6ewerhrcbaftUcbc& Vielseitiges Christentum. Mn interessantes Zugeständnis findet man in Nr. 32 der christ- lichen„Textilarbeiter-Zeitung". Dort liest man in einem Artikel »Gegen die Arbeiterinteressen— für das Unternehmertum": „Wir stehen in der Textilindustrie einem starken, kapitals- kräftigen Unternehmertum gegenüber, das in, allgemeinen gewiß nicht mit sozialem Oel gesalbt ist.--- Die Lage der Textil- arbeiter ist keine rosige. Durch die wirtschaftliche Krise und" die gewaltige Tcuenmg(!) ist ihre Lebenshaltung durchweg unter das Ledensminiuium gesunken. Hier mutz geholfen werden." DaS steht in derselben Nummer des christlichen Gewerkschasts- blattes, in welcher der Zentralvorsitzende Schiffer, von Zentrmns- gnaden M. d. R., seine Getreuen„auf die Schanzen" ruft— nicht etwa gegen das Zentrum, das die gewaltige Teuerung verschuldet hat, sondern gegen die— Sozialdemokraten und den freien Textil- arbeiterverband, die das volksfeindliche Verhalten des Zentrunis. einschlietzlich der sieben dem Zentrum angehörenden„Arbeiter- abgeordneten", gebührend kritisiert haben. An anderer Stelle liest man: „Die Arveiterschaft mag mit Recht über den AuSgäng der Steuerreform unzufrieden fein." Das hätte Held Schiffer und seine sechs Arbeiterkollegen im Zentrum auch früher wissen und demgemäß handeln müssen. Sie haben aber die ungeheuere Belastung der Arbeiterschaft durch in- direkte Steuern nicht nur widerspruchslos geschehen lassen, sondern so- gar dafür gestimmt, weil, wie auf der ersten Seite derselben Nummer zu lesen ist:„große, tiefcinschneidcnde politische Fragen bei der Reichöfinanzreform den Ausschlag gaben". Die große politische Frage heißt bekanntlich„Zentrumsherrschaft". Um diesen Preis muß also die Arbeiterschaft darben und wird obendrein noch von Arbeitern, die im Zentrum sitzen, verhöhnt. Nun— die gebührende Antwort wird nicht ausbleiben. Schon vernehmen sie die Arbeiter-.Vertreter", die dem Volke den Brotkorb höher hingen, und sie sinnen auf— neue Volkstäuschung. Der christliche Textilarbeiterverband muß schon gegen Mitglieder- schwund ankämpfen. In Bocholt , wo vor zehn Jahren die Wiege des christlichen Verbandes stand, hat auch die Krise mit voller Schärfe eingesetzt. Hier macht sich schon längst eine Mißstimmung gegen den Zentralvorsitzenden Schiffer, der hier früher als Webermeister tätig war, bemerkbar, jetzt kommt Empörung zum Ausdruck. Die Bocholter Ortsgruppe des christlichen Textilarbeiterverbandes, die ftüher etwa 1200 Mitglieder zählte, ist schon um etwa 600 zurückgegangen und wird jetzt, als Dank an das HmiS Zentrum für die bescherte Teuerung, jedenfalls noch weitere Einbuße erleiden. Dem Abg. Schiffer schwapt Unheil und er greift zum Mittel der religiösen Verhetzung, um der gerechten Strafe für die zentrümischen Schandtaten zu entgehen. In der christlichen„Textil- arbeiterzeiwng" liest man nämlich u. a.: „Ein Kampf ist«nS aufgedrungen, wie er heftiger zwischen der sozialdemokratischen und christlichen Gewerkschaftsbewegung noch nicht geführt worden ist... ein Kampf zwischen Christentum «nd Sozialdemokratie." Nun soll also das Christentum helfen, die Fahnenflucht aus der christlichen Gewerkschaft zu verhindern, nachdem die Repräsentanten des Christentums vor kurzem nichts Besseres zu tun wußten, als Lebensmittel und Massengebrauchsgegenstände geradezu ungeheuerlich zu verteuern. Wirklich, ein ebenso sonderbares als vielseitiges