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Schau zu tragen. Am Sonnavendmittag wurde das ganze Wer! mit zirka btXX) Arbeitern stillgelegt, sogar die Nachtschicht wurde nicht zugelassen. Eine Entschädigung für den entgangenen Arbeitsverdienst wird nicht gezahlt. Es herrscht darüber bei den Arbeitern begreif- licher Unwille. Es erscheint dieser Akt der Direktion um so verwerflicher als sonst jede Verweigerung einer Ueberstunde streng geahndet loird, ganz abgesehen von den bekannten Erklärungen, dah ein Stillstehen des Werkes anläßlich der Maifeier nicht angängig sei. Das neue Ortsstatut, wonach ab 1. September 1909«in er- höhtes Marktstandgeld für den Gemeindewochenmarkt ein» geführt wird, hat die Genehmigung des Regierungspräsidenten ge- funden. Es werden hinfort per Quadratmeter Standfläche 29 Pf. Gebühren erhoben, gegen früher eine Erhöhung um das Doppelte. Nicht genehmigt ist dagegen die Bestimmung, wonach vom selben Zeitpunkte auch der Handel mit Posamentier- und Schnitt- waren auf dem Wochenmarkte zugelassen sein sollte. Gleichfalls am 1. September tritt die neue Polizei- Verordnung in Kraft, wonach sänitliche frei umherlausende Hunde mit Maulkörben versehen sein müssen. Nieder-Schöneweide  . Von einem Lastfuhrwerk totgefahren wurde gesiem mittag nach 1 Uhr die zweijährige Tochter deS in der Berliner   Straste wohnenden Bäckermeisters Hantel. Das Kind lief vor dem Hause Berliner   Strohe beim Spielen direkt unter die Räder des Wagens und wurde so schwer verletzt, dah der Tod auf der Stelle eintrat. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Kaulsdorf  . Schwer verunglückt ist gestern nachmittag um 4'/, Uhr der vier- undzwanzig Jahre alte Zimmermann Otto Kuhn, der auf einem Neubau in der Schönower Straße beschäftigt wurde. Er befand sich im dritten Stock und fiel infolge eines Fehltritts in die Tiefe. Er erlitt Rippenbrüche und Brüche beider Beine, so daß er in einem Koppschen Rettungswagen nach dem Krankenhaus Rummelsburg   ge- bracht werden mußte. Teltow  . In selbstmörderischer Absicht sprang am Montagabend 7 Uhr der im Zehlendorfer   Erholungsheim MunrepoS zur Kur weilende Rentier Michaelis in den dortigen Hafen des Teltowkanals. Erst nach geraumer Zeit gelang es einigen Passanten, den Lebensmüden den Fluten zu entreißen. Ein sofort herbeigerufener Arzt unter- nahm Wiederbelebungsversuche mit einem Sauerstoffapparat, die leider erfolglos blieben. Unheilbare Krankheit soll die Ursache des Selbstmordes sein. Der Tote hat in der Anstalt einen Brief hinter- lassen, der eine Aufstellung feines Vermögens sowie Anordnungen über die Verwendung desselben enthält. Tegel  -Borsigwalde  . Karl Fubel, einer der Besten, ist plötzlich aus den Reihen der kämpfenden Arbeiterschaft durch den Tod entrissen worden. Als Mt- begründer deS Wahlvereins(Bezirk Waidmannslust  ) hat der zu früh Verstorbene mehrere Jahre in aufopferungsvoller Weife die Leitung der Organisation innegehabt. Und bis in die letzte Zeit hat unser treuer Kampfgenosse sein Bestes für die Partei geleistet. Aber auch die Nachbarbezirke wissen, waS Fubel für die Partei war. Keine Mühe und Arbeit war ihm zu schwer, wenn es galt, das Evangelium des