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nahmen vom Arbeiterschutz, die es den Ausbeutern bereit- uilligst gewährte und welche diese sicher eher zu viel, als zu wenig ausgenutzt haben, unübertroffen da! Die bayerischen Arbeiter haben demnach schwere Arbeit vor sich, wenn sie dem schwächlichen Arbeiterschutz der Ge- werbe-Ordnung in ihrem Lande auch nur einigermaßen Geltung verschaffeu wollen. In Bayern   sind bisher auch unseres Wissens noch keine UeberwachungSkommissionen seitens der Gewerkschaften gegründet worden, wie in Baden  , Württemberg, Hessen   und Sachsen  . Diese Kommissionen müffen Beschwerden der Arbeiter über die mangelhafte Durchführung des Arbeiterschutzes zu den ihrigen machen und sie wohl begründet an den zuständigen Gewerbe- Inspektor bringen. Mögen die bayerischen Genossen nicht lange mehr säumen, damit sich das Uebel nicht einfrißt. Denn bei ihnen schaltet und waltet das Unternehmerthum noch wie es will, den neuen Gesetzesbestimmungen zum Trotz, daS beweisen die neuesten Berichte ihrer staatlichen Gewerbe-Jnspektoren. poltftmje U-berNiM. Berlin  , den 27. April. Aus dem Reichstage. Die Berathung über den Gesetz- entwurs gegen den Berrath militärischer Geheimnisse brachte heute noch einen kleinen reaktionären Vorstoß aus den Reihen der Nationalliberalen. Bei der zweiten Lesung war ein Antrag Gröber angenommen worden, wonach die Bestimmung, daß neben dem Berrath vonSchriften, Zeichnungen oder anderen Gegenständen" durch die Mittheilung von»Nach­richten solcher Art" an andere mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren und Geldstrafe bis zu 15 000 M. bestraft werden könne, gestrichen wurde. Diese Worte(Nachrichten solcher Art", welche sich in sieben Paragraphen des Gesetzes wiederholen, wollte nun der Abgeordnete Schneider(Hamm  in den Entwurs wieder aufgenommen und damit eme der schlimmsten Bestimmungen dieses mit Kautschukbegriffen schon überladenen Gesetzes wieder in dasselbe aufnehmen. Der Kriegsminister trat mit mehr gutem Willen als Glück für den Antrag ein, das Haus aber lehnte in namentlicher Ab- stimmung mit 131 gegen 97 Stimmen denselben ab. Ein BruchlheU des Zentrums, die ganze Rechte und das Gros der Nationalliberalen stimmten für den Kautschukausdruck. Die ganze Vorlage wurde dann gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten angenommen. Die nunmehr erfolgende zweite Lesung der Wucher- gesetz-Norlage benutzten die Herren Antisemiten Liebermann von Sonnenberg   und Dr. Böckel, um den Vorsprung, den ihr FraktionSgenosse Ahlwardt   in der Kunst, sich tn den Augen aller anständigen Menschen zu blamiren, gewonnen hatte, wieder einzuholen. Besonders Herrn von Lieber- mann ist diese Absicht in vollem Umfange gelungen. Ein so einstimmiges Pfui! wie es am Schlüsse der Rede dieses Herrn heute, infolge seiner pöbelhasten Aeußerung gegen unseren Genossen Stadthagen  , aus dem ganzen Hause entgegenscholl, hat außer Ahlwardt noch kein Redner jemals erzielt. Auch ein Erfolg! Herr Dr. Böckel erregte in den Reihen unserer Ab- geordneten ein homerisches Gelächter mit ver Wtittheilung, daß der Antisemitismus sogar in der sozialdemokratischen Fraktion seine Anhänger habe und zum Beweise dafür sich auf angeblich gedruckte Aeußerungen von Kunert und Liebknecht berief. Dem Herrn werden morgen die An- gegriffenen den Staar stechen. Die Militärvorlage. In denHamburger Nach- eichten" liest man aus Süddeutschland  :Es bat den Anschein, als ob die maßgebenden Kreise in Berlin   über die Stimmung in der süddeutschen Bevölkerung durchaus falsch de- richtet sind; sie täuschen sich über die Bedeutung einzelner Kund- gedungen zu gunsten der Militärvorlage und bilden sich«in, es sei leicht, durch allerhand künstliche Mittel das Volk von der Nothwendigkeit der Heeresverstärkung gerade in der von der Regierung