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Die Wacht am Rhein" als Kirchenlied.

testafrika gezeigt haben, die Gefahr noch nicht groß, daß dem den Regierungspräsidenten wurde das ungefehliche Verbot auf- 1 Durchführung der Kundgebung sichern sollen. Der Partet. deutschen Volke die Waffenfreudigkeit und der Todesmut der gehoben. vorstand hat einen Aufruf erlassen, die Mittel für einen Germanen jobald verloren gehen wird. Aber es heißt in solchen Gedenkstein zu Ehren der Opfer der russischen Dingen: Principiis obsta"; es muß namentlich verhütet werden, Freiheitsbewegung aufzubringen, der am Tage des daß, wie die Friedensfreunde wollen, in der heran Die Stimmen aus St. Clara von Vaals" Baren empfangs im Boltshause in Rom eingeweiht wachsenden Jugend die pazififtifchen Ideen Plaz greifen bringen, wie die Tägl. Rundschau" berichtet, in ihrer Sept- werden soll.- und der heldenmütige und friegerische Sinn in unseren jungen tember- Nummer zu Ehren des jüngst in Köln abgehaltenen Männern unterdrückt wird, Abschen vor dem Militärdienst sich geltend macht und die Aufopferung für das Vaterland als eine eucharistischen Kongresses folgende fromme Umdichtung der Torheit und Ungeheuerlichkeit erscheint." Wacht am Rhein":

Es ist geradezu unglaublich, daß ein deutscher Professor es wagen kann, den Zusammenbruch Preußens im Jahre 1806/07 auf den Friedensdusel" und" kosmopolitischen Schwindel" zurückzuführen, während in Wahrheit bei Jena das preußische Junferregiment und der geschwollene Dünkel der preußischen Gamaschenknöpfe die verdiente Niederlage er­fuhren.

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Es braust ein Nuf wie Donnerhall Vom Lobgefang und Glockenklang: Bum Rhein, zum Rhein , zum deutschen Rhein , Wer will des Grabes Hilter sein?..... Lieb Vaterland magst ruhig sein,

Hell strahlt vom Rhein der heil'gen Hostie Schein." Weil Martyrblut trant Kölnerstrand, So blieb er stets Marienland, Auch steigt dort auf aus Sängergruft Herz Jesu und der Neinsten Duft! Lieb Waterland usw.

Religion gut, aber Verstand schwach.

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Spanien .

Die Nache der Maura und Konforten.

Die spanische Regierung plant verschärfte Maßnahmen gegen der Revolutionäre und ihre Verteidiger.

Der Direktor der modernen Schule in Barcelona , Ferrer, gegen den wegen Teilnahme an den Vorgängen in Katalonien ein Haftbefehl erlassen war, ist in der Nähe von Barcelona verhaftet worden.

Rußland.

Chronik der Greuel.

Der Telegraph brachte am 28. Auguft, also an einem Tage, folgende Nachrichten: Jm Riga er Bentralgefängnis wurde die politische Gefangene Bitter am Fenster des Gefängnisspitals er= schoffen. In Archangelst wurde der politische Gefangene Schutow unter denselben Umständen erschossen. In Jeka terinoslaw wurden zur Vorbeugung einer Flucht" zwei Ge fangene getötet und einer verwundet.

Cürkei. Die Lage.

