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Gewerkschaftliches.

Ein Streitbrecher vermittelnder Pastor!

Daß es selbst ein Bastor nicht unter seiner Würde hält, den Streifbrecher agenten zu spielen, zeigt folgender Vorgang: Die Former der Firma Nt. Wolf in Salbte bei Magdeburg   streiken. Der Pastor Dr. Otto Siebert in Fermersleben hat nun gegen die Arbeiter Partei ergriffen und will nun zu seinem Teil mit dazu beitragen, daß die Streifenden niedergezwungen werden. Dieser geistliche Herr schickte folgenden Brief in die Welt: Fermersleben, 11. 8. 09.

Geehrter Herr! Sie können fofort in die Wolfsche Fabrik eintreten als Former. Infolge ungehorsams" und politischer Diffe­renzen ist ein Streit hier bei den Wolfschen Formern aus­gebrochen. Gegen 60 Proz.(?) Former sind aber wieder in Arbeit, denen die anderen die Arbeit allerdings nicht leicht machen. Wollen Sie es also hier versuchen, so kommen Sie selbst sofort nach hier oder senden Sie post wendend Ihre Pa­piere an die Betriebsleitung der Wolfschen Eisengießerei" in Salbfe bei Magdeburg   ein. Da Verhandlungen in Aus. sicht stehen, muß alles sofort geschehen. Zu den Bedingungen, die die Wolfsche Fabrik an die Streifenden gestellt hat, gehört auch die, daß Leute, die während des Streits ein­gestellt sind, nicht wieder entlassen werden. Bei Einsendung Ihrer Papiere berufen Sie sich auf mich; sollten Sie sofort selbst tommen, so holen Sie sich von mir eine Bescheinigung. Gile tut not.

Ganz ergebenst

Dr. Otto Siebert  , Paftor.

Also, Eile tut not, da Verhandlungen in Aussicht stehen, um noch rasch einige Streitbrecher anzuwerben, die die Stellen der Streifenden besetzen sollen, um die letteren samt ihren Familien der Not zu überliefern. Der Pfarer von Fermersleben beweist mit feinem Vorgehen, was freilich schon längst bekannt war- daß die Kirche ein Institut ist, die Arbeiter in Abhängigkeit und Ge= horsam" zu halten, daß sie sich nicht scheut, ganze Arbeiter­familien- unbeteiligte Frauen und unschuldige Kinder- brotlos zu machen und Arbeiter gegen Arbeiter zu verfeinden.

Einer solchen Kirche werden ihre Stiefkinder, die Arbeiter, den Rücken kehren, um in die Gemeinschaft der Umstürzler einzu­treten. Möchte es bald geschehen, denn, wie schon Pastor Otto Siebert   in Fermersleben schreibt: Gile tut not!

Ein netter Unternehmer.

In der Zeit der Krisis wird mancher Unternehmer frech und erlaubt sich offen die organisierten Arbeiter auch noch zu verhöhnen. Die sogenannte Mittelstands- Zeitung" bringt, in ihrer Nr. 32 bom 8. August d. J. schmunzelnd folgende Notiz:

" Den geehrten Arbeitsuchenden zur Orientierung." Ueber ein eigenartiges Inserat berichtet der" Pirn. Anzeiger" wie folgt: Ein Neustädter Baumeister sucht Zimmerleute und Maurer  ; das ist ja für Arbeitsuchende recht nett. Aus dem

möglichst einzuschränken. Die Einzelheiten sollten durch Verhand­lungen zwischen den Lokal- bezw. Bezirksorganisationen der Unter­nehmer und Arbeiter festgelegt werden. Bei Boykotts sollten die Vereinbarungen außer Wirkung treten.

