Tie goldene Internationale.Die„Deutsche Tageszeitung" bejubelt dieneueste Phase des Riesenkampfes in Schweden als das„Ende des schwedischen Generalstreiks". In einem Original-telegramm lätzt sich das Bündlerorgan die„v o l l st ä n d i g eNiederlage der Arbeiter" berichten. Die beidenIndustrien, die in erster Linie den Kampf weiterführten, dieTextil- und Zellulose-Jndustrie, ver.ügten über so hinreichendeMittel, daß sie dem Fortgange des Kampfes mit Ruhe ent-gegensehen könnten. Das Oertel-Blatt schließt seinen Triumph-artikel folgendermaßen:„Jedenfalls steht aber trotz der Sophistereien des„Vorwärts"das eine fest: der„Generalstreik" in Schweden ist durch dengestrigen Beschlutz in aller Form beendet; und der Ge-danke des Generalstreiks hat bei diesem Versuche zu seiner Ver-wirklichung wiederum eine volle und entschiedeneNiederlage erlitten. Mit den besonderen Umständen diesesKampfes werden wir uns noch eingehender zu beschäftigenhaben. Heute soll nur die Genugtuung darüber ausgedrucktwerden, datz die Anwendung dieses revolutionären Kampf-mittels wiederum zu einem gründlichen Mitzerfolge geführthat. Die schwedischen Arbettgeber haben sich durch ihre vorsorgliche,kluge und feste Politik ein Verdienst um die gesamte Zivilisation er-warben, die durch einen Erfolg der sozialdemokratischen Methodenim Arbeitskampfe die schwersten Erschütterungen erleiden müßte."Nach unseren gestrigen eingehenden Darlegungen ist dernochmalige Nachweis überflüssig, wie verfrüht der Jubeldes Organs der Zollwucherer ist. Er zeigt aber in be-sonders eindrucksvoller Form, wie sehr die Interessen desAusbeutertums der einen Nation die der Ausbeuter allerNationen sind. Daß 300 000 schwedische Arbeiter trotzeines unvergleichlich heroischen Kampfes sich der Fuchteleines skrupellosen Unternehmers angeblich wieder unter-werfen müssen, begeistert das Organ der deutschenAgrarier zu einem Ausdruck ungezügeltenJubelSlAber der Jubel ist verfrühtl Noch liegen dieschwedischen Arbeiter nicht am Boden I Und die deutschenArbeiter werden jetzt erst recht eine Ehre darein setzen, ihreschwedischen Brüder im ferneren Kainpfe zu unterstützen!Ans den Ausführungsbestimmungenzu den neuen Steuergesetzen, die am 1. Oktober in Kraft treten,wird bekanntgegeben:Nach Z 42 des Zündwaren st euergesetzes vom 15. Juli1909 unterliegen Zündwaren, die sich am 1. Oktober 1909 im Be-sitze von Herstellern außerhalb der Räume ihres angemeldetenFabrikbetriebes oder im Besitze von Händlern, Wirten, Konsum-vereinen. Kasinos. Logen und ähnlichen Vereinigungen befinden,der Zündwarensteuer in Form einer Nachsteuer. Die dazu vomBundesrat unter dem 28. August d. I. erlassene Zündwaren-nachsteuerordnung bestimmt, datz als Händler im Sinne der ge-nannten Vorschrift alle Personen anzusehen sind, die vor demInkrafttreten des Gesetzes Zündwaren in größeren Mengen an-gekauft haben, um sie nach dem 1. Oktober 1909 wieder zu ver-kaufen, und daß der Nachsteuer auch die Zündwaren in Auto-mate» oder ähnlichen zum Verkaufe dienenden Vorrichtungen sowiealle Zündwaren unterliegen, die sich in den Privaträumen derHändler, Wirte usw. befinden. Die Nachsteuer wird nicht erhobenvon Zündwaren in angebrochenen Einzelpackungen(Schachtelnusw.) und von Zündwaren, die unter Steueraufstcht ausgeführtoder auf ein Zoll- oder Steuerlager gebracht werden. Fernerbleibt von Zündkerzchen, die sich am 1. Oktober im Besitze vonStratzenhändlern, Hausierern oder ähnlichen Kleinhändlern ohnefesten Verkaufsstand befinden, ein Vorrat bis zu 200 Stück derzum