beliebten Weise zu überzeugen. Man gewinnt wenigstens diese Meinung, wenn man beobachtet, mit welcher Beflissenheit die offiziöse Presse und insbesondere dieNord- deutsche Allgemeine Zeiwng" jede Versammlung, und sei sie auch in dem unbedeutendsten Flecken abgehalten, sroh- lockend verzeichnet, wenn sie sich nur zustimmend zur Militärvorlage ausgesprochen hat. Entweder weiß die als niemand dabei war und sagte:Höre Freund. Wie viel willst Du haben, um mich meinen Weg in Frieden ziehen zu lassen." Wie viel willst Du geben?" erwiderte er begierig. DaS will ich Dir geben," sagte Andrej eindringlich und zeigte einige Kupfermünzen. Wenu er unter diesen Umständen eine große Be- stechung angeboten hätte, wäre sofort der Verdacht erregt worden und alles verloren gewesen. Nein, es ist zu wenig. Wir sind Zwei. Geben Sie uns einen Rubel!" Bah! Ich habe nicht so viele Rubel wegzuwerfen. Nehmen Sie einen halben Rubel. Ich würde Ihnen nicht einmal so viel geben, wenn ich'S nicht so eilig hätte." Er besaß indeß nicht die nöthige Ruhe, um so zu andeln, wie er sollte. Er legte etwas zu, und sie waren ald wieder frei. Beim ersten Dorfe mietheten sie einen einspännigen Bauernwagen, und gegen Mittag kamen sie an die Bahn- station. David wartete bereits auf sie und theilte ihnen mit, daß alles in Ordnung sei und kein Spion zu sehen wäre. Diesmal aber bestand Andrej darauf, daß sich die Gesellschaft theile. Sie gingen einzeln zum Billetschalter, suchten jeder einen besonderen Wagen auf und wollten sich aus den Zwischenstationen so benehmen, als ob sie Fremde wären. Erst am Endziele ihrer Reise vereinigten sie sich wieder. Kapitel VII. Daheim. Tanja befand sich allein in ihrem Zimmer. Die un- anfhörliche seelische Qual der letzten drei Tage hatte sie recht elend gemacht. Da kam David mit der Nachricht, daß Andrej frisch und gesund in St. Petersburg   angelangt sei und in einigen Stunden bei ihr sein werde. Andrej hatte ihn gebeten, ihr diese Botschaft zu hinterbringen, da er wegen der Kleidung, die er zu wechseln hatte, nicht direkt zu ihr kommen konnte. David war überrascht, daß Tanja keine besondere Freude zeigte, dies zu hören. Der Blick, den sie aus ihn warf, war halb verwundert, halb fragend, als ob er der Ueberbringer offiziöse Presse nicht, wie diese Kundgebungen zu stände kommen. oder sie will nicht wissen, daß es hauptsächlich pen- sionirte Offiziere sind, welche die von ihnen geleiteten Kriegervereine mobil machen und die Mitglieder derselben in sogenanntepatriotische Bereine" zusammenfassen, welche dann, der gewohnten Führung folgend, sich für die Militärvorlage er- klären. Eine Fluth von Flugblättern wird zu gunsten der Militärvorlage verbreitet, deren Inhalt stets derselbe ist und von denen man zwar nicht weiß, aber ahnt, auf wessen Kosten sie verbreitet werden. Da man hier ganz allgemein glaubt, daß die Gelder für diese Agitation aus Berlin   kommen, so legt man den scheinbaren Ergebnissen derselben keine Bedeutung bei. Die Gründung eines patriotischen Vereins ist eine sehr einfache Sache: ein Komitee beruft ein, der Beitritt ist unentgeltlich und es kommt nur darauf an, eine einiger- maßen besuchte Versammlung zu stände zu bringen. In dieser hat der Verein seine Resolution zu fassen und dann verschwindet er von der Bildfläche, ohne irgend eine Spur zu hinterlassen. Wenn die Regierung glaubt, mit solchen Truppen eine Wahl- schlacht zu gewinnen, dann wird sie sich täuschen. Augenblicklich wird lediglich diese harmlose Agitation betrieben und die übrigen Parteien bekümmern sich in der Erkenntniß der Bedeutungslosig- keit derselben gar nicht darum, wer etwa an einer solchen Ver- sammlung oder Kundgebung theilnimmt. Dadurch ist wahr- scheinlich bei der Regierung der Glaube entstanden. die Stimmung des Volkes sei namentlich im Süden der Militärvorlage