Agrarkuttur sein, Vas stärkste HSmwniS BilSet sicher dir hohe Preis, der die Nachfrage nicht den gewünschten Umfang annehmen läßt und es den Werken nicht erlaubt, ihre volle Leistungsfähigkeit auszunützen. Die fortschritthemmende Preisgestaltung findet ihre Stütze in dem Monopolcharakter dieser Industrie und sie ist bestimmt durch ihre ganze EntWickelung. Die hohen Gewinne, die der Kalibergbau versprach, beran- Iahten ein williges Kapitalangebot für Gründungen auf diesem Gebiete. Und es wurde lustig drauf los gegründet. Die Anteile der Werke stiegen im Preise auf das 6,10, ja noch mehrfache ihres Ncminalwertes. Manche Kaligründer konnten sich nach kurzer Zeit mit Riesengewinnen vomSchauplatz ihrer Wirksamkeit zurückziehen. Die Anteilseigner, die zu hohen Kursen gekauft hatten, wollten natürlich auch noch Geschäfte machen. Ihr Interesse stand einer mit der technischen Vervollkommnung in der Kaliindustrie und wachsender Produktion in Einklang stehenden Preisgestaltung ent- gegen. Weil sie ihre Betriebe nicht voll ausnutzen konnten, muhten die Preise hochgehalten werden. Um eine„verderbliche" Kon- kurrenz untereinander auszuschließen, gründete man das Kali- shndikat, das die Preise festlegte und jedem Werke einen bestimmten Anteil an dem Gesamtabsatz zuwies. Damit wurde der Anteil— Quote— gewissermaßen ein Handelsobjekt. Anteil und Ge- stehungZkosten bestimmten den Gewinn des einzelnen Unter- nehmenS. Da die Preise nach dem Umfang des Absatzes, den Er- zeugungsbedingungen alter Werke, die technisch nicht ganz auf der Höhe blieben und dabei infolge der hohen Gründergewinne und der Kurssteigerungen teuer produzierten, festgelegt waren, blieb für die Spekulation der Anreiz bestehen, durch Neugründungen an dem Segen aus der Kaliindustrie teilzunehmen. So entstanden immer neue Werke, die das Shndikat aufnehmen muhte, wollte es sich nicht durch die Außenseiter die Preise verderben lassen. Mit der so stark zunehmenden Leistungsmöglichkeit der Kaliindustrie konnte der Absatz nicht gleichen Schritt halten. Bei den Werken, die alle Fortschritte der Technik sich zu eigen machten und damit auch ihre Leistungsfähigkeit steigerten, geriet diese zu der ihnen zustehenden Quote in ein immer größeres Mißverhältnis. Und damit war auch das stärkste Motiv für Aufrechterhaltung der hohen Preise gegeben. Kompliziert wurden die Verhältnisse durch die Mitbeteiligung des preußischen Fiskus, der eine Bevorzugung beanspruchte, dafür aber auch die Preispolitik des Syndikats unter- stützte und selbst mitmachte. Diese ging, wie bemerkt, dahin, ganz allgemein die Preise auf einer Höhe zu halten, die den Werken die Abstoßung entsprechender Gewinne gestattete, ohne daß ihre Leistungsfähigkeit ausgenutzt wurde. Ein besonderes Charakte- ristikum oer Kalisyndikatspreispolitik ist, daß die Auslandspreise höher sind, als die für den Inlandsmarkt. Diese Praxis steht im Widerspruch mit der jener Syndikate und Kartelle, die auf dem Außenmarkt zu billigeren Preisen anbieten als im Jnlande. Während andere Verbände hohe Inlandspreise dazu benutzen, an das Ausland billiger zu verkaufen, läßt das Kalisyndikat das Aus- land stärker bluten. Die Möglichkeit dazu liegt in seiner Monopol- stellung; es hat gar keinen Konkurrenten. Und mit dieser Politik dient das Syndikat auch den Bedürfnissen unserer Agrarier. Deren Sorge ist ja nicht auf die absolut möglichst billige Erzeugung ge- richtet, um billig verkaufen zu können, ihr Hauptverlangen ist, die Konkurrenz des Auslandes zu