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GewerfefcbaftUcbee. Berlin   und Umgegend« Die Spenden für die schwedischen Arbeiter werden heute(Sonnabend) und Montag, nachmittags von 4 S Uhr, im Saal 3 des Gewerkschaftshauses entgegengenommen. Achtung. Mitglieder des Metallarbciterverbanbes! Den Kollegen zur Nachricht, daß in den am 12. d. M. statt­gefundenen Brzirksversammlungen überall einstimmig dem Antrag der Ortsverwaltung zugestimmt wurde, wonach aus der hiesigen Lokalkasse den schwedischen Genossen 10 000 M. überwiesen werben. Desgleichen wurde überall beschlossen, für eine recht rege Listensammlung Sorge zu tragen. Weiter geben wir bekannt, das) zum Zwecke der Abrechnung der Sammellisten das Bureau, Charitestrahe 3, Hof 2 Tr., auch am Sonntag, den 15. d. M. vormittags von 9 1 Uhr geöffnet ist. _ Die Ortsverwaltung. Der Kampf im Schlossergewerbe. Eine Vertrauensmännerversammlung der Schlosser, einberufen vom Deutschen Metallarbeiterverband, fand am Donnerstagabend statt. An dem gegenwärtigen Kampfe sind insgesamt 1750 Arbeiter beteiligt. Die Zahl der Ausgesperrten beträgt 420. Bei den Firmen, die nur teilweise ausgesperrt haben, stellten die übrigen Arbeiter ihre Tätigkeit ein. Die Kontrollkommission der Meister hat zahlreiche Konflikte mit den Unternehmern gehabt, die den Aussperrungsbeschluß zu umgehen trachten. Viele behaupten, daß sie nur noch alte Akkordaufträge erledigen, andere lassen ihre Ar- beiter am Tage der Kontrolle feiern. Diejenigen, die dem Aus- spcrrungsbeschluß ehrlich nachgekommen sind, neigen selbst schon zu der Ansicht, daß siedie Dummen" bei der Sache seien. Die einzelnen Unternehmer sind über den Stand der Bewegung sehr mangelhaft unterrichtet; der eine, über die gegenwärtige Situation befragt, meinte:Ja, sehen Sie, ich erfahre auch immer erst aus demVorwärts", wie es im allgemeinen bei uns aussieht, mehr weiß ich auch nicht." In einem Rundschreiben des Schutzverbandes der Schloffer- Meister wird behauptet, daß die von der Streikleitung veröffentlich- ten Zahlen über den Umfang der Aussperrung unzutreffend seien, zugleich aber wird zugestanden, daß der Schutzverbandnoch keinen zuverlässigen Ueberblick über die Aussperrung" gewonnen habe. Jedenfalls ist man mit dem bisherigen Erfolg der Aussperrung sehr unzufrieden. Die streikenden Geldschrankschlosser versammelten sich am Freitagmorgen bei Franke in der Badstraße. Otto Handle erstattete einen Bericht aus der Vertrauensmännerkonferenz, der mit Befriedigung aufgenommen wurde. In der Diskussion be- richteten die Streikposten wieder von vielen Schwierigkeiten, denen sie begegnen, sobald sie mit Streikbrechern in Verbindung treten wollen. Mitgeteilt wurde unter anderem, der Gastwirt Thomas aus Pankow  , Nordbahnstraße 3, habe in der Geldschrankfabrik von Panzer Arbeit angenommen. Die Streikenden sind mit dem Stand der Bewegung zufrieden, sie halten fest zusammen und weisen die Versuche zurück, die von einzelnen Unternehmern ge- macht werden, Streikende zur Fertigstellung von Akkordarbeiten , zu gewinnen. Unterhandlungen mit den Arbeitern sind nur zu- lässig durch die Streikleitung; Sonderabmachungen sind un- statthaft._ Das Koalitionsrecht der Arbeiter und die Polizei. Daß das Koalitionsrecht der Arbeiter vielfach nur auf dem Papier steht, die Ausübung desselben entweder erschwert oder gar sehr oft unmöglich gemacht wird, ist schon beinahe etwas Alltäg- liches. Bei jedem Streik, bei jeder Aussperrung zeigt sich immer w'eder von neuem, daß dem Arbeiter durch die staatlichen Organe das gesetzlich garantierte Koalitionsrecht