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GewerltfcbaftUchce. Merkwürdiges aus den Musteranstalten.'. Nuf dem Berliner Ostbahnhof , Werkstätten- inspektion IIa, erhielten die Arbeiter vor Ostern eine Zulage von 10 bis 20 Pf. pro Tag. Daß die geringe Zulage von den Arbeitern namentlich bei der jetzigen Teuerung mit Freuden aufgenommen wurde, ist wohl leicht begreiflich. Um so größer war die Enttäuschung, als bei der nächsten Lohn- Zahlung den Arbeitern nicht nur die erstmalig gezahlte Zu- läge n i ch t m e h r verabfolgt, sondern die vorher ausgezahlte Zulage wieder abgez.ogen worden war. Ob nun der Geheime Oberbaurat aus eigenem sozialen Empfinden diese Zulage gemacht hatte oder ob vonoben herab" eine all- gemeine Verfügung schon ergangen war, konnten die Be- teiligten bisher nicht in Erfahrung bringen. Gewiß eine recht merkwürdige Geschichte. Sollte inzwischen vielleicht eine Organisation derZu- friedenen" gegründet worden sein, die ihren Einfluß geltend machte!? Bei Gott und der preußischen Staatseisenbahn ist kein Ding unmöglich. Kürzlich wurde von einem oldenburgischen Eisenbahner berichtet, daß er allen Ernstes die Verwaltung ersucht habe, ihm keine Zulage zu machen, da er mit seinem Lohn sehr gut auskomme und andere könnten es auch. Berlin und Umgegend« Die streikenden Geldschrankschlosser haben ihren veränderten Tarif den Fabrikanten vorgelegt, die sich nicht durchaus ablehnend verhielten. Viele bedauerten den Konflikt, sie erklärten jedoch, sie müßten abwarten, was der Schutzverband' beschließe. Eine Firma schloß sogleich Frieden, eine andere wünschte noch eine Besprechung mit dem Vertreter des Deutschen Metallarbeiterverbandes. In einer Versammlung der Streikenden, die am Dienstagmorgen bei Franke in der Bad- straße stattfand, wurde beschlossen, in den Fabriken, wo der Tarif- vertrag anerkannt wird, die Arbeit am Montag wieder aufzu- nehmen. Die Unternehmer versuchen eifrig, Streikbrecher anzu- werben, aber ohne sonderliche Erfolge. Bei Panzer wurde dem Portier, der dort schon dreizehn Jahre lang angestellt ist, die Eni- lassung angedroht, wenn sein Sohn, der zu den Streikenden gehörte, nicht die Arbeit aufnehmen würde. Der Sohn gehorchte diesem Druck. Die Monteure wurden bei Panzer zu einer besonderen Besprechung eingeladen, und man versuchte sie vergeblich natürlich, zu bewegen, die angefangenen Arbeiten zu beendigen. Ein Direktor kam zu einem Streikenden per Auto nach der Wohnung gefahren, um ihn als Streikbrecher zu gewinnen, aber die Mühe war vergebens. Die Plakate an den Anschlagsäulen hatten keinen Erfolg. Die Streikposten berichteten von zahl- reichen Schwierigkeiten, die ihnen von der Polizei bereitet werden. Der Schutzverband hat in der bürgerlichen Presse Nachrichten ver- breitet, nach welchen die Geldschrankschlosser 2400 M. Jahres- verdienst haben oder 00 Pf. pro Stunde erhalten. Diese Angabe ist irreführend, denn in diesen Zahlen wird nur der Höchstlohn, den eine kleine Anzahl erreicht, angeführt. Den Vorwurf des Tarifbruchs, der den Arbeitern gemacht wird, weist die Streik- leitung entschieden zurück. Die Arbeiter haben durchaus korrekt gehandelt und sich nach den Erklärungen gerichtet, die der Meister- kommission abgegeben worden sind. Die Arbeiter können mit dem Stand des Streiks vollständig zufrieden sein. MUllkutschcr und Schaffner. Bei der Wirtschaftsgenossenschaft, Depot Mühlenstraße, ist es zu Differenzen gekommen, welche am Dienstag zur Arbeitsniederlegung führten. Der Fuhrherr Fricke, der für das Depot die Gespanne stellt, verlangte von den Kutschern, daß sie nach Erledigung der täglichen Müllabfuhr abends noch Steine, Sand oder sonstiges Baumaterial fahren sollten, und ztoar