FriedenSübungen Unterstützungen gewährt wurden, welche ganz oder theilweise in der Zeit vom 1. April 1892 bis zum 1. Juli 1892 stattgefunden hatten. Es sind demnach für das ganze Jahr 1892/93 Unterstützungen zu zahlen ge- wesen. Die Lieferungsverbände haben die Zahlungen zu bewirken, die jährlich aus Reichsmitteln erstattet werden.— Dir Militärvorlage. In der„Kreuz.Zeitung " liest man:»Dem Vernehmen nach ist in der gestrigen Fraktionssitzung des Zentrums der Versuch, die genügende Stimmenzahl für eine den verbündeten Regierungen annehmbare Form der Militärvorlag« zusammenzubringen, gescheitert. Trotzdem besteht anscheinend die Absicht, in der zweiten Lesung irgend einen positiven Beschluß zu stände zu bringen, um für eine dritte Lesung die Unterlage zu schaffen. Voraussichtlich dürfte dazu die Einführung der zweijährigen Dienstzeit an sich aus- ersehen sein; selbstverständlich ist auf eine Mitwirkung der kon- servativen Fraktion bei einem Beschluß auf dieser Basis nicht zu rechnen." Die offiziöse„Nordd. Allg. Ztg." bemerkt dazu:„Wir glauben nicht, daß die Angelegenheit schon so weit gediehen ist, um zu einer so bestimmten Stellungnahme veranlassen zu können; die obige Erklärung kann somit nur als Slimmungssymptom aus bestimmten Kreisen ausaefaßt werden."— Stimmung für die Militärvorlage machte gelegentlich des Aushebung-geschäfts im freundlichen Markte Oberdorf(Bayern ) vor kurzem der hierbei fungirende Stabsarzt. Nicht genug, schreibt der„Oberd. Ldb.", daß der joviale Herr die zur Musterung gelangenden Rekruten konstant mit dem vertraulichen„Du" anredete, es fehlte auch att aufmunternden Kosenamen, wie z. B.„Dummes Luder, ver- fluchtes Rindvieh ee. ic." vermischt mit einer Blumenlese der schneidigsten Flüche nicht, wenn einer der jungen Burschen sich nicht ganz anstellig erwies. Den Gipfel der Humanität erreichte aber der leutselige Herr Stabsarzt durch folgendes Stück Menschenfreundlichkeit. In dem Untersuchungssaale ist eine Matratze vorgesehen zum Zwecke der Visitation Bruch. leidender k. ic. Die an solchen und ähnlichen Fehlern krankenden armen Rekruten konnten jedoch dieser wohlthätigen Einrichtung nicht theilhaftig werden, weil, ja weil— man höre und staune— genannte Matratze von dem Herrn Hund des liebenswürdigen Herrn Stabsarztes mit Beschlag belegt war und dieser getreue Begleiter seines Herrn darauf süßer Ruhe pflegte. Man sollte meinen, der Arzt, und namentlich der Militärarzt, müsse als Helfer der leidenden Menschheit auch der erste Träger der Humamlät sein. Wenn nun derlei Dinge schon beim M u st e- r u n g s g e s ch ä f t e vor den Augen bürgerlicher Personen vor- kommen, so kann man sich gewiß leicht einen Vers daraus machen, wie sich der genannte Hnmanitätsapostel in der Kaserne macht. Daß nebenbei eine derartige Behandlung in den jungen Burschen auch eine gewaltige Berufssreudigkeit für den Soldaten- stand hervorruft, ist gewiß leicht denkbar.„O, welche Freude, welche Lust, Soldat zu sein!"— Das Kompromißgeschäft zwischen denen um H u e n e und Caprtvi soll, wie verschiedene Abendblätter melden, end- giltig sehlgeschlagen sein.— Reichstags«Auflösung. In Sachen der Reichstag?