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erst zum Schluß und nachträglich erwähnt, so daß fie uns fälschlich in das Sündenregister Stocks, des letzten in der Reihe der An- geklagten, geraten ist._ Rußland. Hartings Geständnis und Ausreden. Petersburg. 23. Juli. DerRjetsch" veröffentlicht eine Unterredung mit Harting, worin dieser zugibt, unter dem Pseudonym Landesen früher der Terroristenpartei an- gehört zu haben. Später habe er seine Gesinnung geändert und sei in den Dienst der russischen Botschaft in Paris ge- treten: sodann sei er Chef der ausländischen Geheimpolizei geworden, habe jedoch niemals(?) die Rolle eines Provo- kateurs gespielt. Ponomarew, sein Berliner Ge- Hilfe, habe ihn dort bei der Ueberwachung der russischen Revolutionäre unterstützt und trete jetzt wieder in den Dienst der Geheimpolizei. Sein zweiter Gehilfe Azew sei derRegierungtreu ergeben. Harting erklärte, seit kurzem pensioniert zu sein, und will alle gegep ihn erhobenen Beschuldigungen öffentlich widerlegen. Sngland. Die neue« DreaduoughtS. London , 26. Juli. Unterhaus. Der Erste Lord der Admiralität Mc. K e n n a teilte mit, daß die Regierung besäilossen habe, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um zum März 1912 die Fertigstellung der zweiten vier DreadnoughtS sicher zu stellen. London , 26. Juli. Unterhaus. Bei der Beratung des Marineetats berichtete Mc. Kenna über die Frage des Vier-Dread- noughtkontingents und erklärte, die Regierung hoffe, daß zwei von dem ersten Vier-Drednoughtkontingent in diesem Etatsjahr auf Kiel gelegt und vom Stapel gelassen werden würden. Nach sorgfältigster Prüfung des Schiffsbaues in fremden Ländern, sagte Mc. Kenna, sei die Regierung zu der Auffaffung gelangt, daß es wünschenswert sei, alle nötigen Vorkehrungen zu treffen, um die Gewißheit zu haben, daß das zweite, in dem diesjährigen Schiffsbauprogramm erwähnte Vier-Drednoughtkontingent zum März 1912 fertiggestellt sei.(Beifall.) Mc. Kenna fuhr fort: Wir wollen in der Vor- bereitung der Pläne, in der Aufforderung zur Einreichung von Offerten und in der Erteilung von Aufträgen alles tun, was nötig ist, damit die Schiffe zur festgefetzten Zeit abgeliefert werden können. Wie schon im März mitgeteilt wurde, wird es nicht nötig sein, diese Schiffe noch im Laufe des gegenwärtigen Finanzjahres auf Kiel zu legen, sondern es wird Zeit genug sein, wenn dies nächsten April geschieht. Die Prüfung der Schiffsbauprogramme der fremden Staaten muß, glaube ich, die Mitglieder dieses Hauses zu dem Schluß führen, daß der Regierung lein anderer Weg offen steht. Das Haus hatte im März ganz ausführlich fest- gestellt, welches damals die Lage der fremden Schiffsbauprogramme war. Seit der Zeit ist die EntWickelung des Schiffsbaues in den anderen Ländern schnell vorwärtsgeschritten. Zwei Länder, Jta- lien und Oestervsich-Ungarn , haben sich jetzt end- gültig für ein Programm von vier stark gepanzerten Schiffen des neuesten Typs erklärt. Im Hinblick auf das Programm Oester- reich-Ungarns könnten Skeptiker sagen, daß sie an das Programm nicht glauben, bis die Schiffe auf Stapel gelegt sind. Tat- fache ist aber, daß für die Festigkeit des Entschlusses der österreichisch. ungarischen Regierung Beweise vorliegen. Zwei große Hellinge sind in Stand gesetzt für den Bau von Schlachtschiffen größten Typs, und ein großes Schwimmdock wird gegen- lvärtig gebaut. Die Erklärungen der österreichisch-ungarischen Regierung und ihre Taten, alles führt unzweifelhaft zu der Folge- rung, daß das österreichifche Programm der vier Schlachtschiffe größten Typs ebenso