Aber solch groteste Blamage eines deutschen Universitäts­professors wäre ja nicht so ungewöhnlich und so schlimm, wenn eben nicht dieser Professor seinerzeit durch seine Delegation zum Haager Kongreß für das Ausland zu einer Art bedeut­famer, historischer Persönlichkeit avanciert wäre. Und wenn Diese vermeintlich autoritative Persönlichkeit jetzt den Krieg berherrlicht, so wird natürlich in Zukunft das Ausland noch Einkommensteuerhinterziehungen in Preußen. viel weniger den deutschen Versicherungen glauben können, Vom preußischen Finanzministerium ist eine Statistik der zur daß die deutschen Flottenrüstungen lediglich der Ver- Einkommensteuer abgegebenen Steuererklärungen veröffentlicht teidigung, niemals aber dem Angriff dienen würden! worden, die interessante Schlaglichter auf die Steuerbrückebergerei Und die deutsche nationale" Presse, die sich sogar über in Preußen wirft. Die von den Einkommensteuerbehörden vor­den Chauvinismus des Auslandes entrüstet, preist in den genommenen Berichtigungen" an den von den Steuer­Konftantinopel, 1. September. Nach amtlichen Meldungen find höchsten Tönen die rettende Tat des Münchener Anti- Friedens- pflichtigen präsentierten Erflärungen haben im Jahre 1908, wie wir bie Aufständischen in Yemen von den Truppen ins Gebirge Professors! aus den amtlichen Nachweisen ersehen, sich auf ein Jahreseinkommen aurüdgetrieben worden. von 1413 Millionen Mark mit einer Steuerpflicht von 42 Millionen Mark Der Termin der Landtagswahlen in Sachsen bezogen. In 175 255 Fällen find die Steuerdeklarationen durch Er­ist nach der Meldung der National- Zeitung" noch nicht bestimmt feft. örterung mit den Behörden berichtigt worden, das sind im Vergleich Ranea, 1. September. Laut Beschluß des Konfulartorps ber gefekt. Sicher ist nur so viel, daß die Landtagswahlen im Monat zu allen überhaupt abgegebenen Steuererklärungen 23,75 roz. täßt heute das internationale Militärdetachement die Insel und Oktober stattfinden werden. Bisher galt als Termin der 25. Oftober. und man muß zugeben, daß die mehr oder weniger ernste Aus- wird durch fretische Gendarmerie ersetzt. Die Mitglieder der Hirsch- Dunderschen Gewerkvereine im König- sprache für den Steuerfistus recht lohnend gewesen ist, denn an reich Sachsen haben zu den Landtagswahlen Stellung genommen steuerpflichtigem Einkommen find auf diese Weise 830 Millionen und fordern in einer Erklärung auf, nur solche Kandidaten Mark aus der Bevölkerung neu herausgeholt worden, was einen zu unterstützen, deren Parteizugehörigkeit dafür bürgt, daß sie für Mehrertrag von rund 11 Millionen Mark Einkommensteuer ergibt. billiges Brot und gleiches Wahlrecht eintreten. Von den bürger- Wenn den anfänglichen Angaben der Steuerzahler ohne weiteres lichen Barteien könne nur der Freifinn in Frage kommen. Die treten. Sie standen schon immer auf Seite der Freifinnigen, so daß diese auf einen besonderen Zuwachs aus diesem Lager nicht rechnen

tönnen.

Glauben geschenkt worden wäre, so würden die Beteiligten um mehr als ein Drittel zu niedrig veranlagt worden sein. Ausdrücklich wird hervorgehoben, daß die Korrekturen der Behörden an den Dekla­rationen sich feineswegs auf die kleinen und mittleren Steuerzahler beschränken, sondern über alle Stufen sich erstreckt haben. Auch das ist charakteristisch, daß eine solche Selbstverständlichkeit erst noch besonders unterstrichen werden muß. Von Oftober 1907 bis dahin 1908 find 1495 Fälle verhandelt worden. Durch vorläufige Straf­festlegungen wurden 258 472 M. als Strafe eingefordert, für den einzelnen Fall im Durchschnitt 208 M. Außerdem wurde durch gerichtliche Entscheidung in 81 Fällen auf 64 480 M. Geldstrafen er fannt, also rund 796 M. für jeden Fall. Im Anschluß an das Strafverfahren wurden rund 236 000 m. als Nachsteuer erhoben. Dazu kommt noch die besondere Kategorie der hinterbliebenen" Steuerpflichtigen . In 444 Fällen wurden von den Erben 226 640 M. Nachsteuern verlangt.

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Wie's gemacht wird.