- Auflösung ist daS amtliche Organ der sächsischen R e- gierung, das„Dresdener Journal" ermächtigt, die Nachricht zu widerlegen, daß einige größere Regierungen, namentlich diejenigen von Bayern , Sachsen und Baden im Falle einer Ablehnung der Militärvorlage sich gegen eine Auslösung des Reichstages ausgesprochen hätten. Zur Zeit habe für Sachsen wenigstens kein Anlaß vorgelegen, zu einer solchen Frage Stellung zu nehmen. Als ob man nicht wüßte, daß die preußische Borherrschaft für die nöthige Uebereinstimmung der Bundesstaaten vorsorgte? Eine ähn- liche Erklärung für Bayern geben die von dem bayrischen Ministerium des öfteren„inspirrrten" Münchener „Neuesten Nachrichten" ab. Es heißt darin, daß die Gewaltigen in Wiünchen sich nicht gegen die Auflösung erklärt hätten. Daß ihnen die Auflösung mit Rücksicht aus die Landtags- wählen nicht gelegen kommen würde, verstehe sich von selbst. Im übrigen sei aber die bayrische Regierung von der Roth- wendigkeit der Militärvorlage nickt minder überzeugt, als die übrigen Bundesregierungen; sie habe im Bundesrathe der Vorlage zugestimmt und werde selbstverständlich auch alle Konsequenzen ihrer Abstimmung tragen.— Der deutsch -rusflsche Handelsvertrag. Die Sonn- abend-Ausgabe der»Post* bringt folgende offiziöse Nachricht: „Die russische Antwortnotemit Gegenvorschlägen auf die von deutscher Seite an die Gewährung des Konven- tionaltarifS geknüpften Bedingungen ist an amtlicher Stelle hier überreicht worden. Die Prüfung der einzelnen Punkte wird selbstverständlich eine sehr gewissenhaft« sein, möglicher- weise ergiebt sich die Nothwendigleit zu Rückfragen, jedenfalls aber ist ein baldiger Abschluß der VerHand- lungen nicht zu erwarten." Der kleine aber mächtige Junker-Ring wird den Vertragsabschluß mit allen Mitteln zu verhindern suchen. die Ungewißheit.... Ich kann Dir gar nicht beschreiben, wie ich, seitdem Du mich verlassen, gelitten habe. Ich lebte nur in der Erwartung Deiner Sendungen. Ich habe mir die Augen nach ihnen ausgesehen. Und wenn sie kamen, war eS kein Trost, denn ich sagte mir, daß Du eine Stunde, nachdem Du sie aufgegeben, verhaftet sein konntest. Und die Tage und Nächte, da keine Botschaft kam! Was dachte ich nicht alles! WaS stellte ich mir nicht alles von Dir vor! Ah! eS ist zu schlecht von mir, darüber zu sprechen. Ich weiß, daß Du nicht lange friedlich daherm bleiben wirst. Du mußt mir aber jetzt versprechen, daß, was Du auch nächsthin unternehmen magst, selbst wenn es schlimmer ist, als die Angelegenheit in Dubrawnik, ich mit Dir gehen und Dein Schicksal theilen werde. Willst Du?" Sie sprach diese Worte leidenschaftlich und mit dem kecken Selbstvertrauen, welches ihr so eigen war, als ob sie ihn Heraussordern wollte, es ihr abzuschlagen. Andrej aber antwortete nichts, sondern blickte starr in dieses reizende, arglose, jugendliche Antlitz. Durch ihre Frage hatte sie selbst den Rausch der Freude, der eine Zeit lang seinen Geist bezwungen hatte, vertrieben. Er erinnerte sich an den letzten Morgen in Dubrawnik, in Watajko's Hause und an den großen Entschluß, welchen er gefaßt hätte.... Sein Schicksal war entschieden. Menschliches Glück oder Gesellschaft war ihm nicht beschieden. Die Sache, in welche er sich einlaflen wollte, mußte er ganz allein zu Ende führen; Tanja konnte da nicht mitthun, und ihm blieb keine andere Aussicht, als das Grab. Ihr es jetzt zu sagen, war der einzige Antheil, den er ihr einräumen