Mm, 27. August. DaS Lustschiff„Z. VI« wurde um V Uhr45 Min. gesichtet und flog in nordöstlicher Richtung weiter. Ober-ingenieur Dürr hat hier aus dem Luftschiff folgendes Telegrammgeworfen:„Passiere Neu-Ulm um 6 Uhr 48 Min. in guter Wer-fassung. Dürr."Heidenheim, 27. August. Das Luftschiff„Z. EU* wurde hierum 7 Uhr 30 Minuten, in nordöstlicher Richtung fliegend, gesichtet.Oberingenieur Dürr hat hier ein Telegramm an den IngenieurSchwarz aus der Gondel geworfen, worin er mitteilt, daß in Nürn-Berg eine Landung Beabsichtigt sei.Giengen a. d. Brenz, 27. August. Kurz nach 8 Uhr kam dasLuftschiff.Z. Ell" hier in Sicht und manöverierte etwa eine Stundeüber der Stadt. Kurz nach 8 Uhr entfernte es sich in nördlicherRichtung und wurde um 9 Uhr 19 Minuten in Oggenhausen ge-meldet. Das Wetter ist still, aber etwas nebelig.NereSheim, 27. August. Um 9 Uhr 39 Minuten überflog dasLuftschiff das Kalkwerk in NereSheim und steuerte in der Richtungnach Nördlingen.Nördlingei«, 27. August. DaS Luftschiff„Z. Ell* hat um 9 Uhr59 Minuten Nördlingen passiert. Bor Nördlingen wurde daS Luftschiff,Z. Ell" von starkem Gegenwind erfaßt und ging daraufzeitweise auf württembergisches Gebiet zurück. Um19 Uhr 19 Minuten verließ daS Luftschiff ,Z. IEI" Nördlingen in derRichtung auf Oettingen. Man konnte alle Insassen der Gondeln deutlichsehen. Das Luftschiff folgt genau der hier schnurgeraden Bahnliniedurch das Ries in der Richtung auf Günzenhausen.Oettingen, 27. August.„Z. Ell' passierte Oettingen in derRichtung aus Wassertrüdingen zwischen 19 Uhr 25 Min. und 19 Uhr27 Minuten.Die erste Landung.Gnnzenhansen, 27. August, 11 Uhr 45 Min. Soeben wird ge-meldet, daß das Luftschiff„Z. EEl" bei Ostheim in Mittelfrankenbehufs Wasseraufnahme gelandet isüNürnberg, 27. August, 1 Uhr nachmittags. Ingenieur Schwartzvon der Lustschiffbaugesellschaft ließ sich sofort auf die erste Kundevon der Landung des„Z. ElE' mit dem Telegraphenamt Gunzen-Hausen verbinden und von da mit der Fernsprechstelle Spielberg,die der Landungsstelle am nächsten liegt. Von dort wurde einMann an die Landungsstelle geschickt, um Erkundigungen ein-zuziehen. Graf Zeppelin junior ließ erklären, daß er Hilfevon Nürnberg nicht benötige, daß er um 1 Uhr wieder abfahren undum 3 Uhr in Nürnberg nochmals landen werde, da das Luftschiffreparaturbedürftig sei.Schwabach, 27. August, 3 Uhr 58 Minuten.„Z. EH.* fährt überunsere Stadt in etwa 199 Meter Höhe.Die Landung in Nürnberg.Nürnberg, 27. August. DaS Luftschiff„Z. III* ist gegen l1/« Uhrauf einer großen Waldlichtung etwa 699 Meter hinter dem Dutzend-teich glatt gelandet. Im Laufe des Abends soll der neue Daimler-motor eintreffen, der sofort eingesetzt werden wird, so daß noch imLaufe der Nacht oder sogar schon abends die Weiterfahrt deS„Z. ElE"nach Bitterfeld erfolgen kann.Nürnberg in Erwartung Zeppelins.Nürnberg, 27. August. Schon vom frühen Morgen an strömtedie Bevölkerung hinaus nach dem Dutzendteich. Bon 9Vs Uhr abumsäumte eine nach vielen Tausenden zählende, stetig an»schwellende Volksmenge die große Waldwiesenfläche, die alsLandungsstelle für„Z. Ell' hergerichtet und durch Seileund Schutzmannschaften abgesperrt worden war. Als sichgegen UVa Uhr die Nachricht verbreitete, das Luftschiffhabe Weißenburg passiert, und daß eine Landung in Nürnberg not»wendig sei, stieg die Erwartung der harrenden Menge aufs höchste!glaubte man doch mit Bestimmtheit, in einem kleinen Stündchen den„Z. Ell" begrüßen zu können. Einsetzender Regen vermochte diefrohe Stimmung nur sehr wenig zu beeinträchtigen, wohl aber dienach 12 Uhr umherschwirrenden Gerüchte, daß„Z. Ell" eine Zwischen-landung habe vornehmen müssen, weil er Defekt erlitten habe. Trotzdemharrte die Menge weiter aus. Um 1273 Uhr traf dann die Meldungaus Gnotzheim ein. Rasch berechnete man, daß der Luftsegler kaumvor 273 Uhr am Dutzendteich sein könne. Ein Teil der Zuschauer-menge wanderte zum Mittagsbrot nach Hause, ein anderer harrteüber Mittag am Landungsplätze aus. Zahlreiche Geschäfte hattenheute morgen von 19 Uhr ab ihrem Personal freigegeben. Esherrschte in der ganzen Stadt fröhliche, fieberhafte Erwartung.Nürnberg, 27. August. Nach der unter unbeschreiblichem Jubelder Bevölkerung erfolgten Landung und Verankerung des„Z. Ell"erklärte Graf Zeppelin jr. einem Vertreter der Preffe, daß eineNächtigung des Luftschiffes nicht beabsichtigt sei, und daß die Weiter-fahrt angetreten werden solle, sobald die nötige Reparatur vollendetworden sei.Eine amtliche Meldung aus Nürnberg besagt: Landung wegenMotordefekt erfolgt. Ersatzteile treffen um 8 Uhr hier ein. DieWeiterfahrt erfolgt sofort nach Beendigung der Reparatur. DerZeitpunkt läßt sich nicht bestimmt angeben, doch wird gehofft, daßdas Luftschiff morgen bei guter Zeit in Berlin eintrifft.Voraussichtliche Ankunft in Bitterfeld.lvitterfeld, 27. August.(Amtliche Meldung.) Das Lustschiff'„Z. Ell' trifft nach Mitteilung der hiesigen Ballonhalle voraus-sichtlich nicht vor morgen früh hier ein.Hus der Partei.Heraus mit der Sprache!Aus dem heutigen„Vorwärts" ersehe ich, daß die»Chem»n i tz e r V 0 l k S st i m m e" behauptet, Bernstein sei aus der„Neuen Zeit"„hinausgebissen" worden. Soll dieserAusdruck einen Sinn haben, dann kann es nur der sein, daß Bern»stein mit unsauberen Mitteln aus seiner Stellung bei der„NeuenZeit" hinausgedrängt worden sei, und natürlich kommt der Nc-dakteur der„Neuen Zeit" dabei in erster Linie in Betracht. DieseBeschuldigung wird nicht besser dadurch, daß sie in eine vage, schwergreifbare Form gekleidet ist. Ich fordere die„ChemnitzerV 0 l k s st i m m e" hiermit auf, deutlicher zu werden und ohneUmschweife zu erklären, was sie gemeint hat. Das Parteiinteresseselbst erfordert es jetzt, daß die Aushungerungslegende einmalgründlich klargelegt wird.Berlin, 27. August 1909. Karl K a u t S k Y.Genosse Kurt Eisner äußert sich in der„Fränkischen Tages-post" zu der in der letzten Auseinandersetzung des„Vorwärts"mit Genossen Bernstein von uns gegebenen Darstellung über dieGründe, die zur Streichung des Pauschales führten, das Bernsteinvom„Vorwärts" bezog. Er bestätigt sie, indem er schreibt:„Richtig ist zwar, daß— wenn ich nicht irre— auf einedurchaus zu rechtfertigende Anregung der Kontroll-k 0 m m i s s i 0 n hin, eine Anzahl, nicht nur Bernsteins, Mit-arbeiterpauschalien gestrichen wurden; es handelte sich um Fälle,wo das Pauschale dem Umfang der Mitarbeit nicht entsprach.Bernstein sollte nach seiner Rückkehr nach Deutschland ständig,wie zuvor, über englische Politik schreiben. Auf dieser Voraus-setzung beruhte sein Pauschale. Diese Mitarbeit über englischePolitik von Berlin auZ ließ sich auf die Dauer Nicht aufrecht-"*"'erhalten. Und seitdem Genosse Beer von New Dork nach Londonübersiedelte, gewann der„Vorwärts" in ihm einen vorzüglichenenglischen Korrespondenten; dadurch wurde naturgemäß— ohneVerschulden Bernsteins— seine Mitarbeit am„Vorwärts"weniger umfassend, die wir aber immer aufs neue anzuregenbemüht waren. Daß ihm ein bindendes Versprechen wegendeS Pauschale gegeben worden ist, erfahre ich erst jetzt; wenigstensist eine solche Kenntnis nicht in meiner Erinnerung."Diese Bestätigung der„Vorwärts"-Darstellung wird ein-geleitet durch Ausführungen, in denen Eisner zunächst erklärt, erwolle nicht darauf eingehen, ob die heutige oder die damalige„Vorwärts"-Redaktion die Bezeichnung„radikal" beanspruchendarf, und dann fortfährt:„Fest steht, daß die damalige Redaktion wiederholt mit denAuffassungen Bernsteins in Konflikt geriet; ich selbst habe ge-lcgentlich eine höchst entschiedene Kritik an Bernsteinschen Ar-betten geübt. Aber wir hielten«S natürlich trotzdem für unserePflicht, Bernstein als Mitarbeiter uns zu erhalten, ihn immerwieder zur Mitarbeit heranzuziehen und ihm freien Raum fürseine(von uns nur selten geteilten) Meinungen zu gewähren.Wir betrachteten es als den vornehmsten Grundsatz unsererRedaktionsführung, um der Einheit der Partei willen, allenamhaften Parteischriftsteller, ohne Unterschied der Richtung undFärbung, im Zentralorgan mitarbeiten zu lassen. So warendenn auch in der Tat, ohne jede Ausnahme, alle führendenParteischriftstcller Mitarbeiter des„Vorwärts", von deräußersten„Rechten" bis zur äußersten„Linken", wenn maneinmal diese Unterschiede machen will. Diese Auffassung vomRedakteurberus im Zentralorgan hatten wir von Wilhelm Lieb-knccht übernommen. So war die volle Sicherheit gegeben, daßnicht etwa ein Cliquen, und Absondcrungswesen entstehen, einstiller, ungreifbarer(aber darum um so wirksamerer) Boykottbestimmter Personen und Gruppen geübt werden konnte. DieBernsteinsche Beschwerde ist also in dieser Hinsicht unbegründet."Ueber die Pflichten der Redaktion des Zentralorgans habendie Genossen, die sie jetzt führen, etwas andere Ansichten als Ge-nosse Eisner, und werden sie auch festhalten. Indes können wirden Genossen EiSner zu seiner Beruhigung versichern, daß heutemindestens ebenso viele führende Genossen der verschiedenenRichtunoen am Vorwärts" mitarbeiten, als zu seiner Zeit.AuS den Organisationen.Die Kreiskonferenz deS Wahlkreises Zauch-Belzig-Luckenwalde fand am letzten Sonntag in Caputh statt. Dervom Genossen Jahn erstattete Jahresbericht zeigte, daß die Bewe-gung unter der Krise nicht unerheblich gelitten hat. Außerdemwurde die Agitation, wie von vielen Delegierten ausgesprochenwurde, durch die Beitragserhöhung von 29 auf 39 Pf. erschwert.Im Kreise sind 16 Ortsgruppen, die zusammen 2348 Mitgliederzählen, unter denen sich 147 weibliche befinden, die sich unter nur4 Ortsgruppen verteilen: Luckenwalde, Treuenbriehen, Caputh undWerder a. H. Die Zahl der Leser der„Brandenburger Zeitung"ist ebenfalls wie die Zahl der politisch Organisierten etwa? zurück-gegangen, was aber viel auf Verzug der Genossen infolge der Wirt-schaftskrise zurückzuführen ist. Außer der„Brandenburger Ztg."wird im Kreise der„Vorwärts" gelesen; 65 Frauen sind auf die„Gleichheit" abonniert; die„Arbeiter-Jugend" wird in 52 Crem-plaren gelesen. Zur Agitation im Kreise gelangte der„MärkischeLandbote" in 18 999 Exemplaren zur Verbreitung. Sozialdemo-kratische Gemeindevertreier sind 69 in 21 Ortschaften vorhanden.Die Einnahmen betrugen 5621,54 M., die Ausgaben4961,42 M., so daß ein K a s s e n b e st a n d von 1566,12 M. ver-bleibt. Ueber den Parteitag referierte Genosse Gärtner-Luckenwalde. Er wandte sich gegen die Hofgängerei und die Ab-schwächung der Maifeier. Gen. S a i l e r besprach das O r g a n i-s a t i 0 n S st a t u t. Er ist gegen die Gratislieferung der„Gleich.heit", den Reichstagsabgeordneten wünscht er auf den Parteitagendie beschließende Stimme erhalten. Im Z 23, der vom Ausschlußwegen parteischädigender Handlungen handelt, wünschte er dieWorte„in bewußter Weise" gestrichen. Genosse Faß erörterte dieLandarbeiterorganisation. Zum Parteitag wurde derKandidat des Kreises, Genosse Ewald, delegiert, zur Pro-vinzialkonferenz die Genossen Sailer, Sasse und' Werg.zum Preußentag die Genossen B a r t h, Lehnin, Litzner-Beelitz sowie Genossin H u b e. Luckenwalde.ZIiis Industrie und ftandelMachination?Die Waggonfabrik Zypen-Charlier in Köln-Deutz hat, wiewir mitteilten, 499 Arbeitern gekündigt und für die übrigen eineverkürzte Arbeitszeit eingeführt. Diese Tatsachen werden trefflichillustriert durch eine von„informierter Seite" an die„DeutscheBergwcrSzeitung" gerichtete Mitteilung. Danach hat dieobige Maßnahme nur den Zweck, auf die preußische Regierungeinen Druck auszuüben, damit sie Waggonbestellungen macht. ESheißt da:„Die Krise, welche inl der deutschen Waggonindustrie imJahre 1992 hervorgerufen wurde, war verursacht durch die aufein Minimum reduzierten Bestellungen seitens der preußischenStaatsbahn, und eine große Anzahl von Waggonfabriken gingendamals ihrem finanziellen Ruin entgegen."Die Dinge lagen in Wirklichkeit so, daß gerade die Großenunter den Waggonfabriken durch scharfen Konkurrenzkampf, derdie Kleinen tötete, mächtig wurden. 1994 wurde dann daSpreußische Zentralamt gegründet, daS durch seine LieferungS-Verträge oft genug von sich reden gemacht hat. Darum wird cS vonInteressenten in der Zuschrift an die„Deutsche Bergwerks»zeitung" natürlich gelobt, dann folgt ein Gejammer, daß jetztdie Waggonbestellungen fast völlig ausgeblieben und deswegen Ar.better entlassen werden müßten. Da merkt man die Absicht! InWirklichkeit liegen die Dinge wieder so, daß die Waggonfabriken,in erster Linie die Norddeutsche Waggonbauvereinigung, die fürWaggonlieferungen an Preußen das Monopol besitzt, während derHochkonjunktur mit den Klagen an die Regierung herantraten,die diese veranlaßten, immer wieder große Bestellungen zu machen.Ueber das Monopol selbst kommen recht interessante Dinge zurSprache. Es heißt da unter anderem:„Die Norddeutsche Waggoubauvcreinigung, welche dasMonopol für die Lieferungen an den preußischen Staat besitzt,steht im Kampfe gegen die wenigen Außenseiter und wehrt sichmit Erfolg gegen jede Erniedrigung der Beteiligung bei derpreußischen Staatsbahn. Unter ihrem Schutz haben sich diealten, seit zirka 39 Jahren bestehenden Fabriken, die zum Teileine Modernisierung nicht für nötig erachretcn, kräftig entwickeltund konnten ihre Anlagenkonten auf 1 M. abschreiben."Also ist die Staatslieferung, die an alte, unmoderne Werkevergeben wurde, außerordentlich gcwinntragend gewesen. ES wirddann davon gesprochen, daß gegenwärtig die Beschäftigung in derWaggonbauindustrie wieder anzuziehen beginne. Dann folgt dieMahnung an die preußische Regierung, recht bald größere Be-stcllungcn zu machen. Wenn eS nach diesen Herren ginge, und eSgeht oft genug nur nach ihnen, dann wäre der Staat zu nichtsweiter da, als sie in ihrem Kampfe gegen Konkurrenten zu unter-stützen, ihnen immer gute und gewinnrciche Aufträge zu gewähren,ihnen ihr Lieferungsmonopol zu erhalten, kurz und gut, ihr Auf-träge zuschleppender Hausknecht zu sein.Steuerhinterziehung— Konkurs.Die Steuerbehörden in Düsseldorf beschlagnahmten boreinigen Tagen K,affce, welcher der Fippj MM gehöpix. Ppr-gestern erfolgte eine weitere Beschlagnahme von einer großenMenge Kaffee derselben Firma. Es handelt sich um Kaffee, derzur Verzollung nicht angemeldet worden war. Die Steuerbehördeverlangt von der Firma Klaps 169 999 M. für Steuer und Strafe.Wie berichtet wurde, hat die Firma infolge dieser Anforderungensich genötigt gesehen, den Konkurs anzumelden.Betriebseinstellung. Infolge der neuen Tabaksteuer»erhöh ung beabsichtigt die Zigarrenfabrik von Rose u. Schweig-hosser in Klausthal, ihren Betrieb am 1. Oktober einzustellen.Sämtlichen Arbeitern und Arbeiterinnen ist zu diesem Termin ge-kündigt._Indirekte Fleischverteuerung.Da am 1. April des nächsten Jahres die kommunale Be-steuerung des Fleisches in Wegfall kommt, gehen immer mehrStädte dazu über, den Ausfall durch Erhöhung der Schlachthof-gebühren auszugleichen, wodurch sie allerdings die Absicht des Ge-fctzeS naturgemäß durchkreuzen. So hat. wie die„Fleischer-Ztg."mitteilt, der Stadtmagistrat zu München eine Erhöhung derGebühren des Schlacht- und Viehhofes beschloffen, die so gehaltensind, daß sie den Ausfall des Betrages des Fleischaufschlagcs dar-stellen. Die Stadt Koblenz hat die zulässige HöchftverzinsungdeS Schlachthofes mit 3 Proz. beschlossen, wodurch die Schlacht-gebühren um drei Fünftel der bisherigen Sätze erhöht werden.Ein Trust der bulgarischen Zigaretteufabriken. Wie verlautet,haben sich ungefähr 69 Zigarettenfabriken Bulgariens zu einemTrust zusammengeschlossen. Der größte Teil von ihnen soll denBetrieb einstellen und nur 6 sollen in Zukunft weiterarbeiten,Die übrigen, zumeist recht kleinen Betriebe werden dann aus denUebcrschüssen deS Trusts entschädigt. Die neue Gesellschaft wirddie Form einer Aktiengesellschaft annehmen und mit 4 MillionenFrank kapitalisiert werden. Insbesondere ist seitens der Urheberdes Planes eine Regelung des Zigarettenexportes aus Bulgarienins Auge gefaßt worden.Seridrts- Leitung.«Wert etwa 10 Pfennige."Der„Oeffcntliche Anzeiger zum Amtsblatt der königk. Regie-Hing zu Hildesheim" enthält folgenden Strafbefehl:Auf Antrag der königlichen Staatsanwaltschaft wird gegenSie wegen der Beschuldigung, am 8. Juni 1909 in Mehle vonder Wiese des BahnhofSaufsehcrs Friedrich Rcinecke Gras ent-wendet zu haben, Wert etwa 19 Pfennige, Uebertretung gegen§ 18 deS Feld- und ForstpolizeigefetzeS vom 1. April 1889, wofürals Beweismittel bezeichnet ist: Zeugnis der Ehefrau des Bahn-hofSaufseherS Friedrich Reinecke in Mehle, eine Geldstrafe von5 Mark(fünf Mark) und für den Fall, daß dieselbe nicht bei-getrieben werden kann, eine Haft st rase von 1(einem)Tag festgesetzt. Zugleich werden Ihnen die Kosten des Ver-fahrcns auferlegt. Dieser Strafbefehl wird dollstreckbar, wenn Sienicht binnen einer Woche nach der Zustellung bei dem unter-zeichneten Gericht schriftlich oder zu Protokoll des Gerichts-schreiberS Einspruch erheben. Die Geldstrafe und die untenberechneten Kosten sind an die hiesige Gerichtskasse, Bahnhofstr. 4,binnen einer Woche nach dem Eintritt der Vollstreckbarkeit beiVermeidung von Zwangsvollstreckung zu zahlen. Bei der Zahlungist dieser Strasbefehl vorzulegen oder durch Angabe IhresNamens und der GeschäftZnummer genau zu bezeichnen.,„ Elze, den 22. Juli 1999.Königliches Amisgericht II.Kostenrechnung. 1. Gebühr für den Strafbefehl 1 M.(ß 63 des GerichiskostengesetzeZ.) 2. Schreibgebühr 19 Pf.,zusammen 1,19 MAn den Schmied Herrn Hermann Dede in Mehle.zurzeit unbekannten Aufenthalts.Diese Leistung des Herm Bureaukratius, Abteilung Justiz,redet wahrlich Bände.Die Gerichtsbarkeit bei Orte» ohne KaufmannSgericht.>.In Ortschaften, die selbst kein KaufmannSgericht besitzen,müssen Klagen zwischen Prinzipal und Angestellten beim ordcnt-lichen Gericht anhängig gemacht werden, sofern nicht etwa dieZuständigkeit deS KaufmannsgerichtS einer Nachbargcmeinde an-erkannt worden ist. Sonst gibt eS nur dann noch einen Weg zurKaufmannsgerichtsbarkeit, wenn einer der Prinzipale in einerStadt mit KaufmannSgericht seinen Wohnsitz hat. Er muß danndiesen Gesellschafter verklagen. Den nämlichen Weg wählte einBuchhalter S., der bei den Viehgroßhändlern Höhne u. Wolter inFriedrichsfelde bei Berlin in Stellung war. Am Domizil derFirma gibt es kein KaufmannSgericht, da der Inhaber W. aber inBerlin feinen Wohnsitz hat, so reichte E. gegen diesen die Klagebeim Berliner KaufmannSgericht ein. Der Beklagte erhob da-gegen den Einwand der Unzuständigkeit. Erstens könne Berlinnicht für eine Firma in Friedrichsfelde zuständig sein, und sodannmüsse der Kläger seine vermeintlichen Forderungen gegen dieFirma und nicht gegen einen Chef persönlich geltend machen. Diefünfte Kammer des KaufmannSgerichts hielt sich für zuständig.Der Handlungsgehilfe sei beizchtigt, bei einer Forderung gegeneine offene Handesgesellschaft auch einen der Gesellschafter zu ver-klagen, da jeder für die Gesellschaft haftbar sei.Zu einem Kampfzwischen Stadtbahnflebderern und einem Kriminalschutzmann kames in der Nacht zum 31. Januar d. I. auf dem Bahnhof Janno-witzbrücke. Wee die fast täglich bei der Kriminalpolizei eingehen-den Anzeigen von Beraubten beweisen, scheint das Geschäft derStadtbahnfledderer immer noch ein recht blühendes zu sein. DieKriminalpolizei hat deshalb schon seit längerer Zeit eine besondereStadtbahnpatrouille eingerichtet. Eine überaus schwierige Fest-nähme hat am 31. Januar ein Beamter der Stadtbahnkontrolle, derKriminalschutzmann Brückner, zu bestehen gehabt. In jener Nachtfuhr der Beamte, um möglichst wenig aufzufallen, in einer starkbeschmutzten Arbeiterkleidung. Zwischen dem Schlesischen Bahnhofund der Station Jannowitzbrücke überraschte er drei Fledderer da-bei, wie sie einem Arbeiter KupilaS, der im Kupce eingeschlafenwar, ausplünderten. Zwei der Fledderer sprangen aus dem involler Fahrt befindlichen Zuge und liefen die Gleise entlang nachdem Schlesischen Bahnhof zu. Der dritte der Fledderer, der Ar-beiter Paeschke, wurde von Brückner gepackt. ES kam zu einerfurchtbaren Prügelei, da der Fledderer wie toll um sich schlug. Diegrößte Schtvierigkeit bestand darin, den Verhafteten während deskurzen Aufenthalts auf der Station aus dem Zuge herauszuschaffen.Beide gerieten zwischen Zug und Perron während der Zug noch inBewegung war und wurden mitgeschleift. Auf dem Bahnhof selbsterging es dem Beamten noch sehr übel, da er infolge seiner Ar-beiterkleidung verkannt wurde. DaS Publikum nahm gegen ihnPartei, bis er schließlich von einem Bahnbeamten erkannt wurde.Inzwischen war nach dem Schlesischen Bahnhof telepljoniert worden,daß die zwei Leute, welche die Gleise entlang gelaufen waren, fest-gehalten werden sollten. Es gelang auch noch, einen der Fledderer,den Hausdiener Lwrl Kampe, festzunehmen, während der dritteentkam. Paeschke wurde vor einiger Zeit zu drei Monaten Ge-fängnis verurteilt. Kampe behauptete, geisteskrank zu sein undsich an nichts mehr besinnen zu können. Da er früher einmal beieinem Fahrstuhlunglück schwer verletzt worden war, wurde er erstauf seinen Geisteszustand untersucht. Die Untersuchung fiel je-doch negativ aus. Vor der fünften Strafkammer des Land-gerichtS I mutzte sich Kampe nun gestern wegen Diebstahls verant-Worten. Rechtsanwalt Dr. Coßmann beantragte mit Rücksicht aufdie erhebliche geistige Minderwertigkeit des Angeklagten eine rechtmilde Bestrafung. Das Gericht erkgWtq auch auf nur 3 MenajeGefängnis.'"