beschnitten wird. Schutz der Unternehmer gegen die Arbeiter ist der absolute Grundsatz unserer Staatsraison. Am offenkundigsten tritt das zutage durch Behinderung der Streikposten durch die Polizei. Ein ganz sonder- bares Stuckchen hat sich jetzt die Polizei in Reinickendorf   geleistet. Dort streiken seit kurzem die Arbeiter der Signalbauanstalt von Lehmann. Natürlich machten die Arbeiter von ihrem Recht. Streik- Posten zu stellen. Gebrauch. Die Polizei trat alsbald auf den Plan und engte den Posten den von ihnen zu begehenden Weg immer weiter ein, wobei ein Beamter im Gespräch mit einem Streikposten sich sehr despektierlich über denVorwärts" äußerte. Die Aeußerung, die wir nicht wiedergeben können, wollen wir uns nicht einer Anklage wegenGefährdung der Sittlichkeit" aussetzen, bewies, wie sehr Polizeibeamte glauben, sich alles leisten zu können. Ein tolles Stückchen der Reinickendorfer   Polizei besteht darin, daß Streikposten sistiert und viele Stunden auf der Wache behalten wurden und daß diesen gegen ihren Willen und gegen das for- male Recht eingesperrten Arbeitern noch für diese Einsperrung Geld abgenommen wurde. So wurde der Schlosser Georg K. nach der Wache sistiert, wo er von �11 Uhr vormittags bis 6 Uhr abends festgehalten wurde. Bei seiner Entlassung wurden ihm von seinem Gelde, das er bei sich hatte, 45 Pf. abgezogen und ihm vom Gefangenwärter eine Quittung ausgestellt, in der 30 Pf. für Verpflegung und 15 Pf. für Haftkosten berechnet waren. Also erst wird der Schloffer widerrechtlich eingesperrt und dann wird ihm dafür noch, gleichfalls widerrechtlich, Geld abgenommem Hoffent- lich verfolgt der Metallarbeiterverband die Sache weiter, um fest- zustellen, ob denn bei uns die Arbeiter gänzlich vogelfrei sind. An die zentralorganifferten Zimmerer Berlin  » und der Bororte. Kameraden I Wie Euch durch die Presse bekannt geworden ist, tobt gegenwärtig ein gewaltiger Kampf in Schweden  , woran zirka 300 000 Arbeiter beteiligt sind. Die Generalkommission der Ge- werkschaften Teutschlands hat mit Zustimmung der Gewerkschafts- vorstände den Beschluß gefaßt, die schwedische Arbeiterschaft in ihrem so bedeutungsvollen Kampfe nach besten Kräften zu unter- stützen. Zu diesem Zwecke soll in den Gewerkschaftsorganisationen eine allgemeine Sammlung veranstaltet werden. Wir schließen uns diesem Beschlüsse mit der Maßgabe an, unter unseren Mit- gliedern wie bisher keine Sammellisten zirkulieren zu lassen, son- dern Extramarken a 25 Pf. mit der AufschriftFür den schwedi- schen Generalstreik" herauszugeben. Diese Marken sind vom Sonntag, den 15. d. M., db bei allen Bezirkskassierern sowie in unserem Verbandsbureau, Engelufer 15, Zimmer 50, in Empfang 311"«n' diesen Stellen sind auch alle gesammelten Gelder für die verkauften Extramarken sofort abzuliefern. Um für die geleistete Unterstützung einen Beweis zu haben, empfiehlt es sich, die Extra- marken, deren Kauf ein freiwilliger ist, auf der Innenseite des Deckels im Mitgliedsbuch einzukleben. Kameraden I Tut in diesem Kampfe zwischen Kavital und Arbeit Eure Schuldigkeit. Bekundet auch diesmal Eure Solidarität durch regen Kauf der Extramarken und sargt gleichzeitig für den weitesten Vertrieb derselben, damit wir Mitglieder des Zimmerer- Verbandes uns späterhin darauf berufen können, daß wir die schwe- dische Arbeiterschaft in ihrem ihr aufgedrungenen Kampfe tatkraftig unterstützt und somit in jeder Weise unsere volle Pflicht erfüllt haben. Einen Betrag von 1000 M. haben wir der Zentralkasse unseres Verbandes für diesen Zweck im voraus schon überwiesen. Der Vorstand. __ I. A.: Wilhelm Witt._ Vergsitw. Redakteur; Kau» Weber, Bcrjin, Jnfergtepteil verantw.: Unternehmerpraktiken. Die Schiffbauer von Oranienburg  -Sachsenhausen befinden sich seit 9. November 1903 im Abwehrstreik, da ihnen der Lohn von 48 auf 42 Pf. pro Stunde reduziert werden sollte. Die Schiff- bauer hatten einen Taxjf mit den Meistern abgeschlossen bis zum 1. April 1909; also Tarifbruch von feiten der Unternehmer. Einigungsverhandlungen scheiterten. Daraufhin wurden unsere Kollegen in Kalkberge und Fürstenwalde   am 8. Mai 1909 ausge« sperrt, um einen Druck auf diejenigen Oranienburgs   auszuüben; es war nutzlos. Jetzt suchen die Unternehmer durch Annoncen und Bekanntmachungen, der Streik wäre beendet oder die Arbeit wäre am 26. Juli 1909 wieder, aufgenommen, in bürgerlichen Blättern Schiffbauer als Rausreißer. Auch die Fürstenberger an der Oder und die Zehdenicker   Schiffbauer befinden sich in einem Lohnkampfe. Darum haltet den Zuzug von Schiffbauern nach Oranienburg  , Sachsenhausen, Fürstenwalde   a. Spr., Fürstenberg   a. O. und Zehdenick   fern. Deuvlcbes Reich. Zum Kampf im Hamburger Baugewerbe. Am Donnerstagabend tagte im Gewerkschaftshause eine von über 2(XK1 Maurern besuchte Versammlung, in der nach einem eingehenden Referat des Genossen Hartwig über die resultatlos verlaufenen Einigungsverhandlungen fol- Uende Resolution einstimmig angenommen wurde: Die am 12. August 1909 im Gewerkfchaftshause tagende außerordentlich stark besuchte Versammlung des Zweigvereins der Maurer Hamburgs und llnigegend nimmt Kenntnis von dem negativen Ausgang der Einigungsverhandlungen vor dem hiesi- gen Gewerbegericht. Da eine Einigung nicht erzielt worden ist, so beschließt die Versammlung, den Kampf in versch ärfter Form fortzuführen und erwartet, daß die Plattenansctzer gemäß ihres Beschlusses die Arbeit in allen Geschäften einmütig wieder einstellen. Die weiteren Maßnahmen bleiben nach wie vor der Streikleitung überlassen." Ein weitergehender Antrag wurde nicht aus prinzipiellen, sondern aus Zweckmäßigkeitsgründen bekämpft, da von feiten der Arbeitgeber, neue Verhandlungen bean- tragt worden sind, die voraussichtlich am Montag stattfinden werden. Schwarze Listen. Durch schwarze Listen des Gesamtverbandes deutscher Metall- industrieller, die am 3., 4. und 5. August verschickt wwtden und die die Nummern 143 bis 149 tragen, werden wiederum eine große Zahl von Arbeitern in Verruf gebracht. Es sind mit Namen auf- geführt: 89 streikende Klempner und Installateure von Danzig   und Umgegend, 34 streikende Schlosser aus 9 Schlosserbetrieben Breslaus  , 32 Schlosser, 4 Schmiede, 2 Bohrer, 3 Arbeiter und 1 Dreher vom Eisenwerke Schott in Breslau   und 14 Metall- arbeiter der Kesselschmiede Brand und Sohn in Dortmund  . Letzteren Arbeitern hat die betreffende Werksverwaltung ge- kündigt, weil die in Betracht kommenden Gewerkschaften die Sperre über den Betrieb verhängt haben. Ferner wird unter Bezug auf die streikenden Geldschrankschloffer Berlins   vor Einstellung samt» l i ch e r aus Berlin   kommenden Schlosser gewarnt. Außer Kraft gesetzt werden die Äerrufserklärungen, die aus Anlaß der Streiks und Differenzen bei den Firmen Krctschmann in Eisenberg, Berg in Nürnberg  -Mögeldorf  , Pilger und Neidhart in Frankfurt-Bockenheim  , Günther u. Kleinmond in Frankfurt- Rödelheim, Johannsen u. Co. in Danzig   sowie der Maurer   und Zimmergesellen in Horst i. H. versandt worden sind. Neu abgeschlossene Tarifverträge im deutschen Baugewerbe. Zwischen dem Zentralverband der Zimmerer Deutschlands  und dem Arbeitgeberverbande des