fflt„unvedniIt geVoten, daß bei ctner etwaigen Terschinelzimg dieG�esch lossenheit und Schlagfertigkeit der Frei-sinnigen Volkspartei erhalten" bleibe. Die ForderungSchräders, alle drei Sonderorganisationen aufzulösen undalsdann eine gemeinsame Neubildung vorzunehmen, erscheint demWiemer-Vlatte„höchst unzweckmäßig".Die Freisinnige Volkspartei will also der dominierendeTeil der neuen Partei bleiben. Sie will nicht nur den ansschlag-gebenden Kern der etwaigen neuen Organisation bilden, sondernauch der geeinten Partei den Stempel ihres Wicmer-Mugdan-Kopsch-Geistes ausdrücken, Die„Freis. Ztg." wendet sich nämlich gleich der„Königsberger Hartungschen Ztg." und der„BreSl. Ztg." mit allerEntschiedenheit gegen den badischen Volksparteiler Dr. Ludwig Haas,der gefordert hatte, daß auch innerhalb der künftigen Gesamtparteidafür gekämpft werden müsse. daß eine taktische Ver-ständigung mit der Sozialdemokratie zu suchen sei.Von einem solchen Zusammengehen mit der Sozialdemokratie, voneiner gegenseitigen Unterstützung bei den Wahlen will das Wremer-Blatt absolut nichts wissen. Es schreibt:„Wir... wollen für jetzt nur mit aller Bestimmtheit aussprechen, daß die Freist nnnige Volkspartei ihretaktische Haltung gegenüber der Sozialdemo«kratie nicht ändern wird und iricht ändern kann,so lange die Sozialdemokratische Partei nicht eine gründlicheRevision ihrer sachlichen iln schauungen und ihrerStellung gegenüber dem Liberalismus vollzogen hat."Die Aussichten auf Einigung unter den drei freisinnigenGruppen sind also einstweilen keine allzu günstigen. Sollte aberdoch eine Verschmelzung zustande komnien. so wahrscheinlich aufKosten der links stehenden Elemente des Freisinus. ES dürfte sichauch diesmal zeigen, daß nicht die Potthoff und Schräder, sonderndie Wiemer und Konsorten die Masse der FreisinnSkapitalisten undFreisinnssprecher hinter sich haben. Wer aus ein freisinnig-sozial-demokratisches Zusammengehen hyfft, wird sicherlich eine herbe Eni-täuschung erleben, denn die Bedingung des biederen Freisinns,die.gründliche Revision" der.sachlichen Anschauungen" der Sozial-demokratie, wird niemals in Erfüllung gehen!Wieder Unterschlagungen in einem preußischenStaatsbetriebe.Die Woffendiebstähle in der Königlichen Gewehr-fahrik in Erfurt sind noch nicht vergehen, einige der in densabrik in Erfurt sind noch nicht vergessen; einige der in dennoch hinter den schwedischen Gardinen, und schon jviedcr istein neuer, noch gar nicht zu übersehender großer Skandal zumelden. In der von einem hohen Beamten verwalteten Arbeiter-sparkasse haben sich große Unterschlagungen herausgestellt. Schonöfter war bekannt geworden, daß bei Witwen, die das von ihren-Ehemann gesparte kleine Kapital abheben wollten, die in denKassebüchern ausgezeichneten Beträge nicht mit den Angaben derverstorbenen Männer übereinstimmten, aber immer wurden solchekleinen Differenzen aus der Welt geschafft. Am vergangenenMontag wurden jedoch plötzlich die Sparer von einem Hauptmannzusammengerufen, und dabei stellte sich heraus, daß bedeutendeBeträge unterschlagen worden sind. Ein großer Teil der Spar-einlagen ist nirgends verzeichnet. Der von der Direktion ein-gesetzte Verwalter der Arbeitersparkasse, ein hervorragendesKriegervereinsmitglied, überhaupt ein Musterpatriot erster Klasse,der auch das Amt eines Kirchenkassierers in Hochheim bei Erfurtbekleidete, nahm seinen Hut und drückte sich. Er soll seitdem nichtwieder gesehen worden sein.