«Ich trau mich nicht.«.. 5� 3- am Mittag" will von unterrichteter Seitedas Folgende erfahren haben:„Nach dem Diner, das Prinz Heinrich während des Auf-entHaltes des deutschen UebungsgeschwaderS in Bilbao der dortigendeutschen Kolonie gegeben hat. wurde fest politisiert. Die Deutschenun Auslande hatten natürlich mit dem höchsten Interesse die Bor-gänge im Reiche während der letzten Finanzreformkrise verfolgt.Die Mitzstimmung über den Ausgang der Kalamität wurde demPrinzen gegenüber sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, und derPrmz stimmte den Kritikern unumwunden zu. Er sagte u. a.:.Es ist das erste Mal. daß Seine Majestät.das.Ych trau mich nicht" gesagt hat. Es ist-.'5 nahegelegt worden. Undtch hatte auch aufgelöst."..®0"nflefäljt— d. h. eigentlich noch etwas schärfer.druckte sich Prinz Heinrich auS. Dah die Konservativen bei Hofe heuteunten durch find, ging aus des Prinzen weiteren Worten jedenfallsmit Deutlichkeit hervor: Kanalvorlage. Reichsfinanzkomödie, nochso'n Ding, dann... Aller bösen Dinge sind drei. Bülow ist nochlauge nicht kalt gestellt, man wird noch oft seine Hand erkennen. Einzweites Mal heisit's biegen oder brechen... Mit dem Zentrumlebt man auch ferner auf dem<Zni vivs-Standpunkt. Es wäreja auch eine verteufelt waghalsige Geschichte geworden..Abertrotz alledem, ich hätte aufgelöst." sonst glaubten die. man dürfeuns alles bieten."Wilhelm II. traute sich also nicht, etwas gegen dieJunker zu unternehmen I Oder traute er sich nicht, denfo herrlich.niedergerittenen" Sozialdemo-traten Gelegenheit zu einer neuen Attacke zu geben? lArbeitspensum des Reichstages.Wie die«Deutschen Nachrichten" erfahren haben wollen, willder Bundesrat im September zunächst die Förderung der Be.ratungen über die Reichsversicherungsordnung betreiben, damit siedem Reichstage bei Sessionsbeginn— man rechnet mit dem zweitenDrittel des September— sofort vorgelegt werden kann. Der neueReichsetat soll im Anschluß hieran vorberaten werden. Seinelleberweisung an den Reichstag wird in den ersten Tagen des De.zembcr erfolgen. Soweit bisher feststeht, werden auch da» Arbeits»kammergesetz und das Hilfskassengesetz, die mit der Reichsvev.sicherungsordnung im Zusammenhang stehen, nach erfolgter Um.arbeitung dem Reichstage erneut zugehen. Die bei diesem Gesetzvorzunehmenden Aendcrungen sollen sich an die bisherigen Kom.missionsbeschlüsse anschließen. Von Handelsverträgen sind derdeutsch-portugiesifche und die Verlängerung des deutsch-englifchenProvisoriums zu nennen. Die unerledigt gebliebene Strafprozeß-reform wird dem Reichstage unverändert zugehen.Die Fernsprechreform soll dem Reichstage ebenfalls erneutborgelegt werden, allerdings in abgeänderter Form. Der Grund-satz, die Verwaltung in die Lage zu setzen, ihre Einnahmen fo er-träglich zu gestalten, daß sie keiner Zuschüsse bedarf, wird fest-gehalten. Infolgedessen muß eine Erhöhung der Gebühren ein-treten. Es soll aber nochmals in Erwägung gezogen werden, obes nicht möglich fei, die Pauschalgebühren neben der Einzelgespräch.berechnung beizubehalten und die Pauschale zu erhöhen. Die Sätze,die hierbei zur Erhebung kommen würden, sollen um etwa 60 Proz.gegen die jetzigen Sätze erhöht werden. Für die größeren Orts-netze würden etwa 27S M. zur Erhebung gelangen. Die Gebühren.staffel für den Fernverkehr soll nach der alten Vorlage beibehaltenwerden; der Kreis der Vororte um die Großstädte, die die Ortstaxebezahlen, soll dagegen eine Erweiterung erfahren,Eine Probe aufs Exempelist eS, vor die der Stadtrat von Lambrecht die bayerische