Einzelverkaufe bestimmten Schachteln oder anderen Behält-nisse von der Steuer befreit. Die nach vorstehendem zur Nach-Versteuerung verpflichteten Personen müssen ihre Vorräte minde-stens am 5. Oktober 1909 bei der Steuerhebestelle ihres Bezirkesschriftlich unter Angabe der Art der Zündwaren, der Anzahl derEinzelpackungen und der in jeder Einzelpackung durchschnittlichenthaltenen Stückzahl sowie de» Aufbewahrungsraumes anmelden.Der Nachsteuer unterliegende gündwaren, die sich am 1. Oktober1909 unterwegs befinden, sind vom Empfänger anzumelden, so«bald sie in seinen Besitz gelangt sind.Die Ausführungsbestimmungen zum Leuchtmittel st euer-gesetz sowie die Leuchtmittelnachsteuerordnung besagen, datz derNachsteuer alle Vorräte von elektrischen Glühlampen, einschlietz-lich der Brenner zu Nernstlampen. von Glühstrümpfen, Brenn-stiften zu Bogenlampen und Quecksilberdampflampen unterliegen.die sich am 1. Oktober 1909 außerhalb eines angemeldeten Her-stellungSbetriebeS oder einer Zoll- oder Steuerniederlage befinden,soweit sie nicht für den privaten Haushalt ihrer Besitzer(physischerPersonen) bestimmt sind. DaS Gesetz erwähnt ausdrücklich alsnachsteuerpflichtig sowohl die zur Veräußerung bestimmten alsandere Vorräte. Ausgeschlossen von der Nachsteuer sind die inLaternen, Lampen und dergleichen eingesetzten und entweder aneine Gas- oder Elektrizitätsleitung angeschlossenen oder bereitsin regelmäßiger Benutzung gewesenen Glühlampen, Glüh»strümpfe usw.Die Nachsteuer wird ferner nicht erhoben von den Be-leuchtungSmitteln, die unter Steuerkontrolle ausgeführt oder aufein Zoll- oder Steuerlager gebracht werden.— Die der Nachsteuerunterliegenden Vorräte sind von demjenigen, der sie im Besitz oderGewahrsam hat. spätestens am 7. Oktober bei der zuständigenSteuerhcbestelle anzumelden. Die vorgeschriebenen AnmeldungS-Vordrucke werden von den Steuerstellen unentgeltlich abgegeben.Beleuchtungsmittel, die sich am 1. Oktober unterwegs befinden.sind vom Empfänger anzumelden, sobald sie in seinen Besitz ge-langt sind. In den Anmeldungsvordrucken werden Angaben ver-langt über den Raum, in dem die Vorräte lagern, über die Artder Beleuchtungsmittel(Kohlenfaden-, Metallfadenglühlampen,Nernstbrenner. Quecksilberdampflampen, Brennstifte au? Stein-kohle oder aus Kohle mit Leuchtzusätzen), über die Stückzahl derGlühlampen. Glühstrümpfe usw. und das Gewicht der Brenn-stifte zu Bogenlampen. Für elektrische Glühlampen und Queck-silberdampflampen ist ferner die Wattzahl, die der Gebrauchs-spannung entspricht, oder wenn diese nicht bekannt ist, neben derArt der Lampen die Kerzenstärke anzugeben.Die angemeldeten Vorräte werden einer Nachprüfung durchdie Steuerbehörde unterzogen.Die eine reaktionäre Masse.Der»Vossischen Zeitung" wird aus Halle a. S. gemeldet,daß die Konservativen auf Aufstellung eineseigenen Kandidaten verzichten. Da auch die National-liberalen die freisinnige Kandidatur Reimann unterstützen, so wird,wie die.Vossin' freudestrahlend feststellt, eine Zersplitterungder bürgerlichen Stimmen vermieden.Was mutz da? für ein Freisinn sein, der den Konservativengenehm ist! Die Neubildung des konservativ-liberalen Blocks beidieser Wahl wird unsere Genossen zu um so eifrigerer Arbeit an-sporne». Und das Kampfterrain dürfte durch die Tatsache, datz derFreisinn von den Konservativen für würdig erachtet wird, denGturmbock der Junker gegen die Sozialdemokratie zu bilden, fürunsere Partei eher günstiger, denn ungünstig gestaltet werde».Ein Rekord der Schamlosigkeit»AuS russischen