Christentum. Christliche Gewerkschaftsführer für Lebensmittelwucher zur Ehre Gottes, zum Wohle der Kirche, als Schutz des Christentums! Wirklich, die abgestempelte Frömmigkeit läßt sich vielseitig verwenden und— ausnutzen._ L erlin und Umgegend. Der Borsitzende des Allgem. Deutschen Metallarbeiter-VerbandeS stellt in einer Zuschrift an uns die Behauptung auf, eine genaue Prüfung und Untersuchung des Vereinsvorstandes habe ergeben, daß die in der Versammlung des Metallarbeiter-Verbandes erfolgten Mitteilungen, Mitglieder des Allgemeinen Verbandes seien jetzt als Streikbrecher tätig, der tatsächlichen Grundlage entbehrten. Achtung, HausftauenZ Geschäftsleute! Die dem„Deutschen Transportarbeiter-Verband" als Mitglieder angehörigen Geschäfts- kutscher haben als Ausweis ihrer Mitgliedschaft eine grüne Legitimationskarte. Wir bitten die Frauen unserer Gewerkschasts- und Parteigenossen sowie die Geschäftsleute, die mit den Bestrebungen der modernen Arbeiterbewegung sympathisieren, uns in unserem Vorgehen zu unterstützen, Waren nur von solchen GeschästSkutschern zu entnehmen, welche im Besitz der grünen Legitimations- karte des»Deutschen Transportarbeiter-VerbandeS" sind. Be- sonders hinweisen wollen wir auf die Kutscher der Petroleum-, Fettwaren- und Kolonialwarenbranche sowie der Kutscher der Brot- bäckereien. Etwaige Ausreden bitten wir nicht beachten zu wollen. Der Transportarbeiter-Verband. Sektion der Geschästskutscher, Lagerarbeiter usw. Deutkchea Releb. Weitete Verhandlungen im Hamburger Baugewerbeausstand. Auch die Einigungsverhandlungen in Berlin , die am Montag von 10 Uhr morgens bis g Uhr abends gepflegt wurden, haben zu keinem positiven Ergebnis geführt. Verhandelt wurde nur über die Festsetzung der Arbeitsbedingungen für Maurer, Zimmerer und Bauhilfsarbeiter. Die Schwierigkeiten, zu einer Einigung zu kommen, ergeben sich daraus, daß im Hamburger Ausstand noch eine Reihe anderer Bauberuse, wie Stukkateure. Töpfer usw. beteiligt sind, die ausgesperrt wurden, nachdem aber auch Forde. rungen stellten. Ueber deren Forderungen und Angelegenheiten konnte ohne Zuziehung der betreffenden Organisationen nicht ver- handelt werden. Um eine Einigung zu erzielen, müssen jedoch auch die Streitigkeiten der Nebenbranchen beseitigt werden.— Es sollen zu diesem Zwecke erneute Verhandlungen noch im Laufe dieser Woche wieder in Hamburg stattfinden. Streik und Aussperrung der städt. Arbeiter in Kiel sind beendet. Eine am Montag, den 16. August, abgehaltene Versammlung der Streikenden und Ausgesperrten hat mit 210 gegen 76 Stim- men— bei 4 Stimmenthaltungen— beschlossen, den Kampf abzu- brechen. Die Ursache für den Umschwung in der Sachlage bildet die Wiederaufnahme der Arbeit durch 70 Mann aus den eigenen Reihen. Der größten Mehrzahl von ihnen hat der Magistrat die Aufforderung zur Wiederaufnahme der Arbeit zugehen laffen, und dieser Verlockung sind sie unterlegen. Trotzdem Freitag, den 13. August, noch eine Versammlung der Streikenden und Aus- gesperrten beschlossen hatte, im Kampfe auszuharren, ergab sich durch die in den letzten Tagen entstandene Abtrünnigkeit die ver- änderte Taktik. Zehn Wochen lang haben die städtischen Arbeiter zusammengehalten wie e i n Mann. Der Ausgang des Kampfes wäre bei einem weiteren einmütigen Beharren der Ausständigen im Streik noch nicht in der Weise entschieden gewesen. Der Ma- gistrat befand sich in größter Verlegenheit, da kamen ihm die