et cbenfnUs feine politische Thntigkeit entfaltete, ein sehr viel-seitiger Herr ist.VorauSgcschickt sei, daß nach meinen Jnsormationen dieserTt. Schumann alias Hunns bis vor kurzem bei dem B e r-liner Polizeipräsidium in hervorragenderStellung beschäftigt gewesen sein soll. Bestätigt sichdieses, dann ist die Rolle, welche dieser Herr als Korrespondenteines im Auslande erscheinenden Blattes spielte, eine sehrseltsame. Dr. Schumann alias Hunns, der bisher amäußersten Ende Zehlendorss in der Villa Hunns seinQuartier ausgeschlagen hatte, soll seit Jahren der BerlinerKorrespondent das in Paris erscheinenden„blsworialvixlomatiguo"(„Diplomatisches Journal") sein. In diesemBlatte sind nun in der Zeit von November 1831 bisFebruar 1892 Korrespondenzen und Aussätze über Vorgängeinnerhalb deutscher maßgebender Kreise erschienen, welche esgeradezu unbegreiflich erscheinen lassen, daß ein im Dienste be-findlicher Beamter es mit seiner Stellung vereinbaren zu könnenglaubt, für ein solches journalistisches Unternehmen weiterhinthätig zu sein. Die ermähnten Korrespondenzen des französischenJournals zeigen, daß ihr Verfasser Beziehungen in Kreisen hatund Kenntniß von Dingen, wie sie in der Regel nur höherenBeamten zur Verfügung stehen. Dabei muß überraschen, mitwelcher Rücksichtslosigkeit die Kenntniß intimer Vorgänge ampreußischen Hose, in der preußisch-deutschen Diplomatie und in denRezierungskreisen preis gegeben und in einer Weise kritisirt werden.wie Deutschland seit den Zeiten der Gehlsen'schen„Reichsglocke"Aehnliches nicht mehr gesehen hat. Besonders giftig sind die An-griffe auf den Kaiser und Caprivi; sie erinnern nach Ton undTendenz unwillkürlich an die Ausführungen gewisser Jnterview's,die vor Monaten als angeblich vom Sachsenwald aus inspirirt,in einer Reihe ausländischer Zeitungen veröffentlicht wurden.Fitner werden im„blemorial Dixlomatigno" politische Vorgänge und militärische Anordnungen, u. a. Trnppendislokationeuan der russischen Grenze mit einer Offenheit besprochen, dieunter dem Fürsten Bismarck dem Schreiber, vorausgesetzt, daßseine Persönlichkeit sich feststellen ließe, unzweifelhaft eine An-klage auf Hoch- und Landesverrath eingebracht haben würde.Auch die Angriffe auf Herrn v. B ö t t i ch e r, den GrafenHolstein, den Geheimrath Dr. K a y s e r und die gegen dieGenannten ausgesprochenen Drohungen wegen ihres„Verraths"am Fürsten Bismarck sind alte Bekannte aus den vor-erwähnten Interviews.Ständiger Korrespondent dieses interessanten Blattes warnun lange Zeit Dr. Schumann alias Dr. Hunns, dessen Viel-seitigkeit sich auch darin zeigt, daß er vor einiger Zeit, als dieWelsensonds-Quittungen in der Presse Lärm machten, nach Zürichreiste. Ob im amtlichen Auftrag oder als Agent eines gleich nachBismarcks unfreiwilligem Abgang ebenfalls zur Ruhe gesetzten,früher allmächtigen hohen Polizeibeamten, müssen wir dahingestelltsein lassen. Fest steht, daß der Herr häufig Reisen Polizei-politischen Tharakters ins Ausland macht. �Diese vielseitige, seit langem sortgesetzte, für einen Beamten— selbst wenn derselbe jetzt nicht mehr aktiv sein sollte— sehrmerkwürdige Thätigkeit, legt die Frage nahe, ob die vorgesetzteBehörde sich im Zustande vollständiger Unwissenheit befunden hat?Das Letztere muß. so schwer es fällt daran zu glauben, an-genommen werden, weil es ganz undenkbar ist, daß die jour-naliflische Thätigkeit des Genannten, wie wir sie gekennzeichnetund wie sie in bezug auf die Berichterstattung über den Tanten«Prozeß bekannt geworden ist, auch nur einen Tag lang als mitden Pflichten eines deutschen bezw. preußischen Beamten ver-ein dar angesehen werden könnte.Vielleicht hat nunmehr das Berliner Polizeipräsidium dieGüte, sich möglichst deutlich über seine Beziehungen zu dem Dr.Schumann alias Dr. Hunns zu äußern.