günstig." Diese Ausführungen sind um so pikanter, als sie in dem Leibblatte des Mannes er- scheinen, der dieselbe schnöde Taktik der Wahlbeeinflussung Jahr- zehnte lang betrieben hat. Aus Rom   wird derN a t i o n a l- Z e i t u n g" telegraphirt: Als absolut zuverlässig kann ich Ihnen melden, daß bei der Unterredung des Kaisers mit dem Papst weder die Militärvorlage, noch irgend eine andere deutsche politische Angelegen- heil berührt wurde. Der Hauptgegenstand der Unterhaltung waren die sozialen Fragen. Ebenso wird mir authentisch versichert, daß auch in der Audienz des Staatssekretärs von Marschall beim Papste mit keinem Worte von der Militärvorlage die Rede war." Dasselbe Blatt meldet aber in derselben Nummer:Es wird uns bestätigt, daß die Verhandlungen über die Militär- vorläge mit Herrn von Huene fortdauern, aber hinzugefügt, daß für den Fall des Nichtzustandekommens einer Einigung mit dem Reichstag   die Auslösung desselben feststehe." Die Vossische Zeiwng", dieKölnische Zeitung  ", dieNational- Zeitung", die sehr erbost sind über die Anrede Wilhelm II.  an Leoochowski und ein amtliches Dementi fordern, bekommen in derNorddeutschen Allgemeinen Zeitung" einen recht derben offiziösen Wischer. Da heißt es: Verschiedene nationalliberale Blätter, namentlich dieNational- Zeitung" und derHann. Kourier", äußern sich sehr erregt über von derKöln  . Volksztg." verbreitete Versionen einer angeblichen Aeußerung des Kaisers zum Kardinal Grafen Ledochowski. Die beiden genannten Zeitungen betonen dringend die Nothwendigkeit einer amtlichen Richtigstellung. Wir wissen nicht, ob dieser Wunsch Aussicht auf Erfüllung hat, und nehmen von der Gereizt- heil der genannten Blätter auch nur Notiz, weil dieselbe für die politische Stimmung des Augenblicks einigermaßen bezeich. nend ist." Auch der StaaSsekretär des Auswärtigen Am t S, Freiherr Marschall von Bieberstein, ist, um auch diese römische Nachricht zu verzeichnen, am LS. d. M. vom Papst empfangen worden. Und die Entscheidung über die Militär- vorläge steht vor der Thür. Zahlen beweisen. Der Bericht der Militär- k o m m i s s i o n giebt eine Zusammenstellung der Aus- f;aben des Reichsheeres, aus der hervorgeht, daß die ährlicheu Heereskosten in dem Zeiträume von 1879/80 bis 1893/94 von 361 385 520 auf 583 298 939 M. gestiegen sind. Anlage 26 enthält die Uebersicht der Ausgaben der Reichsverwaltungen in den Etatsjahren 1873 bis 1893/94. In diesem Zeiträume sind die Ausgaben der Marine- Verwaltung von 25 969 000 auf 88 853 599 M. ge- stiegen. Die Reichsschuld erforderte zu ihrer Verzinsung 1376/77 nur 97 929 M., 1893/94 aber 93 975 999 M. Während das Reichsschuldkapital am 31. März 1877 erst 19 338 199 M. betrug, ist es am 31. März 1839 bereits auf 883 773 999 M. gestiegen, um im Etatsjahre 1893/94 die Summe von 1 755 542 499 M. zu erreichen. Und man will dem Volke eine Vorlage aufhalsen, die nach ihrer Durchführung dem Reiche jährlich noch 75 Missionen kosten würde. Aus der Ferienkolonie. ImGeneral-An- zeiger" für Marburg   lesen wir folgendes Eingesandt: Den zahlreichen Passanten der Kasernenstraße wurde am Sonntag Nachmittag ein eigcnthümliches Schauspiel geboten. Ein Offizier rief in der Nähe des Museums einen einer unangenehmen Nachricht gewesen wäre, die sie nicht glauben wollte. Wer sagte es Ihnen?" fragte sie ungläubig. Niemand. Wir reisten den ganzen Weg von Dubrawnik zusammen und sind auch zusammen an- gekommen. Ick versichere Sie, daß es wirklich Ihr Andrej von Fletsch und Blut war und kein Geist," sagte David lächelnd. Erst nach diesen umständlichen Auseinandersetzungen erwachte Tanja aus ihrer Erstarrung und gab ihrer Freude Ausdruck. Thatsächlich war sie überzeugt gewesen, Andrej fei um- gekommen. Nur fehlte ihrer Folgerung die positive Be- stätigung. Sie glaubte sich aber daraus gefaßt halten