3n5etl fötl und soM neüs ArbeitergrüppSttschließen sich fortgesetzt dem Aus stände an.— InStockholm wurde heute ein großes Massenmeeting abgehalten, indem die Genossen Brantina und Söbcrberg unter großer Be-geisterung die Situation besprachen. Mehr als 30 00V Streikendenahmen an dem Meeting teil; die Stimvung ist in jeder Be°Ziehung eine ausgezeichnete. i>Die Eisenbahner nehmen zurzeit eine Urabstimmungüber die Frage bor, ob sie sich dem Ausstande anschließen oder nicht.Der Verbandsvorstand wird die endgültige Entscheidung treffen,sobald das Resultat der Urabstimmung vorliegt.Die in der inneren Stadt mit Hilfe der Kontrolle in Betriebgesetzten Straßenbahnwagen sowie die durch die Polizeibehörde er-Zwungenen Droschken, die von den Eigentümern gefahren werden,haben bisher nicht vermocht, die Ruhe zu stören.Die Angaben der deutschen bürgerlichen Presse müssen mitgrößter Vorsicht aufgenommen werden, ebenso die Telegramme dermehr oder weniger offiziellen Depeschenbureaus. So z. B. dieTelegramme des„Preßtelegraph", der die Scherlpresss versorgt.Die von ihm verbreiteten Nachrichten sind zweifellos erfunden.Heute wird von ihm berichtet, daß die Zeitungen im ganzen Landeerscheinen, nur in kleinem Format. Diese Behauptung hat sichder„Preßtelegraph" direkt aus den Fingern gesogen.Eine genaue Kontrolle der bürgerlichen Berichte ist nur schwermöglich; es sind aber Maßnahmen getroffen, um die Nichtigkeitgenau prüfen zu können»»Konservative Scharfmacher.Die Konservativen sind momentan nicht in der ange-Nehmsten Lage. Sie haben Handel und Industrie gegen sichund selbst in den eigenen Reihen tritt der Geist des Wider-spruchs immer stärker in die Erscheinung. Offenbar meintedie„K r e u z z e i t u n g", daß es unter diesen Umständen an-gebracht sei, die Industriellen wieder einmal daran zu er-innern, daß scharfmacherische Bestrebungen noch immer amnachdrücklichsten von den Konservativen vertreten wordensind. In einem von Theodor S ch i e m a n n verfaßten Ar-tikel über die Vorgänge im Auslande heißt es am Schlüsse:„Wir gedenken endlich des schwedischen Generalstreiks, inwelchem die schwedische Regierung merkwürdigerweise die Rolledes Zuschauers meint spielen zu kvnnen. Es drängt sich dabeidie Frage auf, wie weit die Unterstützung der Streikenden durchdie sozialdemokratischen Verbünde des Auslandes zu dulden ispKann auch der einzelne nicht behindert werden, Geld an die Aus-ständigen zu schicken, so scheint die Frage doch anders zu liegen,wenn eine gewalttätige Organisation, wie die Sozialdemokratie,ihre Mitglieder zwingt, die Bewegung durch Zahlungen zu unter-stützen, und so Unruhen in einem unS befreundeten Nachbar-sstaate zu schüren. W>r denken dabei auch der Rolle, die unsereSozialdemokraten auf Antrieb ihrer gewissenlosen Führer tnder russischen Revolution gespielt haben, und sind noch heute derAnsicht, daß dagegen einzuschreiten, dringend geboten war."! Diese frommen Wünsche werden sich kaum verwirklichenlassen.� Die gewaltige Bewegung in Schweden, die nicht ohneRückwirkung auf die Kampfesmethoden der organisierten Ar-heiter anderer Länder bleiben kann, ist durchaus nicht unge-setzlicher Natur. Daß ein preußisch-konservatives Gehirn esnicht erfassen kann, daß die schwedische Regierung noch immernicht auf die sich völlig ruhig verhaltenden Arbeitermassenschießen läßt, verstehen wir. Aber mit welchem Rechte soll esdie deutsche Regierung hindern Lönnen, daß die organisiertenArbeiter Deutschlands ihre kämpfenden Brüder in Schwedenmateriell