versuchen entgegenzutreten. Der StaaissekretZr des Reichsschatz-mntes hat darauf folgendes erwidert:„Ich bin zu meinem Bedauern nicht in der Lage, die Ab-standnahme von der Erhebung von Gemeindcabgaben auf Zuckerin Elsajj-Lothriiigen zu veranlassen. Wie dortselbst angeführtwird, finden nach§ S des Gesetzes vom LS. Juni 1873 betreffenddie Einführung der Verfassung des Deutschen Reiches in Elsaß-Lothringen die Beschränkungen, denen die Erhebung von Abgabenfür Rechnung der Gemeinden nach Artikel S des Zollvereinignngs-Vertrages vom 8. Juli 18S7 unterliegt, auf die in Elsaß-Lothringen bestehenden Bestimmungen über das Oktroi bis aufweiteres keine Anwendung. Eine Anregung, das danach den elsaß-lothringischen Gemeinden zustehende Besteuerungsrecht jetzt fürZucker auszuschließen, verspricht umso weniger Erfolg, als mitdem Inkrafttreten des auch für Elsaß-Lothringen geltenden§ 13deS Zolltarifgesetzes vom 25. Dezember 1902 den Gemeinden am1. April 1910 bereits die Abgaben auf Getreide, Hülsenfrüchte,Mehl und andere Mühlenfabrikate, Backwarelt, Vieh, Fleisch,Fleifchwaren und Fett entzogen werden.'Ein Amt gefunden.Wie die»Staaisbürger-Ztg.' mitteilt, wurde Reichstags-abgeordneter Dr. Böhme, Mitglied der Wirtschaftlichen Vereinigung,zum Syndikus des Deutschen Bauernbundes berufen und ist alssolcher dem Vorstand deS Deutschen Bauernbundes beigetreten. DerVorstand des Deutschen Bauernbundes setzt sich demnach ausfolgenden Herren zusammen: Abg. Wamhoff, Wachhorst de Wente(beide nationallib.), Abg. Dr. Böhme(Syndikus), Abg. Löscher(frei-konservativ), Ansiedler Harte(kons.). Abg. Dr. Böhme wird beimZusammentritt des Reichstages sich nicht mehr— um der Neutralitätdes Deutschen Bauernbundes willen— der Wirtschaftlichen Vereinigung anschließen; er wird fraktionslos.Kreta.Die Schutzmächte haben zugleich in Konstantinopcl und inKreta mit Beruhigungsaltionen zu tun. Die türkische Re-gie/rung. auf die das jungtürkische Komitee einen starkenDruck ausübt— die letzte Note an Griechenland soll auf direktenBefehl des Komitees abgesandt worden sein— führt augenblicklichwieder eine etwas kriegerische Sprache. So erklärten am Montagmaßgebende Stellen der Pforte beim diplomatischen Empfang, daßdie Pforte darauf bestehe, daß Griechenland die in dertürkischen Note verlangte Erklärun'g bezüglich Kretasabgebe.> k«> Der Großwesir äußerte sich zu mehreren Diplomaten, daß ervon nun an alle weiteren Ratschläge zur M'ä'ßigungrun'dweg ablehnen werde, da darin ein ungerecht-fertigter Vorwurf gegen die Haltung der Türkei liege.Angesichts dieser Haltung werden zwischen den Kretaschutzmächtendirekte Verhandlungen gepflogen wegen eines neuerlichenernsten Schrittes, den die Schutzmächte bei der Pfortein der Form einer Kollektivnote unternehmen sollen� derenUeberreichung unmittelbar bevorstehe.'■* Auf Kreta ist ein solcher Schritt schon geschehen. ES wirdilllS C anea vom 12. August gemeldet:„Die Konsuln der Schutzmächte haben der kretischen Re-gierung mitgeteilt, daß die chriechische Flagge morgenniedergeholt werde. Sie machten hierbei auf dienicht wieder gut zu machenden Folgen aufmerksam,die jeder Angriff auf die internationalen Lan-dungStruppen haben würde. Die provisorischeRegierung richtet in einer Proklamation an dasV o l k die M a h n u n g, sich dem WillenderMächte voll-stäudig zu uvterserfen."Oetterreld,.Nms Parlament.Wien, 17.