Einzelbild herunterladen
 

Das Wolffsche Depeschenbureau derbreitet folgende Nachrichten: Stockholm , 4. August. Nachrichten aus den Industriezentren und den Provinzorten besagen, daß der Streik bei weitem nicht allgemein ist und daß der Straßenbahnbetrieb aufrechterhalten werden konnte. Die kommunalen Arbeiter arbeiten wie gewöhn« lich, nur die Fabriktätigkeit ist lahmgelegt; es gibt aber doch auch hier Ausnahmen. Ordnung und Ruhe sind nicht gestört, die Geschäfte find geöffnet. Aus M a l m ö wird gemeldet, daß die Arbeit im Hafen, in dem wenige Schiffe liegen, größtenteils niedergelegt ist. Die Zahl der Streikenden in Schonen beträgt etwa 45 lXX), davon 8000 in Malmö . In Göteborg find etwa 200 arbeitswillige Hafenarbeiter aus Furcht vor Repressalien ausgeblieben, doch wurden die Hafenarbeiten in den letzten Tagen stark forciert, so daß die Routendampfer rechtzeitig abgehen konnten. Die notwendigen Ladearbeiten besorgt heute die Be- satzung der Schiffe. Die Zahl der Streikenden in Göteborg beträgt 10 000. Stockholm , 4. August. Die hiesigen Straßenbahn- beamten haben heute die Arbeit niedergelegt. Die Zahl der Reisenden in Stockholm ist augenblicklich die geringste seit Jahren. Die Touristen haben die Stadt verlassen, der Straßenbahn- und Droschkenverkehr ist eingestellt. Die Gas- anstatt und die Elektrizitätswerke werden militärisch bewacht. Der Vorstand des Landessekretariats erklärte, auch die Arbeiter dieser Betriebe würden streiken, falls das Militär nicht zurück- gezogen würde. 0 DemTag- wird aus Stockholm gemeldet: Infolge des Generalstreiks stehen alleRäder still. ES ruht der Straßenbahnverkehr, die Droschken und Auto- mobile fahren nicht. Stockholm ist in Sonntagsstimmung. Die vielen Verdrießlichkeiten werden bis jetzt mit Humor ertragen. Zahlreiche Arbeiter mißbilligen den Streik; sie sind aber gezwungen, mitzumachen(??!) Die Arbeiterführer suchen den Mut der Streikenden durch Versprechungen aufrechtzuerhalten. Es sollen große Streikunterstützungen au? Deutschland eingetroffen sein.* Weiter meldet das Scherl-Blatt, daß die Banken massenhaft Revolver kauften. Ob aus blöder Furcht vor dem Proletariat, das gar nicht daran denkt, andere als wirtschaftliche Machtmittel in die Wagschale zu werfen, oder um die Horde der Streikbrecher nach berüchtigten Mustern damit zu bewaffnen, wird nicht mitgeteilt. Nach Meldungen anderer bürgerlicher Blätter soll die Zahl der Feiernden bereits 250000 betragen. DerIPf)$n!x"'SI<anda). Unsere Leser sind von den Enthüllungen der Dortmunder Arbeiterzeitung" über das HüttenwerkPhönix " in Hörde, die vor einigen Monaten so großes Aufsehen erregten, unterrichtet. Unser Dortmunder Parteiblatt wies damals nach, daß auf dem Phönix " die Wagen der Staats bahn schon seit Jahren im erheblichen Umfange mit Ueber- gewicht beladen wurden, und erhob den Vorwurf, daß auf dem Werke die Wagen zu nicht erlaubten Zwecken gebraucht und förmlich malträtiert worden seien, so daß die so mißbrauchten Wagen eine Gefahr für die Be- triebssicherheit der Eisenbahn heraufbeschwörten. Zum Beweis für diese Behauptung wies dieArbeiterzeitung" auf die Tatsache hin, daß kurz zuvor ein ArbeitLzug zu- sammengebrochen sei. Es dauerte nicht lange, so'erschien imHärder Volksblatt" eine Notiz, daß die Angelegenheit erledigt sei, weil die Eisen- bahnvcrwaltung