unterbinden, als Schutzwehr für ihre eigene Preispolitik. Die Großgrundbesitzer akzeptieren die nicht gerechtfertigten hohen Inlandspreise, weil das Ausland noch höhere Preise zahlen muß. Ein entgegengesetztes Interesse hat natürlich die ausländische Landwirtschaft, die auf die Verwendung von Kali angewiesen ist. Und daS ist vorwiegend Amerika . Im letzten Jahre bezogen die Vereinigten Staaten 364 731 Tonnen Abwumfalze, bei einer Ge- samtausfuhr Deutschlands von 818 677 Tonnen. Und von ins- gesamt 174 345 Tonnen Chlorkalium, die im Jahre 1903 ausge- führt wurden, bezogen die Vereinigten Staaten allein 100 587 Tonnen. Der hierfür angegebene Einheitswert stellt sich auf 14,60 M. pro Doppelzentner; er überragt damit um über 3 M. � den für die Gesamterzeugung ausgewiesenen Satz. Das große Interesse, das sich hieraus für Amerika herleitet, gab Ansporn zu dem Versuch, amerikanischem Kapital in der deutschen Kali- industrie und im Kalisyndikat Einfluß zu verschaffen. Und das ist auch gelungen. Mehrere der leistungsfähigsten Unternehmen, in denen die amerikanischen Interessenten bestimmenden Einfluß erlangt hatten, machten bei den Verhandlungen zwecks Erneuerung des am 30. Juni d. IS. abgelaufenen ShndikatSvertrages Schwierigkeiten. Diese wurden verschärft durch die Syndikatsver- drossenheit der Werke, welche daS Verlangen verspürten, in einem frisch-fröhlichen Konkurrenzkampf einer Anzahl finanziell und technisch nicht leistungsfähiger Unternehmen das Lebenslicht aus- zublascn, um so den Weg frei zu bekommen für die volle Entfal- tung ihrer eigenen Leistungsfähigkeit. Obwohl die Regierung zu- gunsten einer Shndikatserneuerung auf der alten Basis eingriff, konnte in wochenlangen Verhandlungen eine Einigung und Ver- ständigung der auseinandergehenden Interessen nicht herbeige- führt werden. Der Ablauf des Syndikatsvertrages am 30. Juni, nachts 12 Uhr, überraschte die Werksvertreter im Hotel„Adlon" bei der immer noch ergebnislosen Arbeit der Syndikatserneuerung. Und als man eine kurze Pause in den Verhandlungen eintreten ließ, benutzten einige Werke die syndikatslose Zeit dazu, mit an- wesenden amerikanischen Interessenten Verträge über enorme Lieferungen abzuschließen, die diesen Werken es ermöglicht, ihre volle Leistungsmöglichkeit auszunützen. An diesen Verkäufen ist von ganz besonderem Interesse die Preisgrundlage, auf oer sie zustande gekommen sind. Wie unwidersprochen mitgeteilt worden ist, haben die Amerikaner bedeutende Mengen gekauft, von dem Unternehmen der Schmidtmanngruppe allein für etwa 50 Mill. M. Der Preis soll sich auf nur 7 M. pro Doppelzentner Chlorkalium stellen. Als die Werksvertreter in derselben Nacht wieder zu- sammen kamen, standen sie vor vollendeten Tatsachen. Schließlich einigte man sich auf einen Notvertrag. Ausschließlich der Kali- werke AscherSleben und Sollstedt haben die übrigen betriebs- fertigen oder der Betriebseröffnung nahestehenden Werke einen Verband auf vorläufig ein Jahr geschlossen. Dessen Fortbestand auf vier Jahr« ist wesentlich abhängig von der Regelung der großen außersyndikatlichen Verkäufe. Bereits vom 2. Januar ab ist jedem Gesellschafter, solange die vorerwähnte Regelung nicht erfolgt ist. das Recht sechswöchiger Kündigung zugesprochen. Man hat sich mit einem Verbände auf der jetzt geschaffenen Grundlage be- gnügen müssen, um überhaupt irgend etwas zustande zu bringen. ES ist nicht gelungen, die Verträge, welche der Schmidtmann- kcnzern abgeschlossen hat, aufzuheben, nicht gelungen, sie auf ein