«ugust. Einer heute stattfindenden Konferenz derParteiführer deS Abgeordnetenhauses zur Besprechung derFrage, wie das Parlament arbeitsfähig zumachenfei, gingen Besprechungen der einzelnen Parteien voraus. Dieparlamentarische Kommission der slavischen Union hat gegen dieStimmen der tschechisch Radikale» beschlossen, an der Konferenz teil-zunehmen. In dem Beschluß beharrt die Union auf dem Stand-f unlt der entschiedenen Gegnerschaft gegen das jetzige Regierungs-ystem und behält sich Beschlüsse vor. Der Vollzugsausschuß derdeutschen Parteien beschloß, alles zu versuchen« um die Arbeitsfähig-keit des Hauses wieder herzustellen.—Ungarn.Das Betayren-Ncgimenk.>'Agram, 17. August. Wegen deS Verbotes einer so-ziali(tischen Versammlung fanden abends große A r-beiterdemonstrationen in den Straßen statt. Die ein-schreitende Polizei wurde mit einem Steinhagel empfangen undsah sich gezwungen,(l) von der blanken Waffe Gebrauch zu machen.Zwanzig Perßonetl w>uirden durch Säbelhiebeverwundet, zahlreiche verhaftet.'Lelglen.Der Klerikalismus an der Arbeit.Einer der beliebtesten Gründe, die für volksentrechtende Wahl-systeme in? Feld geführt werden, ist die«mangelhafte Reife' derbreiten Massen, die sie leider untauglich mache, die scharfe Waffedes Stimmzettels in einer ihnen selbst wie dem Staatsinteresseförderlichen Weise zu gebrauchen. Wäre das ehrlich gemeint, somüßten die Regierungen, die dieses Argument gebrauchen, die Er-ziehung der Wähler zum sachgemäßen Gebrauch ihrer Rechte durchAusbau der Volksschule als ihre vornehmste Aufgabe betrachten.Tatsächlich geschieht aber das Gegenteil, am schlimmsten dort, wodie klerikal-konservativen Parteien das Staatsruder führen. Einschlagender Beweis ist vor allem Belgien, das sich nun seit LS Jahrendes Segens klerikaler Staatsverwaltung erfreut. Vernachlässigungder Volksschule. Ueberantwortung des Unterrichts an die geistlichenFeinde der Volksaufklärung ist hier die Parole. Im Brüsseler.Peuple' weist Genosse Dr. Terwagne nach, was es mit derUltramontanen Volkserziehung auf sich hat.Als die Klerikalen 1884 Herren des Staates wurden, be»gannen sie sofort mit der Beseitigung der Wirkungen des liberalenSchulgesetzes von 1879; schon 1885 waren von 1933 staatlichenVolksschulen 877 verschwunden, dafür 1485 geistliche als öffentlicheLehranstalten anerkannt. Langsam und sicher wurde dieses Systemdann ausgebaut. Im Jahre 1902 gab es an den Volksschulen 3703nicht geprüfte Lehrer. Gegenwärtig sind es rund 4500. Allein von1902 bis 1905 traten 390 ungeprüfte geistliche„Volksbildner' inden Schuldienst ein. In diesen 3 Jahren stieg die Zahl der geist-lichen Lehrpcrsonals von 8698 auf 10 351, d. i. um 19 Proz.l Undwas lehren diese„Brüderlcin" und Schulschwestern?„Eine Listeder Lehrbücher würde als Hauplteil des Unterrichts die Auslegungdes Katechismus, die Geschichte der Heiligen und die Glaubcnsver-teidigung ergeben, alles behandelt in einer Art, die Fanatiker er-ziehen mutz, voll Vorachtung unseres öffentlichen Rechts und unsererVerfassung, der Grundlagen deS modernen demokratischen Staatestelbst.'Nicht besser ist es bestellt um die Ausdehnung des Unterrichts.Bekanntlich kennt Belgien noch immer nicht die Schulpflicht. DieFreiheit des Schulschwänzens hat der Klerikalismus von dem altenLiberalismus überkommen