m»>»« 1. jikilsZe drs„PoniiSrlä" Itiliii« llolliililiitt.Soziales*- Ein nichtiger Arbeitsvertrag-Ein Rechtsgeschäft, das gegen ein gesetzliches Verbot verstößt,tst nach§ 134 B. G. B. nichtig, wenn sich nicht aus dem Gesetz einanderes ergibt. Demnach ist ein Arbeitsvertrag mit einem Minder-jäsrigen, der kein Arbeitsbuch hat, oder die Ueberschreitung einergesetzlichen Maximalarbeitszeit nichtig. Dennoch hat der Arbeiterauf Grund der Vorschriften über ungerechtfertigte Bereicherung(Z 816, 817, 818 B. G. B.) und über Schadenszufügung einen An-spruch in Höhe eines angemessenen Lohnes.Diese Rechtslage spiegelte sich in einem gestern vor dem Ge-Werbegericht verhandelten Prozeß wieder. Am 17. Juni hatte derMonteur Röhricht gegen seinen bisherigen Arbeitgeber, den In-stallateur für elektrische Licht- und Kraftanlagen Friedrich Dahl,Oranienburger Straße 12, beim Gewerbegericht auf Zahlung einerEntschädigung von 54 Mk. wegen fristloser Entlassung und aufAusstellung eines Zeugnisses, in dem ihm bescheinigt wird, daß erals Monteur und nicht als Hilfsmonteur beschäftigt war, geklagt.Er hatte ein obsiegendes Erkenntnis erzielt. Dieses Erkenntnisfocht der Beklagte an, indem er gestern vor der 5. Kammer desGewerbegerichts auf Rückzahlung der Entschädigungssumme klagte.Damals suchte er die Entlassung R.s mit dessen ungenügendenLeistungen zu rechtfertigen. Gestern berief er sich darauf, daß dasArbeitsverhältnis nach§ 167 der Gewerbeordnung ein ungesetzlicheswar, das er nicht länger bestehen lassen durfte, wenn er sich nichtstrafbar machen wollte- Er habe sich nämlich verführen lassen, denminderjährigen R. ohne Arbeitsbuch einzustellen. Dieser behauptet,daß er wohl im Besitz des Arbeitsbuches war, der Kläger habe esihm nur nicht abgefordert. Dies sei aber kein Grund zur fristlosenLösung des Arbeitsverhältnisses.Das Gericht unter Vorsitz de» MagistratSrats Dr. Wölblingwies die Klage ab. In den Gründen hieß es: Das Urteil vom17. Juni ist rechtskräftig und demzufolge nicht anfechtbar. Trotz-dem hat das Gericht die Entscheidung nachgeprüft. Auch der ein-gewandte Mangel des Arbeitsbuches, der überdies vom Beklagtenbestritten wird, vermag am Urteil nichts zu ändern. Es ist richtig,daß minderjährige Personen ohne Arbeitsbuch nicht beschäftigtwerden dürfen. Hat sich aber der Kläger zu einem Verstoß gegendiese' Vorschrift verführen lassen, so mutz er die gesetzlichen Folgentragen und auch den dem Arbeiter gebührenden Lohn zahlen.,Zündholzschachteln als Agitationsmaterial.Ein drolliges Stückchen ist dem unter freisinniger Lei-tung stehenden Konsumverein in Görlitz passiert. In.folge des großen Andranges nach Zündhölzern konnte der Kon»sumverein unmöglich in Deutschland Zündhölzer erhalten. Erwendete sich darauf an eine Zündholzfabrik in Böhmen. Diesesandte auch einen größeren Posten Schweden. Der Freude hierüberfolgte der Schreck, als die Sendung ausgepackt wurde. Sie ent»hielt— man denke sich den Schreck der freisinnigen Epigonen—„sozialdemokratische" Zündhölzer. Alle Schachtelntrugen die Aufschrift unseres in Gablonz in Böhmen erscheinendenBruderblattes:GebirgSboteSozialdemokratisches Organ für da» Jser- und