Ein weiblicher Lockspikel in Berlin entlarvt. ie fich ein hiesiges Blatt aus Baris telegraphieren ließ, sollte am 1. September in einem Pariser Blatte eine Enthüllung Wladimir Burzews erscheinen, die einen gefährlichen russischen Lodipizel in Berlin , eine Frau namens Sinaida Jutschento, geborene Gerngroß entlarbt, die als eine bewährte Anhängerin der Sozialisten- Revolutionäre galt. Burzen kannte ihren Berrat schon seit einiger Zeit. Da er aber feine positiven Beweise besaß, zögerte bas revolutionäre Zentralfomitee damit, gegen Sinaide Gerngroß vorzugehen. Es wurde jedoch Burzew auf seinen Vorschlag an heimgestellt, unter eigener Verantwortung die Gerngroß zu einem Gingeständnis zu bringen oder indirette Beweise ihrer Tätigkeit zu erlangen. Burzeto reiste in dieser Absicht nach Berlin und es gelang ihm zunächst, in der Wohnung der Gerngroß, dann in einem großen Café in der Nähe des Bahnhofs Friedrichs Aus Altenburg wird uns geschrieben: Das offiziöfe straße vor Zeugen ein Geständnis der Frau zu er- Wolffsche Depeschenbureau verbreitete am Montag die Nachricht, daß halten. Diese legte Szene foll von erschütternder Tragit gewesen die Altenburger Bauern aus Anlaß des Besuchs von Wilhelm II. fein. Nachdem in dreistündigem Gespräch Burzem die Verräterin beim Herzog von Sachsen- Altenburg ein sogenanntes Bauernreiten" in die Enge getrieben hatte, erklärte sie endlich:" Ja, ich bin veranstalten werden. Bis dahin hatte kein Mensch etwas von dem es, die Ihre Freunde der Polizei ausgeliefert Plane" der Altenburger Bauern geahnt"; die Bauern selbst auch hat. Ich habe Ihre Unternehmungen zum Scheitern gebracht." nicht. Ist doch so ein Bauernreiten für den einzelnen eine sehr kost­Sinaida Gerngroß stand, wie nunmehr nachgewiesen ist, seit spielige Sache. Nachdem jetzt aber das Wolffiche Burean ein solches fünfzehn Jahren im Dienst der russischen Ge- Bauernreiten angefündigt hat, wird natürlich mit Hochdruck heimpolizei. Burzew schreibt über sie: sie organisierte daraufhin gearbeitet. So wird der Besuch des altpreußisch- sparsamen Attentate, um sie zu verraten. Sie warb Anhänger, Königs von Preußen in Altenburg den Altenburger Bauern auf einige um fie als Terroristen den unzieren zu können. Wohin sie hunderttausend Mark zu stehen kommen. Die Stadtverordneten in auch tam, sie brachte für viele, die ihr nahten, Tod oder Ver. Altenburg glaubten auch ein übriges tun zu müssen und bewilligten bannung. Sinaida Gerngroß stammt aus einer wohlhabenden und trotz der gähnenden Leere des Stadtsäckels 6000 m. für Straßen­angesehenen Familie in Witebst und begann ihre unheilvolle schmückung. Um die sozialdemokratische Kritik an dieser Geschichte Wirksamkeit schon im Jahre 1894. Damals war sie 23 Jahre alt. nicht in die Deffentlichkeit dringen zu lassen, wollte man über die Sie hatte Beziehungen zur Revolutionspartei, berichtete Forderung des Stadtrates von 6000 M. in geheimer Sizung be­alles, was sie von ihren Genossen und über ihre Genossen raten. Unsere Genossen drohte aber durch Verlassen des Saales erfuhr, gegen monatliche Vergütung an den zweiten Sie die Berhandlung unmöglich zu machen, tvenn in geheimer Sizung rettor der Petersburger Geheimpolizei, Semjachin. Im Jahre verhandelt würde. Aergerlich fügte sich die bürgerliche Majorität 1895 zeigte sie das komplott Rasputins gegen den Zaren demi Willen unserer Wertreter, drohten aber mit Wiedervergeltung. an. Um jeden Verdacht bon fich abzulenten, ließ In eingehender Weise begründete Genosse Difreiter den ablehnenden fie fich gleichfalls verhaften( sie selber hatte den Standpunkt der sozialdemokratischen Fraktion, indem er den Herren Borschlag gemacht) und blieb elf Monate im Gefängnis. von der bürgerlichen Mehrheit unter der millionenschwere Unter­Seit dieser Komödie hat sie der Partei als Märtyrerin genehmer sigenden Rat gab, in die eigene Tasche zu greifen. golten und unbeschränktes Vertrauen genossen. Ihre monat­lichen Bezüge von der Petersburger Behörde wurden beträcht. lich erhöht. Bugleich aber wurde ihr Geheimnis fo gut ge­wahrt, daß selbst in den geheimen Polizeiberichten jener Beit Sinaida Gerngroß als eine gefährliche Revolutio­närin bezeichnet ist. Nur wenige wußten, welche gefährliche Spionin diese gefährliche Revolutionärin" war.

