Ar. 179. 28.Iahrgavs.1. KMt des Lmiirls" Kerlim WIIMMM«och, i. Avst 1909.Die geeverlilchsstllche Bewegungdiesleits und jentelts des Ozeans.Von dem Vortrage, den Samuel Gompers am Sonn-vibend im Berliner Gewerkschaftshause hielt, geben wir im nach-stehenden die wesentlichsten Grundzüge wieder.Einleitend bemerkte der Redner, er könne im Rahmen einesVortrages natürlich nicht alle Seiten seines Themas beleuchten,denn dazu sei dasselbe zu umfassend. Er gab dann eine kurzgefaßteDarstellung von der EntWickelung der amerikanischen Industrieund dem Entstehen der Gewerkschaftsbewegung. Die ersten An-fange der Gewerkschaftsbewegung, die bald nach dem Sklaven-Befreiungskriege und dem Emporkommen der Industrie einsetzten,sielen aus Mangel an einem einheitlichen Prinzip in sich zu-sammen. Manner, welche die Verhältnisse kannten, betrieben dieGründung einer neuen gewerkschaftlichen Organisation, die sichfrei hielt von der Vertretung politischer Interessen und sich nurdie Förderung der wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterklasse zurAufgabe machte. Auf dieser Grundlage haben die amerikanischenGewerkschaften bis jetzt gearbeitet. Sie befolgen die Taktik, sichimmer nur eins vorzunehmen, dies erst zu verwirk-lichen und sich dann neuen Arbeiten zuzuwenden. Durch dieseTaktik sind die Gewerkschaften groß geworden und haben einengroßen Einfluß auf allen Gebieten des Lebens bekommen. Wirbilden uns nicht � ein, die amerikanische Gewerkschaftsbewegunghabe ihre Mission bereits erfüllt. Wir sind noch nicht zufriedenmit dem, was wir ereicht haben, wenn wir auch sagen können, daßwir uns mit unseren Erfolgen sehen lassen können. Wir habenfür einen großen Teil der Arbeiter den Achtstundentag durch-geführt. Die Gesetzgebung hat ihn uns nicht gebracht, sondernwir haben ihn durch unsere Gewerkschaften erkämpft. Gegen-wärtig haben die Tischler und das ganze Baugewerbe den Acht-stundentag und den freien Sonnabendnachmittag. Daß natürlichder Sonntag ganz frei ist, braucht nicht erst erwähnt zu werden.Doch die Arbeiter werden sich bei diesen Erfolgen nicht beruhigen,sie sind dabei, weitere Verbesserungen zu erringen. Auch dieBuchdrucker haben nach einem Kampfe, der 17 Monate währte und16 Millionen kostete, den Achtstundentag erlangt. Die Gewerk-schaft der Zigarrenarbeiter, der ich selbst angehöre, hat seit dem1. Mai 1886 den Achtstundentag. Die Bergarbeiter führten 1897einen großen Streik, der 24 Wochen anhielt. Der Erfolg war dieEinführung des Achtstundentages im ganzen Süden und eineLohnerhöhung von 33 Prozent. Einen ähnlichen Erfolg erreichtendie Hartkohlenarbeiter. Sie waren zwar nicht organisiert, aber dieorganisierten Arbeiter anderer Gewerkschaften halfen ihnen undsie erkämpften in zwei großen Streiks eine Lohnerhöhung von 26Prozent, die Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden und dieAbschaffung des Trucksystems. Dreiviertel aller Bergarbeiterhaben den Achtstundentag und ein Viertel, nämlich die Hartkohlen-arbeiter, den Neunstundentag, dem hoffentlich bald die Einführungder achtstündigen Arbeitszeit folgen wird.Wir wissen, wie wichtig die Verkürzung der Arbeitszeit ist.Wir wissen, daß wir den Arbeitern ein wertvolles Gut zu eigenmachen, wenn wir ihnen einen kurzen Arbeitstag und damit eineausreichende Ruhe- und Mußezeit schaffen.