Aus- ständigen selbst zu Hilfe. Die Fahnenflucht wurde ziemlich groß, die Aufhebung des Kampfes war deshalb ein Gebot der Not- wendigkeit. Dessenungeachtet kann wohl behauptet werden, daß es in diesem Kampfe keinen eigentlichen Sieger gibt, denn auch der Magistrat hat nicht erreicht, was er wollte; auch er ist froh, daß der Konflikt beigelegt ist. 4*_ Der Streik in Babisch-Nheinfelden, der zu den von uns berichteten Krawallen führte, ist am 16. dieses Monats beendet worden. Der Fabrikportier Biel, der zwei' Ar- beiter erschossen hat. und. der Fabrikaufseher Fischer, der auf Streikposten mit dem Revolver geschossen hat, wurden verhaftet. Verhandlungen im Schiffahrtsgewerbe. Hamburg , 17. August. Vertreter des Arbeitgeber- und Arbeit- nehmerverbandes für Binnenschiffahrt und verwandte Gewerbe traten heute in die Vorverhandlungen über ein Lohntarifabkommen ein. Die Arbeitgeber erklärten sich bereit, trotz der mißlichen wirtschaftlichen Lage vom 1. Januar 1910 ab im Interesse der friedlichen Weiterentwicklung von Handel und Verkehr Lohn- crhöhungen zu gewähren. Die Vertreter der Arbeiter wollen die Entscheidung über die Vorschläge einer Versammlung ihres Ver- bandes überlassen. Em der frauenbewegung* „Franenrecht." 1 Wenn jemals aus den Reihen verständnisloser Frauenrechts- feinde eine funkelnagelneue(?) grandiose(I) Idee als„tiefster Grund für die zunehmende Frauenrechtsbewegung" zutage gc- fördert wurde, zugleich empfehlend, wie den„machtgierigen" Frauen der Garaus gemacht werden könnte— so von Dr. Wirth im „Tag"(12. August). Die wirtschaftliche Entwickelung scheint in der Sphäre des Hern Dr. W. gar nicht zu existieren, wenigstens scheint sie in seinem erleuchteten Geiste mit der„Frauenbewegung" in keinem Zusammenhange zu stehen. Jedenfalls aber hat ihm die Geschichte, daß Frauen„Rechte" beanspruchen, und daß es sogar Männer gibt, die solches anerkennen und unterstützen, be- denklich den Kopf verdreht. Vor der„Bildung" der Frauen, vor der„im Aufstieg begriffenen Herrschast der Frauen", scheint er bereits die geistigen Massen gestreckt zu haben. Von dieser Seite also ist man den Frauen nicht mehr beizukommen. Darum greift er zu den Waffen der brutalen Gewalt. Zeigt den Weibern das Schwert, Euere Fäuste, Euere körperliche Ueberlegenheit l— Das„Aufhören der Kriege(!)" sei Schuld an der zunehmenden Macht der Frauen;— W. bedauert, daß Europa (außer im Süd- osten) seit 1871 keinen Krieg mehr hatte und Nordamerika seit 1866 keine Schlacht mehr im eigenen Lande. Er meint,„im Frieden müsse das Weib an Macht gewinnen". Auch für Amerika resultiert er hieraus die willenlose Unterordnung des sonst so „selbstbewußten� männlichen und herrischen" Jankee vor der „Frau" überhaupt. Abgesehen davon, daß Herr Dr. W. des ethischen Empfindens eines Kulturmenschen in bezug auf die Massenmörderei gänzlich zu entbehren scheint, und seine martialischen Gelüste einerseits ein Manko des Empfindens bezeugen für die sich aus seinem Mittel für die Frauen ergebenden ideellen und materiellen Verluste, vermag er andererseits absolut nicht die 5wnsequenzen eines solchen Falles zu ziehen. Ein Beweis von seiner Erkenntnislosigkeit auf ökono- mischem Gebiet. Er zetert einfach nur über die„machtgierigen" Frauen, ohne anscheinend jemals die wirtschaftliche Entwickelung und die inneren Zusammenhänge verfolgt und verstanden zu haben. Anderenfalls wäre ihm längst die Erkenntnis aufgegangen, daß es sich nicht um„machtgierige" Frauen handelt, die sich nur ihre natürlichsten Menschenrechte und einen Anteil am gesamten Staats- und Wirtschaftsleben aus den Händen„machtgieriger" Männer erkämpfen müssen!