6ewerferchaftl!cbc9.Deutsche Buchdrucker.Nevsr die Lage der deutschen Buchdrucker erfahren wir aus demsoeben erschienenen Bericht der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossen-schaft sehr interessante Zahlen.Nach einer übersichtlichen Aufstellung sind in Preußen 4036 Be-triebe mit 81 979 Arbeitern versichert, davon 3929 Buchdruckereien mit6S 647 Arbeitern. Im Königreiche Bayern zählte man 674 Betriebemit 11 876 Versicherten, in Sachsen 733 Betriebe mit 20 433 Ver-sicherten, in Württemberg 291 Betriebe mit 6379 Versicherten, inBaden 262 Betriebe und 4212 Versicherten usw.Der Durchschnittslohn betrug 1139,04 M. gegen 1124,96 M. imJahre 1907. Den höchsten Durchschnittslohn verdiente man im Be-zirk der Sektion VIII(Berlin) mit 1403 M., den niedrigsten inSektion XU(Posen) mit 864 M. pro Jahr.Wie die nachstehende Tabelle zeigt, sind in einzelnen Bezirkendie Löhne im letzten Jahre gegenüber 1907 sogar gesunken:SektionenI(Hannover).II(Köln-Rhein).III(Frankfurt-M.)IV(Stuttgart).V(München)VI(Halle-Saale)VII(Leipzig)..VIII(Berlin).IX(Breslau)..X(Hamburg).XI(Stettin)..XII(P o s e n)..Durchschnitt der Löhneund Gehälter auf eineversicherte PersonZusammen für 1908Ueber die Größe der versicherten Betriebe wird berichtet, daßauf jeden Betrieb durchschnittlich 20,7 Arbeiter entfallen. In 46 Be-trieben waren je über 300 Personen beschäftigt. In den Jahren1902 und 1903 zählte man noch keine Setzmaschinen, die im Jahre1904 mit 1197 erschienen und sich seit dieser Zeit verdoppelt haben.Angemeldet wurden im Berichtsjahre: 2741 Unfälle gegen 2318im Vorjahre. Aus 1000 Versicherte entfallen somit durchschnittlich18,4 Unfälle. Entschädigt wurden jedoch nur 418 Fälle, davon 248männliche und 116 weibliche Erwachsene, sowie 42 männliche und13 weibliche jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren. Die Zahl dermännlichen Verletzten unter 19 Jahren betrug 93, die der weiblichendagegen 63. Durch Unfall wurden 14 Versicherte getötet.267 Berufungen wurden zugunsten der Berufsgenossenschaft undnur 73 zugunsten der Verletzten von den Schiedsgerichten erledigt.Von den Rekursen der Berufsgenossenschaft hatten 10 Erfolg und 9wurden abgewiesen, während die Verletzten nur in 6 Fällen siegtenund in 27 Fällen abgewiesen wurden.Wie es in den Bnchdruckereien Deutschland« mit dem viel-gerühmten Unfallschutz aussieht, davon ein Bild auS dem Berichteselbst. Die technischen Aussichtsbeamten, drei an der Zahl, revidiertenim Berichtsjahre nur 996 Betriebe und fanden darin insgesamt6040 Mängel vor. Eine genaue Aufstellung der Mängel nach Artund Zahl lehrt, wie sehr die gefährlichen Maschine» noch jedenSchutzes entbehren.Es heißt darüber auch u. a.:.Die Tiegeldruckpresse lieferte im letzten Jahre der Genosienschaft19 Proz. aller entschädigungspflichtigen Unfälle. Es dürfte diesegroße Anzahl Unfälle an Tiegeldruckpressen wesentlich dem Umständezuzuschreiben seien, daß vorzugsweise jugendliche, schlecht aus-gebildete Personen an diesen Maschinen beschäftigt werden. Diesgeht auch aus der Unfallstatistik hervor. Nach der Aufstellung fürdas Jahr 1903 waren 70 Proz. der an Tiegeldruckpressen Verletztenbis zu 19 Jahre alt, während für Schnellpressen die« Verhältnis46 Proz., bei Notationsmaschinen 13 Proz. betrug.