schwächere Theil, insofern wir nicht selten Vergewaltigungenzu ertragen habe», welche unsere Selbständigkeit und das noth-wendigste Verfügungsvermögen illusorisch machen. Auf diegeschlossene Vereinigung der sozialdemokratischen Arbeiter giebtes nur eine Antwort:Gegeuvereinigung!Können wir uns nicht unter uns vereinigen, vermögenwir nicht ähnliche Bündnisse zu schließe», wie die Arbeiter, sowerden wir der Spielball in den Händen der Arbeiteragitatorenund müssen uns von jenen Gesetze vorschreiben lassen. Schonjetzt vermögen wir kaum noch Kontrakte über auszuführendeBau- Arbeiten abzuschließe». Immer drohen uns Arbeits-einstellung, Lohnerhöhung, Verminderung der Arbeitszeit undandere Vorschriften, welche die Beurtheilung der nächsten Zu-kunft unmöglich machen. Wir wollen uns vereinigen undzwar in erster Linie, um stark für friedliche Vereinigungenzu werde». Zeigen wir den Arbeitern, daß wir ihre Forde-rungen gewissenhaft prüfen und jeden verständigen Wunsch' anerkennen wollen. Das ist unsere Pflicht ebenso, wie wirungebührliche Forderungen gebührend zurückweisen müssen.Man wird aber mit uns nur verhandeln, wenn wir geeintund eine Macht sind. Gleiche Mächte können Frieden schließen,ungleiche nicht."Diese„friedliche" Vereinigung, welche die Krallen trotzder zum Schlüsse übergestülpten Sammethandschuhe nurgar zu deutlich zeigt, will den Kampf, den Kampf gegendie Bauarbeiter-Organisationen. Das A und O des Auf-rufs ist: Nieder mit den Gewerkschaften! Was diesenHerren„verständige Wünsche" sind, ,vie diese Herren Ar-beiterforderungen, z. B. Lohnerhöhung, Arbeitszeit-reduktion,„gewissenhaft prüfen" werden, das zeigt derTon, die Tendenz des Zirkulars, das die Thatsachen aufden Kopf stellt und die, welche nicht alle werden, glaubenmachen will, daß die Kapitalisten ausgebeutet werden, daßdie Arbeiter die Herrschast im wirthschaftlichen Leben be-sitzen, daß der Unternehmer„nix to seggen" hat.Wenn die Arbeiter des Baugewerbes zum Schutzihrer Interessen sich zusammenthun, so ist das ihre Pflicht:ohne Zusammenhalt würden sie, die in einem gefährlichen,austeibenden Berufe, in einem Saisongewerbe thätig sind,in der That ein willenloses Spielzeug der Unternehmersein. Derselben Unternehmer, die rücksichtslose Ausbeutungals ihren Gott und Herrn Fehling, der Name sagtgenug wohl schon, als den Propheten verehren.Die Sache liegt verzweifelt einfach. Trotz allemBrimborium will die geplante Kapitalistenorganisanoneine Gegenvereinigung wider die Gewerkschaften, ein Kampf-verein wider die Arbeiterbewegung sein. Die Bauhand-werker wissen, was sie von den Baugewerksmeistern zuhalten haben. Sie werden auch gegen diesen neuestenFeldzug mit Energie sich zu rüsten und zu wehren wissen.Es ist eine blutige Ironie, daß die„Leipziger-Zeitung" in Anknüpfung an die bekannte Verurtheilungdes Berk N!r Maurers wegen„Erpressung"— es handeltsich um den Sperre-Brief— für das Koalitionsrecht ein-tritt, und daß es Herr Morris de Jonge ist, welcher hier-bei das Wort führt.VolikiNhe Aebevstchk.Berlin, den 11. März.Im Reichstage ist heute Schwerinstag. Die Sitzungist der Berathung einer Reihe von Petitionen gewidmet.Dem Beschlüsse der Petitionskommission, die Petrtion, be-treffend Aenderung der Frachtberechnung fürdie Beförderung lebenden Viehes aufEisenbahnen, der Regierung zur Erwägung zu über-weisen, tritt das Plenum bei. Ebenso empfiehlt es demReichskanzler eine Petition des Dortmunder Eisenwerkes„Union" zur Berücksickstigung, die eine Rückerstattung zuviel verrechneten Zolles von ca. 140 000 M. fordert.Sodann muß die Petition des Fischhändlers E. Meisterzu Ueckermünde, betr. Aufnahme der Besatzung von Fisch-Fahrzeugen mit einem Raumgehalt von 45 Kubikmeter(Quartzen) in der Seeberufs- Genossenschaft von der Be-rathung für heute ausgeschlossen werden wegen Erkrankungdes Referenten. Darauf tritt man in die Berathung dcrZögernd reichte sie ihm die Hand. Sie wußte nicht,wie ihr war.