Soß im ZenItlM NM Wvissek'Seiten Energisch d'ä?W hin- gearbeitet wird, den ohnehin in den letzten Jahren enorm gestiegenen Einfluß des hohen Klerus auf die Zentrums- ileitung noch mehr zu stärken und die mehr oder weniger demokratischen Elemente, die in den christlichen Gewcrk- fchaften und im Volksverein für das katholische Deutschland einen Unterschlupf gefunden zu haben, zugunsten der reaktiv- nären Elemente völlig matt zu fetzen. Sowohl die �.Germania " als die„Köln . Volksztg." bestritten feierlichst diese Bestrebungen. Die obigen Auszüge aus dem Geheim- Protokoll der Osterdienstagsversammlung beweisen, wie sie Wider besseres Wissen geflunkert haben. ver GeneralausHand i» Schweden . Auch am dritten Tage hat die schwedische Arbeiterschaft ohne jegliche Ruhestörung ihren allgemeinen Ausstand unter noch stär- kerer Beteiligung als an den beiden ersten Streiktagen durch- geführt. In allen größeren Streikorten hat die von den Gewerk- schaften organisierte Aufrechterhaltung der Ordnung ausgezeichnet funktioniert. Polizei und Militär sind völlig überflüssig und tragen höchstens dazu bei, den Ausstand über den ursprünglich beabsichtigten 'Kreis hinaus zu erweitern. So haben z. B. die S t o ck h o l m e r Gasarbeiter, wie wir schon gestern meldeten, ihren Beschluß, bei Nichtzurückzichung des Militärs die Arbeit einzustellen� aus- geführt. Ueber die allgemeine Situation am dritten Streiktage unter- richtet folgendes Telegramm unseres nach Schweden entsandten Korrespondenten? Stockholm , den 6. August. Heute wurde die erste Streikver- sammlung auf dem alten Demonstrationsplav der Stockholmer Arbeiterschaft bei Lilljans abgehalten. Die Teilnahme war eine ungeheuer große. Mehr als 40V0V Arbeiter scharten sich um die Rednertribünen, und unter großer Begeisterung wurde der Bericht vom Stande des Kampses rntgegengenommen. Die Ordnung war eine mustergültige. Die Gasarbeiter haben die Arbeit eingestellt. Die Verband- lungen über Zurückziehung des Militärs an den ArbeitSpläven der Gaswerke werden jedoch fortgeführt, und im Falle eines Ent- gegenkommens würde die Wiederaufnahme der Arbeit seitens der Gasarbciter erfolgen können. In Gothenburg haben nunmehr auch die Droschken- kutschcr und die Straßenbahner die Arbeit eingestellt. Auch in dieser Stadt herrscht jetzt vollständige Arbeitsrnhe. Außer in Stockholm und Gothenburg haben die Straßenbahner «t einer ganzen Reihe von Städten die Arbeit eingestellt. In Stockholm liegt auch der Dampferbetrieb vollständig still, so daß das ganze Verkehrswesen eingestellt ist. Die Fuhrleute halten nur den Beerdigungsbetrieb und ähnliches aufrecht. Das Stockholmer Streikkomitee hat auch angeordnet, daß der Waren- transport für die Konsumgenossenschaft unbehindert fortgesetzt wird. Die Buchdrucker in Malmö.Helsingborg und U p s a l a haben sich für den Streik erklärt. Sie fordern vom Verbands- vorstände die Anordnung des Streiks der Buchdrucker im ganzen Lande. In Upsala, der alten Universitätsstadt, protestieren die Buchdrucker gegen die„Lauheit des VcrbandSvorstandes". In Helsingborg wollen sie auch ohne die Zustiinmung des Verbands- Vorstandes am Sonntag die Arbeit einstellen. Dem Beschlüsse der Eisenbahner, den Streikenden ihre Sympathie auszusprechen und pro Woche und Mitglied ö Kronen an die Gewerkschaftszcntrale abzu- führen, ist nunmehr auch der Verband der Lokomotiv- führer gefolgt. Sein Vorstand hat in einem Zirkular die Mitglieder aufgefordert, den Streikenden in gleicher