Sozialismus unter den Mafien zu verbreiten; nicht Wind noch Wetter hielten ihn davon ab, immer frisch und wohlgemut war er ein leuchtendes Vorbild für die Genossen. Zu früh ist er uns entrissen, kaum 38 Jahre, im besten ManneSalter, raffte ihn die heimtückische Krankheit dahin. Unvergeßlich wird er den Seinen bleiben, ein treuer Gatte, ein guter Vater. Er hat sich deshalb ein dauerndes Andenken im Kreise seiner Freunde und Ge- nassen erworben. Die Beerdigung findet heute, am 1. September, nachmittags ö Uhr, von der Leichenhalle des Borsigwalder Fried- hofeS aus statt. Die Genossen von Borsigwalde-Wittenau versammeln sich um 4 Uhr bei Woitschack. Die Genossen von der Wittesttaße und West-Reinickendorf bei Scheibe!, Schubart- und Ernststraßen- Ecke; von Waidmannslust   und Umgegend bei W. Schulz, Schubart- straße, und die Tegeler Genossen bei Zühlke, Ernststraße. Es ist Pflicht der Parteigenossen, recht zahlreich zu erscheinen. Reinickendorf  - West. In der Mitgliederversammlung des Wahlvereins erfolgte die Neuaufnahme von 13 Genossen und drei Genossinnen. Sodann gab Genosse Hentschel den Bericht von der Kreis» Generalversammlung und Genosse Kuschminder den von der VerbandS-Generalversamm- lung. Als Bezirksfübrer für den zweiten Bezirk wurde der Genosse Gustav Meißner bestätigt. Der vom ersten Bezirk gestellte Antrag, ein Komitee von 13 Ge- Nossen  , zwecks Eintritt in eine Agitationsbewegung zum Austritt auS der Landeskirche zu wählen, fand einstimmige Annahme. Dem Komitee gehören an: Emil Heinrich, Eichbornstr. 33; Fritz Hentschel, Eichbornstr. 39, 1; Gustav Meißner. Antonienstr. 22 p Frau Kusch« minder, Eichbornstr. 13; Wilhelm Rudow, Antonienstr. 63; Hermann Röder, Klixstr. 26; Hugo Pötter, Schillingstr. 2; Walter Sablowski, Auguste-Viktoria-Allee 33; Adolf Schneider, Scharnweberstr. 146; Max Mette, Scharnweberstr. 124; Otto Beilke, Berliner Straße 79; Fritz Hundt. Berliner Straße 121; Franz Bahr, Kögelstr. 16. Da am Ort die Absicht besteht, einen neuen Gesang- sowie Theaterverein zu gründen, nahm die Versammlung eine Resolution an, in tvelcher in solchen Bestrebungen eine Zersplitterung der Arbeiter- bewegung erblickt wird. DeS weiteren wird betont, daß alle Vereine, die sich gegen bereits bestehende Arbeitervereine neu bilden, boy- kotttert werden sollen. In einem weiteren Antrage wird den neu eintretenden Mitgliedern zur Pflicht gemacht, den von den ZeiwngS- boten zugestelltenVorwärts' zu abonnieren. Borsigwalde-Wittenau. In der letzten Genieinbevertretersitzung teilte der Gemeinde- Vorsteher mit, daß das Projekt, gemeinschaftlich mit der Gemeinde Rosenthal   an der Rosenthaler Straße einen neuen Bahnhof zu schaffen, gescheitert ist. Die Kosten würden 139 999 M. betragen, die Gemeinde Rosenthal  , welche den größten Nutzen von diesem Bahnhof hat, lehne jedoch jede Beihilfe ad. Die Aufnahme eines Wechsel-Darlshens bis zur Höhe von 399 999 M. wurde einstimmig beschlossen; 399 999 M. sollen sofort zur Deckung von Kanalisations- kosten von der Preußischen Genossenschaftsbank erhoben, der Rest- betrag soll zu dem jeweiligen Diskontosatz von 3l-h Proz. verzinst werden. Die Wechsel laufen von Jahr zu Jahr und werden