Kreises S a m t e r ist ein Tarif- vertrag abgeschlossen für diesen Kreis, der in den Hauptpunkten eine llstündige Arbeitszeit bei einem Stundenlohn von 40 Pf. festsetzt. Landzulage wird nicht gewährt. Ferner ist ein Vertrag abgeschlossen zwischen dem Zentralver- band christlicher Bauhandwerker und Bauhilfsarbeiter Deutschlands  und dem Arbeitgeberverband für das Baugewerbe zu Birn- bäum und Umgegend. Hier ist ein Stundenlohn von 3814 Pf. bei 1014 stündiger Arbeitszeit festgesetzt. Ucber 7,5 Kilometer 2 Pf. Landzulage pro Stunde. Der dritte Vertrag ist abgeschlossen zwischen dem Zentralver- band der christlichen Handwerker und Bauhilfsarbeiter Deutsch- lands. Verwaltungsstelle W r o n k e. und dem Arbeitgeberverband für das Baugewerbe des Kreises Samter. Hier ist ein Stunden- lohn von 36 Pf. bei llstündiger Arbeitszeit vereinbart« Ueber 6 Kilometer 2 Pf. Landzulage pro Stunde. Tarifabschluß in der Brauindustrie. Mt der Städtischen Brauerei und der Brauerei Domeier u. Kaden in Einbeck   wurde der bestehende Tarifvertrag auf ein Jahr, bis zum 1. Juni 1910. verlängert mit den Aenderungen, daß ab 15. Juni der Einstellungslohn und der Lohn der unter 18 M. der- dienenden männlichen Personen um 1 M. und der Einstellungslohn und der Lohn der jetzt beschäftigten weiblichen Personen um 50 Pf. pro Woche ab 15. Juli erhöht wird. In Rücksicht auf die Beun. ruhigung der Brauindustrie anläßlich der Brausteuer und der da- mit verbundenen Bierpreisregulierung wurde von werteren Maß- riahmen Abstand genommen, obwohl durchgängig die derzeitigen Lohn, und Arbeitsbedingungen einer dringenden Regelung �be- dürfen. Die Unternehmer wurden aber nicht im Zweifel darüber gelassen, daß wir im nächsten Jahreanklopfen" werden. Etos Industrie und Kandel  . Vom Abwälzungswucher. Fast könnte man glauben, die Brauer seien von einem Ver- teuerungsdelirium befallen. Die Lagerbierbrauereien haben mit der Forderung eines Aufschlags von 5 Mi pro Hektoliter bewiesen� daß sie an Bescheidenheit nicht zugrunde gehen können. Aber die Weißbierbrauer sind ihnen doch noch über. Sie wollen eine Finanz- reform durchführen, die in der Hauptsache in einem direkten Preis- aufschlag von 3 M. pro Hektoliter besteht. Dazu übernehmen die Brauereien den Wasserzuguß. Nach dem neuen Gesetz ist die Ver- dünnung des Vieres, nachdem es die Brauerei verlassen Hat� nicht mehr gestattet. Die angenehme Beschäftigung des Wasserzusetzens werden daher in Zukunft die Brauer selbst ausüben. Diese Mehr» arbeit dürfte ihnen, mäßig gerechnet, noch extra 2 M. einbringen, so daß die wirkliche Mehreinnahme für die Brauereien 5 M. aus» macht. Und wie steht es mit der Belastung durch die erhöhte Brau- stcuer? Wie wir schon mehrfach dargelegt haben, macht die Steuer- crhöhung im Durchschnitt 10 M. pro Doppelzentner Malz aus. Ein Doppelzentner Malz bringt einen Ausstoß von 6 bis 10 Hektoliter Weißbier. Rechnen wir mit einem durchschnittlichen Malzverbrauch von 1214 Kilogramm, dann ergibt sich für die Brauer eine Mehr- belastung von 1,25 M. Für die Mühe der Abwälzung und der Taufe berechnen sich diese demnach 4,75 M. pro Hektoliter. Das Abwälzen ist fürwahr ein feines Geschäft I Die Brauer können die Steuermacher als ihre Wohltäter preisen. Ander» natürlich die Konsumenten. Nach den Plänen der Brauer würde sich für sie die Abwälzung wie folgt gestalten: die kleine Weiße(vier Zehntel- Liter) kostet 13 Pf., die große Weiße(acht Zchntcl-Liter) 25 Pf.; im Durchschnitt ein Liter also zirka 3114 Pf. gegen 25 Pf. früher. Das ist ein Aufschlag von 614 Pf., der sich jedoch unter