unterstützen? Vielleicht schwebt der„Kreuzzeitung"eine Konfiskation der Gelder und ihre Verteilung an dienotleidenden Agrarier vor!Die niederträchtige konservative Hetze wird ein neuerAnsporn für die klassenbewußte deutsche Arbeiterschaft sein,den Kampf in Schweden nun ex st recht zuu n t e r st ü tz e n„'Internationale Solidarität.Die Leipziger Parteiorganisationen haben beschlossen,Lo00 Mk. zur Unterstützung der im Generalstreik befindlichenschwedischen.Arbertex abzuführen.Bravo!Die Gärung in lllazedonieo.Aus Belgrad wird uns geschrieben: Mazedonien, dkr Hortder Revolution und der Macht der Jungtürken, ist und bleibt fürdiese auch der Ausgangspunkt größter Gefahren. Schon hat diealte Vandenwirtfchaft wieder begonnen, und ihre ersten Opfer sindgefallen.Dies bedeutet eine ganz andere Stimmung der mazedonischenBevölkerung gegenüber den Jungkürkm, als die war, die vor einemJahre herrschte. Damals wurden die Jungtürken in ganz Mazedonienunterstützt als Befreier des BolkeS von dem alten unerträglichenRegime. Je verhaßter das alte Regime war, desto willkommenergeheißen wurden die Vertreter des Neuen bei der ganzen Be-völkerung ohne Nnterfchied der Klassen, der Religion und Nationen.Alle Gruppen des Volke? warteten darauf, von irgend etwas er-löst zu werden: die Ofsiziere von der Unregelmäßigkeit der Be»soldung. die Händler von der Unsicherheit und der Korruption derBehörden, die Industriellen von den feudalen Schranken, die christ«lichen Bauern von den Feudallasten, die ganze Bevölkerung von derTyrannei der türkischen Behörden und den nationalen Banden. Inder damaligen Türkei war niemand mit niemandem zufrieden.Plötzlich kam ganz unerwartet der Erlöser aus der Kaserne undeine allgemeine Verbrüderung begann. Der Muselmann verbrüdertesich mit dem Christen, der Serbe mit dem Griechen, der Patriarchistmit dem Exarchisten, der Bürger mit dem Militär, der Reiche mitdem Armen. All die zahlreichen und schroffen Gegensätze warenmomentan verschwunden, aber nur um noch schärfer hervorzutreten.sobald die revolutionären Tage der Negation» der Versprechungenund Erwartungen vorübergerauscht waren.Die Bandentätigleit ist das Symptom, daß die Tage dergegenseitigen Toleranz vorbei sind; aber sie ist an sich keinegroße Gefahr für die Jungtürken. Denn die Schaffung einermodernen Staatsgewalt gestattet eS den Jungtürken die Banden andie Grenzen zu drängen. Das Treiben der serbischen, bulgarischenund griechischen Banden in den Tälern und Wäldern Mazedoniens,die Brandstiftung in den Dörfern und die Ermordung von Männern,Weibern und Kindern, die Ausraubung der Bevölkerung, um denBeitritt zu dieser oder jener Kirche, zu dieser oder jener Partei zuerzwingen, dieses ganze unerhörte Räubertum war nur möglich ineinem Staate ohne Staatsgewalt, in einem Lande der Anarchie undder Desorganisation, der Unordnung und Korruption, wie es dieTürkei unter dem alten Regime gewesen ist.Aber die Banden waren nur eine den politischen und kulturellenZuständen entsprechende Form deS HervortretenS der Gegensätze,die durch administrative V laßregeln, durch Gendarmerie nicht auf-gehoben werden können. Mazedonien ist von denselben Nationenbewohnt, die in den christlichen Balkanstaaten ihre staatlicheSelbständigkeit erriingen haben und auch in Mazedonien beginnt dasVolk national zu fühlen und sich national zu betätigen. Die BalkanstaatenBulgarien. Serbien und Griechenland richten ihre Blicke auf Maze-donien als die einige Möglichkeit für die Erweiterung ihrer