Riesengedirge,Verwaltung Gablonz a. N.Arbeiterl Agitiert für Eure Presse!'Das war zu stark! Für ein sozialdemokratisches Blatt konnteman in einem unter freisinniger Leitung stehenden Konsumvereinkeine Propaganda machen. Also blieb nichts anderes übrig, alsden Versuch zu machen, die Zündhölzer anderswo los zu werden,selbst wenn die eigenen Mitglieder darunter Schaden litten. Sokamen denn die Herren auf den Gedanken, die gesamte Sendungder Leitung des Konsumvereins in Zittau anzubieten,von der man wußte, daß sie aus Sozialdemokraten besteht. Dochhier roch man den Braten ebenfalls. Eine Absage war die Ant-wort. Die freisinnigen ManneSgrößen werden es nun schon übersich ergehen lassen müssen, für ein sozialdemokratisches Blatt Pro-paganda machen zu müssen. Das Geschick ist eben stärker als derWille bei diesen Herren.Diese originelle Art der Agitation durch Auffchriften aufStreichhölzern usw. wird in Oesterreich von unseren Genossenrecht fleißig geübt und verdient Nachachtung. In Oesterreich ist esselbstverständlich, daß die Konsumvereine auch in sozialdemokrati»schem Sinne agitieren Bei uns hat man selbst während desSteuerlampfes hiervon seitens der Grotzeinkaufsgesellschaft nichtsgespürt. Wollen die Genossen, daß endlich die Konsumvereine mehrkleines f eullleton.Tolstoi der Weltverbesserer als Familienmitglied. Dieser Tageging durch die russische Presse eine Nachricht, die einen neuen Strichzu dem Charakterbilde Leo Tolstois fügt. Die Stadtverwaltungvon Petersburg hatte die löbliche Absicht, für die Schüler der städti-schen Schulen eine Auswahl der hervorragendsten Werke des„großenDichters der russischen Erde" herauszugeben; ein Beginnen, dasum so löblicher ist, als es von der vielberufenen PeterS«burger Stadtverwaltung ausgeht. Wenngleich der Zweck derbeabsichtigten Ausgabe den von Tolstei verkündeten Grund-sätzen durchaus entspricht, so wehrte sich doch die GräfinSofia Andrejewna Tolstaja geb. Bers gegen die Absicht der Stadt-Verwaltung, indem sie ausführte, daß die Veranstaltung solcher Aus-gaben den Erlös aus dem Verkauf der Werke threS Gattenschmälere. Nach diesen rein geschäftlichen Ausführungen bemerkt dieGräfin wörtlich:.Was speziell die Verteilung der Werke Tolstois andie Petersburger Schüler betrifft, so ist das Lew Nikolajewitsch voll-ständig gleichgültig, da seine Sympathien den bäuerlichen und nichtden stadtischen Kindern gehören." Mit dieser letzteren Bemerkungstellt die Gräfin ihrem hatten ein Zeugnis aus, das keineswegsschmeichelhaft ist. Nach dem Bescheid der Gräfin wandte sich dasStadtamt von Petersburg unmittelbar an den Grafen Tolstoi, mitdem Erbieten, ein zu bestimmendes Honorar zu erlegen. Auf diesenBrief an den Grafen erfolgte wiederum eine abschlägige Antwortvon der Gräfin, in der sie nochmals betont, daß die Veranstaltungeiner Schülerausgabe die Interessen ihrer Familie verletze.Tolstoi hat als Person auf den Ertrag seiner Werke, der ihmnach bürgerlicher Auffassung ja durchaus zusteht, verzichtet. Da eraber sein Vermögen auf seme Familie übertragen hat, so beanspruchtdiese das Verlagsrecht. Man sieht daraus, daß die individuelle Ge-sellschaftSform ein Ding der Unmöglichkeit