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Gewerkrcbaftlichee. Deutsches Militär für ausländisches Kapital. Zu den brutalen Arbeitermorden in Rheinfelden ist die Fest- stellung interessant, daß das erwähnte Aluminiumwerk ein Zweigunternehmen der Alumiumfabrik Aktiengesellschaft in Rem Hausen bei Schaffhausen ist, das mit einem Aktienkapital von 2(5 Millionen Frankarbeitet" und ihren Aktionären Dividenden von 10, 20 bis 26 Proz.(1906) abwarf. Das in Rheinfelden auf- gebotene deutsche Militär hat somit schweizerisches Kapital und ausländische Ausbeuterpraktiken beschützt und sich somit sehr inter- national gegen die eigenen Volksgenossen und Landeskinder be tätigt. Das deutsche Volk muß eine Milliarde jährlich für das stehende Heer ausgeben, um es für Streikbrecher und ausländisches Kapital verwenden zu lasscnl Berlin und Olmgegend. Die Spenden für die schwedischen Arbeiter werden heute(Sonnabend) und Montag, nachmittags von 48 Uhr, im Saal 3 des Gewerkschaftshauses entgegengenommen. Ein dummer Angriff gegen denVorwärts". Das Organ des Allgemeinen Deutschen Metallarbeiter Verbandes, der in den letzten Zügen liegt, enthält in seiner letzten Nummer einen jener Angriffe auf denVorwärts", bei denen Bosheit und Dummheit um die Palme ringen. Es wird da zunächst die erfundene Unterstellung gemacht, die gelegentlich des Rohrlegerstreiks im vorigen Jahre gegen den Wiesenthaler Verband erhobene Beschuldigung der Streik brecherei sei vomVorwärts" ausgegeangen. Weiter wird behauptet, der Vertrauensmann Nöske vom Metallarbeiter� verband habe sich in einer Branchenversammlung zu folgendem Geständnis hinreißen lassen: Er bedauere diese Mitteilung imVorwärts". ES sei weder dem Streikkomitee noch der Verwaltung de? Verbandes bekannt, daß von feiten des Allgemeinen Deutschen Metall- arbeiterverbandes Streikbrecher im Klempnerstreik vermittelt wurden. Auch seien beide Instanzen an dieser Veröffentlichung desVorwärts" unschuldig, da niemand dazu eine Veranlassung zu dieser oder einer ähnlichen Notiz gegeben hätte." Da die Intelligenzen von der Wiesenthalerei sicher nicht so dumm sind, als sie sich stellen, und wissen, daß die Mitteilung über die Streikbrecherei in Versammlungen von Vertrauens- leuten des Verbandes gemacht worden sind, und die Beschul- digungen auch heute noch erhoben werden(Siehe die nach- folgende Erklärung), charakterisiert sich der Angriff gegen den Vorwärts" als ein bewußter Schwindel. Weiter wird uns mitgeteilt, das Nöske untergeschobene Geständnis sei auch Kombination der Wiesenthaler. Die nächste Versammlung der Schlosser soll sich mit der Angelegenheit beschäftigen. Die Angriffe gegen denVorwärts" sind lediglich konstruiert worden um die Aufmerksamkeit von den neuesten Taten der Wiesenthaler abzulenken. ** In der Nummer 191 desVorwärts" ist unterGewerk- schaftliches, Berlin und Umgegend" mitgeteilt, daß der Vor- sitzende desAllgemeinen Deutschen Metallarbeiterverbandes" behauptet, die Beschuldigung, Mitglieder dieses Verbandes wären als Streikbrecher tätig, sei unrichtig und entbehreder tatsächlichen Grundlage". Dazu ist folgendes zu bemerken: In der Schlosserversammlung am 14. dieses Monats wurde von unserem Vertrauensmann einer bestreikten Firma die Mitteilung gemacht, daß Mitglieder des Wiesenthaler Ver- bandes, trotz Abraten der Streikposten, bei der betreffenden Firma in Arbeit getreten