für eine Bezahlung bis zu b0 Pf. pro Stund «. Abgesehen davon, daß der Lohn für diese Ueberstunden niedriger ist, als der übliche Tagesverdienst, lehnten die Kutscher es ab, diese Extrafuhren zu leisten, weil sie mit der Erledigung der Müllabfuhr so angestrengt zu tun haben, daß sie weitere Fuhren nicht mehr erledigen können. Eine Kommission von drei Kutschern, welche dem Vertreter des Fuhrherrn Fricke von dem Beschluß in Kenntnis setzen wollte, wurde sofort entlassen. Es haben dann am Montag Verhandlungen stattgefunden, die folgendes Ergebnis zeitigten: Herr Inspektor Wend von der Firma Fricke verpflichtete sich dem Vertreter Wer- ner vom Transportarbeiterverband gegenüber durch Handschlag, die drei entlassenen Kutscher am Dienstag früh wieder einzustellen, mit der Maßgabe, daß am Dienstag weitere Verhandlungen in der Sache mit Vertretern der Wirtschaftsgenossenschaft und Herrn Fricke stattfinden sollten. Da die drei Kutscher aber am Dienstag trotz des gegebenen Versprechens nicht wieder eingestellt wurden, erklärten sich die übri- gen Kutscher und Schaffner des Depots 84 Mann mit den Gemaßregelten solidarisch und legten einmütig die Arbeit nieder. Im Laufe des Dienstags haben erneut Verhandlungen swttgefun- den, in welchen die Wirtschaftsgenossenschaft Zugeständnisse ge- macht hat, zu denen die Streikenden in einer Abendversammlung Stellung nehmen werden. Wir ersuchen alle Arbeiter und Kutscher , die strengste Solidari- tat zu üben und bei der Wirtschaftsgenossenschaft und ihren Fuhr- Herren Arbeit nicht anzunehmen, solange der Konflikt nicht bei» gelegt ist. Die Bezirksleitung Groß-Berlin des Deutschen Transportarbeiter- Verbandes. Eine Maßregelung wurde am Montag in einer Versammlung flon Arbeitern der Firma Steffens u. Nölle sEisen- konstruktion) besprochen. Wie aus den Darlegungen verschiedener Redner hervorging, handelt es sich um folgendes: Ein Kranführer wurde am 24. Juni entlassen, und zwar unter Umständen, die darauf schließen lassen, daß der Kranführer wegen seiner Zuge- Hörigkeit zur Gewerkschaft gematzregelt worden ist. Arbeiter, die mit dem betreffenden Meister auf gutem Fuße stehen, haben schon am Vormittag des Entlassungstages im Betriebe erzählt:Heut abend wird eine Großschnauze entlassen, und andere werden folgen." Die Betriebsleitung behauptet zwar, die Entlassung sei lediglich deshalb erfolgt, weil der Kranführer in der Arbeit die Nichtorganisierten vernachlässigte und die Organisierten bevor- zugte. Ein Beweis für diese Behauptung liegt jedoch nicht vor, kann auch nicht erbracht werden. Daß es sich hier um nichts anderes als um eine Maßregelung handelt, davon ist nicht nur der Entlassene überzeugt, sondern die große Mehrheit aller im Betriebe beschäftigten Arbeiter ist derselben Meinung. Auf deren Veranlassung hat eine Vertretung der Organisation mit dem Direktor verhandelt. Dieser zeigte sich bereit, den Entlassenen wieder einzustellen. Als sich daraufhin der letztere bei der Be- triebsleitung vorstellte, wurde ihm gesagt, eS bleibe bei der Eni- lassung. Dies Verhalten der Direktion sowie die Maßregelung selbst wurden in der Versammlung scharf verurteilt. Es wurde auch darauf verwiesen, daß schon früher Maßregelungen gewerk- schaftlicher Vertrauensleute im Betriebe vorgekommen seien und daß für die Meister der Wahlspruch gelte: Wer organisiert ist, fliegt hinaus! Die Versammlung stellte sich auf den Standpunkt, daß sich die Arbeiter der Firma Steffens u. Nolle in Zukunft der- artiges nicht mehr gefallen lassen. Eine entsprechende Resolution fand einstimmige Annahme._ Tabakarbeiter-Entlassung. Zu der Notiz desVorwärts" vom 24. Juli d. I. betreffend Entlassung von Heimarbeiterinnen bei der Firma