— Manche Frauen sind heute dem Durchschnittsmann an Bildung und Kenntnissen überlegen, dessen- ungeachtet sollen sie sich vom Manne die Gesetze diktieren und sich immer weiter als unmündige Geschöpfe behandeln lassen. Das kennzeichnet eben den„machtgierigen" Mann, der auch schnell bereit ist, den zirka 10 Millionen erwerbstätigen Frauen in Deutschland alle Pflichten aufzuerlegen! Aber nur annähernd gleiche Rechte!— die müssen sie sich erkämpfen unter den er- schwerendsten Umständen. Daß es unter diesen„machtgierigen" Frauen auch solche gibt, die„purith"(Reinheit) des Jünglings vor der Ehe verlangen, das kann den Verfasser des„Tag"-Artikels gar arg entsetzen. Daß aber Frauen sich entsetzen könnten, wenn ihr Auserwählter vor der Ehe dem tiefsten Schmutz der Prostitution anheimfallen mutzte, wird wohl dem Herrn kaum verständlich sein; denn seine ganze Auffassung von Moral klingt wiederum verteufelt unethisch und unmoralisch. Die �Zumutung" an den Mann, die Mutter seines unehelichen Kindes zu heiraten, findet er zum mindesten„sehr bedenklich",— und zwar hauptsächlich vom Standpunkte der „Rassenverbesserung" aus betrachtet! Ob Mutter und Kind irgendwo als moralisch minderwertige Geschöpfe betrachtet, ein jammervolles Dasein führen das würde diesen Mann nicht alte- rieren; denn er geht auf die Suche nach einem„purity"-Weib als„Rassenzüchter". Angesichts solcher rückständigen Geisteshelden, die das Dichterwort„Ehret die Frauen" ummünzen in„Suchet das Zuchttier", die nur brutale Gewalt als Rückschlag zu entbieten vermögen in einer gewaltig großen und ernsten Entwickelungs- Periode, die die gesamte Menschheit auf eine höhere Kulturstufe zu heben verspricht, empfinden die Frauen immer mehr, daß sie geschlossen für ihren Aufstieg, für ihre politische und soziale Befrei- ung kämpfen müssen._ Die Frauen und die LandtagStvahl. Berlin steht am Vorabend eines WahlkampfeS. Die bürger- lichen Parteien im preußischen Landtage haben vier sozialdemo- kratische Mandate kassiert. Welche Gründe dabei herhalten mußten, und wie wenig stichhaltig diese Gründe waren, ist in aller Er- innerung. Man wollte die lästigen Sozialdemokraten, die so un- geschminkt die Wahrheit sagten, aus dem reaktionären Parlamente beseitigen. Das war der Grund; das Mittel wurde gesucht. Die Freisinnigen hofften dabei, die ihnen verloren gegangenen Mandate zurückzuerobern. Wir ziehen mit froher Zuversicht in den Wahlkampf, haben doch unsere Gegner noch besonders durch ihre Haltung bei der Reichsfinanzreform gezeigt, weß Geistes Kinder sie sind. Die Lasten, diel erneut dem arbeitenden Volke auferlegt worden sind, haben große Massen der indifferenten Bevölkerung zum Nachdenken gebracht. Vor allem sind die Frauen aufgerüttelt worden. Sie müssen aber auch bei diesem Wahlkampfe ihre ganze Macht auf- bieten, um die uns Fernstehenden für die Sozialdenwkratie zu gewinnen. Die Frauen müssen sich wöhl oder übel vorläufig noch damit abfinden, daß sie als minderwertig im Staate betrachtet werden; sie trösten sich auf Zeit in dem Bewußtsein, daß sie auch ohne die öffentliche Anerkennung gewichtigen Einfluß ausüben können. Die Wirtschaftspolitik des Preußen-Deutschland-Junker- staats mutz aber auch den stumpfsinnigsten Frauen