und, Freund jeder„wahren Freiheit",sorgfältig erhalten. So berichtet die Verwaltung der VorstadtAnderlecht bei Brüssel, daß von 10 671 Kindern zwischen 6 und12 Jahren 3200 ohne Unterricht aufwachsen. Von den rund 7500Schulkindern besuchen 1754 die geistlichen Schulen. So in einerStadt von 62 000 Einwohnern vor den Toren der Hauptstadt! Inganz Belgien aber entbehren mehr als 150 000 Kinder zwischen 6und 14 Jahren des Schulunterrichts. Am schlimmsten ist es damitin den flämischen Provinzen, Hochburgen des wahren Glau-bens, bestellt. So ergab die Prüfung der Stellungspflichtigen imJahre 1906, daß im flämischen Gebiet von 1000 zwanzigjährigenMännern nur 84 eine abgeschlossene Volksschulbildung besahen,während 180 nicht lesen und schreiben konnten. Im wallonischenLande, das weniger Glauben und mehr weltliche Gemeindeschulenhat, zählte man unter 1000 Rekruten 176 mit voller Schulbildungund„nur" 122 Analphabeten. Im ganzen gab es 8,47 Proz. mitVolksschulbildung, gegen 6,5 Proz. im Jahre 1880. Das ist derFortschritt in 26 Jahren. Die Zunahme betrug in den wallonischenProvinzen jährlich 0,3 Proz., in den flämischen aber 0,08 Proz.Und dabei hat das Ministerium die Keckheit, zu schreiben:„DieFreiheit des Schulbesuchs hat den Unterrichtsbctrieb soweit ge-fördert, daß man bald keine Kinder ohne Schulunterricht mehr sin-den wird." Terwagne rechnet aus, daß dieses„bald", wenn dasjetzige Tempo beibehalten wird, soviel bedeutet wie 200 Jahre.Glücklicherweise aber wird es rascher gehen. Der Henker stehtder klerikalen Schandwirtschast schon vor dec Tür, Trotz allerVolksverdummung.England.Die südafrikanische Union.London, 16. August. Das Unterhaus hat heute den Gesetz-entwurf über die Südafrikanische Union einstimmig inzweiter Lesung angenommen.Vom englisch-indischcn Kriegsschauplatz.London, 17. August. Der indische Student Dhingra, derden Obersten Curzon Wyllie ermordete ist heute früh hin-gerichtet worden.v'anemark.Der neue Ministerpräsident.Der neue Kabinettschef Graf Holstein-Ledreborg stehtim 71. Lebensjahre, hat früher als Abgeordneter der gemäßigtenDemokratie angehört, seit langem aber am politischen Leben keinenaktiven Anteil mehr genommen. Nach dem Rücktritt des Minister!-ums Nccrgaard wurde sein Wort, daß eine konsequente Neu-tralitätspolitik Dänemark besser schützen würde als zcde dort möglich« Militärreform, viel besprochen. Angesichts dieses Wortesüberrascht es, daß in dem Programm der vom Grafen Holsteindem KöitiD vorgeschlayc�en Minister'eine Ko)' e n ya gen e rLandbesestigung enthalten sein soll, die freilich von demursprünglichen Plane erheblich abweichen dürfte. Näheres überdies Programm ist noch nicht bekannt geworden, l-Rußland«Zur Lage der politischen Verbannten.' Im Transportgefängnis in Kraßnojarsk, das von allenGefangenen passiert wird, die in politischen Prozessen zum Verlustaller Rechte und zur Deportation nach Sibirien verurteilt wordensind, ist eine Enquete veranstatlct worden, die interessante Auf»schlüsse über den Charakter der politischen Verbannten inSibirien gibt.Von den 218 Verbannten, auf die sich die Enquete erstreckte,waren 110 Russen. 