Gustav Kaphun schreibt uns Herr Kaphun:_ Verantw. Redakteur: HanS Weber» Berlin , Inseratenteil verantw.: l Zu dieser Notiz bemerke ich:Am Donnerstag, den 12. August, haben sämtliche Heimarbeiter Ihre Tabake, soweit sie nicht aufge- arbeitet wurden, wieder abzuliefern, damit die Firma Gustav Kaphun den gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Nach- Versteuerung bezw. Nachverzollung genügen kann. Um die neuen Sorten vorzubereiten, bedarf der Betrieb einer kurzen Frist, es ist daher der Arbeiterschaft mitgeteilt worden, daß eine Pause von 10 14 Tagen eintreten wird. Da um die Zeit des 1. September dieses Jahres herum die Fabrikation der fast gänzlich geräumten Läger wegen in vollem Umfang wieder aufgenommen werden mutz, so liegt es auf der Hand, daß von einem rigorosen Vorgehen gegen die Arbeiter gar keine Rede sein kann." Erfolgreicher Abschluß der Tarifbewegung der Steinholzleger. Der Tarifentwurf für das Steinholzlegergewerbe ist nach den Verbesserungsvorschlägen der Steinholzleger von den Arbeitgebern anerkannt worden. Der neue Tarifvertrag, der vom 2. August ab gilt, enthält in der Hauptsache folgende Bestimmungen: Die Ar- beitszeit beträgt wie bisher 9 Stunden täglich; Sonnabends ist 1 Stunde, am Tage vor den hohen Festen 3 Stunden früher Feier- abeijd, jedoch wird der volle Arbeitstag bezahlt. Der Lohn der Leger und Werkstellenarbeiter, bisher 70 Pf., beträgt jetzt 75 Pf. und vom 1. April 1910 ab 80 Pf., der der Hilfsarbeiter, bisher 50 Pf., jetzt 57 Pf. und vom 1. April 1910 ab 00 Pf. Für neu in den Beruf eintretende Hilfsarbeiter ist der Mindestlohn in den ersten drei Monaten S0 Pf. Für Ueberzeitarbeit wird ein Zuschlag von 25 Proz., für Sonntags- und Nachtarbeit von 50 Proz. bezahlt. Bei Arbeit in einer Reihe von im Tarif aufgeführten Vororten wird ein Zuschlag in der Höhe des Stundenlohnes, in ebenfalls aufgeführten anderen Vororten in der Höhe des doppelten Stunden- lohnes bezahlt. Die Landzulage, die bei Arbeit in Fernorten gezahlt wird, beträgt für Ledige 2,25 M., für Verheiratete 2,75 M. den Tag, wobei Sonn- und Feiertage mitgerechnet werden. Für Arbeit in Bade- und Ausstellungsorten sind besondere Verein- barungen zu treffen; ebenso, und zwar schriftlich, für Arbeit im Auslande. Jeder Leger und Arbeiter ist berechtigt, nach Ablauf eines Vierteljahres auf Kosten des Arbeitgebers nach Hause zu reisen, was selbstverständlich auch für Weihnachten, Ostern und Pfingsten gilt. Akkordarbeit ist gänzlich ausgeschlossen. Die Ar- beitgeber erkennen den Arbeitsnachweis der Arbeitnehmerorgani- sation an und verpflichten sich, ihre Arbeitskräfte von dort zu beziehen; können sie ihren Bedarf in dieser Weise nicht decken, so sind sie berechtigt, sich Arbeitskräfte anderweitig zu beschaffen. Bei Streitigkeiten in einem Betriebe ist zunächst zwischen dem Arbeitgeber und einer Betriebskommission der Arbeitnehmer zu verhandeln und wenn das nicht zur Einigung führt, wird die An- gelegenheit der aus Vertretern der Organisationen beider Par- teien zusammenzusetzenden Schlichtungskommission überwiesen. Der Tarifvertrag, der im übrigen noch einige andere Be- stimmungen über Fahrgeld- und Fahrzeitvergütung, Beschaffung von Waschgelegenheit sowie von heizbaren und verschließbaren Räumen ufw. enthält, gilt bis zum 1. August 1911 und, wenn er nicht rechtzeitig gekündigt wird, um ein Jahr weiter. Die Kün- digungsfrist ist noch nicht endgültig festgelegt. In der außerordentlichen Versammlung der Steinholzleger und Hilfsarbeiter, die am Montag bei Freiheit in der Dragoner- straße stattfand und den großen Saal füllte, wurde über den Stand der Tarifbewegung berichtet. Alle Firmen, mit wenigen Aus- nahmen, hatten den neuen