Der Verein der Brauereien von Hamburg   und Umgegend" hat sich verpflichtet, Arbeiterentlassungen wegen Konsumrüdganges bis zum 1. Mai 1910 überhaupt nicht vorzunehmen, ganz gleich, wie groß der eventuelle Konsumrüdgang sein sollte. Die Vereinbarung des Brauereiarbeiterverbandes mit der Norddeutschen Brauereivereinigung" der 41 Brauereien in 29 Orten angehören

ihm bekannt an, daß die Annahme von Geschenken oder geldwerter Vorteile von Unternehmern sämtlichen Angehörigen und An gestellten der Marineverwaltung einschließlich der mittelbar An gestellten verboten ist. Er verpflichtet sich, weder selbst noch durch andere Personen, Geschäftsteilhaber, Angestellte oder dergleichen

lassen muß

Bis jetzt sind nun zwei solcher Vereinbarungen abgeschlossen den Angehörigen oder Angestellten der Marinerwaltung Geschente, worden, und zwar mit dem Verein der Brauereien von Hamburg   oder geldwerte Vorteile zu gewähren oder anzubieten und im und Umgegend" und mit der Norddeutschen Brauereivereini- uebertretungsfalle den vierfachen Betrag des Geschentes als Vertragsstrafe zu zahlen." gung". Diesen Vertrag muß jeder Lieferant unterschreiben. Für's Erwischen. Also nichts von Wegnahme der Lieferungen. man einfach den vierfachen Wertbetrag des Geschenkes an den Fiskus zahlen. Damit wird die Sache Er setzt für den Unternehmer ein mathematisches Erempel. bei der Kalkulation nicht mehr den Betrag des üblichen Schmier­Wird er nachher beim geldes ein, sondern die fünffache Summe. Schmieren nicht erwischt, hat er sich selbst gut geschmiert. Diese Reglementierung kann auf eigenartige Gedanken bringen. könnte wirklich von den Unternehmern veranlaßt sein. Wagt es die Kieler   Verwaltung nicht, den Lieferanten der kaiserlichen Werft energisch entgegenzutreten? Oder glaubt sie, daß es doch keinen Zweck habe, gegen das Schmiergeldersystem aufzutreten? Zur Reglemens tierung der Schmiergelder hat es noch nicht mal Rußland   gebracht. Aber auch hier: Deutschland   voran!

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lautet:

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§ 1. Die in diesem Gebiet liegenden, der Norddeutschen Brauereivereinigung angehörigen Brauereien, welche hierunter namentlich aufgeführt sind, sind verpflichtet, für den Fall, daß in ihren Betrieben vom 15. August 1909 ab aus Anlaß der Brau­steuer- und Bierpreiserhöhung ein Konsumrüdgang sich zeigen sollte, teinen ihrer Arbeitnehmer aus Veranlassung dieses Kon­fumrüdganges auszustellen, wenn dieser Konsumrüdgang die Höhe von 15 Proz. des im letzten Jahre vor dem 15. August 1909 abgelaufenen Zeitraumes nicht überschreitet.

Im Falle des Boykotts sind die davon betroffenen Brauereien von der Abmachung befreit.

In den Verhandlungen wurde seitens des Vorstandes der Norddeutschen Brauereibereinigung" noch betont, daß, wenn nach Ablauf dieses Vertrages Entlassungen notwendig werden, tunlichst nur solche Arbeiter zu entlassen sind, denen es leichter möglich ist, in anderen Gewerben unterzukommen. Dabei soll loyal verfahren werden, möglichst im Einverständnis mit den beiderseitigen Organi­fationen: Brauereiarbeiterverband und Norddeutsche Brauerei­bereinigung".

Zum Kampf im Hamburger Baugewerbe.

Die Einigung im Baugewerbe ist leider noch nicht erfolgt, weil eine Arbeiterkategorie, die Gipser, den bereits mitgeteilten Einigungsvorschlägen nicht zustimmten. Die Hauptberufe sowie alle übrigen Nebenberufe haben zum Teil mit großen Mehrheiten für die Abmachungen gestimmt. Die Gipser erklärten, einer Ver­schlechterung ihrer Position, die sie sich während der Aussperrung errungen haben, nicht zustimmen zu können.( Die Gipser arbeiten jett 8 Stunden; auf Grund der Vorschläge soll die Arbeitszeit für diese Branche Stunden betragen.) Die Unternehmer gaben, als ihnen am Sonntagnachmittag das Resultat der Abstimmungen zugestellt wurde, die Erklärung ab, die Aussperrung nicht aufheben und die Vorschläge nicht definitiv annehmen zu können, bevor nicht auch die Gipser für die Vorschläge stimmten. Es liegt nun an den etwa 400 Gipsern und Stukkateuren, ob der Kampf, an dem noch rund 8000 Personen beteiligt sind, weitergeführt werden soll.

