das klerikale Verdummungssystem die Einsicht derVolkZmassen nicht irreführen kann. Dieses geknechteteVolk besitzt doch noch so viel Kraft, um sichgegen das Acußcrste zu wehren und mit wilder Energie dieZumutung zurückzuweisen, für kapitalistische Profitinteressensein Leben zu opfern auf Gcheis; einer volksfeindlichen Re-gierung, die unfähig war, die Tragweite ihrer Handlungenzu erkennen. In Barcelona, der alten Stätte revolutio-närer Erhebungen, erhob sich die zum Teil noch unteranarchistischem Einfluß stehende Arbeiterschaft zum Protest undproklamierte den General st reik. Die Regierung aberbehandelte die streikenden Spanier fast noch schlimmer als diekämpfenden und wenigstens gut bewaffneten Marrokakner. Sieverhängte den Belagerungszustand und ließ den Säbel hauen,die Flinte schießen. Bald wird die Zahl der auf Geheitzder spanischen Regierung ermordetenSpanier grötzer sein als die durch die Marokkaner undden Krieg getöteten! Aber das Wüten der Regierung ist zu-nächst vergebens; die Bewegung greift immer weiter um sichund nimmt immer ausgesprochener revolutionäreFormen an, wie die nachstehenden Telegramme zeigen:In Barcelona.Barcelona, 28. Juli. Beim Nathans fand ein Z u s a m m e n-st o tz zwischen Arbeitern und der Gendarmerie statt. Aufbeiden Seiten gab es viele Verletzte. Bedeutende Truppenmassenkamen in Katalonien an.Madrid. 23. Juli. Die Lage in Barcelona ist noch immerernst. Die Menge griff heute ein Nonnenkloster an.Berhiuderung des Eisenbahnverkehrs.Perpiguau, 87. Juli. Auf der Eisenbahnlinie Cerbdre-Barcelonasind in der Richtung nach FigueiraS die Eisenbahnschienenan mehreren Stellen aufgerissen worden. Die Au»«ständischen verhindern jeden Eisenbahnverkehrund überwache» die Bahnlinie.Angriff auf einen Eiseubahnzng.Ccrbdre sOstpyrenäen), 23. Juli. Der gestern früh 6 Uhr vonBarcelona abgegangene Zug kam nnt einer Schutzwachevon 2ö Mann erst 10 Uhr abends in Portbon(Provinz Gerona) an.Auf der Station Zigueiras war der Zug von der Menge an-g.e g r i f f e n worden, die Wache hatte gefeuert und zweiPersonen verwundet. Die Verbindungen zwischen Verona und Barce«lona sind unterbrochen.Ausdehnung deS Generalstreiks.San Sebastian, 28. Juli. Wie aus Bilbao gemeldet wird.herrscht im ganzen Minen di strikt starke Erregung.Die Soziali st enkomiteeS in der Provinz BiSlasa be-schloffen, den Generalstreik zu erklären.Der Belagerungszustand.Madrid, 23. Juli. Eine offizielle Note rechtfertigt die Per«hängung des Belagerungszustandes über die Pro-vinzeu Barcelona, Tarragona und Gerona mit Wühle«reien anarchistischer und revolutionärer Elemente, welche daS Zeichenzum allgemeinen Ausstände gegeben, Gewalttätigkeiten aller Artverübt und sämtliche Verbindungen abgeschnittenhätten, um die aufständische Bewegung zu erleichtern.Madrid, 29. Juli. Der König unterzeichnete heute ein Dekret,durch das die konstitutionellen Garantien für ganz Spanienaufgehoben werden.Rücktritt des Ministeriums.Sa» Sebastian, 28. Juli.(Meldung der Agenee HavaS.) Meldungen aus Madrid sprechen von dem bevorstehenden Rücktrittdes Ministeriums Maura und seiner Ersetzung durch einmilitärisches Kabinett, da die Ereignisse in Bar-celona einen rntschicden revolutionären Charakter angenommenHendaye, 28. Juli. AuS Madrid wird gemeldet: Die strengeZensur isoliert Madrid und daS übrige Spanien. Da genaueNachrichten aus M e l i l l a fehlen, wächst die grotze Auf«r e g u n g. Seit 24 Stunden hat man auch kein« Nachrichten au»Barcelona. Di« Blätter berücksichtigen die Weisungen desMinisteriums des Innern, aber alle, selbst die gemäßigten kritisierendie überaus scharfen Matznahmen gegen die liberale Presse.