Weise wie das übrige Eisenbahnpersonal die Sympathie zu bekunden. Viel- fach protestieren die Eisenbahner gegen die Militärwachen auf den Bahnhöfen. Die bürgerliche Presse ist außer sich. Einige ernste liberale Organe haben sich bisher zwar anständig verhalten. Um so mehr aber wüten die konservativen und pseudoliberalcn Blätter, die von dem eventuellen Ausstand der Buchdrucker eine Einbuße des Ge- schäftS befürchten. Auch der„Vorwärts* ist wegen der Charakteri- sierung des schwedischen DurchschniitSbourgeois in seiner Dienstagausgabe scharf angegriffen worden. Ohne den Ar- tikel abzuwarten, haben die löblichen Redaktionen auf Grund einiger ihnen telegraphisch übermittelten, auS dem Zusammen- hang gerissenen Sätze, die teils auch falsch übersetzt wurden, ein Wutgeschrei wegen unserer„Beleidigungen* angestimmt. Sie machen den Genossen Branting für den Artikel verantwortlich. und ein Blatt bezeichnet ihn gar als den Verfasier! Wir gönnen jenen Preßorganen von ganzem Herzen die kleine Abwechselung in diesen für sie so traurigen Tagen und stellen zu gleicher Zeit fest, daß Branting mit unserem Dienstagartikel nicht das mindeste zu tun gehabt hat, und daß er von ihm auch nicht früher gewußt haben kann als andere Stockholmer „Vorwärts*leser. Im übrigen aber gestatten wir uns die Bemerkung, daß sehr ernst- hafte nationalökonomische Schriftsteller Schwedens , vielleicht nicht fo scharf wie wir, aber in der Sache ebenso offen, den gering- fügigen Unternehmungsgeist des schwedischen Bürgertums seit mehr als 80 Jahren gekennzeichnet haben. Auch im Zentralorgan der schwedischen Sozialdemokratie, dem Stockholmer „Sozialdcmo- traten", ist wiederholt bis in die jüngste Zeit hinein über schlechte Leitung der schwedischen Industrie geklagt worden, und recht viele bürgerliche Blätter haben mehr als einmal ähnliche Auffassungen gebracht. Wer vielleicht untersucht die schwedische Presse lieber einmal, wem die schwedischen Arbeiter die Schmierfinkercien zu danken haben� die in den letzten Wochen in deutschen Blättern unter' Führung der„Arbeitgeberzeitung* über sie veröffentlicht wurden! Unsere Ausführungen drehten lediglich den Spieß um: Nicht die schwedische Arbeiterschaft, sondern die schwedische Bour- geoisie ist an der langsamen industriellen Entwickclung schuld. In dieser Richtung betätigt sich ja zurzeit die schwedische Unter- nehmerorganisation, deren Aussperrungstaktik nicht einer Förde- rung, sondern einer Vernichtung des industriellen Erwerbs- lebens gleichkommt.> Ter Kampf erfaßt nach den neuesten Mitteilungen aus Stock- Holm gegen 300 VM Arbeiter und Arbeiterinnen. Davon sind 80000 ausgesperrt, mehr als 200000 haben also dem Generalstreik Folge geleistet. � Durch Wolffs Telegraphenöureau werden folgende Depeschen übermittelt: BesteräS, 5. August. Fünfzig streikende Arbeiter zogen gestern aufs Land und zwangen die Landarbeiter einiger Güter, die Arbeit einzustellen. Herbeigerufenes Militär nahm heute 30 derselben fest. Bei einem darauffolgenden Zusammenstoß mit einer Volks- menge gelang es 23 Verhafteten zu entfliehen. Stockholm , 0. August. Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Landesorganisation, Reichstagsabgeordneter L i n d q u i st. erklärte Blättern gegenüber, daß seine Partei eine Vermittelung in der W&'WMwM fiop leiten der Begixxung nicht wüvfchc, pm. •*' In Göteborg beschloß das Fahr- und Werkstättenpersonal der Straßenbahn, die Arbeit heute einzustellen. Stockholm , 6. August. Der Präsident der Arbeitgebervereini- gung sprach dem„Aftonbladet" gegenüber die Meinung aus, daß eine Vermittelung seitens der Regierung jetzt zu keinem Re- sultat führen könne, da die Differenzen bei dem letzten Vermitte- lungsversuche zu groß gewesen waren; der Generalstreik habe den grundsätzlichen Standpunkt der Arbeitgeber nicht geändert. ver weiße Schrecken in Spanien . Die spamschc�Regierung will ganze Arbeit machen. Dieser Verbrecherbande, die das arme ausgesogene Land in einen Krieg zur Erhöhung der Dividenden einiger Bergwerksgesell- schaften hineingetrieben hat, genügt der Sieg in der Artillerie- schlacht von Barcelona nicht. Den Opfern der Artillerie will sie jetzt neue Hekatomben �von Opfsrn gesellen, um ihren bestialischen Rachedurst zu befriedigen. Es ist als ob ein Wetteifer der Schandtaten ausgebrochen wäre zwischen den Regierungen des frommen orthodoxen Zaren und des frommen katholischen Alfons. Die spanische Armee hat in Barcelona nicht nur gc- gemordet, sie hat auch Gefangene gemacht. Die Un- glücklichen wurden auf die Feste M o n t j u i ch gebracht, die Bastille BacelonaS. Ihre Zahl soll sich auf 1000 belaufen. Das Schreckliche, das sich auf der Festung ereignet, schildert ein Spezialbericht des„Daily Chronicle", den uns unser Londoner Korrespondent telegraphisch übermittelt, folgender- maßen: Die Gefangenen werden des Morgens aus den unterirdischen Gefängnissen in ein enges Zimmer gebracht. Ivo die militärschen Richter sie erwarten. Das Kriegsgericht hat sich in Permanenz erklärt. Die Verhandlung dauert ganz kurz. Zeugen werden nur selten vernommen. Das Resultat ist stets dasselbe: Schuldig, die Strafe stets dieselbe: der T o d. Unter den Gefangenen sind hundert Frauen und hundert Jugendliche. Vor dem Kriegsgericht sind sie gleich. Das Gericht arbeitet nach- lässig und unaufhörlich vollziehen sich draußen die grausigen Exekutionen. Aus dem engen Zimmer geht es auf die Fcstungs- wälle, die Soldaten feuern und reihen die Leichen an dem Fuß des Walles nebeneinander. Es sind Leichen von Frauen und Kindern darunter... Die Kriegsrichter erklären, wenn das Gericht zu Ende ist, wird kein Anarchist in Barcelona am Leben sein. So der Bericht des englischen Blattes. Man möchte glauben, daß dies Entsetzliche nicht wahr sein kann, daß es nicht möglich sei, vor den Augen Europas so aller Mensch- lichkcit Hohn zu bieten. Die spanische Regierung stellt auch alles in Abrede. Ein Telegramm aus Cerbsre besagt: „Nach einer�Meldung laus Barcelona sind 17 Personen, die aus dem M o n j u i ch in Haft waren, in Freiheit gesetzt worden. Die Nachricht, es seien Hinrichtungen vorgenommen worden, wird von den Behörden für unrichtig erklärt; bisher sind fünf Verurteilungen zu lebens- länglicher Zwangsarbeit erfolgt. Auf dem Monjuich befinden sich 1t Geistliche in Haft; die in den Krankenhäusern in Pflege befindlichen verwundeten Personen werden als Gefangene nach demMonjuich übergeführt, sobald sie geheilt sind.* Aber haben nicht alle amtlichen Meldungen gelogen und muß man nicht die Bande, die Artillerie auf zusammen- getriebene Menschen, deren Widerstand bereits gebrochen war.