derordmmg nach ihrem Wortlaut auf die Luftschiffehrt am Sonntag einwenden. Von dem Verbot„öffentlich bemerkbarer Arbeit' ist in § 4 der erwähnten Polizeiverordnung zwar der„Eisenbahnverkehr, der Personclischiffabrtsverkehr, dnS Lohnfuhrwesen, der Gewerbebetrieb der Kahnverleiher, Gondelsührer und Fahrradverleiherinstitute', nicht aber der Lufschiffverkehr ausgenommen. Hätte Zeppelin das Pech, am Sonntag auf preußischem Gebiet zu fahren oder zu landen, so würde ihn also die Strafjustiz wegen„öffentlich bemerkbarer Arbeit' verfolgen können, wenn die berühmten Verfrommungs- ordnungen zu Recht bestünden. Bekanntlich setzte der Kammer- gerichtsrat Havenstein es durch, daß der Strafsenat des Kammer- gerichts die Ungültigkeit dieser Polizeiverordnungen aussprach. Darauf wurde zum Beweise des Märchens von richterlicher Un- abhängigkeit dieser verständige Richter gegen seinen Willen an einen Zivilsenat versetzt und dann beurlaubt. Seitdem hält das Kammer- gericht die angeführten Polizeiverordnungen für gültig. Wird nun Anklage gegen Zeppelin erhoben werden oder sind die matzgebenden Behörden nun selbst zu der Einsicht gelangt, daß die für Preutzcn erlassenen Polizeiverordnnngen, die die Luftschiffahrt am Sonntag Verbieten, verfassungswidrig sind? cehrlinge, lagendlkbe Arbeiter und Arbeiterinnen! Lenoiien und Genoffinnen! Der Kampf um die Jugend ist auf allen Seiten entbrannt. Kaum hat die proletarische Jugendbewegung sich bemerkbar gemacht. so beginnen auch schon die Gegner der modernen Arbeiterbewegung, ihre Fangarme nach unseren Jugendlichen auszustrecken. Es gilt deshalb, auf dem Posten zu sein und unsere jungen Freunde vor unseren— ihren Feinden zu schützen. Die bürgerliche Jugendbewegung verfügt über reichere Mittel und die Behörden stehen schützend und fördernd hinter ihr. Wir haben Vernunft und Recht auf unserer Seite und gegen uns den gesamten Behördenapparat. Bei unseren Sommcrausflügen war die ganze Gendarmerie auf den Beinen und mit aller Macht suchte man unsere Reihen ins Wanken zu bringen. Aber unsere junge Garde hielt sich tapfer, und sie wird ihre Tüchtigkeit und ihren Eifer auch im Winter beweisen, wenn der Jugendausschutz sie zu ernster, stiller Arbeit aufruft, um Bildung und Wissen der Arbeiterjugend zu heben. Am S. September beginnen wir unsere Wintertätigkeit mit einer grossen Versammlung im Gewerkschaftshause abends 7 Uhr, in welcher Schriftsteller Heinrich Schulz einen Vortrag halten wird. Thema: Jugendideale. An den folgenden Sonntagen sprechen: R. Wissell: 12. September, Arminhallen:) EntwickelungS- tendenzen der modernen Technik. K. Liebknecht : LS. September, Drachenburg : Die beutsche Jugend in den Befreiungskriegen. R. Laube-Leipzig: 3. Oktober, Borussiasäle: Deutschlands Städte und Gaue. (Lichtbildervortrag.) Luise Zieh: 1». Oktober, Prachtsäle: Festrede.'(Jugendfeier.) S. Katzenstein: 17. Oktober, Feuersteins Festsäle: Jugend und Alkoholfrage. Dr. Wehl: 31. Oktober. Arminhallen: Die Kunst, das Leben zu verlängern. H. Ströbel: 7. November. Prachtsäle: Festrede.'