Reiches, einschließlich der Kolonie n, auf 1 PennyfSV» Pf.) für V» Unze herabzusetzen, wurde nach dreistündigerDebatte zurückgezogen. Im Laufe der Debatte erklärte derGeneral-Postmeister Arnold Morlerz, die Durchführung desAntrages würde keine Schwierigkeit bieten, wenn derSchatzranzler einen Ueberschuß habe. Die Ermäßigung desPortosatzes aus 1 Penny würde aber für die Staatseinkünftejährlich eine Einbuße von 90—100 000 Pfund Sterling bedeuten, außerdem Verluste von lOSOOO Pfund Sterling,welche die 1891 eingesübrte Reduktion aus 2Va Pennyinvolvire. Außerdem sei die Regierung außer stände, alsTheilhaber des Weltpostvereins das Porto ohne Zustimmungder übrigen Mitgliederdesselben herabzusetzen. Jedenfalls ist derenglische Generalpostmeister entgegenkommender, alS Stephan,der sich jetzt grundsätzlich gegen jede Reform sträubt.— Fernererklärte Morley betreffs der jüngsten Ereignisse in Belfast,viele Arbeiter beider Konfessionen seien infolge derherrschenden Aufregung von der Arbeit fortgeblieben; einegroße Anzahl von Katholiken Hab« infolge des Vorgehensihrer protestantischen Kollegen die Beschäftigung verloren.Andererseits seien jedoch viele Arbeiter bereits wieder zurArbeit zurückgekehrt. Morley spricht alsdann die HoffnungauS, daß in wenigen Tagen die herrschende Erbitterungbeseitigt sein werde. Was die Zusammenstöße selbst be-treffe, so seien drei Wirthshäuser angegriffen, in 20 Häuserndie Spiegelscheiben zertrümmert, ein Polizist schwer verletztund im Ganzen 4ü Personen verhaftet worden. DieFührer aus beiden Seiten seien ernstlich bestrebt, denFrieden aufrecht zu halten. Morley glaubt, der Kampfdürfe jetzt als beendet angesehen werden. Hierauf wurdedie erste Lesung der Budgetbill angenommen.—DaS Attentat auf G l a d st o n« war keinePolizeiente und auch kein« Polizeimache, eS ist wirklich ge-plant gewesen— allerdings blos geplant, denn der Atten.täter, ein fanatischer Konservativer, dem die Rebellenredendes Exministers Salisbury und der übrigen Ulstermännerden Kops verdreht hatten, stand im letzten Moment vonseinem Vorsatz ab, als er sah, daß der todgeweihte Glad.stone seinem Großvater oder seiner Großmutter frappantähnlich ist. Das rührte den weichherzigen Attentäter sosehr, daß er die Mordwaffe wegwarf und in Thränen aus-brach. Ob Gladstone nach bekannten Mustern telegraphirthat:»Ausnahmegesetz gegen die Konser«v a t i v e n!' das wiffen wir nicht. Bis zum Augenblick.wo wir dieS schreiben, ist noch keine Depesche eingetroffen,welch« uns meldet, daß die englische Regierung ein AuS-nahmegesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen derkonservativen und sonstigen kapitalistischen Umstürzler demParlament vorgelegt habe. In der Sachsenwäldcr Rakete�-kiste wird es wohl rumoren:»Dieser Gladstone ist kernSäkularmensch—Die schwedischen Bourgeois sind so volksfeindlichwie die preußischen Landtägler. Die Stimmrecht?-frage wird trotz deS Volks-Reichstags in dieser TagungdeS Parlaments nicht gelöst. Die erste Kammer lehnte mit54 gegen 34 Stimmen alle Anträge auf Herabsetzungdes Zensus auf SOO Kronen sowie wegen Einfuhrungdes allgemeinen StimnirechtS ab, die zweite Kammer nahmdie Herabsetzung des ZensuL auf bOO Kronen mit 117 gegen71 Stimmen an.—Numänieu. Wegen der letzten Straßentumulte sind20 Personen auS Rumänien ausgewiesen, darunter zweiRedakteure deS regierungsfeindlichen„AdverulS".