutz- Pockenimpfung, deren Nutzen schon weite Kreise der Bevölkerung be- griffen haben. Diese vom nationalen Profitinteresse diktierte Humanität des Hhgienikers kann über die Tatsache nicht hinwegtäuschen, daß gerade die kapitalistische Kolonisation in unerhörter Weise die schwarze Rasse dezimiert hat. Die systematische Massenschlächterei in Südwestaftika ist denn doch noch in allzufrischer Erinnerung und der Mangel an«hygienischer Aufklärung" in Europa selbst allzu Himmel- schreiend, als daß man die»Negerhygiene" anders denn als blutige Ironie empfinden könnte. Humor und Satire. Die Weltreise des Zaren. Nachdem er durch Tischrvcken, aus dem Kaffeesatz und durch die Geister seiner Ahnen das Schicksal erforscht hat, beschließt der Zar sich auf die Reise zu begeben. Er ernennt Azew zum Kommandanten seiner Dacht»Standard" und befiehlt die Besatzung aus Polypen und Spitzeln zusammenzusetzen. Begleitet von den Wünschen seines Volkes schifft der Zar sich ein(in einem gepanzerten Automobil das»Volk besteht aus Kosaken .) An der französischen Küste empfängt ihn ein Orkan von Zischen, aber Azew tröstet ihn:Beunruhigen Sie sich nicht, Majestät; die Franzosen zischen, aber sie pumpen auch. In den englischen Gewässern rät ihm Eduard:Du solltest lieber abreisen.... Wir haben gerade die Regatten und unsere Sportsleute haben kein Vertrauen.... Sie erinnern sich noch zu gut an Hull." Bei seiner Annäherung beginnt Italien bor Zorn zu erdbeben und der Aetna speit vor Abscheu. Mit Enthusiasmus wird der Zar endlich auf einer Insel Polynesiens empfangen von einem menschenfressenden Völkchen. Da er aber erfährt, daß eS kein Geld kennt, weigert er sich, an Land zu gehen. Am Nordpol glaubt er schließlich das verheißene Land gefunden zu haben, weil eZ dort keine Menschen gibt.... Er tritt eine Rund- reise um den Pol an. Sie wird lange, vielleicht... ewig dauern. Das ist wenigstens der aufrichtige Wunsch aller Russen. (»LAssiette au beurre.")