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6ewerferchaftl!cbc9. Deutsche   Buchdrucker. Nevsr die Lage der deutschen   Buchdrucker erfahren wir aus dem soeben erschienenen Bericht der Deutschen   Buchdrucker-Berufsgenossen- schaft sehr interessante Zahlen. Nach einer übersichtlichen Aufstellung sind in Preußen 4036 Be- triebe mit 81 979 Arbeitern versichert, davon 3929 Buchdruckereien mit 6S 647 Arbeitern. Im Königreiche Bayern   zählte man 674 Betriebe mit 11 876 Versicherten, in Sachsen   733 Betriebe mit 20 433 Ver- sicherten, in Württemberg   291 Betriebe mit 6379 Versicherten, in Baden 262 Betriebe und 4212 Versicherten usw. Der Durchschnittslohn betrug 1139,04 M. gegen 1124,96 M. im Jahre 1907. Den höchsten Durchschnittslohn verdiente man im Be- zirk der Sektion VIII(Berlin  ) mit 1403 M., den niedrigsten in Sektion XU(Posen) mit 864 M. pro Jahr. Wie die nachstehende Tabelle zeigt, sind in einzelnen Bezirken die Löhne im letzten Jahre gegenüber 1907 sogar gesunken: Sektionen I(Hannover). II(Köln  -Rhein  ). III(Frankfurt  -M.) IV(Stuttgart  ). V(München  ) VI(Halle  -Saale  ) VII(Leipzig  ).. VIII(Berlin  ). IX(Breslau  ).. X(Hamburg  ). XI(Stettin  ).. XII(P o s e n).. Durchschnitt der Löhne und Gehälter auf eine versicherte Person Zusammen für 1908 Ueber die Größe der versicherten Betriebe wird berichtet, daß auf jeden Betrieb durchschnittlich 20,7 Arbeiter entfallen. In 46 Be- trieben waren je über 300 Personen beschäftigt. In den Jahren 1902 und 1903 zählte man noch keine Setzmaschinen, die im Jahre 1904 mit 1197 erschienen und sich seit dieser Zeit verdoppelt haben. Angemeldet wurden im Berichtsjahre: 2741 Unfälle gegen 2318 im Vorjahre. Aus 1000 Versicherte entfallen somit durchschnittlich 18,4 Unfälle. Entschädigt wurden jedoch nur 418 Fälle, davon 248 männliche und 116 weibliche Erwachsene, sowie 42 männliche und 13 weibliche jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren. Die Zahl der männlichen Verletzten unter 19 Jahren betrug 93, die der weiblichen dagegen 63. Durch Unfall wurden 14 Versicherte getötet. 267 Berufungen wurden zugunsten der Berufsgenossenschaft und nur 73 zugunsten der Verletzten von den Schiedsgerichten erledigt. Von den Rekursen der Berufsgenossenschaft hatten 10 Erfolg und 9 wurden abgewiesen, während die Verletzten nur in 6 Fällen siegten und in 27 Fällen abgewiesen wurden. Wie es in den Bnchdruckereien Deutschland« mit dem viel- gerühmten Unfallschutz aussieht, davon ein Bild auS dem Berichte selbst. Die technischen Aussichtsbeamten, drei an der Zahl, revidierten im Berichtsjahre nur 996 Betriebe und fanden darin insgesamt 6040 Mängel vor. Eine genaue Aufstellung der Mängel nach Art und Zahl lehrt, wie sehr die gefährlichen Maschine» noch jeden Schutzes entbehren. Es heißt darüber auch u. a.: .Die Tiegeldruckpresse lieferte im letzten Jahre der Genosienschaft 19 Proz. aller entschädigungspflichtigen Unfälle. Es dürfte diese große Anzahl Unfälle an Tiegeldruckpressen wesentlich dem Umstände zuzuschreiben seien, daß vorzugsweise jugendliche, schlecht aus- gebildete Personen an diesen Maschinen beschäftigt werden. Dies geht auch aus der Unfallstatistik hervor. Nach der Aufstellung für das Jahr 1903 waren 70 Proz. der an Tiegeldruckpressen Verletzten bis zu 19 Jahre alt, während für Schnellpressen die« Verhältnis 46 Proz., bei Notationsmaschinen 13 Proz. betrug. Ueber gesundheitsschädliche Einflüsse wird berichtet, daß.in Maschinensetzereien vielfach Heizgase und etwaige Abgase der Oxy« dation