Reglerunggestellt hat. Gar zu gern hätte die letztere gesehen, wenn derStadtrat in Anbetracht der im Herbst erfolgenden allgemeinenStadtratswahlen auf eine Neuwahl des Bürgermeisters verzichtethätte, wenigstens deutet eine Anfrage des Bezirksamtes Neustadtdarauf hin. Diese Anfrage wurde jedoch verneint, und so fand amSonntag die Wahl eines Bürgermeisters statt.Genosse Peter Kölsch, Lagerhalter im Konsumverein, wurde,wie wir bereits gestern mitteilten, als Bürgermeister in Vorschlaggebracht und auch gegen eine Stimme gewählt; dafür stimmtenauch die dem Zentrum angehörenden Stadträte.Die bei dem Genossen Witsch gemachten Einwände bezüglichde? Abhängigkeitsverhältnisses von der Partei, unter dem— nachMeinung der Regierung— die Objektivität leiden soll, können bei'Kölsch nicht gemacht werden. Kölsch ist als Lagerhalter völlig un-abhängig von der Partei. Er fungiert auch als Schöffe am Amts-gericht Neustadt.Es wird sich nunmehr seigen, ob die Gründe bei der Nicht-bestätigung des Genossen Bitsch wirklich mehr waren als ein leererVorwand, um sich von der prinzipiellen Entscheidung zu drücken,ob in Bayern ein Sozialdemokrat als Bürgermeister amtieren darf.Aus Württemberg.Eine konsequente Politik zugunsten der besitzenden Klassen ver-folgen zurzeit die württembergische Regierung im Bunde mit samt-lichen bürgerlichen Parteien. Zunächst haben sie, wie bereits be-richtet, in der Finanzkommission den Antrag durchgedrückt, denEisenbahnfahrpreis für die 4. Klasse von 2 auf 2,3 Pf. pro Kilometer zu erhöhen. Die triftigsten Gründe unserer drei Genossen inder Finanzkommission gegen diese Verkehrsverteuerung wurdenschlankweg unter den Tisch geworfen. Die Regierung braucht Geld.So nimmt sie es von den Armen und Aermsten, die durch die„Reichsfinanzresorm" schon so aufS schärfste betroffen werden.Diese Maßnahme der Regierung und der bürgerlichen Parteienhilft mit, die notwendig gewordene Steuererhöhung der Ein-kommen- und Ertragssteuern von 12 auf b Proz.(der Einheits-sätze) zu ermäßigen. Diese Ermäßigung kommt naturgemäß amstärksten den besitzenden Klassen zugute. Dafür wird die 4. Klassereisende Menschheit um so schärfer belastet. Damit aber nicht ge-nug, wurde auch noch beschlossen, daß die noch notwendige Steuer-erhöhung alle Steuergruppen gleichmäßig treffen soll.Der Antrag, die u n t e r e n Stufen der Einkommensteuer(sie wirdvon 500 M. Jahreseinkommen an erhoben) freizulassenund dafür die größeren Einkommen stärker zu belasten gemäß derHöhe des Einkommens, wurde abgelehnt. Auch da standensämtliche bürgerliche Parteien mit der Regierung wieder zu-fammen. Es kann als ausgeschlossen gelten, daß daS Plenumanders beschließt als die Mehrheit der Kommission. Selbswerständ-lich haben Regierungsvertreter und bürgerliche Parlamentarier,als sie diese Beschlüsse faßten, den gesellschaftlichen Anstand(sieheKnigges Umgang mit Menschen) durchaus gewahrt. Das wirdaber nicht hindern, daß die große Masse der Minderbemitteltendie Geldsackpolitit der herrschenden Klassen wie die Auspowerungbis breiten Masse al» höchst unanständig empfindet.Wie die Regierung, so die Agrarier.Der Stettiner Regierungspräsident hat bekanntlich die Gebührfür Erlaubnisscheine zum Beerensammeln von S Pf. auf 3 M. und10 Pf. erhöht. Diese Mahregel, die geradezu als eine Besteuernngder Armut zu bezeichnen ist, hat einzelne Agrarier nicht ruhenlassen. Was die Regierung kann, können die Steuerdrückebergcr�.......... er in der Um.Beerenzettel'lichen Anordnungen ist, daß die Blaubeeren in den Wäldern un- s und Gewerkschaftsblaties„I l Labor