Vorort- JVadmdrtemEharlottenbnrg.Aus den Berichten der Charlottenburger Stadtiirzte.Die Charlottenburger Armenverwaltung teilt in ihrem Be-richte über die Tätigkeit ihrer Stadt-(armen)Aerzte im Rechnungs-jähr 1303 mit, daß die Zahl der von ihnen in dieser Zeit beHandel-ten armen Kranken 8745 gegen 7503 im Jahre 1907 betragen habeDas ist eine weit größere Steigerung, als die gleichzeitige Steige-rung der Einwohnerzahl; denn sie beträgt 16,5 Proz., die der Kon-sultationen sogar 18 Proz. während die Einwohnerzahl in dieserZeit nur um<2,05 Proz. gestiegen ist. Der Bericht spricht auch dieUeberzeugung aus. daß nicht die Vermehrung der Einwohner undauch nur zum kleinen Teil der lange und strenge Winter diese ge-steigerte Inanspruchnahme der Stadtärzte seitens der Bevölkerungveranlaßt hat, sondern daß diese hauptsächlich der durch häufigeArbeitslosigkeit und anhaltende Preissteigerung aller Lebensbedürf-nisse verursachten Unterernährungber unbemitteltenBevölkerung zu verdanken sei.Da? sind schlechte Aussichten für die Zukunft; denn die ver-schiedcnsten Lebensbedürfnisse werden mit immer weiteren Steuernbelastet und steigen im Preise immer mehr, so daß auch die Unter-ernährung mit ihren schlimmen Folgen weiter zunehmen muß,wenn nicht die vielen Millionäre der Stadt von ihren reichen Ein-künften etwas reichere Gaben spenden.Denn gerade die aus Unterernährung entstehenden Krankheitenweisen, wie die Berichte der Stadtärzte dartun. die größten Zahlenund Steigerungen auf, wie Blutarmut. Rachitis, Skrophulose,Schwindsucht und Nervenleiden.Bei den Kindern fallen die meisten Erkrankungen in denWinter, da im Sommer viele schwächliche Kinder von den Stadt-ärzten den Erholungsstätten überwiesen werden. Aber durch die inden Familien herrschende Not gehen die im Sommer bei denKindern erzielten guten Erfolge im Winter vielfach wieder ver-loren, und nach Blutarmut und Skrophulose entwickelt sich dannTuberkulose, und diese überträgt sich in den engen, schlechtenWohnungen dann nicht selten auch auf andere Familienmitglieder.Ein größeres Sommer sterben der Säuglinge wurdeim letzten Jahre hauptsächlich durch die verhältnismäßig kühleSommorwitterung verhütet. Doch hat die Tätigkeit der Säuglings-fürsorgestellen gewiß auch dazu- beigetragen, daß die allgemeineSäuglingssterblichkeit in Charlottenburg 1903 nur IL, 75 Proz.betrug..Auch die Einrichtung, daß erkrankte Schulkinder aus un-bemittelten Familien durch die Schule direkt an denStadtarzt zur Behandlung überwiesen werdenkönnen und die Kinder dadurch rechtzeitiger in ärztliche Behandlungkommen, hat sich als zweckmäßig erwiesen und hat Wohl vielfachdazu beigetragen, den Ausbruch einer latenten Tuberkulose zu ver-hüten.lieber den Zustand der Wohnungen der Armenpatienten äußernsich die einzelnen Stadtärzte verschieden. Die Wohnungen in deneinzelnen Stadtvierteln sind eben sehr verschieden, eS gibt bekanntlich in Charlottcnburg sehr reiche Stadtviertel. Während dahereinige Stadtärztc den Zustand der Wohnungen als befriedigendbezeichnen, erklären andere„ganze neue Stadtviertelfür feucht und dumpfig, und darin besonders einzelne Häuser alsfeucht und stockig. Namentlich entsprächen die Keller»Wohnungen dieser Häuser häufig