die Augen öffnen. Alle die Frauen, die durch die unausgesetzte Plünderung ihres mageren Geldbeutels aufgestachelt wurden, müssen nun über- all dort, wo sich die Gelegenheit dazu bietet, gegen die Wucher« Politik aufhetzen. Der letzte große Raubzug muß das Maß der Erbitterung gegen die Volksbedrücker zum Ueberlaüfen bringen. Die Berliner Frauen werden bei dieser Wahl ihre wirtschaftliche Macht in den Dienst des Kampfes gegen die Volksfeinde stellen. Sie werden sich, durch die Erfahrung gewitzigt, nicht mehr durch leere Versprechungen einfangen lassen, sie werden dafür sorgen, daß die Männer nicht als Angstmeier und Liebediener wählen, sondern als pflichtbewußte Familienhäupter, die für sich und ihrer Angehörigen Wohl ihre Stimme abgeben. Die Frauen müssen ihre ganze Ueberredungskunst aufbieten, um überall agitatorisch für die Sozialdemokratie zu wirken. Schon verschiedentlich haben unsere Gegner die Macht der Genossinnen kennen und sürchten gelernt. Jetzt muß es ihnen besonders leicht sein, den Klassen- genossinnen Aufllärung zu bringen. Die Steuerschraube, der Lebensmittelwucher gibt ihnen die beste rLelegenheit, zu zeigen, daß nur die Sozialdemokratie allein die Interessen des arbeiten- den Volkes vertritt. Und nicht nur unter den Klassengenossinnen wird eifrige Agitationsarbeit der Frauen gute Früchte tragen, auch anderen Kreisen des deutschen Volkes ist die neue deutsche Wirtschaftspolitik eine Zuchtrute. Die Beamten, der kleine Mittel- stand spüren ebenfalls die ausplündernde Tendenz der neuen Finanzreform. Die reaktionären„Volksvertreter" sollen keinen Segen davon haben, daß sie die Frauen als Staatsbürger zweiter Klasse behandeln. Dieser Wahlkampf muß zeigen, daß trotz der Unterdrückung der Frau diese auch ohne Wahlrecht mit in den Kampf zieht. Unser Wahlkampf richtet sich hier in der Hauptsache gegen die verblockten Freisinnigen, die durch ihre Verbrüderung mit den Konservativen das politische Verbrechen begangen haben, den Machthunger der Lebensmittelwucherer zu reizen und den � Raubzug zu unterstützen. Die Früchte solcher politischen Ver- sündigung sollen sie jetzt ernten. Die kommende Landtagswahl mutz ein Volksgerichtstag sein; es mutz gründliche Abrechnung gehalten werden. Genossinnen, sorgt mit für Zerschmetterung des grundsatzlosen, verräterischen Freisinns! Leseabende. Reinickendorf -West. Freitag, den 20. August, 8 Uhr. im Lokal von H. Schulz, Scharnweberstraße 22. Versammlungen. Verband der Friseurgehilfen, Zweigverein Berlin . Die letzte Generalversammlung ehrt« zunächst das Andenken des verstorbenen Kollegen Alfred Bath in der üblichen Weise. Es wurde sodann ein Antrag angenommen, den schwedischen Arbeitern sofort 160 M. zu bewilligen sowie einen einmaligen Extrabeitrag pro Mitglied von 26 Pf. zu erheben. Den Halbjahresbericht des Vorstandes sowie des Nachweises erstattete Liere. Im ersten Halbjahr waren 1048 arbeitslose Kollegen vorhanden. Vermittelt wurden L10 feste Stellen und 3767 Aushilfen. Die Einnahme betrug inklusive Kassenbcstandcs von 1794,96 M. 8334.46 M. Die Ausgabe 6666,47 Mark, so daß ein Bestand von 2667,99 M. verbleibt. Die Mit- gliederzahl stieg im letzten Halbjahr von 608 auf 642. Unter Hinweis aus das am 29. d. M. zur Feier des 20jShrigen Bestehens des Verbandes stattfindende gemütliche Beisammensein im Ver- einshause wurde die Versammlung geschlossen. Die Bemerkung deS Genossen Heine gegen meine Ausführungen in