�Ueber gesundheitsschädliche Einflüsse wird berichtet, daß.inMaschinensetzereien vielfach Heizgase und etwaige Abgase der Oxy«dation des Metalls in gemeinsamer Rohrleitung zum Schornsteinoder auch nur durch die Mauer nach außen geleitet werden. DieseRohrleitung ist häufig unsachgemäß ausgeführt, so daß eine gesund-heitsschädliche Luft in den Räumen vorherrscht�.Man sieht hieraus, daß die Buchdrucker alle Ursache haben, mehrSchutz für Leben und Gesundheit zu verlangen und bei den nach-gewiesenen Lohnsätzen unter der Teuerung sicher sehr zu leidenhaben._Berlin und Umgegend.Der Streik der Gcldschrankschlosser.Dem neuen Tarifvertrag, wie ihn die Arbeiter vorgelegt haben,stehen die meisten Fabrikanten noch immer mit einem gewissenZaudern gegenüber. Einige Firmen haben unterzeichnet, aber dieMehrzahl wartet ab, wie die Dinge sich zunächst gestalten werden.Viele Versuche werden gemacht, um Streikbrecher heranzubekommen.In S a ch s e n ist man besonders eifrig auf der Suche nachSchlossern. Am Mittwoch erwartete man 100 Mann aus Leipzig,aber die Streikenden in Berlin hatten ihre Gegenmaßvegeln ge-troffen; statt der erwarteten 100 kamen etwa 14 Mann in Berlinan. Fünf davon fingen die Streikenden ab. so daß von diesemTransport nicht mehr als neun übrigblieben. Die fünf Ab-gefangenen sollten bei A r n h e i m Arbeit nehmen, aber sie ver-langten ihre Papiere zurück. Zuerst wurde deren Herausgabe ver»weigert, weNn nicht pro Mann 3 M. Kosten bezahlt würden. Erstals ein Vertreter vom Deutschen Metallarbeiterverband mit einemSchutzmann erschien, rückte man mit den Papieren heraus.—In bürgerlichen Zeitungen werden Anzeigen erlassen vom.Deutschen Stellennachweis", der scheinbar.nach außerhalb"Schlosser sucht. Davor sei gewarnt, man sucht Streikbrecher fürBerlin. Der Deutsche Metallarbeiterverband hat unter anderemauch in Ungarn Warnungen vor Zuzug nach Berlin bekanntgebenlassen. Aus B u d a p e st kam darauf die Nachricht, daß man denKampf in Berlin um so genauer verfolgt, als auch in dortigenGeldschrankfabriken Konflikte auszubrechen drohen.Der Aussperrungsbeschlutz der Unternehmer ist der Streik-leitung auch schriftlich zugegangen. Otto Handle erklärte ineiner Versammlung der Streikenden, die am Freitagmorgen statt-fand, daß der Streik nicht aufgehoben werden könne. Die Unter«nehmcr haben selbst die Veranlassung dazu gegeben, daß der Kon-flikt ausbrechen mußte. Ebenso erklärte Herr Joseph, derVertreter der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvcreine, daß die Unter-nehmer für den Konflikt die volle Verantwortung zu tragen hätten,sie können ihn beilegen, aber sie wollen nicht. Redner er-innerte daran, daß die Unternehmer schon 2� Pf. Zulage bewilligt hatten, diese Zulage aber wieder zurückzogen.Die Streiposten berichetcn von zahlreichen schlechten Er-fahrungen mit der Polizei, die vor jedem Fabriktor, wo gestreiktwird, vertreten ist. Vielfach sind Verhaftungen vorgekommen, wenndie Streikposten ihre Rechte ausüben Kollten. Einige wurden vieleStunden lang auf den Wachen festgehalten. Ein Streikbrecher,der mit einem Revolver bewaffnet war, schoß am Humboldthainauf einen Streitenden. Der Schießbold wurde verhaftet, aberbald darauf wieder freigelassen, um weiter Streikbrecherdienstezu tun.Die Polizei greift in ihrem Eifer auch manchmal daneben.So verhaftete ein Schutzmann den Maurerpolier FritzB r e e aus Reinickendorf, der in der Badftraße, Ecke Koloniestraßc,auf jemand wartete. Der Schutzmann glaubte, er habe eS miteinem Streikposten von Arnheim zu tun. Bree zeigte als Legitimation seine Karte von der Bcrufsgenossenschaft. Darauf er-klärte der Schutzmann:„Ja, ja, deswegen gerade müssen Sie mit!Er nahm vielleicht an, Bree sei im Besitze einer Äreikkarte undbrachte ihn nach der Wache, wo er über eine Stunde zubringenmutzte, bis ein anderer Schutzmann kam und ihm sagte, er könnegehen, die Sache sei erledigt.