„vorrospondonoia",„El Pais",„Abo,„Diwio univarsal" protestieren scharf gegen ein Voigehen. das der Verfassung widerspreche.Die„Oorrosxiyndsaoia" wurde gestern beschlagnahmt,„El Paio"bisher jede» Tag.Der Krieg mit den Kabyle«.Hendaye(Dep. Basses-Phrinäe»), 27. Juli. AuS Meltllawird gemeldet: Der Kampf vom 23. b, M. war der erbittertsteseit dein Beginn der Feindseligkeiten. Eine spanische Abteilungwurde in einem Hohlweg überrascht und von den auf den benach«karten Höhen im Hinterhalt liegenden Mauren dezimiert. DieVerluste betragen m ehr al« 400 Tote und Ber«w u» d e t e. Ein Offizier erzählt, auch die Verluste in den Kämpfenam 20. und 2t. Juli seien viel höher gewesen, als der amtlicheBericht angab. Es erscheint unverineidlich, 14 000 Mann V«r-stärkungen nach Mclilla zu schicken und sich deS Gurugu-VergeSzu bemächtigen, an dem die Mauren einen Stützpunkt haben.Mclilla, 27. Juli. Der Kampf hat von neuem begonnen.General P i n t o s und mehrere Offiziere sind gefallen.Eine amtliche Meldung.Paris, 28. Juli. Einem amtlichen Bericht aus Melilla zu-folge haben die Marokkaner die Schienen der nordafrika-nischen Eisenbahn entfernt und dadurch den Zugverkehr ge-hindert. Zwei spanische Abteilungen trieben die Marokkaner zurückund stellten den Zugverkehr wieder her. Die Verluste derMarokkaner waren zahlreich, auch di» auf spanischer Seitebedeutend.Sie Lage in Angsr».AuS Budapest wird uns geschrieben:Die aus den koalierten Parteien deS ungarischen Reichstagsgebildete Regierung hat am 26. April ihre Demission gegeben. DieDemission wurde damit begründet, daß die Auffassungen der ver-schiedenen Parteien angehörenden Minister über die Lösungder Bankfrage auseinandergehen. Oesterreich-Ungarn hat, wiebekannt, eine gemeiusaine Notenbank, deren Privileg allezehn Jahre erneut werden muh. DaS jetzt geltende Privilegläuft am 31. Dezember 1010 ab. und erlischt automatisch, wenn»S auf parlamentarischem Wege nicht erneut wird. Di« Trennungder Bank ist nun eine spezifische Forderung jener Los- von-Oesterreich. Ideologie, die in der gänzlichen LoSreihungUngarns von dem anderen Staate der Donaumonarchie gipfeltund darin das Universalheilmittel für jegliche Wunden de?ungarischen politischen und sozialen Leben? erblickt. Di« Un-abhängigkeitspartei, deren Programm diese staatsrechtlicheSelbständigkeit Ungarns fordert, erlangte in den Wahlen 1906die Mehrheit des Parlaments. Wäre Ungarn ein nach denGrundsätzen des Parlamentarismus regierter Staat, so hätte derUnabhängigkeitspartei, nachdem ße die Mehrheit de? Parlamentswurde, auch die ganze Regierungsgewalt zufallen muffen. Dervon der Unabhängigkeitspartei vertretenen Trennungspolitik stehenaber sehr große, nach den vorhandenen Machtverhältnissen unüber-windliche Hindernisse im Wege: Teils die auf das gemeinsameHeer sich stützende Dynastie, welche von der Lockerung des GefügeSder beiden Staaten eine Schwächung ihrer Grohmachtstellung undihres Prestiges befürchtet, teils mächtige österreichische Jnter-essengruppen, so die österreichische