des Metalls in gemeinsamer Rohrleitung zum Schornstein oder auch nur durch die Mauer nach außen geleitet werden. Diese Rohrleitung ist häufig unsachgemäß ausgeführt, so daß eine gesund- heitsschädliche Luft in den Räumen vorherrscht�. Man sieht hieraus, daß die Buchdrucker alle Ursache haben, mehr Schutz für Leben und Gesundheit zu verlangen und bei den nach- gewiesenen Lohnsätzen unter der Teuerung sicher sehr zu leiden haben._ Berlin   und Umgegend. Der Streik der Gcldschrankschlosser. Dem neuen Tarifvertrag, wie ihn die Arbeiter vorgelegt haben, stehen die meisten Fabrikanten noch immer mit einem gewissen Zaudern gegenüber. Einige Firmen haben unterzeichnet, aber die Mehrzahl wartet ab, wie die Dinge sich zunächst gestalten werden. Viele Versuche werden gemacht, um Streikbrecher heranzubekommen. In S a ch s e n ist man besonders eifrig auf der Suche nach Schlossern. Am Mittwoch erwartete man 100 Mann aus Leipzig  , aber die Streikenden in Berlin   hatten ihre Gegenmaßvegeln ge- troffen; statt der erwarteten 100 kamen etwa 14 Mann in Berlin  an. Fünf davon fingen die Streikenden ab. so daß von diesem Transport nicht mehr als neun übrigblieben. Die fünf Ab- gefangenen sollten bei A r n h e i m Arbeit nehmen, aber sie ver- langten ihre Papiere zurück. Zuerst wurde deren Herausgabe ver» weigert, weNn nicht pro Mann 3 M. Kosten bezahlt würden. Erst als ein Vertreter vom Deutschen   Metallarbeiterverband mit einem Schutzmann erschien, rückte man mit den Papieren heraus. In bürgerlichen Zeitungen werden Anzeigen erlassen vom .Deutschen Stellennachweis", der scheinbar.nach außerhalb" Schlosser sucht. Davor sei gewarnt, man sucht Streikbrecher für Berlin  . Der Deutsche   Metallarbeiterverband hat unter anderem auch in Ungarn   Warnungen vor Zuzug nach Berlin   bekanntgeben lassen. Aus B u d a p e st kam darauf die Nachricht, daß man den Kampf in Berlin   um so genauer verfolgt, als auch in dortigen Geldschrankfabriken Konflikte auszubrechen drohen. Der Aussperrungsbeschlutz der Unternehmer ist der Streik- leitung auch schriftlich zugegangen. Otto Handle erklärte in einer Versammlung der Streikenden, die am Freitagmorgen statt- fand, daß der Streik nicht aufgehoben werden könne. Die Unter« nehmcr haben selbst die Veranlassung dazu gegeben, daß der Kon- flikt ausbrechen mußte. Ebenso erklärte Herr Joseph, der Vertreter der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvcreine, daß die Unter- nehmer für den Konflikt die volle Verantwortung zu tragen hätten, sie können ihn beilegen, aber sie wollen nicht. Redner er- innerte daran, daß die Unternehmer schon 2� Pf. Zulage be­willigt hatten, diese Zulage aber wieder zurückzogen. Die Streiposten berichetcn von zahlreichen schlechten Er- fahrungen mit der Polizei, die vor jedem Fabriktor, wo gestreikt wird, vertreten ist. Vielfach sind Verhaftungen vorgekommen, wenn die Streikposten ihre Rechte ausüben Kollten. Einige wurden viele Stunden lang auf den Wachen festgehalten. Ein Streikbrecher, der mit einem Revolver bewaffnet war, schoß am Humboldthain auf einen Streitenden. Der Schießbold wurde verhaftet, aber bald darauf wieder freigelassen, um weiter Streikbrecherdienste zu tun. Die Polizei greift in ihrem Eifer auch manchmal daneben. So verhaftete ein Schutzmann den Maurerpolier Fritz B r e e aus Reinickendorf  , der in der Badftraße, Ecke Koloniestraßc, auf jemand wartete. Der Schutzmann glaubte, er habe eS mit einem Streikposten von Arnheim   zu tun. Bree zeigte als Legi timation seine Karte von der