derPhönix "-Verwaltung mehr Glauben schenke als derArbeiterzeitung". Diese herausfordernde Notiz des Härder Blattes erfuhr in der Presse lebhaften Widerspruch. Es wurde von der Eisenbahnverwaltung gefordert, daß sie Auf- kärung über die Affäre schaffe. Die Folge des Wider- spruch» war, daß die Notiz des Härder Blattes dementiert und bekanntgegeben wurde, die Untersuchung sei angeordnet. Dagegen ließ nun wieder das genannte Blatt durchblicken, es habe seine Mitteilung von der Verwaltung des Werkes erhalten, oder dcch von einer Seite, die der Verwaltung nahe stehe. Seitdem sind ungefähr sechs Wochen ins Land gegangen; erst jetzt erfährt man das Resultat der Untersuchung. An die Re- daktionen der bürgerlichen Presse ist eine Erklärung der Eisen- bahndirektion Essen ergangen, in der es heißt: Zunächst wird bemerkt, daß die Verkehr?- und Betriebs- Verhältnisse eS nicht zulassen, daß sämtliche zur Aufgabe ge- langenden Wagenladungen bahnamtlich vermögen werden, und daß daher das im Frachtbrief angegebene Gewicht als richtig an- genommen werden muß, solange nicht durch bahnseitige Ver- wiegung das Gegenteil festgestellt wird. Auch bei bahnseitiger Verwiegung, und es werden in großem Umfange Probever- wiegungen vorgenommen, ergeben sich oft Unterschiede in den Gewichtsermittelungen auf der Versand- und Empfangsstation, die auf die nicht immer mathematisch genau übereinstimmende Angabe der WiegevorrichtunAen. namentlich aber auch auf Witterungseinflüsse zurückzuführen sind. Diese Probewiegungen, welchen auch die von dem WerkePhönix " aufgelieferten oder zu empfangenden Wagenladungen oft unterzogen worden sind. haben besondere Anstände nicht ergeben. Auch die sofort ein- geleitete und eingehend geführte Untersuchung, die sich auf den Zeitraum vom April 1904 biS Mai 1909 erstreckt hat, hat er- geben, daß zwar Staatsbahnwagen mit einem höheren als im Frachtbrief angebenen Gewicht zur Aufgabe gelangt sind, daß aber auch in vielen Fällen ein Mindergewicht gegenüber dem im Frachtbrief angegebenen vorlag. Die Uebergewichte bewegen sich zwischen 1,4 Proz. und 3,7ö Proz. gegenüber den im Frachtbrief angegebenen Mengen. Aus diesen Tatsachen erhellt, daß zwar Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, daß aber von planmäßigen Machenschaften des Werkes zwecks Erzielung von Frachtvortsilen nicht die Rede sein kann, es sich vielmehr lediglich um Nachlässigkeiten ein- ßxlner Angestellten handeln kann. Sämtliche Forderungen, die sich für die Staatskasse an den bei der Unter- suchung ermittelten Unregelmäßigkeiten ergeben haben, sind be- glichen worden. Das gesamte Untersuchungsmaterial bezüglich sämtlicher im gedachten Artikel aufgestellten Behauptungen ist seitens der zuständigen königlichen Staatsanwaltschaft geprüft worden. Die Staatsanwaltschaft hat keinen Anlaß zur Einleitung eines Er- Mittelungsverfahrens gefunden, da die Erhebungen keinen An- halt für eine strafbare Handlung einer bestimmten Person ergeben haben und jegliche Anhaltspunkte für ein strafrechtlich zu verfolgendes Verhalten fehlen. Die Erklärung ist keine Widerlegung, sondern weit mehr eine Bestätigung der behaupteten Mißstände. ES ist folgendes zu konstatieren: 1. DieUnregelmäßigkeiten" werden zugegeben. Die Ein- schränkung der Uebergewichte durch angebliche Untergewichte ändert nichts an der Tatsache, solange