Industrie, welcher eine radikaleTrennung mit dem Verlust ihre» besten und größten Absatzgebietesdroht, und außerdem die von dem einheitlichen Reichsgedanken be-herrschten Feudalen und christlichsozialen Demagogen. Der Zu-sammenschluß dieser außerungarischen Machtfaktoren verlegte derungarischen ReichStagSmehrheit den Weg zur Regierungsgewalt,und sie konnte einen Teil derselben nur erreichen, wenn sie aufdie Durchsetzung ihrer alten Forderungen verzichtete und sichaußerdem unter die Vormundschaft jener Politiker und Parteienbegab, welche die Aufrechterhaltung des geltenden Staatsrechtesfordern. So entstand die ungarische Koalitionsregierung undMehrheit, in welcher die Minderheitsparteien— die klerikaleVolkspartei und die den Großgrundbesitz vertretende konservativeVerfaffungspartei— die Bürgen für das tadellose Benehmen derUnabhängigkeitspartei abgaben. ES war eine Blockregierungund Blockmehrheit mit der eigentümlichen Zusammensetzung, daßeine der Blockparteien die Mehrheit, die zwei übrigen aber dasVertrauen der Krone und di« Verläßlichkeit— nach oben besaßen.Wie es den radikalen bürgerlichen Parteien überall ergeht,so erging eS der Unabhängigkeitspartei in Ungarn: Der Preisder Regierungsgewalt war die PreiSgebung ihrer Prinzipien—wenn auch nicht eingestandenermaßen, so doch tatsächlich. AlsRegierungspartei bewilligte sie alles, waS sie jahrzehntelang be-kämpfte: Rekruten für das gemeinsame Heer, das gemeinsameZollgebiet und dergleichen mehr. Sie, die um die ungarischeKommandosprache einen zähen Kampf führte und der deutsch kom-mandierten Armee keinen Mann und keinen Pfennig bewilligenwollte, machte die größten Anstrengungen, um das Rekruten-kontingent der von ihr so ungestüm bekämpften Armee erhöhen zukönnen, was ihr jedoch bisher nicht gelang. All dies vollbrachtesie in der Hoffnung, daß ihr, die so viele Proben ihrer„Per-läßlichkeit* lieferte, die ganze Regierungsgewalt übertragen würde,um so die Beutepolitik auf eigene Faust und zu eigenem Nutzund Frommen fortführen zu können. Sie brauchte die Re-gierungSgewalt um so notwendiger, als der von ihr geübtePrinzipienverrat ihr große Massen ihrer Anhänger abspenstig zumachen drohte, und sie vor der Gefahr stand, eines Tages ihreWähler verloren, ohne die RegierungSgewalt gewonnen zu haben.Das Verhältnis der verbündeten Parteien verschlechterte sich auchvon Tag zu Tag: jede wollte ihren eigenen Anhängern die bestenAemter, die fettesten Pfründen verschaffen und so ihre Positionim Lande stärken.Dazu kam noch«ineS und vielleicht daS wichtigste: die W a�l-resorm muhte irgendwie in Angriff genommen werden. DieVorbereitung und Durchführung der Wahlreform oblag dem auSder Verfaffungspartei hervorgegangenen Minister deS Innern,dem Grafen A n d r a s s Y, der mit seiner schändlichen Vorlagenicht nur dem Proletariat und den nichtmagyarischen Nationen,sondern auch der Unabhängigkeitspartei zu Leibe rücken wollte.Die Feindschaft des Grafen Andrassy gegen die Unabhängig-keitSpartei entsprang verschiedenen Quellen, gesellschaftlichen Vor-urteilen, dem alten Wettbewerb zwischen der Aristokratie und derGentry, hauptsächlich aber der im ganzen richtigen Einsicht, daßdas gegen die Dynastie und Oesterreich gerichtete Programm dieserPartei den Zusammenbruch der KlassenherrschaftdeS grundbesitzenden Adel» heraufbeschwören