Kreisen wird uns geschrieben:Bis zur letzten Zeit galt es in Rußland bei jedem, ohne Unter-schied der Parteien, als der schmachvollste Beruf, als Spitzel oderProvokateur in dem Dienste der politischen Polizei zu stehen.Das Wort Bismarcks, daß kein anständiger Mensch zur politischenPoolizei gehe, fand hier in verstärktem Matze Anwendung. DaSlichtscheue Gesindel, das sich in den Dienst der politischen Polizeistellte, verschwand sofort nach seiner Entlarvung von der Bild-fläche, und es kam sogar vor, datz dieser oder jener von ihnenunter dem Druck der öffentlichen Verachtung zum Selbstmordgriff. Das„konstitutionelle" Rußland Nikolaus II. hat auch indieser Beziehung Wandel geschaffen— ein Beweis, wie korrum-pierend daS Regime der„konstitutionellen" Knute auf die öffent-liche Sittlichkeit gewirkt hat. Die dritte Duma von StaatsstreichsGnaden hat das Spitzeltum legalisiert und zu einerstaatlichen Einrichtung erhoben. Nach den ErklärungenStolypinS und der Vertreter der Regierungsparteien währendder Verhandlungen über die Asew-Affäre gilt der Beruf deSSpitzels als ehrenhaft und der Spitzel selbst als ein nützlicher,aufopfernder„Mitarbeiter" der Regierung im Kampfe gegen denUmsturz. Diesen Umschwung in der öffentlichen Meinung derHelden der Konterrevolution machten sich die Spitzel und Pro-vokateure sofort zunutze. Nach den Dumaverhandlungen über dieAsew-Affäre erschien im Zentralorgan der Echtrussen,„RutzkojeSnamja", ein Brief des Beamten der Petersburger politischenPolizei, I. DobroSkm, in welchem dieser die Beschuldigungen deSDumaabgeordneten Genossen PokrowSki, er habe jahrelang als�xent provocateur in den Reihen der sozialdemolratischen Parteigewirkt und namentlich an dem Transport von Waffen regenAnteil genommen, mit den Worten zurückwies, datz er sich blotz alsSozialdemokrat ausgegeben habe, um in die Reihen dieser„ver-brecherischen Bande" einzudringen.„Ich bin— schrieb er— vonKindheit auf im orthodoxen Glauben, in der Liebe und grenzen-loser Ergebenheit zu Thron und Vaterland erzogen worden, undkonnte darum kein Sozialdemokrat sein."Genau so versucht die soeben entlarvte Agentin der russischenRegierung, Sinaida Jutschenko, ihre verbrecherische Tätigkeit zurechtfertigen.„Ich stamme— so äußerte sie sich vor einem Mit-arbeiter des„Berliner Tageblattes"— aus alten russischen Adels-kreisen und meiner ganzen Erziehung nach wurde ich überzeugteMonarchistin." Sie verbirgt sich nicht, sie flieht nicht vorder allgemeinen Verachtung, sie verhüllt nicht daS Kainszeichenauf ihrer Stirn; mit einem Zynismus, der Asew und Hartingin den Schatten stellt, verkündet sie vor aller Welt, datz sie ihrenJudaSberuf als ehrenhaft betrachtet:„Ich kam zu den Re-volutionären als fertiger Agent der Polizei, nicht als Verräter.Nach meiner Auffassung habe ich einer idealenSache gedient!" Und ähnlich ihrem Herrn und Meister.Stolypin, der während der Asew-Debatte zu beweisen suchte, datzAsew blotz ein Spitzel und kein Lockspitzel war, wiederholtSinaida Jutschenko mehrere Male, datz sie sich nie zur Provokationhergegeben habe, sondern blotz als Angeberin tätig gewesen sei,—allerdings mit demselben Erfolg, den Stolypin bei seiner Ver»herrlichung Asews davongetragen hat.Die Motive dieses Appells der russischen Polizeispionin an dieOeffentlichkeit sind so klar, datz sie kaum eines Kommentars be-dürfen. ES wäre aber in ihrem eigenen Interesse und im Jnter-esse ihrer„Arbeitgeber" besser gewesen, wenn sie dem BeispielAsewS gefolgt und im Dunkel untergetaucht wäre. In ihrer