Ein Nebevfalk.Melilla, 5. August. Ein Regimentswagen mit Levens-mittein und Munition ist von den Mauren überfallen worden.Mehrere Soldaten wurden verwundet.Keine Verhandlungen.Madrid, S. August. Der Minister des Aeußern Allendesalazarhat die Erklärung abgegeben, daß die Verhandlungen mitMarokko erst wieder aufgenommen würden, wenn dieSchwierigkeiten bei Melilla behoben wären.politifebe Uchcrücht.Berlin, den 5. August 1909.Württemberg und die Reichsfinanzreform.In der heutigen Sitzung der Zweiten württembergischenKammer gab Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker, wie tele-graphisch aus Stuttgart gemeldet wird, auf die Anregungmehrerer Redner folgende Erklärung in bezug auf die Reichs-finanzreform ab:Ich begrüße die Gelegenheit, den Standpunkt der Wllrttem-Vergischen Negierung zur ReichSfiiianzreform kund zu tun, und ichstehe auf dem Standpunkt HaußmannS, daß die Regierung ver-pflichtet ist, in dieser Frage keinen Zweifel zu lassen. Viel Neueswerde ich kaum mitteilen können, außer wenn man sich aufden Standpunkt gestellt hat, daß man die Phantasien derPresse als bare Münze ansieht.(Sehr richtig I rechts.) Die Re-gierung hat dem neuen Finanzgcsetz im Bundesrate schließlich durch-weg zugestimmt, sie konnte nach Ansicht sämtlicher Mitglieder derStaatsregierung gar nicht anders handeln.(Sehr richtig I rechts.)Allerdings befand siH die Regierung in einer Zwangslage; sonsthätten wir uns auch wohl anders entschlossen. Aus Passionfür die Art und Weise, wie die Finanzreformerledigt wurde, haben wir nicht zugestimmt.Die Regierung hätte aber ihre Pflicht vergessen, hättesie der Zwangslage nicht Rechnung getragen. Ihren letztenGrund hatte die Zwangslage in der schlechten Finanzwirtschaft desReiches in den letzten Jahren. Das Reich hat fortlaufende AuS-? laben auf sich genommen, ohne für ordnungsmäßige Deckung zuorgen. Daß Deutschland unter allen Umständen Geld brauchte,darin lag von Anfang an die schwache Position der Regierung. DieSanierung der Reichsfinanzen war eine schwere nationale Sorge.Wir haben die EntWickelung der Angelegenheit zu einer Partei-politischen Sache aufs lebhafteste bedauert. An derErbschaftssteuer haben wir stets fe st gehalten.Fürst Bülow konnte darüber gar keinen Zweifel haben, daßwir ihm auf diesem Wege unterstützen würden. Passivhaben wir uns dabei nicht verhalten. Im Gegenteil. Wirhaben unsere ganze Kraft dafür eingesetzt.Fürst Bülow hat damals, als die Erbanfallsteuer vom Reichs-tage abgelehnt wurde, eine Auflösung des Reichstages aus fach-lichen Gründen nicht für tunlich gehalten. Damit war auch indiesem kritischen Moment für die württembergische Regierung, siemochte über die Auflösung des Reichstages denken wie sie wollte,diese Frage erledigt. Dies ergibt sich aus den einschlägigen Be-stimmungen der Verfassung, wonach ohne den Reichskanzler eineAuflösung des Reichstages unmöglich ist. Wir haben damit schwerenHerzens auf die Erbanfallsteuer verzichtet, die wir im Jnter-esse der ausgleichenden Gerechtigkeit für politischnotwendig gehalten haben. Einen Trost haben wir: wirwerden unS überlegen, ob wir uns dieReserveder Erbschafts st euer für das Land heranziehensollen. Wir beklagen lebhaft, daß sich die gesetzliche Bindung derMatrikularbeiträge