nicht den Anforderungen derHygiene. Der Zustand mancher derselben sei so schlimm, daß dieseeigentlich als Wohnungen überhaupt nicht zu dulden seien. Dabeiseien manche so überfüllt, daß Schiverkranke dem Kranken-hause überwiesen werden mußten; aber auch hier seien sie nichtselten wegen Ueberfüllung abgewiesen worden." Umso mehr ist es zu bedauern daß sich die Einführung der schon vordrei Jahren von der sozialoemokratischen Stadtverordnetenfraktionbeantragten Wohnungsinspektion und die Einrichtung einesWohnungsamtes trotz wiederholter Mahnungen immer noch nichthat verwirklichen lassen.Grüna«.Bon einem Eisenbahnzuge überfahren und getötet wurde vor»gestern in der Nähe des hiesigen Bahnhofes ein etwa 24 Jahre alterMann. Bahnbcamte entdeckten gegen 5 Uhr morgens die entsetzlichzugerichtete Leiche j der Kopf war vom Rumpfe getrennt, der Unter-leib in zwei Terle zerschnitten. Bei dem Toten wurden keinerleiPapiere vorgefunden, die Monogramme waren aus der Wäsche her-ausgetrennt worden. In der Nähe der Leiche lagen Papiersetzen,die von einem Briefe herrührten, den der Verstorbene erst am Sonn-abend erhalten hatte. Aus der Adresse konnte festgestellt werden,daß eS sich um den Barbier Albert Pfister aus Jeßnitz fAnhalt)handelt. Ter Vorfall hat sich wahrscheinlich um 4« Uhr früh zu-getragen, um welche Zeit ein Güterzug die Station Grünauvassierte. Ob ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, dürfte dieUntersuchung ergeben.Ober-Tchöneweide.Bon der beim Sommerfcst stattgefiindcnen Verlosung sind nochetliche Gewinne nicht eingelöst. Die hierzu angefertigten Gewinn-listen sind in den Filialen der Konsumgenossenschaft und im Zigarren-geschäft des Herrn Mnth, Wilhelminenhosstraße, einzusehen. Fernersind eine Handtasche mit Schlüsseln und ein Spazierstock abhandengekommen: dieselben sind im obengenannten Zigarrengeschaft ab-zugeben.Weihensee.Der Leiter der hiesigen Realschule, Professor Dr. KemsieS,machte vor kurzem von sich reden, als er ein selbstgefertigtesSchreiben von zwei Mitglieder» des vaterländischen Arbeilsverbandesunterschreiben und an den verflossenen Reichskanzler sandte, inwelchen, er in eigener Person dem Wunsche Ausdruck gab, die Sozial-demolralie rationell bekämpfen zu können. Jetzt sickert eine neue Tatdes Herrn Professors an die Oeffentlichkeit. Zur Zeit der Amtstätig-kcit des verstorbenen Gemeindevorstehers Feldtinann hatte sich derHerr Direktor von ihm ein Schriflstück ausfertigen lassen, j wonachbei Errichtung der Realschule in eine Oberrealschule ihm für diedadurch entstehende Mehrtätigkeit eine Zulage von 400 M. pro Jahrgewährt werden solle. Dieses ist auch bei dem Aufbau der Ober-realschule geschehen. Da die nötige Schülerzahl für dieselbe nichtvorhanden war, beschloß die Gemeindevertretung den Abbau derOberrealschule, und sie kürzte natürlich auch dem Direktor oben-stehende 400 M., was zur Folge hatte, daß Herr Kemsies dem Ge-meindevorstande die Klage zusandte. Jetzt erst stellte sich heraus,daß die Gewährung einer FunitionSzulage an den Direktor nichtnach den Bestimmungen der Landgemeindeordnung geschehen ist;hiernach muß jede GeldauSgabe die Zustinimuna der Gemeindevertretung haben, und ein solcher Beschlutz ist