Staaten.Ihre nationale Propaganda in Mazedonien geschah anfangs durch dieLehrer und Priester und ging dann zu der Bandentätigkeit, dernationalen Propaganda der Tat, über. Diese wird jetzt von denJungtürken unmöglich gemacht werden, aber damit hören dieAspirationen der umliegenden Balkanstaaten nicht auf und ebenso-wenig die Unterstützung, die diese Bestrebungen bei der gleichartigenBevölkerung in Mazedonien finden.Die Bestrebungen der Jungtürken entsprechen aber durchausnicht den Wünschen der mazedonischen Bevölkerung. Sobald dieJungtürken die Oberhand erlangt hatten, wandten sie ihre Auf-merlsamkeit nicht auf die Durchführung sozialer und politischer Re-formen, sondern nur darauf, die Autorität der Staatsgewalt zustärken und die Verbündeten von gestern zu willenlosen Untertanenzu machen. Die Lösung der Agrarfrage und die Steuerreform sindeine soziale, das Selbstvcrwaltuiigsrecht deS Volke» in den Ge-memden eine politische Notwendigkeit. Die Jungtürlen unterließendie sozialen Reformen und suchten politisch die Bewegungsfreiheitdes Volkes einzuengen und unter die Kontrolle der volksfremdentürkischen Herrschaft zu stellen. Diese Politik gipfelt im Artikel IVdeS BerewsgesetzeS, nach dem alle Vereine mit politischnationalenZwecken verboten sind.Der Sieg der Jungtürken macht also nur den früheren Formende? nationalen KanwfeS ein Ende; er hat aber die nationalen undfreiheitlichen Bewegungen selbst nur gestärkt. Die Gegensätze werdenschroffer. Die christliche Bevölkerung, die nicht nur zahlenmäßig,sondern auch kulturell und wirtschaftlich stärker ist, fühlt desto größeresBedürfnis nach voller Bewegungsfreiheit, je schneller die modernenWirtschastS-, Verkehrs- und Lebensverhältnisse sich ausbreiten. DieJungtürken treten diesen Bestrebungen entgegen, um die türkischeHerrschaft aufrecht zu erhalten; fie geraten dabei in Gefahr, dieseHerrschaft durch die Mittel deS alten Regimes zu verteidigen.Nach unserer Meinung kann keine Rede von einem Balkanbundunter der Führung der Türkei sein. Bielmehr treibt die Entwickclungzu einem Kampfe der christlichen Balkanstaatm gegen die Türkeiund zu einem Kampfe untereinander. Mit dem jungtürkischen Siegeist Mazedonien nicht nur nicht pazlfizicrt, e» hat auch nichts vonseiner Gefahr für den Weltfrieden verloren.Eine Möglichkeit muß allerdings noch betrachtet werden. DerSieg der Jungtürlen hat die Türkei aus einem Objekt der aus-wältigen Politik, wie fie eS unter dem alten Regime inbezug aufdie kapitalistischen Großmächte war, zum Subjekt gemacht. Damitfind Schutz- und Trutzbllndniffe der Türkei mit kleinen Balkanstaatengegen die kapitalistischen Dränger und Eroberer auf dem Balkan inden Bereich der Möglichkeit geruckt. Ob aber die Gegensätze zwischender Türkei und den Balkanstaatm sich nicht weitaus stärker erweisenwerden, steht dahin.poUtifcbe ücberlicbt.Berlin, den 11. August 1909,Rücktritt des Kriegsministers v. Einem.Das offiziöse Depeschenbureau meldet ganz unvermutetden Rücktritt des preußischen Kriegsministers. Herr v. Einemwar allerdings bor 1� Jahren erkrankt und auf längereZeit beurlaubt, allein er galt für völlig wieder hergestellt,so daß es zweifelhaft ist, ob sein Rücktritt auf Gesundheits«rücksichten zurückzuführen ist.Herr b. Einem hat seit sechs Jahren das preußischeKriegsministerium geleitet. Seine Ernennung zum Kriegs-minister soll er einem Zitat zu verdanken haben, dessen ersich seinerzeit einem sozialdemokratischen Redner gegenüberbediente. Das ist kennzeichnend für die feuilletonhafte