— Jedenfalls muß die Direktion denArbeitern die fehlenden Beträge ersetzen, denn der Obervcrwaltungs-schreiber Kurt Reinhold war von ihr als Kassierer eingesetztworden, und außerdem hatte die Direktion des Musterbetrieb:?eine RebisionIinstanz bestimmt. Sie hätte eben die Schlampereiennicht einreißen lassen sollen, daß jahrelang die Sparkasse nichtrevidiert wurde.Wie hoch die Unterschlagungen sind, ist noch nicht bekannt ge-worden, aber vermutlich kommt eine ganz beträchtliche Summezusammen, denn bei einzelnen Arbeitern sollen die nicht eingc-tragenen Spargelder mehrere hundert Mark betragen.Die Folgen der Finanz-Mißwirtschast.Der durch die finanzielle Mißwirtschaft der bürgerlichen Parteienherbeigeführte Dalles in den Kassen des Rqichs wie der Einzel-staaten zwingt die Regierungen zum Sparen. Anstatt aber die nn-nützen Ausgaben, besonders die Repräscntationskosten, zu beschränken,sparen sie dnrch Hcrbsetzung der Arbeiterlöhne und durch Arbeiter-entlassungen. Einen neuen Beleg dafür liefert folgender Erlaß derGeneraldirektion der badischen Eisenbahnen:.Die Vereinfachung im Einöahnbetriebe wird eine erheblicheAnzahl von Arbeitern entbehrlich machen. Da Entlassungen nichtvorgenommen werden sollen, haben die überflüssigen Arbeiter eineihnen zugewiesene Arbeitsgelegenheit anzunehmen, auch dann,wenn sich dieselbe außerhalb ihres Wohnortes befindet. Lehnt derArbeiter das ab, so ist er als gekündigt zu betrachten.Invalide Arbeiter, die infolge hohen Alter? oder sonstiger Ge-brechen keine richtige Verwendung finden können, müssen aus-geschieden werden. Sie erhalten mit ihrer Invalidenrenteeine ständige Beihilfe. Auch bei den Beamten ist zu prüfen, obsie— nachdem sie älter als LS Jahre find— noch auf ihremPosten belassen werden können."—Ferner soll in den Eisenbahnlvcrkstätten ein Akkordshstem ein-geführt werden, das den Arbeitern schwere finanzielleNachteile bringt.Der Erlaß ruft in den beteiligten Kreisen große Entrüstungherbor.„Konservative Vornehmheit".Zwischen den Junkerblättern und der Presse der nach„Bildungund Besitz maßgebenden Schichten des deutschen Volkes", das heißtder Nationalliberalen, herrscht zurzeit wegen des Hansabundes bittereFehde, in welchem beide Teile sich mit den schönsten Schimpfereienbedeuten. In einer Replik auf Ausführungen der„Kons. Korr."behauptete jüngst die„Nationallib. Korr.". in der Schätzung derKonservativen bedeute Gewerbe, Handel und Industrie«ein-fach Freiwild". DaS hat die mit äußerlicher Vornehmheitprunkende„Konserv. Korr.". das offizielle Organ derkonservativen Parteileitung, derart aufgebrachs, daßsie sich gegen die.Nationallib. Korresp." folgende Schimpfereileistet:„Die unsäglich gehässige und verlogeneKampfesart nationallibcralcr Zeitimgcu und ganz besondersdes offiziellen Organs der Partei, der„Rationalliberalen Kor-respondenz", ist in letzter Zeit eine derartige geworden, daß siesich kaum noch von derjenigen der sozialdemokratischen Presseunterscheidet. Die Lorbeeren des Herrn Mehring scheinen dennationalliberalcn Generalstab nicht mehr schlafen zu lassen, undman kommt in Versuchung, manche Auslassungen des national-liberalen Parteiblattes nur noch pathologisch zu be-urteilen."Die konservative Presse spielt sich sonst gewöhnlich als Lehr-Meisterin des guten Tones auf. Das obige Beispiel zeigt aber, daßselbst ihre parlamentarischen Größen sich von dein ihnen aus ihrerJugendzeit überlieferten Jargon deS Pferdestalls und der Rekruten-drillplätze nicht zu emanzipieren vermögen.Versammluttgsvövliot in Baden.' 