nicht die Eisenbahndirektion ziffernmäßig angibt, in welchem Verhältnis beide Posten miteinander stehen und wie hoch der Ketrag ist, des per-MWz* gg die Stggtzkajss sbgeMrt ijgt. x' 2. Der Eisenbahnpräsident gibt an, daß sich die ermittelten Uebergewichte zwischen 1,4 und 3,73 Prozent gegenüber den im Frachtbrief angegebenen Mengen bewegten. Wie steht das im Einklang mit den Feststellungen derArbeiterzeitung", daß an einem einzigen Tage sieben sogenannteAschenwagen" hinaus- gingen, die zusammen ein Uebergewicht von nicht weniger als 24 000 Kilogramm hatten! 3. Die Eisenbahnverwaltung meint, es handle sich nicht um planmäßige Machenschaften zur Erzielung von Frachtvorteilen, sondern um Nachlässigkeiten einzelner Angestellten. Was i st das aber für eine Verwaltung, die solch uner- hörteNachlässigkeiten" nicht merkt? 4. Wie bestätigt wird, haben die Nachprüfungen durch die EisenbahnverwaltungUnregelmäßigkeiten" ergeben. Müssen dann aber die früher vorgenommenen amtlichen Probewiegungen nicht recht nachlässig vorgenommen worden sein? 3. Von der schlechten Beschaffenheit der Gleise weiß der Eisenbahnpräsident nichts, auch nichts davon, daß nach dem Er- scheinen des Artikels in derArbeiterzeitung" sofort fieberhaft Reparaturen an den Gleisen vorgenommen worden. Alles in allem: An den Behauptungen derArbeiterzeitung" läßt sich nicht drehen und deuteln. Es steht fest, daß diePhönix "- Verwaltung hinterzogene Frachtgelder an den FiskuS abgeführt hat. DieArbeiterzeitung" hat sich also durch ihre Enthüllung ein Ver- dienst erworben. Die Ereignisse in Spanien . Ein Aufruf des Internationalen Sozialistischen Bureaus. Das Internationale Bureau erläßt folgenden Aufruf: Wieder hat die Kolonialpolitik des Kapitalis- m u s schwere Konflikte hervorgerufen. In Marokko sind die europäischen Soldaten in den Kampf mit den Eingeborenen ge- raten. In Spanien haben sich die Arbeiter gegen einen Krieg, dessen ganze Lasten auf den ärmsten Teil der Bevölkerung fallen, erhoben. Seit langem hatte übrigens die sozialdemokratische Par- tei die Gefahren einer Situation vorausgesehen, aus der der gegenwärtige Zusammenstoß entsprungen ist. Am 24. August 1907 hat der Internationale Kongreß in Stuttgart mit Einstimmig- keit eine Resolution beschlossen, die die marokkanischen Unter- nehmungen Frankreichs und Spaniens verurteilte, die ihre Quelle in den Spekulationen geldgieriger Kapitalisten haben, und er hat die Praxis der Bourgeoisie gebrandmarkt, die das Blut der Arbeiter fließen läßt, um ihre Gewinne zu mehren. Der Kongreß hat speziell die Arbeiter Frankreichs und Spaniens aufgefordert, eine kräftige Kampagne zu unternehmen, um die Expeditionen nach Marokko zu verhindern, die Europa mit den schlimmsten Kon- flikten bedroht haben und noch bedrohen können. In Ausführung dieses Beschlusses haben die sozialdemokra- tischen Parteien Frankreichs und Spaniens eine Reihe von Ver- sammlungen organisiert zu dem Zweck, den Frieden zwischen den Nationen aufrecht zu erhalten, und die Regierungen der beiden Länder, die monarchische wie die republikanische, haben darauf geantwortet, indem sie aus Frankreich unfern Vertreter für Spanien Pablo Jglesias, und aus Spanien unfern Vertreter für Frankreich Albert W i l m ausweisen ließen. Seitdem ist nicht eine Woche verflossen, ohne daß die verantwortlichen