Oefterreich.

Vom Nationalitätenstreit.

Wien , 31. August. Am Abend versuchten abermals 200 Deutsch Nationale, im 15. Bezirk antitschechische Demonstrationen zu veranstalten, wobei die einschreitende Wache mit Steinen beworfen wurde. Zwei Wachleute sind leicht verlegt; es wurden 29 Ver­haftungen vorgenommen.

Wien , 1. September. Die Polizeidirektion erläßt eine Kund­gebung, in der sie die schärfsten Maßregeln gegen die anti­tschechischen Demonstranten aufündigt. frankreich . Tippelskircherei

Nach dem Komplott Rasputins gab jedoch Sinaida Gerngroß zunächst für einige Zeit ihre Tätigkeit auf, und obwohl sie in Verbindung mit der Polizei blieb, ist doch sieben Jahre lang feine Anzeige von ihr erstattet worden. Sie hatte geheiratet, einen ehrenhaften jungen Mann, der damals deutsche Universitäten besuchte und mit dem sie in Leipzig und Heidelberg lebte. Von ihrem Gatten hat sie sich später getrennt. Ihre attive Arbeit für die Polizei nahm sie im Herbst 1905 wieder auf. Damals erschien sie plötzlich in Mostau, und jetzt war sie nicht nur als Spionin, fondern als Agent provocateur mit unheimlichem Gifer tätig. Sie hat viel zum Scheitern des geschichtlichen Aufwirft die reaktionäre Autorité" dem verfloffenen Boftminister standes von 1906 beigetragen. Während sie im Auftrage Barthou vor. Nach der Verwüstung der Pariser Fernsprech des revolutionären Zentralfomitees in das Ausland ging, um zentrale durch den Brand habe man einen Raum zur Unterbringung Waffen für die Revolutionäre zu kaufen, gab sie Führer der Apparate gesucht. Mehrere Hausbefizer der Gegend, die sich und Beteiligte der russischen Polizei an. bewarben, habe der Minister schroff abgewiefen. Den Zuschlag Unter denen, die sie verraten hat, ist die junge Revolutio- erhielt eine Frau D.: zufällig die Schwägerin des Ministers. Bu närin Fruma Frumtin, die 1907 wegen eines Attentats fällig habe er das Eigentum an dem betreffenden Gebäude erst gegen den berüchtigten Oberpolizeimeister Reinbott in Moskau furz vorher auf sie übertragen. Und zufällig habe die Miete für verhaftet wurde. Dies Attentat war von der Gerngroß in zwei Etagen nicht mehr betragen als 180 000 Frant! Auch allen Einzelheiten vorbereitet. Sie hatte der Frumfin die der Staatssekretär Simhan, deffen glänzende Verwaltung die Post Stelle im Theater bezeichnet, wo sie auf Reinbott schießen sollte, an beamten in den Streit getrieben hat, habe für Dienstzwede ein dieser Stelle wurde Fruma Frumkin auf Anzeige der Gerngroß Gebäude mit einer Ueberzahlung von jährlich 25 000 gr. gemietet: hin verhaftet. Ihre lette Verräterei im März 1909 lieferte eine zufällig von der Familie Pichon, der der damalige und noch ganze Gruppe von Revolutionären der Polizei in die Hände, amtierende Minister des Aeußeren angehört. Wird es unter dem neuen unter ihnen einen der intimsten Freunde der Gerngroß Reformminifterium anders werden? Erzählt doch Rappel", daß der und dessen kranke Frau. Lange war sie in ständiger Ver- neue Marine minister anstatt der abgesägten Verwaltungs­bindung mit Asew. Ihre Hauptaufgabe war es, die ent- direktoren einige seiner guten Freunde eingestellt habe, die sich vor schlossensten Revolutionäre herauszufinden und sie der Kampf- allem durch gute Ilerifale Gesinnung auszeichneten. Einer da­organisation als Leute zu bezeichnen, die für ein ernsthaftes Werk von sei Schivager eines Hüttendirektors, dessen Gesellschaft viel für geeignet feien. Viele haben aus ihren eigenen Händen die die Marine liefere. Die Reform der Marine wird übrigens Bomben erhalten, mit denen sie unmittelbar nach dem Abschied von dem neuen Marineminister mit eiserner Hand betrieben. Be von Frau Sinaida ergriffen wurden. reits hat er verfügt, daß das Mittelmeer - und das Nordsee­geschwader fünftig den Namen: Erstes und zweites Geschwader führen. Ferner hat er die abgefchaffte Galauniforn wieder eingeführt. Nun ist aber die französische Marine ganz bestimmt Italien .