1Der Obcramtmann von Notbcrg verbot eine von der Sozialdemokratie für Sonntag nach Weier einberufene öffentliche Ver-samnflimg, die unter freiem Himmel tagen sollte. Der Gemeinderathatte den Platz zur Verfügung gestellt, der Oberamtmann fandaber, daß das Terrain ungeeignet sei. Vor der Einsührung desneuen VcrcinsgesetzeS kannte man derartige Verbote in Baden nicht.Slns dem Kobnrger Wahlkreis.Man schreibt' uns:Einen„besonders glücklichen Griff" haben die Freisinnigennach ihren Angaben in der„Verl. Univ.-Korresp." und nachihren Zuschriften an das„Berliner Tageblatt" mit dem Puppen-faörikant Arnold aus Neustadt bei Koburg gemacht, den sie alsKandidaten für die bevorstehende ReichstagSersatzwahlaufstellten. Auch soll sich Arnold nicht nur im ganzen Lande,sondern auch bei seinen Gegnern größter Hochachtung erfreuen,so daß schon in der Hauptwahl mit einem Siege des Freisinns zurechnen sei.Zweifellos steht hinter dieser Kandidatenreklame ein ganz ge-rissener Ausschreier, der für jeden Auktionator eine unbezahlbareKraft sein würde. Und es ist daher von allgemeinem Interesse,diese freisinnige Kandidatur und die damit verbundene Anreißereiein wenig zu beleuchten.Vor allen Dingen fällt auf, daß, wenn Arnold ein soglücklicher Kandidat ist, die Freisinnigen nicht gleich auf diesenMann gekommen sind. Arnold lebte doch schon immer in Neustadt.Er war schon tM? dort und auch damals, wie verlautete, zurKandidatur bereit. Aber man nahm ihn nicht. Auch jetzt wolltendie Freisinnigen von diesem glücklichen Griff nichts wissen. Selbstals die Liberalen mit einer besonderen Kandidatur vorgingen, unddie Freisinnigen nun wohl oder übel zu einer eigenen Kandidaten»aufstellung schreiten mußten, da dachte niemand an Arnold, trotz-dem er wiederum zum Kandidieren bereit war. Die frei-sinnige Parteileitung unterhandelte mit anderen Leuten. Als danninzwischen Arnold auf einmal in Neustadt als Kandidat der Frei-sinnigen proklamiert wurde, erklärten die Freisinnigen in Koburg,also die Parteileitung, daß sie mit dieser Proklamationnichts zu tun hätten. Und in der Tat wurden auch danachdie Verhandlungen mit einem anderen freisinnigen Landtags-abgeordneten wegen Uebernahme der Kandidatur fortgesetzt. Erstdann, als dieser die Kandidatur ablehnte, Arnold aber zähean seiner Proklamation festhielt, und der Rektor Kopsch aus Berlingekommen war, kamen die Freisinnigen zu dem„glücklichen Griff",über den sie anscheinend jetzt so unbändig froh sind.Die„größte Hochachtung", die Arnold bei den politischenGegnern genießen soll, besteht nun darin, daß die Nationalliberalenerst kürzlich Arnold in sehr bissigem und nichtachtendcm Tone seineBittgängerei bei Zentrumsabgcordnetcn vorgeworfen hatten, undin Arnold den allerungeeignetsten Mann für eine gemeinsameliberale Kandidatur erblickten. Und unsere Parteigenossen? Diebesitzen vor Arnold eher alles andere als die größteHochachtung. Die jahrelange Tätigkeit Arnolds im KoburgerLandtag hat immer weiteren Kreisen die Augen darüber geöffnet,daß dieser Mann zu den größten politischen Schaumschlägern,an denen die Freisinnigen gewiß nicht arm sind, unter seinenGesinnungsgenossen gehört. Welcher bestimmten Richtung Arnoldangehört, läßt sich überhaupt nicht sagen. In nationalliberalenVersammlungen kann er für die Größe und den WaffenruhmDeutschlands, für deren Mehrung nicht genug Gelder hinaus-geworfen werden können, bis zum Ueberfließen sich begeistern, undin Ardcitervcrsammlung redet er dem Arbeiterschutz und allenübrigen Arbeiterforderungen das Wort.So sieht der Mann aus, den sich die Freisinnigen erkürten.Wenn dieser politische Verwandlungskünstler trotzdem erst so spätvon seinen Gesinnungsgenossen entdeckt und trotz seiner echtnationalliberalen Wandlussgsfähigkeit von den Liberalen abgelehntwurde, so hat das seine Gründe, die aber nicht auf politischemGebiet liegen. Jedenfalls ist es für den Koburger Freisinn un-gemein charakteristisch, daß er auf diesen Kandidaten kommenmußte.