(Schillerfeier.) Weitere Sonntagsvorträge haben zugesagt: Ida Altmann , I. Borchardt,. Dr. Frank. Göhre, Grunwald, R. Schmidt, Wally Zepler. An diesen Sonntagabenden soll nach den Vorträgen auch Ge- selligjkeit und Unterhaltung gepflegt werden. Auherdem lverden an Wochenabenden LortragSkurse der- anstaltet, und zwar über NationalSkonomie(1 Kurs für Vor- geschrittene, 2 Kurse für Anfänger), soziale Bewegung, Geschichte, Naturwissenschaft, Technik und Literatur. Referenten: Graf, Grunwald, Schenk, H. Schulz, Schumann, Woldt, Wally Zepler. Diese Kurse■ beginnen End« September. Die Teilnehmer wollen sich baldigst schriftlich bei W. Schenk. Werneuchener Strasse 13, melden, unter Angabe des Namens, der Adresse und des Kurses, dem sie beiwohnen wollen. Der Jugendausschuss plant ferner MuseumSbcsuche unter sachkundiger Leitung. Jede dieser Veranstaltungen wird noch im.Vorwärts' de- sonders bekannt gemacht. Lebrlinoe, jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen! Wir rechnen auf Euch! Erscheint zahlreich zu unseren Veranstaltungen! Lest aber auch Eure Zeitung! Abonniert auf die«Arbeiter- Jugend"! Parteigenossen und Genossinnen! Zeigt auch Ihr, dass Ihr erkannt habt, wie wichtig eS ist, der Jugend möglichst früh die Augen zu öffnen! Sorgt zu Hause und in der Werkstatt dafür, dass die schulentlassenen Jugendlichen zu unS kommen. Bestellt für Eure Kinder die„Arbeiter-Jugcnd"! Der JugenbauSschuh für Groß-Berli«. I. A.: K. Rosen feld. Partei- HngeUgenbciten. Zur Lokalliste. Auf wiederholte Anfragen teilen wir mit, dass un« in Neu-Zittau . T.-B., folgende Lokale zur Verfügung stehen: „Hubertushof". Jnh. Wilhelm Bauer. Gosener Strasse IS, unb�„FriedrichShof". Jnh. Frenk, Kolonie Burig. Auf Wunsch der Parteigenossen Maricndorfs ersuchen wir noch- mals, die dortigen Lokale:„Grass l's G e s e l l s ch a f t s h a u s"> Chaussecftratze 305. und„F e l d s ch l ö ss ch e n". Jnh. Zierock, Kur- fürstcnstrasse 44, meiden zu wollen. Wird diesem Wunsche allseitig Rechnung getragen wie bisher, so ist es möglich, den dortigen Lokal. kämpf in absehbarer Zeit zu einem fiir die Arbeiterschaft befriedi- genden Abschluß zu bringen. Die Lokalkommission. 2. Wahlkreis. Am n ä ch st e n S o n n t a g. v. September. findet in den Gesamträumen der Berliner Bockbrauerei, Tempel- hofer Berg, unser beliebtes Volksfest statt. Es wirken mit: Berliner Sinfonie-Orchester(Maximilian Fischer). Gesangverein„Kreuz. berger Harmonie"(Chormelster Botho Frank), Mitglieder des Turn» Vereins„Fichte" usw. Näheres siehe heute im Inserat. Das Komitee. Schöneberg . Die Versammlung des sozialdemokratischen Wahl- Vereins findet am Dienstag, 31. August, abends 8 Uhr, in den „Neuen Rathaussälen", Meininger Strasse 8, statt. Die Tage«. ordnung lautet: 1. Vortrag des Genossen F. Kunert über: Die Stellungnahme der Sozia löemokratie zum Staat.zurSchule und zur Religion. 2. VereinSange- legenheiten. Zur Debatte steht der Antrag: Erhebung eines Beitrags zur Zahlung der Saalmiete. 3. Ver- fchiedeneS. Der wichtigen Tagesordnung wegen muß jeder er- scheinen. Der Vorstand. Wilmersdorf . Die für Dienstag, den 31. August, fällige mouatliche Mitgliederversammlung findet umständehalber erst am Freitag, den 3. September, statt. Da in derselben Genosse Dr. KurtRosenfeld über Jugenderziehung referieren wird, erwarten wir vollzähligen Besuch der Genossen nebst Frauen. Der Borstand. Friedenau . Heute Sonntag gemeinsamer Besuch der Trep- tow-Sternwarte. Tresfpunkt pünktlich 3 Uhr an der Kaisereiche. Zahlreiche Beteiligung, auch der Frauen, er- wartet Der Vorstand. Steglitz.