drei. monatlich prolongiert. Die Bauarbeiten für das neue Maschinen- haus der Pumpstation, zum Preise von 11868,19 M., wurden dem Baumeister Ernst mit 9 gegen 3 Stimmen bei einer Stimmenthal. tung übertragen. Unsere Genossen hielten eine beschränkte Aus- schreibung für Gemeindearbeiten nicht am Platze, es müsse eine öffentliche Submission stattfinden, da man der Vetternwirtschaft sonst Tür und Tor öffnet. Zur Vorrinschätzungskommission wurden auf drei Jahre die Herren Deßin  , Göricke, Pach und Genosse Karl Müller gewählt. Gegen die Stimmen der vier sozialdemokratischen Gemeindevertreter wurden die Shnodalkosten in Höhe von 397M9 Mark pro Jahr bewilligt. Dem Grundgehalt der Lehrer von 1499 M. wird zugestimmt. Die Anstellung eines Buchhalters für die Gasanstalt mit einem Anfangsgehalt von 1899 M. und 399 M. Mietsentschädigung wurde beschlossen. Die Verlegung der Gas» röhren in der Hauptstraße werden der Gasanstalt zum Preise von 13 699 M. übertragen. Gegen 3 Stimmen bei einer Stimmenthal- tung beschloß die Gemeindevertretung, die Asphaltierungsarbeiten für den Teil der Hauptstraße zwischen Oranienburger   Chaufiee und dem Niederschen Grundstück zum Preise von 79 261,59 M. der Firma Schier zu übertragen. Der Erwerb des Niederschcn Grund- stücke? rief eine sehr rege Debatte hervor. Die Hauptstraße ist zika 29 Meter an der betreffenden Stelle breit, trotzdem wurde der Gemeindevertretung empfohlen, das Grundstück für 69 999 M. zu kaufen, der Herr ist aber schon von selber auf 33 999 M. herunter- gegangen, so daß die Ouadratrute 399 M. kostet. Mit 9 gegen 3 Stimmen bei einer Stimmenthaltung wurde einem Antrag deS Herrn Göricke gemäß beschlossen, das Grundstück für 39 999 M. zu kaufen, sollte der Eigentümer damit nicht einverstanden sein, so soll gegen denselben das Enteignungsvcrfahren eingeleitet werden. Genosse Adam empfahl, mit den Steucrgroschen der Arbeiter spar- samcr umzugehen. Dies veranlaßt« den Herrn Direktor der Ter- raingesellschaft Hempel zu dem Zwischenruf:Die Arbeiter be- zahlen ja überhaupt keine Steuern, oder aber viel zu wenig." Unser Genosse gab ihm eine deutliche Antwort. Herr Hempel werde erst durch die Arbeiter in die angenehme Lage versetzt, Steuern zahlen zu können, im übrigen gehöre er zu den Leuten, deren Arbeit. Bodenwucher, Grundstücksspekulation, keine produktive sei. Es seien also nichts anderes als Drohnen im Staate. Durch heftiges Klingeln mit der Glocke versuchte der Vorsitzende die Ausführungen zu unterbrechen. Eine 69jährige Frau Schulz, welche ihren Unter- stützungSwohnsitz in Hohenneuendorf hat, von einem Arzt unter- sucht und als unterstützungsbedürftig befunden ist, wurde vom Gemeindevorsteher von Hohenneuendorf mit folgenden Gründen abgewiesen:Die pp. Schulz ist noch rüstig und gesund, erhält 19 M. pro Monat Altersrente, ist also infolgedessen imstande, sich selbst zu ernähren." Die Gemeindevertretung lehnte ein Ein- schreiten gegen den Lehrer Korge ab, welcher, wie behauptet wird, den Knaben Jonas wegen einer geringfügigen Sache hart bestrafte. Potsdam  . Zweimal verhaftet. Zweimal entwischt. Der Mörder der Opernsängerin Frau Rudolphi in Bornim  , der flüchtige Schriftsetzer Hackradt, hat