—DaS„Attentat" auf den Zaren. Die deutsche»Petersburger Zeitung' veröffentlicht nach dem amtlichenCharkower Organ emen Dank deS Zaren an dieCharkow'sche Polizeibehörde, durch deren Wachsamkeit recht-zeitig entdeckt worden war, daß auf dem Geleise, welchesder kaiserliche Zug passtren sollte, eme Schiene losgerissenwar. Klarheit kommt dadurch in diese Geschichte nicht.Man erfährt nichts von dem Bauerngemetzcl. Ein Peters-burger Drahtbencht des»Daily Telegraph' verleugnet, wiedie»Vossische Zeitung' meldet, die vom»Standard' ge-brachte, von uns mitgetheilte Darstellung deS Vorfalle? unweit Charkow. Es wären danach keine Bauern inder Nähe der Schienen gewesen, das Geleise indeßhinreichend beschädigt, um einen Unfall zuverursachen, wenn der Zug nicht rechtzeitig zumStehen gebracht worden wäre. Die Beschädigung derSchienen wäre eine vorsätzliche, um den Zug zumEntgleisen zu bringen. Mehrere der That Verdächtigeseien verhaftet. Es sei räthselhaft, wie die Schienen inGegenwart des die Geleise bewachenden Militärs gelockertwerden konnten.—VarlamenkaviMzes.In der heutigen Ahlwardt-Kommission berichtete Dr.Porsch, daß die etwa belangreichen Briefe im Original schon imMärz dem Seniorentonvent von Ahlwardt überreicht worden sind,während er jetzt die Abschriften davon übergeben hat. ohne zuahnen, daß die früheren»Akten' dies» Schrislstücke schon imOriginal enthielten. Dabei, habe sich, wie Herr Porsch feststellt,gezeigt, daß Ahlwardt keine blaffe Ahnung davon hätte, waseigentlich in den von ihm als Akten bezeichneten Papieren stehe.Betreffs der an die Diskonto- Gesellschaft gezahlten Provisionenergeben die von dem mehrfach erwähnten Komloirboten Meißnerhergestellten Abschriften nicht, daß, wie Ahlwardt behauptet halte.IL bis LS pCt. gezahlt worden sind. Vielmehr wird durch diezivei Schriftüücke lediglich die Thatsach» belegt, daß ö pEt. Zinsenfür das Jahr und 4 pCt. Provlstonen für das Vierteljahr gefordert worden sind. Was die Zeugenaussage des Herrn Miquelbetrifft, so konnte ein Nachweis über den Wortlaut derselbennicht erbracht werden. Herr Plack produzirte nun zum Be-lege eine Streitschrift eineS Herrn Beta. FinanzminislerMiquel theilt einen Brief der Diskonto- Gesellschaft mit,wonach sie„nur(!) S bis 9 pCt. an Zinsen und Proviston' ein-genommen habe. Ahlwardt kommt auf die schon gestern mit-gctheilte Thntsache. daß einzelne Aktenstücke neben der Unter-schrift des Herrn Miquel den Namen Meißner tragen, zurückund folgert daraus, unter dem lauten Gelächter der Kommission.daß man den Komptoirboten Meißner vielleicht zeitweilig nebenHerrn Mtquel als Direktor habe sungiren lassen. Es wirddarauf aufmerksam gemachi, daß ein Herr, namen? Meißner,Prokurist der Diskontogesellschaft gewesen ist und als solcher dieSchriftstücke unterzeichnet hat. Betreffs des Zinsfußes bleibtAhlwardt bej srmer Behauptung, daß derselbe ein übermäßighoher gewrsen und daß einschließlich der Provlstonen IS bis35 pCt. von der Dislontogesellschaft verdient worden seien.Porsch erklärt. Bebel und er hätten sich(wir berichten nach der»Nalional-Zeitung', dem»Berliner Tageblatt'«. f. w.) von9—11 Uhr vergeblich bemüht, Herr» Ahlwardt klar zumachen, daß von SS pTt. keine Rede sein kann. Herr Bebel, derverhindert sei. der heuligen Kommifstonssitzung beizuwohnen(erist zur Wahlagitation nach Dortmund abgereist. Red. d. V.),sagte schließlich zu Ahlwardt: Dann könne selbst Adam Riefe ihmnicht Helsen. Eonach wird es auch jetzt nicht gelingen. HerrnAhlwardt die Rechnung klar zu machen. Ebenso wenigwäre Herrn Ahlwardt klar zu machen, daß sich der Lid desHerrn Miquel gar nicht aus die Borschüffe der Diskontogesell-schaft an die rumänische Eisenbahn-Gesellschaft bezieh«, sondernauf ein Darlehen von S Millionen