Bcrufsgenossenschaft. Darauf er- klärte der Schutzmann:Ja, ja, deswegen gerade müssen Sie mit! Er nahm vielleicht an, Bree sei im Besitze einer Äreikkarte und brachte ihn nach der Wache, wo er über eine Stunde zubringen mutzte, bis ein anderer Schutzmann kam und ihm sagte, er könne gehen, die Sache sei erledigt. Hoffentlich für Bree aber noch nicht. Ein Schutzmann brachte sogar eine Frau mit einem Kind nach der Wache, die sich in der Nähe von Arnheims Fabrik auf- gehalten hatten. Bei Arnheim   fuhren am Mittwoch 6 Droschken mit Arbeitswilligen vor, aber nur aus einer Droschke stiegen die Insassen aus. Die anderen ließen umkehren, sie hatten sich die Sache überlegt und wollten nicht als Streikbrecher arbeiten. Flugs fuhr ein Schutzmann mit einem Begleiter diesen Droschken nach. Diese Art, wie die Polizei in den Kampf eingreift, hat unter den Streikenden viel Erbitterung erzeugt. Deutfehes Reich. Streik und Aussperrung der stäbtischen Arbeiter in Kiel  dauern unverändert fort. DieEinigungsvorschläge" des Ma- gistrats, wonach die alten Arbeiter nicht alle wieder eingestellt und denen, die eingestellt werden, ihre seitherige Dienstzeit erst nach achtmonatiger guter Führung angerechnet werden soll, kommt einer Verhöhnung und Bestrafung der vom Magistrat ausgesperrten alten Arbeiter gleich; es soll außerdem noch eine Verschlechterung der Lohnderhältnisse eingeführt werden. Eine von Streikenden und Ausgesperrten gut besucht« Ver- sammlung hat es abgelehnt, hierauf einzugehen und die Arbeit wieder aufzunehmen. Als Zeichen für ihre Friedensliebe haben sie aber dem Magistrat nochmals Einigungsvorschläge unterbreitet, die darin gipfeln, daß die Achtftundcnschicht vom 1. April 1910 ab für Osenarbeiter, Brückenleute und Kesselheizer eingeführt wird. Weitere Beratungen über sonstige Verkürzung der Arbeitszeit sollen nach dem Zusammentritt eines neu zu wählenden Arbeiteraus- schusses gepflogen werden. Bei Prüfung und Regelung der Lohn- Verhältnisse gelegentlich der bevorstehenden Etatsberatung soll ein Mindestlohn von 4 M. festgesetzt werden. Ferner soll auf Ein- führung der wöchentlichen Lohnzahlung und Wiedereinstellung der alten Arbeiter mit ihren alterworbenen Rechten und sonstigen Vergünstigungen nach dem Dienstalter in die zuletzt innegehabten Stellungen bestanden werden. iWan hat diese Forderungen sofort dem Magistrat unterbreitet, doch wird erst in nächster Woche darüber verhandelt werden, da der Magistrat erst in nächster Woche zusammentritt. Der Kampf dauert also fort. Moralische Unterstützung ist in jeder Weise geboten; die Nachrichten bürgerlicher Blätter über die bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit kennzeichnen sich hier- nach als Lügenberichte. Schwarze Listen. Fast keine Woche vergeht, ohne daß der Gesamtverband beut- scher Metallindustrieller nicht eine Anzahl seiner berüchtigten Ver- rufserklärungen versendet. Auch in der Zeit vom 19. Juli bis 2. August wurden wieder 12 derselben, die die Nummern 131 bis 142 tragen, an die Mitglieder des Metallindustriellenverbandes verschickt. Wir entnehmen dem Rundschreiben folgende Angaben: Wegen Beendigung des Streiks oder Differenzen in der Chemi- schen Fabrik Union in Stettin  , Firma Müller in Hamburg  , M. Schmidt und Sohn in Nürnberg  , Tromser Eisenwerk Koch u. Eo., Troms   bei Lübeck  , Flensburger Schiffsbaugesellschast  , der Maurer, Zimmerer und Bauarbeiter in Apenrade  , der Heizer und Maschinisten im Hafengebiete Mannheim-Ludwigshafen, werden die diesbezüglichen Rundschreiben