Organe unserer Parteien, die direkt interessiert sind, ihre Anschauungen verkündet hätten. Um nur von Spanien zu sprechen, haben Ver- sammlungen gegen den Krieg in allen Städten stattgefunden, wo das Proletariat sich der unglücklichen Kriege auf Euba und den Philippinen erinnert, in Madrid , in Salamanca , in Leon, in Santander, in Murcia , in Valencia , in Barcelona und noch anderswo. In ihren Artikeln, in ihren Reden, in ihren Prokla- mationen und besonders in dem Manifest vom 28. Juni 1909, unterzeichnet von Pablo JglesiaS und Marino Garcia CorteS, haben die Mitglieder des nationalen Komitees der sozialdemo- kratischen Arbeiterpartei eine Parallele gezogen zwischen der Politik, die man hätte befolgen sollen, und jener, die man be- folgt hat. Anstatt die produktiven Kräfte Spaniens zu ent- wickeln, zu dem Zweck, die bedauerliche periodische Auswanderung. zu der die spanischen Proletarier verurteilt sind, zu beseitigen. anstatt den öffentlichen Unterricht zu verbessern angesichts des Zustandes, daß 03 Prozent Analphabeten und 30 000 Mönche und Nonnen vorhanden sind, anstatt die öffentlichen Lasten zu ver- mindern in einem Lande, wo das Kriegsbudget mehr als 30 Millionen jährlich absorbiert und wo 00 Prozent der Staatsein- nahmen für Schuldenverzinsung und militärische Ausgaben not. wendig sind, hat die Regierung des Herrn Maura fortgefahren, unter der Aegide der internationalen Finanz eine Aben- teurerpolitik zu betreiben, die um so leichter ist, als das Proletariat vor allem die Geldsteuer und ganz allein die Blut« steuer trägt. Aber wenn der unglückliche Krieg Spaniens gegen die Vereingten Staaten auch der Regierung nicht zur Lehre gedient hat, so haben die Proletarier sich geweigert, sich auf Fahrzeugen, die des Geschwaders RoschdjestwenSkis würdig sind, einzuschiffen und sich die Haut durchlöchern zu lassen, um die Dividenden irgendwelcher Bergwerksgesellschaften zu retten. Die Revolte ist gekommen, fast spotan, eine Revolte der Männer und Frauen, der Gatten und Gat- tinnen, der Väter und Mütter. Und in diesem Lande der parasitischen Priester und Mönche hat die Volkswut nicht nur einen antikapitalistischen und antimilitaristischen, sondern auch antiklerikalen Charakter angenommen. In diesen schweren Er» eignissen haben unsere sozialdemokratischen Freunde ihre Pflicht erfüllt. Die Internationale schuldet ihnen ein Zeichen der Sympathie und der Dankbarkeit. Sie haben dem Krieg den Krieg gemacht mit Gefahr ihres Lebens, sie haben die Resulution unseres Kongresses zur Aus. führung gebracht, und darum sind wir solidarisch mit ihrer Aktton. Wir verkünden das laut in dem Moment, wo die Reaktion, die sich der Geschichte der Kommune erinnert, ver- sucht, durch ihre tendenziösen Nachrichten und die Zensur die Opfer in Verbrecher und die Verbrecher in Opfer umzulügen. gez.: Das Exekutivkomitee des Internationalen Sozialdemokratischen Bureaus. EduardAnseele. LeonFurnemont. Emile Vandervelde . Der Sekretär: Camille HuysmanS . . Der Aufruhr in Katalonien dauert fort und die Nevoluiio- näre sind die Herren in den kleinen Städten und Gemeinden. Die Zentralregierung verfügt über keine neuen Truppen, die gegen die Revolution gesandt werden könnten, und aus Barcelona können keine Soldaten entsandt werden. da dies die Erneuerung des Aufftandes zur Folge haben könnte. So