konnte. Er schwieg aber. So sehr auch seine Nerven, mehr als die eines anderen Verschworenen, durch die schrecklichen Erfahrungen gestählt waren, zagte, zögerte und zitterte er jetzt, wo es galt, daS Messer gegen die Brust des geliebten Opfers zu zücken. Andrej, Liebster, was hast Du? Was starrst Du so?" rief Tanja aus.»Du lehnst es ab? Du fürchtest, daß ich DaS Volk mag ruhig unter den hohen Kornpreisen leiden, und der Nachtragsetat fordert für die aus der Preis- steigerung der Viktualien sich ergebenden Mehrkosten der Truppenverpflegung etliche Millionen mehr. Thut nichts, die Großgrundbesitzer»leiden Roth", man muß ihnen Helsen. — Das Gesetz gegen den Verrath militärischer Ge- heimmniffe werde, so verkündet die„Post", vom Bundes- rathe wohl nicht angenommen werden, weil der Reichstag die Nachrichten von solchen Geheimnissen für straflos er- klärt habe. Wir haben gegen das Begräbniß dieser über- flüssigen und reaktionären Vorlage natürlich nichts einzu- wenden. Es zeigt sich aber hier, daß den Regierungen vor allem an jener durch das Parlament gestrichenen„Nach- richten"-Bestimmung lag, die sich gegen die volksthümliche Presse richtete und den Regierungsentwurs zu einer lex „Vorwärts" stempelte.— „Der deutsche Zukunftsstaat". Eine ergötzliche Satire auf den Gegenwartsstaat, für den die Ballestrem, Richter u. Co. die Lärmtrommel rühren, hat Dr. S igl, der bekannte katholische Publizist und Politiker, in seinem „Bayrischen Vaterland" veröffentlicht. Er schreibt unter der Spitzmarke:„Der Zukunftsstaat": „Angesichts der aller Wadrscheinlichkeit nach zur Annahme gelangenden M i l i t ä r v o r l a g e, die des Landes beste Ar- beitskräfte absorbiren und für die Landlruppen und die Marine, sowie für die sortifikatorische Befestigung Helgolands und wo möglich noch anderer, ähnlich wichtiger, requirirt werdender Inseln immense Geldopser verschlingen wird, steht uns Hinsicht- lich der zukünftigen Gruppirung der menschlichen Gesellschafts- klaffen folgende reichssreundliche Zukunft in Aussicht: Di« menschlichen Gesellschastsklassen werden im deutschen Zukunftsstaate zerfallen: 1. in die gottbegnadeten re- gierenden und regierungsiähigen nachsintfluthlichen Geschlechter des Blaubluts nebst ihren Nachkommen und Anhängseln (Dynastien); 2. in die steuer- und abgabenfreien, unter sich in vornehmem Umgang verkehrenden und in der Oeffent- lichkeit zurückhaltenden hoffähigen O s s i z i« r e und höheren Militärbeamten(Oifizierskorps); S. in die zum Theil ge- treuesten und auch nicht getreuesten(aus dem Bezirksamt Jerusalem gekommenen oder stammenden), je nach„Verdienst" auch mit Blaublut injizirten Großkapitalisten(Rentiers, im Volksmund auch„Blutsauger" genannt); 4. in die die Zoll-, Steuer- und Monopol- Maschine(Staats- Maschine) leitenden, führenden, schürenden und schmierenden Beamten und Bediensteten(Staatsdiener); ö. in die nach Brot suckenden Künstler und Handelsgenosienschaftler(gebildetes Prole- tariut); 6. in die aus Krüppeln, Greisen und allen Weibern bestehenden Hab- und gutlosen Feldarbeiter(Bauern) und Ar» beiter schlechthin(Sozialc emokraten); 7. in den Soldaten- stand(Ferienkolonisten). Die ersten beiden Klaffen haben zur Sicherstellung ihrer Existenz selbstverständlich ein sehr wesentliches Jntereffe an der Genehmigung der