„zur Strafe" feuern ließ, zu allem, und wäre es das Scheußlichste, für fähig halten � Nur das eine darf man vielleicht noch hoffen, daß die A n g st vor einem erneuten Ausbruch die Regierung in Zaum hält. Der„Matin" bringt folgende Depesche: „Die nächste Zukunft Barcelonas liegt hinter den Mauern von Monjuich beschlossen. Wenn die Militärbehörden sich milde zeigen, wenn sie eine sorgfältige Auswahl unter den Ge- fangenen treffen und die Munizipalräte, Advokaten und Re- publikaner, welche die Zellen von Montjuich bevöllern, wieder nach Barcelona schicken, so bedeutet das den Frieden. Barcelona wird ein, zwei Wochen warten; aber wenn es erfährt, daß man diese Männer füsiliert hat, so wird alles wieder von vorn beginnen. Der Kriegsplan wird dann anders sein. Man wird nicht mehr die Klöster angreifen, man wird mit Bomben arbeiten, und alles, was man bisher von Greueln gesehen, wird übertroffen werden. Die Frage ist klargestellt: Befreiung der Gefangenen von Moujuich oder Wieder- aufnähme der Feindscligkeite». 30 000 Mann sind bereit, den Tanz wieder zu beginnen.* So. mögen vielleicht die besiegten Revolutionäre noch so- viel Kraft haben, um die Gefangenen aus den Händen der mörderischen Richter zu befreien. Klerikale Gesinnung. Fast die ganze Presse verurteilt mehr oder minder scharf die barbarischen Untaten, die die spanische Regierung in Barcelona verüben ließ, um so mehr, als sich klar heraus- gestellt hat, daß die Revolutionäre erst durch das brutale Auf- treten der Büraergarde zum Kampfe provoziert worden sind. und daß alle Greuel, die ihnen nachgesagt wurden, klerikale Verleumdungen waren. Ein Blatt macht eine Ausnahme, und dieses Blatt ist das Organ des Vatikans. Der fromme„Osservatore Romano " schreibt: „Je schneller und unbeugsamer das Werk der Rcaktipn gegen die Revolutionäre ist, desto ein st immiger und wärmer wird der Beifall der romanischen Kulturnationen sein, die dem ritterlichen Spanien in diesem Augenblick vertrauensvoll das Mandat geben, die allen gemeinsamen Rechte und Interessen zu schützen, die überall von einer kosmopolitischen Bande von Uebeltätern bedroht werden. Alle Länder, die la- teinischen vor allen, wissen leider, daß sie in ihrem Schöße die Krebsplage haben, daß sie diese giftigen Elemente aufnehmen müssen, die nur darauf erpicht sind, ihre Existenz zu untergraben. Diese Elemente sind eine soj ruchlose, so verworfene Rasse von Menschen ohne Gefühl für Vaterland und Menschlichkeit, daß sie immer aus die Gefahren und das Unglück des eigenen Landes spekulieren und dieses zu ihrem Vorteil ausbeuten. Jedesmal, wenn ihre Brüder die Brust den Waffen des Feindes aussetzen, knechen sie aus ihren Höhlen, um Schrecken in den Städten zu verbreiten, zu plündern und im Blute ihrer Mitbürger zu waten. Die Artillerie, die jetzt die Straßen von Barcelona fegt, trifft mit einem Schlage zwei geschworene Feinde der Menschheit, ihres Friedens und ihrer Wohlfahrt, nämlich die Anarchie und den Antiklerikalismus. Diese beiden sind mit einander eng verbündet, da sie die gleichen Ziele haben. Wir möchten wünschen, daß diese Mahnung alle beherzigen, die die Verantwortlichkeit der Macht tragen, so daß sie sich überzeugen, wie sie durch Ermutigung des Antiklerikalismus nur Reichsfeinde und Rekruten der Anarchie züchten, die eines Tages— o möge er fern sein!— die erste Gelegenheit benutzen, um in Feuer- und Blutorgien zu schwelgen.