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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

26. Jahrg.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin  

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Parteigenossen!

Laut Beschluß des Nürnberger   Parteitages findet der dies­fährige Barteitag in Leipzig   statt. Auf Grund der§§ 11, 12, 13, 14 und 15 des Organisationsstatuts beruft die Parteileitung den diesjährigen Parteitag auf

Mittwoch, den 4. August 1909.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

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nische volksparteiliche Presse, wie z. B. das Dziennik Ber- polnischen Fraktion verteidigte. Dieses Blatt nennt sich linski", der Gnesener Lech"," Dziennit Kujawski" in Hohen- volksparteilich- demokratisch, erscheint in einer Auflage von sehr scharf das Verhalten der polnischen Reichstagsfraktion art ausgezeichnet. Der Verteidigungsartikel dieses Blattes salza, die Garez Bydgoska" in Bromberg   kritisieren also zirka 60 000 und hat sich von jeher durch seine rüde Ton­und verlangen eine offizielle Erklärung von der Fraktion, enthält aber so viele gemeine Schmähungen und Beleidi= damit sie den erbitterten Massen der polnischen Arbeiter, die gungen der übrigen volksparteilichen Bresse, daß selbst die schon jetzt mit der Flucht in das sozialistische Polen   den Herrn Kulerski vor den Kadi zitieren und die Sonntag, den 12. September, abends 7 Uhr, Lager drohen, eine Beruhigungspille verabreichen fönnten. Hilfe des Schiedsgerichts des polnischen Journalistenvereins nach dem Saale des Volkshauses in Leipzig  , Beiber feine offizielle Erklärung in dieser Angelegenheit erlassen Die polnische Presse wendet sich nunmehr scharf gegen das Die polnische Reichstagsfraktion ließ jedoch erklären, daß sie in Gnesen   wegen dieser Veröffentlichung angerufen hatten. ftraße 32, ein. werde, daß aber in dem amtlichen Organ der Fraktion, dem Blatt Kulerskis, dessen Vater, nebenbei gesagt, als ehemaliger An die Punkt 7 Uhr abends erfolgende Eröffnung schließen im Verlage des Reichstagsabgeordneten Napieralski er- preußischer Schullehrer hakatistischen Stimmungen huldigt, sich die Konstituierung des Parteitages, die Festsetzung der Gescheinenden Poset Andu" eine offiziöse Erklärung erfolgen und meint, daß man das polnische Volk von den verderblichen schäfts- und Tagesordnung und die Wahl der Mandatsprüfungs- werde. Diese Erklärung genügt aber den Polen   nicht, am Wirkungen des Giftes, das das Organ des Abgeordneten Die Verhandlungen der folgenden Tage finden in dem gleichen lischen und oberschlesischen Industriebezirk agitatorisch tätig wenigsten denen, die in Berlin   und dem rheinisch- westfä- Rulersti verzapft, beizeiten noch retten müsse. Lokal statt. Und nun der erwähnte Artikel selbst: Das Blatt sind, weil diese polnischen Agitatoren mit einem politisch Rulerskis sucht in spaltenlangen Legenden nachzuweisen, daß + Als vorläufige Tagesordnung ist festgesetzt: aufgeklärten Arbeiterstand zu tun haben und zudem mit Rück- die Polen   für die Steuern stimmen mußten, weil die ge­1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes. Berichterstatter: ficht auf die Sozialdemokratie schon mehr als nur waltigen, aber notwendigen Reichsausgaben eine Aufbesse­S. Moltenbuhr, A. Gerisch  . Ausreden vorbringen müssen. So schreibt z. B. das Dziennik rung der Reichsfinanzen erforderten. Das Eintreten der Berlinski" folgendes: Polen   für die Tabaksteuer sei nicht nur aus politischen, son­

tommission an.

2. Bericht der Kontrolleure. Berichterstatter: A. Kaden. 3. Parlamentarischer Bericht. Berichterstatter: G, Lede­ bour  

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4. Bericht der Kommission wegen Aenderung des Organi sations statuts. Berichterstatter: Fr. Ebert

5. Maifeier. Berichterstatter: S. Müller. 6. Reichsversicherungsordnung:

a) Allgemeine und Krankenversicherung. Berichterstatter: G. Bauer.

b) Unfallversicherung. Berichterstatter: Robert Schmidt. c) Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung. Bericht erstatterin: Luise Ziez.