„Unsere Taktik" lautet der Vortrag in der am Dienstag, 31. August, abends 8)4 Uhr, bei Schellhase, Ahornstr. lös. stattfindenden Versammlung des WahlvcreinS. Ausserdem werden die Berichte der Generalversammlung des Kreises und von Gross- Berlin gegeben. Desgleichen wird der Bildungsausschuss über seine Tätigkeit Bericht erstatten. Der Vorstand. Groh-Lichterfclde. Am Dienstag, 31. August, abends 8 Uhr, findet in Wahrendorfs Gesellschaftshaus, Backe- st r a ss e 22, eine Volksversammlung statt, in der Genosse Eduard Bernstein über:„Religion, Christentum und Staatskirche" sprechen wird. Die Vorstände der Kirchenbehörde und die Orts- geistlichkeit sind brieflich eingeladen. Die Genossen und Genossinnen werden ersucht, für zahlreichen Besuch der Versammlung eifrig zu agitieren. Trcptow-Baumschulenweg. In der am Dienstag, 31. August, in der„Radrennbahn" stattfindenden Vereinsversammlung spricht Genosse Wissell über:„Patriotismus und Jnter- n a t i o n a l i t ä t". Des weiteren Berichte über die Kreisgeneral- Versammlung und Generalversammlung Gross-Berlim— Vereins- angelegenheiten und Verschiedenes. Der Vorstand. Biesdorf . Dienstag. 31. August, abends 8)4 Uhr. Zahlabend bei Gustav Berlin, Marzahner Strasse. Die Bezirksleitung. Reinicke»dorf-Ost. Die bedeutend erweiterte und neu reno- vierte Bibliothek des Wahlvereins ist von heute ab wieder an jedem Sonntagvormittag von 10—11 Uhr geöffnet. Dieselbe befindet sich im Restaurant Brückner, Provinz st ratze 92. Ecke H e r b st st r a sse. Die Bezirksleitung. Rieder-Schönhausen-Nordend. Am Dienstag, 31. August, abends 8)4 Uhr, findet in Stephans„Lindengarten", Lindenstratze 43. die Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1.„Der Raubzug auf die Taschen des Volkes". Referentin: Frau Ihrer. 2. Neuwahl des zweiten Bezirksleiters. 3. Vereinsangelcgen- heiten. 4. Verschiedenes. Die Parteigenossen werden ersucht, zu dieser Versammlung ihre Frauen mitzubringen. _ Die Bezirksleitung. Berliner JVacbricbten» Die verlassene Kirche. ES ist noch gar nicht so lange her. dass die..Vossische Zeitung' ein Blatt, das in kirchlichen wie in politischen Fragen die„Fahne des Liberalismus" hochhält— über die Agitation zum Austritt aus der Kirche spöttelte und ihr ein Minimum an Erfolg prophezeien zu sollen glaubte. Das war vor zwei oder drei Jahren; inztoischen aber hat man auch in liberal-kirchlichen Kreisen all- mählich begriffen, dass die Austrittsbewegung eine verdammt ernste Sache(st. In den orthodox-kirchlichen Kreisen war das von pfiffigeren Leuten schon viel früher erkannt worden; viel früher schon hatte dort die Sorge sich geregt, dass die Kirche, wenn das werktätige Volk immer mehr sich von ihr lossage, nur zu bald am Ende ihrer Macht stehen werde. Ein Notschrei, der von dieser Seite her kommt, geht jetzt wieder durch die orthodox-kirchlich gesinnte Presse Berlins . Da wird aus den amtlichen Berichten über die Kirchenaustritte mitgeteilt, mit welchem Ergebnis das Jahr 1903 abgeschlossen hat. Die Zusammen- stcllung ist lückenhaft, aber sie genügt auch so, die Not der Kirche zu beleuchten. Aus dem Gebiet der Synode Berlin I (hauptsächlich Zentrum, Nordosten, Osten) wird gemeldet, dass Ende des Jahres 1903„die Fluten der Austritts- bewegung sich plötzlich getürmt' haben. Zahlen er- fahren wir nicht. Den Gemeinden der Synode Berlin II(Haupt- sächlich Norden und Nordwesten), hat das Jahr 1903 2095 Austritte gebracht, während aus 1907 nur 703 bekannt geworden waren. Für die Synode Berlin III(Teile des Zentrums und des Nordens) fehlen wieder bestimmte Zahlen, doch wird mitgeteilt, dass hier„die Bewegung im letzten Jahr eine bisher unerreichte Höhe aufwies". Im'Gebiet der Synode Berlin-Kölln-Stadt(hauptsächlich Südosten und Süden) haben im letzten Jahre die Austritte„in auffallender Wesse zu, genommen", bis auf 2766. Angaben darüber, wie viele es in 1907 