und schwarzen Listen außer Kraft gesetzt. Neu in Verruf gebracht werden die Zimmerer in Eddelak  , die Zimmerer und Maurer   in Horst i. H. Die Gutzputzer der Eisengießerei Berg in Nürnberg  -Witzeldorf, die Arbeiter der Wellblechfabrik Gatzmann in Breslau  , sämtlich unter Angabe ihrer Personalien. Ohne Stamensangabe wurden die Berliner   Geld- schrank» und die Breslauer Bauschlosser in Verruf gebracht. Brauereiarbciterverband. Der geringe Mitgliederrückgang, den der Brauereiarbeiter» verband im 1. Quartal 1909 als Folge von Arbeitercntlassungen in großer Zahl, verursacht durch den schlechten Geschäftsgang, zu ver- zeichnen hatte, wurde im 2. Quartal mehr als ausgeglichen. Auch die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse war eine äußerst erfolg- reiche. Von den Angriffsbewegungen wurden erfolgreich erledigt: mit Streik 12 in 26 Betrieben, ohne Streik 77 in 141 Betrieben, teilweise erfolgreich: 14 in 14 Betrieben. Von den Abwehrbewe- gungen hatten Erfolg: Mit Streik 3 in 8 Betrieben, ohne Streik 178; teilweise erfolgreich: mit Streik 1, ohne Streik 37, erfolglos: mit Streik 1, ohne Streik 34. Außerdem wurden ohne Streit er- ledigt: 91 Bewegungen in 161 Betrieben mit 7866 beschäftigten Personen. Im 1..Halbjahre 1909 wurden 101 Tarifverträge abgs- schlössen. Der Erfolg der Lohnbewegungen war folgender: Es wurden erreicht: An Arbeitszeitverkürzungen insgesamt 17 398 Stunden oder pro Person 2,8 Stunden pro WodHe; an Lohn» erhöhungen insgesamt 16 022 M., oder pro Person 2,23 M. pro Woche. Husland. Ein Neger-Streik. Ein eigenartiger Streik ist, wie Schiffsleute mitteilen, in dem westafrikanischen Hafen Monrovia  (in der Negerrepublik Liberia  ) zum Ausbruch gekommen. DieKuhjungen", so werden dort die schwarzen Hafenarbeiter und Schiffsleute benannt, die namentlich an den Dampfern der Woermann-Linie beschäftigt werden, haben die Arbeit niedergelegt, weil ihre Forderung.4 und 6 Schilling pro Tag und Rationen" nicht bewilligt wurden. Die streikenden Neger führen den Kampf mit großer Hartnäckigkeit, sie verstehen es, die Arbeitswilligen von den Schiffen fern zu halten und sind offenbar nicht gewillt, sich den deutschen Reedern so ohne weiteres zu unter- werfen. Wie es nun heißt, will Wocrmann. um die Neger mürbe zu machen, Weiße einstellen für die fraglichen Arbeiten. Der amerikanische   Trust von Straßenbahnen, der im Osten von Pennsylvanien  , in Delaware   und anderen Staaten eine Menge Bahnen beherrscht, hat bekannt gemacht, daß er die Löhne der Straßenbahner vom 1. August ab erhöhen wolle. Der Stundenlohn der Straßenbahner soll 18>/z Cent(76 Pf.) betragen. Dies gilt für etwa 6000 Arbeiter in neun Städten. Die Löhne wurden vor einem Jahre um 1>/z Cent pro Stunde reduziert. Die Straßenbahner aber haben in der letzten Zeit in verschiedenen Städten erfolgreiche Streiks geführt, wie in Philadelphia, Pittsburg   und Ehester. Ilcbcrall wurden die Streikenden von den Bürgern kräftig unterstützt. Daraus erklärt sich auch die Ankündigung der Lohnerhöhung von feiten des Trusts, die eine Borbeugungsmaßregel gegen Lohn- forderungen sein soll. Versammlungen. Die Eisen-, Metall- und Revolvcrdreher besprachen in einer Versammlung, die am DonnlAstagabend in Graumanns Saal, Narmynstraße, stattfand, die Verhältnisse in ihrem Beruf und die Aufgaben der Konferenz der Gelbmetallindustrie, die in Frank- furt� a. M. Mitte August zusammentreten soll. Die Arbeitszeit beträgt neun Stunden und der Verdienst ist im allgemeinen nicht höher als 27 bis 30 M. pro