o". Arn gleichen Tagewurde im Wahlkreis Ostiglia Genosse Bonomi mit300 Stimmen Mehrheit gewählt. Der Kreis Ostiglia war bei denletzten Hauptwahlen unserer Partei, der er seit zwei Legislaturengehörte, verloren gegangen. Die Wahl wurde aber wegen Unrcgel-Mäßigkeiten aufgehoben. Bonomi ist erster politischerRedakteur des„ A v a n t i" und als reformistischer Schriftsteller bekannt.Schließlich fand am Sonntag eine Stichwahl in N o b a r astatt, wo Genosse Giulietti bei den Hanptwahlen vorn14. März hätte zur Stichwahl kommen müssen, was erst vonder Wahlprüfungskommission festgestellt wurde. Das ResultatdeS Wahlkampfes war, daß der Sozialist 3493, der Ministerielle2541 Stimmen erhielt. Seit den Hauptwahlen ist derMinisterielle um 700 Stimmen zurückgegangen. Durch dieWahl der Genossen Bonomi und Giulietti st e i g t die sozia-listische Fraktion im italienischen Parlament auf 44.natürlich auch. Deshalb haben einige Gragegend von Schivelbcin in Pommern den,der früher.50 Pf. betrug, auf v Mark erhöht! Einer dieser Herrenknöpft jedem Kinde 2 M. ab, das den Weg durch die freiherrlichegenutzt verkommen, während in anderen Jahren arme Leute eurekleine Einnahme aus dem Erlös der gesammelten Früchte hatten.Abcr�— und das ist auch das Motiv des Stettiner Regierungs-erlasses— die Kinder nebst anderen Beerensammlern sollen nichtin den Wald, sondern aus das Feld— des Agrariers natürlich—gehen. Die Großgrundbesitzer wollen billige Arbeitskräfte haben.Deshalb gibt ein anderer agrarischer Menschenfreund in der Um-gegend von Schivelbein den Schein für ö M. nur dann, wenn sichdie Leute verpflichten, ihm mehrere Tage in der Erntezu helfen. Wenn sie das tun, dann erhalten sie den orts-üblichen(Hunger-) Lohn und die sechs Mark zurück. Ob diese Art,Arbeiter zu pressen, Erfol» bat. wird leider nicht gemeldet. Echtfeudal ist sie jedenfalls._Versammlungsrecht im liberalen Bremen.Die Bremer Polizeibehörde kann der Versuchung nicht wider-stehen, dem Rcichsvereinsgesetz ein Schnippchen zu schlagen. DerBezirk Gramke des sozialdemokratischen Vereins Bremen wollteDienstagabend eine Versammlung abhalten, in der ein Vortragüber.Krise und Proletariat" gehalten werden sollte. Zu der fürden Beginn der Versammlung angesetzten Zeit erschien zum größtenErstaunen der Mitglieder auch ein Polizcibeainter. Von dem Ver-sammlungsleiter darauf aufmerksam gemacht, daß die Versammlungkeine öffentliche politische sei. sondern eine Mitgliederversammlung.und aufgefordert, das Lokal zu verlassen, antwortete der Beamte,daß er im Auftrage seiner vorgesetzten Behörde handle und nichtweiche. Darauf wurde beschlossen, die Versammlung zu vertagenund Beschwerde bei der Polizeibehörde einzulegen.Ein neurasthenischer Feldwebel.s Schwere Soldatenmißhandlungen wurden gestern vordem Kriegsgericht der IS. Division in Hannover dem aus Lindengebürtigen Vizefeldwebel Herm. Eberhard von der 12. Komp.des Hannov. Infanterie- Regiments Nr. 74 zur Last gelegt. Bize-feldwebel E., vor seinem Dienstantritte Braugehilfe, dient bereitsim elften Jahre. Nach der Anklage soll er am v. Juli d. IS.in neun Fällen gegen das militärische Strafgesetz verstoßenhaben. Wie er angab, ist er an dem Morgen dieseskritischen Tages mit knapper Not auf dem Wege nachden Scheibenständen einem Zusammenstoße mit einemMotorwagen entgangen und dadurch in erregte Stimmung geraten.Diese Erregung ließ er mehrere schlecht schießende Musketiere büßen.Den Musketier Schmidt U hat er mit beiden Händen an der Brustgepackt und gegen eine Bretterwand geworfen, denselben Mannforner mit dem