40 Juden, 24 Polen, 24 Letten, 13 Kau-lasier usw.Mehr als die Hälfte aller Verbannten(53 Proz.) hatte das25. Lebensjahr noch nicht erreicht, darunter waren 16 Proz. nochnicht volljährig. Die Zahl der Frauen belief sich auf 24 gegen194 Männer. Nach den Berufen geordnet ergaben sich: Arbeiter55 Proz., Handelsangestellt« 11 Proz., intelligente Berufe 23 Proz.Wie sehr sich der Bestand der Verbannten demokratisiert hat, istdaraus ersichtlich, daß von 61 Intelligenten bloß einer von adligerAbstammung war, während 39 Kinder von Arbeitern, Bauern,Handwerkern usw. waren.Dem sozialen Bestand entspricht auch daS Bildungsniveau.Von 218 Personen hatten bloß 14 Hochschulbildung und 38 Ghm-nasialbildung genossen. Die übrigen hatten Volksschulen, Kirchen-schulen usw. besucht. Zwei waren des Lesens und Schreibensunkundig.Nach ihrer Parteizugehörigkeit gruppierten sich die Verbanntenfolgendermaßen: 104 Sozialdemokraten, 74 Sozialrevolutionäre,6 Anarchisten Usw.65 Proz. aller Angeklagten in den betreffenden Prozessenwurden wegen Zugehörigkeit zu verbrecherischen Gesellschaftenangeklagt, 12 Proz. wegen Propaganda in der Armee, 20 Proz.wegen des Druckens und der Verbreitung illegaler Literatur.Insgesamt wurden tn diesen Prozessen 912 Personen zur Ver.antwortung gezogen, von denen verurteilt wurden: 197(22 Proz.)zu Zwangsarbeit, 272(30 Proz.) zur Deportation, 36(4 Proz.)zur Arrestantenkompagnie, 55(6 Proz.) zur Festungshaft. Ge-flüchtet waren 52, freigesprochen 252, begnadigt 7 Personen.Außerdem wurden 4 Personen bei der Verhaftung getötet,einer endete mit Selbstmord, einer wurde wahnsinnig.Auf jeden der befragten 213 Personen entfallen im Durch-schnitt 15 Monate Untersuchungshaft. 83 Personen verbrachtenin der Untersuchungshaft l�h bis Jahre. Insgesamt hatten214 Personen 2682 Jahre Gefängnishaft hinter sich.Marokko.Die spanischen Streitkräfte in Afrika.Die Spanier schicken noch immer Truppen nach MelillaHinuber, um dort für die„Ehre des Vaterlandes", das heißtin diesem Falle: für den Profit der an den Bergwerken imRifgebiet beteiligten spanisch-französischen Kapitalisten, zukämpfen. Nach einer amtlichen Aufstellung verfügt derGeneral Marina jetzt über folgende Truppen: 22170 MannInfanterie, 1000 Mann Kavallerie, 2000 Mann Artillerie,070 Pioniere, 400 Mann der Telcgraphenabteilung, 115Mann von der Luftschifferabteilung, 160 Eisenbahner, 900Mann Train und 230 Sanitätssoldaten, zusammen also etwa27 500 Mann, ferner an Material: 1856 Pferde, 265 Zug-und 2750 Last-Maultiere, 28 Maschinengewehre. 20 Schnell-feuerkanoncn, 36 Berggeschütze. 2 Fesselballons. 48 optische.12 elektrische. 8 tclephonische. 8 akustische Stationen, 18 Fern-sprccher und 128 Kilometer Leitungsdraht, 6 Scheinwerferund Zelte für 34 000 Mann.Paris, 1?. August. Nach weiteren Telegrammen ausMelilla griffen die Mauren, die auf den benachbarten Höhen ver-schanzt waren, die spanischen Kolonnen in dem Augenblicke an,wo die Wachen abgelöst wurden, wurden aber von spanischenBatterien wirksam beschössen; auch eine GebirgSbatterie, die dieAblösungskolonne begleitete, beteiligte sich an dem Kampfe. ESgelang, den Feind ayS seiner Stellung zu vertreiben, wobei ergroße Verluste erlitt. Auch vorgestern hatten die Mauren großeVerluste, als sie die Bedeckung eines LcbenSmitteltranSPorteS an-griffen und sich durch eine List verleiten ließen, ihr« gedeckteStellung zu verlassen.Paris, 17. August. Der Korrespondent des„Matin" ickSan Sebastian hatte mit dem dort weilenden spanischen Ministerdes Aeußern Allcndesalazar eine Unterredung. Der