nicht hat erreichen lassen. Eine Remedur wirdauf diesem Gebiete erst eintreten, wenn in der Wählerschaft einesolche Stimmung erzeugt wird, daß auch der Reichstagseinerseits aus die Anträge der Einzelstaaten genügend Rücksichtnimnit. Dabei erkennen wir an, daß wenigstens diegestundeten Matrikularbeiträge vom Reiche übernommen wordensind. Eine Auflösung war nicht in Allssicht genommen, zudem wäresie zu dem gegebenen Zeitpunkt jedenfalls zu spät gekommen. Auchvon einer Vertagung der Frage konnten wir uns nichts versprechen,da das Defizit täglich um l'/a Millionen Mark stieg. Die Re-gierung mußte an das Ausland denken, das fchadenftoh auf unssah. Wir haben nicht bezweifelt, wohin unS jene höherePflicht ruft. Für die eingetretenen verschärftenPartei» und Interessengegensätze sind wirnicht verantwortlich. Wir beklagen die Ansammlung vonAgitationsstoff. Im übrigen find wir der Anficht, daß die weit-gehenden Befürchtungen bezüglich der Reform nicht gerechtfertigtsind. Das private Wirtschaftsleben blüht. Dem imgesunden Luxusmuß Einhalt geboten werden. Sparen müffen wir im Lande wieim Reiche. Diese Tendenz haben wir schon bisher verfolgt. ZumSchluß spreche ich aus: Die neue Reichsleitung haben vir mftvollstem bundesfreundlichen Vertrauen begrüßt.Die Post als Steuerhinterzieheri«.Die Oberpostdirektion Berlin hat an die ihr unterstellten Post«ämter eine eilige Verfügung ergehen lassen, wonach der voraus-sichtliche Bedarf an Glühstrümpfen bis einschließlich Dezember d. I.noch vor Inkrafttreten der Steuer angeschafft werden soll. HerrMermuth, der neue Reichsschatzsekretär, wird über diese Findigkeitder Reichspost außerordentlich erfreut fein.Die Rechnung der Post kann aber auch ein Loch bekommen,denn in einer offiziösen Erklärung in der»Norddeutschen Allge-meinen Zeitung' wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß nurdie Vorräte steuerftei sind, die sich im Besitze von Privatpersonenbefinden.Auf die Auseinandersetzung zwischen dem Staatssekretär Kraetkeund Mermuth kann man sonach einigermaßen gespannt sein.Erzbergers Diarrhöe.Herr Matthias Erzberger, das qualmend« Talglich von Bibe-räch, hat eine große Vorliebe dafür, sich interviewen, das heißt sichausfragen zu lassen und sich in seinen Antworten dann als denüberlegenen Politiker aufzuspielen, der alle Ereigniffe der letztenZeit längst vorausgesehen hat. So hat er sich denn auch vor weni-gen Tagen wieder von dem Korrespondenten des Pariser Klatsch-blattcs„Matin" interviewen lassen und diesem gegenüber sich überdie Zusammenkunft des Zaren Nikolaus mit dem PräfidentenFallieres wie folgt geäußert:Ich habe keinen Grund, als Deutscher die Kundgebung inCherdourg pessimistisch zu beurteilen, da das Einvernehmen, wieich eS befürwortet habe, einen großen Schritt vorwärts gekommenist, und zwar in der von mir angegebenen Richtung. In der ma.rokkanischen Frage herrscht völliges Einvernehmen, ebenso hat essich in der Balkansrage bewährt, und die gestern vom„Matin"veröffentlichten Erklärungen Lswolskis werden auch in Deutsch-land Befriedigung hervorrufen.Den größeren klerikalen Blättern ist diese krankhafte Neigungde« jüngsten Mitgliedes der Zentrumsfraktion zur Schwatzdiarrhöesehr unangenehm. Die»Köln. Volksztg." fertigt