sind. Außerdem können wir auch nachweisen, daß auf die tclephonische Anfrage einer bestreikten Firma beim Bureau desAllgemeinen Deutschen Metallarbeiterverbandes", ob man nicht Schlosser für die Arbeitsplätze der Streikenden ver- Mitteln wolle, geantwortet wurde, daß gegenwärtig keine Schlosser vorhanden wären: aber, so lautete die Antwort weiter, die Firma solle sich nur an den Arbeitsnachweis in der Gormannstraße oder den Arbeitsnachweis der Berliner Metallindustriellen wenden, dort bekäme man Schlosser. Daß sich der Vorgang wirklich so abgespielt hat, dafür sind Zeugen vorhanden. Daraus kann aber jeder erkennen, daß die Zuschrift des Vorsitzenden vom Allgemeinen Verband sehr vorsichtig aufzunehmen ist. Wenn man einem bestreikten Arbeitgeber zwar selbst keine Arbeitswillige vermittelt, aber Stellen angibt, wo er welche erhalten kann, dann ist das eine indirekte Streikbrechervermittelung Im übrigen sei noch darauf hingewiesen, daß man bei jener Seite keine Veranlassung hat, sich zu entrüsten, denn im vorigen Jahre beim Rohrlegerstreik hat man doch Mit glieder des Allgemeinen Metallarbeiterverbandes veranlaßt, die Plätze der streikenden Rohrleger zu besetzen. Außerdem hat man bei dieser Gelegenheit, schon vor Beginn des vor jährigen Streiks der Rohrleger, den Arbeitgebern versprochen, falls die Rohrleger vom Deutschen Metallarbeiterverband streiken würden, für Ersatzkräfte zu sorgen. Damit ist der Wert der Zuschrift genügend gekennzeichnet. Otto Handke, 2. Bevollmächtigter des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Ortsverwaltung Berlin . veutfebes Reich. Der Bergarbeiterverband konnte am 18. August auf ein LOjähriges Bestehen zurückblicken. An diesem Tage trat im Jahre 1889 in Dorstfeld ein Bergarbeitertag zusammen, der von mehr als 200 Delegierten beschickt war. Auf dieser Tagung wurde die Gründung desVerbandes zur Wahrung und Förderung der bergmännischen Interessen in Rheinland und Westfalen " beschlossen, aus dem sich dann später der jetzigeVer- band der Bergleute Deutschlands " entwickelte. Den äußeren An- laß zur Organisation gaben die gewaltigen Kämpfe der Berg- arbeiter in den Maitagen des Jahres 1889, die allein im Ruhr- decken 90 000 und in den anderen Revieren 50 000 Bergleute auf den Kampfplatz riefen. Nicht auch zuletzt die große Enttäuschung, die die Bergarbeiter nach der bekannten Kaiseraudienz erfuhren. Der neugegründeten Organisation schlössen sich sofoxt Tausende von Bergarbeitern an. Furchtbare Feinde entstanden aber dem jungen Verbände, die es durch die skrupellosesten Mittel dazu brachten, daß der auf zirka 50 000 Mitglieder angewachsene Verband auf wenige Tausend zusammenschmolz. In dieser Zeit wurde auch das be. rüchtigte Urteil gegen Schröder und Genossen gefällt. Außerdem saßen fortgesetzt Angestellte des Verbandes in den ersten Jahren im Gefängnis. In fünf Monaten wurden drei Redaktcure derBerg . arbeiter-Zeitung " nacheinander verhaftet. Im Winter 1391 zählten an einem Tage die Verbandsführcr Siegel für sich fünf Anklagen, Mayer zwei Anklagen, Möller sechs bis acht Anklagen, Hüninghaus fünf Anklagen, Beckmann zwei Anklagen, Schröder, Bunte und Bauer je eine Anklage. Wenn der Verband trotz alledem heute rund 110000 Mitglieder zählt und über 3 Millionen Mark Kassenbestand hat, so verdankt er es zäher, ausdauernder Arbeit und seinen mutigen, unerschrockenen Führern und tapferen