waren, werden nicht gemacht. Der Synodalbezirk Friedrichs- Werder l(hauptsächlich der„vornehme" Westen) ist«Verhältnis- mäßig am wenigsten betroffen, da hier die unteren sozialen Schichten der Arbeiter, auf die sich in der Hauptsache doch die Bewegung erstreckt— so steht es zu lesen in dem erwähnten Notschreiartikel—, nicht in dem Masse vorhanden sind, wie anderswo". DaS läßt sich denken. Wie viele aber selbst dort noch von ber Kirche sich abgewendet haben, erfährt man leider nicht. Aus Synode Friedrichswevder II(Teile des Westens und Nordwestens) werden 1S30 Austritte gemeldet, ohne daß aus dem Vorjahr eine Zahl hinzugefügt wird. In ein- zelnen Berichten über das Austrittsergebnis der Synodalbczirke wird der fragwürdige Trost gespendet, daß viele Austritte eigent- lich nur Uebertritte in Sekten gewesen seien. Andere Berichte stellen rückhaltlos fest, dass die Austritte eine völlige Los- lösung von der Kirche bedeuteten, und schelten auf die Sozialdemokratie. Lassen wir die Pastoren schelten— und sorgen wir dafür, dass sie Grund haben, noch kräftiger zu schimpfen über das Ergebnis von 1909. Wir dürfen'? ihnen nicht übelnehmen, denn ihre Lage ist in dieser Zeit der Not wirklich nicht beneidenswert. Was sollen sie anfangen, wenn das arbeitende Volk sich von ihnen lossagt, sich lossagt bis auf den letzten Mann und die letzte Frau! Sollen sie sich damit trösten, daß wenigstens die besitzende Klasse ihnen treu bleibt? Die besitzende Klasse sieht in der Kirche, der sie ihre Steuern hingibt, nur ein Bollwerk gegen die Arbeiterklasse, und sie erwartet von dem Pastor die übliche Predigt über Genügsamkeit auf Erden und Freuden im Himmel. Was kann den Besitzenden die Kirche noch wert sein, wenn das Volk dem Pastor den Rücken zeigt?_ Ein Verkehrshindernis war seit Jahren der Exerzierplatz zur Einsamen Pappel, der bekanntlich ein mächtiges, von der Ebers- walder. Schwedter , Gaudystratze und Schönhauser Allee begrenztes Quadrat bildet. Früher wurde jede dort unbefugt angetroffene Privatperson festgestellt und bestrast. Um das Betreten zu ver- hindern, tvaren sogar jahrelang die menschenfreundlichen Schilder: „Achtung, Fußangeln!" angebracht. Das Publikum erzwang sich schliesslich den Durchgang, indem es ein Stück von dem umgebenden Lattenzaun nach dem anderen verschwinden lich. Seitdem wurde das Betreten des Exerzierplatzes ohne auSgcsprochcpe Erlaubnis stillschweigend gestattet. Kürzlich hat man, wie wir schon bc- richteten, auf drei Seiten den Zaun gänzlich beseitigt, damit nicht auch die letzten Reste dem Profit des Fiskus entgehen. Nur an der Schönhauser Allee steht noch der mit Stacheldraht geschützte Zaun und darüber an Bäumen die Warnung:„Das unbefugte Betreten des Exerzierplatzes wird mit Strafe bedroht". Gerade an dieser Stelle wird der Zaun am meisten als Verkehrshindernis empfunden. Es sollte daher, wenn man nicht auch hier die Hätz- lichen, das ganze Strassenbild verschandelnden Latten mit den dicken Schmutzbergcn dahinter beseitigen will, mindestens dafür ge» sorgt werden, dass die im Zaun vorhandene große Pforte am Tage geöffnet bleibt. Der Abbruch des Zauns auf drei Seiten und die praktische Aufhebung des Betretungsverbots haben sich übrigens durchaus bewährt. Der hölzerne Zopf hätte also schon längst durchschnitten werden können. Da? zweite Opfer der Grünauer BoatSkatastrophe, die 17jährige Frida Feld aus der Allensteincr Strasse 10, wurde gestern nachmittag in Grünau nahe der Werft, in der das Verhängnis- volle Sportboot