„Warum bist denn so zag, kleines Madl?" fragte er,ihre Hand festhaltend.»Ich bitt' Dich, geh weg," flüsterte sie beklommen.-Ich thu Dir ja nichts zu Leid," beschwichtigte er sie,fügte aber gleich mit einem Aufblitzen seiner Augen hinzu:„Oder hat Du die Müllerin etwa einen Floh ins Ohrgesetzt?"„Ach nein, sie hat auf dem ganzen Weg kein Wört-lein zu nur gered't," versicherte Stasi.„Aber ich bitt'Dick, geh weg!" Und sie versuchte, ihre Hand frei zumachen.Aber er hielt sie fest. Ja, warum soll ich denn vonmeinem Glück fortgehen£ Es ficht uns ja Keiner," rief erund blickte ihr mit feuriger Zärtlichkeit in die Augen. Siewollte sich dein Banne entziehen und sah bei Seite. Aberes nützte nichts: sie mußte die Augen wieder aus ihn wenden.Das Blut stieg ihr in die Wangen.„Stasi!" flüsterte er.„Ach, laß mich doch!" flehte sie in größter Verwirrung.„Ich muß melken, die Bleß."Er hatte Mitleid mit ihr, und die Bleß kam auch ebenan der Hecke entlang bedächtig nach Hause gewandelt. Alssie aber die fremde Gestalt an dem Stäcket gewahrte, bliebsie stehen und muhte.„Wcuil Du mir eine von den schönen Rosen da schenkst,will ich gehen," sagte Ambros und deute aus den Rosen-bäum.Stasi blickte unentschlossen von ihm auf den Strauch.„Ich bitt' Dich gar schön. Du liebes Diendl," schmeichelteder Bursche. rDa pflückte Stasi eine von den Rosen und reichte sieihm über den Zaun.„Jetzt banP ich Dir auch tausend Mal," rief er an derBlume riechend.„Und morgen komm' ich wieder, aberspäter, wann's dunkel ist."„Ach nein, nein," wehrte sie erschrocken. Eraber scherzte:„Ach, ja, ja. Du mein herzliebster Schatz!"Er schwenkte die Rose gegen sie— io recht mit!Petitionen einiger Frauenvereine, welche das weibliche Ge-schlecht zum medizinischen.Studipm zugelassen wissen wollen.Die Petitions-Kommission beschloß Mit 10-gegen 8 Stimmen,über diese Petitionen zur Tagesordnung überzugehen. Da-gegen liegen dem Plenum 2 freisinnige und 1 sozialdemo-kratischer Antrag vor, die Petitionen dem Reichskanzler zurErwägung resp. Berücksichtigung zu überweisen.Es entspinnt sich über die Frage eine lange,instruktive Debatte, deren Höhe eine Rede Bebel's,über die Frauenfrage absteckt. Diese Rede weistnicht nur alle Einwände des Zentrums-Professor Orter erin schlagendster Weise ab, sondern wird vom Hause wegender Fülle des Verständnisses für die Frauenfrage und wegendes tiefen Ernstes, mit der Redner diese Frage behandelt,niit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die Kompetenzfrage,die Koukurrenzfrage, der Standpunkt der einzelnen Parteienzu der Frage, die Antheilnahme der Frauen an ihrer Eman-zipation, die Befähigung der Frauen zum wissenschaftlichenBeruf u. s. w.— alles dies fand in dieser Rede in gedrängterKürze und dabei doch großer Verständlichkeit Ausdruck.Zu der Frage sprechen noch die Abgg. Schräder, Harme-ning, Rickert,-welch' Letzterer in scharfer polemischer Weisedie rückständigen Ansichten der feudalistisch gesinnten Rechtendes Hauses betont und unter großer Heiterkeit des Hausesdie Manieren dieser Herren gegenüber dem weiblichen Ge-schlecht verspottet. In der Abstimmung werden die gleich-lautenden Anträge Bebel-Rickert, die Verweisung zur B c-rücksichtigung wünschen, gegen die Linke— Sozialdemokraten, Demokraten und Freisinnige— abgelehnt. ZumAutrag Harmening, der die Petition zur Erwägungüberwiesen haben will, erheben sich noch einzelne National-liberale und das Zentrumsmitglied Dr. Schädler. DieMehrheit beschloß darauf Uebcrgang zur Tagesordnung.Daraus vertagte sich das Haus bis morgen.