Wie uns telegraphisch aus Hamburg   gemeldet wird, hat

Früchte der neudeutschen Zollpolitik.

Sie

Nachdem nunmehr eine Reihe von Ziffern über die Ein- und Ausfuhr von Waren nach und von Deutschland   im Jahre 1908 be= fannt werden, zeigt es sich, wie schwer die wirtschaftliche Krise und die Folgen der junkerlichen Zollpolitik auf dem deutschen   Wolfe lasten. Am bemerkenswertesten hierfür ist der Rückgang der Ein­fuhr der wertvolleu Nahrungsmittel. So verminderte sich die Ein­fuhr von Butter von 388 000 Doppelzentnern im Jahre 1907 auf 338 000 Doppelzentner im Jahre 1908. Die Einfuhr von Giern verminderte sich von 1494 550 auf 1392 920 Doppelzentner, alſo um mehr als 100 000 Doppelzentner. Auch die sonstigen Bedürfnisse des Publikums mußten in geringerem Maße befriedigt werden. So verminderte, sich die Einfuhr roher Baumwolle dem Werte nach von 551 Millionen Mart im Jahre 1907 auf 476 Millionen Mark im Jahre 1908. Der Bedarf des Deutschen Reiches an Baumwolle ist im Jahre 1908 gegenüber dem Vorjahre um 72 Millionen Mark oder 14,6 Proz. zurückgegangen. Die Einfuhr von Wolle verminderte sich von 1 853 064 Doppelzentnern im Jahre 1907 auf 1 800 451 Doppelzentner im Jahre 1908. Die Ausfuhr vieler wichtiger Erzeugnisse, namentlich in der Metall- und Textilindustrie, hat ebenfalls erheblich abgenommen. teilungen vorliegen, hat in diesem Jahre dies Soweit für das erste Halbjahr 1909 schon mit. felbe intende Tendenz angedauert. Im Handels­verkehr mit England sind fast alle Ausfuhrartikel zurückgegangen. Die Ausfuhr von Kristallzu der verminderte sich gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres um 9 Millionen Mark, die baum­wollener Handschuhe un 6 Millionen Mart, die von Frauenkleidern um 3 Millionen Mark usw.

" Schake ſeiner Erfahrung" bemerkt er aber am Schluſſe des eine gestern stattgefundene Versammlung der Gipser mit 271 Letzte Nachrichten und Depefchen.

"

Inserats: Wegen der beliebten fleinen Agitationshilfsmittel gegenüber nichtorganisierten Sameraden, wie das Schmeißen oder zufällige" Herabfallen von Mauerziegeln, Wegnehmen und Verstecken von Handwerkszeug, Besudeln desselben mit Teer usw., die bei mir noch nicht eingeführt sind, muß ich leider auf die Arbeit notorischer Streikbrüder, Hezer, Krakeeler, Spektakel­macher verzichten, was ich zur Vermeidung beiderseitiger unnüßer Zeitverschwendung und vergeblicher Wege den geehrten Arbeit­suchenden zur Orientierung noch bemerken möchte."

Die Organisationen der Bauarbeiter werden jedenfalls diesen netten Unternehmer aufs Korn nehmen, damit er künftig der artige Inserate nicht mehr zu erlassen braucht.

Berlin   und Umgegend.

Streit der Jungbierfahrer.

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gegen 146 Stimmen beschlossen, die Einigungsvorschläge anzunehmen. Die Arbeit im Hamburger Baugewerbe wird nunmehr am Dienstag aufgenommen.

Streik am Bau der neuen Rheinbrücke in Düsseldorf  . Von 18 am Bau der neuen Rheinbrücke beschäftigten Zimmerern sind 15 in den Ausstand getreten. Die Zimmerer­arbeiten werden von der Firma Grün u. Bilfinger in Mannheim  ausgeführt. Die Firma weigert sich, nach dem Düsseldorfer   Tarif zu bezahlen. Da sie auch an anderen Orten Arbeiten ausführt, glaubt sie, spielend leicht Ersatzkräfte" für Düsseldorf   zu erhalten. Zuzug ist daher fernzuhalten.