untergebracht war, angeschwemmt. Die Gerichts- kommission begab sich noch im Laufe deS Nachmittags nach dem Fundort, um dort die nötigen Feststellungen zu machen. Von dort wurde die Leiche nach der Cöpenicker Fricdhofshalle übergeführt. Der wegen fahrlässiger Tötung verhaftete Kaufmann Fritz Mannheim ist gestern dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Nach Aufnahme des Tatbestandes ordnete der Untersuchungsrichter die Freilassung des Verhafteten an. Die Freie Volksbühne beginnt ihr 20. Spieljahr heute mit zwei Aufführungen: für die erste Abteilung im Neuen Schau- spielhause und für die sechste Abteilung im Lessing- Theater. Aufgeführt wird Hebbels Tragödie:„Gyges und sein Ring' mit Rudolf Christians und Gertrud Arnold in den Hauptrollen, und Hauptmanns:„Hannele's Himmelfahrt' mit Irene Triesch , Emanuel Reicher , Ida Orloff , Ida Wü't und Kurt Stieler ingänzlich neuer Ausstattung und sorgfältiger Inszenierung. Die alten Mitgliedskarten müssen noch heute aus den Zahlstellen abgeholt werden. Neue Mitglieder können sich noch in allen Zahlstellen melden. Ein aufregender Vorgang spielte sich vorgestern abend in der Rathcnolver Strasse 44 ab. Dort versuchte sich eine Frau Chapsky das Leben zu nehmen. Sie begoß ihre Kleidung mit Spiritus und zündete diesen dann an. Hilferufend stürzte sie dann auf die Treppe, das von zahlreichen Mietern bewohnre HauS alarmierend. Polizei und Feuerwehr wurden benachrichtigt. Bevor diese er- schienen, waren die Flammen gelöscht. Die schwer verletzte Frau wurde von der Polizei nach dem Krankenhause Moabit gebracht, wo sie gleich Hilfe fand. Die Brandwunden sind leider so schwer, dass man ernste Befürchtungen hegt, die Aermste wieder herstellen zu können. Großfeuer kam in der Nacht zum Sonnabend in Weitzensee unmittelbar an der Wcichbildgrenze von Berlin , in der Goethe- strasse 14. aus noch nicht ermittelter Ursache zum Ausbruch und verursachte enormen Schaden. Uns wird darüber berichtet: Nach Mitternacht bemerkte der Wächter N. Flammen und Qualm aus dem grossen Fabrikgebäude der Firma M. Jaede dringen. Als die Weitzerseer freiwillige Feuerwehr an der Brandstelle ankam, stand das Fabrikgebäude für Küchcnmöbel schon in allen Stock- werken in Flammen. Diese hatten an den grossen Holzvorräten, fertigen Möbeln, der Einrichtung reiche Nahrung gefunden. Ob- gleich bald mit sechs Schlauchleitungen Wasser gegeben wurde, ging das Feuer nicht zurück. Es wurde deshalb die Berliner Feuer- wehr um Hilfe ersucht. Diese erschien unter Leitung des Brand- meisters Maeder. Vier L-Rohre von Tampffpritzen wurden vor. genommen und damit wirksam gelöscht. Nach etwa zweistündiger angestrengter Tätigkeit war die Macht deS FeuerS gebrochen; die Berliner Feuerwehr konnte daher wieder abrücken. Die Weissen - scer Feuerwehr hatte dann noch bis gestern vormittag zu tun. Der Schaden soll durch Versicherung gedeckt sein. Das Fabrik- gcbäude ist fast total ausgebrannt. Tödlich verletzt wurde von einer Kraftdroschke die 4b Fahre alte Rentnerin Helene Franke aus der Brunnenstr. 