Militärvorlag«. Die dritte Klasse macht dabei wieder ein schönes Teschästchen. Die vierte Klasse verhält sich, was die Leitenden und Führenden anlangt, offiziell regierungsfreundlich, während die Schürenden und Schmierenden zum größten Theil den Sozi angehören. Die fünfte und sechste Klasse ist sozialdemokratisch oder stark in Fühlung mit den Sozi, und die siebente Klaffe macht zwar eine Faust im Sacke und würde am liebsten„den Staub von den Pantoffeln schütteln". Da sie jedoch, aller Wahr- scheinlichkeit nach, nach 2—3 Jahren unter den Rothblutigen einzig und allein unter die noch alltäglich Mastochsenfieisch essende MenschenNafs« gehört und wegen alsbald bevorstehen- der Zeugungslosigkeit der kartoffelbäuchigen Zivilisten gesctz- mäßig nach bestandenem Abexerziren zum Heirathen verpflichtet werden dürsten und sodann selb>> verständlich der Staat für die Familienkosten auszukommen hat und zur ziffernmäßigen Stärkung des Militärstandes für ieden männlichen Sprossen der Mutter eine Prämie von ÜOO M., dem Vater, nach erbrachtem Nachweis der Baterschaft,«in Orden vierter Klasse verliehen wird, so dürste der männliche und weibliche Zndrang zu den Kasernen bald ein so enormer sein, daß wir im Kriegsfälle nach vier Seiten„Front machen" können."— ©o«„festen Thurm". Wie kürzlich in Finnentrop , so hat jetzt auch in M e s ch e d e«ine Versammlung über Grün- dung einer neuen ultramontanen Zeitung mit E usangel als Chefredakteur berathen. Größere ummen zur Unterstützung des Unternehmens sind, wie die„Voss. Zeitung" berichtet, schon gezeichnet, lieber den Ort, wo das neue Blatt erscheinen soll, ist ein endgiltiger Entschluß noch nicht gesaßt. Die Stimmung für Fusangel hat infolge der Erklärung des Zentrums nur noch zugenommen.— Der deutsche Bauernbund wird in Berlin am 13. Mai tagen, um seine Auflösung und Uebersührung in den Bund deutscher Lanowirthe zu beschließen. Die Bauern, die diesem Verbände angehören, liesern sich Dich, wenn ich bei Dir bin, durch meine beständige Furcht um Dich entmannen werde? Glaub' das nicht! Ich könnte Dich nicht lieben, wenn Du nicht das wärst... was Du bist! Als ich von den Gefahren hörte, die Dich in jener Stadt umgaben, und von der Art, wie Du ihnen entgegen- tratest, war ich ebenso stolz als glücklich. Ich dachte, so kann nur mein Andrej handeln. Glaube mir, ich werde Dich nie von dem, was recht und gut ist, abhalten." „Mein Herz, daS weiß ich," sagte Andrej, ihr die Hand küssend. „Warum dann diese Zögerung und daS verstörte Gesicht? Warum versprichst Du mir es nicht sofort? Liebst Du mich vielleicht nicht genug, um mich immer bei Dir zu haben?" „Ick Dich nicht genug lieben!" Sie blickte ihn lächelnd an und lachte dann laut aus. „Gut, es ist Deine Sache, Du kannst es für Dich be- halten, wenn Du willst. Wann Du wieder zu einem Unter- nehmen fortgehst,— werden wir sehen, ob Du mich los wirst! Sprechen wir nicht mehr darüber. Erzähl' mir jetzt alles über Dubrawnik. Und übergehe nichts! Ich kann alles hören, was Du gesehen hast." Sie kam zu der Ueberzeugung, daß Andrej's plötzliche Schwermuth dadurch verursacht sei, daß sie die Erinnerungen an Dubrawnik aufgefrischt habe. Sie wußte wohl, daß sie sehr qualvolle wareu, wollte ihm aber zeigen, daß sie das Schlimmste ertragen könne. Andrej freute sich einer sofortigen