wie das italienische Programm etwas Tat­sächliches ist. Als neue Information bezüglich der Typs der Schiffe habe ich dem Haufe mitzuteilen, daß feit dem Monat März eine Aenderung in dem Programm der Admiralität eingetreten ist. Diese Aenderung besteht darin, daß von den beiden Schlachtschiffen, die im November auf Stapel gelegt werden und die beide Linien- schiffe sein sollten, eines ein verbesserter Kreuzer sein wird. Wir wissen, daß es möglich ist, Kreuzer zu bauen, die , nächtiger und schneller sind, als unsere Jnvincibles und Jndomi- tables. Ich meine, das Haus wird darin zustimmen, daß, da die Sicherheit unseres Handels davon abhängt, daß wir schneller fahren und jeden feindlichen Kreuzer aufbringen, es was ich persönlich bedaure, unsere Pflicht ist, Kreuzer von noch größerer Schnellig. keit zu bauen, als die Leviathans sind, die wir gegenwärtig zu schiminen haben. Dillon(Nationalist) unterbrach Mc. Kenna und fragte: haben die Deutschen schneller gebaut als ihr Pro- grramm vorsah oder hielten sie sich an den dem Auswärtigen Amt gemachten Mitteilungen?(Beifall bei den Ministeriellen.) Mc. Kenna antwortete: Ich hielt es nicht für wün­schenswert, in einen weiteren Vergleich der Schiffsbau- progamme einzutreten, aber da Dillon mich gefragt hat, will ich ihm kurz antworten. Vor drei Jahren wurde von feiten der eng- tischen Regierung in ernstester Weise de m� Wunsch Ausdruck gegeben, dem schnellen Anwachsen der Rüstungen in diesem und in den andern Ländern Einhalt zu tun,. Es ist ganz klar, daß kein Land für sich allein die Rüstungen beschränken kann. es sei dynn in den Köpfen von Personen, die die internationalen Beziehungen sanguinischer betrachten als ich. Die englische Re- gierung sprach nicht nur den Wunsch aus, sondern sie zeigte auch durch mehr als Worte ihren Entschluß, in der Beschränkung der Rüstungen die Führung zu übernehmen. Während der letzten drei Jahre hat die englische Regierung acht Panzerschiffe auf Kiel gelegt. Das war eine Beschleunigung, für die die einzig mögliche Erklärring war, daß es nach der M ei- nung der deutschen Regierung wünschen sw ext war, die Schiffe so früh Wie möglich vollzählig zuhaben. Es wäre möglich, in derselben Weise Jahr für Jahr weiterzugehen, und die Entwickelung abzuwarxen, die fich� am Ende von zehn oder zwölf Jahren ergeben haben würde. Ich sage nicht, daß im Jahre 1999 als Folge davon, daß nur acht Schiffe gegen elf von Deutschland aus Stapel gelegt sind, der leiseste >Grund zur Besorgnis vorhanden wäre. Unsere Ueber- legenhcit ist eine derartig«, daß wir es abwarten können(Beifall bei den Ministeriellen), und daß wir in der Lage sind, ohne irgendwie Gefahr zu laufen, die Ernsthaftigkeit unseres Wunsches, die Rüstungen einzuschränken, zu zeigen. Aber ich appelliere an das Urteil des HauseS, wenn ich sage, daß es nach nunmehr dreijähriger Erfahrung nicht sicher sein würde, in der- selben Weise fortzufahren, und daß die Zeit jetzt gekommen ist, wo wir mangels einer Verständigung gezwungen find, alle erforder- liehen Schritte zu tun, um unsere Vorherrschaft zur See nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft sicherzustellen. Gegen den blutigen Despoten. London , 23. Juli. Heute nachmittag fand auf Trafalgar Square eine Arbeite rkundgebung gegen den Empfang des Zaren statt, an der viele tausend Leute teilnahmen und bei der verschiedene Reden gehalten wurden Die politischen Beiträge der Gewerkschaften and die LordS. London » 24. Juli. (Eig. Ber.) Gestern begannen vor den Richtern de? Oberhauses die Verhandlungen über den Rekurs der Eisen- bahner(richtiger