(Beifall.) Denn umdie Aufgaben, die wir uns gesteckt haben, durchzuführen, dazubrauchen die Arbeiter freie Zeit. Haben wir die erst, dannkönnen wir an die Lösung anderer Probleme derArbeiterbewegung gehen.Wir haben nicht nur Erfolge errungen, sondern wir habenauch verstanden, sie in schwerer Zeit festzuhalten. Als die Börsen-panik ausbrach und ihr die wirtschaftliche Krise folgte, da warntenwir die Unternehmer vor einer Herabsetzung der Löhne und Ver.schlechterung der Arbeitsbedingungen. Wir sagten ihnen, wirwürden uns jedem Versuch der Verschlechterung energisch wider-setzen. Die Unternehmer haben infolgedessen nicht gewagt, denArbeitern Verschlechterungen zu bieten. Das kann ich mit Ge-nugtuung sagen.— Wir wissen, daß wir alles. waS wir erreichthaben, nur unseren gewerkschaftlichen Aktionen danken.— Nichtimmer war die amerikanische Gewerkschaftsbewegung einig. Eshat Mühe gekostet, eine einheitliche Bewegung zustande zu bringenAber heut stehen unsere Gewerkschaften so da, daß sie den Unter.nehmern geschlossen gegenübertreten können. Die Tatsache, daßunsere Agitatoren die Einigkeit aller Arbeiterkleines Feuilleton.Die Deutsche Anthropologische Gesellschaft hält seit Montag inPosen unter zahlreicher Beteiligung von Forschern aller Art ihre10. allgemeine Jahresversammlung ab. In dieser Gesellschaft sinddie Wissenschaftler vereinigt, die sich mit der Erforschung des Menschenbeschäftigen: die Anthropologen, die den Körper und besonders denSchädel zum Ausgangspunkt nehmen, die Ethnologen, die die ver-schiedenen Rassen und Völker behandeln, und die Vertreter derUrgeschichte. Trotz der überragenden Bedeutung aller dieser Gebietefür die Erkenntnis der menschlichen EntWickelung werden sie in denoffiziellen Wissenschaftsanstalten sehr nebensächlich behandelt, zumeistim Nebenamte. Um so größeres Interesse aber pflegen die natur-wissenschaftlich aufgeklärten Laien ihnen entgegenzubringen. Ausden bisher in Posen gehaltenen Vorträgen geben wir hier zweiwieder, die beide Fragen von allgemeinem Interesse behandeln.Ueber Riesenwuchs(Akromegalie) sprach Prof. L u s ch a n.Unter den verschiedenen Arten des Riesenwuchses ist die weitaus dieseltenste, bei der alle Dimensionen ganz gleichmäßig vergrößertsind. Häufiger find die Formen mit unproportioniert langen Beinen,wie bei vielen Eunuchen, oder die Formen von übermäßigemLängenwachstum, wie es rassenmäßig in Ostafrika be-obachtet wurde. Verhältnismäßig am häufigsten sind aberjene Riesen, bei denen es sich um schwere Ernährungs-störungen handelt, die man mit Akromegalie bezeichnet. Bei dieserKrankheit handelt es sich um bestimmte Erscheinungen, zu denenVeränderungen des Hirnanhanges, der HypophhsiS, anscheinend diehäufigste Veranlassung geben. Nicht selten scheint aber auch eineVerletzung für das Auftreten der Krankheit verantwortlich gemachtzu werden. Unter den einzelnen Symptomen überwiegt bald die Ver-größerung der Hände und Füße, bald allgemeines Riesenwachstum.Manchmal erscheint auch die Zunge sehr vergrößert, immer aber isteine oft ganz ungewöhnliche Vergrößerung des Unterkiefersvorhanden, meist auch eine starke Vergrößerung des Hirnanhanges,nicht selten auch eine Hirngeschwulst, die ihren Ausgang von letzterergenommen hat. Man hat mit überraschendem Erfolge derartigeGeschwulste operativ entfernt. Auch durch