Thalern, das die Reichs-regierung der rumänischen Gefellschaft gegeben hat. Ueber diesesDarlehen macht Direktor Aschenborn nähere Mittheilungen.»Alsdieses Darlehen gewährt wurde, hatte die Reichstaffe«inen Ueber-fluß an Mitteln, der sich aus den zuströmenden Kriegs-entschädigungsgelden» erklärt. Eine Anlag« in«rstklafstgenPapieren war nicht überall möglich; dieselben waren nicht amMarkte. Eo mußt« die Regierung danach ausschauen, wie siedie Kapitalien wirthschaftlich anlegen konnte, wenn sie dieselbennicht nutzlos liegen lassen wollte. Man kauft« damals Prioriläts-obligationen, Goldwechsel auf London. Man gab Lombarddarlehenund dergleichen. Aus diesen einstweiligen zwilchenzeitigen An-lagen hat die Reichskaffe etwa 11 Millionen Mark an Gewinnzu verzeichnen außer dem schon gestern erwähnten Gewinn von8 Millionen, der für Rechnung der drei unter der Verwaltungdes Jnvalidenfonds stehenden Fonds gemacht wurde. Dierumänische Eisenbahn-Gesellschaft wandte sich an das Reichs-kanzleramt mit der Bitte um ein Darlehn von 9 Millionen Mark.Dieses Darlehn wurde 1874 gewährt gegen Hinterlegung vonSicherheiten und außerdem gegen die Bürgschaften der Diskonto-Gesellschaft und des Herrn Bleichröder. Die Verzinsung betrug4.53 pCt. DaS Darlehn ist auf Heller und Pfennig zurückgezahltworden, und die Reichskasse hat dabei ejn gutes Geschäftgemacht. Uebrigens befindet sich unter dem bezüglichenBürgschaftsdokument die Unlerschrist des Herrn Miquel nicht."Die verschiedenen Kommissionsmitglieder üben an Ahlwardt oller-schärfste Kritlk, auch der Pickenbach erklärt, er glaub« ihm nicht!Ahlwardt erhält zwei Ordnungsruf« und erklärt:»Wenn ichhier von der Kommisston. also von meinen Richtherren, in dieserWeise behandelt werde, dann kann ich den Verhandlungen derKommission überhaupt nicht mehr beiwohnen." Daraus v e r-ließ Ahlwardt die Sitzung. Di« Referenten beantragenschließlich, zu erklären,»daß der Inhalt der von dem Abgeord-neten Ahlwardt dem Reichstag übergebenen Akten die durch dengenannten Abgeordneten m den Sitzungen deS Reichstages vom18., 21. und 22. März und 25. April d. I. gegen srühere undjetzig« Mitglieder des Reichstages und des Bundesraths er-hobenen Anschuldigungen nicht rechtsertigt'. Diese Resolutionwird hinsichtlich des Jnvalidenfonds mit allen Stimmen gegen diedes Abg. Pickenbach, hinsichtlich aller übrigen«instimmig ange-nommen. Den mündlichen Bericht für das Plenum werden dieAbgg. Dr. v. Eu»y und Dr. Porsch erstatten.Die Kommission, welcher da? Seuchengesetz zur Bor-berath ng überwiesen ist, stimmte in heutiger Sitzung über dießß I bis 9 ab. Fast alle zu§ 1 gestellten Abänderungsanträgewurden abgelehnt. Auch der Antrag der Sozialdemokraten.welcher die Anmeldung, statt bei der Polizeibehörde, wie derEntwurf ei verlangt, bei einem von der Gemeindeverwaltung zuerwählenden Gesundheilsamt forderte, wurde gegen die Stimmender Abgg. Wurm. Molkenduhr und Dr. Langerhans abgelehnt.Angenommen wurde ein Antrag von Birchow, der am Schlußdes Abs. 1 folgendes einschaltet:»AlS verdächtig gelten solcheFäll«, in denen bestimmte Erscheinungen beobachtet worden sind.welche als Borläufer oder als bezeichnende Merkmale der Krank-heil bekannt sind." Ferner wurden im Abs. 3 die Worte:»vor-stehende Bestimmungen', durch die Worte„die Bestimmungendieses Gesetzes" ersetzt. Der S 2 erhielt folgende Fassung:Zur Anzeige sind verpflichtet 1. derjenige, welcher mit derHeilung des Kranken befaßt ist, 2. der Haushallungsvorstand,3. derzenig«, in dessen Wohnung oder Behausung der Er-krankungs- oder Todessall sich ereignet hat, 4. jede mit derPflege des Erkrankten beschäftigte Person.Di« Verpflichtung der unter Nr. 2 bis< genannten Per-fönen tritt nur dann ein, wenn ein früher genannter Ber-pflichteter nicht vorhanden ist.Eine Berpflichlung zur Anzeige von Personen, welch« nuransteckungsverdächlig sind, findet nicht statt.