Streit in der königlich bayerischen Hofbuchdruckerei und Verlags­anstalt 1. E. Sebald, Nürnberg- Fürth.

In dieser Anstalt ist ein ernster Konflikt entstanden. Der neu eingetretene Werkführer versuchte ganz plötzlich, an Stelle des bis herigen Zeitlohnes Affordlohn einzuführen. Gegen dieses Anfinnen wäre ja weiter nichts einzuwenden gewesen, wenn die Festseßung der Affordpreise nicht einseitig dem Gutdünken des Werk­führers anheimgestellt werden sollte. Da eine Einigung nicht zu erzielen war, ein Schreiben des Bezirkleiters im Tone des Herr imhausestandpunktes beantwortet wurde und bei der Lohnzahlung der Wertführer erklärte: Wer nicht unter den betonten Bedingungen im Afford arbeiten will- ist ge kündigt!" erfolgte die Arbeitsniederlegung.

Tabatarbeiterentlaffungen.

Die Jungbierfahrer haben am Montag früh, nachdem eine Einigung mit den Unternehmern in der Frage der Bierpreis­erhöhung nicht erzielt werden konnte, die Arbeit eingestellt. Seit Mitte Juli wurden Verhandlungen gepflogen, an welchen auch ein Vertreter des Transportarbeiterverbandes teilnahm. Die Brauerei besitzer wollten eine Preiserhöhung von bisher 10 Pf. auf 15 Pf. pro Liter vornehmen. Die Fahrer vertraten demgegenüber die Meinung, daß ein Aufschlag von 2 Pf. genüge. Schließlich einigte man sich dahin, daß ab 16. August das Bier für 13 Pf. pro Liter berkauft werden sollte. Eine Anzahl Brauereien Mitglieder des Vereins der Weiß- und Braunbierbrauereien fonnten aber doch für 10, 11 resp. 12 Pf. pro Liter verkaufen. Eine Verständigung mit den Brauern wurde in dieser Frage nicht herbeigeführt, des­halb teilten die Fahrer, die für 13 Pf. verkauft hatten, den Unter­Die Zigarrenfabrik von Rensch u. Co. in Werther   in West­nehmern mit, daß sie ab Montag, den 23. August, das Bier auch für 12 Pf. verkaufen würden. Am Sonntag fanden Versammlungen falen hat ihre sämtlichen Arbeiter, die mit einem Lohnabzug von der Fahrer und der Brauereibesizer statt. Einer Abordnung der einer Mark pro Mille auf 8 Sorten und 50 Pf. pro Mille auf Fahrer wurde von den Besitzern der Bescheid, daß sie an dem 4 Sorten Bigarren sich nicht einverstanden erklärten, entlassen. Preise von 13 Bf. festhalten. Die Fahrer beschlossen dagegen, und zwar mit Rücksicht darauf, daß die Unternehmer mit dem Verkauf zu 10, 11 und 12 Pf. selbst den Beweis erbracht hätten, daß sie mit 12 Pf. sicher auskommen können, überall da, wo die Unternehmer Auf der Viktoriamühle in Kopenhagen   ist ein Konflikt aus den 12 Pf.- Preis nicht akzeptieren, die Arbeit niederzulegen. In der am Montag, nachmittags, abgehaltenen Versammlung der gebrochen. Der Direktor Pingel weigert sich, einen Tarif, den alle Streifenden wurde festgestellt, daß in 17 Brauereien 116 Fahrer anderen Mühlen unterschrieben haben, anzuerkennen; man sucht die Arbeit niedergelegt haben. In zwei Brauereien, und zwar deshalb Arbeitskräfte im Ausland hauptsächlich in Deutschland  Deutsches Brauhaus, Rigdorf, Johann Hußstraße, und Gruhn, und verspricht ihnen 100 Stronen im Monat( Sonntag und Fruchtstraße, fahren die Kutscher   und verkaufen gegen den Beschluß Heberarbeit einberechnet). Da unsere Organisation nach jahre der Fahrerversammlung für 13 Pf. Die hier in Frage kommenden langem Kampf mit den Besitzern der größten Dampfmühlen endlich einigermaßen geordnete und erträgliche Arbeitsverhältnisse erzielt Fahrer sind als Arbeitswillige zu betrachten. haben, lassen wir uns natürlich nicht von einem einzigen Unter­nehmer das Uebereinkommen brechen. Wir appellieren an das Solidaritätsgefühl der deutschen   Kameraden und hoffen, daß nie­mand sich dem Herrn Pingel als Streifbrecher hergibt. Hier gibt es so biele arbeitslose Stollegen, daß wir mindestens noch vier Dampfmühlen besetzen können. Alle Parteiblätter werden um Abdruck ersucht. pr. Dansk Mölleriarbejder Forbund H. Christensen.