Woche. Nach einer Statistik, die in den verschiedenen Betrieben ausgenommen wurde, ist als höchster Lohn bei Akkordarbeiten durchschnittlich 80 Pf. pro Stunde erzielt worden; dagegen wurden auch.Löhne von 26 Pf. pro Stunde fest« gestellt. Die Branchcnkommission ist entschlossen, in einzelnen Be- trieben in der nächsten Zeit vorzugehen, um Verbesserungen zu erzielen. Von der Konferenz werden gute Früchte erwartet für die Agitation in der Provinz. Die Berliner   Arbeiter der Gelb- Metallindustrie haben schwer unter der Konkurrenz aus der Pro- vinz zu leiden, wo ungemein billig produziert wird. Zentralvcrband der Schmiede. In der am Donnerstag abge» haltenen Generalversammlung der Zahlstelle Berlin   gab der Kassierer H e n s ch e l den Kassenbericht für das zweite Quartal. Die Abrechnung der Hauptkasse schließt in Einnahme und Ausgabe mit der Summe von 14 749,09 M. Die Lokalkasse verzeichnet ein- schließlich des alten Bestandes von 17 013,62 M. eine Einnahme von 19 763,67 M, eine Ausgabe von 2602,92 M., so daß ein Be- stand von 17 266,75 M. verbleibt. Das Vermögen der Zahlstelle beträgt 63 666,75 M. Für die verschiedenen Ilntcrstützungszweige wurden 9639,51 M. ausgegeben. Außerdem sind im Laufe des Winters 137 ausgesteuerte Mitglieder mit 6320 M. unterstützt. Nachdem die Abrechnung erledigt war, hielt Bas n er einen Bor- trag über die Anfänge der sozialistischen   Bewegung in Deutsch  - land. Hierauf wurden mehrere geschäftliche Anträge behandelt. In der vorigen Versammlung war ein Antrag, welcher besagt, die Gcmaßregclten bei der Zuweisung von Arbeit durch den Arbeits- Nachweis nicht mehr zu bevorzugen, der erweiterten Verwal- tung überwiesen worden. Diese empfahl nunmehr, es bei dem bisherigen Zustande zu lassen, da man es den Gcmaßregclten schul- dig sei, ihnen in erster Linie Arbeit zuzuweisen und eine erheb- liche Benachteiligung der anderen Arbeitslosen dadurch nicht ein- trete. Die Versammlung stimmte dem zu. Die Ueberweisung von 100 M. an die Streikenden in Hagen   wurde genehmigt. Dem Vor- sitzenden Sicring bewilligte die Versammlung auf seinen Antrag Urlaub ohne Gehalt zum Besuch der Parteischule und einen mo- natlichcn Zuschuß von 10 M. zum Büchergeld. Zentralverband der Sattler und Portefcuiller. Die Taschen- und Galanteriebranche Berlins hielt am Mittwoch ihre regelmäßige Mitgliederversammlung ab. Der zweite Zentralbevollmäckstigte. Weinschild, hielt einen instruktiven und durch viele Beispiele und Entscheidungen erläuterten Vortrag über den im vorigen Jahre zwischen der Organisation und den Unternehmern der Branche abgeschlossenen Tarifvertrag, der in seiner Art als muster- gültig angeschen werden kann und in den Tarifverträgen der deutschen Gewerkschaftsbewegung wohl einzig dastehen dürfte. Redner faßte am Schlüsse seines von gründlicher Sachkenntnis ge- toagenen Vortrages seine Ansicht dahin zusammen: Tarifverträge haben nur Wert, wenn starke Organisationen dahinter stehen. Die Gegner der Verträge behaupten nun, wir hätten uns der Macht auf drei Jahre den Unternehmern gegenüber begeben. Dies treffe nicht zu. Was im Tarifvertrag festgelegt ist, sind Mindestlöhne, sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeiter dürfen darüber hin- ausgehen. Es steht uns sehr wohl frei, die jeweilige Konjunktur auszunutzen. Jedoch dürfen die Arbeiter in solchen Situationen nicht die Arbeit hinwerfen, sondern müssen den Instanzenweg ein- halten und lctztenfalls hat dann die Schlichtungskommission die Entscheidung zu fällen. Tarifverträge sind deshalb noch lange nicht Friedensverträge. Sie stellen nur den Boden dar, auf dem die wirtschaftlichen Kämpfe ausgekämpft werden. Er halte sie für Kampfverträge, in den nur beiden Parteien die Grenzen gesteckt werden. Hier nützen keine Resolutionen, handeln ist das einzige Mittel. Die Kollegen müssen von ihrem Recht, Tarifverstößc ans Tageslicht zu ziehen, Gebrauch machen. Sie brauchen solch- nur der Organisation mitzuteilen, die dann das übrige schon besorgt. In Offenbach   al'/in werden dieserhalb in nächster Zeit 89 Fabri- kanten vor das Forum der Schlichtungskommission gezogen. Sei- tens der Kollegen sind bisher Tarifverstöße nicht vorgekommen. An ihnen liegt es, zu sorgen, daß alle derartigen Fälle vor die Schlichtungskommission kommen. Der Vortrag wurde mit leb- hastem Beifall aufgenommen. Die übrigen Punkte betrafen in- terne Branchenangelegenheiten. In die Aranchenkoinmission wurde F. L ö k e gewählt. Letzte JVachncbtcn und Depefeben. Japanisch  -chinesischer Konflikt. Tokio  , 6. August.  (W. T. B. Meldung des Rcuterschen Bu- reaus.) Von zuständiger Seite wird erklärt, Japan   beabsichtige, die Antung-Mukden-Bahn trotz des chinesischen Widerspruches umzubauen und mit den Arbeiten morgen zu beginnen; das Kriegs- Ministerium sei auf alle Eventualitäten vorbereitet. Längs der Bahnlinie sind einige hundert chinesische Soldaten postiert Freigesprochen. Karlsruhe  , 6. August.  (B. H.  ) Das Schöffengericht verhan­delte heute mehrere Stunden lang über die von der Militärbehörde veranlasste Klage gegen den Fuhrmann D o f f i n wegen tätlicher Mißhandlung des zum Telegraphcnbataillon kommandierten In- fnntericleutnants Freund vom 34. Regiment in Stettin  . Die An- klage bezog sich auf den kürzlich erwähnten Zusammenstoß zwischen dem Fuhrmann und dem eine Uebungsabteilung des Telegraphen- bataillonS kommandierenden Offizier am 26. Mai d. I. Der An- geklagte wurde nach langer Verhandlung freigesprochen. Verunglückte Touristen. Bern  , 6. August.  (W. T. B.) An derJungfrau" sind zwei Touristen deutscher Herkunft namens S e e s e und Besser, die in Baden in der Schweiz   in Stellung waren, abgestürzt. Die Leiche Seeses ist bereits geborgen, während die seines Kameraden noch nicht aufgefunden worden ist._ Gegen die englische Herrschaft. Geuf, 6. August.  (W. T. B.) Der Kongreß der ägyptischen Jugend, der hier stattfinden soll, ist auf die Zeit vom 13. bis 15. September angesetzt worden. Er verfolgt den Zweck, Aegypten   von der englischen Vormundschaft zu befreien und eine konstitutionelle Regierung einzuleben. Das Präsidium über den Konarrß wird in Händen von Mohamed Fahmi liegen. In fremdem Lande. Charleville  , 6. August.  (W. T. B.) Bei Villers-la-Montagne in der Nähe von Longwy   landete heute nachmittag ein deutscher Ballon, in dessen Gondel sich ein früherer Offizier und drei andere Personen befanden. Von der Zollbehörde wurde den Luftschiffern ein Zoll von 696 Franks abverlangt sowie ein mitgeführter Photo- graphischer Apparat samt Platte» beschlagnahmt. Zur Schiffskatastrophe bei Kapstadt  . Kapstadt  , 6. August.  (W. T. B.) Von der Besatzung des ge- scheiterten DampfersM a o r i" sind noch vier Mann gerettet worden. Acht befinden sich noch an Bord, während von dem Rest der Bemannung, der Boote bestiegen hat, noch keine Nachricht vor liegt. Verantw. RÄälteur: Hans Weber» Berlin  . Inseratenteil versntw.i Ach. Glocke, Berlin  . Druck u. Verlgg: Vorwärts Buchdr.u.LerlSLkanitall Paul Singers Co., Berlin   LIV, Hierzu 3 Beilagen u.UnterhaltungS