* Diese Enthüllung klerikaler Menschenliebe wird man sich merken müssen. Der Ausbruch der Revolution. Die„Frankfurter Zeitung " veröffentlicht eine Korrespon- dcnz aus Barcelona vom 2. August, die sehr deutlich zeigt, daß erst das brutale Vorgehen der Bürgergarde zu dem Aus- bruch des Kampfes führte. Es heißt darin: Als Prote st kund gebung gegen den Krieg bc- absichtigte die Arbeiterpartei von Barcelona einen alle Betriebe um- fassenden Generalstreik in Szene zu setzen; die Absicht war wohl ziemlich geheim gehalten worden und am Montag den 20. Juli wurde dieselbe ebenso plötzlich wie mit durch- greifendem Ersolge ausgeführt. Am Vormittag begannen kleinere Abteilungen von Arbeitern, insbesondere jungen Burschen, und Ar- beiteriimen, die Stadl zu durcheilen und in jedem Beiriebe die Arbeiter zum Niederlegen der Arbeit aufzufordern. Im allgemeinen wurde der Aufforderung willig Folge geleistet; wo solches nicht der Fall war, genügte in der Regel ein kleines Steinbombardement, um die widerstrebenden Elemente gefügig zu machen. Auf die Gleise der Straßenbahnen wurden große Steine gelegt; sofern dies nich: genügte, wurden die LehungSdrähte zerschnitten und bei einer besonders harnäckigen belgischen Gesellschaft einige Wagen umgestürzt und in Brand gesteckt, worauf auch diese sich ihrem Schicksale er- gab und den Betrieb einstellte. Alle Fuhrwerke auf den Straße'.: wurden von Abgesandten der Arbeiter angehalten und zur Heimkehr gezwungen, und am Nachmittage desselben Tages war lein Fuhr- werk mehr in der Stadt zu sehen. Hatte sich bis dahin die Sache friedlich abgespielt, so sollte sie eine tragische Wendung nehmen, als die an sich wegen ihrer Rück- sichtslosigkeit beim Volle verhaßte Guardia Kivil, eine etwa der Gendarmerie entsprechende vorzüglich ausgebildete Truppe zu Fuß ur.d zu Pferde, sich einmischte und anfing, mit Wa ff engewall gegen die Manifestanten vorzugehen. In einer Anzahl enger Straßen der Äl:- stadt wurden jetzt Barrikaden, speziell aus Pflastersteinen, errichtet und am Dienstagnnttag entspann sich in der Vorstadt G r a c i a ein scharfer Feuerkampf zwischen der Gnardia Civil und den zum Teil mit Schußwaffen ausgerüsteten Arbeitern. Die Guardia Civil konnte die Ruhe nicht wieder herstellen, und der Kampf ließ erst abends gegen 0 Uhr nach, als zur Wiederherstellung der Ordnung eine Abteilung Infanterie sowie ferner eine Abteilung Artillerie in die Vorstadt einzog. Da die Manifestation zugunsten des Militärs veranstaltet worden war, so schössen die Arbeiter nicht auf das Militär; dasselbe wurde im Gegenteil überall mit Händeklatschen und Beifall be- grüßt. Es scheint, daß auch das zuerst gesandte Militär nicht gerade geneigt war, den Kampf gegen die Manifestanten oufzu- nehmeu, weshalb dasselbe zum Teil abgelöst und durch aus anderen Städten, Madrid und Valencia , herangezogene Truppen ersetzt wurde. Die Nacht zum Mittwoch verlief, abgesehen von kleineren Kämpfen, ruhig, wurde indessen von den Manifestanten benutzt, ihre Wut an den in Barcelona ja außerordentlich zahlreichen K l ö st e r n auszulassen. Gegen Abend flammten an vielen Stellen der Stadt Brände empor und am Morgen des nächsten Tages waren gegen dreißig Klöster in Flammen.... Am Mittwoch früh wurde der Belagerungszustand verhängt. Die Bevölkerung wurde durch Anschläge aufgefordert, nach 9 Uhr morgens die Hauser nicht mehr zu Verlässen, und gleichzeitig wurde betanntgemachl, daß auf Gruppen, die sich in den Straßen bilden, ohne weiteres geschossen würde. Tagsüber knallten denn auch in den verschiedensten Stadtteilen die Schüsse, und da das Militär und speziell die Guardia Civil bei der geringsten Kleinigkeit die Straßen entlang schössen und sich immerhin noch viele Leute unterwegs befanden, so wird wohl auch mancher harmlose Passant einen bösen Denkzettel mit- bekommen haben. Die Schießerei dauerte auch den nächstfolgenden