innerliche Behandlung hatman solche Fälle zu heilen'oder wenigstens zu bessern versucht.Stets handelt es sich um ein schweres Leiden, das oftzu einem frühen Tode führt. Meistens kommt es dazu zuenormem Körperwachstum. Und in der Tat war mindestens dieHälfte der untersuchten Riesen mit Akromegalie behaftet. Neben demRiesenwuchse besteht fast immer auch Jnfantilismus(Zurückbleibenauf einer kindlichen Stufe)— in geistiger, moralischer und sexuellerBeziehung. Die Berliner königlichen Museen haben kürzlich einenschönen Marmorkopf des römischen Kaisers Maximinus erworben.AuS der monströsen Bildung des Unterkiefers ergibt sich, daß derbekannte Riesenwuchs deS Kaisers eine Folge von Akromegalie ist.Leichtere Grade dieser Krankheit können mit einer anderen Erscheinungverwechselt werden, die als Caput, progenaeurn bezeichnet wird. Beidiesen.Vorderkauern" ragen bei richtig auseinandergesetzten Backen-zählten die Schneidezähne des Unterkiefers über die des Oberkiefers vor.predigen, sichert unserer Bewegung weitere Erfolge. Luft-schlösser bauen wir nicht. So etwas darf es in der Gewerkschafts-bewegung nicht geben. Wir arbeiten so, daß wir alles, was mög-lich und erreichbar ist, durchsetzen können. Wir sind bestrebt, alleArbeiter in die Organisation zu bringen, denn wir wissen, daß dasdie Voraussetzung aller Erfolge ist.Ich war zugegen, als die Generalkommission der Gewerk-schaften Deutschlands dem schwedischen GewerkschaftsvertreterBranting für den bevorstehenden Generalstreik die Unterstützungder deutschen Arbeiter zusicherte. Ich freue mich über diesen Be-schlutz, denn es ist Sache aller Arbeiter, das angegriffene Koalitions-recht der schwedischen Arbeiter verteidigen zu helfen.(Beifall.)Ich wünsche nichts sehnlicher, als daß wir die Macht hätten, ihnenzum Siege zu verhelfen.— Der Kampf in Schweden ist ja hervor-gerufen durch die Tarisbewegung. Auch wir in Amerika habenTarife mit den Unternehmern abgeschlossen. Aber wir wissen,daß durch die Tarifgemeinschaft der Friede nicht gesichert ist.(Zu-stimmung.) Wir wissen, daß wir unsere Organisationen stärkenmüssen, um weitere Erfolge zu erringen.Schon vor vierzehn Jahren war ich einmal in Deutschland,Jetzt sehe ich, daß die deutsche Arbeiterbewegung seitdem großeFortschritte gemacht hat. Ich beglückwünsche Sie hazu. Ich binüberzeugt, jemehr die deutschen Arbeiter ihre Kräfte sammeln inden Gewerkschaften, um so mehr wird auch ihr Einfluß aufökonomischem und politischem Geb'iet wachsen.— Unsere Kämpfegelten ja nicht nur den Verbesserungen, die von heut auf morgenerlangt werden können, sondern wir wollen den Arbeitern einebessere Zukunft erkämpfen. In diesem Sinne haben die Arbeiteraller Länder gemeinsame Interessen. Weil ich davon überzeugtbin, deshalb werde ich auch an dem bevorstehenden internationalenGewerkschaftskongreß teilnehmen. Ich hoffe, daß uns gestattetwerden wird, die amerikanischen Gewerkschaften der inter-nationalen gewerkschaftlichen Zentrale anzuschließen. Die amerika-nischen Gewerkschaften sind zu verschieden von denen andererLänder. Sie sind den politischen und Lkono-mischen Verhältnissen unseres Landes an-gepaßt. Wenn wir nach unserer bisherigen Methode weiter-arbeiten können, so werden wir in der internationalen ZentraleSchulter an Schulter mit den Arbeitern aller anderen Länderkämpfen.Ich