—Herr V. Goßler soll seine Demission schon bekommenhaben, wenn die Nachrichten heutiger Abendblätter aufguten Informationen beruhen.—Ter Abg. Schoos hatte in einer Versammlung national-liberaler Vertrauensmänner zn Otterndorf berichtet, daß ermit Zustimmung, resp. im Austrage des natioualliberalenZentralkomitees in Berlin Bismarck als Kandidaten vor-schlage. Das Zentralkomitee erklärt nunmehr, daß es HerrnSchoos bezüglich dieser Kandidatur weder Auftrag noch Er-mächtigung ertheilt hat.Jedenfalls wird die Kandidatur deS Fürsten Bismarckden Nationalliberalen nicht viel nützen, sie wird nur denZersctzungsprozeß in der nationalliberalen Partei weiterfördern. Vor wenigen Wochen haben die Wahlvorgänge inBochum die innere Schwäche der Partei bewiesen, in Kürzesteht die Wahl im 19. hannoverschen Wahlkreise bevorund dazu konimen noch die Enthüllungen des Herrn Ritters-haus, des Chefredakteurs des„Frankfurter Journal", ausdessen demnächst erscheinenden Broschüre„Kritisches undErlebtes" das„Berliner Tageblatt" heute Auszüge mit-theilt. Nach der Ansicht dieses genauen Kenners dernationalliberalen Partei ivar der einzige Kopf dieser ParteiHerr Miquel, der ihr jetzt durch seine amtliche Stellung ent-zogen ist. Herr Rittershaus gesteht zu, daß die national-liberale Partei alle ihre liberalen Verpflichtungen vergaß,daß eine einzig dastehende Vcrwirrnng in ihren Reihenherrscht, daß ein Theil den Freisinnigen, ein anderer denKonservativen zuneige, daß völlige Haltlosigkeit das einzigesie vollkommen charakterisirende Moment sei. Wir wollenaus diese Broschüre noch zuriickkommen. Sie ist eines derZeichen dafür, daß die nationalliberale Partei bald ge-wesen sein wird.—Die„Kreuzzeitung" ärgert sich, daß die ausländischePresse angesichts des jüngsten Preßrummels über die PariserGassenbübereien von deutschem Chauvinismus zu redensich unterfange. Ein solches Ding gebe es doch nicht— bloßberechtigten Patriotismus. Nun, wenn Herr von und ßuHammerstein mit seinem Kollegen Deroulode spricht, wirddieser auch sehr lebhaft gegen die Bezeichnung Chauvinistprotestiren. Wir haben überhaupt noch Niemand gekannt,der sich selbst für einen Chauvinisten gehalten hätte— sowenig, wie einen, der zugegeben hätte, daß er Langfingersei. Sogar der Leipziger Millionendieb Winkelmann würdedie Bezeichnung mit sittlicher Entrüstung zurückweisen.—Tenfelsaugen, würde David gesagt haben, und verschwandin der Richtung nach dem Klosterhofe, woher er ge-kommen war.Stasi bedeckte ihr brennendes Gesicht mit den Händen.Es war ihr, als ob sie niit der Rose ein Stück von ihremLeben weggegeben hätte. Das Herz war ihr so schwer vonAngst und Weh, daß sie hätte weinen mögen. Sie flohnach dem Hause. Den Schnittlauch vergaß sie.Vor der Thür begegnete ihr Hannes. Er bot ihr wiegewöhnlich die Hand zum Abschiede. Sie aber ergriff die-selbe in ihrer Aufregung und Verwirrung mit ihren beidenbei Daumen und Klcinfinger und wollte sie küffen, wie siees als Kind dem Herrn Pfarrer zu thun gewohnt gewesen.Hannes entzog sie ihr hastig und entfernte sich mit großenSchritten. Nach einer Weile blieb er stehen und sah zurück.Stasi war verschwunden imd sich selber scheltend ging erlangsam weiter.Was war ihm nur beigekommen, sich so rauh gegenStasi zu benehmen? Wesharb hatte ihm der versuchte Hand-kuß einen Stich in das Herz gegeben? Er war ja jetzt eingeistlicher Herr und hatte auch nichts