Glück. Er entwischte zweimal den Fingern der Polizei, die ihn zweimal gepackt hatte. Bereits in Magdeburg   ließ, wie gemeldet, die dortige Polizeiverwaltung den Täter laufen, da sie nicht wußte, was er vierundzwanzig Stunde» vorher bei Potsdam   begangen hatte, und dasselbe Glück hatte Hackradt in Halle a. S. Hierüber wird uns von dort be- richtet: Der Schriftsetzer Max Hackradt. der des Mordes an der Frau Rudolphi in Bornim   verdächtig ist, war am Sonnabend hier kurze Zeit verhaftet. Er hatte auf dem Bahnhof von einem Nestaurations« wagen eine Flasche Wein und Rum gestohlen und wurde erwischt. Nach Erlegung der Strafe wurde Hackradt fteigelafien. Er legittmierte sich, gab als sein Reiseziel München   an und schrieb sogar seiner Frau eine Postkarte, daß er in Halle verhaftet sei. aber nicht wegen Mordes, sondern wegen Mundraubes. Erst heute wurde hier be- kannt, daß Hackradt vorher schon in Magdeburg   verhaftet worden war, weil er auf der Fahrt von Potsdam   aus dem Coupcefenster geschossen hatte. Auch dort wurde er freigelassen. Weder in Halle noch in Magdeburg   war von der Mordtat etwas bekaimt gewesen. Sericbts- Leitung. Mädchenhändler. Unter dem schweren Verdachte, ein internationaler Mädchen- Händler zu sein, wurde gestern der 42jährigePhotograph" William Dent aus der Untersuchungshaft der Ferienstrafkammer des Land- gerichts Berlin   l vorgeführt. Da der Angeklagte die deutsch  « Sprache nur unvollkommen beherrscht, mußte der Patentanwalt Loubier als Dolmetscher fungieren. Die Anklage lautete auf Eni- fllhrung einer Minderjährigen zu unzüchtigen Zwecken und Ver- gehen gegen§ 48 des Gesetzes über das Auswanderungswesen vom 9. Juni 1897. Der Angeklagte ist eine sehr problematische Exi» stenz. Er ist Amerikaner und in New York   verheiratet. Nach seiner Behauptung hat er es mit seiner Frau nicht mehr aushalten können, zwei Jahre getrennt von ihr gelebt und ist schließlich unter Mitnahme von zirka 1499 Dollar nach Europa   durchgebrannt. Er tauchte in Wien   auf, wo er mit Photographien handelte, ging nach Lemberg   und wollte angeblich nach London  , doch will er sich von einem Manne haben überreden lassen, auf dem Wege dorthin sich doch einmal die schöne Stadt Berlin   anzusehen. So kam er Mitte April nach Berlin   und quartierte sich in dem Grohbandschen Gast- Hof in der Grcnadicrftraße ein. Dort diente die 18jährige Anna M., die hübsche und üppige Tochter eines Ackerbürgers aus Schlesien  , als Zimmermädchen und erregte die Aufmerksamkeit des von der Natur keineswegs verschwenderisch ausgestatteten Angeklagten. Dieser lockte sie in sein Zimmer und erreichte durch die Versiche- rung, daß er sich sterblich in sie verliebt habe, daß sie ihm ihre Gunst zuwandte. Er erzählte ihr, daß er sehr vermögend sei, sprach von einer halben Million, zeigte ihr Brillanten und goldene Ringe und versprach ihr die Ehe, wenn sie sich entschließen würde, ihm ohne viel Bedenken nach London   zu folgen. Anna M., der der Angeklagte auch viel von seinen in London   wohnenden reichen Ver- wandten, denen sie vorgestellt werden sollte, erzählte, wähnte sich im Geiste schon als reiche,mit allem Komfort der Neuzeit" aus- gestattete