herrscht in der Provinz ein Guerillakrieg gegen die staatliche Macht, der diese noch immer zur Kapitulation bringen kann. In Barcelona selbst herrscht äußerlich Ruhe, doch kann jeden Moment der Generalstreik von neuem ausbrechen. Das Bekanntwerden der entsetzlichen Greuel, die die Regierung in Barcelona verübt hat, hat im ganzen Lande Abscheu und Grimm eriveckt. Die Truppen scheinen vandalisch gehaust zu haben. Viele, die dem mörderischen Artilleriefeuer entgingen, wurden von den Soldaten und den Gendarmen mit dem Bajonett in die brennenden Häuser getrieben und fanden in den Flammen einen entsetzlichen Tod. Für diese Schand- taten macht das Volk die Regierung und die D y n a st i e unmittelbar verantwortlich. Jetzt stellt sich auch heraus, daß die Verleumdungen, die die Regierung den Revolutionären nachsagte, völlig erlogen waren. Ein Telegramm aus Köln meldet: Nach einem derKölnischen Zeitung " zur Verfügung gestellten Geschäftsbrief auS Barcelona vom 31. Juli sind dort zwar mehrers Kirchen und Klöster ein Raub der Flammen ge- worden, ohne daß jedoch auch nur ein Opfer unter den geistlichen Personen z» beklagen wäre, die sämtlich von den bcvorstehcildcn Ereignissen unterrichtet gewesen seien. Die in Särgen herum- getragenen 17 Leichen seien vertrocknete Leichen von Nonnen gewesen, die die Volksmassen aus den rauchenden Trümmerstätten herausgewühlt hatten und dann in höhnender Prozession unihertrugen. Ebenso berichtet der Pariser Figaro": Bei dem Klo st er stürm geschah den Mönchen und Nonnen kein Leid. Sie wurden aus den Klöstern hinausgejagt und diese dann angezündet. Gegen die Nonnen hat die Bevölkerung auch Beschwerden wirtschaftlicher Art. Man rief ihnen zu:Packt euch, ihr sollt nicht mehr unseren Frauen die Näh- und Stickarbeit stehlen! Ihr zahlt leine Gewerbesteuern und macht unseren Arbeiterinnen illoyale Konkurrenz. Durch eure Schuld finden sie keine Arbeit mehr!" Auf allen Seiten sah man nun die Flammen der angezündeten Klöster. Merkwürdig ist der Widerstand, den das berühmte Pensionat der Jesuiten leistete. Hinter hohen, dicken Mauern erwartete man hier die Aufrührer und begrüßte sie mit Flintensalven. Die Jesuiten blieben Sieger und ihrem Pensionate geschah nichts. Jetzt scheint die Ruhe in die Stadt zurückgekehrt zu sein. Die Repression ist so furchtbar gewesen, die Exekutionen und Verhaftungen so Zahlreich, daß es fast unmöglich erscheint. daß die Revolutionäre in nächster Zeit einen neuen Streich wagen können. Dies alles beweist, daß die antiklerikalen Volksmassen trotz ihrer gerechten Erbitterung die Gebote der Mensch- lichkeit befolgt haben; die schlimmsten Grausamkeiten aber sind kaltblütig verübt worden im Namen und im Auf- trage der frommen klerikalen Regierung. In Barcelona . Barcelona , 4. August. Die letzte Nacht ist ruhig verlaufen. Der Betrieb in den Fabriken ist wieder in vollem Um- fange aufgenommen. Die Insurgenten in Saba- bell wurden am Dienstag durch General Bonet, der 300 Ge- fangen« machte, entwaffnet. Jglesias enthaftet? London , 4. August. DieTimes" melden aus Madrid : Die Freilassung des verhafteten sozialistischen Führers Jglesias und anderer bekannter Republikaner solvie die mildere Handhabung der Zensur weisen darauf hin, daß die Regierung von der Wiederherstellung der Ruhe im Innern über- zeugt ist. Ein erfolgreicher Angriff