—Tie Tose des Kardinals LcdochowSki. Wenn esnicht zum Frieden zwischen dem preußischen Staat und derrömischen Kirche kommt, so liegt das sicher nicht am Ent-gegenkommen des Staats. Zu den zarten und sinnigenAufmerksamkeiten, die gegenwärtig den Personen erwiesenwerden, denen man einen Einfluß auf das Verhalten derstreitbaren Zentrumsmänner in Deutschland zutraut, gehörtauch dn ehemalige Fürstbischof von Posen, Ledochowski.Ter war dereinst der grimmigste Feind des Staates in denZeiten deS Kulturkampfes Er mußte von seinem Platzeweichen, hat aber niemals pator pvccavi gesagt, er nicht.Jetzt hat ihm Kaiser Wilhelm II. auf seiner Romfahrt einemit feinem Bilduiß gezierte Tabakdose geschenkt und sichvon ihm dann mit den Worten verabschiedet:„Richt wahr?Alles Geschehene ist vergessen!" Ledochowski wird wohleinsehen, besser im Interesse der Kirche das Kriegsbeil begraben, und in den gegenwärtigen Zeitläufen, in denen derStaat so dringend der Unterstützung seiner Freunde bedarf,lus der Fiedensdose den Friedenstabak schnupfen muß.—Schneidige Urtheile. Aus Dortmund wird der„Frankfurter Zeitung" unterm 19. April geschrieben:„Derfrühere Bergmann, jetzige Agent S ch ö n w a l d von hierveröffentlichte während des Streiks ein von ihm verfaßtes Flug-blatt, in das die Anklagebehörde eine indirekte Aufforderung zursofortigen Arbeitsniederlegung hineinlas. Es wurde behauptet,sämmtliche hiesige Bergarbeiter-Versammlungen hätten be-schlössen, die Saarbrücker Kameraden durch Einstellung der Ar-beit zu unterstützen. Die Bergleute müßten einig sein, denn eshandle sich nicht nur um ihr Leben, sondern auch um dasLeben von Weib und Kind. Alle für Einen, Einer fürAlle! Schönwald ist wegen dieses Flugblattes auf grunddeS Z 110 des Strafgesetzbuches— Aufreizung zum Ungehorsam gegen Gesetze— angeklagt; er wurde heute zu6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Kürzlich hat er bereits4 Monate erhalten wegen einer Rede in Witten, in der erebenfalls zum Streik ausgefordert hat."—Joachim Gehlsen erklärt in einem an die deutschePresse gerichteten Rundschreiben:„Ich werde in der„Londoner Korrespondenz Telegraph"direkt beschuldigt, in Verbindung mit anderen Personen HerrnAhlwardt seinerzeit aus der Diskouto-Gesellschaft zu Berlingestohlene Dokimente übermittelt, ja sogar gegen schweresGeld verkauft zu haben. Dieser bübischen Verleumdung gegen-über erkläre ich: das ich niemals irgend jemandem, wederHerrn Ahlwardt oder irgend einer anderen Person Aliennückeoder irgend welches Macerial, daß sich entfernt als solches be-zeichnen ließe, angeboten habe, so wenig von irgend einerSeite, also auch nicht von Herrn Ahlwardt, an mich in dieserRichtung jemals eine Anforderung, ja nur eine Aufrage, gerichtet worden ist."So der dunkle Ehrenmann Gehlsen.