kann.In dem vor drei Jahren ausgebrochenen VerfassungSlonfliktzwischen dem ungarischen Parlament und der Krone, in dessenVerlauf die Krone auf die Forderung der ungarischen Parteiennach der ungarischen Kommandosprache mit der Verheißung desallgemeinen und gleichen Wahlrechtes antwortete und dadurch diefeudale Rebellton zur Unterwerfung zwang, wurde nämlich dieOhnmacht deS ungarischen Parlamentes vor jedermanns Augenoffenbar. Greift daS ungarische Klassenparlament irgendeine ge-meinsame Institution an, dann droht man ihr mit der Mobil-machung der geplünderten Bauern, unterdrückten Proletarier undgeknechteten nichtmagyarischen Nationen. Den Drahtziehern derWiener Politik ist zwar an der Demokratie, sogar an einer„cäsaristischen Demokratie", verflucht wenig gelegen: aber sie habenherausbekommen, daß man die ungarischen Hexren mit nichts sosicher zu Paaren treiben kann, als wenn man sich ihnen gegen«über al» die Schutzherren der Demokratie aufspielt. Nachdemdiese» Liebäugeln mit der Demokratie in den vergangenen dreiJahren für die Hofpolitik so treffliche Dienste geleistet hatte, hat mansich auf diese Taktik festgelegt: Erbebt man in Budapest irgend-welche in den Kram der Reichspolitik nicht paffende Fordsrungen,so präsentiert man der ungarischen Oligarchie in Wien denfälligen und uneingelösten Wechsel des allgemeinen Wahlrechts.Bei dem Wesen der Unabhängigkeitspartei sind aber solcheForderungen unetnlöSbar. Darum ist sie. solange sie die Mehrheitbesitzt,.eine stete Bedrohung der ungarischen Klassenherrschaft.Fordern nämlich nur das Proletariat und die nichtmagyarischenNationen das Wahlrecht, so kann der Adel sie niederschlagen.Wird aber daS allgemeine Wahlrecht auch noch von Wien aus ge«fordert, dann kann der Adel den Kampf auf zwei Fronten un«möglich führen. Nachdem der Adel weiß, daß ihm in dem Prole-tariat und den Nationen ein unversöhnlicher Feind erwächst, suchter durch Fallenlassen der Trennungspolitik die Krone zu ge-Winnen.Diesen Verteidigern der Klassenherrschaft entstand aber ineiner mehr von dem Partetintereff« al» vom Klasseninteresse be-herrschten Gruppe der Unabhängigkeitspartei ein grimmigerFeind. Die Gruppe sah, daß die uneingeschränkte Regierungs-gewalt ihr trotz allem nicht übertragen wurde. Und nun versuchtesie dasjenige, wa» sie durch braves Benehmen nicht erreichte, durchschlechtes zu erreichen. Sie warf sich auf die Bankfrage und erhobda Forderungen mit der Absicht, diese sich gegen die Aue-lieferung der Macht abhandeln zu lassen. Die dem Ministeriumangehörenden Mitglieder der Unabhängigkeitspartei, K o f s u t hund A p p o n y i, und das Gros der Partei folgten dieser kleinen,aber sehr geschickt manövrierenden Gruppe nur mit Widerwillen.denn sie wußten, daß da Geister heraufbeschworen werden können,die man dann nur schwer bannen kann. Aber die alte Trennung»-ideologie und die Volkstümlichkeit einer jeden sich gegen Oester-reich richtenden Bewegung zwang sie dazu. Der Bewegung ge»lang e», die Koalition zu sprengen, das Ministerium Wekerle zustürzen. Aber etwas anderes oder mehr als dies konnte sie nichterreichen. Die Krone konnte keine Regierung ernennen: di« ganzeRegierungSgewalt wollte sie nicht der Trennungspartei über.antworten, und ohne dieses Ziel erreicht zu haben, wollte die Un-abhängigkeitspartei in der Bankfrage nicht