Tarifvertrag teils schon schriftlich aner- kannt, teils sich telegraphisch bereit erklärt, ihn zu unterzeichnen, so daß an der allgemeinen Durchführung nicht mehr zu zweifeln ist. Sollten sich jedoch bei einzelnen Firmen noch Schwierigkeiten herausstellen, so werden die nötigen Maßnahmen ergriffen. In der regen Diskussion äußerten sich mehrere Redner mißbilligend über einzelne Bestimmungen des Tarifvertrages, dieser wurde jedoch schließlich von der Versammlung gutgeheißen. Der Verbandsvorfitzende Lange verlas sodann zwei Schreiben, eines vom Landessekretär der schwedischen und eines von der Generalkommission der deutschen Gewerkschaften, in denen auf den gewaltigen Abwehrkampf der schwedischen Ar- beiterschaft aufmerksam gemacht wird. Zu Unterstützung der Schweden beschloß die Versammlung, aus der Kasse der ja nur kleinen Berufsgruppe 100 M. zu bewilligen. Im übrigen werden sich auch die Steinholzleger an der für denselben Zweck bestimmten Sammlung eifrig beteiligen. Oeutfd,«» Reich. Die Binnenschiffer der Elbe sind in eine Lohnbewegung eingetreten. Besonderes Interesse ver- dient die Forderung der Arbeiter betreffend die Nacht- und Sonn- tagsruhe. Seit 24 Jahren ist die Regierung mit den Erhebungen beschäftigt, dann aber vor dem Geldsack mutig zurückgewichen. Diese Erhebungen zeitigten kein positives Resultat. In einer Sitzung der Kommission für Arbeiterstatistik erklärte der Referent: Die schriftlichen Erhebungen hätten bereits eine Anzahl ge- wichtiger Momente ergeben, welche es fraglich erscheinen lassen könnten, ob für die Segelschiffe überhaupt oder allgemein an eine gesetzliche Regelung der Arbeitszeit gedacht werden könne und ob eine solche geboten sei." Auf die unablässige Agitation der Verbände(Hafenarbeiter und Maschinisten und Heizer) ist dann noch einmal eine schriftliche Erhebung veranstaltet worden,- bei der ausnahmsweise auch die Arbeiter zum Wort kamen. Die Forderungen, die die Binnenschiffer auch in ihrem Tarif- entWurfe aufgenommen haben, sind folgende: 1. Arbeitszeit und Nachtruhe. a) Die Nachtruhe beträgt 6 Stunden und fällt in die Zeit von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Die Ruhepause muß in sechs aufeinanderfolgenden Stunden stattfinden, ohne daß Anfang und Ende tariflich bestimmt wird. Ausnahmen dürfen nur statt- finden bei Havarien, Hochwasser, Sturmwind und plötzlicher Eis- gefahr; in solchen Fällen muß die Ruhezeit nachträglich gewährt respektive ergänzt werden. b) In allen Häfen, Umschlagsplätzen und auf in freiem Fahr- Wasser löschenden oder ladenden Fahrzeugen währt die Arbeits- zeit von 6 bis 6 Uhr, inklusive einer halbstündigen Frühstücks- pause und einer einhalbstündigen Mittagspause. 2. Sonntagsruhe. a) An den drei höchsten Feiertagen, Ostern, Pfingsten und Weihnachten» wird je ein freier Tag gewährt. b) Den Boots- und Steuerleuten der Schlepp- und Güter- dampfer wird alle drei Wochen ein fteier Sonntag gewährt, bei den Bugsierdampfern jeden Monat zwei freie Sonntage. c) Die Sonntagsruhe ist an den Dampfer gebunden. 6) Wenn ein Elbschiff voraussichtlich 48 Stunden und länger in einem Umschlagsplatz oder einer sonstigen Lösch- oder Lade- stelle verweilen muß, so tritt völlige Sonntagsruhe ein, begin- nend Sonnabends um 6 Uhr abends und endigend Montags früh 6 Uhr. e) Schiffe, die während der Sonntagsruhe an einem Um- schlagsplatz oder einer sonstigen Lösch- oder Ladestelle ankommen und daselbst bis Montag früh 6 Uhr oder länger verweilen, treten in die Sonntagsruhe ein. Im weiteren sieht der Tarif eine geringfügige Lohnerhöhung vor und die formelle Regelung der Arbeitsverhältnisse. Die starke Organisation der Binnenschiffer seit Januar wurden 1050 Neuaufnahmen gemacht