Dame und willigte ein, heimlich mit nach London   zu fahren. Am 29. April kam die sonst so fleißige Anna nicht zum Vorschein und als ihr Prinzipal nach ihr forschte, fand er in ihrer Kammer einen Zettel mit folgender Nachricht vor:Bin nach Amerika   gefahren, zürnen Sie mir nicht!" Indessen dampfte das Pärchen nach Hamburg  . Unterwegs erzählte der Angeklagte dem Mädchen noch viel von London   und den Damen, mit denen sie dort zusammenkommen würde und prägte ihr ein, daß, wenn sie nach ihrem Alter gefragt werden sollte, sie zu antworten habe: sie sei 21 Jahre alt. Bei der Ankunft in Hamburg   fiel das ungleiche Paar dem auf dem dortigen Bahnhof stationierten Schutzmann Stoike auf, ihm stieg ein gewisser Verdacht auf und er fragte nach ihrer Herkunft und ihrem Reiseziel. Sehr schlagfertig erklärte der Angeklagte, daß er seine Begleiterin zufällig im Eisenbahn. coupe kennen gelernt habe, daß er Russe sei und nach Amerika   aus- wandern wolle, das Mädchen aber beabsichtige, sich in Hamburg  einen Dienst zu suchen. Der Schutzmann sagte darauf, daß er für diese Dinge die richtige Adresse sei und brachte den Angeklagten vorläufig in ein Auswandererhaus, das Mädchen aber wollte er in eine von der Mission eingerichtete UnterkunftSstclle für arbeit- suchende Dienstmädchen unterbringen. Da ihm aufgefallen war, daß der AiMklagte sich bemüht hatte, der M. heimlich etwas zuzu- flüstern, so befragte er sie auf dem Wege nach dem Asyl noch ein- gehend über ihre Verhältnisse, ihre Papiere usw. und da gestand ihm denn das Mädchen, daß sie ohne Gepäck und ohne Papiere heimlich ihren Dienst verlassen habe, um dem Angeklagten, der ihr die Ehe versprochen, nach London   zu folgen. Nun war es dem Beamten nickt mehr zweifelhaft, daß das Mädchen von einem inter» nationalen Mädchenhändler verschleppt werden sollte. Er sorgte daher für die Festnahme des letzteren. Der gegen diesen aufge- tauchte Verdacht erhielt auch dadurch weitere Nahrung, daß man bei ihm die Adresse eincS in Paris   wohnenden Mannes vorfand, der als Mädchenhändler bekannt ist. Auffallend ist auch, daß der An- geklagte, der seiner Frau so schnöde ausgerückt sein will, von dieser hierher in die Untersuchungshaft recht freundliche Briefe erhalten hat. Er bestritt gestern mit großer Entschiedenheit, etwas vom internationalen Mädchenhandel zu wissen und behauptete, daß es nur seine Absicht gewesen sei, mit dem Mädchen, rn das er sich ver- liebt habe, zusammen zu leben. Der Staatsanwalt hielt dies für gänzlich unglaubwürdig und den Angeklagten, der ganz nach dem Muster der Mädchenhändler vorgegangen sei, für vollständig über- führt. Er beantragte 2 Jahre Zuchthaus, 4 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Auch der Gerichtshof hielt den Angeklagten dringend verdächtig, den Plan verfolgt zu haben, das Mädchen ins Ausland in ein Bordell zu verschleppen, doch reichten dem Gericht die Beweise hierfür nicht aus. Es verurteilte den Angeklagten daher nur wegen Entführung einer Minderjährigen (§ 237 St.-G.-B.)