abrüsten. Darumgriff man zu einem Verlegenheitsmittel: man setzte da» demissio-nierte Ministerium Wekerle provisorisch ein und vertagte die Aus-tragung de» ganzen Konflikte» bis auf den Herbst. Die arbeitendenKlaffen tn Ungarn haben dabei nur ein Interesse: mit tatkräftigerAgitation eine Lage zu schaffen, welche alle Wege ber Enkwirrllngverlegt, und nur denjenigen offen läßt, der zur Gewährung desallgemeinen Wahlrechts führt.poUtifcbc(leberllckt.Berlin, den 23. Juli 1309.Feudale Steuerdrückeberger.Ultramontane und konservative Blätter entrüsten fich Tag fürTag darüber, daß eine Anzahl von Aktiengesellschaften vor dem1. August noch ZinSschcinbogen herausgeben, um ihre Aktionäre aufJahre hinaus vor der Talonsteuer zu bewahren. Die Entrüstungwirkt jedoch recht komisch, wenn man sieht, daß die ultramontaneiiund konservativen Herren die Steuerdrückebergerei selbst betreiben.In dem echt katholischen und zentrumstreuen.Münsterischen Anzeiger"befindet sich nämlich dieses Inserat:Gerbaulet-Aktien.Unsere Aktionäre werden ersucht, die in ihrem Besitzebefindlichen Talons und Coupons unverzüglich bei unseinzuliefern zum Umtausch gegen neue Talons undCoupons für die GeschäflSjahre 1909 bis 1918. Mitdem 1. August d. I. tritt das Talonsteuergefetz inKraft. Talons, welche nicht vor dem 1. August abge«hoben werden, sind stempelpflichtig, und wir sind dahergenötigt, diejenigen Aktionäre, welche die Talons nichtvor dem 1. August in Empfang genommen haben, mitder Talonsteuer zu belasten.Münster, 23. Juli 1909.Hotel z. König v. England.vorm. Gerbaulet(A.-G.).Die Aktien dieser Gesellschaft befinden sich vornehmlich in denHänden konservativer und ultramontaner Adliger deS Münsterlandes.Vorsitzender der Gesellschaft ist der kgl. Kammerherr Landrat a. D-Wirkl. Geh. Rat Frhr. v. Landsberg in Drensteinfurt, und zu denAktionären gehören u. a. der kgl. Landrat und Kammerherrv. Schorlemer in Ahaus, der kgl. Kammerherr Landtag?»abgeordneter Freiherr v. Twickel in Stovern. der kgl.Kammerherr Graf Droste in Darfeld, der kgl. LandratGraf v. Westphalen in Münster, der kgl. Kammerherr GrasHatzfeld in Bemburg bei Münster, der Kreiödcputierte Freiherrv. Kerkering-Borg in Rinlerode, der Reichstagsabgeordnete Herzogv. Arenberg in Nordkirchen.Man darf es wohl als selbstverständlich ansehen, daß die maß-gebenden Parteiinstanzen schleunigst auf die feudalen Herren ein-wirken, damit diese ihre Zinsbogen erst nach dem 1. August erheben.Die Presse des Steuerblocks hat nach einem Schandpfahl geschrien,der errichtet werden müsse, und e» wäre doch jammerschade, wennauch feudale, hochedle Namen an diesen Schandpfahl angenageltwerden müßten._Der ntsfische Henker auf deutschem Bode«.Der blutige Zar ist auf seiner Reise auch nach Deutschlandgekommen. Wie di« gesamte Internationale, so protestiert auch diedeutsche Sozialdemokratie gegen diesen Besuch deö Henkers seinesPolte». Den Kieler Arb eitern war die Aufgabe zugefallen,durch eine mächtige DemonstrationSversammlung diesem ProtestAusdruck zu geben und sie haben sich ihrer Aufgabe tn Wirkung?