—Vom„festen Thurm". Auf der zweiten Versamm-l'.utg der n i.e d e r b a y c r i s ch e n B a n e r n in S t r a u-b i n g sagte ein Redner:„Wir Landwirthe haben geglaubt,wir besäßen im Zentrum lauter gute Freunde,aber wir sind getäuscht und betrogen." Ein Andererführte aus:„Unser Reichstags-Abgeordneter Graf Pr ey-s i n g hat für alles Mögliche gestimmt. Nur nicht so,wie es die Bauern wollen. Mit unseren Grafen,Baronen und Professoren«. ist gar nichts los, s i ehalten kein Wort und sind wie Wind-sahnen. Also fort damit!(Bravo! n'aus damit!)"Man sieht, die Bauern kennen ihre bisherigen Zentrums-Abgeordneten zur Genüge.—An BiSmarck's Adresse. Die„Hamburger Nach-richten" bringen folgende Erklärung: Nachdem ich dieChefredaklion der„Hamburger Nachrichten" wiederholt ersuchthabe, eine eingehende Widerlegung der in Nr. 163 des dortigenBlattes vom II. Juli 1832 in dem Leitartikel„Fürst Bismarckund Graf Caprivi" gegen mich gerichtete» Angriffe zu bewirken,ohne Antwort darauf zu erhalten, fordere ich dieselbe nunmehrunter Hinweis aus ß 11 des Gesetzes über die Presse vom7. Mai'1874 auf, die nachstehende Berichtigung in der nächst-folgenden Nummer des Blattes an der Spitze desselben, wo auchdie Angriffe gestanden haben, aufzunehmen: 1. Es ist unwahr,daß ich in früheren Beziehungen zur Zeit der„Reichsglocke" mitdem Herrn v. Eaprivi und mit Herrn v. Lebbin gestanden hätte.Erstere» kenne ich garnicht und habe niemals ein Wort mit ihmgesprochen. Auch Herrn v. Lebbin habe ich nur ganz oberflächlichgekannt, und es ist unwahr, daß ich jemals in Beziehung mit ihmin obiger Richtung gestanden habe. 2. Es ist, was meine Personbetrifft, unwahr, daß Herr v. Lebbin und ich den FeldinarschallFrhrn. v. Manteuffel vergeblich für ihre reichsglöcknerischen Bestrebung en zu gewinnen gesucht hätten. Für die„Reichsglocke"habe ich niemals einen Artikel geschrieben oder ihr irgendwelcheSubvention zugewendet. Was Herr v. Lebbin gethan hat, istmir unbekannt, und ebenso, was Frhr. v. Manteuffel angeblichdem Fürsten Bismarck gesagt haben soll. Eingehende mündlicheBesprechungen mit dem Feldinarschall Freiherrn v. Manteuffelund Briefe desselben bestäiigen, daß er mein Bundesgenosse war.3. Jener Artikel sagt:„Der Verkehr des Grafen Caprivi mitmarkanten Trägern dieser reichsglöcknerischen Bestrebungen in-volvirt Noch nicht nolhwendig die Annahme eines gleichen Maßesvon Feindschaft gegen den Fürsten Bismarck, welches die ge-nannten Herren diesem widmeten." Diese Angaben sind, soweitsie mich betreffen, unwahr. Das Maß der Feindschaft des HerrnGrafen Caprivi kenne ich nicht: ich habe keine Feindschaft gegenven Fürsten Bismarck gehabt. Daber, 22. Februar 1833.v. D i e st, Landrath a. D.— In demselben Blatte läßtBismarck erklären, er habe nicht, wie man ihm nachsage,einen Theil seines Vermögens in bulgarischer Anleiheangelegt. Daß der König aller Plusmacher mit seinem Pfundezu b l e i ch r L d e r n weiß, ist eine Binsenivahrheit. Die„Bulgaren" sind ihm wohl nicht reutirlich genug. Sonst huldigt ERja dem Grundsatz: Geld riecht nicht.—Eine recht interessante Berichtigung läßt die„Nord-deutsche Allgemeine Zeitung" vom Stapel, indem sie schreibt:„Die vielfach verbreitete Behauptung, der Kaiser habe demReichskanzler eine Blankovollmacht für Auflösung des Reichs-tages zurückgelassen, ist unwahr."Die dementirte Behauptung ist uns noch in keinemBlatte begegnet und scheint man dieselbe nur in der Nähedes Herrn Pindter zu kennen. Oder soll das Dementi einerstes Avis für eine in Rom in Gang gebrachte„Berstän-vigung" sein?