Ge-schwätzigkeit gibt sie nämlich einige Tatsachen preis, die eineinteressante Ergänzung zur Charakteristik der russischen Geheim-Polizei im Jnlande wie im Auslände dienen. Es erweist sich, datzSinaida Jutschenko unter der Bedeckung einigerPolizeiagenten Bomben von einem Ort nach dem anderenexpediert hat; datz sie in Berlin Waffen für die Re-volutionäre kaufte und nach Rußland transportierte, datzdurch ihre Hände viel Geld der Revolutionär« ging. Angesichtsdiese» Geständnisses klingt eS wie blutiger Hohn, wennSinaida Jutschenko behauptet, daß sie in Berlin wederzur deutschenPolizei noch zu russischenPolizei-agenten in irgendwelchen Beziehungen stand. DaS„Verl.Tageblatt" wußte, was es tat. als eS, ebenso wie während derHarting-Affäre, seinen Mitarbeiter zur hiesigen„zuständigenStelle" entsandte, um die polizei-offiziöse Weisheit zu er-lauschen. Der Fall Sinaida Jutschenko mit allen seinen wider-lichen Begleiterscheinungen bildet ein besonderes Kapitel in derdeutsch-russischen Polizeigeschichte.Ein heftiger Kampftobt im 19. sächsischen ReichStagSwahlkreise. Ivo nächsten Dienstag.den 7. September, die Ersatzwahl stattzusinden hat für den ver-storbenen Genossen Goldstein-Zivickau. Seit Wochen hält derKandidat unserer Partei, Genosse S ch ö p f li n- Leipzig, stark be-suchte Vocksversammlunsen ab. um die Masse der gleichgültigenWähler auf die Beine zu bringen. ES ist bekannt, daß diese Gegendin Sachsen zu denjenigen gehört, wo die Partei- und Gewerkschafts-organisation nicht gerade glänzende Resultate aufweist. Hier hat dieArmut allzusehr das Szepter.Wir hatten im Jahre 1901 insgesamt tnt Wahlkreise erst1351 Partei, nitglieder. Diese Zahl ist bis Ende Juni 1908 aller-dingS auf über 3000 gestiegen, und auch die Abonnenten-zahl der Partciprosse stieg auf 5 S 4 0, doch kann dies in einemstark mit Industriearbeitern durchsetzten über 30 000 Wählerzählenden Kreise nicht befriedigen. Bisher ist der Kreis fast immersozialdemokratisch im Reichstage vertreten gewesen. WilhelmLiebknecht war der erste, der ihn eroberte. Obwohl kaum daran zuzweifeln ist. datz er auch diesmal gewonnen wird, machtdoch der dort auSgebrochene Kampf die Genossen gespanntauf das Wahlresultat, denn die reichen Fabrikanten arbeiten inder gehässigsten Weise gegen Schöpflin. Und die zurzeit imKreise herrschende Arbeitslosigkeit, der schlechte Lohn, die riesigeAusbeutung der trzgebirgischen Bevölkerung, dazu das System derMatzregelung der VertraueuSmänner der Arbeiter brücken die Arbeiter-schaft nieder._Polen und Zentrum.Die Führer der polnisck-n«lionalen Partei sind sehr erbostdarüber, datz der polnische Abgeordnete Pfarrer Kapitza-Tichm» sichnicht nur an dem vor einigen Tagen in Breslau abgehaltenenKatholikentag beteiligt, sondern sogar ein langes Referat über dieSchädlichkeit des SlkoholiSmuS gehalten hat. Der„Lech" schreibt:„ES wundert uns sehr, datz Pfarrer Kapitza an einer Zusammenkunftdeutscher Katholiken tätigen Auteil nimmt, der doch im Grunde genommen eine Kräftcübersicht deS Zentrums ist. Hat AbgeordneterKapitza die Polnische Fraktion um ihre Meinung gefragt?Wir hoffen, die polnische Fraktion werde diesen Schritt desAbgeordneten Kapitza nicht so leicht durch die Finger gehen lassen,wie seine treuergebene Red« im preußischen Abgeordnotenhause."Noch mehr scheint sich der„Polak zu ärgern. Er nennt dieTeilnahme KapitzaS am Katholikentage einen politischenSkandal. Kapitza kenne nicht die Grenzen zwischen der Polen»fraktion und dem Zentrum, vor der Teilnahme hätte er aus