Art,wie während der Aera Bülow in Preußen-Deutschland Politikgemacht werden konnte.Irgendwelche Spuren wird der nunmehr verflosseneKriegsminister nicht hinterlassen. Er war, wie übrigensauch manche seiner Vorgänger, ein gewandter Redner, abersonst ohne jeden hervorstechenden Charakterzug. Wenn dieSchmach der Soldatenmißhandlungen und die sonstigen Rück-ständigkeiten unseres Militarismus im Reichstag behandeltwurden, wart Herr v. Einem stets ein leidenschaftlicher Ver-leidiger des preußischen Systems des Kadavergehorsams, dasmit Naturnotwendigkeit solch liebliche Blüten hervorbringenmuß. Auch die durch ihre Bescheidenheit berüchtigte„Frei-sinnige Zeitung" weiß Herrn v. Einem nichts Besseresnachzusagen, als daß er sich dahin ausgesprochen habe,daß auch jüdische Einjährige in bezug auf ihre Anwartschaftauf den Reserveleutnant nicht anders behandelt werdensollten, als die Einjährigen überhaupt.„Von einem greif-baren Erfolge," fährt das Blatt fort,„ist freilich bishernoch nichts Besonderes zu spüren."Ueber den Nachfolger Einems ist noch nichts bekannt. DiePerson ist auch überaus gleichgültig, da jeder neue Kriegs-minister nicht anders sein wird und sein kann, als ein be-dingungsloser Lobredner des Gamaschendrills vnd desKadavergehorsams._Stupid danebengehauen iVor Ausbruch des Generalstreiks in Schweden veröffentlichtenwir einen Artikel über die wirtschaftlichen Verhältnisse Schwedens,dem es jeder nicht ganz Begriffsstutzige ansehen mußte, daß er voneinem genauen Kenner schwedischer Verhältnisse stammte. Daß dieserArtikel dem schwedischen Unternehmertum nicht behagte, ist keinWunder. Leider ließ sich auch unser Stockholmer Bruderorgan„Sozialdemokraten", irregeleitet durch die lückenhafte und tendenziöseWiedergabe unseres Artikels durch die schwedische BourgeoiSpressedazu hinreißen, u. a. von dem„hypermarxistischen Schema"zu sprechen, in da» der»Vorwärts" den schwedischen Kampfzu pressen versucht habe. Diese Notiz unseres StockholmerBruderorgans hat große Scharfmacherblätter wie die„Post" unddie„Tägl. Rundschau" in einen wahren Rausch des Eni-zückens versetzt. DaS letztgenannte Blatt legt z. B. folgender-maßen los:«DaS ist«ine ganz wundervolle Lektion für diep I a t t e n B u r s ch c, die in der»VorlvärtS"-Redaktion sich alsErzieher und Leiter der roten Internationaleaufblähen. eine noble Zurücklvcisung und Abfertigung derplumpen„Kameradschaftlichkeit", mit der der„Vorwärts" sich in einenStreit mischt, der ihn nichtsangeht. Einen ganz ausgezeichneten Eindruck macht auch diestarke Betonung des schwedischen, des nationalen Charaktersder ganzen Angelegenheit: ein vorzüglicher R a s e n st ü b e r fürunsere„Genossen", die sich nie genug tun können in Ver-höhnung deS nationalen Gedankens und in haltloser Jnter-Nationalität. Uebrigen»: DaS hätte selbst der„Vorwärts"eigentlich schon vorher merken können, daß die schwedischenArbeiter in diesem Kampfe nicht mit Waffen kämpfen, welche dieseinen sind, und deren Führung, wenn sie sich weiter wie bisherbewährt, für sie ein Ruhm bleiben wird, auch wenn sie in demRingen unterliegen."Auf die Sache selbst werden wir noch eingehender zurück-kommen; das aber wollen wir der sicbengescheiten Redaktion der„Tägl. Rundsch." schon heute verraten, daß sie mit ihren blödenAnpöbelungen der.VorwärtS"-Ncdaktion geradezu jammervoll da-neben gehauen hat. Denn der strittige Artikel entstammte keine»-Wegs der„Vorwärts"-Redakiion, sondern der Feder eines gutenKenners der schwedischen Verhältnisse, der