neues Syndikat zu übernehmen. Es soll nun versucht werden, die mit den Amerikanern abgeschlossenen Verträge zu annullieren. Man hofft dabei auf die Unterstützung der Regierung, die mit einem Ausfuhrzoll Hilfe leisten soll. Bleiben die„friedlichen" Be- mühungen ergebnislos, dann will man es mit einem Preiskampf versuchen. DaS Shndikat soll dann der amerikanischen Gruppe, die sich für die Befriedigung des dortigen Marktes so reichlich ein- gedeckt hat, das Feld streitig machen, indem es selbst zu 4—5 M. anbietet. Auch diese Tatsache beansprucht höchstes Interesse; sie läßt einen Rückschluß zu in bezug auf den Preis, zu dem das Produkt verkauft werden könnte, wenn die technische Leistungsmöglichkeit der Werke ausgenützt würde. Daß das Syndikat durch seine An- kündigung die Amerikaner veranlaßt, mit ihm gemeinsame Sache zu machen, steht immerhin noch in Frage. ES könnte ja auch mög- lich sein, daß jene den Spieß umdrehen: Wenn das Shndikat in Amerika mit den Kampfpreisen auftritt, kann die Amerikaner- gruppe in Deutschland den Syndikatspreis für den Jnlandskonsu- menten unterbieten. Ganz gleich, ob und wie sich die kapita- listischen Brüder wieder zusammenfinden werden, jedenfalls lassen die Verhältnisse in der Kaliindustrie den Gegensatz zwischen kapitalistischer Mrtschaft und Allgemeininteresse greifbar in die Erscheinung treten. In einer Gesellschaftsordnung, in der das Gemeinwohl oberstes Prinzip wäre, könnte schon bei dem jetzigen Stande der Technik in der Kaliindustrie die Produktion an Lebens- Mitteln bedeutend gesteigert, das Preisniveau für diese herab- gemindert, der Konsum und damit die Lebenshaltung der arbei- -ienfefcu BeMkxrisna gehoben werden. D». vom Kampf um den Bierpreis. Die Bestrebungen auf Verteuerung des Bieres, weit über die beschlossene Steuererhöhung hinaus, bot unter anderen Sonder- barkciten auch das merkwürdige Schauspiel, die Organisation der freien Gastwirte in der Rolle der Verteidigerin der von den Brauereien geforderten Aufschläge zu sehen. Die bürgerlichen GastwirkSorganisationen haben sich da wenigstens einer ange- brachten Zurückhaltung befleißigt, wenn sie es auch unterließen, energisch gegen die unberechtigten Forderungen der Brauer Stellung zu nehmen. So haben nach den vorliegenden Berichten die Berliner Gastwirtsverbände und Zweigvereine in einer am Freitag abgehaltenen Monatssitzung die Erhöhung der Weißbier- preise einfach als etwas Unabwendbares hingenommen, obwohl be- merkt wurde, daß die Preisregulierung den Brauereien eine Mehr- einnähme von 5 Pf. pro Liter einbringt, der Verdienst der Wirte um 50 Pf. pro halbe Tonne gekürzt werde. In der Frage der Er- höhung der Lagerbierpreise wurden Beschlüsse noch nicht gefaßt, weil die Verhandlungen der Gastwirtsverbändc mit den Brauereien noch zu keinem Ergebnis geführt hätten. Die freien Gastwirte drohten aber mit Boykott, um die Brauereien zu zwingen. Min- destpreise vorzuschreiben, was abgelehnt worden sei. Danach scheinen die Gastwirtsverbände schlecht informiert zu sein über das, was die Brauer wollen. Wie weiter berichtet wird, haben nun die meisten Berliner Lagerbierbrauereien einem Aufschlag von 3,50 M. Pro Hektoliter zugestimmt. Die beschlossene Erhöhung stellt ein Kompromiß zwischen den Vorschlägen der Mehrheit der Brauereien dar, die eine Erhöhung um 5 M. pro Hektoliter gefordert hatte, und den Vorschlägen der Schultheißbrauerei, die nur eine Erhöhung von 3 M. vorgenommen wissen wollte. Weiter ist ein gewisser Absatz- ausgleich beschlossen