> setzte aber mit Rücksicht auf die ganze Sachlage die Strafe auf 2 Jahre Gefängnis fest. Verschiedene Berschuldcnsmomente bei StraßenbahnunfaS.' , Aus Anlaßt eines Rechtsstreites des Bauhilfsarbeiters W. auS Weimar   gegen die Aktiengesellschaft Siemens u. Halske   kommt das Reichsgericht zu erwähnenswerten Erörterungen über die gegen- seitige Wwägung der einzelnen Verschuldensmomente, indem es dabei auch das Verschulden des Wagenführers als zur Annahme der Erhöhung der Betriebsgefahr geeignet betrachtet. Der Kläger   war am 3. April 1996 von einem ihn über- holenden Straßenbahnwagen erfaßt und verletzt worden. Sein Schadenersatzanspruch wurde vom Landgericht zu einem Drittel für gerechtfertigt erklärt. Auf die Berufung beider Parteien er- kannte das ObcrlandcSgericht Hamm   den Anspruch des Klägers dem Grunde nach zur Hälfte als gerechtfertigt an, jedoch mit der Maßgabe, daß die Rente wegen Erwerbsverlustes nicht über das vollendete 79. Lebensjahr des Klägers gezahlt werden soll. Diese Entscheidung des Obcrlandesgerichts wird vom 6. Zivil- senat des höchsten Gerichtshofs bestätigt. Aus den Entscheiduugs- gründen ist folgendes gesagt: Das Verschulden des Klägers l>at nach der Feststellung des Berufungsgerichts darm be- standen, daß er die Ehaussce entlang zwischen den Schienen der Straßenbahn ging, ohne sich nach einem etwa hinter ihm herkom- menden Straßenbahnwagen umzusehen, daß er auch die vom Wagenführer ausreichend gegebenen Signale aus Unachtsamkeit überhörte. Demgegenüber ist vom Berufungsgericht erwogen, der Wagen habe zwar die zulässige Geschwindigkeit nicht überschritten, auch sei die Bremsvorrichtung in Ordnung gewesen, aber der Wagenführer habe doch bemerken müssen, daß der zwischen den Schienen gehende Kläger nicht auf die Signale aufmerksam wurde und habe darum so früh die Bremse anziehen müssen, daß er, als der Kläger   immer noch nicht aufmerkte, den Wagen rechtzeitig zum Stehen bringen konnte. Diese Vorsicht habe der Wagenführer nicht beobachtet und darin liege ein die Betriebsgefahr erhöhendes Ver- schulden.__ Vermischtes. Die Reparatur desZeppelin III". Friedrichshafen  , 31. August. Laut Mitteilung der Lustschiff- baugesellschait wird die Reparatur desZeppelin HI' im Laufe dieser Nacht beendet sein und das Luftschiff voraussichtlich morgen früh seine Abfahrt antreten. Da aber keine bestimmte Sicher- heit besteht. daß das Lustschiff bis zum 8. September sich wieder in fahrtbereitcm Zustande in FriedrichShascn befindet, sind die Mitglieder des Bundesrates gebeten worden, ihren Besuch aus den folgenden Tag zu verschieben und gleichzeitig mit den Mit- gliedern deS Reichstags die Zeppelinschen Anlagen zu besichtigen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß angesichts der letzten Zwischenfälle mit dem neuen Propeller auch für den Termin des 4. September heute noch keine bestimmte Garantie geleistet werden kann. Aus Seenot   gerettet. Bremen  , 31. August. Die RettungSstatton Barhoest der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphiert  : Am 31. August von der auf dem Bock gestrandeten holländischen Tjalk Nooidgedachl, Kapitän Kverts, mit Heringen von Emden   nach Stettin   bestimmt, fünf Personen durch das Rettungsboot der Station gerettet. Die Cholera. Wie amtlich aus Rotterdam   gemeldet wird, be- finden sich 13 cholerakranke und 2 choleraverdächtige Personen in den Isolierbaracken. Seit gestern sind 2 Erkrankte gestorben. Die Ge- samtzahl der Todesfälle beträgt bisher 19. von denen 7 aus Kinder entfallen. 