derFraktion scheiden müssen. DaS polnische Zentralwahlkomitee und derBorstand der Polenfraktlou werden aufgefordert, in ver»unlieb-samen Affäre" die notwendigen Schritte zu tu», da» heißt, Kapitzal auSzuschlietzen.Zur Nachwahl iu Halleschreibt die»Vossische Zeitung":»Die ReichStagSersatzwahlin Halle scheint einen für den freisinnigen KandidatenR e i in a u u g ii n st i g e n Verlauf zu nehmen. Sicherem Ver-nehmen nach verzichten, wie uns aus Halle a. S. berichtet wird, dieKonservativen auf Aufstellung eines eigenen Kandidaten. Da auchdie Nationalliberalen die freisinnige Kandidatur unterstützen wollen.so wird eine Zersplitterung der bürgerlichen Stimmen vermieden."Die Kaiserfeier als Betriebsstörung!Die„Arbeiterzeitung" in Dortmund berichtet:„Am Gewerbegericht Hörde klagte ein Arbeiter der EisengießereiMillich wegen Auszahlung des ihm für den Tag der Hohensyburg-feier nicht gezahlten Lohnes. Der Vertreter der Firma machtegeltend, datz daS allgemeine Feiern am 10. August auf—■ Anregung des Landrats erfolgt sei IDas Gericht erkannte auf Abweisung der Klage-»trotzdem der§ 5 der Betriebsordnung das willkürliche Einlegen vonFeierschichten nur im Falle von Betriebsstörungen vorsieht.— Daniit hat also das Gewerbegericht die Kaiserfeier als Be-triebsstörung charakterisiert, wogegen wir unsererseits nichtdaS mindeste einzuwenden haben.—Datz das Urteil, gegen das es keine Berufung gibt, rechtlichvöllig unhaltbar ist, versteht sich von selbst. Hoffentlich wirddas sonderbare Urteil noch an anderer Stelle zur Sprache ge-bracht werden."_Fürstliche Totschläger?Wie die„N. B. LandeSztg." nach Schweizer Blättern meldet.wurde gegen die Söhne des Fürsten Max Egon von Fürstenberg dieUntersuchung wegen Totschlages eingeleitet. Diesejungen Herren unternahmen mit ihrem Hofmeister Bourgoin am10. August auf dem Bodensee eine Kahnpartie, bei der dieser an-aeblich wegen eigenen Verschuldens ertrank. Die Behördensollen nun festgestellt haben, datz nicht eigenes Verschuldenvon feiten des Hofmeisters vorliege, sondern daß Bourgoinvon seinen Zöglingen„spatzhalber" in den Bodenseegeworfen wurde. Er konnte nicht schwimmen und ertrank trotzangestellter Rettungsversuche seiner Schutzbefohlenen. Die»Münch».Post' meint zu der Sache:„Es wird interessant sein, zu erleben, wie der Prozeß gegen dieSöhne deS einflußreichen hohen Herrn durchgeftihrt wird. FürstMaximilian Egon Christian Karl Alois Emil Leo RichardAnton VIII. zu Fikstenberg, Landgraf in der Baar und zu Stüblingen,Graf zu Heiligenberg und Wordenberg, Freiherr zu Gnndelfingen,Herr zu Hausen im Kinzigtal, Mötzkirch, Hohenhöwen, Wildenstein,WaldSperg, Werenwag, Jmmendingen, Weitra und Pürglitz usw. hatdrei Söhne: 1. den Erbprinzen Karl Egon Maximilian Maria EmilLeo Erwin Franziskus Xaver Johannes WenzeSlauS Hubertus, geboren 6. Mai 1801; 2. den Prinzen Maximilian Egon MariaErwin Leo Franziskus AmoS WenzeSlauS Hubertus, geboren31. März 1890; 3. den Prinzen Friedrich Eduard Franz XaverMaria Egon Maximilian Erwin Leo Bernhard PeregrinuS WenzeSlauSHubertus, geboren 27. April 1898.Welcher von den WenzeSlauS an dem„Spatz" besonders be-teiligt war, da? wird leider nicht genau mitgeteilt. Soviel ist aberheute schon sicher, wenn der Spaß Ernst wird, dann wird schon zurgegebenen Zeit der betreffende WenzeSlauS ebenso schlver erlrankenwie der Eulenburger.._Oesterreich.Der Agramer HochverratSprozeß.Agram, 4. September. Gestern wurde nach sechSmonat»l i ch e r Dauer im Hochverratsprozeß das Beweisverfahrengeschlossen. Die Zeugen, die die Unglaubwürdigkeit NastitschSbeiveisen sollten, wurden abgewiesen(?). Die PlaidoyerS beginnenam nächsten Freitag.