darin gefunden, daßsie ihn nicht mehr einfach bei seinem Vornamen, sondernHerr Hannes nannte. Selbst seine Geschwister und derVater nannten ihn so; es war einmal so Brauch. DasWörtchen Herr erhob ihn über den Stand, aus dem erhervorgegangen war und er fühlte sich als junger Priester.Dennoch-- Ja, was denn? Warum schlug sein Herzheute nicht so gleichmäßig wie sonst, wenn er bei Stasi undihrer Mutter gewesen ivar? Hatte er Stasi nicht immerwie eine Schwester lieb gehabt, wie Lisei? Nein, nicht wieLisei; denn diese war ihm zugleich Mutter gewesen. Erblickte um sich, als ob er den Pfad verloren hätte. Deraber lag deutlich vor ihm, so schmal er war, den Hang hin-unter zur Landstraße, die von St. Vigil her einen weitenBogen beschrieb, um das tiefe, steinige Bett zu überschreiten,welches die vom Spitzhörndl kommenden Wasser in denVigilbach leitete. Kurz vor der Brücke über den Spitzhörndl-dach, der im Frühjahr und Herbst gewaltig tosen mochte,berührte der Pfad die Heerstraße.»Mein Jesus, was ist das?" murmelte Hannes be-Die„Norddeutsche Alkgemeine Zeitung" hat sichihre Liebe für die Kohlenbarone auch in die nachbismarckischeAera hinübergerettet. Sie ist in einem Punkte konsequentgeblieben, in dem einzigen, wo es ein offiziöses Blatt seinkann: im Lügen und Verdrehen. Dies beweist sie wiedereinmal gelegentlich der Besprechung des Artikels„Vomschwarzen Lande", welchen wir in Nr. 153 des„Vorwärts" veröffentlicht haben. Vor allem übernimmt sieeine falsche Meldung der„Köln. Volkszeitung", wonachAuer und Singer am letzten Sonntag in Bochum redensollten, dann insinuirt sie den„sozialdemo-kratischen Führern" die Absicht,„dieBergmanns- Bewegung vollständig indie Hand zu bekommen," was jedem Kennerder sozialdemokratischen Bewegung sofort als Lügein die Augen springt, da der Vorstandunserer Partei den gewerkschaftlichen Organisationen voll-ständig ferne steht. Üebrigens kann sich die„Nordd. Allg.Zeitung" gesagt sein lassen, daß wir sie nicht für ein Organder öffentlichen Meinung halten, demnach die Forderungender Bergleute trotz des Widerspruchs des Herrn Pindtrrfür vollauf berechtigte halten dürfen, wenn wir auch jetztvom Streik abrathen.—Die Herren Autisemiten werden sich jetzt überzeugtaben, daß es eine freche Verleumdung war, wenn sie be-aupteten, die Sozialdemokratie enthalte einen antisemitischenFlügel, der die Bestrebungen der Judenhetzer mit Sympathiebetrachte und ihnen auch Vorschub leiste. Im Hessischen,wo die Antisemiten bisher die besten Jagdgriinde hatten,ist ihnen jetzt durch die Sozialdemokraten, wie wir dies vonAnfang an erwarteten, ein kräftiger Riegel vorgeschoben worden;und die Jäger von gestern sind die Gejagten von heute.Während dw Fortschrittler, bei ihrer Unfähigkeit, die sozialenTriebfedern der politischen Erscheinungen zu sehen und zuerkennen, dem sozialdemagogischen Schwindel der Antisemitenvöllig hilflos gegenüberstanden, haben die Sozialdemokratenden Stier sofort resolut bei den Hörnern gepackt und ihmauch in nicht mißzuverstehender Weise den Meister gezeigt.Wo immer die Herren Antisemiten sich in dieOeffentlichkeit wagen, stnden sie die Sozialdemokraten aufdem Platz, und wird ihnen die Maske der Volksfreundlichkeitunbarmherzig vom Antlitz gerissen. Und haben einmal— diebethörten Opfer gelernt, daß diese schemheiligen Predigergegen Wucher thatsächlich die Schlepper und Zutreiber deragrarisch-schutzzöllnerischen Großwucher-Politiksind, welche das arme arbeitende Volk hundertmal mehrausplündert, als der jüdische Kleinwucher es vermag,— dannist es natürlich mit der Anhängerschaft zu Ende.Die BeHürden können hieran nichts