— Hoffentlich für Bree aber nochnicht.— Ein Schutzmann brachte sogar eine Frau mit einem Kindnach der Wache, die sich in der Nähe von Arnheims Fabrik auf-gehalten hatten. Bei Arnheim fuhren am Mittwoch 6 Droschkenmit Arbeitswilligen vor, aber nur aus einer Droschke stiegen dieInsassen aus. Die anderen ließen umkehren, sie hatten sich dieSache überlegt und wollten nicht als Streikbrecher arbeiten. Flugsfuhr ein Schutzmann mit einem Begleiter diesen Droschken nach.Diese Art, wie die Polizei in den Kampf eingreift, hat unter denStreikenden viel Erbitterung erzeugt.Deutfehes Reich.Streik und Aussperrung der stäbtischen Arbeiter in Kieldauern unverändert fort. Die„Einigungsvorschläge" des Ma-gistrats, wonach die alten Arbeiter nicht alle wieder eingestellt unddenen, die eingestellt werden, ihre seitherige Dienstzeit erst nachachtmonatiger guter Führung angerechnet werden soll, kommt einerVerhöhnung und Bestrafung der vom Magistrat ausgesperrtenalten Arbeiter gleich; es soll außerdem noch eine Verschlechterungder Lohnderhältnisse eingeführt werden.Eine von Streikenden und Ausgesperrten gut besucht« Ver-sammlung hat es abgelehnt, hierauf einzugehen und die Arbeitwieder aufzunehmen. Als Zeichen für ihre Friedensliebe habensie aber dem Magistrat nochmals Einigungsvorschläge unterbreitet,die darin gipfeln, daß die Achtftundcnschicht vom 1. April 1910ab für Osenarbeiter, Brückenleute und Kesselheizer eingeführt wird.Weitere Beratungen über sonstige Verkürzung der Arbeitszeit sollennach dem Zusammentritt eines neu zu wählenden Arbeiteraus-schusses gepflogen werden. Bei Prüfung und Regelung der Lohn-Verhältnisse gelegentlich der bevorstehenden Etatsberatung soll einMindestlohn von 4 M. festgesetzt werden. Ferner soll auf Ein-führung der wöchentlichen Lohnzahlung und Wiedereinstellung deralten Arbeiter mit ihren alterworbenen Rechten und sonstigenVergünstigungen nach dem Dienstalter in die zuletzt innegehabtenStellungen bestanden werden.iWan hat diese Forderungen sofort dem Magistrat unterbreitet,doch wird erst in nächster Woche darüber verhandelt werden, dader Magistrat erst in nächster Woche zusammentritt.Der Kampf dauert also fort. Moralische Unterstützung ist injeder Weise geboten; die Nachrichten bürgerlicher Blätter über diebedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit kennzeichnen sich hier-nach als Lügenberichte.Schwarze Listen.Fast keine Woche vergeht, ohne daß der Gesamtverband beut-scher Metallindustrieller nicht eine Anzahl seiner berüchtigten Ver-rufserklärungen versendet. Auch in der Zeit vom 19. Juli bis2. August wurden wieder 12 derselben, die die Nummern 131 bis142 tragen, an die Mitglieder des Metallindustriellenverbandesverschickt. Wir entnehmen dem Rundschreiben folgende Angaben:Wegen Beendigung des Streiks oder Differenzen in der Chemi-schen Fabrik Union in Stettin, Firma Müller in Hamburg,M. Schmidt und Sohn in Nürnberg, Tromser Eisenwerk Koch u.Eo., Troms bei Lübeck, Flensburger Schiffsbaugesellschast, derMaurer, Zimmerer und Bauarbeiter in Apenrade, der Heizer undMaschinisten im Hafengebiete Mannheim-Ludwigshafen, werdendie diesbezüglichen Rundschreiben und schwarzen