Gewehr gegen den Bauch gestoßen, weil er dasGewehr nicht genügend stramm angezogen hatte. Auch soll er ihnmit der Hand in« Gesicht geschlagen haben. Den Musketier Fischerhat er an der Nase gepackt und dermaßen geschüttelt, daß ihm derHelm vom Kopfe flog, und dem Musketier Haber riß er den Zeige-finger so kräftig zurück, daß der Mann vor Schmerz laut auf-schrie. Trotzdem er von seinem Hauptmann den Befehl hatte,die Leute zu keinem anderen als dem angesagten Dienste heranzu-ziehen, nutzte er seine Dienstgewalt im entgegengesetzten Sinne aus.Er befahl einem Unteroffizier, den Musketier Schmidt II ordentlichvorzunehmen und ihn Kniebeugen machen zu lassen, wenn erauch dabei verrecke! Durch einen anderen Unteroffizierließ er dem Schnndt andauernd die Nase zuhalten. Gleich-zeitig sagte er unter Bezugnahme aus diesen Mann zuden umstehenden Unteroffizieren:»Sehen Sie sich diesenMenschen an. ES ist am besten, wenn man diesem Schweineine Kugel durch den Balg schießt und es in denBusch wirft." Endlich wird der Angeklagte bezichtigt, bei derEintragung der Schüsse für einen Mann eme Aenderung in derReihenfolge der Schüsse angeordnet zu haben, um diesem Musketierdie Erfüllung der Bedingungen zu ermöglichen. Letztere Be-schuldigung bestritt der sonst im allgemeinen geständigeAngeklagte. Vom Verteidiger, Rechtsanwalt Bleizrieher, wurdegeltend gemacht, daß Vizefeldwebel E. anscheinend Neur-astheniker sei, daß ferner dessen Bruder epileptisch sei undeine erbliche Belastung de? Angeklagten nicht ausgeschlossensei. Der ärztliche Sachverständige, Spezialarzt für NervenleidenDr. med. Zimmermann, erklärte, daß bei dem Angeklagten dieMerkmale vorhandener Neuiasthenie konstatiert seien unddeshalb mit der Annahme gerechnet werden müsse, daß derAngeklagte bei den ihm zur Last gelegten Straftaten sich im Augen-blick der Tragweite seiner Handlungen nicht bewußt war. Zu einemabschließenden Gutachten wäre indessen eine weitere Beobachtungerforderlich. Das Kriegsgericht ordnete hierauf die weitere Be-obachtung des Angeklagten durch den Sachverständigen an, setzte zudiesem-Zwecke die Verhandlung ans und ordnete zu dem neuenTermine noch das Erscheinen des langjährigen Kompagniechefs beiAngeklagten, de» Hauptmanns v. Röhrvanz, an.Italien.Der römische Stadtrat gegen den Zaren.Rom, 2. August.(Eig. Ber.) In der Abendsitzung vom 31. Julinahm Genosse Deila Seta unter großer Aufmerksamkeit derüberfüllten Tribünen daS Wort. Der Redner hob hervor, daß esnicht ausreiche, sich für festliche Begehung des Jahrestages deritalienischen Befreiung vorzubereiten, wenn man nicht auS berErinnerung der Vergangenheit das Verständnis schöpfe, für dieFreiheitskämpfe der Gegenwart. ES nütze nichts,sich an glorreiche Kämpfe zurück zu erinnern, wenn man heutedurch schuldiges Stillschweigen es hinnehmen wollte, daßein mit dem Fluch der Völker beladen es Schi ff in italie-nischen Häfen Gastfreundschaft finde.»Sie wissen alle, ivelches Schiffich meine, daS des Zaren Nikolaus II., den diplomatische Heucheleinicht vor dem Abscheu aller Kulturvölker schützen kann".