ändern. Ob-gleich Herr Stöckcr in Ungnade gefallen ist, unddie hessische Regierung sich amtlich wider den Anti-semitismus erklärt hat, so wird derselbe dochvon der Beamtenschaft, welche die 12 Jahre Bismarck'scherSozialistengesetz- Schule nicht im Handumdrehen vergessenkann, noch vielfach unterstützt, z.'B. neulich in W i n d e ck e nbei Hanau, wo ein antisemitischer Krawall durchaus denSozialdemokraten in die Schuhe geschoben werden sollte,und zum Schutz des von Niemand bedrohten Alimenten-Böckel sogar etliche Kompagnien Soldaten requirirt wurden.Jndeß mit solchen Mittelchen wird dem Antisemitismusnicht aufgeholfen, und unsere Genoffen, die den Stier so festbei den Hörnern gepackt haben, werden nicht eher ruhen, alsbis er ohnmächtig zappelnd am Boden liegt.—Der Einfluß der Jnteressenpolitik auf die P a r t e i e n,die sich mehr und mehr zn rein wirthschaftlichen Jnter-essenten-Gruppen gestalten, macht sich auch aus die von so-genannten„Nationalitäten" gebildeten Parteigruppirungengeltend. Wir denken hier m erster Linie an die p o l-nische Fraktion des deutschen Reichstags und despreußischen Landtags. Die betreffenden Herren hatten vonHaus aus ein rein„nationales" Programm— sie warennicht Demokraten, nicht Fortschrittler, und erst recht nicht Sozia-listen— sie waren Polen und wollten ausschließlich für ihrepolnische„Nationalität" eintreten, welche„Nationalität" inden Köpfen dieser Herren Rittergutsbesitzer und Dompröbsteein sehr aristokratisch-klerikales Wesen hatte. Sie hieltensich lange„prinzipiell" von der Erörterung allgemeinerdeutscher oder preußischer Fragen fern und beschränkten sichauf spezifisch polnische Fragen, denen gegenüber sie denklommen und zog den Hut, in dem sein Kopf bis zu denOhren stack, noch tiefer herunter. Dann wurde es ihmplötzlich zu heiß und er riß den Hut vom Kopfe. Er bliebtief athmend stehen und seine Augen richteten sich auf diekleme Kirche von Hof, die aus einem Bergvorsprunge über denKlosterhose thronte und bereits von den Abendschatten ver-scheiert wurde. Es waren Thorheiten und Einbildungen, denener sich hingab. Die Unterredungen mit der Kranken über Stasi'sZukunft hatten ihn aufgeregt, nichts weiter, und ersetzte seinen Hut wieder auf. Gewiß, er hatte Stasi herz-lich lieb und er wollte ihr, wie er es ihrer Mutter ver-sprachen hatte, ein treuer Bruder zu sein, ein geistlicherFreund und-Führer in dieser bösen Welt. Es war eineschöne Mission, die er an dem Mädchen zu erfüllen hatteund die Augen des jungen Priesters leuchteten, unddann dachte er an seine Predigt. Herr Möllen-becher hatte ihn ausgefordert, am nächsten Sonntagefür ihn zu predigen, damit die Leute in St. Vigil erführen,daß er seine Sachen ordentlich verstünde. Und Hannes über-legte sich seine Predigt, indem er sich Stasi als seine Zu-Hörerschaft dachte.Auch die Augen seines Bruders leuchteten— vorUeber-muth, als er zur selben Zeit im Wirthshause zum Sternseinem Freunde Jerg gegenüber saß. Sein rechter Armruhte mit der leicht geschlossenen Hand lässig auf der Tisch"platte, den Daumen der linken hatte er in den Achselaus-schnitt des Brustlatzes gehängt und den Hut von der Stirnzurückgeschoben. Im Hntbande stak die Rose Stasi's undJerg schielte spöttisch danach.„Beschau' sie Dir nur recht," spöttelte auch Ambros.„Gefallt Dir das Blüml? Nachher laß uns darum raufen.Komm!"„Wenn's noch von Gold war'," versetzte Jerg niitAchselzucken.„Solche Rosen giebt's genug auf der WeU.Wer weiß, wo Du die da gestohlen hast?"„Ja, wer weiß?" drehte Ambros die Enden seinesSchnurrbartes in die Höhe.„Du stiehlst keine Rosen vonwegen der Dornen."(Fortsetzung folgt.)