Mitgliedern. Der Verband der Lithographen und Steindrucker im Jahre 1908 Der Verband der Lithographen und Steindrucker, in dem auch die Chemigraphen, Photographen, Kupferdrucker, Tapetcndrucker usw organisiert sind, hat 1903 trotz der wirtschaftlich ungünstigen Zeit bei seinen rund 16 800 Mitgliedern in 56 Bewegungen gestanden, die 163 Betriebe in 52 Orten umfaßten und 2083 Kollegen in den Kampf riefen, also rund 12ll2 Prozent aller Organisierten über- Haupt! Es sind, und dies erscheint besonders beachtenswert, zum größten Teile Angriffsbewegungen: sie umfassen 158 Betriebe mit 1750 Mitgliedern. Und die Hauptforderung bei allen diesen Bewegungen war die Verkürzung der Arbeitszeit l Bon diesen Forderungen wurden ohne Streik die Bewilligungen für 1666 Personen erreicht. Die Resultate aller Bewegungen, also der Augriffs- und der Abwehrkämpfe, waren die folgenden: Bewegungen Kollegen Erfolgreich ohne Streik.... 42 1 785 Teilweise erfolgreich ohne Streik. 7 181 mit». 4 93 Ohne Erfolg mit Streik.... 8_ 24 Insgesamt 56 2 083 Die bedeutende Mehrzahl aller Mitglieder, eS sind 1966, waren an den Arbeitsbewegungen ohne Streiks beteiligt, und hierin drückt sich wohl die Depression des Jahres 1908 aus. Die Errungenschaften betrugen für 1282 Personen zusammen 2339 Stunden wöchentliche Arbeitszeitverkürzung, es kommt auf den Kopf der daran Beteiligten IV« Stunde, gewiß ein Resultat, das sich in Beachtung der besonderen ungünstigen Arbeitsmarktverhältnisse, die sich im Steindruckgewerbe besonders gründlich bemerkbar machten, als sehr gut bezeichnet werden kann. Für 206 Mitglieder wurden 342 M. wöchentlicher Lohnzulage erreicht, eS kommt auf den Kopf dieser Beteiligten 1,66 M. 724 Mitglieder erreichten sonstige Ver- besserungen. In den wenigen Kämpfen, die geführt werden mußten. wurden Arbeitszeitverlängerungen, Lohnkürzungen und sonstiges bekämpft. Tarifverträge wurden in 17 Fällen mit 1260 Beteiligten abgeschlossen. Der Verband der Lithographen und Steindrucker hat, alles in allem, ein starkes Kampfjahr hinter sich; erfreulich ist es. daß ohne weiteres gesagt werden kann, eS ist ohne Nachteile für die Arbeiter durchgekämpft worden Das Scharfmachertum im Bangewerbe in Leeste, Brinkum und Kirchweyhe geht auch hier mit den bekannten Mitteln gegen die organisierte Arbeiterschaft vor. In Kirchweyhe streiken die Maurer und in Leeste und Brinkum sind Maurer und Bauarbeiter ausgesperrt. Jetzt ist den Mitgliedern der Vereinigung selbständiger Handwerker von Leeste Kirchweyhe und Brinkum folgendes Schrift- stück zugestellt: Ehrichshof. 6. August 1909. An die Herren Mitgliederl Von feiten des Bremischen Arbeitgeberverbandes wird mir mitgeteilt, daß unter keinen Umständen streikende Gesellen beschäftigt werden dürfen. Falls es doch noch vorkommt, so liegt der Grund darin, daß in Bremen die Arbeiter von den Polieren angestellt werden und der Betriebs­inhaber den Namen nicht immer gleich erfährt. Pflicht eines jeden ist es deshalb, darüber zu wachen, wo seine bei ihm beschäftigten Arbeiter Unter- kunft finden. Sobald solches festgestellt ist, bitte ich um sofortige Nachricht, daß der Maurer oder Arbeiter so oder so, bei dem Meister so oder so, in so oder so beschäftigt wird. Falls dies geschieht, ist es eine Kleinigkeit für mich, die sofortige Entlassung in Bremen durch zu- führen. Tue also ein jeder seine Pflicht. Mit kollegialem Gruß