7. Internationaler Kongreß in Kopenhagen  . Berichterstatter: Paul Singer.

8. Sonstige Anträge.

9. Wahl des Parteivorstandes, der Kontrollkommission und des Ortes, an dem der nächste Parteitag stattfinden soll. Parteigenoffen! Bewirkt die Vorarbeiten für den Parteitag die Wahl von Delegierten und die Stellung von Anträgen rechtzeitig. Die Anträge müssen spätestens am 16. Auguft im Besize des Parteivorstandes, Adresse:

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t

W. Pfannkuch, Berlin   SW. 68, Lindenstraße 69, sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 14 Abs. 2 des Organisationsstatuts im Vorwärts" veröffentlicht und in die ge­druckte Vorlage Aufnahme finden sollen.

Anträge einzelner Parteigenossen bedürfen der Gegenzeichnung des Vorstandes der örtlichen bezw. Kreisorganisation, falls fie sur Veröffentlichung und Beratung gelangen sollen. Den Anträgen etwa beigegebene Begründungen werden weder im Vorwärts" noch in der den Delegierten zugehenden Vorlage abgedruckt. Die Genoffen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Parteitag selbst zu begründen oder durch befreundete Genoffen be­gründen zu lassen.

Die Delegierten werden ersucht, von ihrer Delegation dem Parteivorstande und dem Lokalkomitee rechtzeitig Mitteilung zu machen, damit ihnen die Vorlagen und sonstige Mitteilungen au­gehen können.

Die Adresse des Lokalkomitees lautet:

Richard Lipinski  , Leipzig  , Elsterstraße 14. Die Mandatsformulare werden vom 16. August ab durch das Parteibureau: W. Pfannkuch, Berlin   SW. 68, Lindenstraße 69, versandt. Mit sozialdemokratischem Gruß

Der Parteivorstand.

Die polnische Fraktion

Was sollen wir angesichts dieser Stellungnahme der dern vor allem auch aus hygienischen Gründen der Volks­polnischen Fraktion dem polnischen Arbeiter, der tagtäglich ge- gesundheit als eine Tat anzusehen, für die das polnische Volk 3tvungen ist, mit sozialistisch gesinnten Arbeiterkollegen zu ber- feinem Abgeordneten dankbar sein müßte. Warum? Das kehren, sagen, wie sollen wir ihm diese Situation erklären, wie ist für das Blatt des Abgeordneten Kulersti ganz flat. Die ihm verständlich machen, warum die Polen   für die neue Be­

lastung des Volkes eingetreten feien? Wir müssen also eine Bolen rauchen viel und geben viel zu viel Geld für den Tabak­Erklärung der Fraktion haben, um eine Waffe zu befizen genuß aus, fie täten besser, dieses Geld zu sparen, um gegenüber den schon jetzt laut werdenden sozialdemokratischen polnisches Land aus deutscher   Hand wieder zu erwerben. Der Anzapfungen." Tabakgenuß leiste der Verbreitung der gefährlichsten Volks­

Dies enthüllt unzweideutig die schwierige Situation, feuche, der Schwindsucht, Vorschub. Es ist also ganz die das Eintreten der polnischen Abgeordneten für die Reichs- tlar: Die Polen   haben für die Tabaksteuer und die anderen finanzreform geschaffen hat. Wie groß muß die Erbitterung Steuern gestimmt, um auf diese Weise die Schwindsucht in den polnischen Arbeiterkreisen sein, wenn anderen pol- wütend zu bekämpfen. Auch ein Beitrag zur politischen nischen, z. B. oberschlesischen Blättern, angst und bange wird Humoristik  . Die polnischen Bauern aber, die den langen, um den Ausfall der künftigen Reichstagswahlen in den pol- mit patriotischer Würze schmackhaft gemachten Artikel des nischen Gebietsteilen. Abgeordneten Kulersti lesen, werden erschüttert sein von der