worden auf der Grundlage des Absatzes der einzelnen Brauereien für die Zeit vom 1. Juli 1903 bis zum 30. Juni 1909. Nach Maßgabe dieses Absatzes sind die einzelnen Brauereien ratierlich an dem zukünftigen Gesamtabsatz beteiligt. Diejenigen Brauereien, die ihre Beteiligung und einen darüber hinausgehenden je nach der Größe des Absatzes verschiedenen Spielraum überschreiten, haben an die Konvention eine Abgabe von 5 M. pro Hektoliter ihres Mehrabsatzes zu entrichten. Die- jenigen Brauereien, die hinter ihrer Beteiligung zurückbleiben, erhalten pro Hektoliter ihres Minderabsatzes 3 M. Es handelt sich hierbei wie bei der Preiserhöhung nur um den Berliner Ab- fatz der Brauereien. Bezüglich des Versandes nach außerhalb behalten die Brauereien völlig freie Hand. Bemerkenswert ist die Bestimmung, daß für den Hektoliter Ueberabsatz 5 M. an die Konvention entrichtet werden sollen. Man muß doch wohl annehmen, daß selbst bei einer solchen Abgabe sich die Ueberproduktion noch rentieren könnte. Aber wenn im allgemeinen auch nur ein Reingewinn von 3 M. pro Hektoliter zu erzielen wäre, so kann das immer noch als ein sehr hoher Ge- winn bezeichnet werden. 3 M. ist jedoch anscheinend das Minimum, mit dem man rechnet, ist das doch der Betrag, der als Entschädigung für Minderabsatz gezahlt wird. Wenn eine Brauerei, die bisher 100 600 Hektoliter Ausstoß hatte, nun ihre Produktion auf 80 000 Hektoliter einschränkt, zahlt ihr die Konvention 60 000 M.! Wo ist der Arbeiter, der bezahlt erhält, wenn er nicht arbeitet; wer bekommt Prämien, wenn er weniger liefert als früher? Der Ab- satzausgleich zeigt deutlich genug, daß die Brauereien sich von der Steuerabwälzung eine ganz enorme Gewinnsteigerung versprechen. Um die stark vervielfachte Abwälzung der Steuererhöhung zu rechtfertigen, haben die Verteuerungsapologeten die unmöglichsten Berechnungen aufgemacht und wilde Behauptungen über die Ver- teuerung der Produktion aufgestellt. Von einer Verbilligung der Erzeugungskosten steht anscheinend nichts im Notizbuch der— Fachleute. Wir haben schon aus der amtlichen Statistik den nicht unerheblichen Rückgang des pro Hektoliter Bier verbrauchten Malz- quantumS nachgewiesen. Neuere Verfahren gestatten eine noch rationellere Ausbeute der Gehaltstoffe. Einen Anhalt für die Fortschritte auf diesem Gebiete liefert der Nachweis über den Materialverbrauch der Dortmunder Brauereien in den letzten zwei Jahren. Die„K. Ztg." macht darüber diese Angaben:„Die Dort- munder Brauereien haben im Jahre 1908 1 581 489 Hektoliter untergäriges und 43 594 Hektoliter obergäriges Bier erzeugt gegen 1 587 434 Hektoliter und 25 372 Hektoliter im Jahre 1907. Die Brauereien verbrauchten 30 402 322 Kilogramm Getreide und 252 043 Kilogramm andere Stoffe gegen 30 852 844 Kilogramm und 129 614 Kilogramm im Jahre 1907. An Brausteuer wurde gezahlt 2 552152 M. gegen 2 580 844 M. im Jahre vorher. Die Herstellung an untergärigem Bier ist demnach um etwa 6000 Hekto- liter zurückgegangen, während die Herstellung von obergärigem Bier erheblich in die Höhe ging. Es handelt sich hier in der Hauptsache um sogenanntes Malzbier. Das kommt auch zum Ausdruck in dem um 132 439 Kilogramm gesteigerten Verbrauch von„anderen Materialien"." Rechnet man für die obergärigen Biere einen durchschnittlichen Malzeinschutz von nur 10 Kilo- gramm, dann beanspruchte die Mehrproduktion eine Zunahme des Malzverbrauchs von 182 220 Kilogramm. Bei 20 Kilogramm Malzeinschuß für untergäriges Bier würde die Minderproduktion von 5945 