Listen außerKraft gesetzt. Neu in Verruf gebracht werden die Zimmerer inEddelak, die Zimmerer und Maurer in Horst i. H. Die Gutzputzerder Eisengießerei Berg in Nürnberg-Witzeldorf, die Arbeiter derWellblechfabrik Gatzmann in Breslau, sämtlich unter Angabe ihrerPersonalien. Ohne Stamensangabe wurden die Berliner Geld-schrank» und die Breslauer Bauschlosser in Verruf gebracht.Brauereiarbciterverband.Der geringe Mitgliederrückgang, den der Brauereiarbeiter»verband im 1. Quartal 1909 als Folge von Arbeitercntlassungen ingroßer Zahl, verursacht durch den schlechten Geschäftsgang, zu ver-zeichnen hatte, wurde im 2. Quartal mehr als ausgeglichen. Auchdie Verbesserung der Arbeitsverhältnisse war eine äußerst erfolg-reiche. Von den Angriffsbewegungen wurden erfolgreich erledigt:mit Streik 12 in 26 Betrieben, ohne Streik 77 in 141 Betrieben,teilweise erfolgreich: 14 in 14 Betrieben. Von den Abwehrbewe-gungen hatten Erfolg: Mit Streik 3 in 8 Betrieben, ohne Streik178; teilweise erfolgreich: mit Streik 1, ohne Streik 37, erfolglos:mit Streik 1, ohne Streik 34. Außerdem wurden ohne Streit er-ledigt: 91 Bewegungen in 161 Betrieben mit 7866 beschäftigtenPersonen. Im 1..Halbjahre 1909 wurden 101 Tarifverträge abgs-schlössen. Der Erfolg der Lohnbewegungen war folgender: Eswurden erreicht: An Arbeitszeitverkürzungen insgesamt 17 398Stunden oder pro Person 2,8 Stunden pro WodHe; an Lohn»erhöhungen insgesamt 16 022 M., oder pro Person 2,23 M.pro Woche.Husland.Ein Neger-Streik.Ein eigenartiger Streik ist, wie Schiffsleute mitteilen, in demwestafrikanischen Hafen Monrovia(in der Negerrepublik Liberia)zum Ausbruch gekommen. Die„Kuhjungen", so werden dort dieschwarzen Hafenarbeiter und Schiffsleute benannt, die namentlichan den Dampfern der Woermann-Linie beschäftigt werden, habendie Arbeit niedergelegt, weil ihre Forderung.4 und 6 Schilling proTag und Rationen" nicht bewilligt wurden. Die streikenden Negerführen den Kampf mit großer Hartnäckigkeit, sie verstehen es, dieArbeitswilligen von den Schiffen fern zu halten und sind offenbarnicht gewillt, sich den deutschen Reedern so ohne weiteres zu unter-werfen. Wie es nun heißt, will Wocrmann. um die Neger mürbezu machen, Weiße einstellen für die fraglichen Arbeiten.Der amerikanische Trust von Straßenbahnen, der im Osten vonPennsylvanien, in Delaware und anderen Staaten eine MengeBahnen beherrscht, hat bekannt gemacht, daß er die Löhne derStraßenbahner vom 1. August ab erhöhen wolle. Der Stundenlohnder Straßenbahner soll 18>/z Cent(76 Pf.) betragen. Dies gilt füretwa 6000 Arbeiter in neun Städten. Die Löhne wurden vor einemJahre um 1>/z Cent pro Stunde reduziert. Die Straßenbahneraber haben in der letzten Zeit in verschiedenen Städten erfolgreicheStreiks geführt, wie in Philadelphia, Pittsburg und Ehester.Ilcbcrall wurden die Streikenden von den Bürgern kräftig unterstützt.Daraus erklärt sich auch die Ankündigung der Lohnerhöhung vonfeiten des Trusts, die eine Borbeugungsmaßregel gegen Lohn-forderungen sein soll.Versammlungen.Die Eisen-, Metall- und Revolvcrdreher besprachen in einerVersammlung, die am DonnlAstagabend in Graumanns Saal,Narmynstraße, stattfand, die Verhältnisse in ihrem Beruf und dieAufgaben der Konferenz der Gelbmetallindustrie, die in Frank-furt� a. M. Mitte August zusammentreten soll. Die Arbeitszeitbeträgt neun Stunden und der Verdienst ist im allgemeinen nichthöher als 27 bis 30 M. pro Woche. Nach einer