ihn z. B. Vitfolgenden Worten glu«Man kann unmöglich annehmen, daß der Wg. Erzberger'sich genau in dieser Weise geäußert haben könnte, aber manhätte wohl erwarten können, daß der Abg. Erzberger nach ver-schiedenen früheren unliebsamen Erfahrungen mit dem ge-nannten Pariser Blatte endgültig darauf verzichtet hätte, sichvon Vertretern ausländischer Blätter ausfragen zu lassen,'Organisation ländlicher Arbeitgeber.In Wartenberg, einem Orte zwischen Pie ritz undGreifenberg, wurde am letzten Sonntag ein Arbeit-geberverein gegründet.— Sechzig Bauern traten ihmsofort bei.Als Zweck des Vereins wurde festgesetzt, die Löhne derKnechte niedrig zu halten; auch soll ein Arbeitsvertragausgearbeitet werden, da die Knechte zu viel Freiheiten ge-nössen!_Ein Sternberg in Uniform.Vor dem Posen» Kriegsgericht der 10. Division fand amDienstag die Verhandlung gegen den Oberst Geyer, den Kam-mandeur des ISS. Infanterie-Regiments in Ostrowo statt, der ver-schiedener Sittlichkeitsvergehen beschuldigt wird, die aufden A 176 Absatz S des Strafgesetzbuchs Bezug haben. DieAffäre hat seinerzeit in der ganzen Provinz ungeheueres Auf-sehen erregt, zumal Geyer als sehr tüchtiger Offizier galt undanscheinend ein glückliches Familienleben als Vatermehrerer Kinder führte. Die Angelegenheit wurde von dermilitärischen Behörde mit der größten Heimlichkeit betrieben. Geyerwar eine? Tages nach einer Besichtigung in Posen verschwunden undes wurde behauptet und auch geglaubt, daß er sich aus einer Er-holungSreise befinde. In Wirklichkeit war Geyer vom Truppen-Übungsplatze Posen weg verhaftet und sofort in Untersuchungshaftgenommen worden. Die Wahrheit sickerte erst nach mehrerenWochen durch. Geher wird beschuldigt, sich an Mädchenunter vierzehn Jahren vergangen zu haben.und zwar in Hannover, wo eine Kupplerin einemganzen Klub Lebemänner solche Mädchen zu-geführt haben soll. Die Polizei hob schließlich das Nest ausund fand in der Wohnung eine ganze Anzahl Briefe, aus denenhervorging, daß die Kupplerin später an ihren Besuchern Erpreffungenverübte oder versucht hatte. Darunter befanden sich auch Briefe anden Obersten Geyer, die dieser uneröffnet hatte zurückgehen lassen.Die Hannoveraner Affäre wird demnächst in besonderer Verhnnd-lung die Gerichte beschäftigen und dürfte noch verschiedeneandere Herren bloßstellen.Ueber die Verhandlung wird dem»Verl. Tagebl.' weiter ge-meldet:Zu der Verhandlung sind im ganzen 28 Personen als Zeugengeladen. Darunter befinden sich nicht weniger als 18 Kinder,und zwar dreiKnaben und zehn Mädchenim Alter vonfünf bis elf Jahrenin Begleitung ihrer Eltern. Unter den Zeugen befinden sichferner ein Polizeikommissar, einige Polizcisergeanten, mehrereSchuldiener usw. Das Gericht ist aus zwei Generälen undeinem Oberst zusammengesetzt. Die Anklage vertritt Kriegs-gerichtSrat Gimmler. Die Verhandlung leitet KriegSgerichtSratBertram. Als psychiatrischer Sachverständigerfungiert Stabsarzt Sporenberger, Verteidiger ist Justizrat Ull-mann. Der angeklagte Oberst nimmt ohne Degen und ohneOrden neben dem Verteidiger �Platz. Bor dem Eintritt in dieVerhandlung und vor Verlesung des Anklagebeschlusses beantragt derAnklagevertreter denAusschluß der Oeffentlichkeit.Nach kurzer Beratung gibt das Gericht