—Etwelche nationalliberale Froschmäusler kon-knrriren lim Bismarck's Nachfolge im 19. hannoverschenWahlkreise, z. B. der S ch o o f, der E n n e c c e r u s undder Hahn, so für die Blsmarckische Hausmeierei un-ermüdlich kräht. Warum kandidirt Herbert, der„Geniale", nicht, warum bewirbt er sich um das JerichowerMandat? Sind ihm die Trauben zu sauer? Giebt esdiesmal keine Gimpel mehr, die auf einen Bismarck hinein-fallen? Nun die Hähne und die Schoost werden hoffentlichoiesmal den Wahlkreis nicht vertreten. Dafür wird dieSozialdemokratie sorgen.—Der Papst bereitet eine neue Enzyklika?vor,die das Verhalten der Geistlichkeit zur s o z i a-l i st i s ch e n Maifeier„regelt". D. h. der Papst weistvie Geistiichen an, dem Unternehmerthum ihre talarirtenund s a l a r i r t e n Dienste zu leisten. Und stünde dieganze Pfaffheit auf, die organisirte Arbeiterschaft stiert ihrMaienfest trotz aller Dunkelmänner. Schlotoarone unv„Zarncker",—Sechshundert Landarbeiter zu Sassari(Sardinien),welche infolge der Dürre arbeitslos sind, begaben sichzum Bürgermeister und verlangten Arbeit und Brot. DerBürgermeister führte sie zum Präfckten, welcher versprach,für sie zu sorgen. Konnten denn die Leute das Hungernnicht bis nach der silbernen Hochzeit ihres Königs ver-schieben?—Schweiz. Bei den am 24. d. M. stattgehabtenWahlen zum Großen Rath wurden 65 Freisinnige,28 Konservative, 7 sillitglieder des Zentrums und 3 Sozia-listen gewählt. Es sind 30 Stichwahlen erforderlich.—-Homernle. Am Freitag hat das englische Unterhaus diezweite Lesung der Homerule-Bill angenommen. Es mag bei dieserGelegenheit daraus aufmerksam gemacht werden, daß die Geschäfts-ordnung des englischen Parlaments in bezug auf die Behandlungvon Gesetzentwürfen einigermaßen von der deutschen Praxis ab-weicht, und zwar wesentlich deshalb merkwürdigerweise, weil diedeutsche Praxis aus einem Migverständniß der englischen infolgeeiner mangelhaften Ueberseyung der englischen technischen Aus-drücke beruht. Als man in Deutschland die englischen Parlaments-einrtchtungen nachzuahmen begann, stieß man auf den Ausdruckrsadiiix und glaubte, die Engläncer verstunden darunter dieVerhandlungen eines Parlaments über einen GesetzentwurfIn sklavischer Nachahmung des Wortes„rsadiiig"schuf man deshalb ein neues deutsches Wort„Lesung,"ivomit man in deutschen Parlamenten die Verhandlungselbst bezeichnet. In England bedeutet indeß das Wortreacting nur, was es dem Sprachsiane nach heißen würde, näm-lich„A e r l e s u n g". Die Verhandlungen über den Gesetz-enlwurf nennt man die Debatte über tue Verlesung(und zwarje nachdem die erste, zweite, dritte). Di» Frage, welche an dieParlamentsmiiglieder gerichtet wird, lautet nicht: Wollt Ihrden Gesetzentivurf in erster, zweiler oder dritter„Lesung" an-nehmen, sondern wollt Ihr gestatten, daß der Gesetzentwurfzum ersten, zweiten, dritten Male verlestn wird. Daher er-llärl es sich, daß ein Gesetzentwurf, wenn zum ersten Male überihn dedattirt wird, im englischen Unterhanst den Mitgliederndem Texte nach noch garnicht bekannt ist. Seine Grundzügewerden nur erst in der einleitenden Ministerrede