ist, da Tolstoi mit seinenUeberzeugungen ebenso an seiner Familie scheitert, in deren Schoßer verblieben ist. Und in der Tat ist der Kontrast zwischen Tolstoi alsindividuellem Menschen und Tolstoi als Familienmitglied allzugroß, um nicht zu befremden. Höhnisch weisen reaktionäre russischeBlätter auf den Widerspruch hin: Tolstoi predigt die größte, anSelbstvernichtung grenzende Selbstlosigkeit; er geht barfuß umherund hüllt sich m bäurische Gewänder. Die Welt bestaunt denPhilosophen von Jasnaja Poljana, und die Zahl seiner Anhänger istLegion. Währenddessen entwickelt die Gräfin ihren regen Geschäftssinn.Sie vertreibt die der Nation zur Verfügung gestellten Werke ihres Gatten.Man weiß, daß die Bauern von Jasnaja Poljana für die Guts-ländereien die höchsten Pachten zahlen, daß sie von der Gräfin injeder Weise geschröpft werden, und daß diese Bauern zu den ärmstenund unwissendsten deS Gouvernements gehören. Die MenschenliebedeS Grafen Tolstoi, die über den ganzen Erdball wärmend strahlt.erreicht seine Bauern nicht— sie bleiben in Dunkel und Armut.Der Sozialist wird in diesem Falle auch nur die ihm längstzum Bewußtsein gekommene Tatsache bestätigt finden, daß alle weit-von sozialdemokratischem Geist erfüllt werden, so sollten sie ingrößeren Massen den Konsumvereinen beitreten. Unstreitig ver-mag der Beitritt zu einem Konsumverein einen Teil der Teuerungweit zu machen und: je mehr Mitglieder den Konsumvereinen an-gehören, desto leistungsfähiger sind diese und desto«her wird dieKonsumsleitung in sozialdemokratischem Sinne ausgeübt.Neue Maßregelung eines technischen Angestellten in Augsburg.Der Bund der technisch-industriellen Beamten teilt mit: Be-kanntlich wurde von der Maschinenfabrik Augsburg in jüngsterZeit ein gelber Beamtenverein gegründet, der gelegentlich derWahlen zu den Angestelltenausschüssen der Handelskammern zumersten Male in Aktion trat. Die von ihm aufgestellten Kandidatenfielen aber bei der am letzten Sonntag erfolgten Wahl glänzenddurch. Dafür rächte sich die Maschinenfabrik Augsburg, indem sieden in ihren Dienst stehenden, von den organisierten Technikerngewählten Angestellten sofort ohne Einhaltung einer Kündigungs-frist entließ.Was sagt die bayrische Regierung dazu? Werden die bahri-schen Staats- und Kommunalbehörden nun endlich Matznähmentreffen, die verhindern, daß in Zukunft Arbeiten aus öffentlichenMitteln Firmen übertragen werden, die die persönliche Freiheitund das Koalitionsrecht der Angestellten mißachten?Die alten Arbeiter.In einer der letzten Nummern des„Figaro" beschäftigt sichG. Labadie-Lagrave mit dem Schicksal der altgewordenen Arbeiter,die man unter dem Vorwande. sich ein Recht zur Ruhe erworbenzu haben, schon in verhältnismäßig frühen Jahren allen Qualeneines untätigen Lebens überliefere. Wenn es sich auch nicht be-streiten läßt, daß etwa dreißig oder vierzig Jahre angestrengtenArbeiterlebens die Kräfte verzehren, so wird dieser Ausfall an Ar-beitskraft doch bei weitem durch den Ernst aufgewogen, mit demder alternde Mann seine Pflichten erfüllt, und durch die reichenErfahrungen, die er sich im Laufe der Zeit erworben hat.Einer der bedeutendsten englischen