überdies der G e w e r k-schaftsbewegung besonders nahe steht. Hat eS danachmit dem„hypermarxistischen Schema" des„Vorwärts", von dem„Sozialdemokraten"(allerdings nach der ersten unzulänglichenInformation) sprach, schon seine eigene heitere Bewandtnis, sowirkt die„plumpe K a m e r a d s ch a f-t l i ch k e i t", mit der sich„Post" und„Tägl. Rundsch." den schwedischen Arbeitern ausdrängen,vollends zwerchfellerschütternd._Das Inkrafttreten des Tabakstenergesehes.Mit dem 16. August tritt die zweite Serie der neuen Reich?-steuern in Kraft: daS Tabaksteuergesetz. Die letzten Wochen standenangesichts der Erhöhung der Zigarrenprcise iin Zeichen des Tabak-engroSeinkaufs, so daß die Zigarrengeschäfte zurzeit ihre Beständifast alle ausverkauft haben, da die Fabriken seit acht Tagen etwaneue Vorräte nicht mehr zu den alten Preisen liefern. Nach denAusführungsbestimmungen find die am 16. August im Besitze vonHändlern und Privaten befindlichen Zigarren inländischen Ur-sprungS nicht nachzuverzollen, jedoch werden ausländische Zigarrenmit i Pf. Nachsteuer pro Stück belegt, das Gleiche gilt für nochnicht bearbeitete ausländische Tabakblätter(vierzig ProzentZuschlag des Wertes respektive 27 und 12 M. für den Doppelzeictncrbei geschnittenen, 86 und 16 M. für entrippte Tabalblätter). D!:erhöhten Zölle für Tabalerzeugnisse und fertige Zigarren treten mitdem 16. August in Ltraft, so daß die Fabrilcn von diescin Tage annur noch zu erhöhten Preisen liefern werden. Der Zoll beträgt inZukunft für Tabakblätter 85 bis 180 M. pro Doppelzentner, fü-Schnupf-, Kau- und Pfeifentabak 300 M., für geschnittene Rauch-tabake 700 Tl., für fertige Zigarren 270 M. Ferner wird für Tabai-blätter und Zigarren ein Zollzuschlag von 40 Pro z. desWertes erhoben. Die Preise für Zigarren werden bei 5 Ps.-.6 Pf.- und 7 Pf.-Zigarrcn uin 1 Pf., bei 8 Pf.- und 10 Pf.-Ziganeuum 2 Pf., bei 12 Pf.« und 15 Pf.-Zigarren um 8 Pf., bei 20 Pf.«Zigarren um 4 Pf. pro Stück verteuert.Den Zigaretten hat man noch eine vierzehntägige Gnaden-frist gewährt, die Erhöhung der Zigarettenpreise tritt erst an»1. September in Kraft. Die Steuer beträgt 2 bis 15 M. für da»Tausend. Die 1 Pf.-Zigarette dürste gänzlich verschwinden, da dasbilligste Tausend dann 12 M. kostet. Die 1 Pf.-Zigarette wirdIVi Pf-, die 2 Pf.-Zigarette 3 Pf., die 3 Pf.-Zigarette mindestens4 Pf., wahrscheinlich 4'/, Pf. im Einzelverlauf kosten.Eine Berliner Zentrumszeitung Roerenscher Richtung.Die Bitter-Boonekamp-Roerensche Richtung in der Zentrums-Partei will zur Vertretung ihrer spezifisch katholischen Weltanschaunngein besonderes Zentrumsblatt in Berlin gründen. Zwar steht die„Germania" völlig unter dem Einfluß des hohen Klerus und ihrAbleger, die„Märkische Volk.ztg." kann sich an Devotion vor demEpiskopat und an jesuitischer Skrupellosigleit mit den frömmstenKirchenblättern messen; aber den Herren Bitter, Frick, Roeren undUnderbcrg(letzterer betreibt neben seiner Seelenrettnng noch dieFabrikation des bekannten Boonekamp-SchnapfeS mit der Devise„Somxor idem") genügt das noch nicht. In einem der„KölnischenVolkszeitung" auS den Kreisen der Zenwumsfraktion zugegangene.!Schreiben heißt es unter Hinweis auf die Leitsätze der Öfter-dienStagSkonferenz:„Der ganze Vorstoß ist eine neue Auflage deS alten Streite»,ob„katholische" Fachabteilungen oder„christliche" Getverlschaftei:.Es sind dieselben Leitgedanken, eS sind auch zum gf.rcn Teildieselben Personen, welche der Berliner Bewegung Vorschuboder doch Syinpathien gewähren. Die