möchte noch bemerken, daß eine hiesige Zeitung(der„Lokal-Anzeiger") mir Worte in den Mund legt, die ich nicht ge-sprachen habe. Ich soll nach dieser Zeitungsnotiz die deutscheArbeiterbewegung kritisiert haben. Was die Notiz in dieser Hin-ficht sagt, das stimmt nicht.Ich wünschte, daß ich noch länger hier bleiben könnte, umIhre Bewegung noch näher kennen zu lernen. Aber ich muß weiterreisen. Ich danke Ihnen für die Liebenswürdigkeit, mit der michdie Männer und Frauen hier empfangen haben. Ich weiß, dasgalt nicht meiner Person, sondern der amerikanischen Arbeiter«schaft. Bei meinem Abschied aus Amerika wurde mir aufgetragen,Ihnen die Grüße der amerikanischen Arbeiter zu überbringen. Essind die besten Wünsche für das fernere Gedeihen der Arbeiter-bewegung der ganzen Welt, für eine Verbrüderung der Arbeiteraller Länder.(Stürmischer Beifall.)Nach dem Vortrage wurden an GomperS Anfragen gestellt,zu denen er sich äußerte. Sickert wünschte Auskunft darüber,weshalb die amerikanischen Gewerkschaften für das Einwanderer-gesetz gestimmt haben, auf Grund dessen den mittellosen Ein-Wanderern eine so harte Behandlung zuteil werde, wie es kürzlichim„Vorwärts" geschildert wurde.Gompers antwortete, er habe die betreffende Notiz im„Hamburger Echo" aber nicht im„Vorwärts" gelesen. Danachsolle jeder Einwanderer, der nicht 190 M. aufweisen könne, wie einGefangener behandelt und zurückgeschickt werden. Das— sagteGompers— ist nicht wahr. Hier sitzt ein Mitglied des amerika-nischen Buchdruckerverbandes und ein Berichterstatter der sozia-listischen„New Dorker Volkszeitung", beide bestätigen, daß ichrecht habe.— Jeder, der als Einwanderer nach Amerika kommtund sich als Mitglied einer Gewerkschaft legitimieren kann, wirdin unsere Gewerkschaften aufgenommen. Unsere Stellung zur Ein-Wanderung ist die: Wir wollen nicht, daß alle Länder der ganzenWelt ihre minderwertigen Elemente an uns abgeben,die als Lohndrücker zu uns kommen, unsere gewerkschaftlichenErfolge bedrohen und die wir schließlich noch ernähren müssen.Sollen denn die Gewerkschaften nicht das, was sie errungen haben,gegen die Massenverschlechterung verteidigen? In jedem Ein-Bei höheren Graden kann auch der ganze Unterkiefer stark ver-größert sein, wie bei vielen Habsburgern. Die exzessivsten Formendieser Art kommen bei den Bulldoggen und Mopshunden zurBeobachtung. Das berühmte Porträt Karls V. von Amberger imBerliner Kaiser-Friedrich-Museum ist die denkbar beste Illustrationfür diese Bildung. Heute ist der König von Spanien der bekanntesteVertreter dieses Typus. Akromegalie ist meist mit Impotenz odermit Sterilität verbunden. Doch sind Fälle von Vererbung bekannt.jedoch kann sie sich niemals durch so viele Generationen vererbenwie die Progenie.Neuholländische Typen behandelte Prof. v. L u s ch a nin einem weiteren Vortrage. Die Urbevölkerung von Neuhollandist im wesentlichen einheitlich. Am meisten interessieren uns dieNeuholländer durch ihre primitiven Eigenschaften und seit langemauch deswegen, weil man die ältesten bekannten Reste des europäischenMenschen gerade mit ihnen verglichen hat. Das geschah schon vor20 Jahren mit dem Schädeldach des Neandertal-Meuschen, und jetzt istes der nahezu vollständig erhaltene Schädel von La Ehapelle aux Samts,der uns durch seine große Aehnlichkeit mit Schädeln aus