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religiösen Anschauung. Davon konnten wir UNS in Gnesen , Posen und einer Reihe Landgemeinden überzeugen. ES gibt keinerlei Entschuldigung für daS zum Himmel schreiende Versahren, das unter Leitung des Pastors gegen der Fürsorge bedürftige junge Leute eingeschlagen ist. Keine Minute länger sollte ein solcher Mann die Erziehung von Fürsorgckindern leiten dürfen. Dringend muß von der Waisen- Verwaltung verlangt werden, daß sie die sofortige Zurückrufung der Kinder in die Wege leitet. Nach dem Vertrage ist die Waisendeputation berechtigt,den Verwag aus erzieh- lichen Gründen ohne Schadenersatzverpflichtung jeder Zeit zu lösen. Jeder Tag, den die Waisenverwaltung ver- verstreichen läßt, bedeutet eine Begünstigung der furcht- baren Behandlung der Fürsorgezöglinge. Die städtische Verwaltung ist um so mehr verpflichtet, schleunigst die Zurückführung der Kinder zu veranlassen, als der Pastor sich darauf beruft, daß er lange Zeit ohne Instruktion und teilweise ohne Akten geblieben sei und durch die inhumane Fesselung seitens der Lichtenberger Anstalt erst zur Fesselung von Zöglingen ge- schritten sein will Der Fürsorge überwiesen werden Kinder, denen persönlich nicht das geringste zur Last fällt, und auch da. wo die Fürsorge angeordnet ist, weil die sittliche Verwahrlosung deS Minderjährigen aus der Vornahme strafbarer Handlungen gefolgert wird, liegt eS in den übermeisten Fällen so, daß die sozialen Verhältnisse als Ursache der sittlichen Verwahrlosung betrachtet werden müssen. Daraus folgt die Pflicht der Gesellschaft, diese Verhältnisse zu besiern. Teilweise sind auch die gerichtlichen Beschlüsse, welche die Fürsorge an- ordnen, von einer tief bedauerlichen Weltfremdheit und schematischem Bureaukratismus erfüllt. Eine Waisenanstalt, der die Sorge für die der Fürsorge Ueberwiesenen anvertraut ist, darf nicht zu ihrer Entschuldigung die Verwahrlosung der betreffenden Kinder anführen. Sie ist verpflichtet, das Menschliche der Kinder zur Ausbildung zu bringen und sie zu brauchbaren Menschen zu machen. Die Mielczyner Art bewirkt das Gegenteil und kann nur das Gegenteil bewirken. Die Folgen der Mielczyner Barbarei können körperlich und seelisch dauernde werden und die Kinder zu Kranken, Idioten und Verbrechern machen. DaS zu verhüten ist Pflicht der Waisenverwaltung. Schon sind schwere Schäden eingetreten. Schleuniger Eingriff tut not. Die liberale Stadtverwaltung versündigt sich an ihren Auf- gaben, wenn sie noch länger den bestehenden Zustand duldet. Sie ist auch verpflichtet, namens der ihrer Fürsorge anvertrauten Kinder formellen Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft zu stellen, wenngleich diese auch ohne besonderen Strafantrag einzuschreiten wohl in der Lage ist. Würde für je 100 Peitschenhiebe nur ein Jahr Gefängnis als Strafe erkannt, so müßten der Pastor Breithaupt und Inspektor Engels weit älfer als Methusalem werden, um die Strafe verbüßen zu können. Ungerecht wäre eS aber, allein die Mielczyner Anstaltsleitung und die Berliner Waisenverwaltung für die Greuel in der Miel- czyncr Hölle verantwortlich zu machen. Die Hauptschuld wägt unser die Ausbeutung von Fürsorgekindern ermöglichendes Fürsorgesystem und die entsetzliche Heuchelei der bürgerlichen Gesellschaft, die den bedauernswerten Opfern der heutigen Gesellschaftsordnung