(Lebhafter Beifall bei den Sozialisten und Republikanern und auf denTribünen). Bürgermeister Nathan:»Ich kann nicht gestatten, daßSie fortfahren". Deila Seta:„Ich weiß wohl, daß Sie michunterbrechen müssen, kann mir aber nicht denken, daß Siein ihrem Innern anders empfinden als ich. ES ist unserePflicht, gegen den gekrönten Mörder zu protestieren.der flüchtig von Meer zu Meer fährt, verflucht von Kultur und Ge-sittung. Das Volk Europas hat ihm in keinem Staat er-laubt, an Land zu kommen. Die hohe Bedeutung dieserTatsache kann niemandem entgehen." Nathan unterbricht wieder.Della Seta fortfahrend:»Ich spreche zu allen Parteien, auch dieKonstitutionellen, die in der Bedrückung des Vaterlande» Hilfevon anderen forderten, können heute diese Hilfe Rußlandnicht verweigern. K....." Der Bürgermeister klingeltwiederholt und hebt dann die Sitzung auf. Della Setaverliest den Aufruf, in dem die Russen von der Demokratie Europaseine Solidaritätskundgebung fordern, und schließt mit folgendenWorten:»Was in Rom sozialistisch oder demokratisch empfindet.kann dieser Stimme nicht Gehör versagen. Während das Schiff desMörders angstgehetzt durch die Meere Europa» eilt, entsenden wirvom Kapital Roms den Helden der Freiheit zu ihremKampfe gegen den Absolutismus Grüße der SolidaritätundWünschedeSStegeS."(Lebh. Beifall auf den Tribünen.)Drei sozialistische Wahlsiege.Rom, 2. August.(Eig. Ber.) Die Ersatzwahlen vom1. August sind wieder unserer Partei günstig gewesen. InG e n u a I, wo bei den Hauptwahlen Genosse P i c t r oC h i e s a mit 3281 Stimmen gewählt worden war, ist beider gestrigen Ersatzwahl, die durch die Doppelwahl Chiesasnötig wurde, Genosse C a n e p a mit 3990 Stimmen durchswählt, um in die Wälder zu gelangen, in denen das Beeren, nottg wurde, Genosse L- a n e P a mir Mvv«nmmeu our�-SsmweJn voch steuerfrei ist! Die vgtürliche Lolge solchex jMsex, I gekommen. Canepa Ist Chefredakteur des Genuefer Partei-Portugal.Beilegung des Konflikts.Lissabon 4. August. Die Stadt ist r u h i g. DaS Parlaments-gsbäude ist militärisch besetzt. Vor Schluß der Parlaments-sitzung gäben die Führer der einzelnen Gruppen Erklärungen ab,so daß der parlamentarische Konflikt momentanb e i g e l e g t ist.Englanä.Für die politischen Gefangenen in Rnsilaud.London, 2. August.(Eig. Ber.) Am Tage der Aulunft desZaren in Comes veröffentlicht die Presse eine Denkschrift an denStaatssekretär des Acußern Sir Edward Grey, in der die englischeRegierung ersucht wird, ihre Entente mit Rnßland dazu zu benutze», dasLos der politischen Gefangenen in Rußland zu erleichtern. Eine humanereBehandlung politischer Propagandisten von feiten der russischen Re-gierung würde die britisch-russischen Beziehungen erheblich verbessern.Die Denkschrift ist unter andere» von folgenden Personenunterschrieben:Bischöfe: Birmingham, Hereford;Dekane: Worcester, Durham, Hereford;Ka n o n i c i: Barnet(Westminst.), Scott Holland(St. PaulS, London);LordS: Armitstead, Courtneh, Russell.Parlamentsmitglieder: Burt, Sir W. BranrptonGurdon, A. Henderson, Sir G. Kekewich, I. A. Murray Macdonald,I. R. Macoonald, Bonsonby, Shackleton. I. Wedgwood.(Die gesperrten Namen bezeichnen Arbeitcrabgeordnete.)Verfasser: Cnnninghame Graham, F. Harrison, I. A. Hobson,Sidncy Webb, Zangwill.Redakteure: Bunting(»Contemporarh Review"). Massingham(»Nation"), Gardiner(»Daily NewS").Universitätsprofessoren: Browne, Estlin Carpenter,Patrik GcddeS. Sir Oliver Lodge, L. T. Hobhouse, W. Osler.Schließlich eine große Zahl von Friedensrichtern und Politikern.Rußland.Mafsenverhaftungeu.Warschau, 4. August. Neuerdings werden in ganzRussisch-Pose n Massenverhaftungen vorgenommen, sowohlhier als auch in der Provinz. Unter den Verhafteten befinden sicheine große Anzahl Privatbeamter. Ingenieure und Schriftsteller,unter den letzteren auch Rawics Szczerwa und Dzikowskt.CürkelDie Kretaftage.Konstant! nopcl, 4. August. In politischen Kreisen verfolgt manmit Aufmerksamkeit den letzten Schritt der Pforte in der Kreta-frage. ES bestätigt sich, daß die Pforte durch ihren