Erklärung aus diese Weise vorbeugen zu können. Es lag keine Nothwendigleit vor, ihr seine Pläne sofort zu enthüllen. Er konnle sich sehr gut eine Frist gewähren und die Eröffnung um einige Tage verschiebe»— aus jeden Fall bis morgen. Niemand konnte ihm mißgönnen, wenn er die letzten Tage seines Glückes ungetrübt genießen wollte. (Fortsetzung folgt.) an Händen und Füßen gebunden ihrem Todfeinde, dem Junkerthum, auS. Erwachen sie auS dem Verbrüderung:»- rausch, dann wird die Aschermittwochsstimmung die Er- nüchterten mit elementarer Gewalt zur Einkehr und zum Anschluß an die Arbeiterpartei drängen.— Politische Prozesse. Die Kölner Strafkammer hat den Herausgeber und Chefredakteur der Bismärck'schen „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung ", Dr. Kleser, von der Anklage der Majestätsbeleidigung frei- gesprochen, die er durch die Veröffentlichung des Artikels „Das Glaubensbekenntniß des neuen Kurses' begangen haben sollt«. Wann wird in Deutschland die Preßfreiheit vor solchen Anklagen geschützt sein? Ergänzt wird das oben Gesagte durch folgende Mittheilung der„Volks- Zeitung":„Die zahlreichen Majestätsbeleidigungs-Prozesse, welche in Deutschland jährlich stattfinden, haben aus den 27 jährigen Sohn des Rittergutsbesitzers Weszkallnys aus Weszkallen eine sonderbare Wirkung ausgeübt. Nach Beendigung seiner Studien hielt sich— so wird uns aus dem Kreise Pillkallen vom 26. d. M. geschrieben— der junge Mann auf dem Gute seines Vaters auf, dessen Besitz er demnächst antreten sollte. Zu Trübsinn neigend, bildete er sich ein, daß er wegen Majestätsbeleidigung verhaftet werden sollte. So sehr ihm dies auch ausgeredet und auf ihn geachtet wurde, wußte er doch einen unbewachten Augenblick zur Ausführung des Selbstmordes zu benutzen. Vielleicht hat der bedauernswerthe junge Mann irgend einmal eine harmlose Bemerkung gemacht, von der er glaubte, ein denunziationswüthiger guter Freund könnte sie entstellen und zu einer Anzrige mißbrauchen."— Wie nothwendig die Einführung der Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern ist, dürfte auch aus folgender Entscheidung hervorgehen, die wir der Bres- tauer„Volksmacht" entnehmen. Vom Landgericht Breslau war am 10. Februar der Müllergefelle Hermann Geppert zu Rogau wegen Diebstahls und versuchten Bc- truges zu Gefängnißstrafe verurtheilt worden. Die von ihm eingelegte Revision hatte den Erfolg, daß daS Urtheil vom 4. Strafsenate des Reichsgerichts aufgehoben und die Sache an das Landgericht in OclS zurückverwiesen wurde. Die Gründe des Reichsgerichts lauteten folgendermaßen:„Das Urtheil des Landgerichts läßt in vielenFällen jeden klaren Rechtsgedanken vermissen. Was den versuchten Betrug betrifft, so ist zwar nicht zu bezweifeln, daß der Angeklagte durch seine falschen Eintragungen in die Geschäftsbücher seines Dienstherrn eine falsche Bor- spiegelung gemacht hat, dagegen ist schlechterdings nicht verständlich, wie gerade hierdurch die Bermögensschädigung verursacht sein soll. Soweit das Urtheil ver- st ä n d l i ch ist, kann man nur annehmen, daß er bereits begangene Diebstähle oder Unterschlagungen verdecken oder die Begehung künftiger Strafthaten stch ermöglichen wollte. In beiden Fällen aber würde die Vermögens- schädigung, nämlich die Wegnahme der Mehlvorräthe, nicht durch die Täuschungshandlung verursacht worden sein. E b e n s o tä ß t das Urtheilvollständig darüber im Stiche, ob der festgestellte Diebstahl von zwei Säcken Mehl nicht blas eine Unterschlagung ist. Die Gericht« pflegen Zioeifel, die in nicht subtilster Weise gegen ihre Unfehlbar- teit geäußert worden, mit den allerschärfsten Strafen zu ahnden. Wie sehr aber auch sie dem Jrrthum unterworfen sind, zeigt drastisch dieser ReichSgerichts-Entscheid.