als Schuld aufbürdet, was die Gesellschaft selbst verschuldet hat. ver Streit im rhelnüchen Zentrum. Wiederholt haben wir hervorgehoben, daß es sich bei dem zurzeit im rheinischen Zentrumslager ausgefochtenen Streit um die schärfere Hcrvorkchrung derkatholischen Welt- a n s ch a u u n g" im Grunde genommen um nichts anderes handelt, als um den Versuch, den ohnehin in den letzten Jahren enorm gestiegenen Einfluß des Episkopats auf das Zentrum noch mehr zu erweitern und die proletarischen mehr oder weniger demokratischen Elemente, die im Volksverein für das katholische Deutschland und in den christlichen Gewerkschaften eine Stätte gefunden haben, völlig zurückzudrängen. Daß die Bestrebungen der Teilnehmer an der Osterdienstags- Versammlung in Köln lediglich diesen Zweck verfolgen, darf natürlich öffent- lich nicht eingestanden werden, und so wird sowohl von der Köln . Volksztg." und ihrem Anhang als von ihren Gegnern, den Reichstagsabgeordneten Dr. Bitter und Geheimrat Roeren, dem Jesuitenvater Frick, den Professoren Dr. Kaufmann und Müller usw., mit Schlagworten wiekatholische Welt- anschauung".katholische Lebensauffassung". Betonung des kousessionellen Charakters" usw. operiert. Einen neuen überzeugenden Beweis dafür, daß es sich lediglich um die Zurückdrängung der christlichen GeWerk- schasten und des Volksvereins handelt, liefert das soeben vom christlichenBergknappen" veröffentlichte geheime Protokoll der Kölner Osterdienstags-Versammlung. DerBergknappe" be- richtet darüber: Nach dem Protokoll wurde einleitend das Material vorgelegt, die taktischen Grundrichtungen wurden betont und die Aussichten des geplanten Vorgehens erörtert. Im Anschluß an drei in den Hist.-pol. Blättern' veröffentlichten Leitsätzen(die sich mit dem Charakter der Zentrumspartei , der christlichen Gewerkschaften und des Volksvereins beschäftigen) wurde einleitend über die christlichen Gewerkschaften folgendes betont: Die christliche Gewerkschaftsorganisation hat, ohne erhoffte Beteiligung protestantischer Kreise zu finden/ bedenkliche Folge- erscheinungen ihres interkonfessionellen Grundprinzips gezeitigt. Nach der Stellungnahme und den Aeußerungen der Führer zu schließen, scheint fast die Vermutung berechtigt, als ob man sich von feiten M.Gladbachs den Arbeitgeberverbänden und der Sozial« demokratie gegenüber gebunden habe, keiner politischen Partei und ebenso wenig der Kirche einen Einfluß auf die christ- liche Gewerkschaftsbewegung einzuräumen.' Nachdem Herr ReichStagsabgeordneter Dr. Bitter aus Kiel den Vorsitz der Konferenz und die Leitung der gesamten Geschäfts- führung übernommen hat, gibt er eine eingehende Erörterung der drei Leitsätze und Darlegung der einzuschlagenden Taktik. Ueber die uns interessierenden Ausführungen Dr. Bitters sagt daS Protokoll: Bezüglich des zweiten Leitsatzes betont Redner das Törichte und Unhaltbare, ja Verderbliche der Teilung von wirtschaftlichen und Weltanschauungsfragen in verschiedenen Organisationen. Diese Trennung ist unnatürlich, den Arbeitern sind Ideale notwendig, und diese Ideale, das heißt eine sichere Lebensauffassung, darf ihnen nicht geraubt werden. Die gewaltsame, prinzipielle Ausschließung aller die tiefere Lebensauffassung berührende» Gedanken von der Arbeiterbewegung und ihren gewerkschaft- lichen Organisationen ist ein bedenklicher Schaden. Die Früchte zeigen