74 Personen stehen unter ärztlicher Beobachtung. Sie be- finden sich sämtlich wohl._ Leseabende. FriebrichSbagen. Donnerstag, den 2. September, 8% Uhr, bei Singuhr, Seestr. 36._ Lese- und Diskiitlerklub-Südost*. Heute abend 8'/, Uhr: Sitzung bei Ncidhardt, Görlitzer Strohe 33. Käste willkommen. Sozialdeiiiokratischer Lese- und DiskutiertluvHeinrich Heine  *. Heute abend 8>/, Uhr Sitzung bei Bolze, Rodenbergsttahe 8. Sozialvcmotratischer Lese- und DiskutierklubKarl Marx  *. Heule abend 8'/, Uhr Sitzung bei Hummel, Sophtcnstrahe 3. Gäste will- kommen. Freie Jugendorganisation. Abteilung IS. Heute abend 8 Uhr bei Beckmann, O., Samariterstrabe It: Versammlung. Vortrag dcS Gc< nassen M-ivner über:Der Weg zur Macht.' Die Genossen werden ersucht. ihre schulentlassenen Kinder auf diese Veranstaltung ausmerksam zu machen und die Versammlung selbst zu besuchen. Zentralverband der Fleischer(OrtSverwaltung Berlin). Mittwoch, den 1. September er., abends 9 Uhr, rmRosenthaler Hos', Rosenthaler Straße 1112: Mitgliederversammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag deS Genossen Dr. M. Schütte über: Lockspitzeltum und Regierungen. L. Vor« legung der Arbeilslosenlontrolle. 3. Anträge und Verschiedenes. Wir er­warten von allen Mitgliedern, daß sie recht pünktlich erscheinen; ferner, daß sie unter ihren Freunden und Kollegen agitieren und dieselben mitbringen. Neuausnahmen werden gemacht. Die Ottsverwaltung. Verband der Friseurgehilfen Deutschlands  . Zweigverein Berlin  und Vororte. Donnerstag, den L. September, abends 9 Uhr: General- versamnilung, Rosenthaler Straße 11/12. Amtlicher Marktbericht der städttschen MarNhallen-Dtreitton über den Großhandel in den Zentral-Marktballen. Marktlage: Fleisch: Zuluhr genügend, Geschält ruhig, Preise unverändert. Wild  : Znsuhr genügend. Geichäst lebhast, Preise gut. G e i l ü g e l: Zufuhr nicht ge- nügend, Geschäft ziemlich rege. Preise bcsttcdigend. Fische: Zufuhr mäßig, Geschäst etwas lcbhaster, Preise leicht gcbcssott. Butter und Käse: Geschäft ruhtg, Preise wenig vcrändett. Gemüse, Obst und Südfrüchte: Zusnhr reichlich, Geschäft ruhig, Preise gedrückt. Wttterungsubcrsicht vom St. Aug» st t»t»v. morgen«» Ubr. «tattonen «tatwnen Ü S§ sv Setter Haparanda 751 NO Petersburg 755 SSO 760 NNW 756 N 756 SSW 2 bedeckt 2 wolkenl 5 wollig 3 wolkig 2 bedeckt Lwtnemd». Hamburg  Berlin   751 WSW Zbedeckt 11 Sctlly zrankI.a.M.!753SA 5 wolkig 12 tlberdee» München  >755 SW»bedeckt 1» Patt« Wien  Wetterprognose für Mttttvoch. de  « t. September 1009. Ziemlich kühl, zettweise heiter, jedoch sehr unbeständig mit Regenschauem und vieljach statten nordwestlichen Winden. Berliner   Setterbureau. » 15 14 9 11 Waslerttands.Nachrichte« der LandeSanstalt für wewSiscrtunde. milgeuitt vorn Berliner   Wetterbureau. «)+ bedeutet Wuchs. Fall.) Unterpegel. Verantwortlicher Redakteur: Emil Unger, Berlin  . Für den Inseratenteil verani».; Th. Glocke, Berlin  . Kryck u.Verlag: VorwärtSBuchdruckerei u. Verlagsanftalt Paul Singer& Co.. Berlin   SW,