Gesandten inAthen die griechische Regierung ersuchen ließ, nicht nur die grie-chischesi Offiziere aus Kreta zurückzuberufen, son-der» auch den Verzicht auf jegliche Einmischung in dieinneren Angelegenheiten der Insel auszusprechen. Der griechisch»Gesandte hatte gestern mit dem Minister des Aeußeren eine Unter-redung über diese Punkte, bei der er den Standpunkt vertretenhaben soll, daß die Entsendung der griechischen Offiziere nach Kretaauf Wunsch der Schutzmächte erfolgt sei und diese daher für dieLösung der Frage zuständig seien.Bfrik*,Die Südafrikanische Union«nd die Farbigen.London, 2. August.(Eig. Ber.) Der Verfassungsentwurf derSüdafrikanischen Union wird gegenwärtig vom Oberhause beratenund wird bald dem Unterhause zugehen. Die Verfassung ist an sichdemokratisch, aber da sie die Staatsmacht den Weißen überliefertund da die Weißen kaum ein Fünftel der südafrikanischen Bevölkerungbilden, so wird die Verfassung oligarchisch.London beherbergt gegenwärtig zwei südafrikanische Delegationen.Eine besteht aus den Vertretern der weißen Oligarchie: B o t h a.Steijn, Merriman, Hertzog, Villi er S. die für einemöglichst glatte und unveränderte Annahme der Verfassungwirken. Die andere Delegation besteht aus Freunden undVertretern der Eingeborenen und der asiatischen Einwanderer.wie Exminister Schreiner, Dr. Abdurrahman, die für eineAniendierung der Verfassung zugunsten der Eingeborenen wirken undauf den Beistand der britischen Arbeiterpartei rechnen. Vor einigenTagen waren wir alle bei Macdonald, dem Sekretär derArbeiterpartei, zusammen, wo auch einige hochgebildete Zulus anden Unterhaltungen teilnahmen. Schreiner ist der Leiter dieserDelegation. Er ist deutsch-englischer Abstammung. Sein Vater wardeutscher Missionar, seine Mutter eine Engländerin.In bezug auf die Verfassung zerfällt die südafrikanische Ein-geborenenfrage in zwei Teile. Die Verfassung der vier Kolonien:Transvaal, Oranje-Freistaat, Natal und Kapkolonie, gewährt dasWahlrecht nur den Bürgern„europäischer Abstämmling". Die Ein-geborenen und die eingewanderten Hindu», die innerhalb der Unionwohnen, sollen also vom Wahlrecht ausgeschlossen sein, obwohl siein der Kapkolonie seit einem halben Jahrhundert das gleiche Wahl-recht mit den Weißen genießen. Die Delegation Schreincr-Abdurrahmanbemüht sich vor allem, eine Entrechtung der Eingeborenen und Asiaten zuverhindern. Der andere Teil der Frage betrifft die Protektorate Basuto-land und Betschuanaland, die früher oder später in die Union einverleibtwerden sollen. Die Stämme der BasutoS und BetschuanoS petitionierten gegen eine Einverleibung, da sie unter direktem Schutz derbritischen Regierung weiter leben wollen, nüt der sie vollständig zu-frieden sind. Schreiner wirkt für eine Aufrechterhaltung des swtusguo, wenigstens aber für eine abwartende Haltung, um zu sehen,wie die neue Verfassung funktionieren wird. In letzterem Punktewill die britische Regierung die Einverleibung von folgenden Bedingungenabhängig machen: Unverletzlichkeit der Reservatländereien, Gleichheit derBesteuerung, Verbot de» Spirituosenhandels, Aufrechterhaltung derStammesversammlungen.ES ist möglich, daß das Unterhaus einige Konzessionen für dieEingeborenen erlangen wird, aber viel Hoffnung ist nicht vorhanden.Wie die Lage jetzt ist. wird die Union kein Segen für die Ein-geborenen sein. Die südafrikanische Unionsverfassung ist die einerbeutelustigen und herrschsüchtigen Oligarchie.London, 4. August. Das Oberhaus hat heute den Gesetzentwurfüber die Südafrikanische Union in dritter Lesung einstimmig an-genommen.