— Zu der ReichStagS-Ersatzwahl in Dortmund erhält jeder Wähler eine besondere Wahlein ladung, die zugleich als Legitimation dem Wahlvorstande bei der Stimmenabgabe dient. Mit dem Austragen dieser Ein- ladunjjen haben die Polizeibeamten Donnerstag begonnen. ES wäre zu wünschen, daß diese namentlich für größere Orte recht dienliche Einrichtung in allen Wahlkreisen ein- geführt würde.— ?err Hitze. Wiederum tritt die„Kölnische S- Z e i t u n g" in einem langen Attikel für den Ab- geordneten und Professor Hitze in die Schranken. Da es aber unsere Sache nicht aota axsro, d. h. Gethanes noch- mals zu thun, unterlassen wir es, nochmals unsere grund- sätzliche Auffassung zu wiederholen. Wenn in die Polemik zivischen dem„Vorwärts" und der„Kölnischen Volks- Zeitung" daS persönliche Element hineingetragen wurde, so war dies nicht unsere Schuld, wir haben, mag die „Kölnische Zeitung " es auch bestreuen, loyal und sachlich gestritten. Ueberfliisstg wäre es, der„Kölnischen Volks- Zeitung" auf ihre Bebauptung zu entgegnen, daß„Herr Hitze den Schutzzoll im Juteresse der Arbeiter und des Kleinbauernstandes vertreten" habe. Wir über- lassen es unfern Lesern zu entscheiden, ob in der Thal Hitze, der die nothwendigsten Lebensmittel hat vert heuern helfen, „bloS den Arbeitern gedient hat." Wer die Politik des seudal-reaktionären Zentrums mitmacht wie Herr Hitze, darf sich nicht darüber beklagen, daß er eben als Zentrumspoliliker nach seinen Thaten beurtheilt wird. Uns ist es nie eingefallen, seine Beweggründe zu verdächtigen, aber da er eben ein ultramontaner Parteimann ist, so kam» er nicht aus seiner Haut heraus. DieS unser letztes Wort in dieser Sache. -- Die französische Depntirtenkammer hat das vom Senate angenommene Gesetz betreffend die Börsen- st e u e r angenommen und hieraus daS ganze Budget mit 417 gegen 48 Stimmen votirt.— Die Depntirtenkammer hat mit 171 gegen 3 Stimmen den Antrag Billebois Mareuil, betreffend die Ausschließung von ausländischen Koulissiers von der Börse, angenommen. D. h. im Juteresse der inländischen Börsenjobber und Bürsenagenten werden die Fremdlinge, so an der Börse fixen, aus dem Palaste der Prinzessin Mumpitz hinausgeworfen. Inländische und ausländische Koulissiers, alle beide— fixen.- Das neue Wahlrecht wird in Belgien dieser Tage schon Gesetzeskraft erlangen. Der König wird auf grund des Antrages des Ministeriums den von beiden gesetz- gebenden Körperschaften angenommenen neuen Berfassungs- artikel 47, der für die Deputirlenwahlen das Mehr- stimmen-Wahlsystem einführt, sofort auch seinerseits genehmigen und die betreffende Urkunde vollziehen. Der neue Artikel wird ungesäumt, voraussichtlich zum ersten Mai, als von den drei berufenen Faktoren beschlossen, bekannt gegeben werden.— England. Der im Unterhaus« verhandelte Antrag Loder'», daS Briefporto innerhalb des gesammten britischen