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Gewerkschaftliches.

Berlin und Umgegend.

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Der Streit der Jungbierfahrer dauert unverändert fort. Außer den Fahrern des Deutschen Brauhauses zu Rirdorf, Johann­Quß- Straße, find Abtrünnige nicht zu verzeichnen. Die Solidarität der letzteren hat leider nur einen Tag gedauert. Sie sind wieder als Arbeitswillige tätig, indem sie von neuem das Bier für 13 Pf. pro Liter verkaufen. Die Kutscher von der Brauerei Gruhn haben sich dagegen am Mittwoch früh den Streifenden angeschlossen. Durch Kontrolle ist festgestellt, daß bereits 14 Brauereien, zum Teil Mitglieder des Vereins der Weiß- und Braunbierbrauereien, das Bier für 12 Pf. verkaufen. Es ist ferner festgestellt, daß einzelne Brauereien im Hausverkauf das Liter Bier für bis 8 Pf. verkaufen. Somit dürfte der Beweis erneut erbracht sein, daß die Jungbierbrauereien im allgemeinen für 12 Pf. verkaufen lassen können. Falls eine Einigung in nächster Zeit nicht er­zielt werden sollte, wird der Streik insofern eine Ausdehnung er­fahren, als auch die heute bei den bestreiften Firmen noch in Arbeit stehenden Fahrer, welche nur Gastwirtskundschaft bedienen, fich mit den Streifenden solidarisch erklären. Den Bettel­verteilern, die das von der Streitleitung herausgegebene Flug­blatt vor den Brauereien verteilen, werden von den Besitzern und der Polizei Schwierigkeiten gemacht.

Soziales.

Arbeitsverhältnisse in der Papierfabrikation.

gricht auf Zahlung einer Lohnentschädigung von 48 M. Die Be flagte bezeichnete das Verhalten des Klägers als Untreue und gab vor, daß sie den Verrat von Geschäftsgeheimnissen durch den Kläger befürchtete. Nach der Darstellung des Klägers hatte er für einen

Der nachhinkende Minister.

Wie bei allen sozialen Einrichtungen, die auf Drängen der Sozialdemokratie geschaffen werden, meist allerdings erst nach langen, hartnädigen Kämpfen, haben auch die Jugendgerichtshöfe schon die Notwendigkeit erwiesen. Sollten sie ihre Aufgabe erfüllen, bann allerdings war auch erforderlich, daß den Richtern das soziale Milieu, in dem jugendliche Sünder aufgewachsen sind und leben, bekannt wurde. Deshalb haben die Arbeiterorganisationen sich schon längst mit dieser Materie befaßt und Einrichtungen getroffen, um bei Anklagen gegen Jugendliche alles einschlägige Material zu beschaffen. Jezt hat der Minister des Innern einen Erlaß an die Oberpräsidenten gerichtet, durch den er amtlichen Organen die Era mittelung der bezüglichen Verhältnisse überträgt. Der Erlaß lautet:

Dadurch, daß die Fabrikation früher ausschließlich auf die Verwandten aus Gefälligkeit eine Arbeit angefertigt, die er in Lumpenverarbeitung angewiesen war, und als Vorbedingung guten Rücksicht auf seine erst kurze Beschäftigungsdauer bei der Be­Gelingens klaren, reinen Wassers bedurfte, war das abgelegene flagten in den Abendstunden bei dem mit ihm befreundeten Unter­Waldgebirge vornehmlich der Standort der alten Papiermühlen. nehmer ausführte. Das Gewerbegericht konnte in dem Verhalten Auch nach Einführung des Holzes und später des Holzzellstoffes des Klägers eine beabsichtigte Schädigung der Beklagten nicht er­( Zellulose) in die Papierfabrikation waren waldreiche Gegenden fennen. Es wies auch darauf hin, daß der Kläger , da er erst noch immer bevorzugtes. Domizil der Fabriken. Die alte Papier einige Tage bei der Beklagten war, auch gar nicht in der Lage ge­fabrikation zur Zeit der Papiermühlen hatte einen stark zünftle- wesen sei, etwaige Betriebsgeheimnisse zu verraten. Es kam darauf rischen Charakter und stand allen Neuerungen meist feindlich gegen zu einem Vergleich. Der Kläger erhielt 32 M. über. Die hieraus bedingten Verhältnisse verhinderten eine freie Bewegung der Arbeiter auch dann noch, als schon die technische Ent­widelung ihre ersten größeren Fortschritte hinter sich hatte. In einer Schilderung der Entwickelung der Papierindustrie sagt der Verfasser, Dr. Schäfer: Die Isolierung der Industrie bringt es auch mit sich, daß noch heute innerhalb unseres verwickelten Wirt­schaftssystems die Papierfabrikation eine Reihe von Eigenheiten bewahrt hat, welche für ihre ganze Entwickelung typisch waren und ihren heutigen Stand wie so vielerlei Erscheinungsformen in ihrem Innern bedingen und rechtfertigen." Zu diesen typischen Eigen­heiten gehört auch der zum großen Teil noch das Gewerbe be­herrschende patriarchalische Geist", das heißt die völlige Ver­sflabung der Arbeiter. Besonders in den bergrößerten Betrieben des alten Handwerks, begünstigt durch die Abgelegenheit der Fa­Der Erfolg der Hamburger Aussperrung. briken, fühlt sich der Arbeiter nicht als Proletarier, sondern in Wie schon mitgeteilt, ist es im Hamburger Baugewerbe zu seiner Indifferenz als unabhängiger Mann"; er weiß ja, das einer Einigung gekommen, so daß der seit über elf Wochen auf geringste Aufbegehren seht ihn auf die Landstraße, macht ihn er. werbslos. Dr. Schäfer meint allerdings:" Der alte Geist haftet beiden Seiten mit zäher Energie geführte Kampf beendet ist. Bis doch noch zu fest an diesen Arbeitern, als daß sie sich zu einer zum letzten Augenblick standen noch über 8000 Bauarbeiter aller Aenderung ihrer Genügsamkeit und Lebensanschauung verleiten Berufe im Kampfe, während Tausende abgereist und in anderen ließen." Sie würden sich schon gern verleiten lassen, wenn nicht Orten in Arbeit getreten waren. Die Arbeitgeber hofften ver- das Gefühl vollständiger Ohnmacht sie genügsam fein ließ, geblich, durch Zuzug und Anwerbung von in- und ausländischen und sie zwänge, willenlos zu gehorchen. Erst die Fabrikation Arbeitskräften den Widerstand der vorzüglich organisierten und gut der Zellulose, die mehr mit der chemischen Wissenschaft ar­disziplinierten Arbeiter brechen zu können. Wohl ist es ihnen ge­Iungen, eine Anzahl ausländischer Streifbrecher anzuwerben, aber diese Arbeiter qualifizierten sich nicht für Hamburger Arbeit; man verzichtete schließlich auf diesen Import.

Deutfches Reich.

Gut gewirkt hat die von Lummert und Genossen inszenierte Materialsperre, wobei alle Mittel des Unternehmerterrors zur An­wendung tamen und wodurch die mit den Aussperrungspraktiken der Scharfmacher nicht einverstandenen Unternehmer zur Stillegung ihrer Bauten gezwungen wurden.

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Nun der Erfolg dieser Unternehmeraktion. Die Betonarbeiter traten im Mai in den Ausstand, weil sie sich den Tarifbruch Kürzung des Lohnes um 5-10 Pf. nicht gefallen laffen wollten, und forderten nun ihrerseits eine Lohnzulage von 5 Pf. Nun schrien die Unternehmer Zetermordio über diesen Tarifbruch". Anfang Juni traten die Maurer, Zimmerer und Bauhilfearbeiter in eine partielle Lohnbewegung ein, indem sie einen Lohnaufschlag von 5 Pf. forderten. Als Antwort darauf sperrten am 5. Juni die Unternehmer, soweit sie zur Scharfmachertouleur zählten, den größten Teil der genannten Berufe aus; am 9. Juni erfolgte die Aus­sperrung der Nebenberufe. Ueber die einzelnen Phasen des Riesen­tampfes haben wir ausführlich berichtet, so daß wir nur noch das Fazit desselben zu behandeln brauchen.