sich bereits an den Arbeitersctrctiirc», die. zu anmaßenden und selbstsüchtigen Vertreter» einer.einseitige» Jnteressenpolitit heranwachsend, eine Gefahr zu werden drohen für den Zusammenhalt der Partei.' Dr. Bitter fand, wie daS Protokoll bemerkt, am Schluß seiner Aussührungen»lebhafte warme Zustimmung von allen Seiten'. In der Diskussion äußerte sich auch der Magenbitterfabrikant Landtags- abgeordneter Underberg. Hierüber sagt das Protokoll u. a.: Underberg bewachtet die christlichen Gewerkschaften als eine Gefahr für das Zentrum und die katholische Kirche . Die protestantische Minderheit in ihnen wird die katholische Mehr- heit protestantisieren.... Unkluges Vorgehen in sozialer Auf- weckung der Arbeiterschaft kann diese zur Sozialdemokratie führen... Sehr bedenklich ist die Haltung der Politiker und Gewerkschafts« führer gegen die Hierarchie.....' Kruekemeyer besprach die Abhängigkeit der Presse und stellte die Zeitungen zusammen, die für ihre Richtung einweten würden. Redner verbreitet sich dann über die Gewerkschaftsfrage, insbesondere über die Verhältnisse im Saarrevier.. In einer weiteren Aus- lassung in der Diskussion meint Dr. Kruekemeyer:G e g e n d i e Gewerkschaft können wir praktisch nichts machen." Kaufmann empfahl daraufhin, den zweiten Leitsatz(die Frage nach dem kon- fessionelleu oder interkonfessionellen Charakter der Gewerkschaften. D. R.) fallen zu lassen. Roeren ist derselben Ansicht. Frick möchte den zweiten Leitsatz nicht ganz ausgelassen haben.Es wäre das sonst ein Rückschritt nach dem Vorgehen Peschs und derHistorisch- politischen Blätter"» Man solle im Sinne Peschs den positiv- christlichen Charakter der Gewerkschaften fördern. Roeren: Der Begriffpositiv christlich' genügt nicht. Frick: Man fordere die Anerkennung der Autorität der Kirche. Die Zentrumsblätter werden sich natürlich unter Auf- Wendung der üblichen jesuittschen Kniffe bemühen, auch diesen Aeußerungen der Teilnehmer an der Kölner Osterdienstags- Konferenz jede ausschlaggebende Bedeutung für die Zentrums- Politik abzustreiten doch können sie dadurch nurEinfältige im Geiste" täuschen, denn hinter den Bitter, Roeren, Frick usw. steht in diesem Falle der ganze deutsche Episkopat bis auf den Kardinal Fischer in Köln . Sie spanische Revolution. Die spanische Dynastie der Bourbonen ist die frömmste Dynastie der Welt. Die klerikale Regierung Moura ist die klerikalste Regierung, die existiert. Nirgends herrscht die katholische Kirche so unumschränkt, so gebieterisch wie in diesem unglücklichen Spanien . Die Regierung entfesselt einen blutigen und grausamen Krieg in dem mörderischen Klima Akrikas, um einer spanischen und französischen Gesellschaft ncSe Erzlager zu sichern, an denen auch ein ehemaliger spanischer Minister bedeutende finanzielle Interessen besitzt. Das spanische Volk protestiert gegen dieses wahmiitzige Verbrechen. Die frommen Re- gierungsmänner antworten mit der Aufhebung der Preß- und Versammlungsfreiheit. Das Volk protestiert gegen die Aushebung der Reservisten, die Regierung schickt Gendarmen und Soldaten, die gewaltsam die Aushebung vollziehen sollen. Da raffen sich die Arbeiter auf und treten in den General- streik. Die Regierung sendet Militär gegen die Streikenden und die Revolution hat begonnen. In Barcelona werden Barrikaden gebaut und von den Arbeitern heldenmütig verteidigt. Da läßt die