der Arbeiterpartei) gegen den Entscheid des Appell- Hofes, daß Gewerkschaften nicht berechtigt seien. Beiträge zu politischen Zwecken zwangsweise z» erheben. Dem Prozesse liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Die Arbeiterpartei ist die politische Organisation der GeWerk- schaftm. Finanziell wird fie von den ihr angeschlossenen GewerkschaftS- dervänden gespeist, die zu diesem Zwecke Beiträge von ihren Mit- gliedern erheben. Nun gibt es aber eine Minderheit von Gewerkschaftsmitgliedern, die teils liberal, teils konser- vativ sind und deshalb mit der Taktik und den Zielen der Arbeiterpartei nicht einverstanden sind. Sie behaupten, daß es gegen das Gesetz sei, Gewerkschafter zu zwingen, für bestimmte politische Zwecke Beiträge zu leisten. Dem Vertreter der Minderheit, der Eisenbahner Osborn, hinter der verschiedene reiche bürgerliche Politiker stehen, strengte deshalb einen Prozeß gegen seinen Gewerkschaftsvorstand an, der im Juli 1998 vor dem Richter Neville verhandelt wurde. DaS Gericht entschied gegen Osborn und für die Arbeiterpartei, um so mehr, als im Jahre 1996 die Statuten der Eisenbahner dahin geändert wurden, daß jedes Mitglied verpflichtet ist, für parlamentarische Zwecke beizutragen. Osborn legte Berufung ein, die vom Appell- Hofe anerkannt wurde. Im November 1993 stieß der Appellhos das erstinstanzliche Urteil um und entschied, daß Politik nicht in die Gewerkschaft gehöre; man könne britische Bürger nicht zwingen, einer bestimmten politischen Partei anzugehören. Der Vorstand der Eisenbahner legte im Etnverständnis mit der Arbeiterpartei Rekurs beim Oberhaus ein, dessen Richter heute zur Verhandlung zusammentraten. DaS Hauptargument der Arbeiterpartei ist, daß die Gewerkschaften bei der Einführung der Trade-UnionS-Akte in den Jahren 1871, 1876 und 1996 politisch tätig waren, und da sie ihre Angelegenheiten auf demokratische Weise, das heißt durch Mehrheitsbekchlüsse, erledigen und da die Mehrheit sich für die Arbeiterpartei und ihre Politik aussprach, so hat die Minderheit kein Recht, die Beiträge zu verweigern, jedes Mitglied weiß, daß die Satzungen eS zu politischen Beiträgen verpflichten. So zum Bei- spiel stellen die Bergleute seit 1874 eigene parlamentarische Kandi- baten auf und zahlen für parlamentarische Vertretung, ohne daß das Gericht dagegen eingeschritten wäre. Ueber das Urteil werden wir ausführlich berichten. Für das Budget. London , 24. Juli. Eine Riesenkundgebung zugunsten des Budgets wurde heute von etwa 99 999 Personen ver- anstaltet, die sich in langem Zuge nach dem Hhde Park bewegten, wo politische Ansprachen gehalten wurden. Die Teilnehmer nahmen eine Resolution an, die für die S o z i a l r e f o r m eintritt und die Regierung auffordert, einer Verstümmelung der Budgetvorschläge entgegenzutreten._ Mrokko. Der Krieg mit den Riffkabhlen. Das derbrecherische Kolonialabenteuer, in das die ver» rottete spanische Regierung ihr unglückliches Land gestürzt hat, nimmt rasch immer größere Dimensionen an. Reisende, die aus M e l i l l a eingetroffen sind, erzählen: In M e l i l l a herrscht Panik. Der Kampf am Sonnabend soll furcht- bar gewesen sein. Die Zahl der gefallenen und verwundeten Spanier übersteigt 280, die Mauren haben die drei- fachen Verluste. Die Harka der Kabylen versuchte die Ver- bindungen der Stellung bei Atalayon mit Melilla zu unter- brechen. Die Spanier mußten einen Teil der Stellung räumen, in dem sich die Kabylen festsetzten. Ein vom Oberst C a b r e r a mit dem Bajonett geführter Gegenangriff, bei dem Cabrera den Tod fand, brachte sie dann