-,Der Herr Obergefreite.Vor dem Kriegsgericht des 5. Armeekorps in Posen hatte sichder Obergefreite Max Einfeld vom b. Fußartillerie- Regimentwegen Mißhandlung Untergebener zu verantworten. Als stell-vertretender Korporali'chaftSführer schlug er die ihm unterstelltenRekruten mit der Klopspeitsche; außerdem versetzte er ihnen Faust-hiebe und Fußtritte. Der Angeklagte war bereits am 28. Juli d. I.wegen dieser Vergehen zu IS Tagen Mittelarrest verurteilt worden.Auf die eingelegte Berufung des Gerichtsherrn fand Donnerstagein neuer Termin statt. Seltsamerweise sagten diesmal die ge-schundenen Mannschaften fast durchweg' zugunsten ihres Peinigersaus, indem sie jetzt die erhaltenen Püffe»nd Schläge als harmloserNatur hinstellten. Trotzdem verurteilte das Gericht den Angellagtenwegen Mißhandlung in 36 Fällen wie in der ersten Instanz zu16 Tagen Mittelarrest.Snglanä.Gewerkschaftliche Beiträge für die Arbeiterpartei.London, 26. August.(Eig. Ber.) Die Verhandlungen vorden Lordrichtern über die Frage, ob es gesetzlich zulässig ist, dieder Arbeiterpartei angeschlossenen Gewerkschaften zu zwingen,Beiträge für politische Zwecke der Partei zul e i st e n, sind bor drei Wochen zu Ende geführt worden. Alleindas Urteil steht noch aus. Die Lordrichter halten dieAngelegenheit für so wichtig, daß sie längere Zeit brauchen, zueinem endgültigen Urteile zu gelangen.Der Achtstundentag der Bergleute.London, 26. August.(Eig. Ber.) Wie man sich erinnert,wurde der Konflikt zwischen den Bergbesitzern und den Bergleutenüber die Auslegung des AchtstundengesetzeS durch ein Ueberein-kommen beigelegt, in dem auch folgendes Punkt vorkam:„DasGericht soll darüber entscheiden, ob die vom Gesetze gestatteten60 Uebcrstundcn so zu verteilen sind, daß regelmäßig an einemTage der Woche nicht 8, sondern 9 Stunden gearbeitet werden soll."Die Bergleute sind der Ansicht, daß die gestalteten Ueberstundennicht zur Regel gemacht werden können.Die Angelegenheit wurde kürzlich vor dem Lokalgericht inRhondda(Südwalcs) gebracht, das zu Ungunsten der Ar-heiter entschieden hat.Wegen Einlegung einer Berufung berät heute der Borstanddes Bergarbeiterverbandes in London.Die Novelle zum irischen Bodcngcsetz.London, 26. August.(Eig. Ber.) Seit zwei Tagen berät dasUnterhaus die Novelle zum irischen Bodcngesetz(1903), um denAuskauf der irischen Grundherren zu beschleunigen. Die Novellehat folgende Grundzüge:1. Das Gesetz vom Jahre 1903 ging von dem Gedanken aus,daß 100 Millionen Pfund Sterling genügen würden, den Auskaufzu vollziehen. Inzwischen zeigte es sich, daß nicht 100 Millionen,sondern 180 Millionen nötig sein werden, diesen Zweck zu erreichen.2. Die Ablösung an die Grundhcrren betrug ursprünglich12 Millionen Pfund Sterling; jetzt soll sie 1ö Millionen betragen.3. Der Staat soll des Defizit übernehmen, das sich aus denKursschwankungen der irischen Landpapiere ergibt. Diese Kurs-schwankungen erwiesen sich als ein hemmender Moment imAuskauf.4. Unter Umständen kann der Auskauf zwangsweise/vollzogen werden.Ktißlanck.Die Auflösung des Hilfsvcreins der russische» Schriftsteller undGelehrten.Seit 13 Jahren besteht in Rußland ein HilfsVerein derSchriftsteller und Gelehrten mit dem Hauptsitze in St. Peters-bürg und Filialen in