fromme Re- gierung Artillerie auffahren. Was weiter geschehen ist, sagt kurz und knapp folgende Meldung aus Madrid : Amtlich wird bekanntgegeben, daß die Nachrichten aus Bar- celona jetzt zufriedenstellend<!!) lauten. Die Kavallerie hat die Aufständischen aus den Borstädten nach dem Stadtinnern zusammengedrängt. Die Ar- tiller ie eröffnete hierauf das Feuer gegen sie und fügte ihnen große Verluste zu. Die Ucberlebenden ergaben sich und lieferten ihre Waffen aus. Jetzt sind noch einige kleine Gruppen Aufständischer in de» benachbarten Orten zu bekämpfen. Kavallerie umzingelt die waffenlose oder schlecht be- waffnete Menge und treibt die Fliehenden auf einen Haufen. Jetzt fährt Artillerie auf und wirft die furchtbaren Geschosse in den wehrlosen zusammengedrängten Menschenhaufen wie man etwa eine Festungsmauer beschießt. Ein furcht- bares Verbrechen ist begangen worden, wie es schlimmer nicht der Zarismus, nicht Abdul Hamids blutige Regierung aufzuweisen hat. Unddie Nachrichten aus Barcelona lauten jetzt zufrieden st eilende r", meldet die klerikale Regierung froh in die Welt hinaus. Wahrlich, nur Klerikale können so Zynismus und Grausam- keit miteinander verbinden I Das Gemüt der Frommen ist dasselbe geblieben, als es war, als sie die Ketzer auf die Scheiterhaufen schickten. Aber ihre Technik hat sich seitdem vervollkommnet. Sie schießen mit Kruppkanonen und er- sparen dabei noch den Beichtvater. Mit dieser Greueltat hat sich die' verkommene spanische Dynastie und ihre verruchte Regierung außerhalb der Gemeinschaft der zivilisierten Menschheit gestellt. Das Bombardement von Barcelona , diesen fürchter- lichen Massenmord wird man nicht vergessen. Abet noch darf man hoffen, daß die S t r a f e für diese Frevcltat nicht lange auf sich wird warten lassen und daß die Nachricht von dem Verbrechen in ganz Spanien die Entschlossenheit stärken wird, ihre Urheber, den König und seine Minister zur Rechenschaft zu ziehen. In Madrid scheinen die Kundgebungen gegen den König fortzudauern und auch die Soldaten nehmen mit dem Volke an den Demonstrationen teil. Der Widerstand der Bauern gegen die Einberufung der Reservisten dauert an und verschärft sich zusehends. Be- sonders die Frauen verweigern mit wilder Entschlossenheit den Gendarmen den Eintritt, die ihren Söhnen den Ein- ziehungsbefehl bringen wollen. Sie treten ihnen mit Flinten oder Sensen bewaffnet entgegen und zwingen sie drohend zur schleunigen Umkehr. Massenhaft sind auch die D e s e r- tionen über die französische Grenze. Truppweise und militärisch geordnet marschieren die Reservisten, die Behörden verhöhnend, ab und gehen dann auf Schmugglerpfaden aus französisches Gebiet. In den Städten aber hören die blutigen Zusammenstöße nicht auf. Doch schon beginnen sich die Soldaten zu er- innern, daß auch sie nur Proletarier oder Bauern im Waffenrock sind, daß es Wahnsinn und Verbrechen von ihnen wäre, auf ihre Väter und Brüder und Frauen zu schießen. Viele Soldaten weigern sich bereits, gegen das Volk zu marschieren. Die Revolution dauert fort und noch darf man hoffen, daß nicht die infame Grausamkeit der Machthaber den Triumph über heldenmütige Freiheitsliebe davontragen werde. Die Depeschenzensur verhindert beinahe vollständig die Berichterstattung. Es liegen auch heute daher fast nur die spärlichen und ganz unzuverlässigen amtlichen Meldungen vot, die