Berücksichti. rhMsckrIÄllliii, Dilltck ij. Berlgg: Vorwärts Buchdr. u. Bulögsanststt gung des angenommenen Serminderken Wasserzusatzes auf 5 Pf. reduziert. Die Erhöhung für die Konsumenten macht danach pro Ltter 3M Pf. mehr aus als die Steuererhöhung. Solche Ab- wälzungsgeibühr zu übernehmen, liegt für die Konsumenten aber gar kein Anlaß vor. Wir reden hohen Löhnen gern das Wort, aber den Brauereien für die Arbeit des Abwälzens 3,75 M. pro Hekto- liter zu gewähren, das ist ein Tarif, den die Arbeiter den Kapita- listen nicht zahlen können. Man mutz sich nur wundern, daß die Wirte gegen die Praxis der Brauer nicht alarmieren. Man kann doch nicht annehmen, die Wirte fühlten so sehr sich den Brauern verpflichtet, daß sie es als ihre Aufgabe betrachteten, zu helfen, den Konsumenten ganz ungerechtfertigte Lasten aufzuwälzen. Kampf gegen die Bierverteuernng. Ein Bierbohkott ist im Großherzogtum Meiningen   aus- gebrochen. Gastwirte und Biertrinker beschlossen in einer Reihe von Städten wegen zu hohen Preisaufschlags der Bierbrauereien einen gemeinsamen Bierstreik. Ueber 100 Brauereien sind boykottiert.   Aus Dresden   wird berichtet, daß dort ebenfalls ein Boykott eingesetzt habe. Stammgäste meiden die Lokale, der Konsum ist stark eingeschränkt. I n Leipzig stehen die Wirte immer noch im Kampfe gegen die Brauereien. Zwar haben diele schon etivas nachgegeben, indem sie die Forderung von 4,20 W. Aufschlag pro Hektoliter auf 3,20 M. ermäßigten; die Wirte jedoch wollen nur 2,20 M. zugestehen. Und das ist auch reichlich genug. Die Bierpreiscrhöhung und die freien Gastwirte. Im großen Saale derNeuen Welt" fand am Freitagnach- mittag eine Versammlung des Verbandes der freien Gast- und Schankwirte statt. Der Redner, L i t f i n, führte aus, daß in den Verhandlungen mit dem Berein der Berliner   Lagerbierbrauercicn ein bestimmtes Ergebnis noch nicht erzielt worden sei. Die Gastwirte verlangen, daß die Brauereien dazu beitragen, be- stimmte Mißstände im Gastwirtsgewerbe zu beseitigen, dann erst, das war der Standpunkt der Kommission, sollten drei Mark den Brauereien mehr bezahlt werden. Litfin wandte sich gegen die Behauptung, daß den Brauereien für Berlin   fünf Mark angeboten worden seien, man habe in der Kommission gewußt, daß der höcksste Satz von fünf Mark für Berlin   niemals zur Anwendung kommen könnte. Er protestierte gegen den Vorwurf, daß die Wirte einen Raubzug auf die Taschen der Konsumenten ausführen wollten. Die öffentliche Meinung befinde sich in einem Irrtum, die Gastwirte müßten mehr von den Konsumenten nehmen als die Brausteuer betrage, denn zu der Brausteuer kommen noch die andern weuen Steuern hinzu. Die Verhandlungen der Kommission der Gastwirte mit den Weiß-, Malz- und Braunbierbrauereien hätten zu einer Verständigung geführt. Für den Liter Bier solle durchschnitt- lich drei Pfennig mehr bezahlt werden. Die Gastwirte würden die große Weiße mit 25 Pf., die kleine mit 13 Pf. berechnen. Von den Brauereien solle aber verlangt werden, daß das Weißbier zehn Prozent Stammwürze enthalten müsse. Den vorgesehenen Vertrag empfahl Litfin zur Annahme. In der Diskussion wurde vielfach heftiger Widerspruch laut. Man forderte, daß den Brauereien keinerlei Erhöhung oder nur die Höhe der Brausteuer bewilligt werde. Man besprach die schwierige Lage, in der sich die Gastwirte befinden und erhob auch Vorwürfe gegen denVorwärts", denn die Behauptung, daß die Wirte den Brauern 5 M. angeboten hätten. treffe für Berlin   nicht zu. Viele Redner erklärttn, man sollte den Bierkrieg mit den Brauereien nicht scheuen, man müsse daS Publikum zum