Großindustriellen, Sir JohnBrunner, hat, wie die„Worlds Work" mitteilt, auf Grund viel-jähriger Beobachtungen festgestellt, daß auf das Personal seinerFabriken, soweit es sich in dem Alter von 13— 25 Jahren befindet,fast SVa Proz aller Unglücke entfallen, daß sich aber diese Zahl beiden Arbeitern, die das 26. Lebensjahr vollendet haben, auf 2sh Proz.ermäßigt.Im Anschluß an diese Statistik des englischen Fabrikbesitzersverfolgt nun Labadie-Lagrave den Gegenstand weiter, und berechnetauf Grund vieler ihm zu Gebote stehenden Statistiken, daß dieZahl der Unfälle für Arbeiter, die sich im vierten Lebensjahrzehntbefinden, also etwa 36— 35 Jahre alt sind, um 2,6 Proz. in diesenfünf Jahren sinkt. Von jetzt an geht es langsamer; wohl nehmenunter den älter werdenden Arbeitern die Unfälle ab, doch nicht indem Maße, wie bisher. Eine Abnahme über das 51. Jahr hinausist überhaupt nicht wahrzunehmen, da auch die menschliche Klug-heit und alle Vorsichtsmaßregeln ihre naturgemäßen Grenzenhaben.Wenn man nun die ausführlichen Arbeitsberichte der WorldsWork eingehend prüft, so wird man sehen, daß in den großen indu-striellen Betrieben vor allem die jugendliche Arbeitskraft ge-sucht wird und daß daher das Bestreben der großen Fabrikherrenauf eine möglichst frühe Ausscheidung der älter werdenden Arbeitergerichtet ist. Die Folgen dieses gewaltsamen Verjüngungsprozessessind daher auch nicht ausgeblieben, denn die Zahl der durch jugend-lichen Leichtsinn und jugendliche Unerfahrenheit verschuldeten Un-glücksfälle ist in den letzten Jahren in einer geradezu beunruhigen-den Weise gestiegen.Nur auf einem Gebiet, dem der Grubenarbeit, zeigt sich diekalt berechnende Ausscheidung älter gewordener Männer nicht.Gerade hier, wo durch das natürliche Versagen der Kraft des Ein-zelnen der Tod von Hunderten hervorgerufen werden kann, hältman die Leute bis zur äußersten Grenze ihrer Leistungsfähigkeitim Dienst, ohne auf die Forderungen Rücksicht zu nehmen, tzelchedie Sicherheit der übrigen Arbeiter gebieterisch erheischen, �Hus Induftrle und ftandelSchreckliche Gefahr.Auf eine schreckliche Gefahr für Staat und Gesellschaft, die indem Wirrwarr der inneren und äußeren Krisen und sonstigen Belang-losigkeiten, wie die neuen Steuerlasten, leicht gänzlich hätte übersehenwerden können, macht die.Deutsche Kohlen-Zeiwng" aufmerksam.Nein, sie trompetet loS, richtig von Angst gefoltert, aufl zum Kampfgegen das Fürchterliche. Sie quält sich ab zum Erbarmen für dasWohl des— Portemonnaies der Kohlenhändler! Davon gehen dieSchmerzen aus, die zum heiligen Krieg wider Umsturz und Revo-lution alarmieren. Der Kohlenbezug durch Konsumvereine ist es,der das ftomme Gemüt in Auftuhr, den Staat an den Abgrunddes Zusammenbruchs gebracht hat. Hören wir die um der WeltWohl besorgte.Kohlen-Zeitung": In ihrer Nummer S1 orakeltsie also:„Konsumvereine tragen zweifellos rein sozialistische Tendenzenan sich. Der Weg der Konsumvereine führt in den Zukunftsstaat,der bekanntlich ohne Thron, ohne persönliche Autoritäten, ohnemoralische und individuelle Qualitäten eingeleitet und erhaltenwerden soll. Konsumvereine sind die wirtschaftlichen Hilfsmittel,mit welchen die