(»Frkf. Ztg.")frankreieb.Eine Versammlung für den Völkersrieden.Paris 2. September.(Eig. Ber.)Aus Anlaß der Internationalen Konferenz derGewerkschaftssekretäre hatte die Arbeiterkonföderationgestern in die Salle Wagrem eine DemonstrationSver-sammlung gegen den Krieg einberufen, zu der sich über0000 Teilnehmer einfanden. Es sprachen A p p l e t o n, Delegierterder Trade-Unions, Genosse Legten, Gompe rS, TedeSchi(Italien, für den zu einer Proteswcrsammlung gegen den Zarenhcimberufenett Ripola), B a r r i o(Spanien) und zum Schluß dieKonföderationssekretäre Jouhaux und Übe tot, die sich be-strebten, die Versammlung in eine Kundgebung für daS Programmder insurrektionevcn Generalstreiklerei auslaufen zu lassen. Undso wurde denn auch eine Resolution in diesem Sinne angenommen.Rußland.Die Danziger Bestechungsaffäre.Die Petersburger Zeitung„Rjetsch" veröffentlicht einige rechtinteressante Einzelheiten über einen Skandal in der russischen Frei.willigen Flotte, der sich in Danzig abgespielt hat. Dort halteder Marinekapitän Skalski bei der Abnahme eines Schiffes beiSchichau-Werft eine Provision von 40 Proz. verlangt. Nach derDarstellung der„Rjetsch" erzählte der kommerzielle Leiter derFirma Schichan von dieser Forderung dem Ingenieur, der vonder russischen Regierung nach Danzig kommandiert war.Als der Direktor das Erstaunen dieses Herrn bemerkte, versuchte erden Eindruck seiner Worte abzuschwächen:„bei einigen Firmen"— sagte er—„ist eS üblich, den Kapitänen und den älteren Mecha-nikern kleine Geschenke zu geben... Und auch wir geben sie zu»weilen, aber von 30 bis 40 Proz. hat man bisher nichts gehört."AIS der entrüstete Ingenieur einigen Mitgliedern des Komiteesder Freiwilligen Flotte davon Mitteilung machte, wurde der Direktordes Komitees, General von Radloff, nach Danzig gesandt, um eineUntersuchung einzuleiten. Hier bestätigte ihm der Direktor nichtnur die geschilderte Provisionsforderung Kapitän SkalSkiS, sondernmachte von einer noch größeren Affäre Mitteilung. KapitänSkalSki hatte nämlich den Antrag gemacht, eine Kohlenlieferungvon etwa 7000 Tonnen für die Freiwillige Flotte zu übernehmen,im Falle er, SkalSki, 20 bi» 30 Proz. Provision erhalten würde.Trotz dieser unzweideutigen Angaben erklärte General Radlow dieganze Affäre als ein Mißverständnis, und schlug die Untersuchungnieder. Kapitän SkalSki ist nämlich sein Günstling, der nur aufseine direkte Forderung hin, trotz des einmütigen Einspruches desKomitee?, nach Danzig kommandiert wurde.In der sibirischen Verbannung.Die Zustände in der sibirischen Verbannung werden mit jedemTage trauriger, besonders schlimm sind die Zustände in den end> jlosen EiSwüsten deS JakntSker Gebietes, wo die politischen Vex-bannten in den elenden Jakutendörfern zerstreut sind. Von derganzen Welt abgeschnitten, sind sie hier der ä r g st e n Not preis.gegeben, denn die von der Regierung ausgesetzten VerpflegnngS.gelder sind J*i weitem nicht auSrei�nd. Selb st mordfäll esind an der Tagesordnung, vor kurzem erfchoh sich GenosseDobromytzlow. in Willuisk erschossen sich zwei Verbannte, inAmga vergiftete sich die Genossin Schmidt.Griechenland.Die geschaßten Prinzen. näii»»DAthen, 4. September. Der König unterzeichnete ein Dekret.durch welches der Kronprinz und Prinz Nikolaus in Dispo» chilitatversetzt. Prinz Andreas einen dreijäheig«, Urlaub, i'tO Ausland«pT und der Urlaub des Prinzen Christoph bsrHwS«rt wird.