wir in nachstehendem wiedergeben: Der Reservistenstreik. Cerböre, 30. Juli. Wie aus GranvillörS gemeldet wird, bei) zwei Klöster in Z.raod gestM werden. An Casa ve la Selv'a Kurden die Gendarmen von Set Be­völkerung entwaffnet, gefangen genommen und einge- sperrt. Die Reservisten aus den Jahrgängen 1906, 1907 und 1908 sind einberufen worden; aber keiner vvn ihncu hat sich in der Kaserne gemeldet. Hendaye , 30. Juli. Dreitausend fahnenflüchtige spanische Reservisten haben in den letzten Tagen die französische Grenze überschritten, mehrere hundert heute vormittag. Die meisten er- klären, sie würden mit Don I a i m e zurückkehren. Der Kampf in Barcelona . DerDaily Telegraph " schildert in einem Telegramm aus Barcelona die Vorgänge zu Beginn der Revolution folgender- maßen:Es handelt sich nicht um einen bloßen Generalstreik, sondern um eine richtige Revolution. Aus Barcelona sind revo- lutionäre Emissäre nach Sabadell , Manresa , Tarrasa , Badalona und anderen Ortschaften abgegangen, bei deren großer Industrie- bevölkerung sie Erfolge hatten. Ueberall streikt man, überall kommt es zu Zusammenstößen mit der Guardia Civile, überall werden Telegraphen, und Telephonleitungeu, Straßen und Bahnen zerstört, so daß Barcelona so gut w i c isoliert ist. Die Revolutionäre haben sich so einen acht und- vierzig st ündigen Vorsprung verschafft und eine Ver- stärkung der kleinen Garnison in Barcelona entsprechend ver- zögert. Die Garnison hat verschiedene Stellungen räumen und sich konzentrieren muffen; sv*. ist auf die Defensive bc- schränkt. Der größte Teil Barcelonas ist in Händen der Revolutionäre. Auch die Revolutionäre von P a r r e s a haben alle Linien zwischen Lerida und Barcelona zerstört und die Guardia Civile, die sie daran hindern wollte, zum Rückzug gezwungen. Beide Offiziere der letzteren und zehn Mann wurden verwundet. Man fürchtet, daß die Bewegung aus Katalonien bereits nach den Pro- vinzen Lerida, Gerona und Tarragona übergegriffen hat. Katalonien selbst ist in vollem Aufruhr, wenigstens gilt das von den größeren Städten und Jndustrieorten. Auf dem Lande ist eS ruhiger, wohin auch ein allgemeiner Exodus der Bevölkerung stattfindet. Die Hauptstraßen von Barcelona sind verbarrikadiert. Auf der Linie Barcelona-Madrid sind mehrere Straßenviadukte zerstört und quer über das Geleise wurden förmliche Gräben angelegt. Als der Generalkapitän in Barcelona anlangte, um das Kommando der Garnison zu übernehmen, ent- ging er mehreremale knapp dem Tode. Trotz ihrer Artillerie machen die Truppen keine Fortschritte. Dienstag abends war die Situation sehr ernst, und die Gar- nison bat dringend um Entsatz. Die Meldung wurde an einen Ort außerhalb Barcelonas gesendet und dann mit Automobil an die nächste Telegraphenstation gebracht. Gestern gelang eS jedoch, die Hauptstadt telegraphisch über Valencia zu erreichen. In diesem Telegramm wird ausgeführt, daß die Lage kritisch sei; die Revolte in Barcelona erstrecke sich auf ein großes Gebiet, und es sei unmöglich, Verstärkungen in die Provinzstädte zu werfen. Man sei auf die Defensive beschränkt und habe den Hausbewohnern verboten, durch 24 Stunden ihre Häuser zu verlassen, damit man mit Artilleriefeuer einen Angriff der Revolutionäre wirk- sam abwehren könne. i Der Sozialistenführer Pablo JglesiaS soll mit der Proklamierung des Gsneralstreiks in ganz Spanien