diesem Antrage statt.Begründet wird dieser Beschluß durch die Gefährdung derSittlichkeit.Wie uns schließlich ein Privattelegramm meldet, lauteteda« Urteil gegen den Angeklagten auf neun Monate Gefängnis undDienstentlassung. Der Verurteilte legte Berufung ein.Die erkannte Freiheitsstrafe erscheint recht niedrig! Dennwenn der Angellagte sich tatsächlich an fünf- bis elfjährigen Kindernvergangen hat— und daß das der Fall war, geht doch aus derVerurteilung selbst hervor— so ist das Strastnaß wirklich auffallendgeringfügig!_Aufschiebung der Kaisermanöver.Der württembergischen Zweiten Kammer ist heute ein Dring-lichkcitsantrag der Volkspartei zugegangen, in dem die Regierungersucht wird, mit Rücksicht auf die Verzögerung der ganzen Ernte.sowie auf die durch Einberufung der bäuerlichen Reservistendrohende Steigerung der Leutenot eine Verschiebung der bevor-stehenden Kaisermanöver anzuregen. Das Haus hat die Dring-lichkeit mit Zweidrittelmehrheit bejaht.Wie Herr Giesberts die Verfassung auslegt.In E s s e n, seinem Wohlkreise, hat Herr Giesberts. Mit-glied der Schnapsblockparteien, eine Rede über die Reichssinanz»reform gehalten. Er führte eingangs seiner Rede die Schwierig-keit, unter der die Regelung der Reichsfinanzen leide, zum Teilauf die parteipolitische Gestaltung, zum Teil auf die eigentümlichenVerhältnisse zurück, in denen sich das Reich bezüglich seiner Steuer.quellen befinde. Nach Herrn Giesberts sind„Verfassung».gemäß alle direkten Steuern den Bundes st aatenvorbehalten, und das Reich ist angewiesen auf die Erträgnissevon Post und Reichseisenbahn, der Zölle und der indirektenSteuern."Selbstverständlich ist das Unsinn; in der Verfassung weder desReiches, noch der Einzelstaaten, steht etwas davon, daß direkteSteuern nicht für das Reich eingeführt werden dürfen, sondern denEinzelstaaten vorbehalten sind. Wir haben ja schon im Reich einedirekte Steuer: die ErbscbaftSstcuer, um deren Ausdehnung aufKinder und Ehegatten es sich bei der Rcichsftnanzreform handelte.Herr Giesberts muß seine Essener Wähler recht tief einschätzen,daß er es wagt, ihnen derartigen Kohl vorzusetzen. Allerdingsdürfte er in Verlegenheit gewesen sein, wie er ihnen die Wlehnnngder eavciterten Erbschaftssteuer durch das Zentrum rechtfertigensollte._Nach einem neuen Berggesetzruft die»Deutsche Tageszeitung". Nicht um den Bergarbeiterneinen höhm�n Schutz zu verschaffen, vielmehr soll in dem neuenBerggesetz dafür gesorgt werden, daß bei Anlegung neuer Grubenden Grundbesitzern möglichst hohe Preise gezahlt werden müssen.Herr Ocrtel will auf diese Weise von dem großen Gewinn, den dieBergherren an sich ziehen, auch einen Teil den Agrariern zuwen-den. Weiter werden höhere Entschädigungen bei Bergschäden ver-langt, und ,u diesem Zwecke wird angeregt, daß die Gruben g«.halten sein sollen, sich zu einer Zwangsgenossenschaft zusammenzu-schließen, damit auch diese Entschädigungen möglichst hoch ausfallen.Wenn Herr v. Bethmann Hollweg das Berggesetz nach dieser Rich.tung hin reformieren wolle, werde er, so versichert das Agrarier-blatt, im preußischen Landtage bestimmt eine Mehrheit finden, dieeine solche Vorlage freudig begrüßen würde.Blödsinn.Durch einen Teil der bürgerlichen Presse geht die Nachricht, daßdie