zu müssen und versuchte sich keinen trügerischen Hoffnungen hinzugeben, um bei der Nachricht von seiner Verhaftung nicht ganz zusammen zu brechen. Es ist wohl bekannt, daß die Unterthanen des Zaren sich nicht des Vergnügens einer freien Korrespondenz erfreuen. Was die Verschworenen anbetrifft, so schreiben sie fast gar keine Privatbriefe oder beschränken diese Korrespondenz auf's Allernothwendigste. Als Andrej nach Dubrawnik geschickt wurde, konnte sie nicht hoffen, Briefe von ihm zu bekommen. Sie hatte ihm aber das Versprechen abgenommen, ihr jeden Abend ein Zeitungsexemplar mit von ihm geschriebener Adresse zu senden. Das sagte ihr zwar nicht viel über ihn, sie ersah aber wenigstens daraus, daß er noch nicht verhaftet war. Andrej löste sein Versprechen gewissenhaft ein, jeden Morgen um elf Uhr erhielt Tanja regelmäßig ein Exemplar von dem Dubrawnik'schen Blättchen reaktionärster Tendenz und deshalb dem sichersten, welches Andrej finden konnte. Das Blatt bereitete ihr wahrscheinlich mehr Freude als allen übrigen Abonnenten znsanimen. Der Empfang des- elben war fi'tr sie das Hauptereigniß des Tages. Sie war erregt, wenn die Zeit, in der der Postbote gewöhnlich kam, heranrückte und fühlte sich elend, wenn die kostbare Sendung anstatt am Morgen am Nachmittag eintraf. (Fortsetzung folgt.) grüßend vorüber gehenden Jäger heran und ließ sich von demselben mit dem(natürlich dem Jäger gehörenden) Taschentuch die bestaubten Beinkleider und Stiefel auf offener Straße reinigen. An maßgebender Stelle würde daher der Vorschlag wohl Berücksichtigung finden, das Militär für solche Fälle außer der gebränch- lichen Sonntagsgarnitur mit einer Staub- und Wichs- bürste auszurüsten." Vom festen Thurm. ImBayrischen Vater- l a n d" liest man:Schauderhaftes Pech unserer braven Zentrumsleute! Noch ist die erbauliche Ge- schichte von dem liebreichen Zentrumsdcputatus(Herr Rauchenecker, Sigl's Gegenkandidat in Kelheim  , soll darüber genauere Auskunft ertheilen können, Red. d. V.) und seiner geliebten Kellnerin, die ihn mit schreienden Beweisen seiner Frömmigkeit erfreute, nicht verklungen, klingelt es schon wieder von einem anderen Zentrums- deputatus, der auch ein übergefühlvolles Herz besitzt, aber weniger gegen die eigene züchtige Hausfrau, auch diesmal nicht gegen Kellnerinnen die, wie Professor Lasaulx   sagteauch leben sollen, wenn sie schön sind" sondern zu seines Nächsten Hausfrau, und jetzt haben sie gar einen richtig auf's Bankl gesetzt, den braven Herrn Menzinger,Patriot", Bürgermeister und durch der Dummen Wahl Landtagsdeputatus von Deggendorf  . Selbiger brave Zentrumsmann kam gar wegen gemeinerUntreue im Amte" durch Holzdiebstahl:c. auf's Bankl, eine Menge Zeugen sagten sehr gravirliche Dinge über ihn aus und der Staatsanwalt beantragte dann 1 Monat Gefängniß, 500 Mark Geldsttafe und auf 2 Jahre Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte!Patriot  " Menzinger tvill natürlichnur zum Wohle der Stadt und seiner Mit- bürger" gehandelt haben. Natürlich! Das Urtheil wird erst in 8 Tagen verkündigt; der biederePatriot" hat aber auch ohne Urtheil schon genug und ist fertig für immer." DieSüderländische Volks- Zeitung", das in Attendorn  , in Fusangel's Wahlkreis, er- scheinende Zentrumsblatt schreibt: Wehe dem Zentrum, wenn der Geist, der bei dieser Wahl die Zentralleitung beherrscht hat, sich dauernd festsetzen sollte. Dann wäre das Ereignißim Wahlkreise Olpe- Meschede-Arnsberg der erste Nagel zum Sarge des Zentrums gewesen und die Verantwortung für den Untergang dieser für das katholische Volk hochbedeutsamen Parket würde, nach Lage der Umstände allein der Zentrums- leitung, welche im Interesse der Partei-Oraanisation und um nicht das Thun   und Treiben einzelner ihrer Mitglieder zu desavouiren, mehr als IS 000 Zentrumswähler glaubte schroff vor