§ 3 wurde nach dem Wortlaute des Entwurfes angenommen.§ 4 erhält folgenden Zusatz:»Die auS der Anzeige erwachsendenKoste» werden aus Antrag erstattet." Die 6 bis 9 der Vorlage wurden ohne Aenderung angenommen.Eine längere Debatte entspann sich über die SK 10 und 11.Selbst die konservativen Abgeordneten Graf Stolberg undUnruh-Bomst trugen Bedenken, der Polizei so weitgehendeBefugiiifl» einzuräumen, wie dieses im Entwurf verlangt wird.Der Regierungsvertreter Geh. Rath Hops erklärte offenherzig:»Daß wir hier nur ein Polizeigeseh machen, ist allseitig anerkannt.Mehr als ein Volireigesetz soll es nicht sein." Pros. Dr. Kochhob hervor, daß früher beim Ausbruch von Epidemien eine voll-ständig« Absperrung des verseuchten Ortes eingetreten sei, diegegenwärtigen Quarantäne-Maßregeln seien noch Reste auS ver-gangenen Zeiten. An stelle der Absperrung solle jetzt eine Be-obachtung der Kranken und Ansteckungsverdächtigen treten, wiedas in neuerer Zeit von den Aerzten verlangt wird. Um dieseBeobachtung zu ermöglichen, seien Vorschriften, wie die der vor-liegenden Paragraphen nöthig. Da noch viele Redner sich ge-meldet hatten, wurde die Sitzung um 1 Uhr vertagt.Varkeinackrickiken.Maifeier. Magdeburg hält am Abend des I.Maivier Bolksversammlungen ab. In W erbau i. S. ist die öffent-liche Abhaltung der Maifeier diesmal polizeilich genehmigtworden, während das früher nicht der Fall war. In Raum-bürg hat der Wirth des»Grünen Baums" in letzter Stundesein Lokal verweigert; die Feier findet daher nicht am 1. Mai,sondern am 7. Mai und zwar in Form eines Ausflugs statt.Die Parteigenossen von M u s k a u und W« i b w a s s e r haltendaS Fest am 30. April in Keula ab. Im Kreise Hanauwird die Maiseier diesmal in einer sehr großen Anzahl vonOrtschaften abgehalten. Nach den der Frankfurter»Volks-stimme" zugegangenen Nachrichten unterliegt es keinem Zweifel,daß auch der Besuch der Feierlichkeiten in allen Orlen ein höchstimposanter sein wird. Die Parteigenossen aus Luckenwalde,Jülerbogk, Zinna uud Treuenbrietzen machen amLO. April einen Ausflug: am Abend deS l. Mai ist Volks-Versammlung in Luckenwalde, am S. Mai Nach'eier.Die organisirte Arbeiterschaft des elsässischen OrtesSt. Ludwig und Umgebung erklärt in einem Aufrufe:»Dert. Mai. der alte Volkssererlag, er ist ein Tag, den man demVolk« genommen, er ist ein Tag. den da? Volk sich selbst wieder-gegeben. Damm stimmen auch wir mit ein in den Ruf, welchermillionenfach auf der ganzen Welt ertönt:„Hoch der 1. Mai,der Tag der Verbrüderung des Proletariats;"F e st z ü g e sind poltzeilich genehmigt worden in Aken(Prov. Sachsen) und Bremen. Verboten wurden sie inKassel und— wie das Wolff'sche Bureau wiffen will— inder ganzen Rheinpsalz.In E i s e n a ch ist, wie in früheren Jahren, die Maifeierauf arund eines Gesetzes vom 7. Januar 1854 verboten worden,da? sich, wie man uns schreibt, gegen den in der W a l p u r g i s-nacht üblichen„Unfug" richtet. Um den Walpurgisnacht-Unfug mit der weihevollen internationalen Manifestation derArbeiterschaft»u verwechseln, dazu bedarf es sicherlich eineraußergewöhnlichen Portion und kurzsichtigen Haffes gege« dieSozialdemokratie.Der» r f u r t e r Ober-Bürgermeister Schneide, hat den FfH-zug mit der für dies Jahr