wieder zum Weichen, doch erhielten sie neue Verstärkungen und um- zingelten nun die Kolonne Cabrera, die schließlich von gerade in Melilla ausgeschWen Truppen aus ihrer mißlichen Lage befreit wurde. Wiederum wurden die Mauren zurückgeworfen, doch immer wieder erneuerten sie ihre Angriffe. An vielen Stellen wurde ohne Gewehre mit blanker Waffe ge- kämpft. Aus Madrid wird gemeldet, die s p a n i s ch e n O f f i- ziere seien über die Vollkommenheit der Waffen und den Ueberflutz an Munition erstaunt, welche den Rifleuten zur Verfügung stehen. Es sei zweifellos, daß das Kriegsmaterial aus europäischen Häfen nach der Rifküste geschmuggelt worden sei. Die spanische Regierung versucht dem Volke mit allen Mitteln den wahren Stand der Dinge zu verheimlichen. Die amtlichen Nachrichten verschweigen die Zahl der Opfer und suchen die Mißerfolge zu beschönigen. Der Minister des Innern hat die Provinzgouverneure aufgefordert. Z e i t u n- gen, die Nachrichten vom Krieg, von der Abfahrt oder der Einschiffung von Truppen veröffentlichen, mit Beschlag belegen zu lassen. Dieselbe Maßregel ist bezüglich der Madrider Zeitungen verfügt worden. Ueber den Krieg dürfen nur die amtlichen Meldungen veröffentlicht werden. Die Zensur wird außerordentlich streng geübt._ Das Volk gegen den Krieg. Paris , 23. Juli. Wie derAgence Havas" aus B a r c e- lona über San Sebastian gemeldet wird, dauern dort die Kundgebungen gegen den Krieg an. Am 21. Juli kam es zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen den Manifestanten und der Polizei, bei dem drei Beamte durch Revolverschüsse und Stcinwürfe verwundet wurden. Der Generalstreik gegen den Krieg. Barcelona , 25. Juli. Da hier als Kundgebung gegen den Feldzug in Marokko der allgemeine Ausstand erklärt wnrde, ist über Barcelona der BelagernngSzustand verhängt worden. Die militärischen Maßnahmen. Madrid , 25. Juli. AngefichtS der gefährlichen Lage in Melilla beschloß die Negienmg. die spanischen Streitkräfte auf 49 999 Mann zu verstärken. Die Regierung wird alles auf­wenden. um möglichst schnell Herr der Lage zu werden. Zu diesem Zwecke sollen alle Mannschaften� und Gelder bewilligt werden, die eine Erledigting der Angelegenheit in zivei Monaten möglich machen._ perfien. Der Schah. Teheran , 25. Juli. Der frühere Schah weilt noch in der rnssisckien Gesandtschast. Wie es heißt, ist seine Abreise verschoben worden wegen der Schwierigkeit, die Kronjuwclen ausfindig zu machen. Nach neueren Meldungen find starke Streitkräfte unter Saulet ed Dauleh auf dem Marsche nach Schiras . Die britische Konsularwache ist durch 49 Matrosen verstärkt worden._ Hu© der parte!* Der LaudcSparteitag der sozialdemokratischen Partei im Herzogtum Sachscn-Altenburg fand am Sonnabend, den 24. und Sonntag, den 25. Juli, in Meuselwitz statt. Wie aus dem gedruckt vorliegenden Bericht des Landesvorstandes hervorgeht, hat sich die Zahl der organifierten Parteimitglieder von 4225 auf 4875 erhöht. Diese Zahl ist aber berhästnismäßig gering, wenn man bedenkt, daß 19 298 freigewerkschaftlich organisierte Arbeiter im Lande vorhanden sind. Außerdem entfällt der Zuwachs in der Hauptsache auf die Frauen, deren Zahl beträgt aber auch erst 692. Noch geringer ist die Zahl der jugendlichen Organisationsangehörigen im Alter zwischen 13 und 21 Jahren. Ihre Zahl belänft sich auf nur 155. Die�Be- wegung zur Erringung des allgemeinen gleichen Landtags- Wahlrechts erreichte in einer imposanten Straßendemonstration in der Stadt Attenburg ihren Höhepunkt. Eine lendenlahme Wahl.reformch die der Landtag angenommen hat, um das schreiende