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Br. 205. 26. Jahrgang. 3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. tts, 3. September 1909.

Vom Bierkrieg.

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Freitag,

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Wird diese Parole von dem Gros der Bevölkerung in der ge= Noch in keiner Bevölkerungsschicht sind die schädlichen Folgen wünschten Weise befolgt und daran ist kaum zu zweifeln, auch der Kinderarbeit richtig erkannt. Auch bei den Arbeitern bringt der Bierkrieg vom Jahre 1906 wurde in Chemniß scharf durch- man dieser Frage im allgemeinen viel zu wenig Interesse ent­Obwohl in einigen Orten der Kampf gegen die Bierverteue- geführt und hatte den Abschlag jeder Preiserhöhung für das Publi- gegen. Die Eltern sind oft leider der Ansicht, die Erwerbsarbeit rung schon wieder dem friedlichen Schlürfen des Gerstensaftes fum zur Folge so dürfte ein Nachgeben der Brauer in nächster sei den Kindern dienlicher als das Umhertollen. Das schlimmste Blah gemacht hat, weil Brauer und Wirte von der beabsichtigten Beit zu erwarten sein. happigen Preissteigerung wieder Abstand nahmen, zieht der Bier- Bollkommene Abstinenz. Die Nieler Arbeiterschaft natürlich ist, daß in unzähligen Arbeiterfamilien die paar frieg doch immer noch weitere Kreise. Vor allem ist es die Ar. hat am Mittwoch in fünf großen Versammlungen Pfennige, die die Kinder ins Haus bringen, für den Haushalt beiterbevölkerung in den Industriegegenden und in den Groß- beschlossen, die Wirte zu boykottieren und sich des Bier. und schon eine gewisse Bedeutung erlangt haben. Es gibt Gegenden, städten, die durch direkten Boykott refp. durch weitgehende Ein- Schnapsgenusses vollkommen zu enthalten, bis eine Herabsehung to 3. B. in der Heimindustrie den Erwachsenen solche schränkung des Biergenusses die Brauereien zur Rückkehr zu den der Preise erfolgt. Hungerlöhne gezahlt werden, daß ohne den Verdienst und die alten oder doch zu niedrigeren Preisen nötigen will. Besonders gaben aus Wirtefreisen in Hannover , in denen um Zulassung ernährung dem des Verhungerns näher gebracht würden. Eine Eisenbahndirektion und Bierpreise. Auf Ein- Mitarbeit der Kinder die Familie aus dem Zustand der Unter­ist die Bewegung gegen die Bierpreiserhöhung im rheinisch- westfälischen Industriegebiet von einer Intensität, die fleinerer Schankgefäße in den Bahnhofswirtschaften gebeten wurde, gute Erziehung der Kinder bedingt wohl, daß sie schon früh an­die Brauereien schon veranlaßte, mit den örtlichen Organisationen hat die tgl. Eisenbahndirektion in Hannover erwidert, daß die fangen, sich praktisch zu beschäftigen. Das fördert ihre Geschid­der Arbeiter und mit den Wirtevereinigungen in Verbindung zu Direktion erst weitere Ermittelungen anstellen werde, nach deren treten, um mit ihnen zu einer Einigung zu gelangen. Sehr zu Abschluß für die Bahnhofswirtschaften des Bezirks eine Preis- lichkeit sowie die geistige und körperliche Entwickelung. Tätigkeit, statten tommt der Arbeiterbevölkerung, daß ihre Organisationen erhöhung erfolgen solle. Bis dahin sind die jetzigen Preise und die spielend verrichtet wird, wie kleine Handreichungen im sich der Frage der Bierpreisregelung annehmen. Auch in den Gefäße beizubehalten. Hause usw. hat keine Schadenwirkungen. Solche erwachsen nur Schichten des Handwerks, in der Beamtenschaft, in kleinbürger. Ablehnung der beabsichtigten Preiserhöhung. aus der aus Erwerbsmotiven aufgezwungenen Arbeit. Um so lichen Kreisen wird die Bewegung gegen allzu hohe Bierpreise In einer Volksversammlung in Osnabrück gelangte eine Resolution mehr, als bei dieser der fremde Unternehmer mit der kindlichen mitgemacht, während in den Kreisen, wo Kleingeld keine Rolle zur Annahme, in der die Anwesenden erklären, daß sie die von Arbeitskraft rücksichtslos Raubbau treibt. spielt, der Sinn für die Bewegung gegen die erhöhten Bierpreise den Brauern und Wirten projektierte Bierberteuerung ganz ent- Dieser Kinderausbeutung muß die Arbeiterschaft energisch völlig fehlt. Doch liegt der Schwerpunkt des Rampfes schieben ablehnen. Abstinenz und absolute Meidung der Lokale, zweifellos bei der Arbeiterbebölkerung, ganz einfach aus dem in denen höhere Bierpreise berlangt werden, sollen dem Protest entgegentreten. Besonders den Frauen und Müttern muß es flar Grunde, weil ihr Bierkonsum am stärksten ins Gewicht fällt. Den nötigen Nachdruck verleihen gemacht werden, wie schwer sie an ihren Kindern sündigen, wenn sie sie zu früh ins Joch der Arbeit spannen. Die paar Pfennige, die das täglich einbringt, wiegen nicht den damit verbundenen Raub an Daseinsfreude und vor allem an Gesundheit und Leben auf. Von Lehrern ist es festgestellt, daß schulpflichtige Kinder, die in der freien Zeit erwerbstätig schaffen müssen, oft bei großer Begabung im Lernen zurückbleiben. Auch das sollte den Eltern Kinderschutz, eine soziale Aufgabe der Genossinnen. stets gegenwärtig sein. Wer selber weiß, wie hemmend ihm im Die Folgen, die für die Kinder selbst wie auch für die nach- Leben mangelhafte Schulbildung war, der follte großes Gewicht kommende Generation aus der Ausbeutung jugendlicher Arbeits- darauf legen, daß den Kindern das Wenige, was ihnen die Volts­träfte entstanden sind und weiter entstehen, schreien zum Himmel. schule bietet, nicht noch verkümmert wird. Besonders die Frauen, Unsummen von Gesundheit und Glüd werden da frühzeitig ver- deren eigene Kinder nicht arbeiten müssen, sollten ein wachsames nichtet; nicht meßbares Glend wird hier gezeugt, hat in der Kinder- Auge auf die arbeitenden Kinder haben. Wo sie Kinder bei der ausbeutung seine Ursache. Wohl ist unter dem Drucke der Arbeiter- Arbeit, hauptsächlich bei solcher Arbeit treffen, die nach dem Gesetz bewegung mit einer schüchternen Kinderschutzgesetzgebung begonnen verboten ist, müssen sie die Eltern, und wenn das nicht hilft, die worden. Aber was bisher erreicht werden konnte, ist nur minimal, Lehrer darauf aufmerksam machen, und wenn alles vergeblich ist, und die meisten Geseze zum Schutze der arbeitenden Kinder Anzeige erstatten. Nehmen die Genossinnen den Kampf energisch stehen dabei nur auf dem Papier, werden in der Praxis nicht be- auf, dann ist es möglich, wenigstens im Rahmen der Geseze dem folgt. Die Stieftinder in der Sozialgesetzgebung sind die Land- Mißbrauch der Kinderarbeit zu steuern. Gleichzeitig sammeln arbeiter und die in häuslichen Diensten Beschäftigten. Und auch sie aus der Praris reiche Erfahrungen, die bei Forderungen auf das Kinderschutzgesetz macht vor den Privilegien der Junter und Ausgestaltung der Kinderschutzgesetze als wertvolles Material Dienstherrschaften Halt; ebenso läßt es die Heimarbeit unberührt. Dienen können. Hier eröffnet sich den Genossinnen ein dankbares Zwar besagt das Gesez, daß inter unter 12 Jahren von 8 Uhr Feld sozialer Tätigkeit. abends bis 8 Uhr morgens nicht beschäftigt werden dürfen; aber wer übt in der Heimarbeit, bei Aufwartemädchen usw. eine Kon­trolle aus? Auch im übrigen haben die gesetzlichen Bestimmungen nur einen sehr problematischen Wert. In großer Zahl kann man früh morgens Kinder sehen, die das Schuhalter noch nicht über­schritten haben, aber doch ungestört Frühstück und Zeitungen aus­tragen. Selten schreitet da ein Schuhmann ein. Das Gesez reicht in der Erfassung der Schußbedürftigen bei weitem nicht aus, und dort, wo die gefeßlichen Maßnahmen ausreichen, werden sie um­gangen.