Hektolitern eine Abnahme des Malzverbrauchs von 118 900 Kilogramm entsprechen. Danach würde die veränderte Bierproduktion im Jahre 1903 einen Malzverbrauch in Höhe des vorjährigen plus 182 220 Kilogramm minus 118 900 Kilogramm bedingen. Da aber in Wirklichkeit der Verbrauch im Jahre 1908 gegen 1907 um 450522 Kilogramm zurückgegangen ist, ergibt sich eine Gcsamtersparnis von über% Millionen Kilogramm, oder im Durchschnitt der Gesamtproduktion von 0,315 Kilogramm pro Hektoliter. Und nebenher gehen technische Verbesserungen� die auch noch Arbeitskräfte überflüssig machen. Davon erzählt man den Biertrinkern natürlich nichts. Im ganzen Herzogtum Anhalt hat eine Bewegung gegen die von den Bierbrauereien geplante Preiserhöhung von 4 M. ein- gesetzt. Auf dem anhaltinischen Gastwirtstag wurde die Preis- Politik der Brauereien einmütig verurteilt. Man war sichauch darin einig, größten Widerstand zu leisten. Es wurde den Wirten der Rat erteilt, sich möglichst von dem Einflüsse der Brauereien frei zu machen. Da auch das Publikum— nach Dutzenden von Ein- sendungen in den Zeitungen zu sihließen— keinesfalls gesonnen ist, für das Vierzehntelliterglas Bier 6 Pf. mehr als bisher zu zahlen, so scheint man cS allgemein auf einen Bierkrieg ankommen lassen zu wollen. Die dem Leipziger Brauereivcrcin angehörenden Brauer haben ihrer Kundschaft ein Zirkular zugeschickt, in dem sie die Mitteilung machen, daß sie vom 15. August ab das Lagerbier für 21 M., also mit einem Aufschlag von 3.20 M. verkaufen. Der Lokalverband der Gastwirte will hierzu Stellung nehmen. Die Genossenschaft?» braucrei in Burghausen gibt das Bier zum Preise von 20.50 M. ab und gewährt noch 50 Pf. Kassaskonto. In Jena tagte eine etwa von 2000 Personen besuchte Ar- beiterversammlung. Es wurde eine Resolution angenommen, in der sich sämtliche Anwesenden verpflichteten, kein verteuertes Bier zu trinken. Auch verschiedene Eisenbahndirektionen haben wegen der Preiserhöhungen Unterhandlungen gepflogen, um einen AuL- gleich herbeizuführen. In Breslau würde eine Konferenz von Vertretern ver- schieden«.EisenbghMrektiiM.S gbgehqlJn. um ein§ Festsetzung der Preise für Bier und andere durch die neven Verbrauchssteuern betroffene Getränke auf einheitlicher Grundlage zu erzielen. Tie auf dieser Konferenz festgesetzten Preise werden in den nächsten Tagen zur Veröffentlichung gelangen. Im allgemeinen wurde den durch die Steuer bedingten erhöhten Einkaufspreisen Rech- nung getragen. Die Eisenbahndirektion in Altona stellte sich zu der Preis- erhöhung für Getränke und der Verkleinerung der Schankgefäße in Bahnhofswirtschaften auf den Standpunkt der Eisenbahn - direktiou Breslau . Auf die Eingabe eines schleswig -holsteinischen BahnhofSwirtes wurde, der„Kölnischen Zeitung " zufolge, erwidert, daß die bestehenden Preise genügten, es sei eine Erhöhung der Preise oder Verkleinerung der Gefäße nicht statthaft. Allgemeiner Seutkcher Lärtnerverein. Am Freitag hielt die Generalversammlung eine Abendsitzung ab, die bis kurz vor Mitternacht währte. Es wurde über Lohn- bewegungen und Streiks verhandelt. Der Referent H a u tfe- Leipzig unterzog die gewerkschaftlichen Kämpfe der Gärtnerorganisation einer eingehenden Betrachtung und kam zu dem Schluß: Die Erfahrungen, welche man bei den Streiks und Lohnbewegungen gemacht habe, böten keinen Anlaß, die bisherige Taktik der Organisation zu ändern.— Die Diskussionsredner vertraten im allgemeinen dieselbe Ansicht. Es wurde auf die von der vorigen Generalversammlung(1907) angenommenen Leitsätze ver- wiesen, die auch für die fernere Zeit Geltung haben und strikte beachtet werden sollen.