Unrecht de-Z gegenwärtigen Wahlnnrechts in etwas zu mildern, sollte der sozial- demokratischen Agitation den Wind aus den Segeln nehmen. Was natürlich nicht geschieht. Einen schönen Erfolg hat die Partei auch bei den vorjährigen Gemeindewahlen errungen. Sie hat nicht nur den mit aller Wucht geführten Vorstoß des Reichsverbandes zur Vernichtung der Sozialdemokratie auf ihre Stellung kräftig abgewehrt, sondern auch die Zahl ihrer Vertreter von 98 auf 132 erhöht. Reichen Stoff zur Behandlung der Frage des reaktionären Landes- regiments bot der Partei auch der»Fall Dieteriei".(Es ist das der Fall des Bürgermeisters Dieterici aus Roda, der sich erschossen hat, weil ihm, dem ehrenhaften Mann, das militärische Ehrengericht die Uniform abgesprochen hatte und man ihn deshalb in Altenburg für unwürdig hielt, den Herzog am Rodaer Bahnhof zu empfangen.) Zur Förderung der Bildungsbestrcbungen sind in 15 Orten Vor« trags- und Unterrichtskurse abgehalten worden. Zur Förderung der Aufklärung unter der Landbevölkerung wird der allmonatlich er- scheinendeLandbote" in einer Auflage von 15 999 verbreitet. Der Geschäftsbericht der»Altenburger Volkszeitung" ist in seinen, finanziellen Teil sehr günstig. Die Einnahmen sind gegen das Vorjahr gestiegen. Der Reingewinn beträgt 5979 M. Es hat, wie in einem solch vermuckerten und reaktionär regierten Lande nicht gut anders denkbar ist, auch im verflossenen Jahre dem Blatte nicht an Prozessen gefehlt, was sich in der Steigerung des Redaktions« aufwands um 1200 M. kundgibt. Der Abonnentenstand des Blattes beträgt rund 7399. Zum deutschen Parteitag in Leipzig wurde Genosse Landtags- abgeordneter Böhme- Elsenberg gewählt. Die Wahl zum Vor- sitzenden der Landesorganisation fiel wiederum auf Genossen Käppler- Altenburg. Soziales* Schadenersatz wegen nicht ausgehändigter Papiere. Der Betonarbeiter M. wurde am 23. Juni, weil er zu spät zur Ar- beit erschien, vom Polier entlassen. Obwohl ihm der Polier die Zusen- dung der Papiere, die sich nicht auf dem Bau befanden, versprochen hatte, erhielt er diese erst auf seine schriftliche Mahnung hin am 2. Juli zugestellt. M. verklagte deshalb die Firma R e i n i ck e u. Co. auf Zahlung von 32 M. Schadenersatz. Die Beklagte bestritt, daß dein Kläger die Zusendung der Papiere versprochen worden und berief sich hierfür auf den Polier als Zeugen. Sie machte ferner geltend, daß der mit dem Kläger abgeschlossene Arbeitsvertrag vorsieht, daß die Papiere aus dem Kontor abzuholen find. Der Polier bestritt. das Versprechen der Zusendung gegeben zu haben. Der Kläger berief sich aber aus acht Zeugen, die mit ihm zu- gleich entlassen wurden und denen dasselbe Versprechen ge- macht worden ist. Das Gewerbegericht hatte die Ladung von zwei dieser Zeugen angeordnet. Diese bestätigten die klägerische Behauptung, der Polier habe sich nicht nur die Namen, sondern auch die Adreffen der entlassenen Arbeiter notiert. Der Kläger ist dabei mehrmals nach der Hausnummer gefragt worden. Nach einigem Zaudern gab der Polier die Möglichkeit zu. daß er. um den Belästigungen der Arbeiter zu entgehen, ein solches Ver- sprechen gegeben hat. vermag sich aber deffen nichr zu erinnern. Das Gericht unter Vorsitz des MagistratSraieS D r. Wölbling verurteilte die Beklagte, die geforderte Ent- schädigung zu zahlen. Der Einwand des schriftlichen Vertrages, der den Kläger zur Abholung der Papiere aus dem Kontor verpflichte. sei nicht mehr erheblich, da der Polier auch berechtigt war, andere Abmachungen zu treffen. Daß die Zusendung der Papiere an den Kläger mit ihm abgemacht ist, ist erwiesen. Den