Sozialdemokratie ihrem Ziele unentwegt nach-strebt. Die Beamten in Staat und Kommune gehen ihrer Wirt-schaftlichen Sicherheit und ihrer persönlichen Vorteile von heuteim Zukunftsstaate bestimmt verlustig; warum aber gründen sieselbst Konsumvereine und unterstützen solche. Sie sägen sich un-willkürlich den Ast vom Baume, auf dem sie jetzt selbst so festsitzen.... Zuletzt die Regierungen und die heutige Gesellschafts-ordnung. Soll es nicht dahin kommen, daß eines Tages derRegierung und weniger Selbständiger nur noch die Masse der' Unselbständigen(das ist so viel als ewig Unzufriedenen) gegenübersteht, so verbiete man einfach die Konsumvereine. Solche dürftenden Fürsten auf ihren Thronen und den Kapitalisten eines Tagessehr gefährlich werden...."Nachdem das Blatt die Gefahren all in den kohlenschwärzestenFarben geschildert und den festen Preis für Gesinnungstüchtigkeit.Thronschutz genannt hat. rafft es sich noch zu folgendem Schlußgebet— in Fettdruck— auf:„Darum wehe den heutigen Machthabern, wehe den Politikern,Parlamentariern und Journalisten, welche sich vom Konsumvereins-rummel ins Schlepptau nehmen lassen oder für die allgemeineVcrgenossenschaftung werben; sie alle leisten dem Staat und seinenBürgern einen schlechten Dienst. DaS städtische Bürgertumdegeneriert wirtschaftlich und alle kommunalen, sowie staatlichenLasten müssen zuletzt von der Industrie allein aufgebracht werden.Die anderen liegen als Opfer des Systems auf der Wahlstatt undsind zu Proletariern und somit zu Feinden des Staates und derGesellschaft geworden. Wird sich unter solchen Verhältnissen dieIndustrie auch noch halten können?"Wehe, wehe über den.Rummel"!Bierverteucruug. In einer Versammlung deS Vereins derWeißbierwirte wurde beschlossen, den Preis für die kleine Weiße auf13 Pf., für die große Weiße auf 25 Pf. festzusetzen. Der Beschlutzentspricht der Vereinbarung, die zwischen den Brauern und Gast-Wirten in einer Konferenz am 16. Juli zustande gekommen ist. DerVorsitzende deS Vereins, Stadtverordneter Zacharias, war gegen diePreiserhöhung und für eine Beibehaltung der alten Preise bei ent-sprechender Verkleinerung des SchankmatzeS. DaS neue Gesetz ver-bietet die Wasserzufuhr, nachdem daS Bier die Brauerei verlassenhat. Da man nicht weiß, wie viel Taufwasser ftüher verwendetworden ist und in welcher Proportion die Waschung jetztin der Brauerei besorgt wird, läßt sich schwer ermitteln, in welchemVerhältnis der jetzige Aufschlag zu der Brausteuererhöhung steht.Zwischen den Weißbierbrauereien und den Vertretern der Gastwirts«vereine ist folgender Preistarif vereinbart worden:Der Mindestpreis für Faßbier beträgt für Wirte 13 Pf., fürPrivate 15 Pf. pro Liter, so weit die Brauereien schon bisher kleineFäßchen an Private verkauft haben. Diejenigen Brauereien, dieden Kleinverkauf erst einführen wollen, haben von den Privatenmindestens 16 Pf. pro Liter zu nehmen. Für Jungbier ist beimVerkauf an Private ein Mindestpreis von 15 Pf. pro Liter fest-gesetzt. Im Flaschenbierhandel kostet der Kasten mit dreißigFlaschen 2,50 M. für Gastwirte. Private haben 11 Pf. für dieFlasche zu zahlen. Beim Ausschank von Malzbier soll derMindestpreis 10 Pf. für Liter betragen. In Fässern solldaS Malzbier pro Liter 15—16 Pf. kosten. Malzbier in Flaschenkostet für Wiederverkäufer bei 30 Flaschen 2,60 M.