bürgt für die nachdrückliche Vertretung ihrer Wünsche. Insgesamt kommen bei der Bewegung 3000 Binnenschiffer und 1900 Maschinisten und Heizer in Frage. Achtung, Former! Bei der Firma Wolf in Magdeburg sind Differenzen ausgebrochen; 75 Former legten die Arbeit nieder. Zur Lohnbewegung der Zigarrenarbciter in Nordhausen ist heute zu berichten, daß die Firma Walther u. Levin eine Lohnzulage von 5 bis 7 Proz. bewilligte. Die übrigen Fabrikanten gaben auch zu, daß die Zigarrenmacherlöhne recht niedrig sind, aber lh. Glocke. Berlin . Druck u, Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanstgU sie lehnen eS ab, bor dem 15. August Zugeständnisse zu machen. Der Inhaber der allerorten bekannten Firma G. A. Hanewacker meinte, es sei doch nicht seine Schuld, wenn die Zigarrenmacher nicht ftüher niit Lohnforderungen gekommen seien. Klingt das nicht wie Hohn? Der Zuzug nach Nordhausen ist nach wie vor fernzuhalten._, Versammlungen. Die Sektion der Putzer des Zentralverbandes der Maurer hielt am Mittwoch im großen Saal der Arminhallen eine General- Versammlung ab, in der nach Verlesung der an 60 neuaufgenom- menen Mitglieder die Abrechnung vom zweiten Quartal vorgelegt wurde. Sie schließt für die Hauptkasse mit der Bilanzsumme von 11397,71 M. ab; an die Zweigvereinskasse sind 8465 M. abgeliefert. Die Lokalkasse hatte, den alten Bestand mitgerechnet, 63 840,62 M. Einnahmen; die Ausgaben betrugen 5 572,21 M., so daß der Be- stand am Quartalsschluß 58 268,41 M. ausmachte. Die Mitglieder- zahl der Sektion war am Quartalsschluß 1821. Im zweiten Punkt der Tagesordnung berichteten zunächst die Leiter der in den letzten Wochen veranstalteten Agitation über ihre Tätigkeit. Es sind 54 Baustättensitzungen einberufen worden, und rund 1800 Putzer nahmen an den Sitzungen teil. Der Erfolg war im allge- meinen besser, als man erwartet hatte. Es wurde eine beträcht- liche Anzahl neuer Mitglieder gewonnen, und auch manche Putzer, die dem Verbände untreu geworden waren, ließen sich wieder auf. nehmen. Andererseits mußten die Agitationsleiter mancherlei bittere Erfahrungen machen. Es zeigte sich, daß hier und da Putzer vorhanden find, die für die Organisation nicht zu haben sind und zum Teil auch dem Alkohol dermaßen fröhnen, daß sie für die Kulturbestrebungen der Arbeiterklasse nicht mehr brauchbar sind. In der Diskussion über die Berichte wurde die eifrige Tätigkeit der Agitationsleiter anerkannt. Sodann gab Ernst S ch u lz e den Bericht über die Lage im Berufe. Am 8. Juli wurde bekanntlich in öffentlicher Putzerversammlung eine Resolution gefaßt, die eine Bewegung gegen die Nebenarbeit und die mit dem Abschlagslohn von 8 M. nicht in Einklang stehenden, allzu niedrigen Akkordpreise einleitete. Der Verband der Baugeschäfte hat daraufhin sofort ein Rundschreiben erlassen, um die Unternehmer scharf zu machen, und, wie übrigens auch die bürgerliche Presse es tat, die Beschlüsse der Putzer entstellt wiederzugeben. Die Bewegung ist gleichwohl nicht ohne Erfolg geblieben. Es sind auf verschiedenen Bauten, teils auf friedlichem Wege, teils durch Sperre des Baues, Verbesserungen erzielt worden. Jedoch hat andererseits auch eine Streikbrecher- organisation, dieFreie Vereinigung der Putzer", ihren Verderb- lichen Einfluß geltend gemacht, nämlich auf dem Bau in der Beuth- straße 1 3, wo zum 1-. Oktober ein großes Cafe eröffnet werden soll. Bei den Verhandlungen erklärte hier der Bauführer schließ- lich, Wenns schlimmer komme, werde man sich 50 ,K a s ch u b e n" annehmen. Der Verband der Baugeschäfte, der auch hier dahinter steckte, ersuchte dann den Vorsitzenden derFreien Vereinigung", Gustav Kotte, sofort 15 Außen- und 2030 Jnnenputzer nach dem Bau zu