sozialdemokratische Fraktion beschlossen habe, im Reichstage eineInterpellation wegen der umfangreichen Bewachung der russischenKaiserjacht»Standard' bei der Durchfahrt durch den Kanal ein«zubringen, und daß als Redner Genosse Dr. Liebknecht be-stimmt sei.Das ist etwas viel Blödsinn auf einmal. Erstens konnte diesozialdemokratische Fraktion eine solche Interpellation nicht be-schließen, weil sie zurzeit nicht versammelt ist, und zweitens gehörtGenosse Dr. Liebknecht bekanntlich dem Reichstage nicht an, er kanndiese Interpellation also auch dort nicht begründen.Tie Folgen der Tabaksteuer.Der„Kölnischen Volkszeitung" wird aus Kreuznach geschrieben:„In der Gräffschen Zigarrenfabrik erhielten gestern einegroße Anzahl Arbeiter ihr« Kündigung, da zum15. August mit einer Betriebseinschränkung gerechnet wird. SeitWochen ist vorgearbeitet worden, um ein großes Lager zu haben."Die entlassenen Arbeiter können sich, wenn für sie jetzt einlanges Hungerdasein anbricht, beim Zentrum bedanken.Eine Ohrfeige für die ultramontanen„Arbeiter«Vertreter".In einer öffentlichen Versammlung, die Ende voriger Wocheauf Veranlassung des liberalen Bürgervereins in Bonn stattfand,»ahm in der Aussprache auch der ultramontane ArbeitersekretärKlüver das Wort, der die Haltung seiner Partei in der Reichs-finanzreform zu verteidigen versuchte. Ihm erwiderte der Redak-tcur Dr. Altkemper von der„Deutschen Wacht", der Wochen-schrift der„Deutschen Vereinigung", der vorwiegend aus Katho-liken bestehenden Antizentrumsorganisation, die politisch konser-vativ, im übrigen stark agrarisch gerichtet und in ihrer Mehrheitgegen die Erbschaftssteuer ist. Dr. Altkemper, der Vertreter der„Deutschen Vereinigung", hielt dabei dem Herrn Arbcitersekretärfolgendes vor:„Ich begreife, daß ein Agrarier gegen die Erbschaftssteuerprotestiert, aber wie Sie als Arbeiter und BLttreter von Ar»heitern gegen die Erbschaftssteuer sein können, das verstehe ichnicht."Das darf ein Vertreter konservativer und agrarischer Jnter»essen einem Arbeitersekretär sagen— und der Arbeitersekretärmußte dazu schweigen._'"Verlegung von Regimentern in andere Garnisonen.Nach Beendigung der Herbstmanöver und der Entlassung deralten Mannschaften werden eine Reihe preußischer RegimenterGarnisonwechsel vornehmen. Die Eisenbahnbrigade, jetzt auS dreiEisenbahnregimentern mit der Garnison Schöneberg beiBerlin bestehend, wird auf zwei Regimenter herabgesetzt, währenddaS Eisenbahnregiment Nr. 3 nach Hanau übersiedelt. Die Garni-son Hanau(2 Bataillone des Infanterieregiments 166) löst dieJägcrbataillone 4 und 10 in Bitsch ab, die in ihre alten Garni-sonen Naumburg und Goslar zurückkehren. Die Jnfanteriegarni-sonen Naumburg und Goslar werden wieder Jägergarnisonen. DaSzurzeit in Naumburg stehende 1. Bataillon des 7. thüringischenInfanterieregiments Nr. 96 kommt nach Gera, wo bereits das2. Bataillon liegt(das 3. Bataillon liegt in Rudolstadt), die jetzigeGarnison GoSlar, 1 Bataillon Infanterieregiment 16S, wird nachQuedlinburg versetzt(das 2. Bataillon steht in Blgnkenburg),Belgien.Vereitelung des Achtstundentages.Brüssel, 4. August. Der Senat hat heute die Ab-änderung des Gesetzes über den M a x i m a la r b ei t s»tag der Grubenarbeiter, dessen ursprünglicheFassung von der Kammer wiederhergestellt worden war, auf-rechterhalten. Die Regierung hat zu der Frage keineStellung genommen, da sie in den durch die Abänderung deSGesetzes zwischen Kammer und Senat ausgebrochenen Streitnicht eingreifen will. Die Kammer wird sich im Herbst vonneuem mit der Frage beschäftigen.Dänemark.Die Sozialdemokratie und die Krise.Kopenhagen, 4. August.