— Der Vertreter der schweizerischen Gärtner teilte unter anderem mit, daß nach einem Streik in Basel im Jahre 1907 eine Gärtnergenossenschaft gegründet worden sei, um den Opfern des Streiks eine Existenz zu schaffen. Die Genossenschaft habe sich aber nicht halten können, sie sei finanziell zusammen- gebrochen. Dies Beispiel möge den Kollegen eine Warnung vor Gründung derartiger Genossenschaften sein.— Nach Schluß der Debatte wurde folgender Antrag angenommen: „An Stelle der llstündigen Arbeitszeit in einzelnen Branchen ist in Zukunft eine Höchstarbeitszeit in der Gesamtgärtnerei von 10 Stunden zu erstreben, und wird der Hauptvorstand wie auch die Bezirksleitungen verpflichtet, in dieser Beziehung mehr als bisher aufilärend zu wirken." In der Sonnabendsitzung referierte I a n s s o n- Berlin über daS Beitrags- und Unterstützungswesen. Er vertrat eine Vorlage des Hauptvorstandes, welche im wesentlichen von fol- genden Grundsätzen ausgeht: Der Vorstand sei zu seinem Be- dauern nicht immer in der Lage gewesen, den berechtigten Wün- schen der Kollegen in bezug auf Lohnbewegungen nachzukommen, weil die Finanzen der Hauptkasse dazu nicht ausreichten, denn ein großer Streik koste oft mehr, als im ganzen Jahre für Unter- stützungen aufzuwenden ist. Es sei notwendig, die Finanzen der Organisation zu stärken, daß sie für die wirtschaftlichen Kämpfe besser gerüstet sei, und daß sie ihre Aufgabe: die wirtschaftliche Lage der Kollegen zu verbessern, in vollem Umfange erfüllen könne. Die Hauptkasse bedürfe einer jährlichen Mehreinnahme von min- destens 7000 M. Diese könne erzielt werden entweder durch Er- höhung der Beiträge, oder durch eine erhebliche Herabsetzung der Unterstützungen. Zu einer Einschränkung der Ausgaben durch Verminderung der Zahl der Angestellten könne sich der Vorstand nicht entschließen, weil dadurch erfahrungsgemäß auch die Ein- nahmen sich vermindern. Ebenso wenig könne der Vorstand eine erhebliche Herabsetzung der Unterstützungssätze befürworten. Da- gegen empfehle er die Erhöhung des Grundbeitrages von 35 auf 40 Pf. und die Einführung einer freiwilligen Beitragsklasse zu 45 Pf. Für weibliche und jugendliche Mitglieder solle eine Bei- tragsklasse zu 30 Pf. eingerichtet werden.— Gemäß diesen drei Beitrags klajsen sieht die Vorlage auch drei Klassen für die Arbeits- losen- und Reisennterstiitzung vor. Die Unterstützungssätze werden im Vergleich zu den bisher geltenden in der ersten(30 Pf.-) Klasse herabgesetzt, auch die Bezugszeit wird ein wenig gekürzt. Letzteres ist auch in der zweiten(40 Pf.-) Klasse der Fall, doch bleibt der jetzige Satz von 1 M. pro Tag bestehen und erhöht sich bei längerer Mitgliedschaft auf 1,20 M. Die dritte(45 Pf.-) Klasse behält die gegenwärtige Bezugszeit zum Teil bei und sieht Unterstützungssätze von 1 bis 1,40 M. vor. Die Streikunterstützung ist ebenfalls in drei Klassen abgestuft. Sie soll betragen: In der ersten Klasse 6 M. für Ledige, 7 M. für Verheiratete; in der zweiten Klasse 9 bezw. 10 M.; in der dritten Klasse 10 bezw. 11 M. wöchentlich, außerdem Zuschläge für jedes Kind von 25, 50, 75 Pf. Im Laufe der Debatte wurde ein Antrag eingebracht, der die Vorlage des Vorstandes in mehreren Punkten abändert. Dieser Antrag wurde schließlich angenommen. Er setzt drei Beitrags- klassen fest: 30 Pf. für Gutsgärtner, rückständige Lohngebiete und Binderinnen; eine zweite Klasse mit 35 