senden. Dieser Kotte, von dem Sektionsvertreter ge- fragt, ob er denn den Kollegen wirklich in den Rücken fallen werde, erklärte, er nähme die Arbeit unter allen Umständen an; und die Streikbrecher kamen. Mit ihnen kam auch die Polizei, der, eigen- tümlicher Weise vom Verband der Baugeschäfte, be- richtet worden Mar, daß die Arbeitswilligen belästigt würden. Diese von den UnternehmernKaschuben" genannten Schützlinge der Polizei, von denen einer einen Streikposten anfauchte:Wenn Du nicht weggehst, jag ich Dir das Messer durch den Bauch!" brachten es dann auch fertig, den Bau zu besetzen. Die Arbeit kommt der Firma nun um drei- bis viertausend Mark teurer, als wenn sie sie von ehrlich organisierten Putzern hätte ausführen lassen. Die Streikbrecherarbeit hat auch bereits zum Einsturz einer Rüstung geführt, vobei einer verunglückte. Am Schlüsse der Versammlung warnte der Vorsitzende vor Annahme von Arbeit nach Hamburg . Letzte J�achricbtcn und Depcfcbcn. Rückgratfeste Stadtväter. Lamprecht(Pfalz ), 3. August. (B. H. ) Nachdem der sozial. demokratische Bürgermeister Witsch nicht bestätigt worden ist, fand heute nachmittag eine Neuwahl des Bürgermeisters statt, bei welcher der Konsumvereinsverkäufer Peter Kölsch mit 18 von 19 Stimmen zum Bürgermeister gewählt wurde. Auch dieser gehört der sozialdemokratischen Partei an. Die spanische Revolution. Cerbere, 3. August. (W. T. B.) Der Eisenbahnverkehr mit Spanien ist wieder regelmäßig. Aus Barcelona wird berichtet, daß jetzt dort vollkommene Ruhe herrscht, doch beabsichtigen die Re- volutionäre wieder zu den Waffen zu greifen, falls die Gefangene« nicht in Freiheit gescht werden sollten. Die amtlichen Meldungen über die Verluste auf Seiten des Militärs beziehen sich nicht auf die Genbarmen, dir eine ganz bedeutende Zahl Toter und Bcrwun- deter hatten. Die Eisenbahner und der Generalstreik. Stockholm , 3. August. (W. T. B.) Die Repräsentanten des Verbandes der niederen Eisenbahnbeamten verhandelten gestern und heute über die Stellung des Verbandes zum Generalausstand und beschlossen, daß die Verbandsmitglieder vorläufig nicht an dem Ausstande teilnehmen sollen, solange dieser den Charakter eines gewerklichen Streites zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf den einzelnen Gebieten hat. Unterschleife bei einem Militärproviantamt. Magdeburg , 3. August. (B. H. ) Umfangreiche Materialunter- schleife im hiesigen Militärproviantamt führten zur Ber - Haftung mehrerer Angestellter der hiesigen Militärbäckerei. Wie verlautet, sind seit längerer Zeit Betrügereien bei der Brot- und Mehllieferung begangen worden. vom Auto überrannt. Nordenstadt , 3. August. (B. H. ) Während des Gewitters er- eignete sich gestern in der Nähe des Ortes ein schwerer Unglücksfall, verursacht durch ein dahinsausendes Auwmobil.»Das Automobil fuhr direkt in ein mit zehn Feldarbeitern besetztes Fuhrwerk, wobei der Wagen umgeschleudert, die Leute herausgeschleudert und zum Teil schwer verletzt wurden. Dem Automobil gelang es, unerkannt davonzukommen. TyPhuScpidemie. Alfeld a. b. Leine, 3. August.»(W. T. B.) Hier und in der Umgebung ist der Typhus in bedrohlichem Umfange aufgetreten. Bisher sind bereits 17 Fälle in der Stadt zur Anmeldung ge- kommen. Auch in den umliegenden Dörfern mehren sich die Krank - heitsfälle. In der Kownie DeSdemona find 16 Fälle fest- gestellt._ Weitergreifen der Cholera. Petersburg, 3. August. (W. T. B.) Seit gestern sind an der Cholera 31 Personen nenerkrankt, sieben gestorben; die Gesamtzahl der Kranken beträgt 519. Die Städte Riga und Witebsk sowie das Gouvernement Kowno sind für cholerabedroht erklärt worden. ;ul Singer Sc Co.» Berlin SW, Hierzu S Beilagen«. UnterhaltungSbl.