Karl Dunkhase. Herr Dunkhase hat den Mund recht voll genommen, wenn er behauptet, daß es für ihn eine Kleinigkeit ist, die sofortige Ent- lassung eines im Baugewerbe beschäftigten, d. h. streikenden oder ausgesperrten Arbeiters zu bewirken. Es ist doch hier allbekannt, daß die Unternehmer recht gern streikende oder ausgesperrte Maurer beschäftigen. Wer hier heutzutage einen tüchtigen Arbeiter hat, der sucht ihn zu halten. Husland. Die amerikanischen Seeleute auf den Binnenseen streiken, um ihre äußerst schlechten Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu verbessern. Der Streik, der vor einiger Zeit schon begann, hat einen großen Umfang angenommen. 12 000 Mann streiken, darunter 2000 Ma- schinisten. Die Schiffsgescllschaften versuchen, besonders unter den Eingewanderten Streikbrecher anzuwerben. Zahlreich haben sich auch Studenten als Streikbrecher gemeldet. Den Maschinisten, für die am schwersten ein Ersatz zu finden ist, haben die Gesellschaften schon teilweise Zugeständnisse gemacht. Die Organisation, welche die Seeleute mit großen Opfern aufgebaut haben, ist noch nicht sehr stark._ Hu9 Induftm und Handel. Ein« agrarische Drohnote. Nach der bekannten Spitzbubentaktik entrüsten die Agrarier sich jetzt über Preistreiberei. Ihre Begehrlichkeit und Porte- monnaieinteressenpolitik hat auch bei anderen Profitmachern erhöhte Plündergelüste ausgelöst. Die Herren vom Bunde der Liebes - gabenschlucker wollen das Handwerk der Lebensmittelwucherei aber möglichst für sich reservieren. Und gleichzeitig fühlen sie� das Be­dürfnis, als Jnteressenwahrnehmer der Konsumenten zu para- dieren. Zwei Fliegen mit einer Klappe! DieKorrespondenz des Bundes" der Landwirte erläßt folgenden Drohukas: Von allen Seiten hören wir, daß der Groß- und Zwischen- Handel die Absicht habe, die Preise für diejenigen Bedarfsartikel, welche von den neuen Steuern betroffen werden, um einen Be- trag zu erhöhen, welcher viel größer ist, als der Erhöhung der Steuern entspricht. Bier, Zigarren, Zündhölzer, Kaffe sollen un- gebührlich verteuert werden. Man scheint dabei ganz außer acht zu lassen, daß das kaufende Publikum hierbei auch mitzusprechen hat und in der Lage ist, Gegenmaßregeln zu treffen. So wären die landwirtschaftlichen Genossenschaften zum Beispiel sehr Wohl imstande, übertriebenen Forderungen des Groß- und Zwischen- Handels wirksam entgegenzutreten. Bisher haben die führenden Männer in der Landwirtschaft es verhindert, daß die ländlichen Genossenschaften ihre geschäftliche Tätigkeit auf Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens aus- dehnten, welche der kleine und mittlere Kaufmann vertreibt. Es ist dies aus der Erwägung heraus geschehen, daß die Interessen des kaufmännischen Mittelstandes gewahrt bleiben müßten; man wollte nicht dazu beitragen, dem Kaufmann und Händler die Existenz zu unterbinden. Sollte aber die oben erwähnte Absicht des Handels wirklich zur Tat werden, so würde es kaum zu vermeiden sein, daß von feiten der landwirtschaftlichen Genossenschaften der Vertrieb solcher Gegenstände selbst in die Hand genommen wird. Das würde eine sehr große Gefahr für den ortsangesessenen Klein- kaufmann, namentlich in den Landstädten, bedeuten. Es gibt viele Tausende ländlicher Genossenschaften, die kapitalkräftig genug und heute so geschult sind, daß sie den Bertrieb der frag« lichen Konsumartikel mit Leichtigkeit