Statistik, die inden verschiedenen Betrieben ausgenommen wurde, ist als höchsterLohn bei Akkordarbeiten durchschnittlich 80 Pf. pro Stunde erzieltworden; dagegen wurden auch.Löhne von 26 Pf. pro Stunde fest«gestellt. Die Branchcnkommission ist entschlossen, in einzelnen Be-trieben in der nächsten Zeit vorzugehen, um Verbesserungen zuerzielen. Von der Konferenz werden gute Früchte erwartet fürdie Agitation in der Provinz. Die Berliner Arbeiter der Gelb-Metallindustrie haben schwer unter der Konkurrenz aus der Pro-vinz zu leiden, wo ungemein billig produziert wird.Zentralvcrband der Schmiede. In der am Donnerstag abge»haltenen Generalversammlung der Zahlstelle Berlin gab derKassierer H e n s ch e l den Kassenbericht für das zweite Quartal.Die Abrechnung der Hauptkasse schließt in Einnahme und Ausgabemit der Summe von 14 749,09 M. Die Lokalkasse verzeichnet ein-schließlich des alten Bestandes von 17 013,62 M. eine Einnahmevon 19 763,67 M, eine Ausgabe von 2602,92 M., so daß ein Be-stand von 17 266,75 M. verbleibt. Das Vermögen der Zahlstellebeträgt 63 666,75 M. Für die verschiedenen Ilntcrstützungszweigewurden 9639,51 M. ausgegeben. Außerdem sind im Laufe desWinters 137 ausgesteuerte Mitglieder mit 6320 M. unterstützt.—Nachdem die Abrechnung erledigt war, hielt Bas n er einen Bor-trag über die Anfänge der sozialistischen Bewegung in Deutsch-land.— Hierauf wurden mehrere geschäftliche Anträge behandelt.In der vorigen Versammlung war ein Antrag, welcher besagt, dieGcmaßregclten bei der Zuweisung von Arbeit durch den Arbeits-Nachweis nicht mehr zu bevorzugen, der erweiterten Verwal-tung überwiesen worden. Diese empfahl nunmehr, es bei dembisherigen Zustande zu lassen, da man es den Gcmaßregclten schul-dig sei, ihnen in erster Linie Arbeit zuzuweisen und eine erheb-liche Benachteiligung der anderen Arbeitslosen dadurch nicht ein-trete. Die Versammlung stimmte dem zu. Die Ueberweisung von100 M. an die Streikenden in Hagen wurde genehmigt. Dem Vor-sitzenden Sicring bewilligte die Versammlung auf seinen AntragUrlaub ohne Gehalt zum Besuch der Parteischule und einen mo-natlichcn Zuschuß von 10 M. zum Büchergeld.Zentralverband der Sattler und Portefcuiller. Die Taschen-und Galanteriebranche Berlins hielt am Mittwoch ihre regelmäßigeMitgliederversammlung ab. Der zweite Zentralbevollmäckstigte.Weinschild, hielt einen instruktiven und durch viele Beispieleund Entscheidungen erläuterten Vortrag über den im vorigenJahre zwischen der Organisation und den Unternehmern derBranche abgeschlossenen Tarifvertrag, der in seiner Art als muster-gültig angeschen werden kann und in den Tarifverträgen derdeutschen Gewerkschaftsbewegung wohl einzig dastehen dürfte.Redner faßte am Schlüsse seines von gründlicher Sachkenntnis ge-toagenen Vortrages seine Ansicht dahin zusammen: Tarifverträgehaben nur Wert, wenn starke Organisationen dahinter stehen. DieGegner der Verträge behaupten nun, wir hätten uns der Machtauf drei Jahre den Unternehmern gegenüber begeben. Dies treffenicht zu. Was im Tarifvertrag festgelegt ist, sind Mindestlöhne,sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeiter dürfen darüber hin-ausgehen. Es steht uns sehr wohl frei, die jeweilige Konjunkturauszunutzen. Jedoch dürfen die Arbeiter in solchen Situationennicht die Arbeit hinwerfen, sondern müssen den Instanzenweg ein-halten und lctztenfalls hat dann die Schlichtungskommission dieEntscheidung zu fällen. Tarifverträge