Das Reichsvereinsgesetz in Oberschlesien .

In Beuthen verbot die Polizei eine Freidenferverfamm- unübertvindlich. lung, in der Professor Schieler- Danzig über das Thema Der Ultramontanismus der schlimmste Kulturfeind" sprechen sollte. Be­gründet wurde das ungefeßliche Verbot damit, daß die öffentliche Die Volksbewegung gegen den Zarenbesuch Ruhe und Sicherheit gefährdet seien, wenn die Versammlung statt zieht immer weitere Bahnen. Neben dem Nationalfomitee ist die finde. Auf telegraphische Beschwerde an den Reichskanzler und Bildung von Lokalkomitees beschlossen worden, die eine einheitliche

Kreta. Die Räumung.

Oftalien.

Ein chinesisch- japanisches Abkommen. Beling, 1. September. Die chinesisch japanischen erhandlungen über die Wandschurei find zum Ab­Ihluß gelangt. Das Uebereinkommen wird in furzem unter­zeichnet werden und enthält folgende Vereinbarungen: Japan macht Bugeständnisse in der Streitfrage über das Chentag Gebiet, und in der Frage der Rechtsprechung über die dort angesiedelten Koreaner. China unternimmt nichts zur Aus­dehnung der Eisenbahnlinie von Hfin- Min- tun nordwärts, ohne Japan zu befragen. Japan lehnt es ab, in Erörterungen einzutreten erstens über die Verwaltung der Eisenbahnzone, zweitens über das Gebiet der auswärtigen Bolizeirechte, und drittens über die Be­Japans eine Ablehnung der von Rußland im Charbiner Ueber­wachung der Antung- Mukden- Linie. China sieht in dieser Haltung einkommen ergriffenen Initiative, b. h. eine dem Portsmouther Friedensvertrage entsprechende Anerkennung der chinesischen Souveränität in den betreffenden Gebieten.

Marokko.

Kämpfe um Melilla .

Melilla , 81. August. Ein feindlicher Angriff auf das Dorf Lahadara wurde von einem Bataillon, einer Batterie und einer Estabron, die in zwei Abteilungen vorrückten, energisch zurück­gewiesen. Der Rest des Tages verlief ruhig. Es sind hundert Ramele an Land gebracht worden.

Soziales.

Betriebsunfall.

Die 63jährige Ehefrau des Privatmannes T. ist am 3. Mai des Jahres 1907 dadurch körperlich zu Schaden gekommen, daß sie in einem von Dresden nach Berlin fahrenden Eisenbahnzuge, als sie sich bei der Station Faltenberg erhoben hatte, um auszusteigen, in dem Seitengang des Durchgangswagens infolge plöblichen bef= tigen Rudes zu Boden geschleudert wurde und einen Schenkelhals­bruch erlitt.