Ein- wand, Kläger habe nachzuweisen, daß er mangels der Papiere anderweitig nicht eingestellt worden ist. hat das Gericht nicht gelten lassen, da eS dem Arbeiter unmöglich ist. diesen Nachweis im einzelnen Falle zu führen. Denn wenn der Arbeiter auf einem Bau um Arbeit anfrägt, so wird diese Tatsache dem jeweiligen Polier sebr bald entfallen. Auch eine Bescheinigung darüber zu erhalten, wird dem Arbeiter nicht möglich sein. Die Erfahrungstatsachen zeigen jedoch, daß Arbeiter, dw sich nicht im Besitz der Papiere befinden, gegenüber den andern Arbeitern, die solche vorweisen können, zurückgestellt werden. Es muß somit Sache des EiiiwandeS sein, den Nachweis zu führen, daß der Kläger ihm trotz des Mangeis der Papiere angebotene Arbeit anzunehmen unter- lassen habe._ Zur Frage der kommunalen Arbeitslosenversicherung hat die Verwaltung der Stadt Düffeldorf eine Denkschrift aus- arbeiten lassen. Das Ergebnis der Denkschrift kommt in folgendem Beschluß zum Ausdruck, den die Verwaltung der Stadtverordneten- Versammlung vorlegte und den diese einstimmig annahm: Stadtverordnetenversaininlung nimmt von dem Berichte des Statistischen Amts, betreffend die Arbeitslosenversicherung, zu- stimmend Kenntnis und ersucht die Verlvaltung, durch Bericht an die vorgesetzte Behörde und ans ihr sonst geeignet erscheinende Weise den Erlaß eines Neichkgesetzes zu betreiben, welches den Gemeinden das Recht zur Einrichtung kommunaler Arbeitslosen- versicheruiigSIassen mit BeitrittSzwang für die in Frage kommen- den, im Gesetze selbst noch näher zu bestimmenden Personen- gruppen verleiht.'_ Flcischcreiberufsgcnosienschaft und RcichSversichcrungSordnung. Die Generalversammlung der Fleischereiberufsgcnossenschast. die am 22. dieses Monats in Göttingen tagte, schloß sich in bezug auf die Reichsversicherungsordnung der Resolution an. die vor einigen Wochen auf dem Deutschen BcrufsgenossenschaftStage angenommen worden war. In einer Zusatzresolution wurde ver­langt, daß gesetzliche Bestimmungen erlassen würden, wonach») nur solche Betriebsmaschinen und Gerätschaften zum Vertrieb kommen dürfen, die zur Verhütung von Unfällen inindcstenS mit den allgemein bekannten und von den Verussgenossenschaflen vorgeschriebenen Gchutzvorkchriingtn versehen sind:' k>) auf Grund der Gewerbe- rollen»sw. die vorschriftsmäßigen An- und Abmeldungen der Uli- fallversicherungSpflichtigcn Betriebe behördlicherseits von Amts wegen zu veranlassen sind._ Dienstbotenelenb. Die Dienstmädchen Pauline Schulz und Minna Bubluweit hatten ein Strafmandat von je 15 M. erhalten, weil sie am 13. Mai dieses Jahres ihren Dienst bei dem Bauerngutsbesitzer Bartel in Staaken unberechtigt verlassen. Sie erhoben Einspruch und wendeten vor dem Schöffengericht in Spandau am Mittwoch ein: 1. das Essen sei sehr schlecht gewesen; 2. der Schwiegersohn der Bartel, ein Feldwebel, habe sie wiederholt beschimpft und bedroht, sie kalt zu machen; 3. die Frau Bartel habe sie wiederholt in ge- meiner Weise Sau und venerische Huren beschimpft; 4. Frau Bartel habe selbst gesagt, sie könnten gehen. Tie alz Zeugin vernommene Frau B. bestreitet, daß das Essen schlecht war und findet bei dem Schöffenrichter ein entgegenkommendes Verständnis für Tienstbotenessen. Bezüglich der Beschimpfungen verweigert sie ihr Zeugnis. Endlich muß die Zeugin zugeben, daß sic-bereits andere Mädchen hatte, als die Angeschuldigten erklärten, sie wollten weiter arbeiten. Trotz dieser für die beiden Mädchen günstigen Sachlage, oder vielleicht gerade deshalb, beschloß daS Gericht Vertagung und Ladung des Schwiegersohnes.