entwickelt. Be-willigt das Haus die erste Verlesung, was fast durchweg undnoch dazu meist widerspruchslos geschieht, dann erst wird derEntwurf durch diese thatsächlich am Schlüsse der Verhandlungenvorgenommene Verlesung den Mitgliedern bekannt undihnen durch den Druck zugänglich gemacht. So �nehmendenn im emgliscken Parlament die Verhandlungen über diezweite Verlesung eigentlich die nämliche Stelle ein, wie bei uns diesogenannte erste Lesung. Prinzipiell kommt das aus den Unter-schied hinaus, daß in England die Zustimmung zur Verlesungeines Gesetzentwurfes keineswegs so bindend für den Abstimmen-den erscheint wie in Deutschland die Annahme in einerLesung.Trotzdem darf man wohl annehmen, daß die 43 StimmenMehrheit, welche am Freitag Gladstone für seinen Homerule-Geseyemwurf gewann, auch in der Schlußabstimmung nacherfolgter Kommissionsberathung für das Gesetz sich zusammen-finden werden. Die Ausstellungen, welche von prinzipiell be-freunde ter Seite an dem Entwurf gemacht wurden, sind so unter-geordneter Natur, daß sie nickt ernstlich die Annahme gefährdenkönnen. Abgesehen von günstigeren finanziellen Bedingungen fürIrland bestehen die irischen Homeruler beider Schatlirungennur aus solchen Maßregeln, welche dem irischen Par-lamente eine größere Bewegungsfreiheit gewährleisten. Eineinziger auf ein Homerule-Programm gewählter englischerAbgeordneter, Saunders in London, ist der Partei abtrünnig ge-worden und zwar merkivürdigerweise nicht weil seiner Ansichtnach die Seldstverivaltungsrechte der Jrländer nach dem Glad-stone'schen Plane zu weitgehend wären, sondern weil die irischenAbgeordnelen, wenn auch von 103 auf 30 verringert, im Reichs-Parlament verbleiben sollen.?ln sich ist es nun zweifellos durchaus berechtigt, daß dieJrländer. da sie zu den Reichslasten beitragen müssen, auch imReichsparlament vertreten sind. Trotzdem ist es mit Nachiheilenfür die Geschästserlediguna verknüpft, daß sie nur an einem Theileder Abstimmungen theilnehmen. Diese itio inpartes(Sonderungnach Gruppen) ist auch nur als vorübergehendes Auskunstsmittelgerechtfertigt. Schließlich muß die Gewährung der Selbst-Verwaltung an Irland dahin führen, daß auch Schottland undWales, sowie England als Ganzes, oder in Theile zerlegt, mitden gleichen Selbstverwaltungsbefugnissen ausgestattet werden;dann sind wieder alle Unterhausmitglieder gleichberechtigt.Bei den beginnenden Kommlssionsberathungen, die inEngland stets von dem gesammten Unterhause„in Committee-Sitzung" vorgenommen werden, droht die unionistische Oppositiondas Menschenmögliche an Obstruktion zu leisten, und die Ber-sammlungen der Ulsterpatrioten werden ihr lärmend sekundiren.Sollte nun auch die Kommissionsberathung und die dntte Lesungzu gunsten der Vorlage aussallen, so wird doch das Oberhausals Fachverein der Großgrundbesitzer seine Zustimmung versagen,und dann werden die Liberalen bei den stürmischen Neuwahlennach Auflösung des Unterhauses gleichzeitig für Homerule undfür die Reform oder besser noch dt« Abschaffung des Oberhauseszu kämpfen haben.