46. In dieser Strasse wollte sie gestern mittag vor Nummer 142 den Fahrdamm überschreiten, als sie von einer dahersausenden Kraftdroschke umge- stoßen wurde. Sie fiel so unglücklich, dass sie eine Gchirnerschütte- rung davontrug und im Lazaruskrankenhause, wohin man sie be- wusstloS brachte, bald nach der Aufnahme starb. Beim Spielen ertrunken ist vorgestern nachmittag um 4 Uhr der 11jährige Sohn Martin der Arbeiter Schatteschen Eheleute aus der Cöpenicker Strasse 175. An der Psuhlstrasse kletterte er durch das hölzerne Gitter der Uferböschung hindurch und fiel in die Spree. Auf das Geschrei der Spielgenossen eilte ein Arbeiter Gollmann hinzu. Es gelang ihm zwar, den aus dem Wasser wieder auftauchenden Knaben mit Hilfe einer Stange herauszuholen, doch war der Tod bereits eingetreten. Wohnungsausstellung am Zoo. Trotz vielfacher Wünsche auf Verlängerung mutz die Ausstellung von Wohnungseinrichtungen am Dienstag, den 31. d. Mts., geschlossen werden, da zufolge ander- weitiger vertraglicher Dispositionen der AuöstellungShallengesell- schaft die Halle geräumt werden muß. Dem Publikum ist somit am heutigen letzten Sonntag nochmals ausreichende Gelegenheit geboten, die interessante Ausstellung zu besichtigem Der Zoologische Garten hat seine jetzt aus über einem Dutzend Arten bestehende Sammlung von wilden Einhufern um zwei sehr seltene südafrikanische Zebraformen vermehrt, von denen das Berg. zebra in freier Wildbahn wohl ausgerottet ist und deshalb eine sehr wertvolle Neuerwerbung darstellt. Diese Art ist ihrer Ge- statt und Ohrenform nach das eselähnlichste Zebra, dabei bis auf die Hufe herunter schwarz und weiß gestreift. Ein junges Paar Kaffern-Zebras dagegen erinnert mit seinen fast ungestreiften Beinen und der gelblichen Grundfarbe stark an daS BurchellS- Zebra und ähnelt in der Kürze der Ohren mehr dem Pferde. Das Berliner Aquarium steht im Zeichen der Riesem Nächst dem Riesenwels aus der Krummen Lanke, dem das geräumigste Süsswasserbassin angewiesen werden mußte, den meterlangen japa» nischen Riesensalamandern und den amerikanischen Riesenmolchen, der südamerikanischen Riesenkröte, den Riesenschlangen und anderen Ungetümen, sind jetzt auch zwei Riesenschildkröten Gäste im Aqua- rium geworden. Sie gehören nicht zu den zentnerschweren See- schildkröten, welche dem Besucher des Aquariums hier auch be- kannt geworden sind, sondern zu jenen echten Landschildkröten, die bis Mitte des 18. Jahrhunderts in mehreren Arten einesteils die GalapagoSinseln, anderntcils verschiedene Nachbareilande Mada- gaskars in ganzen Heelden bevölkerten, seitdem aber, dank der Gedankenlosigkeit und dem Begehr des Menschen nach leicht zu er- haltendem Fleisch, an Zahl erschrecklich zurückgegangen, ja auf einer Reihe Inseln schon ausgerottet sind. Früher gab es Riesen von 200 bis 400 Kilogramm Gewicht, die mehrere Zentner zarteS wohlschmeckendes Fleisch lieferten. Die seltenen und wertvollen Tiere des Aquariums besitzen auch Zentnerschwere und zeigen sich in einer Abteilung beim Affenhause den Besuchern. Im wisscuschaftlichen Theater der Urania gelangt der Vortrag „Rom und die Campagna", der an der Hand zahlreicher Lichtbilder die klassischen Stätten und die modernen Bauten, sowie die Herr- liche Umgebung der ewigen Stadt schildert, am Sonntag und Donnerstag noch einmal zur Darstellung. Am Montag wird der Vortrag„Dänemark und Südschwcden', am Dienstag der Vortrag„Die Insel Rügen', am Mittwoch der Vortrag„Ueber den Brenner nach Venedig", am Freitag der Vortrag„Von der Zugspitze zum Watzmann " wiederholt, während am Sonnabend der Vortrag„Von Adbazia bis Corfu", der die ausserordentlichen Sckiönheiten, an denen die Küsten DalmatienS so reich sind, in wunderbaren farbigen. Panoramen an dem Auge deS Beschauers vorüberziehen läßt und herrliche Bilder von Corfu mit seinen Rosenhainen und Nebenhügeln und dem Achileion bringt, gehalten werden wird»
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