In der Genossenschaftsbrauerei( Frömmchen) wird auch ge­fahren und nehmen einzelne der hier in Frage kommenden Fahrer 11, 12 und 13 Pf. pro Liter, wie sie gerade mit ihrer Kundschaft zurecht kommen.

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Husland.

Mühlenarbeiter im Kampf.

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In der Versammlung wurde ferner darauf hingewiesen, daß einzelne Brauereibefizer ihren Kutschern gesagt haben, daß, falls fie die Arbeit niederlegten, sich die Betreffenden eines Kontraft. bruchs schuldig machten. Demgegenüber bemerkte Werner, daß sich die Besizer in einem Irrtum befinden. Der neue Vertrag sei bis zur Stunde noch nicht zustande gekommen. Die Kutscher haben in Die Schneider in New York  , die, wie wir berichteten, fürzlich der vergangenen Woche nur unter der Voraussetzung gefahren, daß eine Einigung erzielt werde. Die Fahrer hatten sich auch be- einen Streit begonnen hatten, sind in ihrem Kampfe bisher so er reit erklärt, in Fällen, wo Sündigung besteht, zu den alten berfolgreich gewesen, daß die Gewerkschaft eine große Siegesfeier bor. reit erklärt, in Fällen, wo Kündigung besteht, zu den alten berbereitet. 9000 Streifende aus einer Masse von etwa 12 bis 15 000 traglichen Bedingungen, d. h. bei einem Verkauf von 10 Pf. pro haben bereits die Arbeit zu den Bedingungen ihrer Gewerkschaft Liter, während der Kündigungsfrist zu fahren. Dieser Vorschlag wieder aufgenommen. Die Organisation der Unternehmer hat dem ist von den Unternehmern abgelehnt. Des Kontraktbruches haben Sturm nicht standgehalten, und viele große Schneidermeister haben Die Versammelten versprachen, während des Streiks die mit den Arbeitern Verträge abgeschlossen. Der Verband der Schneider hat durch den Erfolg einen großartigen Aufschwung er­strengste Solidarität zu üben. fahren. Massenhaft ließen sich die bisher Unorganisierten in den

Verband aufnehmen.

Deutfches Reich. Vereinbarungen wegen Arbeiterentlassungen in der Brauindustrie. Wie wir schon berichteten, haben die Unternehmerorganisa- Hus Induftrie und Handel. tionen in der Brauindustrie mit dem Brauereiarbeiterverband Schmiergelderordnung. Die kaiserliche Werftdirektion in Kiel  vereinbart, daß Arbeiterentlassungen infolge Rückgang des Bier­tonsums für eine bestimmte Zeit möglichst oder ganz vermieden hat aus den Schmiergelderprozessen gelernt. Das Resultat der Er­werden sollen. Die Unternehmer erklärten sich bereit, an ihre wägung ist die Bekanntgabe des Preises für Uebertretung des Unterverbände bezw. Mitglieder die dringende Empfehlung zu Nach der K. V. lautet die Reglementierung des Schmiergelder­richten, die Entlassung von Arbeitskräften bis zum 1. Mai 1910 systems folgendermaßen: Der Unternehmer erkennt ausdrücklich als Berantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Inseratenteil verantw.: Th, Glode, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanftals

Schmiergelderberbots.