den Reiz der Neuheit tragenden Be-gründung verboten, daß»dieser Umzug wie überhaupt die ganzegeplante Maifeier ausgesprochenermaßen den Charakter einerDemonstration gegen die bestehende Gesellschaftsordnung tragensoll und deshalb aus Abhaltung desselben Gefahr für vre öffent-liche Sicherheit und Ordnung zu befürchten ist": Weiter hat dasStadtoberhaupt dem Gesuchsteller eröffnet,»daß roth« Fahneninnerhalb des Weichbildes der Stadt Erfurt an Orte», welchedem Publikum unbeschränkt zugänglich sind, nicht entfaltet oderaufgestellt werden dürfen." Nun wird daS gutgesinnte Erfurtwohl ruhig schlafen können.In R o n S d o r s hat die Maifeier der Polizei schwere Müheverursacht. Die heilig« Hermandad mußt« nämlich folgende köpf-zerbrechende Anordnungen treffen: Der Festzug durch die Stadtist verboten; der Ausflug in geschlossenem Zuge ist verboten;das Musiziren in der Stadt ist verboten; das Tragen auffallen-der Abzeichen tc. ist verboten.Der Brünner»V o l k» sre u n d' begrüßt de» I.Maiin einem Artikel, in dem es heißt:»Der 1. Mai soll ein Feier-tag sein für das Proletariat, so lange eS mit Schmach und Rothzu ringen hat, damit es an diesem Tage auf imposant« undhellig ernste Weise für seine ihm vorenthaltenen Rechte demonstrire.Der erste Mai soll aber auch ein Feierlag bleiben für die erlösteMenschheit, damit ste sich an diesem Tage jener erinnere, dieunerschrocken und unverdrossen in harten Zeiten das Panier derFreiheit ergriffen und zur Glückseligkeit künftiger Zeiten denGrundstein legten."Das Generalkomitee der Pariser Arbeiterbörs« be-schloß, diese am I. Mai nicht zu öffnen, weshalb dort die zujenem Tage projeklirt gewesene Masjeuversammlung nicht statt-finden wird.Zur Maifeier in den vereinigten Staaten schreibtdie»New-Aorker BolkS-Zeltung" u. a.:»Leidcrmüssen wir gestehen, daß hier in Amerika, welche? die erst« An-regung zum Begehen dieses TageS gab.� jene Bedeutung von denArbeiterorganisationen noch nicht genügend erkannt wird, unddaß man deshalb der Feier deS 1. Mai nur wenig ver-ftändniß und Interesse entgegendringt. Es ist hier wiederum imWesentlichen das eingewanderte Element, welches durch die FeierdeS 1. Mai die Zusammengehörigkeit der Arbeiterklaffe derganzen Welt prollamirt. Und selbst von diesem Element stehtnoch ein Theil indolent und apathisch seitwärts, nicht erkennend dieWahrheit des groben Wortes:»Proletarier aller Länder, vereinigtEuch!" Nur andauernde Aufklärung, fortwährend« Arbeitwird auch hier bewirken, daß die Arbeilrrmaffen zur Erkenntnißder Wichtigkeit jenes Tages kommen, daß ste sreudig und be-wüßt sich mit ihren europäischen Brüdern gemeinsam zur Feierdesselben verbünden und ihm jenen demonstrativen Charaktergegen die Ausbeuterwelt geben, den der 1. Mai tu Europabereits gewonnen hat.'»«ReichstagS-Kandidatnr.'Für den Wahlkreis Quer»furt-Merseburg ist der Parteigenosse Otto MittagauS G i« b i ch e n st e i n alS Kandidat ausgestellt; die srühere,theilweise ungenaue Meldung ist danach� richtig zu stellen.Eine Konferenz der Sozialdemokratie deS»weitenbraunschweigischen Wahlkreises wird am 7. Maivon Vormittags II Uhr ab in Helmstädt in Moormann'sGarten über die Aufstellung eines Reichslagskandidateu ver-handeln, da der bisherige Kandidat Wilhelm B l o S nur nochim ersten Wahlkreise zu kandidiren gedenkt.