—Der Fortschritt des Sozialismus in Paris. Beiden jüngsten Pariser Gemeinderaths-Wahlen er-hielten die Radikalen 116 280, die Sozialisten 106 735,die Ultramontanen 70 677, die Boulangisten 34 433, diegemäßigten Republikaner 32 159 Stimmen; 5000 Stimmenwaren zersplittert. Vergleicht man diese Zahlen mit denender vorhergegangenen Wahlen, so ergiebt sich, daß die Radi-kaleft nichts gewonnen und nichts verloren, daß die Ge-mäßigten ein Viertel ihres früheren Bestandes, die Bon-langisten drei Viertel verloren baben. Die einzigePartei, sagt die radikale„Justice", welche Fortschrittegemacht, ist die sozialistische, deren Sttmmenzahl sichnahezu verdoppelt hat!—Alexander das Kind erläßt eine„allgemeineAmnestie" für alle bis zum 23. April 1893 begangenenpolitische» Vergehen. Bei den anderen Vergehen' wurdendie Strafen der auf 15 Jahre verurthcilten Personen um5 Jahre herabgemindert; bei den zu 10 Jahren Ver-urtheilten um 4 Jahre, bei den von 5 bis 10 Jahren Ver-urtheilten um 3, bei den von 3 bis 5 Jahren Verurtheiltenum 2, bei den über 1 Jahr bis 3 Jahren Verurtheilten um1 Jahr. Den Personen, die bis zu einem Jahre Gefängnißverurtheilt waren, sowie den wegen Vergehen und Ueber-tretungen Verurtheilten wurden die Strafen ganz erlassen.In Deutschland giebt es keine Amnestie für politischeÄisscthäter. Im halbastatischen Serbien herrschen wildereSitten.—Die internationale Müuzkouferenz, die ibre Be-rathungen in den nächsten Wochen in Brüssel wieder auf»nehmen sollte, wird, wie offiziös gemeldet wird, Voraussicht-lich nicht vor Ende September dieses Jahres wieder zu-sammenlreten. Die belgische Regierung richtete an da?Washingtoner Kabinet einen Vorschlag in diesem Sinne.Eine Antwort ist in Brüssel noch nicht eingetroffen, manniMmt jedoch an, daß die Vereinigten Staaten sich demVorschlage Belgiens anschließen werden. Diese Galanterie-Konferenz, die ohne jeden praktischen Hintergrund ist,könnte ohne Schaden vis zum St. Nimmerleinstage auf-geschoben werden. Denn die verschiedenen Beauftragtenhaben gebundene Marschroute: Deutschland z. B. kann garnicht, will es seine Valutaverhältnisse nicht auf's schwersteschädigen, seine Währung ändern.—Neber den schmachvollen russisch-amerikanischenAuslieferungsvertrag dringt immer Abscheulicheres in dieOeffentlichkeit. Danach lautet der zweite Artikel des ge-nannten Auslieferungsvertrages wörtlich folgendermaßen:„Das Verbrechen der Fälschung; hierunter sindzu versteben: die Veräußerung gefälschter Schriftstücke unddie Fälschung von öffentlichen(pudlki), sürstlichen(sovemgn) und Regierungs-Dokumenten." Also wer irgendein Dokument fälscht, muß auf Verlangen Rußlands aus-geliefert werden. Der Paß z.B. ist ein Regierungsdokumentund die Fälschung eines solchen ist daher zu einem derAuslieferung unterworfenen Verbrechen gestempelt. Demnachmuß jeder russische Unterthan, der ohne Erlaubniß seinerRegierung Rußland verläßt und sich zu diesem Zivecke einenfalschen Paß verschafft hat, auf Verlangen des Zarea vonden Vereinigten Staaten, wo die politischen Flüchtlinge allerNationen bisher Zuflucht suchten und fanden, ausgeliefertwerden. Die amerikanische Bürgerschaft wird hoffentlichdafür sorgen, daß dieser schändlich« Vertrag fällt.—VviefksPfett der Vrdalttwn.K. K. 100. Nein, er kann das Kind der Fürsorge derGemeinde übergeben.P. Aythen. Er soll schleunigst den Antrag auf Zahlungder Rente bei ber Altersverpcherungsanstalt stellen.G. Jungnickel. Zur Ausübung jeglichen HeilverfahrensIlnd See berechtigt. dürfen aber nicht den Titel Doktor, die Be-Zeichnung Arzt und dergleichen führen.