Da das gespannte Verhältnis zwischen der polnischen sozialpolitischen Weisheit dieses Herrn. Die übrige Presse Fraktion und der polnischen Gesellschaft schon seit einem iammert im Gegensatz zu den Ausführungen des Rulersti­Jahre andauert, hat die gegenwärtige Situation zu einer organs, daß die Polen   durch das Eintreten für die Tabak­schweren Krisis geführt, so daß es zwischen der Fraktion und steuer und die Zigarettenbanderole die polnische Biga. der polnischen demokratisch gesinnten Gesellschaft zu einem rettenindustrie ruiniert hätten und nun un­offenen Bruch alsbald kommen dürfte. In den liberalen derte von Arbeitern beiderlei Geschlechts polnischen Kreisen wird man den polnischen Abgeordneten brotlos werden. Das schönste bei der ganzen Geschichte das Zusammengehen mit den Konservativen, den Erz- ist, daß der Wortführer der Polen   bei der Reichsfinanzreform, feinden des Polentums, nicht verzeihen. Man wird auch die der Abgeordnete Graf Mielaynski, ein Herr ist, der den Erbitterung, die sie in den Reihen der linksliberalen deutschen   Nuf eines volksparteilichen demokratischen Politikers genießt. Parteien durch ihre Stellungnahme zu der Reichsfinanz- Sein agrarisches Herz- er ist Rittergutsbesißer- hat ihn reform hervorgerufen haben, nicht zu entschuldigen wissen. troß seiner demokratischen Prinzipien auf die schiefe Ebene des effante Borgänge in der polnischen Fraktion zu erzählen. So derjenige, der durch Kulissentricks die widerſpenſtigen pol­Die polnische volksparteiliche Presse weiß über inter  - Bündnisses mit den Konservativen getrieben. Er war auch schreibt das Dziennik Berlinski" und andere Blätter, daß nischen Abgeordneten seinen Wünschen gefügig zu machen in der polnischen Reichstagsfraktion schon seit geraumer Zeit wußte. Ein Mustereremplar eines polnischen Demokraten. eine böllige Desorganisation herrsche; der Bor- Für unsere polnischen Genossen aber erwächst die Auf­fibende Fürst Radziwill   befinde sich ständig auf Reisen, gabe, mit aller Energie daran zu gehen, um die günstige das Prinzip der Solidarität stehe nur auf dem Papier, die Situation nach Kräften für die Verbreitung unserer An­polnischen Abgeordneten machten, was, fie wollten, die ton- schauungen auszunügen. fervativen Polen   hätten in der Fraktion das Uebergewicht und tanzen nach der Pfeife der Zentrumsmänner. Der Wahlausfall in Teustadt- Candau. während die in der Minderzahl befindlichen demokratisch ge­sinnten Abgeordneten entmutigt durch den in der Fraktion Man schreibt uns:" Der Wahlausfall hat die Liberalen all­herrschenden Wirrwarr den parlamentarischen Arbeiten fern- gemein berblüfft. Denn daß wir rund 4300 und sie nur 2900 bon bleiben. Ihre Tätigkeit, meinten diese Herren, habe sowieso den 9554 Stimmen, welche auf die bei der Stichwahl ausgeschie feinen Zwed, denn sie würden in den Fraktionssizungen von denen Standidaten des Zentrums und des Bundes der Landwirte der konservativen Mehrheit überstimmt. Soweit die pol- im ersten Wahlgang gefallen waren, erhalten würden, hatten sie nische volksparteiliche Presse, die wohl nur der Not gehorchend nicht befürchtet, und wir- offen gestanden kaum zu hoffen nicht dem eigenen Triebe diese interessanten Interna ans gewagt. Ohne allen Zweifel haben die dem Arbeiter- und Klein­Licht der Deffentlichkeit zerrt. Ueber die ausschlaggebende bauernstand angehörenden Zentrumswähler im zweiten Wahlgang Parlamentssigung, in der in dritter Lesung die sogenannte in manchen Orten fast bis auf den letzten Mann für den sozial Reichsfinanzreform angenommen wurde, schreibt den pol- demokratischen Kandidaten gestimmt. Nachstehende Tabelle dürfte nischen Blättern ein demokratischer Abgeordneter, daß das zur Genüge bartun. tom sled in mehrere polnische Abgeordnete nur lediglich auf Grund fal­Es erhielten Stimmen: scher Informationen ihre bejahende Stimme abgegeben hätten; und daß diese falschen Informationen wissentlich von Hauptwahl Führer der Partei, der sich konservativen Einflüste­

als Feindin der polnischen Arbeiter.gen zugänglich zeigte, erteilt worden ſeien, um die be­

Stichwahl Goz.