Tag noch an; die Manifestanten hatten sich zum Teil in Häusern versteckt und schössen von dort aus auf das Militär; einigen Gruppen gelang eS auch, noch einige Klöster in Brand zu stecken, doch wurden die übriggebliebenen jetzt schärfer bewacht und von den Au- S reifern blieben viele auf dem Platze, ohne ihr Ziel erreicht zu aben. Nachdem am Freitagabend noch einige kleinere Gefechte statt- gefunden hatten, konnte am SamStag die Ruhe als wiederhergestellt betrachtet werden. Die Sympathien der Bevölkerung standest wohl in der Mehrzahl auf Seite der Arbeiter, da Ausschreitungen gegen die Bevölkerung kaum vorkamen, andererseits der Barceloneser als Catalane einen großen Haß gegen alles nährt, was von Madrid und der Regierung kommt. Trotz aller sonstigen Differenzen sind in diesem Punkte arm und reich, die gesamte Be- völkerung der schönen und gewerbfleißigen Provinz Catalonien ohne Ausnahme einig, und früher oder später wird die Regierung noch einmal e isti c n schweren Kampf mit der selbstbewußten Be- völkerung diese« Landes auSznfechten haben, dessen Ausgang sich jedenfalls nicht voraussehen läßt. Auch der Korrespondent der„Köln . Ztg.* bestätigt, daß die AuSständischen keinerlei der ihnen angedichteten Greuel begangen haben. Er telegraphiert:„Zwei Tage lang waren die AuS- oder Aufständischen die Herren der Stadt. Es ist kein Raub und kein Mord, keine Gewalttat begangen worden, ausgenommen die Angriffe gegen die Klöster. Kirchen und kirchliche Anstalteu. Aber auch keine Klosterleute sind getötet, geschlagen oder ver- gewaltigt worden. Die Angaben über die Verbrennung von Nonnen sind völlig erlogen, im Gegenteil: das Voll glaubte sie zu befreien, indem es sie zwang, ihre Klöster zu verlassen. Erst als die Klöster geräumt waren, legten die Angreifer Feuer an. Da daS Volk hierzulande glaubt, daß die Nomien in den Klöstern vielfach eines gewaltsamen TodeS sterben, lebendig vermauert werden usw., setzte die Entdeckung von Kirchhöfen innerhalb der Klostermauern die Einbildungskraft und die Neugier in Bewegung. so daß einige Gräber geöffnet wurden. Man fand dann Leichen mit zusammengebundenen Beinen, wie eS angeblich Klosterbrauch sein soll, und glaubte, darin einen Beweis für seine schlimmen Ver- mutungen zu finden.* Vor Melissa. PariS , S. August. Nach einer Meldung des»Echo de Paris" dürste sich die Lage der spanischen Truppen bei Melissa dem- nächst sehr kritisch gestalten. Wie dem Blatte aus amtlicher Quelle aus Oran telegraphiert wird, haben die Rifbewohner die Wasserleitungen nach Melilla zerstört, so daß in der Stadt Trinlwasserntangel droht. Die spanischen Truppen sind unter diesen Umständen gezwungen, sofort zum Kampf zu schreiten, obwohl sie dafür nicht vorbereitet sind. Man befürchtet den Ausbruch von Epidemien. Ein Wintcrfeldzng. London , 6. August.„Daily Telegraph " berichtet ans Madrid : Der Kriegsminister, der der Ansicht ist, daß die Operationen in Marokko nicht sobald beendet sein werden, hat bereits Vor- lehrungen für die Ueberwinterung der Truppen gc- troffen._ politilcbe Ckbcrlicbt Berlin, den 6. August 1909. Die Wahlen zum badischcn Landtage werden laut amtlicher Mitteilung am 21. November statt- finden. Die Einberufung der Kammer wird anfangs Dezember erfolgen._ Eine Kraut» und Rübcnpartei in Sachsen . Wie die„Deutsche Tageszeitung" erfährt, wollen die sächsischen Antisemiten im künftigen Landtage eine Wirtschaftliche Bereinigung
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