— Wegen der in Aus-ficht stehenden Auflösung des Reichstags findet für den»weitenwürttembergischen Wahlkreis(Kannstatt. Ludwigs-burg-Mardach-Waiblingen) am 30. April von Nachmittags 1 Uhrab in Kann statt im»Russischen Hofe", für den zehntenwürttembergischen Wahlkreis am SO. April im»Hirsch" zu Lorch stattDie«gitationSkommissiou für Pommer»(Adresse:E. NalhustuS, Grabow a. O., Langestr. S) ersucht die Partei-genoffen, im Hinblick auf die Möglichkeit der Reichstag»» Auf-lösung, überall in Pommern Reichstags- Kandidaten aufzustellen.Für die Kreise, wo geeignete Kandidaten nicht vorhanden find,iverden ste solche selbst in Vorschlag bringen. Wer Verbindungmit den Kreisen Dramburg-Echievelbein und Schlawe-Rummels-dura- Bütow hat, wo unsere Partei Vertretung noch nicht hat,wird gebeten, der Agitattonskommisflon schleunigst seine Adressemitzutheilen. Bei der nächsten Wahl sollen in sämmllichen 14Kreisen PommernS Kandidaten ausgestellt werden.G*Die nltramontane„Kölnische VolkSzeitunfl" erklärt ineiner auS Berlin stammenden recht müßige» Kritu deS sozial-demokratischen Grundsatzes:»Religion ist Privatsache": DieAusbrüche des ingrimmigsten Reltgionshaffes in zahlreichensozialdemokratischen Versammlungen, wo man sich nicht austaktischen Rücksichten Beschränkungen auserlegt, und die unab-lässigen Verspottungen und Verhöhnungen aller Religion.namentlich aber des Katholizismus in allen sozialdemokratischenBlättern— diese Taktik habe im Wahlkreis A m b« r g keinenErfolg gehabt, wie die Wahl des Zentrumskandidaten Bürger-meislcrs R i ß deweise, die mit sehr großer Mehrheit erfolgt sei.— Wenn in sozialdemokratischen Versammlungen gelegentlich dasPfaffenthum tüchtig geschüttelt wird, so hat dies mit den Rc-ligionen nichtS zu thun, denn Religionen und Pfaffenthum sindnicht dasselbe, und wenn wirklich irgendwo einmal jemand dieReligionen schmäht, so bedarf es nicht der Denuiizialion desBerliner Korrespondenten der»Köln. Votksztg.", um die Staats-anwälte daraus aufmerksam zu machen. Thut endlich der Ber-liner Korrespondent der»Köln. Volksztg." so stolz aus denBürgermeister Riß von Amberg, so können ivir ihn ruhig seinemGlaubensgenossen Dr. Sigl in München überlassen, der ja denfamosen B« t t e l b r i e s des Riß an seinen GegenkandidatenSigl veröffentlicht hat. �Tobteuliste der Partei.'In Mannheim ist wiederein bewährter Parteigenosse, der Schreiner»nd Gastivirth FranzRaith gestorben. Er war seit drei Jahren Mitglied desBezirlsausschußes.Polizeiliche», gerichtliches»e.— In Magdeburg wurde der Redakteur Beer von der.Volksstimme', der kürzlich wegen Beleidigung des Ober-Bürger-ineisters zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden ist, wegenangeblichen Fluchtverdachts in Hast genommen. Damit sitztder dritte Redakteur der»Volksstimine" hinter Schloß undRiegel.— Ein Parteigenosse in GefreeS im Fichtelgebirge istwegen Majestätsbeleidigung unter Anklage gestellt worden, weiler— wie die»Fränk. Tagespost" meldet— während seiner An-Wesenheit bei der Prinzregenlenseier des Veleranen- und Turner-Vereins nicht sein Glas aus Kommando erhoben hat, als die üb-lichen Toaste aus den Prinzregenten ausgebracht wurden. Daswurde vom Vorstande des Vereins angezeigt!— Daß der Besuchderartiger Feste von unseren Anhängern unter allen Umständenund zwar aufs strengste vermieden werden muß. dafür ist derungeheuerliche Borfall wieder ein Beweis.— Wegen Abhaltung einer trotz persönlicher Einladung derTheilnehmer angeblich öffentlichen politlschen Versammlung inBoizenburg a. E. waren der Parteigenosse G a r b e r unddie Inhaberin des Versammlungslokals vom Schöffengericht zulO und 5 M. Geldstrafe verurtheilt worden. Gemäß dem neulich?«meldeten Entscheide des Rostocker Oder- Landesgerichts er»annte daS Schweriner Landgericht als Berusungsinstan» ausFreisprechung.