jedoch nicht auffindbar.Auch kann sich keiner der älteren Gemeindeverordneten eine» solchenBeschlusse» erinnern. Die Untersuchung hat weiter ergeben, daßHerr KemsieS an einem Sonntag beim Gemeindevorsteher Feldtmannerschien; nach kurzer Unterredung mußte der diensttuende Kanzlistnach Diktat des Direktors da» Schriftstück aufsetzen, alsdann wurdeeS vom Gemeindevorsteher unterschrieben. Es fehlt auch in demSchriftstück die nach der Landgemeindeordnung bestimmte Gegen-zeichnung. Aber dennoch will der Herr Professor Dr. KemsieS e»auf eine Klage oatommen lassen. In der letzten Sitzung derGemeindevertretimg wurde die Klage angenommen und einemRechtsanwalt übertragen.Potsdam.Eine Benzinexplosion entstand gestern vormittag im HauseJägerstr. 84. Die Frau des Wirtes, Schuhmachermeister Koch, warmit der Reinigung eines Kleides beschäftigt. Während der Prozedurexplodierte das Benzin und steckte Kleidungsstücke und Gardinen inBrand. Leider erlitt bei der Explosion auch Frau Koch erheblicheBrandlvurden im Gesicht und an den Händen. Die Samariter derBerufsfeuerwehr legten der Verletzten einen Notverband an undrequirierten einen Arzt, der die Schwerverletzte in Behandlungnahm. Der Brand konnte bald gelöscht werden. Der Sachschadenwar gering._Gerieb tö-Zeitung.Für die Aufdeckung von Mißständen bestrast.Vor dem Schöffengericht in Cassel hatten sich zwei Einwohnetdes Dorfes Rotwesten wegen Beleidigung ihres Bürger«meisters zu verantworten. In Eingaben an das Landralsamthatten sie dem Bürgermeister Betrug, Listenfälschung, Bestechungusw. vorgeworfen. Die Angeklagten nahmen den Schutz des§ 103,Wahrnehmung berechtigter Jnterressen, für sich in Anspruch, da siedurch Unregelmäßigkeiten, die sich der Bürgermeister beider Losholzverteilung habe zuschulden kommen lassen,an ihrem Vermögen geschädigt seien. Die Beweisaufnahme ergab,daß tatsächlich erhebliche Unregelmäßigkeitenvorgekommen sind, so daß auf Veranlassung der Behörde einenochmalige Verteilung des Losholzes vorgenommen wurdeund der Landrat des Kreises erklärte, die nächste Verteilungselbst überwachen zu wollen. Der Verteidiger machte gel-tend, daß man den Angeklagten sogar dankbar sein müsse, weil siedie beklagenswerten Zustände in Rotwesten zur Aufklärung ge-bracht hätten. Trotzdem erkannte das Gericht gegen jeden Ange»klagten auf 20 M. Geldstrafe, weil sie in ihren Ausdrücken zu weitgegangen seien. Der Vertreter der Agklagebehörde hatte Ge-f ä ng n i s beantragt?Es ist immer wieder die alte Geschichte: beschwert man sichüber einen Beamten und es sind nicht alle Einzelheiten der Be»schwerde bis auf das I-Tüpfelchen richtig oder es ist in der Er-regung ein zu starker Ausdruck gebraucht, dann ist die Folge davonein Strafantrag, nicht gegen den Beamten, sondern gegen denBeschwerdeführer. Im vorliegenden Falle waren nachweislichgroße Unregelmäßigkeiten vorgekommen, trotzdem werden die Ge-schädigten, die sich darüber beschweren,— es sind ein paar einfacheBauern, von denen man Heine große Gewandheit im schriftlichenVerkehr verlangen kann— bestraft, weil sie sich im Ausdruck ver-griffen haben._Eue der f rauenbewegung.Proletarische Frauenarbeit und Bourgeoisie.Unzählige Male haben wir darauf hingewiesen, wie völlig