Neuhollandüberrascht. May muß sich fragen, waS diese Aehnlichkeit bedeutet,ob sie auf bloßem Zufall beruht oder ob ihr eine wirkliche Ver-wandtschaft zugrunde liegt. Von der Zeit der paläolithischen(alt-steinzeitlicheit) Menschen trennen uns ungezählte Zehntausende vonJahren, und die Neuholländer sind unsere Zeitgenossen. Trotzdemmuß ein direkter Zusammenhang angenomnten werden. Die Toalaauf Celebes, die Schädelah aus Ceylon, viele dunkele Stämme inIndien, auch solche, die heute arische Sprachen reden, zeigenschon jetzt den Weg. auf dem ein solcher Zusammenhangspäter einmal wird sicher und einwandfrei nachgewiesen werdenkönnen. Andererseits zeigen aber auch die beiden Schädel von Syp,wie groß die Unterschiede auch innerhalb der paläolithischen Rassevon Europa gewesen ist. Trotz der Spärlichkeit des bisher vor-liegenden Materials scheint es also schon jetzt nahezu gesichert, daßein Teil der heutigen Europäer von dent Menschender Neandertalrasse abstammt und daß dieser wiederuineines Ursprünge? mit dem heutigen Australier ist.Für die Rekonstruktion deS paläolithischen Typus von Europa kommenaber neben dem Australier noch die alten TaSmanier in Betracht,die gleichfalls viel primitive Eigenschaften bewahrt haben.Der Sturm auf den Südpol. Aus London wird berichtet: Daserfolgreiche Werk des Leutnants Shackleton wird bereits in nächsterZeit durch einen anderen britischen Südpolarforscher fortgeführtwerden: Kapitän Scott ist entschlossen, in kürzester Frist eineneue britische Südpolarexpeditton auszurüsten. Kapitän Scott hatbereits die berühmte Antarktische Expedition geleitet, die mit der„Discovery" von 1961— 1904 im ewigen Eise de? Südens der Wissen-schaft wertvolle Erkenntnisse eroberte. DamalO lvtiernahm auchShackleton unter Scotts Leitung seine erste Smlpokarfahrt, die erwegen eines Lungenleidens unterbrechen mußte. Die„Discovery"wurde dann vom Eis umschlossen, und zwei Rettungsexpeditionenmußten nach ihr ausgesandt werden. Auf dieser Fahrt erreichteauch Kapitän Scott in seiner Schlittenreise den südlichsten Punkt,der später durch Shackleton überholt wurde. Aber nicht nur inEngland setzt sich die BegeistxxMg für die Südpolarforscher inWanderer, der nicht unsere Lage verschlechtern will, sondern bereitist, mit uns für die Verbesserung der Lage der Arbeiter zu wirken,sehen wir unseren Bruder.(Beifall.)D i t t m e r fragte, wie Gompers sich zu den bürgerlichenParteien stelle, er solle sich bei den Wahlen für eine bürgerlich«'Partei ins Zeug gelegt haben. Warum gingen die amerikanischenGewerkschaften nicht mit der sozialistischen Partei?Gompers: Ich habe versucht, Ihnen einige Ideen, Ge-danken und Tatsachen aus der amerikanischen Arbeiterbewegungzu übermitteln. Ich habe aber nicht von meiner Person gesprochenund meine Person nicht zur Diskussion gestellt. Für meine Tatenbin ich den amerikanischen Arbeitern verantwortlich. Ich mußes ablehnen, auf eine Frage zu antworten, die nichthierher gehört. Meine Tätigkeit wurde von der gesamten Arbeiter-schaft Amerikas gutgeheißen, gleichzeitig wurde ich aufgefordert, inderselben Weise weiterzuwirken.(Beifall und Widerspruch.)Legten: Die Frage, die Dittmer stellte, war überflüssig.Wenn ein Vertreter einer anderen Nation uns sagen würde, wirseien ungeschickt in der Politik und müßten eine andere Taktik ein-schlagen, dann würden wir sagen: Das machen wir, wie wir es fürrichtig halten. Ich kenne Gompers seit 12 Jahren und weiß, daßer genau so denkt wie wir. Ob es angebracht ist, in Amerika einesozialistische Gewerkschaft zu schaffen, das ist eine Frage, die wirnicht entscheiden können. Einig ist Gompers mit uns darin, daßdas Kapital bekämpft werden muß und daß in diesem Kampfe alleArbeiter zusammengehören. Natürlich muß GomperL so arbeiten,wie es die Verhältnisse seines Landes bedingen. Was würdenwir in Deutschland tun, wenn alljährlich Millionen indifferenterArbeiter zu uns hineingeworfen würden, denen wir machtlos gegen-überständen. Wir haben ja etwas derartiges gehabt. Italiener,Böhmen, Polen, Russen sind als Lohndrücker zu uns gekommen.Aber wir sind in der Lage, unsere Agitation zu diesen Arbeiternzu tragen und sie aufzuklären, ehe sie zu uns kommen. Das könnendie amerikanischen Arbeiter nicht, sie müssen sich also in andererWeise gegen die Lohndrücker schützen. Meistens sind es ja nicht diebesten Elemente der Arbeiterschaft, die nach Amerika hinübergehen.Die Elite der Arbeiterschaft führt den Komps um Verbesserungihrer Lage im eigenen Lande.— Worauf es vor allem ankommt,das ist, die Arbeitermassen zu vereinigen. Wer ist wahrhaftrevolutionär? Vielleicht der, welcher sagt, Du hast Unrechtgetan, daß Du zum Gabelfrühstück gegangen bist, oder der, welcherdie Arbeiter vereinigt, um mit der kompakten Masse die heutigeGesellschaft zu beseitigen? Der wahre Revolutionär ist der, derdie Masse zu vereinigen sucht. Wie wir diesen Versuch in Deutsch-land machen, so tut cs in Amerika die Federation of Labor, derenPräsident Gompers ist.— Die Diskussion hier durste nicht unter-Kunden werden, denn wir wollten nicht, daß der„Vorwärts"berichtet, die Diskussion wurde abgeschnittenund Gompers keine Gelegenheit gegeben zu antworten. FreieDiskussion soll sein, aber was hier in der Diskussion vorgebrachtwurde, das gehört nicht hierher. Wir freuen uns, daß es endlichgelingt, die amerikanischen Gewerkschaften mit uns zu vereinigen.Wenn wir so urteilen wollten, wie es aus der Fragestellung her-vorgeht, dann müßten wir die Franzosen von unferer internatio-nalen Verbindung ausscbließen, denn die französischen Gewerk-schaftsführer sind Anarchisten, welche die sozialdemokratische Parteibekämpfen. Im Vergleich mit diesen stehen uns die amerikanischenGewerkschaften viel näher. Wir haben trotz ihres politischenStandpunktes die französischen Arbeiter mit uns zu vereinigen ge-sucht, wir nehmen auch die Amerikaner auf in dem Gedanken:Vereinigt Euch, dann habt Ihr die Macht. Wenn wir von diesemStandpunkt aus die Frage betrachten, dgnn dienen wir dem Inter-esse der Arbeiter.(Beifall.)Dittmer: Was Legten über Vereinigung aller Arbeitersagte, ist selbstverständlich. Wenn sich die Amerikaner der Inter-nationale anschließen wollen, dann ist der Wunsch wohl berechtigt,über ihre Stellung zu den politischen Parteien etwas zu hören.Wenn Gompers diese Frage nicht beantworten will, so ist das seineSache und sein Recht.