Moskau, Kiew, Odessa, Riga und andere«Städten des Reiches. Die Mitgliederzahl beziffert sich auf etwa800. Der Verein verfügt zurzeit über ein Kapital von 300 000Rubel. Der jährliche Umlauf, d. h. die Gewährung von Unter-stützungsgeldern, Pensionen und Versicherungsprämien, beträgt45 000' Rubel. Die meisten Mitglieder zahlten viele Jahre hin-durch Beiträge in der Hoffnung, nach ihrem Ableben ihre Familiemateriell sichergestellt zu wissen. Jede Tätigkeit des Vereinswird jetzt durch einen Auflösungsbefehl Stolhpinslahmgelegt. Das ministerielle Vorgehen richtet sich in ersterLinie gegen die im Jahre 1906 von der Hilfskasse eingesetzteKommission, die zu Beginn der systematischen Unterdrückung deroppositionellen Presse in einer Mitgliederversammlung des Ver-eins gewählt wurde. Viele Journalisten und Schriftsteller standendamals plötzlich vor dem Nichts. Da entstand der Gedanke, einegeringe Summe des Ueberschusses dafür zu verwenden, solchenMitgliedern des Vereins und Schriftstellern beizustehen, die derExistenzmittel beraubt worden waren, sei es durch Eingehen derPresse oder dank der administrativen Willkür. Bereits vor einigerZeit fand auf Veranlassung der Geheimagentur eine Haussuchungbeim Sekretär der erwähnten Kommission, Kusnezow, statt. DieGeschäftsbücher des Vereins wurden beschlagnahmt. Darauf er-folgte am 1. August die Anordnung zur Auflösung des Vereinsauf Grund des Z 3 der zeitweiligen Verordnungen überGesellschaften und Vereine. Der Polizeikommissarius, der dieStolypinsche Order dem Vorsitzenden des Vereins, KusminKarawajew, aushändigte) hatte vom Staatshauptmann auch zu»gleich die Weisung, alle Geschäftsführung des Vereins sofort ein-zustellen. Auf eine Anfrage über die Gründe der Maßregel,wurde dem Vorsitzenden geantwortet, daß die Auflösung erfolgtist, da der Kommission die Unterstützung namhafter Revolutionäre,unter anderem des Mörders des Ministers Lypjagin und dessenMutter, der Revolutionäre Deutsch und Morosoff, zur Last ge-legt werde. Diese Behauptung beruht auf Informationen derverlogenen russischen Geheimagentur. Angesichts der absolut halt-losen Beschuldigungen glaubte der Vorsitzende des Vereins, dieInstitution noch retten zu können. Er erklärte dem Gehilfendes Ministers des Innern, die volle gerichtliche Verantwortlichkeitfür die Tätigkeit des Vereins zu übernehmen und sandte amfolgenden Tage ein umständliches Schreiben an Stolhpin, in demer die stets öffentlich gewesene Tätigkeit deS Hilfsvereins eingehend erörterte und das Gesuch stellte, eine Regierungskommissionzur Prüfung seiner Angaben einzusetzen, die Auflösung der Hilss-lasse aber im Interesse der 800 Mitglieder zurückzuziehen. Manversuchte auch durch Vermittelung des Finanzministers Kokowzcwetwas zu erreichen, man lieferte eine.vollständige Liste derer, dievon der erwähnten Kommission unter Angabe der zwingendenBedingungen Unterstützungen erhalten haben. Aber Herr Kokowzewwußte nur sein Bedauern auszudrücken. Die Anordnung zurAuflösung wurde außerhalb des Ministerrates erlassen. Am16. August erfolgte die ablehnende Antwort Stolypins. 