aufnehmen können. Es würde eine Kleinigkeit sein, die Landwirte daran zu gewöhnen, daß sie Zigarren, Streichhölzer, Kaffee und anderes mehr durch ihre Genossenschaften beziehen. Hat aber eine dahingehende Be- lvcgung einmal eingesetzt, so dürfte es schwer, ja auch beim besten Willen vielleicht unmöglich sein, sie wieder einzudämmen. Die Angehörigen des kaufmännischen Mittelstandes sollten in ihrem eigensten Interesse bei ihren Grossisten dahin Einfluß zu nehmen suchen, daß von einer Ucberspannung der Preise ab- gesehen wird; sie könnten sonst leicht Folgen heraufbeschwören, die ihnen anstatt des erhofften Gewinnes den schwersten Schaden bringen würden. Wir aber würden es auf das Lebhafteste be- dauern, wenn der Mittelstand wirtschaftliche Nackenschläge er- hielte, wie andererseits, daß das gute zurzeit bestehende Verhält- nis zwischen Landwirt und dem Mittelstand in der Stadt gestört würde." An sich ist die Stellungnahme gegen Preisüberspannung durch- aus berechtigt. Der Protest müßte sich jedoch auch gegen Fleisch- und Brotwucher wenden. Aber da liegt der Hase im Pfeffer. Was die Junker selbst kaufen müssen als Konsumartikel, das soll billig sein, wer da wuchert, ist ein böser Geselle; jedoch die Wucherei mit Lebensmitteln, die unsere Edelsten verkaufen, gehört zur die teutjche Familie und die Monarchie erhaltenden nationalen Arbeit. J3us der frauenbewegunc� Der geängstigte Freisinn. Der Artikel imVorwärts":Die Frau und die Landtags- wählen" hat die Helden und Größen vom Freisinn arg in Nöten und Aengste versetzt. Man sieht die durch den dumm-frechen Man- datsraub erledigten Mandate schon wieder an der Mugdanschen Gerberei vorbeischwimmen. Schrecklich! Sogar ihre Heber- redungskunst sollen die Genossinnen in den Dienst unserer Sache stellen. Da sinkt den tapferen Mandatsräubern das Freisinns- herz in die Hosen. Die Helden besinnen sich auf ihre guten Freunde und Seelenverwandten und rufen auf Vorschuß um Hilfe. Die Freisinnige Zeitung" empfiehlt schon jetzt den Konservativen und Ultramontanen Wahlkassierung, falls die Sozialdemokratie wieder siegen sollte. Sie bettelt also: Daß aber der preußische Landtag das zweitemal einen durch die verächtlichsten Wahlbeeinflussungen herbeigeführten Sieg der Sozialdemokratie anders beurteilen sollte als das erstemal, will uns recht zweifelhaft erscheinen." Dieser Appell an die Gewissen illustriert genügend die Entrüstung, die das Mugdanescnblatt aufbringt, weil wir den Frei- sinnigen mit Recht vorwarfen, sie hätten den Machthunger der Lebensmittelwucherer gereizt. Sie machens ja schon wieder! Und die Freisinnigen können sich das leisten: sie haben ja nichts mehr zu verlieren. Wir sinds zuftteden, denn die Sozialdemokratie hat noch viel zu gewinnen und die Genossinnen werden nach Kräften zu den weiteren Erfolgen der Sozialdemokratie beitragen. Je mehr der Zimmerstraßenfreisinn Ursache hat zu jammern, desto besser für uns. Erfolgreicher Plätterinnenstreik. Aus Oesterreich kommt die interessante Nachricht über einen gewonnenen Streik der Plätterinnen. Die Arbeiterinnen der allbekannten Wäschereifirma Meißeubige in Perchtelsdorf legten geschlossen die Arbeit nieder» weil ihnen eine Verkürzung der Arbeitszeit verweigert wurde. Noch am selben Tage gab die Firma nach und bewilligte den Zehn- stundentag an Stelle der bisher bestandenen 13stündigen Arbeitszeit. Weiterhin wurde die