un-fähig die Bourgeoisie und ihre Presse ist, sozial« Probleme ernsthaftzu behandeln. Soziale Fragen sind dem DurchschnittsbourgeoisÜberhaupt höchst zuwider: den Armeleutegeruch kann ernicht leiden, und von Not und Elend will er nichts hören, weilihm sonst seine Behaglichkeit und seine Verdauung gestört werdenkönnte.Speziell das Problem der proletarischen Frauen-arbeit behandelt die bürgerliche Presse, wenn es überhaupt gestreistwird, fast durchweg in ganz oberflächlicher, feuilletonistischer Weise.Die Proletarierin interessiert den Bourgeoisnur dann, wenn sie seine geschlechtlichen In st inktereiz t, das heißt, wenn sie Jugend und Schönheit besitzt; sonstmacht er sich höchstens über sie lustig.Einen neuen Beleg dafür finden wir in Nr. 67 des„Welt-Spiegels", der Unterhaltungsbeilage des angeblich„d e m o-lratischen", ,a r b e it er fre un d l i ch e n"„Berliner Ta g e-blatts". Da sind fünf Bilder veröffentlicht, die uns sämtlich„Frauenarbeit auf Münchens Straßen" zeigen. Wir erblickendort Blumenhändlerinnen, Weisen st ellerinnen,Stratzenfegerinnen, Holzschneiderinnen undMörtelträgerinnen bei ihrer Arbeit �aüf Münchener Straßenund Plätzen. Der Text zu diesen Bildern'ist nun geradezu typischfür die oben charakterisierte soziale Verständnislosigkeit der Bourgeois-presse. Jeder, der die Münrbener Verhältnisse kennt, weiß, wie ge-wisienlos und infam gerade in dem schönen„Jsar-Athen" die Frauender besitzlosen Klasse ausgebeutet werden, erinnert sich des depri-mierenden Eindrucks, den besonders der Anblick der Straßen-reinigerinnen und W e i ch e n st e l l e r i n n e n auf den Fremdenmacht. Diese Frauen üben Tätigkeiten aus, die entschiedenfür den weiblichen Organismus höchst schädlich und ungeeignetsind. In Wind und Wetter erblickt man sie auf den Straßen, imSommer sind sie der glühenden Münchener Hitze, im Winter demdort besonders strengen Frost preisgegeben. Daß man sie lediglichaus Profitsucht, weil sie billigere und willigereArbeitstiere sind, den männlichen Proletariern vorzieht, verstehtsich für Leute von einigen sozialökonomischen Kenntnissen von selbst.Dasselbe gilt natürlich für die Beschäftigung weiblicherBauhilfsarbeiter, die ja bekanntlich erfreulicherweise durchdie jüngste Novelle zur Gewerbeordnung verboten ist, leidererst vom I.April 1912 ab.Was schreibt nun der„Welt-Spiegel" über diese armen Pro-letarierinnen? Von ihrer j a m m e r v o l l e n L a g« ist nicht miteinem Worte die Rede; das interessiert ja auch die bürgerlichenLeser und Leserinnen nicht I DaS„arbeiterfreundliche" Blatt machtlediglich spöttische Beinerlungen über daS Aeußereund die Gewohnheiten der bedauernswertenFrauen. Von der Weichenstellerin heißt eS zum Beispiel:„Sie ist meist recht umfangreich und häufigsehr angejahrt und nicht gerade durch Liebreizbestechend."Beweisen derartige zynische Aeußerungen nicht schlagend, wieentsetzlich niedrig das geistige und sittliche Niveau unserer herrschendenKlassen ist?Die Krone setzt der zweifellos„freisinnige" Verfasser aberseinem Opus auf, indem er von den Banhilfsarbeiterinnen schreibt.die„Mörtelweiber" besäßen von altersher„gleicheRechte" mit ihren männlichen Berufsgenosscn. Diese„gcist-reiche" Behauptung zeigt unS