(erste Qualität)und 2,40 M.(zweite Qualität)' für Private beträgt der Preis3,30 M. und 3,20 M. Die Preise sollen nur dann Geltung haben,wenn die Lagerbierbrauereien nicht durch Unterbietungen eine Herabsetzung erforderlich machen.Angeblich haben sich Brauereien und— GastwirtSorganisationennun schon dahin geeinigt, von dem in Aussicht genommenen exor-verbessernden Ideen unfruchtbar bleiben müssen, wenn sie nicht voneiner ganzen Klasse getragen und im Kampfe in eine durch dieEntWickelung der ProduktionSkräfte ermöglichte Wirklichkeit überführtwerden.Waldbrände. Die prächtigen Kiefer« und- Tannenforste an densteilen Hängen deö LischenagletscherS oberhalb TaraSp im Unterengadinfind jetzt das Opfer eines gewaltigen Waldbrandes geworden, dessenmächtige Flammen bis zu einer Höhe von 2600 Meter emporwallten,aller menschlichen Gegenwehr spotteten und einen furchtbaren Schadenangerichtet haben. Zum Glück ist Europa verhältnismäßig selten derSchauplatz großer Waldbrände; in der Regel gelingt es, das Feuerbald einzuschränken. Die Heimat der großen Waldbrände, sind diegewaltigen Forste, die sich in Amerika und in Kanada überMillionen von Ouadratmeilen hin erstrecken; erst im vergangenenJahre wurden diese Gebiete von einer furchtbaren Katastropheheimgesucht, die wochenlang die kanadisch-amerikanischen Grenz-länder mit Grauen und Entsetzen erfüllten, ganze Städtezerstörten und Tausenden von Einwohnern da? Leben kosteten.In den„LectureS pour TouS" wird an das schreckliche Schicksal er-innert, das hierbei die Bewohner des kleinen Städtchens Metz er-eilte, bei dem die Mehrzahl der Bevölkerung, meist elsaß-lothringischeAuswanderer, einen graufigen Tod fanden. Seit August war kernTropfen Regen gefallen, die gewaltigen Waldregionen lagen dürrund ausgetrocknet, als im Oktober der Waldbrand kam und mitrasender Geschwindigkeit bis zu einer Breite von 300 Kilometernanwuchs. Alle Abwehr war vergebens, Flucht die einzige Rettung.Aber die Flammen stürmten mit furchtbarer Schnelligkert vorwärtsund schnitten Tausenden von Menschen den Weg ab. Von demSiedlerdorfe Posen aus jagte man einen Zug nach Metz, umden Bewohnern eine letzte Fluchtmöglichkeit zu geben. Als derZug eintraf, hatten die Flammen bereits das Dorf ergriffen.In wilder Hast stürzten die Ueberlebenden sich in den Zug, der so-fort mit Bolldampf die Rückfahrt antrat. Aber auf dem Wege nachMillesburg versperrten verbrannte Baracken und ein in Flammenstehender Bahnhof die Fahrt. Weiterfahren hieß 200 Menschen demsicheren Tode überliefern. Nur eine schwache Hoffnung blieb: zurück.Der Maschinist Forster gab Kontz:edampf und eine Minute späterbrauste der Zug mit den Flüchtlingen die Strecke zurück, auf der ergekommen. Plötzlich eine furchtbare Erschütterung: der Zug stießgegen das durch das Feuer niedergeworfene Gebälk einer Brücke.Es war zu Ende. Inmitten eines Meeres glühender Flammen lagder Zug fest. In wenigen Sekunden standen die Waggons in Brand.Der Heizer flüchtete in das Wasserreservoir des Tenders. Man