(Beifall.)Gompers: Die Frage, die mir Herr Dittmer vorlegte, istin Amerika hundertmal und öfter an mich gerichtet worden. Dorthabe ich sie beantwortet. Hier tue ich es nicht, denn Siekennen unsere Berhältmsse nicht und können deshalb nicht beur-teilen, ob meine Antwort zutreffend ist. Den amerikanischen Ar-beitern hat meine Antwort immer genügt und sie haben michbeauftragt, so weiter zu arbeiten. Dadurch ist das ein-Auftrag derTaten um, auch Amerika will sich an dem Kampfe um die Er»oberung des Südpols beteiligen. Die einflußreiche amerikanischephilosophische Gesellschaft ist jetzt an die Bundesregierung heran-getreten mit dem Plane, eine amerikanische Expeditionauszurüsten, die im Auftrage der Regierung und unter Leitungamerikanischer Marineoffiziere das Wagnis unternehmen soll, zumSüdpol vorzudringen. Die amerikanische geographische Gesellschafthat den Plan mit Eifer aufgegriffen, so daß wohl binnen kurzemauch die amerikanische Expedition ihre Fahrt wird antreten können.WaS Pflanzensamen aushalten. ES ist bekannt, wird der„Franks.Ztg." geschrieben, daß manche Samen starker Austrocknung und Ab«kühlung widerstehen, ja daß sie unter Bedingungen lebensfähig bleiben,unter denen die Möglichkeit der Atntung ausgeschlossen ist. Sindbei solchen Samen die Lebensvorgänge nur aufs äußerste verlang-samt oder sind sie zeitweilig völlig aufgehoben? Diese Fragesuchte Paul Beequerel auf experimentellem Wege zu beantworten.Ueber seine Bersuche berichtet er: Samen der Luzerne, desweißen Senfs und des Weizens wurden, nachdem derenSchale, unt sie durchlässig zu machen, durchbohrt worden war, zu-nächst sechs Monate im luftleeren Raum bei einer Temperatur von40 Grad ausgetrocknet. Danach kamen sie in kleine, luftleer ge«machte und zugeschmolzene GlaSröhrchen und wurden drei Wochenlang der Temperatur der flüssigen Luft(— 191 Grad) und daraufnoch siebenundsiebzig Tage der des flüchtrgott Wasserstoffs(— 253 Grad) ausgesetzt. Als sie danach bei 23 Grad zumKeimen angelegt wurden. gingen sie säintlich mit Ausnahmeeines einzigen WetzensamenS auf, ohne daß sich ihre Keimungvon der normaler Kontrollsamen irgendwie unterschied. Ein wennauch noch so sehr verlangsamtes Leben ist unter den geschildertenBedingungen schwerlich möglich; cS muß in jenem Samen völligaufgehoben und die Kontinuität der Lebenserscheinungen tinter-brachen sein. Danach wäre anzunehmen, daß in gewissen Fällenvöllig leblos gewordene Organismen zu neuem Leben erweckt werdenkönnen.Die Eibe eines berühmten Staatsmannes. Ein Mitarbeiterdes„Figaro" schreibt: Heutzutage braucht man keinepolitischen Eide mehr zu schwören.(In den deutschen Vater-ländern und auch anderswo blüht der politische Eid immer noch.Die Red.) Man hat sich im Laufe deS 19. Jahrhunderts wahrscheinlich gesagt, daß niait sie sonst zu oft erneuern müßte. EinHistoriker hat sich eines Tages den Spaß gemacht, zu zählen, wievielEide, kirchliche und politische, Talleyrand im Laufe seinerlangen staatsmännischen Laufbahn geschworen hat. Er schwur:1. Clemens Xlll., als er zum Priester geweiht wurde;2. Clemens XIV., als er zum Bischof von Autun ernannt wurde;3. Ludwig XVI. im Jahre 1789 bei der Einberufung der General-staaten; 4. dem König und der Verfassung; 2. dem Directoire imJahre 1792; 0. demselben Directoire im Jahre 1796 als Ministerder auswärtigen Angelegenheiten; 7. den drei Konsuln Bonaparte,Sieyes und Ducas; 8. Napoleon, als er allein Konsul ioar; 0. Na-Poleon, als er Kaiser wurde; 10. Ludwig XVIII. im Jahre 1814;11. Ludwig XVIII. im Jahre 1812; 12. Karl X. im Jahre 1834;13. Ludwig Philipp im Lahre 1330....