Beköstigung der Arbeiterinnen abgeschafft und dafür eine wöchentliche Lohnzulage von 6 Kronen gleich 5,10 M. zugestanden. Den deutschen Wäscherei­arbeiterinnen zur Nachahmung empfohlen. Versammlungen. Der Niesenstreik in Schweden und die Absicht der dor- tigen Fleischermeister, in Deutschland Fleischer - gesellen als Streikbrecher anzuwerben, toar das Thema, das Bergmann am Donnerstag in einer gut besuchten Ver- sammlnng der arbeitslosen Fleischer behandelte. Redner schilderte zunächst die industrielle EntWickelung Schwedens , sowie die dortigen zahlreichen Streiks und Aussperrungen in den letzten Jahren. Auch in diesem Jahre versuchten die Unternehmer die Organisationen zu vernichten. Die Arbeiter griffen zum letzten Mittel zum Generalstreik. Nach einer eingehenden Schilderung dieses Riesen- streiks erörterte Redner die Absicht der schwedischen Fleischermeister, hier Streikbrecher zu werben. Dringend ersuchte er die Anwesenden, unter keinen Umtständen nach Schweden oder Dänemark Arbeit an- zunähmen. Schon am Sonnabend sei versucht worden, 3 Kollegen nach Malmö (Schweden ) zu vermitteln. Nach Aufklärung über die dortige Lage weigerten sich die Betreffenden jedoch, hinzufahren. In der Diskussion wurde darauf i�tlärt, es würde für die Fleischergesellen eine Schande sein, wenn auch nur ein einziger als Streikbrecher nach Schweden fahre. In seinem Schlußwort er- suchte Bergmann , auf den Sprechmeister der Innung, Dräbert, ein sehr wachsames Auge zu haben. !�et2te I�acbricdten und jOepelcben. Steuerhinterziehungen. Frankfurt «. M., 20. August. (B. H. ) Wie dieFranks. Ztg." meldet, haben die Kaffeenachverzolldeklarationen verschiedener Großhandlungen zu Beanstandungen der ZollbehSrde geführt, und es haben infolgedessen vorläufige Beschlagnahmungen stattgefunden. In einem Falle soll es sich um 256 Ballen handeln. Ein Bubenstück. Mutterstadt , 20. August. (B. H. ) Heute früh wurde auf der Lokalbahnstrecke Dannstadt-Ludwigshafen ein Anschlag auf den um 4 Uhr 40 Minuten durchfahrenden Zug verübt. Ein bis jetzt un- bekannter Täter hatte auf die Schienen ein Paket, gefüllt mit 56 Platzpatronen, gelegt. Als der Zug die Stelle überfuhr, explo- dierten die Patronen, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten. Auch Personen sind nicht verletzt worden. Tollwütiger Hund. Münchhausen(Kreis Dill). 20. August.(B. H. ) Großes Un- heil hat ein toller Schäferhund im Orte Münchhausen angerichtet. Ueber 46 von ihm gebissene Rinder mußten getötet werden. Meh» rere von ihm gebissene Personen mußten sich zur Schutzimpfung nach Berlin begeben._ Beilegung des chinesisch-japanischen Konflikts. Tokio , 20. Aug.(W. T. B. Meldung des Reuterschen Bureaus.) Gestern ist von den Vertretern Chinas und Japans in Mukden ein Memorandum unterzeichnet worden, durch das die Streitigkeiten wegen der Antung-Mukdenbahn praktisch als beendet betrachtet werden können. Den Bestimmungen des Ucbercinkommens gemäß, ägt China der japanischen Regierung jeden Beistand beim Aus- bau der Eisenbahn zu und zieht alle Einwände zurück. Eine amt- liehe Mitteilung an die Mächte, in der über das Fortschreiten der Unterhandlungen ausführlich berichtet wird, soll ergehen. Verantw. Redakteur: HouS Weber, Berlin . Inseratenteil verantw.: LH. Glocke. Berlin . Druck u.Verlgg:Borwärts Buchdr.u.BerlagSanftal> Daul Singer& Co Berlin S W, Hierzu Z Beilagen u.UnterholtungShl,