Minister er-klärte, bei der geringen Autorität, die Mulay Hafid im Rifgebietbesitze, glaub« er nicht, daß dessen Gesandtschaft dort Erfolg habenwerde. Von einer Note, die Mulay Hafid an die Mächte gerichtethaben soll, um eine Intervention in dem Streite mit Spanienherbeizuführen, wisse er nichts. Die Mächte würden auch wohlschwerlich einem solchen Verlangen Folge geben, da die Spanierim Rifgebiet einen Angriff zu rächen hätten und jedenfalls diemilitärischen Operationen im Rifgebiet nicht unterbrechen würden.Amerika.Die Korruption.Ungeheuerliche Bestechungen von Amtspersonenwerden aus Chicago berichtet. Der Polizeiinspektor Mac Cannerhielt Tribut von 199 in seinem Bezirk liegenden Vordellen. Auchandere hohe städtische Beamte und Politiker sind beteiligt. EineListe ergab, daß allein im ersten und zweiten Polizeibezirk jährlich300 999 bis 790 999 Dollar für„polizeilichen und politischenSchutz" bezahlt wurden. Da findet man Hotels, Tingeltangel,Spiel- und Opiumhöhlen, Massageräume und direkte Bordelle usw.Auch gewerbsmäßige Taschendiebe und andere offene Spitzbubenzahlten ständige Abgaben.Csuckedionfereiiz der SozialdemokratieAnhalts.Die Konferenz, von 84 Delegierten, darunter 8 Genossinnen,besucht, fand letzten Sonntag in K ö t h e n statt. Die beiden Reichs-tagstandidaten von Anhalt, Kurt E i s n e r- Nürnberg und FerdinandBender- Elberfeld, tvaren ebenfalls anlvescird. Aus dem Berichtdes Parteisekretärs Günther ist hervorzuheben, daß die Zahl derorganisierten Genossen im letzten Jahre von 5409 auf 5487 stieg.Darunter befanden sich 1286 Genossinnen. Der Fortschritt derOrganisation wurde sehr gehemmt durch den fortwährenden Abzugorganisierter Genossen. Anhalt hat in der letzten BolkSzählimgs-Periode, die einen Geburtenüberschuß von 20 000 Seelen zeigte,8000 Menschen an das Umland abgegeben. Die Wieder-neilgewinnung von Parteimitgliedern aus den zuströmenden länd«lichen Arbeitern ist natürlich nicht leicht. Die Tätigkeit des seiteinem halben Jahre im Amte befindlichen Parteisekretärs hat sichaber schon fruchtbar erwiesen. In 50 Besprechungen gewann er222 Mitglieder.Die Kreiskasse von Anhalt I hatte einschließlich eincS Kassen-bestandcS von 891 M. eine Gesamteinnahme von 6064 M., die vonAnhalt II einschließlich 434 M. Kassenbestand 3595 M. Die OrtS-lassen hatten daneben in Anhalt I 14 327 M., in Anhalt II 3553 M..wobei in Anhalt I ein Kassenbcstand von 3769, in Anhalt II von1084 M. mit eingerechnet ist.— Sozialdemokratische Gcmeinderats-mitglieder zählt man jetzt 80(gegen 72 im Vorjahre).Die freien Jugendorganisationen haben bisher210 Mitglieder in Anhalt I. 65 in Anhalt II.«um Parteitag ward folgende Resolution angenommen, dieartetsekretär gestellt hatte:„Der im§ 5 des OrganisationSstatut-Entwurfs vorgeschlagenenFestsetzung eines Mindestbeitrages von 30 Pf. monatlich für mann-liche Mitglieder stimmt die LaiideSkonferenz zu. Die Konferenzhofft aber, daß die hiermit für Anhalt verbundene Beitrags-eryöhung um 5 Pfennig pro Monat erst mit dem1. April 1910 in Kraft tritt, da sich die herannahendeWinterszeit mit der zu crivartenden Arbeitslosigkeit zu einerErhöhung der Beiträge Nicht eignet. Die dem Parteitagvorliegenden weitergehenden Anträge, wie Einführung des10 Ps.