-voller Weise entledigt.Die Versammlung war in den großen Saal der»Waldwicse"einberufen. Jedoch schon um 7 Uhr, eine Stunde vor dem an-gesetzten Beginn, war es klar, daß der Saal die Masse der Er-schienenen nicht fassen könne.Vorfichtigerweise hatte man noch die Genehmigung zu /werVersammlung unter freiem Himmel eingeholt, und die Ver-sammlung wurde dann auf dem Sportplatze desselben LolaleS ab-gehalten. Gegen 10000 Mens che» hatten sich eingefunden, diein atemloser Spannung, von Zeit zu Zeit in stürmische Beifalls«kundgebungen ausbrechend, dem zweistündigen ReferatGenossen Liebknecht lauschten. Der Referent brandmark!-da» abscheuliche russische Regime, für da» der gar alsRepräsentant der russischen Regierung verantwortlich sei.Er geißelte die deutsche, besonders die preußische Liebe-dienerei gegen Rußland, die Leute wie Azew, Harting usw.Gastfreundschaft erwiesen, di» Besten Rußlands, die ihr Leben mitdem Streben für da« Glück des russischen Volke» ausfüllen, abervon Ort zu Ort hetzt und den russischen Schergen ausliefert..Kämpft gegen den preußischen Absolutismus,der in der russischen Reaktion seine Stütze findet, und niedermit dem Zarismus!" schloß der Redner unter stürmischemBetfall sein Referat.Die Versammlung faßte einstimmig eine Resolutton, in derst««rkiärt:Der Besuch de» russischen garen ist eine Angelegenheit.welche all« gesitteten Menschen Europas angeht, undmit den: tiefsten Abscheu abgelehnt werdenmuß. Nikolaus ist nicht nur der verlreter einesSystems, das 300000 Menschen in engen Schmutzkcrkern ver-kommen läßt, unschuldig Taufende in grauenhafter Weis« hin-geopfert, der zweimal einen niederträchtigen Staats-st r e t ch gemacht hat. Er hat durch Duldung und Förderungdes niederträchtigen Lockspitzelsystems in«wemschon vorher rechtlosen Lande einen Zustand geschaffen, in demnur di« Willkür diktiert. Er deckt mit seiner Person allediese Schandtaten und ist auch als Person veraut-wortlich für die Barbarei und Korruption in Rußland, vorallem für die rechrswidrige Polizeiwillkür, mit der Europa, be-sonders Deutschland, beständig von Osten her angesteckt wird.<*AuS Flensburg wird un« telephonisch berichtet:Di» BertrauenSleute deS soziaidemokratischen Verein« hieltenam DiensiSgobend eine Sitzung ab, in der beschlossen wurde, fol-gendes Telegramm an die Proieslversainmlung in der.Waldwiese"in Kiel zu senden:Die heute abend versammelten Vertreter der sozialdemokrati-schen Partei Flensburgs schließen sich dem Protest der KielerGenossen gegen die Anwesenheit des„Mörderzaren" in unseremVaterlande an und erheben ebenfalls den Ruf: Nieder mit deinTyrannen!Die Beförderung des Telegramms wurde von der Telegraphen-Verwaltung wegen d-S Inhalts abgelehnt. Die Telegraphen-Verwaltung in Flensburg will also ihre schützende Hand über Z.irNikolaus II. halten. Sie wird die Verachtung nicht verringernkönnen, die alle gesitteten und freiheitlich gesinnten Deutschen überden Zaren und seine Anwesenheit in Deutschland empfinden.Wenn der Zar reist.Außer Patrouillen Wandsbeckerund Schleswiger Husaren.die den garen auf seiner Fahrt durch den Kanal begleiten, findzwei vollständige Jnfanterie-Regini enter zumSchutze des geheiligten Lebens de» Zaren in Anspruch genommenworden. Das Infanterieregiment Nr. 84 aus Schleswig ist Montag-morgen, da« Jiisantencregiiiient Nr. 103 aus Neumünster Mittwoch-morgen nach dem Kanal abgerückt. Alle 300 Meter stehen dreiMann Posten,«in Mann patrouilliert dazwischen. Alle Zugangs-straßen zum Kanal werden mit Unteroffizierposten refp. Doppelpostenbesetzt, die Hochbrücken von Offiziersposten. Sämtliche im Kanal