fandspäter eine völlig verbrühte Leiche. Am nächsten Morgen brachten zwei mitfurchtbaren Brandwunden überhäufte Leute die gräßliche Kunde von demEnde der Metzer Flüchtlinge nach Posen. Wie sie sich gerettet hatten,wußten sie selbst nicht zu sagen, aber ihre grauenvoll entstelltenKörper zeugten von dem Verzwciflungskampf, den die beiden einzigenUeberlebenden gegen die Flammen geführt hatten. Aus den kleinstenAnlässen heraus erstehen diese erschütternden Katastrophen, ein Funke,der der Tabakpfeife eines Jägers entfällt, ein vergessenes glimmendesHolzstückchen, daS in dem eilig gelöschten Lagerfeuer eines Trapperszurückbleibt, vor allem aber die Funken, die aus dem Schornsteinder Lokomotive emporwirbeln und vom Winde weitergetragen werden:sie lassen die Waldbrände entstehen, die Millionen an Holz ver-schlingen, Dörfer und Städte einäschern und dann Zehntausendezwingen, ihr mühsam erworbenes Heim in hastiger Flucht zu ver-Streichhölzer a«S Stroh. ES ist zu erwarten, daß sich auf demGebiete der Streichbolzindustrie infolge der Verteuerung der bis-herigen Fabrikate die Erfindertätigkeit regen wird, denn wer jetztdem aufgeregten Publikum im Preise der Streichhölzer um einWeniges entgegenkommen wird, kann mit Sicherheit aus einengroßen Erfolg rechnen. Schon ist die Neuigkeit von Zündhölzernmit zwei Zündköpfchen angekündigt worden, jedoch erscheint dieserAusweg etwas bedenklich, einmal wegen der größeren Gefahreiner ungewollten Entzündung, die für die Umgebung recht unan-genehme Folgen haben kann. Zweitens, weil ein einmal abge-brannteS Streichholz in die Schachtel zurückgesteckt werden muß unddann leicht den Aerger verursachen kann, den die„Fru Pastern" inder„Stromtid" wegen dieser Gewohnheit täglich erleben mußte.Mehr Aussicht hat vielleicht der Vorschlag, das Stroh verschiedenerGräser und Getreidearten als Ersatz für daS Holz zu benutzen. ESwürde in Stücke von geeigneter Länge durch Maschinen zu schneiden,dann zu kochen, zu trocknen und schließlich weiter nach dem gewöhn-lichen Verfahren zu behandeln sein.Humor und Satire-Aus dem Badeleben.Die eheliche Untreue. Der Liebhaber zur Geliebten, dieden Besuch ihres Gatten über Sonntag erwartet:.Und dabei bleibt's,wie'S ausgemacht ist; keine Untreue".Die guten Eltern. Die elegante Mutter versichert ihrenBadebekanntschasten:„Die Seelust bekam unserm Kinde nicht, damußten wir es zu den Großeltern aufs Land schicken. Na, diewerden eS schön verziehen."— DaS arme Kind wird derweil aufdem Lande verwahrlost und bekommt nicht satt zu essen und wirdvon der Kostfrau so angefahren:„Du Pariser Unrat, glaubst wohl,für die 80 Pfg., die der Geizhals von Deiner Mutter zahlt, könntestDu alle Tage Hühnerbraten kriegen?"Der Einheimische, der vom Fremdenverkehrnichts wissen will:„Verdammte Schmutzfinken. Sie werdenuns noch die Fische vergiften, und unser Getreide durch ihren Atemverpesten".Städtische Kultur. Der Bordellwirt zur Unschuld vomLande:.Ich wüßte einen guten Platz für Dich in Paris. Du hättestda gut zu essen, bekämst feine Kleider, gehörige Trinkgelder, könntestalle Woche einmal im Wagen ausfahren und sonst die meiste Zeitim Bett liegen."(.L'Assiette au beurre."i