den Kopf stoßen zu dürfen, mir Sagen, die schwere Verantwortung für die Trennung des acholischenVolkes" von der Zentrumsfraktion würde letzterer einzig und allein aufzuerlegen sein.... Mit und auch ohne Zentrum, wenn essein soll und muß, wird die katholische Sache vertreten werden. Wenn aber die Behandlung des von uns gewählten Abgeordneten für jeden Wahlkreis hätte schmerzlich sein müssen, dann müssen wir es um so tiefer empfinden, als gerade der Wahlkrets Olpe- Meschede- Arnsberg derjenige gewesen ist, welcher mit der Wahl des Abgeordneten Peter Reichensperger   den G r u n d st e i n zum Zentrum gelegt hat und sicher den Grundsätzen der Zentrumspartei   treu bis in den Tod bleiben wird." Zum Schluß fordert das Blatt aus, an Fusangel festzuhalten. Der Limonaden-Neformer" Oechel Häuser erklärt, er wolle im 2. anhaltischen Reichstags- Wahlkreise kein Mandat mehr annehmen. Nun, die Sozialdemokratie dieses Wahlkreises hätte ihm ohnedies wohl die Mühe der An- nähme erspart. Keine fakultative Feuerbestattung. Die Erste hessische Kammer hat mit 12 gegen 11 Stimmen nach längerer Debatte den von der Zweiten Kammer mit großer Mehrheit angenommenen Antrag auf Einführung der fakttl- tativen Feuerbestattung abgelehnt. Die Erste Kammer hat getreu ihrer junkerlich-pfäffischen Zusanimensetzung gar nicht anders handeln können. Aber die Zweite Kammer vermag, wenn sie nur ernstlich will, die widerhaarigenLords  " des hessischenOberhauses" zur Raison zu bringen. Frau Hammonia, die schlotterichte Königin von Geldsacksgnaden hat sich schwer genug ist's ihr ge- worden endlich bemüßigt gefunden, eine ihrer vielen Blößen, die sie dem Gespött der Welt preisgeben, noth- dürftig zu bedecken. Gestern hat die Bürgerschaft mit Ach und Krach die ihr vom Senat vorgelegte Nothstands- Novelle zum B a u g e s e tz angenommen, die für die nächste Zukunft den schlimmsten Schäden der Wohnungsmiscre einigermaßen abzuhelfen berufen ist. Auch hier hat es erst des Hinweises darauf bedurft, daß man sich vor allem vor der Sozialdemokratie zu schämen habe, wenn man nicht diesen ersten Schritt zur Besserung mache. Das Wolff'sche Telegraphenbureau meldete über die betreffende Sitzung:Die Bürgerschaft berieth heute in Gegenwart von zwei Senatskommissaren eingehend die vom Senate vor- gelegte Nothstandsnovelle zum Baupolizeigesetz. Die Grund- eigenthümer hatten eine Ausschußprüfung beantragt. Ties wurde von anderer Seite als Verschleppungspolitik be- zeichnet. Senator Dr. Hachmann erklärte unter Hinweis auf die Reichstagssitzung vom 21. April, in welcher Senator Burchard die Stadt Hamburg   gegen die Angriffe des sozial- demokratischen Äibgeordneten Wurm vertheidigt hatte, es sei eine Ehrenpflicht, sofort über diese Vorlage Beschluß zu fassen. Der Antrag auf Ausschußprüfung wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Bürgerschaft trat sogleich in die Spezialberathung ein und nahm schließlich die Senats- vorläge mit ganz geringfügigen Abänderungen endgiltig an." Der Nhltvardt ist das A trnd O der liberalen und demokratischen Presse. Daß derFischmarkt-Skandal vom 25. April nach dem Geschmack dieserfreisinnigen" Leuchten ist, versteht sich. So liest man in derFrank. surter Zeitung": Der Präsident hatte anfangs den Versuch gemacht, die schlimmsten Ausbrüche der Entrüstung hiutanzuhalten. Er überzeugte sich bald, daß das unmöglich war, denn das ganze Haus zeigte sich einig; und dann ließ der Präsident diese Art uioralischen Faustrechtes gewähren, wohl in der Erkenntuih. daß einem Menschen gegenüber, der in parlamentarischen Formen andere als Spitzbuben und Betrüger hinstellt, die Ab- wehr der gerechten Entrüstung auch in u n p a r l a t» e n- t ar is ch e n Formen erlaubt fem müsse." Was in dieserEntrüstung" sittliche Empömng und was Wuthschrci der Gründer und Gründergenossen wgr, die