der Kabylen. Mclilla, 4. August. Die Kabylen unternahmen gestern abend einen überraschenden Angriff auf das Lager des Generals I m a z; es sind einige Offiziere und Soldaten gefallen, andere verwundet. Der Standpunkt Mnlay HafidS. Paris, 4. August.Echo de Paris" meldet aus Madrid : ES wird versichert, daß Mulay Hafid in seiner Antwort an Spanien darauf besteht, daß Spanien sich auf seine Position bei Melilla zurückzieht. Die spanische Regierung müsse sich mit einer Maßregelung der Riffbewohner begnügen, eine weitere Genugtuung könne nicht gegeben werden. Der spanisÄe Ministerrat wird sich demnächst mit dieser Frage beschäftigen. E- heißt, die spanische Regierung habe sich über diesen Punkt mit Frank- reich und England bereits verständigt. politische(lebevlkdt. Berlin , den 4. August 1909. Wilhelm II -«nd der Männergesang. In ivelchem Maße Wilhelm II. trotz seiner vielen Regierungssorgen und großen Reisen noch Zeit findet, sich nicht nur um Kunst, Wissenschaft. Theater, Ballett, Hoffeste. Sport, Uniformen, Automobilkonstruktion usw., sondern auch um die Pflege des Wettrennens und Wettsingcns zu kümmern, beweist folgender feierlicher, vom Minister der geist- lichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, dem Herrn von Trott zu Solz, gegengezeichneter Erlaß imReichs- anzeiger": Die erinnerungsreichen Tage des jüngst verflossenen dritten Wettstreits deutscher Männcrgesangvereine um den von Mir ge- stifteten Wanderpreis haben in Mir den erfreulichen Eindruck hinterlassen, daß alle Beteiligten mit freudiger Begeisterung zur Erfüllung der in Meinem Erlaß vom 27. Januar 1893 festge- stellten vaterländischen Ziele mitzuwirken bemüht gewesen sind. Insbesondere erkenne und würdige Ich gern und uneingeschränkt den Eifer und die Hingabe, mit der die einzelnen mitkämpfen- den Vereine sich ihrer Aufgabe gewidmet haben und den hohen Durchschnitt, den die Leistungen trotz der verschiedenartigen Zu- sammensetzung der Vereine und trotz der Mannigfaltigkeit der Bedingungen, unter denen die Vorbereitung erfolgt ist, aufzu- weisen hatten. Immerhin hat sich hierbei eine Reihe von Gesichtspunkten ergeben, deren Berücksichtigung für die Folgezeit wichtig erscheint. Soweit die gesangliche Ausbildung in den Preußischen Schulen in Betracht kommt, behalte Ich Mir besondere Regelung vor. Die Anordnung des ganzen Festes hat sich durchaus bewahrt. Ebenso wird an der Einrichtung der Preischöre und der von den Vereinen selbst zu wählenden Chöre festzuhalten sein. Vorallemaberwirdaufdievolks- in kichere Ausgestaltung des Wettstreits ein größerer Nachdruck gelegt werden muffen. Na- mentlich darf der erste Preischor nicht zu schwer gewählt werden. Bei den sclbstgewählten Chören erscheint eine ablvechseluugs- reichere Auswahl erwünscht." Um zur Erreichung dieses hohen Zieles das Seinige bei- utragen, gibt Wilhelm II. in seiner Eigenschaft als preußi- scher König eine detaillierte sachverständige Anweisung, wie die Preischöre einzurichten sind, damit der Gesang melodisch klingt und nichtdie Grenzen der Stimmen dauernd in Anspruch" nimmt, wie die Auswahl der Lieder erfolgen muß, wie der Ueberhäufung der Sänger mit Proben abgeholfen werden kann usw. usw. Hoffentlich finden die Anweisungen zum Wohle des Vater- landes wie zur Förderung des Gesangwettstreits die sorg- sältigste Beachtung.