so recht, wie verschieden die Frauen-frage von bürgerlicher und sozialdemokratischer Seite aufgefaßtwird: wäbrend toi r die Frau als ein dem Mann«gleichwertiges Wesen betrachten, das aber wegen der hohensozialen Funktionen, deren Erfüllung ihm obliegt, besonderenS ch u tz zu beanspruchen hat— versteht der Bourgeois unter den„gleichen Rechten" der Frauen, soweit es sich um Proletarie-rinnen handelt, nur daS. Recht", sich ebenso wie diemännlichen Arbeiter ausbeuten zu lassen!Arbeiterinnen! So schamlos verhöhnt man Euch in einem„freisinnigen",„demokratischen" Blatte! Helft, daß dem„Freisinn" bei den nächstenLandtagS- undStadt-verordnetenwahlen im Herb st die ihm gebührendeAntwort gegeben werde!Hnngerlöhne für Frauenarbeit.Drei und eine halbe Million arbeitender Frauen in England er»zielen— nach einer Feststellung der„Woman Worker' 7- einenDurchschnittslohn von 7 Schilling 6 Pence•= 7,50 M. wöchentlich.Der Kapitalist, der bestrebt ist, so billig wie möglich zu produzieren.beutet eben in England wie andcrtvärtS die Notlage der Arbeiterinaus, die entweder fük Hungerlöhne schanzen oder direkt ver-hungern muß.WttterungSüierficht vom LS. August ISOS. morgens 8 llfir.Wetterprognose für Dienstag, den 24, Angnft 1909.Anfangs vielfach heiter, nachts kühl, am Tage stärkere Erwärmung beimäßigen südwestlichen Winden, später zunehmende Bewölkung, aber keineerheblichen Niederschläge.Berliner Wetterburea»Wafferstands-Nachrichte«der LandeSaniialt jär Gewässerkunde, mitgeteilt vom_ Berliner Wetterbureau.')+ bedeutet Wuchs.— Fall.—») Unierpegel.Vermischtes.Da» Attentat im Schnellzug. Sora», 23. August. Wie sichjetzt herausstellt, hat der Unbekannte, auf dem eine Zeit lang derVerdacht ruhte, das Dienstmädchen Scheurig ermordet und aus demSchnellzuge gestürzt zu haben, dem Gastwirt Hentschel inLinderode, bei dem er wohnte, zehntausend M. Bargeld, Wert-papiere und Sparkassenbücher gestohlen. Die Wertpapiere und dieBücher sind gesperrt.lieber einen Eisenbahnunfall in Frankfurt a. O. wird amtlichgemeldet: Der Borzug 206 von Reppen lief am 22. d. Mts. um 8Uhr 5 Minuten nachmittags bei seiner Einfahrt in den BahnhofFrankfurt a. Oder auf eine im Einfahrtsgleis stehende Lokomotiveauf. Der Zugführer und zwei Reisende wurde leicht verletzt.Entgleist sind die Zuglokomotive und der Packwagen. Beide Loko-motiven und zwei Wagen wurden unerheblich beschädigt. DerHauptzug 206 von Posen erlitt durch den Vorfall 48 Minuten Ver»spätung. Sonst ist der Betrieb nicht gestört worden. Die Ver-letzten haben ihre Wohnungen aufgesucht.Ein schwerer Automobilunfall. Aus kvangig wird gemeldet:Ein in schnellem Tempo heute früh die Breitgasse durchfahrende»Automobil überfuhr bei dem Krahntor das eiserne Geländer undstürzte in die Mottlau. Zwei von den vier Insassen des Auto-mobils ertranken.Das Schicksal beS Wellmannschen Ballon». AuS Christianiawird berichtet: Von den sich widersprechenden Meldungen über dasSchicksal des Wellmannschen Ballons gewinnt die ursprüngliche.später dementierte Nachricht, daß der Ballon explodiert sei. jetztdoch an Wahrscheinlichkeit. Wie ein Telegramm des„Morgen-bladet" au» Hammerfest meldet, entstand, als der Ballon in dasBallonhaus geführt werden sollte, in seinem