-Wochenbeitrages für männliche Mitglieder, obligatorischeLieferung der„Gleichheit" an die weiblichen Mitglieder und Er«höhung des Monatsbeitrages für die letzteren auf 20 Pf. sindentschieden abzulehnen, da eine solche Maßnahme einenMitglicderverlust befürchten läßt....Sodann ward der folgende Antrag des Genossen E i s n e r anden Parteitag von der Konferenz einstimmig angenommen:Der Parteitag möge beschließen:Die ReichStagSfraktion wird beauftragt, ein A k t i o n S-Programm von aktuellen gesetzgeberischeu Arbeiten zu cnt-Wersen und im Reichstag einzubringen, die unabhängig von denBorschlägen der Regierungen und den Anträgen der bürgerlichenParteien den schöpferischen Willen der Sozialdemokratie imd desProletariats verkörpern, � und so gestaltet sind, daß sie u n-mittelbar, auch in der bürgerlichen Gesellschaft, ausführbarfind. Allen Gesetzentwürfen sind unifassende Begründungen bei-zugeben; sie bilden zugleich die Grundlage für AbändcrungS-Vorschläge an Entwürfen der Regierungen und unserer Gegner.Als solche Gesetzentwürfe kommen zunächst in Betracht: Einedemokratische Revision der Verfassung, systematische Milttnrreform,ReichSfinanzresorm, einheitliches Arbeitcrrccht(Arbeiterschntz undArbeiterverficherung), Reichsschulgesetz, Strasrecht und Strafprozeß.Die Fraktton soll zu diesem Zweck einen ständigen Arbeits-ausschuß einsetzen, der auch nichtparlamentartsche Fachleute hinzu-ziehen kann.Die von dem Genossen EiSner dazu gegebene Begründungward mit stürmischem Beifall aufgenommen. Genosse PeuS sprachnoch den Wunsch auS, daß die Erörterung dieses Antrages auf demParteitage zur Förderung der Sachlichkeit der Debatten beitragenmöge.In bezug auf die Taktik bei den Wahlkämpfen ward ebenfallseinstimmig die folgende Resolution des Genossen PeuS an-genommen:„Die verabschiedete„Reichsfinanzreform'... ist die unab-wendbare Konsequenz der Hottentottcnwahlcn deS Jahres1907----•„... Allen Lohnarbeitern, einschließlich den Angestellten undBeamten, aber auch dem durch teilweise abweichende Interessenvon der Arbeiterklasse geschiedenen Kleinbürgertum, ivieendlich auch der kleinbäuerlichen Bevölkerung ist zum Be-wußlsein zu bringen, daß keine fortschrittliche und volkstümliche.der großen Masse beS Volkes nützliche Politik möglich istgegen die Sozialdemokratie. Nur durch die Sozialdemokratie,nur mit'ihrer Hilfe ist eine Befreiung des Volkes von der ans-' beuterischen und unterdriickcrischen Politik der Junker und Pfaffenmöglich.'Nach dem Leipziger Parteitag werden von Anhalt I die GenossenEisner und De ist delegiert. In Anhalt II muß noch UrWahlstattfinden, da ein Delegierter geschickt werden soll, aber zweiVorschläge Günther- Bernburg und Eschke- Nienburg, gemachtworden sind.Zum LaiideSvorsitzenden wurde Genosse D e i st gewählt.8o2iales.In Obcrkirch(Baden) brachte die Wahl der Arbeitnehmer zurOrtSkrankenkasse unsere» Genossen und den freien Gewerkschafteneinen sehr erfreukichen Sieg über die Christlichen unter Führung desberühmten Fechtmeisters Kaplan Sauer. Dieser hatte die Wahl an-fechten lasse», in welcher die freie Liste mit 69 Stimmen gesiegthatte. Mit.Pathos ließ er im schwarzen Blatt verkünden, daß mmder Sozialdemokratie gezeigt werde, daß gar kein Boden im katho-lischen Remhtal für sie sei. Alle Dienstmädchen und Frauen wurdenam Sonntag von der Klerisei aufgeboten, die Wütendste Agitationentfaltet. Resultat: Sieg der freien Liste mit 179 Stimmen-