Schutze gegen die Brauer aufrufen. Nach langer Diskussion wurde die folgende Resolution mit großer Mehrheit angenommen: Die am 13. August 1909 im LokalNeue Welt" ver- sammelten Gast, und Schankwirte der Zahlstelle Groß-Berlin des freien Gast- und Schankwirteverbandes erklären sich mit der Taktik ihrer Vertreter bezüglich der Verhandlungen mit den Brauereien einverstanden, sprechen denselben auch für die weiteren eventuell zu pflegenden Verhandlungen ihr vojty:s Ver­trauen aus. Die Versammelten begrüßen eS, daß die Verhandlungen mit den obergärigen Brauereien zu einer gütlichen Regelung gelangt sind und versprechen, den abgeschlossenen Vertrag strikt inne zu halten. Gleicherweise finden die Versammelten das Verhalten der Lagerbierbrauereien äußerst unverständlich. Sie sind bereit, den Brauern bei einer Preiserhöhung bis zur äußersten Grenze entgegen zu kommen, verlangen dafür aber unbedingt Garantien, daß die Brauer   ebenso wie die Gastwirte der Schmutzkonkurrenz im Brau- und Gastwirtsgewerbe entgegentreten werden. Sollten die Lagerbierbrauer ein Entgegenkommen in dieser Richtung nicht zeigen, so können die Gastwirte nicht anders handeln, als einen durchgreifenden Appell an die Konsumenten zu richten. Aus diesem Gesichtspunkte heraus ersuchen die Versammelten ihre Vertreter, mit den Organisationen der Konsumenten aus Arbeiterkreisen, der Gcneralkommission der Gewerkschaften, und der Parteileitung in Verbindung zu treten, um eine Regelung der Bierpreisfrage auf einer Grundlage eventuell zu erzwingen, die vornehmlich von den Wirten und von den Konsumenten akzep. tiert werden kann. Bezüglich der Weißbierfrage erklären die Versammelten die Beschlüsse, welche 1906 in derNeuen Welt" gefaßt wurden, für aufgehoben, so daß alle Vertrags- brauereien zur Lieferung von obergärigem Bier zuge- lassen sind." Wir werden auf die Angelegenheit und auf die dePlazierten Angriffe auf denVorwärts" noch gebührend zurückkommen. Letzte Nachrichten und DepeFchen« Ein Unhold. Annweiler  , 13. August.  (B. H.  ) Der 49jShrige Maschinist Florian Lehr hatte sich an seiner 14jährigen Stieftochter ver- gangen. Als er verhaftet werden sollte, jagte er dem Mädchen eine Kugel durch den Kopf; das Kind war sofort tot. Dann durch- tränkte er das ganze HauS mit Petroleum und legte a» verschie- denen Stellen Feuer an. Er ging dann in den Schuppen, legte sich eine Schlinge um den Hals und schoß sich zweimal in die Schläfe; er war sofort tot. Als die Nachbarn das HauS brennen sahen und zur Rettung herbeieilten, entdeckten sie die grausige Tat. Beim Baden ertrunken. Essen, 13. August.  (B. H.  ) In den letzten drei Tagen sind in der Ruhr, Emscher und Lippe nicht weniger als 18 Personen, meist junge Leute, beim Baden ertrunken. Familiendrama. Eßlingen  . 13. August.(B. H.  ) Der Werkzeugfabrikant Stiefel- meier hat sich, seine Frau und ferne beiden Kinder aus finanziellen Schwierigkeiten zu erschießen versucht. Tie Frau und da* eine Kind waren sofort tot. Er selbst und das andere Kind wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Zugzusammenstoß. Op-rto. 13. August.(B. H.  ) Ein ernster Eisenbahnunfall er- eignete sich in Braga  . Dort stieß ein Personenzug, worin sich zahlreiche Republikaner befanden, die von einer Versammlung zurückkehrten, infolge falscher Weichenstellung auf einen Güterzug. 11 Wagen wurden vollständig zertrümmert, 30 Personen teils schwer, teils minder schwer verletzt. Tie Republikaner beschuldigen ihre politischen Gegner, die Katastrophe herbeigeführt zu haben. MMjngerLi Qpx Bnl mSW« HierzuS Beilagen n, Unterhaltungsbl.