Benzinbehälter Feuer.Ein Windstoß riß den Ballon zweihundert Meter in die Höhe, woer explodierte. Die Gondel und andere feste Teile mit Ausnahmedes unbeschädigt gebliebenen Motors wurden in Stücke gerissen;die Ballonhülle fiel ins Wasser, aus dem sie in mehreren Stückenherausgefischt wurde.Di« Flugwoche von Reims.AuS Reims wird unter dem 22. August gemeldet: Derheutige erste Tag der Flugwoche der Champagne in Betheny Wurdedurch Regen und heftige Windstöße sehr beeinträchtigt. Bei denfranzösischen Ausscheidungsflngen für den Wettbewerb um denGordon-Bennettbccher gelangen nur kurze Flüge, darunter einervon fünf Kilometern(Leblanc auf Bleriot) und einer von 1250Metern(Latham auf Antoniette). Um Mittag hört« der Regenauf: ober der Wind, der nun in verdoppelter Stärke einsetzte, warfviele Aeroplane zu Boden: doch waren keine Unglücksfälle zu ver-zeichnen. Dem Flieger Leftvre gelang es trotz der ungünstigenWitterung, auf seinem Wrightapparat eine Strecke von etwa 20Kilometern in 20 bis 30 Metern Höhe in 24 Minuten zurückzu-legen.Im weiteren Verlaufe des Nachmittags klärte sich das Wetterauf, und auch der Wind kam vollständig zum Stillstand. Den Zehn-Kilometerflug, an dem zehn Preisbewerber teilnahmen und gleich-zeitig flogen, vollführte Lefevre als Schnellster in 8 Minuten 56Sekunden.Bleriot, der an den heutigen Wettflügen in Betheny teilnahm.stieß mit seinem Eindecker auf einen Getreideschober. Hierbeibrach ein Sckiraubenflügel und der hintere Teil der Flugmaschinewurde gänzlich zerstört. Blöriot selbst ist nicht verletzt. ES warendie berühmtesten französischen und englischen Flieger mit Aeroplane» der verschiedensten Konstruktionen erschienen. Von denZweideckern ftmktionierten die Wrightmaschincn geradezu staunen-erregend, sowobl was Sicherheit wie Lenkbarkeit anbelangt. Einenwundervollen Eindruck machten die Eindecker, die wie Riesenvögeldahinschwebten. Dem unvergleicblicben Schauspiel, bei dem oft biszu zehn Flieger zu gleicher Zeit in der Luft waren und teilshinter-, teils übereinander dahinfuhren, wohnte ein nach Zehn-taufenden zäblendes Publikum bei.Reims, 23. August. Bei den gestrigen Wettflügen in Bethenywurde die 30 Kilometer lange Strecke bei dem Wettbewerb um denSchnelligkeitspreis von Tissandicr in 28 Minuten bSVfe Sekunden,von Lambert in 29 Minuten 2 Sekunden, von Lefävre in 29Minuten 2% Sekunden und von Paulhan in 32 Minuten 43HSekunden zurückgelegt. Die Resultate bei dem Wettbewerb umden Preis der Rennbahn(10 Kilometer) waren folgend«: Lefevre8 Minuten 56 Sekunden. Tissandier 9 Minuten 26� Sekunden,Latham 0 Minuwn 47* Sekunden, Paulhan 10 Minuten 50 Sekunden, Sommer 11 Minuten 24* Sekunden, Cockburn 11 Minuten44 Sekunden, Bunau-Barilla 13 Minuten 30* Sekunden. Bei demfranzösischen Sonderbewcrb um den Gordon-Bennett-Becher(20Kilometer) wurden folgende Zeiten erzielt: Latham 18 Minuten83 Sekunden. Leblanc 19 Minuten 25* Sekunden. Paulhan LIMinuten 45 Sekunden, Sommer 23 Minuten 22 Sekunden.SchiffSzusammenstost. Wie der Pariser„Matin" aus Melillaerfährt, erlitt in der Nähe von Cap TreS ForcaS der auf der Fahrtnach Melilla beftndliche TorpedobootSzerftörer„Terror" infolge Zu-sammenstoßes mit einem rifischen Schiff schwere Havarie.