Pf. und eine dritte Klasse mit 40 Pf., die durch Beschluß des Hauptvorstandes im Einver- nehmen mit den Bezirksvorständen für bestimmte Orte obligatorisch eingeführt werden soll. Die Reise- und Arbeitslosenunterstützung veträgt in der ersten Beitragsklasse, je nach der Dauer der Mit- gliedschaft, 0,60 bis 1 M.. in der zweiten Klasse 0,80 bis 1,20 M., in der dritten Klasse 1 bis 1,40 M. pro Tag und wird gewährt für 20 bis 50 Tage. Die Streikunterstützung beträgt für Verheiratete in der ersten Klasse 9 M.. in der zweiten Klasse 11 M., in der dritten Klasse 12 M., sowie die bisherigen Zuschläge für Kinder. Die Ledigen erhalten 6, 9, 10 M. In der Nachmittagssitzung hielt Alb recht-Berlin ein Referat über:„Unsere Forderungen an die sozial- politische Gesetzgebung". Er vertrat im wesentlichen folgende Forderungen: Die landesgesetzlichen Bestimmungen über den Dienstvertrag des Gesindes und der ländlichen Arbeiter vertragen sich nicht mit den jetzigen Anschauungen über persönliche Freiheit und Menschenwürde. Diese Gesetze und Verordnungen sind auf- zuheben. Ein einheitliches Arbeiterrecht ist zu schaffen, welches das Gesinde und die ländlichen Arbeiter den gewerblichen Arbeitern gleichstellt. So lange diese Forderung nicht erfüllt ist, sollen in die Gewerbeordnung Bestimmungen aufgenommen werden, die das Arbeitspersonal aller Orten von Gartenbaubetrieben der Gewerbe- ordnung unterstellen.— Die Arbeiterschutzbestimmungen der Ge- Werbeordnung sind auf alle Gärtnereien und Gartenbaubetriebe anzuwenden.— Der Entwurf der Reichsversicherungsordnung ist abzulehnen, besonders ist zu verwerfen die Einrichtung von Land- krankenkassen mit bureaukratischer Verwaltung.— Hinsichtlich der landwirtschaftlichen Unfallversicherung fordern wir besonders die Gleichstellung aller Versicherten mit den nach dem Gewerbeunfall- Versicherungsgesetz Versicherten. Die Rentenberechnung soll nach dem Jndividuallohn erfolgen.— Die Gärtner erklären sich gegen eine Privatangestelltenversicherung, weil von je 100 gelernten Ar- beitnehmern kaum 6 für diese Versicherung in Frage kommen. Hierauf sind besonders oie Privatgärtner hinzuweisen, die sich meist übertriebene Vorstellungen von der Privatangestelltenversicherung machen.— Die landwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaften haben den im Unfallvcrsicherungsgesetz gegebenen Begriff„Facharbeiter", entgegen dem Willen der Gesetzgeber, eingeengt. Es wird erwartet, daß die Vertreter der Arbeiterschaft im Reichstage diese Sache in geeigneter Weise zur Sprache bringen und für Abhilfe sorgen.— Der Referent empfahl die nachstehende Resolution, welche ohne Debatte angenommen wurde: „Die 9. Generalversammlung des Allgemeinen deutschen Gärtnervereins hält es— im Hinblick auf die reaktionären, arbeiterfeindlichen Bestrebungen eines scharfmacherischen Unter- nchmertums in Gewerbe, Handwerk. Handel, Industrie und Landwirtschaft, und angesichts der erfahrungsgemäßcn leichten Zugänglichkeit der Regierung in derlei Dingen, sowie im Hin- blick auf gewisse, jenem Unternehmertum' verbündeten und dienst- bereiten Parteien— für ihre Pflicht, die Kollegen aufmerksam zu machen, daß sie auf allen Gebieten der sozialen Gesetzgebung ständig von schweren Gefahren umgeben sind. � Nicht bloß, daß durch die genannten Faktoren und Umstände die Weiterbildung der sozialen Gesetze in arbeiterfreundnchem Sinne zurückgehalten wird, besteht sogar vielfach die ernste Gefahr einex Verschlechte»
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