Artikel in den verschiedenenOrganen, welche der Kölner Versainmlnng vorhergingen, und auchder Protollentivurf des Einberufers der„Versammlung", ergabenbeides klar genug. Soll doch sogar die Gründung einer neuengroßen katholischen Tageszeitung in Berlin geplanttv erden, diedenKa m pffür diese Ideen— gegendie jetzige Zentrum? presse— aufnehmen soll.Wir beinerken aber ausdrücklich, daß wir nicht annehinen, daß dieMitglieder deS Zentrums, welche den Aufruf unterzeichnet haben,bei diesem Plane beteiligt sind. Ebenso wollen wir gern annehmen,daß sie infolge einer glücklichen Inkonsequenz eS nicht befürivortenwürden, daß nun in Zukunft etlva regelmäßig ein Delegierter de»deutschen Episkopat an den Fraktionsfitzungen teilnehmen möchte,um zu überwachen, daß nicht der Einklang mit den katholischenGrundsätzen gestört werde. Aber die Herren sollten doch die Auf-stellung solcher Definitionen und Leitsätze lieber denen überlassen,welche in erster Linie dazu berufen sind: Der ZentrumSfrallionund den Herren Bischöfen."_Das Kölner Osterdienstags-Protokoll und die„Köln.Volkszeitung".In Nr. 182 deS„Vorwärts" haben wir einige kurze AuszügeauS dem Geheimprotokoll der Kölner OsterdienStagSversammlung ver-öffentlicht und dabei die Vermutung ausgesprochen, daß die Druck-legung„wahrscheinlich auf Veranlassung der engeren Parteifreund-der„Köln. Bolksztg." erfolgt sei. Der„Köln. VollSztg." scheintdiese Vermutung, wie begreiflich ist, sehr unbequem zu sein, dennsie antwortet darauf mit folgender langen Epistel:Vor einigen Tagen ist eine Broschüre erschienen mit demTitel:„DaS Kölner OstcrdienstagS-Protokoll". Von Athanasius.Bonn, Karl Georgi 1309.) Diese Broschüre enthält den wört-lichen Abdruck der vielbesprochenen Niederschvist jener Konferenzvom 23. April d. I. Die in die ganze Angelegenheit besonder?hineingezogene„Kölnische Vollszeiwng" steht dieser Broschürevollständig fern. Weder der Redaktion noch dem Verlagist von dieser Veröffentlichung irgend etwas bekannt ge-Wesen, ehe die Broschüre gedruckt vor unS lag. Die Leser der„Kölnischen Volkszeitung" werden sich erinnern, daß wir jeiih?„Protokoll", daS sich seit Mitte Juni in unseren Händen' befand.mit äußerster Zurückhaltung behandelt haben. Wir machten vonseinem Inhalt nur andeutuiigslveise, und bezüglich der zehn Teil-nehmer an jener Zusammenkunft in vorsichtigster Weise Gebrauch,ohne ihre Namen zu nennen. Man wird eS daher verstehen,wenn wir die Bonner Veröffemlichung aufs äußerste bedauernund den— unS unbekannten— Kreisen die Verantwortung dafürüberlassen müssen, die glaubten, fie in diesem Augenblick veranlassenzu sollen. Wir können schließlich auf das bestimmteste versichern, daßauch die Leitung derrheinischen Zentrumspartei wie der Volksverein fürdaö katholische Deutschland mit der Veröffentlichung deS Protokoll»nicht daS mindeste zu tun haben. Zu dieser Feststellung haben wirum so mehr Veranlassung, als der„Vorwärts", dasZentralorgan der sozialdemokratischen ParteiDeutschlands, am 7. d. M. schon die gänzlich falsch-Verdächtigung ausspricht, das„Geheimprotokoljlsei in vollem Wortlaute wahrscheinlich auf Ver-anlassung der engeren Parteifreunde der„Köln.VolkSzeitung" erschienen".Bewiesen wird durch diese Entschuldigungen selbstverständlichgar nichts. Wir haben nicht von der Redaktion der„Köln. Volk?--zeitung", sondern von ihren„engeren Parteifreunden", d. h. vonjenen ZentrumSpolitilern gesprochen, die mit ihr an demselbenStrange ziehen. Ob nicht aus diesem Kreise heraus die Veröffent-