Wenn man erwägt, was täglich auf Bauten und in Fabriken an Bier umgesetzt wird, und daß gerade hier infolge der Preis­erhöhung das Bier durch Milch, Kaffee, Limonade usw. ersetzt wird, so tann man es verstehen, wenn heute schon die Brauereien für ihren Absah ernstliche Befürchtungen hegen. Erschwert wird den Brauereien ihre Position aber auch dadurch, daß keineswegs alle Brauereien die von den Verbänden jeweilig beschlossene Preis­erhöhung mitmachen. Eigenartig ist in dem ganzen Bierkrieg die Stellung der Wirte. Wie sie ihrem ganzen Berufe nach zwischen Brauer und Biertrinker stehen, so ist auch im gegenwärtigen Kampfe ihre Haltung keine einheitliche. Dort, wo sie in starter finanzieller Abhängigkeit von den Brauern stehen, waren sie ge­nötigt, die Bierpreiserhöhung mitzumachen, freilich vielerorts mit dem Erfolge, daß ihre Lokale weit weniger besucht wurden als borher. Denn das ist den Brauern nicht gelungen, auch die Außen­feiter unter den Wirten unschädlich zu machen. Ganz im Gegen­ſeiter unter den Wirten unschädlich zu machen. Ganz im Gegen teil blühen deren Geschäfte gerade augenblicklich besonders üppig dort auf, wo der größere Teil der Wirte die Bierpreiserhöhung durchführen mußte. Es fehlt ihnen merkwürdigerweise auch nicht an Lieferanten von Bier, die ihnen das Bier so liefern, daß sie es zu den bisherigen Preisen ausschenken können. Ein anderer Teil der Wirte, und zwar soweit sich übersehen läßt, der größere, hat sich von dem Einfluß der Brauereien emanzipiert und nimmt mit den Konsumenten gegen die Brauereien Stellung.

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Verschärfung des Bierkrieges in Chemniß. Nachdem die Verhandlungen zwischen dem von den Konsumenten in großen öffentlichen Versammlungen gewählten Aktionsausschuß und den Vertretern der verschiedenen Gast- und Schankwirtevereine auf der einen, und den Vertretern der Brauereien auf der anderen Seite vollständig resultatlos verlaufen sind, hat der Aktionsaus­souß unter dem 1. September die Parole ausgegeben:

Bon heute ab muß jeder Bierkonsum ein.. gestellt werden!

Aus der Frauenbewegung.

Versammlungen

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Veranstaltungen.

Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Sonntag, den 5. September, vormittags 410 Uhr: Vortrag und Führung durch das Märkische Museum . Referent: Professor Pniower. Die Besichtigung des Erziehungsheims in Zehlendorf findet Anfang Oktober statt, näheres wird noch bekanntgegeben.

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