drohen." Die Artillerieschlacht. Cerbere, 30. Juli. Ein Zug aus Gerona ist heute ange- kommen; die Reisenden hatten sich zur See von Barcelona nach San Felice begeben und von dort zu Fuß Gerona erreicht. Als sie Barcelona verließen, war die Revolution in vollem Gang. Alle Klöster, mit Ausnahme dessen in der Calle CaSpice, find in Brand geste ck t. Die Artillerie hat das Bolkshaus zusammengeschossen. Zehntausend Bewaffnete kämpften unter der Leitung des Revolutionskomitees. Die Somatina, eine Katalonien eigentümliche Bürgerwehr, treten der Gen­darm erie entgegen. Cerbere, 30. Juli. (W. T. B.) In FigueraS ist die Ruhe wiederhergestellt. 22 Aufrührer wurden gefangen gesetzt, mehrere andere entkamen über die Grenze. In San Sebastian und Tarra- gona schloß sich die große Masse der Bevölkerung der revolutionären Bewegung nicht an. Da der Eisenbahnverkehr unterbrochen war, begaben sich viele Reservisten zu Fuß zu ihren Truppenkörpern. In Saragossa brachten die getroffenen Vorsichtsmaßregeln die Aus- staudsbewegung zum Scheitern. In Madrid herrscht Ruhe. Die Regierung verfügte die Schließung des Volkshauses. Der Führer der Sozialistenpartei Pablo JghffiaS wurde mit vielen anderen Sozialisten, die den Generalstreik verbreiteten, verhaftet. Kein Eisenbahnverkehr. Cerbere, 30. Juli. Heute ist von hier kein Zug nach Spanien abgegangen. Bor Melilla . Pari?, 30. Juli. Ein amtlicher Bericht aus Melilla vom 29. Juli meldet: Nach Angaben der Eingeborenen soll die Harka in dem Kampfe am 27. d. MtS. hundert Tote und mehrere hundert Verwundete gehabt haben. Eine Anzahl der Kabhlen soll wieder in ihre Duars zurückgegangen sein. Der Platzkommandant von Alhucemas teilt mit, daß die Artillerie das Feuer gegen die Küste wieder eröffnet hat. da sich die Führer des Axdir- stammes wegen des gestrigen Angriffes nicht entschuldigt haben. Nach einer Meldung deS Jmparcial aus Melilla beteiligt sich jetzt auch der KreuzerNumancia" an dem Kampf und hält die Höhen des G u r u g u, wo starke Abteil"naen des Feindes sichtbar sind, unter Feuer. Die Berluste der Spanier . Paris , 30. Juli. Wie die Agence HavaS aus Malaga erfährt, wurden nach Privatnachrichten aus Melilla , die amtlich nicht bestätigt sind, am 23. die spanischen V e.rl uste auf zwanzig Offiziere tot oder verwundet und 200 Mann tot und 800 Mann verwundet angegeben. ES ist jedoch nicht bc- kannt, ob diese Angaben eine Berichtigung der bereits gemeldeten Verluste in dem Kampfe am 27. bedeuten, oder ob eS sich dabei noch um einen neuen Kampf handelt. FrLnzösische Hilfeleistung. Oran , 30. Juli. Die französische Regierung hat den Dampfer Aude zum Transport von Lebensmitteln nach Melilla gechartert. Der Dampfer wird Oran in der Nacht verlasse». Politilcbe Gebcrficbt Berlin , den 80. Juli 1909. Dieliberale Volkspartei" der Zukunft. ImTag' tritt der Abgeordnete Dr. Pachnicke für eine Einigung der Liberalen, d. h. der drei freisinnigen Parteien, zu einer großen liberalen Volkspartei' ein. Da diese Einigung nicht nur von den Zentralausschüssen und Borständen der drei Parteien, sondern fast noch energischer von ihrer Anhängerschaft im Lande gewünscht und gefordert werde, so lasse sich an der baldigen Ver- wirklichung der Einigungsidee nicht mehr zweifeln: Die Freifinnigen würden sich selbst ein schlechte« Zeugnis ausstellen, wen» sie da», was ihre beruseneu Vertretungen für