(Eig. Ber.) Wie bereits berichtet,hat der König eine Konferenz mit den Fraktionsvorsitzendcnsämtlicher Parteien— auch der sozialdemokratischen— einberufen, um über die Lösung der Ministerkrisis zu beraten.In der Konferenz wünschten die Vertreter der konser-v a t i v e n und moderaten Gruppen einen neuenVersuch, die Landesverteidigungsfrage zu lösen. Der Radi-k a I e Zehle empfahl ein provisorisches Ministerium, gc-stützt von„den 27". den Radikalen und der Sozialcemokratie,mit der Aufgabe, ein neues Wahlkreisgesetz undStichwahlen durchzuführen, ehe man wieder an dieMilitärfrage herantrete. Der Vertteter der Sozialdemo-k r a t i e. Genosse K n u d s e n, empfahl dem König die Ein-setzung eines G e s ch ä f t s m i n i st e r i u m s als den natür-lichsten Ausgang der Krise, da ja keine Partei die Majoritäthabe. Das Gcschäftsministerium sollte nur die Aufgabe haben,ein neues Wahlkreisgesetz durchzuführen. Knudsenversicherte weiter, daß das eine unabweisbare Aufgabeder dänischen Politik und ihre Lösung die Bedingungfür eine gesunde parlamentarische Entwickelung fei.Da der König dann die Militärfrage anschnitt, entwickelteKnudsen die Ansichten der Sozialdemokratie darüber, daß dieBefestigung Kopenhagens eine Gefahr für das Land ist, unddaß sie. mit ihrem Abrüstungsprogramm am bestender Neutralität Dänemarks zu dienen glaube. Die Sozial-demokratie befinde sich mit diesem ihrem Programm inUebereinstimmung mit der ständig wachsendeninternationalen Friedens- und Kultur-bewegung, deren Grundstein der Zusammenschlußder Arbeiter ist. Bei Erörterung der europäischenVerhältnisse berührte der König die große Aussperrungund den General st reik in Schweden. Knudsenmachte ihn aufmerksam darauf, daß diese Att Kämpfegerade die Konsequenz der kapitalistischenKlassenteilung seien, welche zu beseitigen Aufgabe derSozialdemokratie ist.Nach der Besprechung gab Knudsen sofort der sozial-demokratischen Fraktion Kenntnis von dem Inhalt der Unter-redung. Die Fraktion faßte alsdann folgenden Beschluß:„Da das parlamentarische System durch die jetzige Wahl-kreiseinteilung verfälscht und auf die Dauer unmögsich gemachtwird, erklärt die Fraktion die Reform der WahlkreiSordnung fürdie wichtigste Frage des Augenblicks. Sie verlangt daher, daß sievor der nächsten FolkethingSwahl in Angriff genommen und gc-löst wird."Die Lösung der Krise dürste infolge der Zersplitterungder Parteien wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen..*»*jHieser Bericht unseres dänischen Korrespondenten ist indoppelter Hinsicht interessant. Einmal legt er den Vergleichder entwickelten politischen Zustände in Dänemark mit denzurückgebliebenen in Teutschland nahe. In Dänemark nehmendie Volksvertreter entscheidenden Einfluß auf die Bildungder Regierung, in Teutschland ist das eine Sache des persön-lichen Regiments, die unter Umständen bei einer«aräeu