16 vonden Mitgliedern, denen der Verein Unterstützungsgelder gewährthat, find dem Ministerium verdächtig, hauptsächlich der Flucht-ling Witoschewsky. Genosse Witoschewsky war allerdings wegenpolitischer Dinge verurteilt. Er hatte nämlich eine Strafe vonneun Jahren Festungsarbeit in Sibirien verbüßt. Seit 30 Jahrenist er aber auf literarisch-wissenschaftlichem Gebiete tätig. Nachseiner Rückkehr ins europäische Rußland war er Mitarbeiter ver-schiedener legaler Zeitungen, unter anderem auch an der Burzew-schen Zeitschrift„Bhlve". Als diese Zeitschrift unterdrückt wurde,war Witoschewsky mittellos und suchte als Mitglied des Vereinsum Unterstützung nach, die ihm auch gewährt wurde. Aus diesemAnlaß fand zwischen ihm und dem früheren Vorsitzenden deSVereins, Kolubowsky, ein Briefwechsel statt, der jetzt als besondereSchuld angerechnet wird.Es besteht nur wenig Hoffnung, den Verein zu retten. Dievon Stvlypin gestellten Bedingungen, alle die Personen von derMitgliedschaft auszuschließen, die seit 1906 in den Vorstand ge-wählt wurden, und ebenfalls die Mitglieder, die in außerordcnt-lichen Fällen die Unterstützungen verwaltet haben, sind für denVerein, solange er noch einigermaßen Selbstachtung besitzt, un-annehmbar. Die Bereitwilligkeit des Ministeriums ist eineFiktion, die nicht danach angetan ist, jemanden zu täuschen; denndie Ausschaltung vollberechtigter Mitglieder ist den Satzungendes Vereins gemäß faktisch unmöglich.Ol'Kei.Der Aufstand i» Albanien.Uesküb, den 28. August. Entgegen der Ansicht deS Vali HußniPascha bewilligte die Regierung nicht, daß das Stand recht inAlbanien verhängt werde, mn den loyalen Albrnicsen entgegenzukommen. Die MunitionS- und Truppentransporte dauern fort undwerden von der Bevölkerung lebhaft begrüßt.—Ein Statut für Kreta.Konstantinopel, 28. August. Wie verlautet, wird Hilmi Paschaeinen vom Exgroßwesir Kiainil Pascha verfaßten Entwurf einerAutonomie für Kreta den Schutzmächten vorlegen.»»»Soldatcn-Menterei.Konstantinopel, 28. August. In der Modschidije-Kaserne fandeine Meuterei statt, angeblich weil der Korpskommandant denVersuch unternommen hat, die von derReligion verboteneSchirmmütze an Stelle deS Fez einzuführen.Kämpfe unter den mazedonischen Bulgare«.In Saloniki hat dieser Tage ein Kongreß dermazedonischen Vulgaren getagt. Zwei Richtungen tratendabei einander gegenüber, eine gemäßigte, die von dem bekanntenehemaligen Bandensührer Sandansky geführt wird, und eine re-volutionär-sozialistische(?) unter dem Parlamentsmitgliede Wlachow.Es soll eine Einigung beider Gruppen erzielt worden sein.Gleich nach Schluß des Kongresses ist ein Attentat ansSandansky gemacht worden. Er wurde in der Nacht zumSonnabend an der Brust verwundet und begab sich selbstin ein Spital. Fünf Bulgaren, die der Tat verdächtigsind, wurden verhaftet.6necbciiland.Ein erfolgreiches militärisches Prounnziamcnto.Griechenland hat am Sonnabend eine kleine, soweit bis jetzt be-kannt geworden ist, unblutige Militärrevolte gehabt, deren Ergebnisder Sturz des Ministeriums Rhallis ist, mit dem besonders dasOffizierkorps wegen seiner angeblich schwächlichen Haltung in derKretafrage mrd Vernachlässigung der militärischen Rüstungen un-zufrieden ist. Die Meldungen lauten:Athen, 23. August. Einer Abordnung von Armee-und Marineoffiziere», die dem Ministerpräsidenten eineZusammenstellung von Beschwerden überreichen wollte, wurde vondiesem der Empfang verweigert, weil die Abordnung aus bestraftenOffizieren bestünde und die Art der beabsichtigten Ueberreichung derBeschwerdeschrift gegen die Vorschriften verstoße. Die Offiziereder Garnison haben sich infolgedessen zusammengetanund wollen, wie es heißt, morgen eine militärische De»m ö n str a t i o n veranstalten. Der Ministerrat ist zusammen-getreten, um über die Lage zu beraten.Athen, 28. Anglist. Ministerpräsident RhalliS ist zurück-getreten. Die Bildung des neuen Kabinetts soll Micha! iSübertragen sein. Viele Offiziere und Unteroffizierelagern mit eiuem Teil der Garnison außerhalbder Stadt.