der Generalversammlung des eisten Kreises sollen den Anschein erwecken, als hätte ich etwas Unrichtiges gesagt. Ich kann infolge Meinungsdifferenzen mit der Redaktion leider erst heute darauf antworten. Wenn Genosse Heine einen ganzen Artikel im„März" hindurch den Gedanken verficht, Liberalismus und Sozialdemokratie müßten alte, liebgewordene taktische Gewohnheiten aufgeben, so heißt das doch, deren Taktik taugt nichts und muß geändert werden. Setzt er dagegen die Politik der Zentrumspartei und sagt von ihr:„So schlecht sie ist, so geschickt ist sie gemacht," dann kann logisch in meiner Polemik nur das Lob gemeint sein, das im zweiten Teil dieses Satzes liegt. Ich kritisierte die Ansicht, daß man glaubt, politisch geschulte Massen ebenso als Schachfiguren benutzen zu können, wie es das Zentrum mit seinen Anhängern tut.— Guttmann. Letzte JVaebnebten und Depefeben. An Fischvergiftung erkrankte gestern abend das in der Wrangelstraße 104 wohnhafte Ehepaar Eisenberge r. Die Frau hatte am Nachmittag in einer Markthalle Lachs gekauft, nach dessen Genuß die beiden Leute schwer erkrankten. Mehrere sofort herbeigerufene Aerzte konstatierten Vergiftung durch den Genuß des Fisches. Die Kretafrage. Köln , 17. August. (W. T. B.) Der„Kölnischen Zeitung " wird aus Konstantinopel telegraphiert: Zwei Admirale und 29 Offi- ziere sind mit einem Transport Munition, Torpedos und sonstiges Material zur Flotte abgegangen. Wie Persönlichkeiten aus den leitenden Kreisen erklären, wird da? türkische Geschwader kräftig vorgehen, wenn die Echutzmächte nicht schnell Kreta zwingen» den Status quo ante wieder herzustellen und die ottomanische Souverä» nität anzuerkennen. Die Vertreter der Mächte setzen ihre ver» mittelnde Tätigkeit fort, aber an maßgebender türkischer Stelle erklärt man, man erwarte Handlungen statt der Worte. Infolge» dessen herrscht jetzt im diplomatischen Korps die pessimistische Auf- fassung vor. � Flickarbeiten. Wien , 17. August. (W. T. B.) In der heutigen Konferenz der Parteiführer des Abgeordnetenhauses sprachen sich sämtliche Redner für die Wiederherstellung der Ar- beitsfähigkeit des Parlaments und die Einberufung des Reichs- rate? im Herbste aus. Die Vertteter der slawischen Union er- klärten, daß sie keinen Beschluß gefaßt hätten, in der nächsten Session des Reichsrates Obsttuktion zu treiben. Sie müßten sich aber ihre oppositionelle Taktik für die Zeit nach der Einberufung deS Reichsrates vorbehalten. Schließlich wurde einem Antrag Steinwender zugestimmt, wonach GlombinSki ermächtigt wird, mit der Regierung und den Parteien zur Sicherung der Arbeits- fähigkeit des Hauses Verhandlungen anzuknüpfen. Beendigung des Belagerungszustandes. Barcelona , 17. August. (W. T. B.) Der Belagerungszustand ist heute aufgehoben worden._ Kein Mord. Breslau , 17. August. (W. T. B.) Die Sektion der Leiche deS im Breslauer Stadtgraben aufgefundenen Schutzmanns Ludwig ergab keine äußeren Spuren einer Gewalttat; man nimmt als» Selbstmord an._ Unwetter. New Aork, 17. August. (W. T. B.) Ein heftiger Orkan hat in den Südstaaten gewütet und namentlich in Georgia verschiedene Städte von allem Verkehr abgeschnitten._ Verantw, Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil vergntw.: Th, Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u, VerlagSanjtall Paul Singer Sc Co., Berlin L W. Hierzu 2 Beilagen».Uaterhallunasbl.
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