Die zur Annahme gelangten Ginigungs­borschläge sehen für sämtliche Bauarbeiter branchen, auch für die Nebenberufe, die teine Forderungen gestellt hatten, ab 1. April 1910 eine Lohnerhöhung von 3 Pf. und ab 1. Juli 1910 eine weitere Erhöhung von 2 Pf. vor. Es wird sofort eine paritätisch zusammengesezte Kommission gebildet zwecks Ausarbeitung von Tarifverträgen.

Haben die drei Hauptgruppen auch nicht die sofortige Lohn­erhöhung von 5 Pf. errungen, so ist der Kampf, der auf beiden Seiten große Summen verschlungen hat, nicht umsonst geführt worden; er hat sämtlichen Bauarbeitergruppen eine im nächsten Jahre eintretende 2ohnerhöhung von 5 f. pro Stunde gebracht.

Die Hamburger Arbeiterschaft hat diesen Kampf ehrenvoll be­standen. Streitbrecher sind ihr aus eigenen Reihen fast gar nicht erwachsen, ein glänzender Beweis für vorzügliche Schulung. Die Unternehmer werden aus diesem Kampf die Lehre ziehen, daß man mit solchen Arbeitern nicht Schindluder spielen kann.

In dem Strafverfahren gegen jugendliche Personen, über dessen Gestaltung der Justizminister die allgemeine Verfügung vom 1. Juni 1908 erlassen hat, haben sich als besonders wirksam die Maßnahmen erwiesen, die auf eine möglichst frühzeitige und erschöpfende Erforschung der Lebensverhältnisse des jugendlichen Beschuldigten sowie aller derjenigen Umstände abzielen, die sonst zur Beurteilung seiner Person, der Straftat und der zur Er­fenntnis der Strafbarkeit erforderlichen Einsicht dienlich sein können. Für die beteiligten Justizbehörden ist es daher von großer Bedeutung, geeignete Kräfte zu gewinnen, welche die erforder lichen Ermittelungen umsichtig, zuverlässig und pünktlich be­wirken. Die Justizbehörden bedienen sich hierzu neben der Bei­hilfe der Polizeiorgane in ausgedehntem Maße und mit gutem Erfolge der Mitwirkung der Fürsorgevereine, soweit solche an den in Betracht kommenden Orten vorhanden sind. Sie sind zu dem angegebenen Zwede ferner mit den Gemeindebehörden in Verbindung getreten. Auch von diesen Stellen haben im all. gemeinen die mit der Einrichtung der Jugendgerichte verfolgten Bestrebungen Förderung erfahren; nur vereinzelt ist über eine ablehnende Stellungnahme dieser Behörden Klage geführt worden. Bei der Bedeutung, welche nach dem Vorstehenden einer möglichst weitgehenden Mitwirkung aller hierfür in Betracht kommenden Stellen beigelegt werden muß, ersucht der Minister die Ober. präsidenten, den Landräten, Polizei- und Gemeindebehörden so. wie den Fürsorgebereinen tunlichstes Entgegenkommen gegenüber den betreffenden Ersuchen der Justizbehörden zu empfehlen. In Fällen, in denen gegen polizeiliche Strafverfügungen auf gericht­liche Entscheidung angetragen worden war, ist die erforderliche rechtzeitige Erforschung der Verhältnisse des Angeklagten seitens der Justizbehörden nicht selten aus dem Grunde unterblieben, weil aus den Atten das Lebensalter des Angeklagten nicht era sichtlich gewesen ist, und sich infolgedessen erst in der Haupt­berhandlung ergeben hat, daß der durch die polizeiliche Strafs berfügung Betroffene ein Jugendlicher war. Um solche Vor­tommnisse für die Folge zu vermeiden, sollen die Polizeibehörden ferner veranlaßt werden, in den borbezeichneten Fällen vor Ab. gabe der Aften an den Amtsanwalt das Alter des Angeklagten jedenfalls dann zu vermerken, wenn es sich um einen Jugenda lichen handelt.

beitete und sich weniger der Wasser- als der Dampfkraft bediente, stehen, wo der Geist der Aufklärung und Solidarität schon mehr ließ großindustrielle Unternehmungen an Verkehrszentren ent­das Selbstgefühl der Arbeiter stärkte. Aber im allgemeinen beherrscht doch noch dumpfe Resignation die Papierarbeiter; immer noch führen sie ein kümmerliches Dasein. Frauenarbeit ist in den Lumpensortieranstalten stark vertreten. Das Sortieren der Lumpen( Hadern) geschieht ausnahmslos durch angelernte weib­liche Arbeiter. Größte Sorgfalt im Aussuchen und Sortieren der verschiedenen Lumpensorten ist notwendige Vorbedingung für den weiteren Entwickelungsprozeß der Fabritation. Die Entlohnung entspricht jedoch absolut nicht der wichtigen Arbeitsleistung. Der Wochenlohn( im Afford) wird auf 9 bis 10 M. angegeben. Nach einer Tabelle für das Königreich Sachsen wird für Hadern( Lumpen)- Sortiererinnen ein Jahresdurchschnittslohn von 350 M. ausge miesen, für Sortiererinnen( fertigen Papiers) 540 M. Cr frankungen der Atmungs- und Verdauungsorgane kommen in be­trächtlichem Umfange bor . Durch die technischen Vorkehrungen, wie wir sie heute in den Haderndreschern und den Staubsaugern befizen, ist nur die Entfernung der Staubpartikelchen zu erreichen, so gut wie gar nicht entfernt werden. Das vielfach vorgeschlagene während die Stoffe, die die Träger der Infektionskrankheiten sino, Ausfochen, das Behandeln mit überhittem Dampf lehnen die Unternehmer der Kostspieligkeit halber ab. Menschenfleisch ist ja billig und genug zu haben. Abgesehen von etwas höheren Löhnen einiger gelernter Arbeiter, zeichnet die Papierfabrikation sich durch recht minimale Löhne aus. Eine Uebersicht der Durchschnittslöhne für die einzelnen Arbeiterkategorien liegt aus dem Königreich führer 1233,87 M., Maschinengehilfen 947 14 M., Maschinenjungen Sachsen vor. Es betrug der Durchschnittslohn für Maschinen­600 M., Kollergangführer 730,25 M., Holzschleifer 792,90 M., Holz­schäler 916,37 M., Fabritarbeiter 885,56 M. Kalanderführer 1044 M., Sortiererinnen 540 M., Hadernsortiererinnen 350 M. " Der Papierfabrikant ist", erzählt uns Dr. Schäfer, bon der ausreichenden Bezahlung seiner Leute fest überzeugt und pocht bei jedem Versuch, ihm über diesen Punkt berichtigende Angaben zu machen, auf das patriarchalische Verhältnis, und sucht mit dem Bunft zu rechtfertigen." Hinweis auf die Wohlfahrtseinrichtungen in seinen Fabriken diesen Die offizielle Vertretung des größten Teiles der deutschen Papierfabrikation steht allen sozialen Gin­richtungen, fast in fanatischer Kampfstellung gegenüber". Holzarbeiterverband. In der am Dienstag fortgefeßten General­Die berufsgenossenschaftlichen Nachweise ergeben nach Vollversammlung wurde die statutenmäßige Neuwahl eines Teiles der arbeitern berechnet folgende Jahreseinkommen: Ortsverwaltung vorgenommen. Wiedergewählt wurden der zweite 1905 1906 1907 Bevollmächtigte Leopold, der zweite Staffierer Jäd, der zweite Schrifts Bapiermacher- Berufsgenossenschaft. 760 M. 807 m. 850 M. führer Wenzel, der Obmann der Schlichtungskommission Maß, die Papierverarbeitungs- Berufsgenossenschaft 839 859" 885 Arbeitsvermittler Fechner u. Hübner, der Bibliothekar Späthe, der Bureauangestellte Nitschke. Als Beisiger wurden Schreiber und Plaut, als Revisor Schmidt gewählt. Hierauf wurden verschiedene aus Mitgliederkreisen eingegangene Anträge zur Diskussion gestellt. Davon wurden die nachstehenden angenommen; Die Generalversammlung spricht den Delegierten, die am 1. Mai ohne zwingenden Grund und im Gegensatz zur Mehrheit ihrer Kollegen gearbeitet haben, ihre Mißbilligung ans und erwartet von ihnen, daß sie ihr Amt niederlegen.

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Organisationszersplitterer. In Ingolstadt fand am Sonntag Im letzten Jahre waren in der Papiermacher- Berufsgenossenschaft eine Sonferenz von Betriebsarbeitern der Bayerischen Eisenbahnen 86 087, in der Papierverarbeitungs- Berufsgenossenschaft 131 360 Voll­statt, die von 32 Delegierten besucht war und sich mit der Grün- arbeiter versichert. Bei den in der Papiermacher- Berufsgenossen­dung eines neuen Verbandes für das Betriebspersonal des baye- schaft versicherten Personen ist zwar während der industriellen Hoch­rischen Verkehrsdienstes befaßte. Für das Verkehrspersonal existiert tonjunktur der Durchschnittslohn um 90 M. gestiegen, bei der jedoch schon seit zehn Jahren eine moderne Organisation in dem Bapierverarbeitungs- Berufsgenossenschaft ergibt sich jedoch nur eine Süddeutschen Eisenbahnerverband, der sich bisher auf das beste be- Einkommensteigerung von 46 M. Dort macht die Steigerung pro währt hat. Die Neugründung ist daher ein Versuch zur Zeriplitte- Tag 30 Pf., hier 15%, Pf. aus. Das ist die ganze Herrlichkeit. rung der Organisation. Der Hauptmacher, der Eisenbahnarbeiter Rechnet man den Arbeitstag durchschnittlich zu 11 Stunden, dann Neubauer in Nürnberg , hatte sich um die neugeschaffene Verbands erzielten die Arbeiter im Jahre der glänzenden Löhne Stunden­sekretärstelle in München beworben, war aber durchgefallen, worauf verdienste von 25%, resp. 264 Bf. er Protestbersammlungen einberief und eine derartige Arbeit entfaltete, daß er ausgeschlossen werden mußte. Nun betrieb er die Gründung einer Sonderorganisation, die jetzt erfolgte. Große Geschäfte werden die Herren nicht machen. Der neue Verband scheint sich auf gelber Grundlage aufbauen zu wollen, denn einer von den Gründern hat er­klärt, der Süddeutsche Eisenbahnerverband nuße nichts, die Mitglieder, die ihm angehören, würden von den Vorgesetzten schief angesehen.

Hohe Gewinne, brutales Ausbeutertum, Scharfmacherei schlimmster Art, niedrige Löhne, lange Arbeitszeit und eine noch sehr indifferente Arbeiterschaft: das sind die charakteristischen sozialen und wirtschaftlichen Merkmale in der Papierindustrie!

Die freiwillige Arbeit unserer Genossen und Genossinnen, die wohl den Anstoß zu dem Erlaß gegeben hat, wird durch diesen nicht überflüssig. Im Gegenteil: haben die amtlichen Organe das Bea mußtsein, daß auch noch von anderer Seite die Verhältnisse er­forscht werden, so ist das ein Ansporn für sie, möglichst vorsichtig und forrekt zu sein! Auf jeden Fall bedeutet der Erlaß einen Fortschritt.

Verfammlungen.

Die Delegierten haben die Pflicht, in den Vorversammlungen zur Generalversammlung zu erscheinen. Wer zweimal ohne trif­tigen Grund von der Vorversammlung fernbleibt, soll als Dele­gierter gestrichen werden.

Es soll eine Statistik über die gegenwärtigen Lohn- und Arbeitsverhältnisse aufgenommen werden.

Resolution. Die heutige Generalversammlung mißbilligt die Haltung des Hauptvorstandes zur Maifeierfrage. Es war feine Pflicht, vor der Maifeier, eingedenk der Beschlüsse früherer Kongresse, auf die Bedeutung der Maifeier hinzuweisen, unt die Agitation für die Maifeier zu fördern, aber ihr keine Hinder­nisse zu bereiten.

Geeinigt.

Ein fiebenjähriges Mädchen als Geschäftsinhaberin. Daß der Kautionsschwindel troß aller Warnungen noch immer Die Lohnbewegung in der Nordhäuser Zigarrenindustrie seinen Mann nährt, zeigte wieder einmal eine Verhandlung, die bor der dritten Kammer des Berliner Kaufmannsgerichts statt­ist zugunsten der Arbeiter und Arbeiterinnen beendet. Die Löhne fand. Dort flagte ein Schneidergeselle Paul S. gegen einen ge­wurden durchschnittlich um 50 Pf. pro Mille, bei einigen Sorten wiffen Klinger auf Rückzahlung von 500 M. Raution.. nennt Letzte Nachrichten und Depefchen. jogar um 75 Pf. pro Mille erhöht. In einem Betriebe erhielten sich Buchhändler" und sucht durch Chiffreinserate in der Provinz­die Sortierer eine Zulage von 10 Pf. pro Mille für alle Sorten, und Handwerkerpresse Filialvorsteher anzuwerben. Leuten, die sich die in Papier eingeschlagen werden müssen; auch wurden die von in ihrem Berufe nicht wohl fühlen, verspricht er höhere und ge den Widelmacherinnen geleisteten Nebenarbeiten beseitigt. Die sicherte Position". Wegen des Bücherlagers bon angeblich sehr Arbeiter erklärten sich mit den gemachten Lohnzugeständnissen hohem Werte muß natürlich eine Raution gezahlt werden. Hat einverstanden und nahmen die Arbeit wieder auf. aber der Herr Filialvorsteher" erst die Sicherheit" in bar aus. gezahlt, dann ist auch seine Tätigkeit beendet, denn er bekommt weder eine Filiale zu sehen, der er vorstehen kann, noch sieht er jemals sein Geld wieder. Nur einem Tischlergesellen, der seine fauer ersparten 300 M. einbüßte, wurde mal eine" Filiale" gezeigt. Sie bestand in einer dunklen, kleinen Kammer, wo Makulatur auf gestapelt war. Der Kläger in der jekt zur Verhandlung gekomme nen Sache ist sogar 500 M. Kaution losgeworden. Er flagte die Summe zuerst gegen die" Firma" ein, die Marie Anna Klinger" lautet. In dem Termin stellte sich dann heraus, daß die Firmen­inhaberin die fiebenjährige franke Tochter des K. ist. Beşterer schiebt also zur Dedung seines unlauteren Gebarens sein un­mündiges und krantes Kind vor. Urteile gegen K. selbst sind nicht vollstreckbar, weil Pfändungen fruchtlos ausfallen und er auch schon den Offenbarungseid hinter sich hat.

Die Heizungsmonteure und Helfer in Straßburg i. Elf. find in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie haben am Montag Forderungen eingereicht und erwarten bis nächsten Montag die Antworten der Unternehmer. Sie verlangen im wesentlichen eine regelmäßige Arbeitszeit von täglich 9 Stunden; Ueberstunden sollen möglichst vermieden werden; find sie notwendig, so wird ein Zuschlag von 25 Proz. verlangt, für Nacht- und Sonntagsarbeit 50 Broz. und für Arbeiten an hohen Feiertagen 100 Proz. Zu­schlag. Die Mindestſtundenlöhne sollen für Monteure 60 Pf., für Helfer 40 Pf., und wenn diese ein Jahr im Betriebe find, 45 Pf. betragen.

Der Tarif regelt weiter die Vergütungen bei auswärtigen Arbeiten, die Lohnfrage bei Affordarbeiten, bei denen der Tage­John garantiert sein muß. Weiter verlangt er besondere Maß­regeln zum Schutze der Arbeiter auf den Bauten usw. Die Straßburger Heizungsmonteure und Selfer sind gut organisiert. Zuzug ist fernzuhalten!

Husland.

Bergarbeiter im Streit.

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Wien , 25. August. In den Kohlengruben von Siersza und Tenczyt sowie in dem Zinnwert von Kra sind, wie die Blätter aus Biala melden, sämtliche neunzehnhundert Arbeiter in den Ausstand getreten. Es heißt, daß sich auch die Grubenarbeiter in Jaworzno , etwa 4500, dem Streit anschließen wollen. Berantw. Redakteur: Emil Unger, Berlin . Inseratenteil verantw.:

Da die auf solche Weise Geschädigten und um ihre Ersparnisse Gebrachten erfahrungsgemäß Anzeige unterlassen, weil sie Laufe­reien fürchten, so wird voraussichtlich das Kaufmannsgericht alle Atten gegen Klinger der Staatsanwaltschaft zur weiteren Ber­folgung überweisen, damit dem Rautionsiäger endlich einmal das Handwerk gelegt wird.

Konstantinopel , 25. Auguft.( W. T. B.) Der Ministerrat beriet heute die Antwort auf die Kollektivnote der Schuhmächte. Wie verlautet, gibt die Pforte zunächst einen kurzen Rückblick auf die Ursachen, die zu direkten Verhandlungen mit der griechischen Regierung geführt haben, und betont, daß die Beziehungen beider Länder wieder normal seien, nachdem die griechische Regierung freundschaftliche Versicherungen abgegeben habe. Die Pforte ersucht die Schuhmächte, mit ihr unverzüglich in Verhandlungen einzu­treten, um eine endgültige Regierungsform in Kreta unter türkischer Oberhoheit festzusehen. Die Antwortnote wird morgen den Schuhmächten zugestellt werden.

Neuer Rekord im Fliegen.

Betheny, 25. August. ( W. T. B.) Bei dem Wettfliegen um den großen Preis der Champagne hat Paulhan bei einer Flug­dauer von 2 Stunden 43 Minuten 24% Sekunden 131 Kilometer zurückgelegt. Paulhan hat mit dieser Leistung einen neuen Welt­rekord aufgestellt.

Cholera.

Rotterdam , 25. Auguft.( W. T. B.) Außer 4 Kindern, deren Tob auf den Genuß von Süßigkeiten, später aber nach bakterio­logischen Untersuchung auf Cholera zurückgeführt wurde, ist noch ein Mann auf einem Schiff unter verdächtigen Erscheinungen gestorben. Es befinden sich gegenwärtig 14 Erwachsene und ebenso viel Kinder in Baraden unter Beobachtung. Es sind alle Maß­nahmen getroffen, um eine Weiterverbreitung der Cholera zu verhüten.

Die gefürchtete Ronkurrenz als Entlassungsgrund. Der Ziseleur D. ist nach viertägiger Beschäftigung bei der Firma Remal u. Silber entlassen worden, weil er des Abends bei einem Konkurrenzunternehmer, der bordem Wertführer bei dieser Firma war, arbeitete. D. flagte dieserhalb beim Gewerbe­Th. Glode, Berlin , Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdr. u. Berlagsanftals Baul Singer& Co., Berlin SW, Hierzu 3 Beilagen u.Unterhaltungsbl