sind deshalb noch langenicht Friedensverträge. Sie stellen nur den Boden dar, auf demdie wirtschaftlichen Kämpfe ausgekämpft werden. Er halte sie fürKampfverträge, in den nur beiden Parteien die Grenzen gestecktwerden. Hier nützen keine Resolutionen, handeln ist das einzigeMittel. Die Kollegen müssen von ihrem Recht, Tarifverstößc ansTageslicht zu ziehen, Gebrauch machen. Sie brauchen solch- nurder Organisation mitzuteilen, die dann das übrige schon besorgt.In Offenbach al'/in werden dieserhalb in nächster Zeit 89 Fabri-kanten vor das Forum der Schlichtungskommission gezogen. Sei-tens der Kollegen sind bisher Tarifverstöße nicht vorgekommen.An ihnen liegt es, zu sorgen, daß alle derartigen Fälle vor dieSchlichtungskommission kommen. Der Vortrag wurde mit leb-hastem Beifall aufgenommen. Die übrigen Punkte betrafen in-terne Branchenangelegenheiten.— In die Aranchenkoinmissionwurde F. L ö k e gewählt.Letzte JVachncbtcn und Depefeben.Japanisch-chinesischer Konflikt.Tokio, 6. August.(W. T. B. Meldung des Rcuterschen Bu-reaus.) Von zuständiger Seite wird erklärt, Japan beabsichtige, dieAntung-Mukden-Bahn trotz des chinesischen Widerspruchesumzubauen und mit den Arbeiten morgen zu beginnen; das Kriegs-Ministerium sei auf alle Eventualitäten vorbereitet. Längs derBahnlinie sind einige hundert chinesische Soldaten postiertFreigesprochen.Karlsruhe, 6. August.(B. H.) Das Schöffengericht verhandelte heute mehrere Stunden lang über die von der Militärbehördeveranlasste Klage gegen den Fuhrmann D o f f i n wegen tätlicherMißhandlung des zum Telegraphcnbataillon kommandierten In-fnntericleutnants Freund vom 34. Regiment in Stettin. Die An-klage bezog sich auf den kürzlich erwähnten Zusammenstoß zwischendem Fuhrmann und dem eine Uebungsabteilung des Telegraphen-bataillonS kommandierenden Offizier am 26. Mai d. I. Der An-geklagte wurde nach langer Verhandlung freigesprochen.Verunglückte Touristen. �Bern, 6. August.(W. T. B.) An der„Jungfrau" sind zweiTouristen deutscher Herkunft namens S e e s e und Besser, diein Baden in der Schweiz in Stellung waren, abgestürzt. Die LeicheSeeses ist bereits geborgen, während die seines Kameraden nochnicht aufgefunden worden ist._Gegen die englische Herrschaft.Geuf, 6. August.(W. T. B.) Der Kongreß der ägyptischenJugend, der hier stattfinden soll, ist auf die Zeit vom 13. bis 15.September angesetzt worden. Er verfolgt den Zweck, Aegypten vonder englischen Vormundschaft zu befreien und eine konstitutionelleRegierung einzuleben. Das Präsidium über den Konarrß wirdin Händen von Mohamed Fahmi liegen.In fremdem Lande.Charleville, 6. August.(W. T. B.) Bei Villers-la-Montagnein der Nähe von Longwy landete heute nachmittag ein deutscherBallon, in dessen Gondel sich ein früherer Offizier und drei anderePersonen befanden. Von der Zollbehörde wurde den Luftschiffernein Zoll von 696 Franks abverlangt sowie ein mitgeführter Photo-graphischer Apparat samt Platte» beschlagnahmt.Zur Schiffskatastrophe bei Kapstadt.Kapstadt, 6. August.(W. T. B.) Von der Besatzung des ge-scheiterten Dampfers„M a o r i" sind noch vier Mann gerettetworden. Acht befinden sich noch an Bord, während von dem Restder Bemannung, der Boote bestiegen hat, noch keine Nachricht vorliegt.Verantw. RÄälteur: Hans Weber» Berlin. Inseratenteil versntw.i Ach. Glocke, Berlin. Druck u. Verlgg: Vorwärts Buchdr.u.LerlSLkanitall Paul Singers Co., Berlin LIV, Hierzu 3 Beilagen u.UnterhaltungS