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Hr. 188. 26. Jahrgang. 2. KilW iicäNmilts" fetlintt Sonnabend, 14. August 1909. parte!- Hngclcgenbeitem Zur Lokalliste. Am Sonnabend, den 14., Sonntag, den IS. und Montag, den 16. d. M., findet in Nowawcs der 17. Verbandstag der.Privattheatervereine Deutschlands "(Eingetr. Berein). Sitz Berlin , statt und zwar in dem gesperrten Lokal der Wwe. Klemm, Wilhelmstr. 168. Zu den mit diesem VerbandStag verbundenen Veranstaltungen werden Billetts aus- gegeben und dafür eine lebhafte Propaganda betrieben. Wir er- suchen daher, alle angebotenen Billetts entschieden zurückzuweisen. Am Sonntag, den IS. d. M., findet in Schönerlinde Ernte- f e st statt. Wir weisen darauf hin. daß uns dort nur das Lokal .Zur Friedenseiche", Inhaber Karl Szperlinski, zur Ver- fügung steht. In Friedrichshagen ki.-B. ist das»Müggelsee-Strand- Restaurant" von Freyer gesperrt. In Reinickendorf - West steht uns das Lokal.ArtuShof". Inhaber Otto Meyer wieder zur Verfügung. Die Lokalkommisfion. Dritter Wahlkreis. Morgen Sonntag findet ein Ausflug mit familie statt. Treffpunkt von früh 16 Uhr ab Station Eichkamp. u erreichen mit der Straßenbahn Linie 91 Görlitzer Bahnhof. Halensce«Endstation), von da zu Fuß 10 Minuten bis Eichkamp. oder aber mit der Potsdamer Bahn<Ringbahnhof> bis Halensee . Um rege Beteiligung ersucht_ Der Vorstand. Sozialdemokratischer Zeutral-Wahlverein für Teltow -BeeSkow- Storkow-Charlottenbnrg. Am Dienstag, den 17. August, abends 8 Uhr, findet eine Versammlung für die weiblichen Mitglieder im Volkshause zu Charlottenburg , Rosinenstr. 3, statt. Tages-Ordnung: 1. Vortrag des Reichstagsabgeordneten Fritz Zubcil:.Krise, 460 Millionen- Raub und die Stellung der Frauen." 2. Diskussion.* 3. Wahl einer Delegiertin zum Leipziger Parteitag. Die weiblichen Mitglieder des Kreises werden zu recht zahl- reichem Erscheinen eingeladen. Mitgliedsbuch legitimiert. _ Der Zcntralvorstand. Rixdorf. Montag, den 16. August, abends von 6Va Uhr ab, findet Flugblattverbreitung statt. Wir ersuchen die Ge- »offen und Genossinnen, pünktlich und zahlreich in ihren Zahlabend- lokalen zu erscheinen. Der Vorstand. Charlottenburg . Die Genossen werden darauf aufmerksam ge« macht, daß am kommenden Sonntag, vormittags 8 Uhr, eine all- gemeine Flugblattverbreitung stattfindet. Nach der Neueinteilung der Kommunalbezirke befinden sich die Verbreitungslokale für die einzelnen Gruppen an folgenden Stellen: 1. Gruppe bei Tietze, Nehringstraße 4. 2. Gruppe bei Ehrhardt, Knobelsdorffstraße 60. 3. Gruppe bei Lachmann. Tauroggener Str. 10; Kliche, Usnaustr. 6; Reuchlinstr. 6. früher Felsmann« Krumbein. Kaiserin-Augusta-Allee, Ecke Beusselstraße; Siewert, Helmholtzstr. 83; Hamann, Helmholtz- stroße 11; Volkshaus, Rosinenstr. 3. 4. Gruppe bei Müller, Kant- straße 93; Liersch, Kantstr. 106. S. Gruppe im Volkshaus, Rosinen- straße 3; bei Lehmann, Weimarer Str. 5; Schulze. Wallstr. 90; Müller, Schulstr. 17; Lindstädt, Marchstr. 22. 6. Gruppe bei Päpke, Kaiser-Friedrich-Str. 91; Kühnert, Sescnheimer Str. 11. 7. Gruppe bei Thunack, Wielandstr. 4. 8. Gruppe bei Rill, Goethe- straße. Ecke Grolmanstraße; Ahrens, Ansbacher Str. 11: Weisheit. Nettelbcckstr. 11. Die Flugblätter betreffen die bevorstehenden Stadtverordneten - wählen und fordern zur Einsichtnahme in die Wählerlisten auf. Die Genoffen werden deshalb ersucht, recht zahlreich und pünktlich zu er- scheinen. Der Vorstand. Steglitz . Am Sonntag, vormittags 8 Uhr, Flugblattverbreitung von den Bezirkslokalen aus. Die Bezirksführer erhalten die Flug- blätter bei Clement, Düppelstraße. Am Mittwoch, den 13. d. M.. abends S'/z Uhr bei Schellhase. Ahornstr. ISa: DiSkuffionSabend. Zur Debatte steht die Kautskysche Broschüre»Der Weg zur Macht". Hierzu sind sämtliche Mitglieder des Wahlvereins eingeladen. Der Vorstand. Ober-Schöneweide. Die Genoffen und Genossinnen werden auf das morgen stattfindende Sommerfest hingewiesen. Wie im vorigen Jahre, so ist auch in diesem Jahre für ein reichhaltiges Programm Sorge getragen worden. Auch findet ein Riesenfeuerwerk statt. Um den Fcstzug imposant zu gestalten, ist es Pflicht eines jeden Genossen fich hieran zu beteiligen. Billetts sind in allen durch Plakate kennt- lich gemachten Lokalen und Geschäfte zu haben. Das Komitee. Weißcnsce. Den Mitgliedern des Sozialdemokratischen Wahl- Vereins zur Nachricht, daß die Vereinsbibliothek von heute ab wieder jeden Sonnabendabend von 8 9 Uhr geöffnet ist. Dieselbe be- findet sich beim Genossen Roßkopf, König-Chauffee 33. _ Die Bezirksleitung. Berliner J�admcbten. Wem'S nicht paßt,--!" In Krankenhäusern fehlt eS den Patienten nie an Grund zu klagen, zu klagen nicht nur über die Pein ihrer Krank- heit, sondern obenein auch über allerlei anderes Ungemach, das der Betrieb einer derartigen Anstalt mit sich bringt. Was soll gegen» über solcher mehr oder minder berechtigten Unzufriedenheit die Verwaltung eines Kranknhauss tun? Was sie nicht tun sollte, das hat kürzlich im Virchow-Krcknkenhaus ein Beamter gezeigt, von dem die betreffenden Patienten annehmen, daß er der Verwaltungsdirektor Geheimrat Dr. Ohlmüller sei. Patienten der Station I hatten bemängelt, daß ein Gericht Linsen ihrer Meinung nach nicht weich genug gekocht gewesen sei. Ob das zutraf, können w i r nicht wissen, da wir nickst Gelegenheit gehabt haben, selber davon zu kosten. Der erwähnte Beamte aber nennen wir ihn O., doch kommt's«ruf die Person wirklich nicht so genau an hatte die Linsen probiert und erklärte nun in einem vielleicht übertrieben schroffen Ton, die Behauptung der Patienten sei nickst wahr. Na, über den Geschmack läßt sich ja nicht streiten. Auch das müssen wir unentschieden lassen, ob eine Wurst, die ein Patient sauer gefunden hatte, tatsächlich sauer oder aber so einwandfrei war, wie Herr O. meinte. Richtig ist ja, daß in Heil- und Pflegeanstalten unserer Stadt den Patienten wie dem Wartepersonal gerade durch die Wurst schon recht eigenartige Genüffe bereitet worden sind. Doch auch hier fehlt uns die Möglichkeit, selber zu prüfen, weil man uns sollen wirleider" oderglücklicherweise" sagen? den Genuß vor- enthalten hat, von jener Wurst zu kosten. Dem Herrn O., der die im Virchow-Krankenhaus dargereichte Kost nicht tadeln lassen wollte, erwiderte ein Patient:Wenn man sich hier beschwert, kriegt man ja ja doch kein Recht."So!? Warum kriegen Sie denn kein Recht?" fuhr Herr O. auf. Der Patient überließ es ihm, selber sich diese Frage zu beantworten. Schließlich beend.te Herr O. die Diskussion mit den Worten:N<r, w e n n e s I h n e n nicht schmeckt, dann können Sie ja gehen." Gewiß, das konnte der Patient. Die Verwaltung des Virchow-Kranken- Hauses wäre so ohne pPene Bemühung einen derNörgler" los- 1 geworden, und den übrigen wäre dann Wohl die Lust vergangen, weiter zunörgeln". Aber an der Beköstigung, die dieses Kranken- Haus seinen Insassen gewährt, wäre dadurch noch nickst das ge- rmgste geändert worden. Und eben darin liegt das Bedenkliche und Gefährliche eines solchenWinkes mit dem Zaunpfahl", wie: Wenn's Ihnen nicht schmeckt-- 1" oder:Wenn's Ihnen nicht --- Mit diesem Verfahren bringt die Verwaltung die Nörgler" zum Schweigen, mindestens erreicht sie eine gleich­gültig, ob gewollte oder ungewollte Unterdrückung der lauten Aeußerungen der Unzufriedenheit. Sich selber aber wiegt sie in Sicherheit und in Selbsttäuschung über den Zustand ihrer A n st a I t, der ihr nur allzuleicht als einwandfrei er- scheinen wird, wenn keiner mehr klagt. Hat die Ver- waltung des Virchow-Krankenhauses schon wieder vergessen, daß gerade diese Anstalt durch Mißstände der Beköstigung in sehr böser Weise von sich reden gemacht hat? Den Pflcgcschwestcrn, die dort an Vergiftungserscheinungen erkrankt waren, hat Herr O. sicherlich nicht gewinkt:Wenn's Ihnen nickst schmeckt, können Sie ja gehen." Damals begegnete man in der Bevölkerung vielfach der Ansicht, es sei eigentlich noch ein Glück, daß just Pflegeschwestern erkrankt seien, Patienten würde man wohl abgefertigt haben mit der Ant- wort:Ach was! Sie haben ewig was zu quengeln." Die Frage, ob jenes Linsengericht oder jene Wurst tatsächlich Anlaß zu Klagen geben konnten, ist ganz unerheblich gegenüber der Tatsache, daß eine nach Meinung der Patienten berechtigte Klage mit dem oben erwähnten Hinweis auf die offene Tür beantwortet worden ist. Wer zu diesem Mittel greift, dem werden die Patienten schwerlich das Vertrauen entgegenbringen wollen, daß er den ernsten Wunsch habe, möglichst jeden Anlaß zur Unzufriedenheit zu beseitigen. Was manche Patienten des Virchow-Krankenhauses dem Herrn O. zutrauen, das möge er aus einem Gerücht ersehen, das über ihn in Umlauf gekommen ist. Es wird erzählt, Herr O. habe nach Beendigung jenes Streites um die Beköstigung schließlich noch den Oberarzt instruiert:Wer sich noch beschwert, wird entlassen." Ein solches Verfahren liefe hinaus auf eine voll- ständige Vernichtung des Beschwerderechtes, wie man sie selbst in Kasernen und Gefängnissen nicht kennt. Wir halten diese Herrn O. nachgesagte Aeußerung nicht für möglich. Aber er hat es sich selber zuzuschreiben, daß sie von Patienten geglaubt worden ist._ Den Leitern unserer Volks- und Realschulen geht von der Firma Gebr. Stollwerk A.-G. folgendes Schreiben zu: Sehr geehrter Herr! Gelegentlich der ersten Anwesenheit des Zeppelin-Luftschiffes in Berlin , welches gemäß der uns gewordenen Nachricht gegen Ende des Monats hier eintreffen soll, beabsichtigt unsere Firma jedem Berliner Volksschulkinde und den Real- s ch ü l e r n einige Zeppelin-Postkarten als Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag zukommen zu lassen. Unser Vorhaben hat die Annahme der vorgesetzten Schul» behörde erhalten und werden Ihnen von dieser Seite aus noch ent sprechende Nachrichten zugehen. Wir beabsichtigen, die Karten für jedes Schulkind in einem Kuvert klassenweise zusammenzubündeln, damit die Verteilung nach der Anordnung der vorgesetzten Schulbehörde und bequem für die beteiligten Herren Lehrer erfolgen kann. Um nun die Verpackung entsprechend der Schülerzahl der betr. Klassen veranlassen zu können, ist es wünschenswert, zu wissen, die Namen der Herren Lehrer, nebst der betr. Schüler- resp Schülerinnenzahl. Unter Vorausschickung des Vorstehenden gestatten wir uns, Sie um freundl. Ausfüllung der Anlage und um baldige Retour- nierung derselben unter Benutzung des gleichzeitig beigefügten Briefumschlages ergebenst zu ersuchen, da wir mit Rücksicht auf den ziemlich bedeutenden Zeitaufwand, den die Sortierung und Verpackung der Karten erfordert, bereits mit den Vorarbeiten be- ginnen müssen. Indem wir für Ihre Mühewaltung im voraus danken, zeichnen mit Hochachtung: Gebrüder Stollwerk A.-G. Hierdurch sucht die Firma unter dem Deckmantel einer Huldi. gung für den Grafen Zeppelin und seiner Fahrt nach Berlin Reklame für ihre Erzeugnisse zu machen, zu deren Mitarbeitern sie die Lehrer heranziehen will. Me Idee ist nicht übel und bereits auch schon von anderen Firmen versucht worden. So wandte sich vor langer Zeit eine bekannte Liqueurfabrik(Meyer u. Co.) mit einem ähnlichen Ansinnen an die Lehrerschaft, das aber prompt abgelehnt wurde. Zu Reklamezwecken ist die Schule nicht da und ihre Zeit zu kostbar. Falls sich die Angaben des Schreibens be- stätigen, erscheint es uns unverständlich, wie sich mit diesem An- gebot die Schulbehörde einverstanden erklären konnte. Raubanfall in einem Bankgeschäft. Einen Raubanfall verübte gestern morgen kurz nach 8 Uhr ein unbekannt gebliebener Mann auf den 2S Jahre alten Bankier Artur Silbermann, der mit seinem Vater zusammen in dem Hause Friedrich- straße ISS » ein Bank- und Wechselgeschäft betreibt. Der Sohn öffnete gestern morgen entgegen der sonstigen Ge- pflogenheit allein das Geschäft. Während er kurz darauf mit dem Auslegen der verschiedensten Geldsorten im Schaufenster beschäftigt war, betrat ein etwa 2S Jahre alter Mann den Laden und verlangte für 100 Mark ftanzösischeS Geld. Herr Silbermann entnahm dem Fenster eine Hundertfranknote und zog sich hinter den Laden- tisch zurück, um hier den Wertunterschied zwischen dem französischen und dem deutschen Gelde zu berechnen. Plötzlich erhielt er von dem Unbekannten einen Schlag über den Kopf, so daß ihm der Kneifer herunterfiel und das Blut an der linken Kopfseite herabrieselte. Trotzdem besaß er die Geistesgegenwart, daß er sich auf den Angreifer stürzte. Dem Räuber wurde Hut und Stock entrissen. Der Täter zog jetzt vor, nach der Mittelstraße zu entfliehen und entkam im Menschengewühl. Die Kriminalpolizei ist bemüht, die Beschreibung deS flüchtigen Räubers festzustellen, der von der Friedrichstr. ISS » bis nach der Mittelstraße gesehen worden war. ES wird angenommen, daß der Räuber einen Spießgesellen hatte. Der Stock, den der Ueberfallcne an sich riß, gehörte dem zweiten Verbrecher, der den zuerst eingetretenen draußen deckte, dann aber sich ebenfalls auf den Überfallenen Silbermann stürzte und die nach der Straße führende Tür zu schließen versuchte. Das gelang nicht, weil die Tür mit einer starken Schnur festgebunden war. Das Hilfegcschrei Silbermanns und der starke Verkehr auf der Straße haben die beabsichtigte Ausplünderung des Bankgeschäftes vereitelt. Die beiden Täter waren gut gekleidet, find 20 Jahre alt lind sprechen die Berliner Muirdart. Eine genaue Beschreibung der Räuber ließ sich nicht beschaffen. Der zurück- gebliebene Hut trägt im Schweißband die Bezeichnung Sickels Wien . Der Stock ist ein imitiertes dickes Bambusrohr mit dem Eindruck London " am Kopf. Die Verletzung des Ueberfallenen ist nur gering, so daß er Einsicht in das Verbrecheralbum nehmen konnte. Ein Anhalt zur Ermittelung der Räuber wurde dadurch nicht ge- Wonnen._ Ein Familiendrama spielte sich vorgestern in der Reinickendorfer Straße 67 ab. Dort hatte der 42 Jahre alte Bauarbeiter Friedrich Wilske mit seiner 39 Jahre allen Ehefrau und sechs Kindern auf dem dritten Hof eine aus zwei Stuben und Küche bestehende Wohnung inne. Der Ehemann hatte nur geringen Verdienst. Nun sollte die seit sechs Monaten kranke Frau Wilske vorgestern zum zweitenmal nach dem Virchow-Krankenhaus gebracht werden, von wo sie erst vor 14 Tagen entlassen worden war. Darüber war der Ehemann nntröstlich. Er schickte die Kinder um 1 Uhr nach dem Hofe zum Spielen und trank vor den Augen der kranken Frau Lysol. Beide Eheleute wurden nach dem Virchow-Krankenhause gebracht. Die Kinder wurden nach dein Waisenhaus in der Alten Jakobstraße gebracht. Ein Opfer seines Berufs wurde am Donnerstagabend in der elften Stunde der auf dem Lehrter Bahnhos beschäftigte 29 Jahre alte Arbeiter Kalitt, Boyenstr. 8 wohnhaft. Der Aermste wurde von einem vorbeifahrenden Zuge erfaßt und ihm das linke Bein ab- gefahren. Im Augustahospital, wohin man den Verunglückten ge- bracht hatte, wurde ihm das Bein amputiert. Auf dem BerufSwcge vom Tode ereilt wurde gestern in früher Morgenstunde die Stadthebamme Pottin aus der Acker» straße 149. Die in den fünfziger Jahren stehende Frau ging gerade die Strelitzer Straße entlang, als sie vor dem Hause Nr. S0 plötz­lich ohnmächtig zusammenbrach. Ein schnell herbeigeholter Arzt ver- suchte vergebens. Frau P. ins Leben zurückzurufen; der Tod war infolge Lungenschlags bereits eingetreten. Ein merkwürdiger Fund ist auf dem Langen See in der Nähe des EtablissementsMarienlust" gemacht worden. Dort entdeckten Brliner Ausflügler auf dem Wasser treibend ein Paket, das eine Anzahl amtlicher Schriftstücke und eine ganze Menge Postanwei- sungen enthielt, auf denen als Absender die Fürsorgeanstalt Tem- pelburg angegeben war. Da die Anweisungen auf ziemlich hohe Beträge lauteten, nimmt man an, daß ein Fürsorgezögling der genannten Anstalt, der mit den Anweisungen zur Post geschickt worden ist, das Geld unterschlagen hat und flüchtig geworden ist. Das Paket wurde der Köpenicker Polizei übergeben, die sofort eine Untersuchung eingeleitet hat. Beim Baden ertrunken ist gestern im Schwielochsee der 36jährige Braumeister Franz Lange. L., der ein ausgezeichneter Schwimmer war, hatte in der Mittagszeit ein Bad genommen und wagte sich weit in den See hinein. Plötzlich sank er vor den Augen mehrerer Badender lautlos unter und kam nicht mehr zum Vorschein. Sofort unternommene Rettungsversuche blieben er- folglos. Erst in den späten Abendstunden konnte die Leiche des Ertrunkenen gelandet werden. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein jähes Ende bereitet. Der Verstorbene hinterläßt eine Witwe und drei kleine Kinder. Den Tod auf den Schienen suchte gestern auf dem Bahnhof Alexanderplatz ein Partiewarenhändler aus der Gontardstraße. Der Lebensmüde warf sich kurz nach neun Uhr vor die Maschine des anfahrenden Zuges nach Kaulsdorf . Dem Unglücklichen wurde der Kopf und beide Füße vom Rumpf getrennt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Da die Leiche zwischen der Maschine und dem ersten Wagen eingeklemmt war, mußten die beiden Wagen, um sie freizumachen, auseinandergekoppelt werden. Eine vollständige Verkehrsstockung der Straßenbahn entstand gestern nachmittag gegen 1'/, Uhr zwischen Potsdamer Platz , Leipziger Straße , Halleschem Tor und Spittelmarkt infolge Maschinendefekt in der Zentrale der Mauerstraße. Erst nach fast halbstündiger Arbeit konnte die Störung behoben werden. Ein großer Dachstuhlbrand beschäftigte am Donnerstagabend die 3. Kompagnie in der Dennewitzstratze 12, an der Kurfürsten- straße. Aus noch nicht ermittelter Ursache ausgekommen, hatte der Brand schnell reiche Nahrung an dem Inhalt der zahlreichen Bodenverschläge gefunden und bei Ankunft des neunten Zuges vom Hafenplatz, schon eine große Ausdehnung erlangt. Brand- meister Mende ließ sofort drei Schlauchleitungen von Dampf. spritzen vornehmen und über die Treppen sowie mechanische Leitern angreifen. Um dem Qualm Abzug zu verschaffen, mußte das Dach an mehreren Stellen aufgehauen werden. Erst nach mehr- stündiger Tätigkeit konnte die Feuerwehr, die unter der großen Hitze und dem Rauch viel zu leiden hatte, wieder abrücken. Der Schaden ist bedeutend, besonders für die Mieter, die eine Menge Hausrat auf dem Boden aufbewahrt hatten und nicht genügend versichert sein sollen. Verloren gegangen ist am Freitag den 6. August, von der Eldenaer Straße durch die Pettenkoferstraße bis zur Mirbach- straße 42 ein Verbandsbuch des Deutschen Metallarbeiterverbandes Nummer 766 286, sowie eine Liste zur Landtagswahl Nr. 8390; gezeichnet waren zirka 3,S0 bis 4,00 M. Der Finder wird gebeten, das Gefundene abzugeben an Weißsohn, Mirbachstraße 42. vorn zwei Treppen. Feucrwchrbericht. In der letzten Nacht kam in der Jnster» burger Straße 11 Feuer aus, das auf die Küche, wo es ausgc- kommen war, beschränkt werden konnte. In einem Keller des Hauses Warschauer Straße 7 brannte gestern abend Schwefel. Ferner hatte die Feuerwehr in der Oderberger Straße 9, am Blücher-Platz, der Magazinstraße 14 und an anderen Stellen zu tun._ Vorort- JVachricbtein Charlottenburg. Die Wählerlisten zur Stadtvrrordnetenwahl liegen im Statistischen Amt, Berliner Straße 71, Seitenflügel, wochentags von 8 bis 3 Uh�r, außerdem Sonnabends von 5 Bis 8 Uhr nachmittags, und Sonntags von 8 bi» 12 Uhr vormittags aus. Es ist Pflicht eines jeden Wählers nach- zusehen, ob sein Name in der Liste steht. Nur der, dessen Name in der Liste steht, darf wählen. Wer nicht selbst einsehen kann, wende sich an die durch die roten Plakate kenntlich gemachten Ge- schäfte, deren Inhaber die Einsichtnahme kostenlos übernehmen. Schöneberg . Die Bedingungen für den Wettbewerb zur Erlangung von bild» haucrischen Entwürfen zur Ausschmückung des Barbarossa- Platzes find endgültig festgesetzt. Das Preisgericht besteht aus den Bildhauern Professor Manzel, Berlin . Professor Hosäus, Grüne- Wold, und den Mitgliedern der Schöncberger Kunstdeputation. Be- rechtigt zur Teilnahme am Wettbewerb sind alle in Groß-Berlin ansässigen Bildhauer. Als Preise sind 1200, 800 und 600 M. aus- gesetzt. Außerdem steht eine Summe behufs Ankaufs nicht preis- gekrönter Entwürfe zur Verfügung.. Die Einsendung der Arbeiten » bis zum 1. November 1909 beim Magistrat in Schönebcrg erfolgen. Die näheren Bestimnmngen des Wettbewerbes können im Rathause, Bureau I, Zimmer 22, von 9 bis 3 Uhr in Empfang ge- nommcn werden. Der Arbcitcr-Turnverein feiert heute sein Sommerfest, bestehend aus Tanz, turnerischen und theatralischen Aufführungen, Per- losung usw.. in der Schloßbrauerei Schöneberg . Anfang 9 Uhr. Eintriit 30 Pf. Alle Freunde der Turnerei sind hiermit herzlich eingeladen. Steglitz . Ein tödlicher Bauunfall ereignete sich gestern vormittag II'/« Uhr auf einem Neubau in der Bismarckstraße. Dort stürzte der 62 Jahre