Lib. Bund| 8tr.| Soz. Lib. 1255 116 425 1583 1426 1987 34 16 160 161 174 292

46 800

87 726

314 100

99 115

54

12

3 133

265 80

179 868

93

-

87

89 70 100 112

79

524 104 115 205

265

55

4 8

536

104

-

17 71 478 625 590 12 218 186 189 273 37 102 197 217 49 102 274 174 185 76 86 191 4 125 835 552 461 14 405 110 175 143 52 9 107

251

126

8.

56

123

50

126 144 174

1058

857

95

215 103

16

1 121

622 1109 956 88 120 66

294 76 20 147

3

3 144

31

13 136

treffenden Abgeordneten zur Stimmenabgabe für die in- Neustadt  . Die Stimmung der polnischen Arbeiter ist im Gegensatz direkten Steuern zu gewinnen. Von den 20 Bolen waren Hambach  . zu der des polnischen Bürgertums infolge des Eintretens der 13 im Reichstage anwesend, 11 stimmten dafür, während die aßloch. polnischen Fraktion für die Reichsfinanzreform und die neuen Abgeordneten Korfanty- Rattowiz und Rechtsanwalt ußbach. indirekten Steuern eine sehr erbitterte. Fast die gesamte Seyda Gnesen vor der Abstimmung den Sizungssaal Ruppertsberg  polnische volksparteiliche und nationaldemokratische Presse verließen. Weidenthal  . macht den polnischen Abgeordneten den schweren Vorwurf, Dürkheim  Unter den Abgeordneten, die sich für die neuen schweren Deidesheim  . daß sie entgegen den elementarsten Grundsäßen der polnischen Belastungen des Volkes ausgesprochen haben, befand sich auch Freinsheim  . Nationalpolitik und der einfachsten politischen Klugheit für Redakteur Breisti, einer der Machthaber der polnisch- Wachenheim die Reichsfinanzreform gestimmt hätten. Das ist nach Ansicht westfälischen Arbeiterorganisationen, sowie Diebesfeld der polnischen Bresse ein schwerer nicht wieder gut zu machender der Redakteur Napieralski- Beuthen, der es sogar ber- Edenkoben  Fehler, der sich in Zukunft bitter rächen muß. Es sei vom stand, in den in seinem Verlage erscheinenden Blättern diese Maikammer  . polnischen Standpunkt aus zwar verständlich, wenn die pol- Steuern zu befämpfen, während er selbst dafür stimmte. Arsheim. nische Fraktion aus taktischen Gründen gegen die Erbanfall- Das nennt man politische Gewissenhaftigkeit. Vielleicht Gobramstein Eichbach steuer gestimmt habe, um dadurch den Fürsten Bülow, den huldigt dieser Abgeordnete dem jesuitischen Grundsay: Was Landau Inspirator des neuen Kurses der Antipolenpolitik, zu stürzen du theoretisch bekämpfst, kannst du noch immer praktisch Offenbach  und den konservativ- liberalen Block zu zertrümmern; aber ausführen! Ramschbach mit dem Fall Bülows mußte auch die Aufgabe der Polen   im In der gesamten polnischen Bresse   fand sich, abgesehen Stirrweiler Reichstage erledigt sein. Sie hätten unter feinen Umständen von dem Organ der polnischen Agrarier, dem Dziennik Venningen noch weiter gehen dürfen; sie mußten sich bei der Abstimmung Bosnansti", nur ein einziges volksparteiliches Blatt, nämlich Im Gegensatz hierzu ist ein Abschldenken der Zentrumswähler über die anderen Steuern zumindest passiv verhalten, wenn die im Verlag des Abgeordneten Rulersti in Graudenz   zu den Nationalliberalen nur in ganz wenigen Orten und dann sie nicht direkt gegen die Steuern stimmen wollten. Die pol- erscheinende Gazetta Grudziadika", die den Standpunkt der nur in geringem Maße au fonstatieren. Offenbar haben sich

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