Die von den Eheleuten T. gegen den Eisenbahnfiskus erhobene Schadenersaktlage wurde vom Landgericht Halle abgewiesen. Auf die Berufung der Kläger sah das Oberlandesgericht Naumburg das Vorliegen eines Betriebsunfalles für erwiesen an und verurteilte den Beklagten nach dem Klageantrage zum Grfaß allen den Klägern erwachsenen Schadens.

Dieses Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg wurde vom 6. Zivilsenat des Reichsgerichts bestätigt.

Aus den Entscheidungsgründen des Reichsgerichts ist hierzu folgendes mitzuteilen: Auf Grund der Aussage des vernommenen Zeugen erachtet das Berufungsgericht den behaupteten Unfall für dargetan. Es nimmt für erwiesen an, daß bei der Einfahrt des Zuges in den Bahnhof Falkenberg ein sehr starter Stoß erfolgte, durch den die Mittlägerin, die eben aus dem Abteil in den Seiten­gang des als D- Wagen gebauten Wagens treten wollte, zu Boden geworfen wurde, so daß sie sich nicht selbst wieder zu erheben bers mochte und von Bahnbediensteten herausgebracht werden mußte, und daß sie durch den Sturz erheblich körperlich beschädigt wurde. Damit sei ein Betriebsunfall nach§ 1 des Reichs- Haftpflichtgesetzes gegeben, der den Beklagten für den der Mitklägerin erwachsenen Schaden erfatpflichtig mache. Ein mitwirkendes eigenes Ber­schulden der Beschädigten sieht das Berufungsgericht nicht als nach­gewiesen an; daß die Mittlägerin noch während der Fahrt in den Seitengang des Wagens sich begeben wollte, stelle ein solches nicht dar, zumal fie in Faltenberg aussteigen wollte, und zu solchem Zwede die Fahrgäste regelmäßig vor dem vollständigen Halten des Buges in dem Seitengange fich ohne Behinderung durch das Zug­personal bereit zu stellen pflegten.

Die Revision fonnte keinen Erfolg haben. Ein mitwirkendes eigenes Verschulden der verlegten Mittlägerin an dem Unfalle ist bom Berufungsgericht ohne Rechtsirrtum verneint worden. Daz jemand während der Bewegung des Zuges aus dem Abteil in den Seitengang des D- Wagens tritt, ist kein Verschulden, auch wenn ihn dazu nicht ein besonderer triftiger Grund( Aufsuchen des Speisewagens, Gang zum Abort) veranlaßt. Durchaus üblich und zwedmäßig ist es, daß die Fahrgäste, die auf einer Station aus teigen wollen, noch während der Bewegung des Zuges im Seiten­gange des Wagens sich bereit stellen. Der im gegebenen Falle festa gestellte Ruck war aber nach dem Zeugnisse des S., das für die Feststellung eine vollständig zureichende Grundlage ist, ein ganz besonders starker, wie er sich nur ausnahmsweise ereignet. Daß der Klägerin ein besonders unvorsichtiges Verhalten zur Last falle, womit sie fich den Unfall ganz oder zum Teil selbst zugezogen, ist nicht behauptet. Durch Nichtanwendung des§ 254 W.-G.-B. ist mithin das Gefeß nicht verlegt.

Durchführung der Unfallverhütungsvorschriften.

Die vom Reichsversicherungsamt herausgegebene Zusammen­stellung der Jahresberichte der gewerblichen Berufsgenossenschaften über die Durchführung der Unfallverhütungsvorschriften für das Jahr 1908 ist jüngst veröffentlicht worden. Das mit vielen Ab­bildungen und mit einem Sachregister ausgestattete Werk ist in zwei Teilen als drittes Beiheft zu den Amtlichen Nachrichten" des Reichs­versicherungsamtes 1909 bei Behrend u. Co. in Berlin W. 64 er schienen.