Begnadigung politischer Gefangener.

Paris  , 23. Auguft.( W. T. B.) Präsident Fallieres unterzeichnete ein Dekret, durch das verschiedene wegen Presse= bergehens bezw. wegen politischer Delikte verurteilte Personen begnadigt werden. Die Begnadigten sollen unverzüglich in Freiheit gesetzt werden.

Die Reaktion wütet weiter.

Madrid  , 23. August.  ( B. H.  ) In Barcelona   zeigt sich eine bemerkenswerte Rüdwirkung der jüngsten Ereignisse. Auf An ordnung der Behörden wurden 94 Arbeitervereine auf­gehoben sowie die Schulen, in denen Laien den Unterricht erteilen, dusendweise geschlossen. Das Kriegsgericht berhängte in dem Verfahren gegen die Aufrührer ein weiteres Tobesurteil. Vierzehn Personen wurden zu längerer Kerker­ftrafe verurteilt.

Die Blätter sind neuerdings einer scharfen Zensur unterworfen, wodurch ihr Erscheinen eine mehrftündige Berspätung erleidet. Die Herausgeber der Beitungen haben Bersammlungen einberufen, um Einspruch gegen diese Maßregel zu erheben.

Immer noch die Flagge.

Konstantinopel  , 23. August.  ( W. T. B.) Wie aus Kanea ges meldet wird, hat das Exekutivkomitee von den Konsuln der Schutz­mächte die Näumung der Forts durch die internationale Befagung verlangt, die zur Niederholung der griechischen Flagge gelandet worden war.

Gewonnener Streit.

Göttingen  , 28. Auguft.( V. 5.) Der Streit der Dachdecket in Claustal, Bellerfeld und anderen Harzstädten, der seit acht Wochen dauerte, wurde zugunsten der Arbeiter beendet.

Von der Flugwoche in Reims  .

Reims  , 23. August.  ( W. T. B.) Bleriot mit seinem Gin­decker schlug heute nachmittag den gestrigen Reford Lefebyres für die Tour um die Flugbahn( 10 Kilometer in 8 Minuten 42% Se­funden. Ebenso stellte Bleriot   einen Weltrekord der Schnellig­feit mit 69 Kilometer in der Stunde auf. Paul han errang den großen Preis der Champagne mit 50 Kilometer in 61 Minuten.

Explosionskatastrophe in einer Gasanstalt.

Genf  , 23. August.  ( W. T. B.) Heute nachmittag um 4 hr 30 Min. hat in dem Gasreinigungsgebäude der städtischen Gas­fabrik eine gewaltige Explosion stattgefunden. In einem Um­freis von einem Kilometer sind alle Fensterscheiben in der Stadt zertrümmert. Bis 5 Uhr waren zwei Tote geborgen, die Zahl der Berlebten ist sehr groß. Die Verletzten werden auf allen verfüg­baren Wagen und in Hotelomnibussen in das Kantonspital gebracht. Die Gasfabrik steht in Flammen. In der Stadt herrscht große Aufregung, alle Läden find geschlossen.

Die

Genf  , 23. Auguft.( 9 Uhr 25 Min. abends.)( W. T. B.) Bis 8 Uhr abends waren aus den Trümmern der Gasanstalt 7 Leichen und 15 Verwundete geborgen. Der Ingenieur Begnat starb einige Minuten nach der Auffindung. Alle Opfer sind schreck­lich verbrannt und fast unkennbar. In den benachbarten Häusern wurden etwa 50 Personen durch Glassplitter verwundet. erste Hilfe wird den Verwundeten in den Bureaus zuteil, wo mehrere Aerzte tätig sind. Die Ursache der Katastrophe ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt; wahrscheinlich ist sie auf die Explosion eines Apparates im Saale der Reinigungsapparate zurückzuführen. Das Gebäude ist ganz zertrümmert, ein Gasometer und andere Gebäude schwer beschädigt. Trotz der Nacht ist eine gewaltige Menschenmenge vor der Gasanstalt versammelt. Baul Singer& Co., Berlin   SW. Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungsbl.