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ffltunvedniIt geVoten, daß bei ctner etwaigen Terschinelzimg die G�esch lossenheit und Schlagfertigkeit der Frei- sinnigen Volkspartei erhalten" bleibe. Die Forderung Schräders, alle drei Sonderorganisationen aufzulösen und alsdann eine gemeinsame Neubildung vorzunehmen, erscheint dem Wiemer-Vlattehöchst unzweckmäßig". Die Freisinnige Volkspartei   will also der dominierende Teil der neuen Partei bleiben. Sie will nicht nur den ansschlag- gebenden Kern der etwaigen neuen Organisation bilden, sondern auch der geeinten Partei den Stempel ihres Wicmer-Mugdan-Kopsch- Geistes ausdrücken, DieFreis. Ztg." wendet sich nämlich gleich der Königsberger Hartungschen Ztg." und derBreSl. Ztg." mit aller Entschiedenheit gegen den badischen Volksparteiler Dr. Ludwig Haas, der gefordert hatte, daß auch innerhalb der künftigen Gesamtpartei dafür gekämpft werden müsse. daß eine taktische Ver- ständigung mit der Sozialdemokratie zu suchen sei. Von einem solchen Zusammengehen mit der Sozialdemokratie, von einer gegenseitigen Unterstützung bei den Wahlen will das Wremer- Blatt absolut nichts wissen. Es schreibt: Wir... wollen für jetzt nur mit aller Bestimmtheit aus­sprechen, daß die Freist nnnige Volkspartei ihre taktische Haltung gegenüber der Sozialdemo« kratie nicht ändern wird und iricht ändern kann, so lange die Sozialdemokratische Partei   nicht eine gründliche Revision ihrer sachlichen iln schauungen und ihrer Stellung gegenüber dem Liberalismus vollzogen hat." Die Aussichten auf Einigung unter den drei freisinnigen Gruppen sind also einstweilen keine allzu günstigen. Sollte aber doch eine Verschmelzung zustande komnien. so wahrscheinlich auf Kosten der links stehenden Elemente des Freisinus. ES dürfte sich auch diesmal zeigen, daß nicht die Potthoff und Schräder, sondern die Wiemer und Konsorten die Masse der FreisinnSkapitalisten und Freisinnssprecher hinter sich haben. Wer aus ein freisinnig-sozial- demokratisches Zusammengehen hyfft, wird sicherlich eine herbe Eni- täuschung erleben, denn die Bedingung des biederen Freisinns, die.gründliche Revision" der.sachlichen Anschauungen" der Sozial- demokratie, wird niemals in Erfüllung gehen! Wieder Unterschlagungen in einem preußischen Staatsbetriebe. Die Woffendiebstähle in der Königlichen Gewehr- fahrik in Erfurt   sind noch nicht vergehen, einige der in den sabrik in Erfurt   sind noch nicht vergessen; einige der in den noch hinter den schwedischen Gardinen, und schon jviedcr ist ein neuer, noch gar nicht zu übersehender großer Skandal zu melden. In der von einem hohen Beamten verwalteten Arbeiter- sparkasse haben sich große Unterschlagungen herausgestellt. Schon öfter war bekannt geworden, daß bei Witwen, die das von ihren- Ehemann gesparte kleine Kapital abheben wollten, die in den Kassebüchern ausgezeichneten Beträge nicht mit den Angaben der verstorbenen Männer übereinstimmten, aber immer wurden solche kleinen Differenzen aus der Welt geschafft. Am vergangenen Montag wurden jedoch plötzlich die Sparer von einem Hauptmann zusammengerufen, und dabei stellte sich heraus, daß bedeutende Beträge unterschlagen worden sind. Ein großer Teil der Spar- einlagen ist nirgends verzeichnet. Der von der Direktion ein- gesetzte Verwalter der Arbeitersparkasse, ein hervorragendes Kriegervereinsmitglied, überhaupt ein Musterpatriot erster Klasse, der auch das Amt eines Kirchenkassierers in Hochheim   bei Erfurt  bekleidete, nahm seinen Hut und drückte sich. Er soll seitdem nicht wieder gesehen worden sein. Jedenfalls muß die Direktion den Arbeitern die fehlenden Beträge ersetzen, denn der Obervcrwaltungs- schreiber Kurt Reinhold war von ihr als Kassierer eingesetzt worden, und außerdem hatte die Direktion des Musterbetrieb:? eine RebisionIinstanz bestimmt. Sie hätte eben die Schlampereien nicht einreißen lassen sollen, daß jahrelang die Sparkasse nicht revidiert wurde. Wie hoch die Unterschlagungen sind, ist noch nicht bekannt ge- worden, aber vermutlich kommt eine ganz beträchtliche Summe zusammen, denn bei einzelnen Arbeitern sollen die nicht eingc- tragenen Spargelder mehrere hundert Mark betragen. Die Folgen der Finanz-Mißwirtschast. Der durch die finanzielle Mißwirtschaft der bürgerlichen Parteien herbeigeführte Dalles in den Kassen des Rqichs wie der Einzel- staaten zwingt die Regierungen zum Sparen. Anstatt aber die nn- nützen Ausgaben, besonders die Repräscntationskosten, zu beschränken, sparen sie dnrch Hcrbsetzung der Arbeiterlöhne und durch Arbeiter- entlassungen. Einen neuen Beleg dafür liefert folgender Erlaß der Generaldirektion der badischen Eisenbahnen: .Die Vereinfachung im Einöahnbetriebe wird eine erhebliche Anzahl von Arbeitern entbehrlich machen. Da Entlassungen nicht vorgenommen werden sollen, haben die überflüssigen Arbeiter eine ihnen zugewiesene Arbeitsgelegenheit anzunehmen, auch dann, wenn sich dieselbe außerhalb ihres Wohnortes befindet. Lehnt der Arbeiter das ab, so ist er als gekündigt zu betrachten. Invalide Arbeiter, die infolge hohen Alter? oder sonstiger Ge- brechen keine richtige Verwendung finden können, müssen aus- geschieden werden. Sie erhalten mit ihrer Invalidenrente eine ständige Beihilfe. Auch bei den Beamten ist zu prüfen, ob sie nachdem sie älter als LS Jahre find noch auf ihrem Posten belassen werden können." Ferner soll in den Eisenbahnlvcrkstätten ein Akkordshstem ein- geführt werden, das den Arbeitern schwere finanzielle Nachteile bringt. Der Erlaß ruft in den beteiligten Kreisen große Entrüstung herbor. Konservative Vornehmheit". Zwischen den Junkerblättern und der Presse der nachBildung und Besitz maßgebenden Schichten des deutschen Volkes", das heißt der Nationalliberalen, herrscht zurzeit wegen des Hansabundes bittere Fehde, in welchem beide Teile sich mit den schönsten Schimpfereien bedeuten. In einer Replik auf Ausführungen derKons. Korr." behauptete jüngst dieNationallib. Korr.". in der Schätzung der Konservativen bedeute Gewerbe, Handel und Industrie«ein- fach Freiwild". DaS hat die mit äußerlicher Vornehmheit prunkendeKonserv. Korr.". das offizielle Organ der konservativen Parteileitung, derart aufgebrachs, daß sie sich gegen die.Nationallib. Korresp." folgende Schimpferei leistet: Die unsäglich gehässige und verlogene Kampfesart nationallibcralcr Zeitimgcu und ganz besonders des offiziellen Organs der Partei, derRationalliberalen Kor- respondenz", ist in letzter Zeit eine derartige geworden, daß sie sich kaum noch von derjenigen der sozialdemokratischen Presse unterscheidet. Die Lorbeeren des Herrn Mehring scheinen den nationalliberalcn Generalstab nicht mehr schlafen zu lassen, und man kommt in Versuchung, manche Auslassungen des national- liberalen Parteiblattes nur noch pathologisch zu be- urteilen." Die konservative Presse spielt sich sonst gewöhnlich als Lehr- Meisterin des guten Tones auf. Das obige Beispiel zeigt aber, daß selbst ihre parlamentarischen Größen sich von dein ihnen aus ihrer Jugendzeit überlieferten Jargon deS Pferdestalls und der Rekruten  - drillplätze nicht zu emanzipieren vermögen. Versammluttgsvövliot in Baden.' 1 Der Obcramtmann von Notbcrg verbot eine von der Sozial­demokratie für Sonntag nach Weier einberufene öffentliche Ver- samnflimg, die unter freiem Himmel tagen sollte. Der Gemeinderat hatte den Platz zur Verfügung gestellt, der Oberamtmann fand aber, daß das Terrain ungeeignet sei. Vor der Einsührung des neuen VcrcinsgesetzeS kannte man derartige Verbote in Baden nicht. Slns dem Kobnrger Wahlkreis. Man schreibt' uns: Einenbesonders glücklichen Griff" haben die Freisinnigen nach ihren Angaben in derVerl  . Univ.-Korresp." und nach ihren Zuschriften an dasBerliner Tageblatt" mit dem Puppen- faörikant Arnold aus Neustadt bei Koburg gemacht, den sie als Kandidaten für die bevorstehende ReichstagSersatzwahl aufstellten. Auch soll sich Arnold nicht nur im ganzen Lande, sondern auch bei seinen Gegnern größter Hochachtung erfreuen, so daß schon in der Hauptwahl mit einem Siege des Freisinns zu rechnen sei. Zweifellos steht hinter dieser Kandidatenreklame ein ganz ge- rissener Ausschreier, der für jeden Auktionator eine unbezahlbare Kraft sein würde. Und es ist daher von allgemeinem Interesse, diese freisinnige Kandidatur und die damit verbundene Anreißerei ein wenig zu beleuchten. Vor allen Dingen fällt auf, daß, wenn Arnold ein so glücklicher Kandidat ist, die Freisinnigen nicht gleich auf diesen Mann gekommen sind. Arnold lebte doch schon immer in Neustadt. Er war schon tM? dort und auch damals, wie verlautete, zur Kandidatur bereit. Aber man nahm ihn nicht. Auch jetzt wollten die Freisinnigen von diesem glücklichen Griff nichts wissen. Selbst als die Liberalen mit einer besonderen Kandidatur vorgingen, und die Freisinnigen nun wohl oder übel zu einer eigenen Kandidaten» aufstellung schreiten mußten, da dachte niemand an Arnold, trotz- dem er wiederum zum Kandidieren bereit war. Die frei- sinnige Parteileitung unterhandelte mit anderen Leuten. Als dann inzwischen Arnold auf einmal in Neustadt als Kandidat der Frei- sinnigen proklamiert wurde, erklärten die Freisinnigen in Koburg  , also die Parteileitung, daß sie mit dieser Proklamation nichts zu tun hätten. Und in der Tat wurden auch danach die Verhandlungen mit einem anderen freisinnigen Landtags- abgeordneten wegen Uebernahme der Kandidatur fortgesetzt. Erst dann, als dieser die Kandidatur ablehnte, Arnold aber zähe an seiner Proklamation festhielt, und der Rektor Kopsch aus Berlin  gekommen war, kamen die Freisinnigen zu demglücklichen Griff", über den sie anscheinend jetzt so unbändig froh sind. Diegrößte Hochachtung", die Arnold bei den politischen Gegnern genießen soll, besteht nun darin, daß die Nationalliberalen erst kürzlich Arnold in sehr bissigem und nichtachtendcm Tone seine Bittgängerei bei Zentrumsabgcordnetcn vorgeworfen hatten, und in Arnold den allerungeeignetsten Mann für eine gemeinsame liberale Kandidatur erblickten. Und unsere Parteigenossen? Die besitzen vor Arnold eher alles andere als die größte Hochachtung. Die jahrelange Tätigkeit Arnolds im Koburger Landtag hat immer weiteren Kreisen die Augen darüber geöffnet, daß dieser Mann zu den größten politischen Schaumschlägern, an denen die Freisinnigen gewiß nicht arm sind, unter seinen Gesinnungsgenossen gehört. Welcher bestimmten Richtung Arnold angehört, läßt sich überhaupt nicht sagen. In nationalliberalen Versammlungen kann er für die Größe und den Waffenruhm Deutschlands  , für deren Mehrung nicht genug Gelder hinaus- geworfen werden können, bis zum Ueberfließen sich begeistern, und in Ardcitervcrsammlung redet er dem Arbeiterschutz und allen übrigen Arbeiterforderungen das Wort. So sieht der Mann aus, den sich die Freisinnigen erkürten. Wenn dieser politische Verwandlungskünstler trotzdem erst so spät von seinen Gesinnungsgenossen entdeckt und trotz seiner echt nationalliberalen Wandlussgsfähigkeit von den Liberalen abgelehnt wurde, so hat das seine Gründe, die aber nicht auf politischem Gebiet liegen. Jedenfalls ist es für den Koburger Freisinn un- gemein charakteristisch, daß er auf diesen Kandidaten kommen mußte.-, Der Herr Obergefreite. Vor dem Kriegsgericht des 5. Armeekorps in Posen hatte sich der Obergefreite Max Einfeld vom b. Fußartillerie- Regiment wegen Mißhandlung Untergebener zu verantworten. Als stell- vertretender Korporali'chaftSführer schlug er die ihm unterstellten Rekruten mit der Klopspeitsche; außerdem versetzte er ihnen Faust- hiebe und Fußtritte. Der Angeklagte war bereits am 28. Juli d. I. wegen dieser Vergehen zu IS Tagen Mittelarrest verurteilt worden. Auf die eingelegte Berufung des Gerichtsherrn fand Donnerstag ein neuer Termin statt. Seltsamerweise sagten diesmal die ge- schundenen Mannschaften fast durchweg' zugunsten ihres Peinigers aus, indem sie jetzt die erhaltenen Püffe»nd Schläge als harmloser Natur hinstellten. Trotzdem verurteilte das Gericht den Angellagten wegen Mißhandlung in 36 Fällen wie in der ersten Instanz zu 16 Tagen Mittelarrest. Snglanä. Gewerkschaftliche Beiträge für die Arbeiterpartei. London  , 26. August.(Eig. Ber.) Die Verhandlungen vor den Lordrichtern über die Frage, ob es gesetzlich zulässig ist, die der Arbeiterpartei angeschlossenen Gewerkschaften zu zwingen, Beiträge für politische Zwecke der Partei zu l e i st e n, sind bor drei Wochen zu Ende geführt worden. Allein das Urteil steht noch aus. Die Lordrichter halten die Angelegenheit für so wichtig, daß sie längere Zeit brauchen, zu einem endgültigen Urteile zu gelangen. Der Achtstundentag der Bergleute. London  , 26. August.(Eig. Ber.) Wie man sich erinnert, wurde der Konflikt zwischen den Bergbesitzern und den Bergleuten über die Auslegung des AchtstundengesetzeS durch ein Ueberein- kommen beigelegt, in dem auch folgendes Punkt vorkam:Das Gericht soll darüber entscheiden, ob die vom Gesetze gestatteten 60 Uebcrstundcn so zu verteilen sind, daß regelmäßig an einem Tage der Woche nicht 8, sondern 9 Stunden gearbeitet werden soll." Die Bergleute sind der Ansicht, daß die gestalteten Ueberstunden nicht zur Regel gemacht werden können. Die Angelegenheit wurde kürzlich vor dem Lokalgericht in Rhondda(Südwalcs) gebracht, das zu Ungunsten der Ar- heiter entschieden hat. Wegen Einlegung einer Berufung berät heute der Borstand des Bergarbeiterverbandes in London  . Die Novelle zum irischen Bodcngcsetz. London  , 26. August.(Eig. Ber.) Seit zwei Tagen berät das Unterhaus die Novelle zum irischen Bodcngesetz(1903), um den Auskauf der irischen Grundherren zu beschleunigen. Die Novelle hat folgende Grundzüge: 1. Das Gesetz vom Jahre 1903 ging von dem Gedanken aus, daß 100 Millionen Pfund Sterling genügen würden, den Auskauf zu vollziehen. Inzwischen zeigte es sich, daß nicht 100 Millionen, sondern 180 Millionen nötig sein werden, diesen Zweck zu erreichen. 2. Die Ablösung an die Grundhcrren betrug ursprünglich 12 Millionen Pfund Sterling; jetzt soll sie Millionen betragen. 3. Der Staat soll des Defizit übernehmen, das sich aus den Kursschwankungen der irischen Landpapiere ergibt. Diese Kurs- schwankungen erwiesen sich als ein hemmender Moment im Auskauf. 4. Unter Umständen kann der Auskauf zwangsweise /vollzogen werden. Ktißlanck. Die Auflösung des Hilfsvcreins der russische» Schriftsteller und Gelehrten. Seit 13 Jahren besteht in Rußland   ein HilfsVerein der Schriftsteller und Gelehrten mit dem Hauptsitze in St. Peters- bürg und Filialen in Moskau  , Kiew  , Odessa  , Riga   und andere« Städten des Reiches. Die Mitgliederzahl beziffert sich auf etwa 800. Der Verein verfügt zurzeit über ein Kapital von 300 000 Rubel. Der jährliche Umlauf, d. h. die Gewährung von Unter- stützungsgeldern, Pensionen und Versicherungsprämien, beträgt 45 000' Rubel. Die meisten Mitglieder zahlten viele Jahre hin- durch Beiträge in der Hoffnung, nach ihrem Ableben ihre Familie materiell sichergestellt zu wissen. Jede Tätigkeit des Vereins wird jetzt durch einen Auflösungsbefehl Stolhpins lahmgelegt. Das ministerielle Vorgehen richtet sich in erster Linie gegen die im Jahre 1906 von der Hilfskasse eingesetzte Kommission, die zu Beginn der systematischen Unterdrückung der oppositionellen Presse in einer Mitgliederversammlung des Ver- eins gewählt wurde. Viele Journalisten und Schriftsteller standen damals plötzlich vor dem Nichts. Da entstand der Gedanke, eine geringe Summe des Ueberschusses dafür zu verwenden, solchen Mitgliedern des Vereins und Schriftstellern beizustehen, die der Existenzmittel beraubt worden waren, sei es durch Eingehen der Presse oder dank der administrativen Willkür. Bereits vor einiger Zeit fand auf Veranlassung der Geheimagentur eine Haussuchung beim Sekretär der erwähnten Kommission, Kusnezow, statt. Die Geschäftsbücher des Vereins wurden beschlagnahmt. Darauf er- folgte am 1. August die Anordnung zur Auflösung des Vereins auf Grund des Z 3 der zeitweiligen Verordnungen über Gesellschaften und Vereine. Der Polizeikommissarius, der die Stolypinsche Order dem Vorsitzenden des Vereins, Kusmin Karawajew, aushändigte) hatte vom Staatshauptmann auch zu» gleich die Weisung, alle Geschäftsführung des Vereins sofort ein- zustellen. Auf eine Anfrage über die Gründe der Maßregel, wurde dem Vorsitzenden geantwortet, daß die Auflösung erfolgt ist, da der Kommission die Unterstützung namhafter Revolutionäre, unter anderem des Mörders des Ministers Lypjagin und dessen Mutter, der Revolutionäre Deutsch   und Morosoff, zur Last ge- legt werde. Diese Behauptung beruht auf Informationen der verlogenen russischen Geheimagentur. Angesichts der absolut halt- losen Beschuldigungen glaubte der Vorsitzende des Vereins, die Institution noch retten zu können. Er erklärte dem Gehilfen des Ministers des Innern, die volle gerichtliche Verantwortlichkeit für die Tätigkeit des Vereins zu übernehmen und sandte am folgenden Tage ein umständliches Schreiben an Stolhpin, in dem er die stets öffentlich gewesene Tätigkeit deS Hilfsvereins ein­gehend erörterte und das Gesuch stellte, eine Regierungskommission zur Prüfung seiner Angaben einzusetzen, die Auflösung der Hilss- lasse aber im Interesse der 800 Mitglieder zurückzuziehen. Man versuchte auch durch Vermittelung des Finanzministers Kokowzcw etwas zu erreichen, man lieferte eine.vollständige Liste derer, die von der erwähnten Kommission unter Angabe der zwingenden Bedingungen Unterstützungen erhalten haben. Aber Herr Kokowzew wußte nur sein Bedauern auszudrücken. Die Anordnung zur Auflösung wurde außerhalb des Ministerrates erlassen. Am 16. August erfolgte die ablehnende Antwort Stolypins. 16 von den Mitgliedern, denen der Verein Unterstützungsgelder gewährt hat, find dem Ministerium verdächtig, hauptsächlich der Flucht- ling Witoschewsky. Genosse Witoschewsky war allerdings wegen politischer Dinge verurteilt. Er hatte nämlich eine Strafe von neun Jahren Festungsarbeit in Sibirien   verbüßt. Seit 30 Jahren ist er aber auf literarisch-wissenschaftlichem Gebiete tätig. Nach seiner Rückkehr ins europäische   Rußland   war er Mitarbeiter ver- schiedener legaler Zeitungen, unter anderem auch an der Burzew- schen ZeitschriftBhlve". Als diese Zeitschrift unterdrückt wurde, war Witoschewsky mittellos und suchte als Mitglied des Vereins um Unterstützung nach, die ihm auch gewährt wurde. Aus diesem Anlaß fand zwischen ihm und dem früheren Vorsitzenden deS Vereins, Kolubowsky, ein Briefwechsel statt, der jetzt als besondere Schuld angerechnet wird. Es besteht nur wenig Hoffnung, den Verein zu retten. Die von Stvlypin gestellten Bedingungen, alle die Personen von der Mitgliedschaft auszuschließen, die seit 1906 in den Vorstand ge- wählt wurden, und ebenfalls die Mitglieder, die in außerordcnt- lichen Fällen die Unterstützungen verwaltet haben, sind für den Verein, solange er noch einigermaßen Selbstachtung besitzt, un- annehmbar. Die Bereitwilligkeit des Ministeriums ist eine Fiktion, die nicht danach angetan ist, jemanden zu täuschen; denn die Ausschaltung vollberechtigter Mitglieder ist den Satzungen des Vereins gemäß faktisch unmöglich. Ol'Kei. Der Aufstand i» Albanien  . Uesküb, den 28. August. Entgegen der Ansicht deS Vali Hußni Pascha bewilligte die Regierung nicht, daß das Stand recht in Albanien   verhängt werde, mn den loyalen Albrnicsen entgegenzu­kommen. Die MunitionS  - und Truppentransporte dauern fort und werden von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Ein Statut für Kreta  . Konstantinopel  , 28. August. Wie verlautet, wird Hilmi Pascha einen vom Exgroßwesir Kiainil Pascha verfaßten Entwurf einer Autonomie für Kreta   den Schutzmächten vorlegen.»»» Soldatcn-Menterei. Konstantinopel  , 28. August. In der Modschidije-Kaserne fand eine Meuterei statt, angeblich weil der Korpskommandant den Versuch unternommen hat, die von derReligion verbotene Schirmmütze an Stelle deS Fez einzuführen. Kämpfe unter den mazedonischen Bulgare«. In Saloniki hat dieser Tage ein Kongreß der mazedonischen Vulgaren getagt. Zwei Richtungen traten dabei einander gegenüber, eine gemäßigte, die von dem bekannten ehemaligen Bandensührer Sandansky geführt wird, und eine re- volutionär-sozialistische(?) unter dem Parlamentsmitgliede Wlachow. Es soll eine Einigung beider Gruppen erzielt worden sein. Gleich nach Schluß des Kongresses ist ein Attentat ans Sandansky gemacht worden. Er wurde in der Nacht zum Sonnabend an der Brust verwundet und begab sich selbst in ein Spital. Fünf Bulgaren  , die der Tat verdächtig sind, wurden verhaftet. 6necbciiland. Ein erfolgreiches militärisches Prounnziamcnto. Griechenland   hat am Sonnabend eine kleine, soweit bis jetzt be- kannt geworden ist, unblutige Militärrevolte gehabt, deren Ergebnis der Sturz des Ministeriums Rhallis ist, mit dem besonders das Offizierkorps wegen seiner angeblich schwächlichen Haltung in der Kretafrage mrd Vernachlässigung der militärischen Rüstungen un- zufrieden ist. Die Meldungen lauten: Athen  , 23. August. Einer Abordnung von Armee- und Marineoffiziere», die dem Ministerpräsidenten eine Zusammenstellung von Beschwerden überreichen wollte, wurde von diesem der Empfang verweigert, weil die Abordnung aus bestraften Offizieren bestünde und die Art der beabsichtigten Ueberreichung der Beschwerdeschrift gegen die Vorschriften verstoße. Die Offiziere der Garnison haben sich infolgedessen zusammengetan und wollen, wie es heißt, morgen eine militärische De» m ö n str a t i o n veranstalten. Der Ministerrat ist zusammen- getreten, um über die Lage zu beraten. Athen  , 28. Anglist. Ministerpräsident RhalliS ist zurück- getreten. Die Bildung des neuen Kabinetts soll Micha! iS übertragen sein. Viele Offiziere und Unteroffiziere lagern mit eiuem Teil der Garnison außerhalb der Stadt.