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Die mecklenburgische Generaleisenbahndircktion in Schwerin   bat ebenfalls zu dem Bierkriege Stellung genominen. Sie wendet sich gegen die Bahnhofswirte, die eigenmächtig erhöhte Bierpreise fordern oder kleinere Schankgefäße eingeführt haben. Die Wirte werden aufgefordert, bis zur Neufcststellung der Preise, die sich die Generaldirektion vorbehält, die bisher vorgeschriebenen Schankgefäße und Preise nicht zu ändern. Tins der Partei. Der Vormarsch der tschechischen Sozialdemokratie. Dem am Sonntag in Prag  -Smichow   zusammentretenden Par» teitage der tschechischen sozialdemokratischen Partei liegt ein aus- führlicher, vom Sekretär, Genossen B r u h a, erstatteter Bericht vor. Er umfaßt die Zeit seit dem Parteitage von Weinberge im Jahre ISOö bis Ende Juni 1009, also zwei Jahre und 19 Monate und zeigt, daß die Partei in dieser Zeit trotz der wirtschaftlichen Krise und trotz der in diesen Jahren wieder im großen Stile bc- triebenen chauvinistischen Hetze einen erfreulichen Auf« s ch w u n g genommen hat. Im Jayre 1906 wurde berichtet, daß die Partei 1517 Lokalorganisationen besitze, von denen 1376 ihren Per- pflichtungen nachkamen und insgesamt 99 000 Mitglieder zählten. sDie politische Organisation ist nicht auf politischen Vereinen auf- gebaut, die in Oesterreicht nicht miteinander in Verbindung treten dürfen, sondern auf losen örtlichen Organisationen, die aber ein regelrechtes Vereinsleben führen.) Nunmehr tveist der Bericht 2462 Lokaloraanisationen, davon 1850 in Böhmen  , 324 in Mähren  , 69 in Schlesien  , 123 in Nieder- und 6 in Oberösterreich  . Diese verteilen sich auf 28 Kreisorganisationen. Die Zahl der politisch organisierten Genossen ist auf 116 762 gestiegen, von denen 91 794 in Böhmen  , 16 897 in Mähren  , 4802 in Nieder- und 289 in Oberösterreich   organisiert sind. Da eine Reihe von Organisationen nicht berichteten und im Juni 1909 bei der Partcikasse die Beiträge für 148 535 Genossen einliefen, schätzt der Bericht die Gesamtzahl der organisierten Genossen auf rund 13000 0. Die Partei entwickelte auch eine rege Versammlungstätigkeit. In der 34monatigen Berichtsperiode wurden insgesamt 57 103 öffentliche und nichtöffentliche Vereins- und Wählerversammlungen abgehalten. Davon wurden 783 verboten oder behördlich aufgelöst. Die Presse macht ebenfalls gute Fortschritte. Die Partei ver- fügt jetzt über 25 politische Blätter, von denen drei täglich, eins dreimal, zwei zweimal und neunzehn einmal wöchentlich erscheinen. Andere Parteiblätter erscheinen neun, darunter eine Wissenschaft- liche Monatsschrift(Akademie  "), ein sehr vornehm ausgestattetes illustriertes Unterhaltungsblatt und zwei Witzblätter. Genossen- fchaftsorgane erscheinen in tschechischer Sprache 43. Ferner sind noch im sozialdemokratischen Sinne redigiert ein Organ für Häusler  und Kleinbauern, eines für Gewerbetreibende(beide sind Organe von Verbänden sozialdemokratischer Kleinbauern bezw. Gewerbe- treibenden), eines für Konsumvereine und eines für Staats-, Landes- und Kommunalbeamte. Der Parteiverlag gab Bücher und Broschüren in einer Gesamtauflage von 530 000 heraus. Es wurden >168 000 Kalender und 80 000 Maifestschriften abgesetzt. Recht hoch ist das Strafkonto der Partei. Wegen ihrer politischen Tätigkeit wurden in den 34 Monaten 1845 Genoßen verfolgt, von denen 508 freigesprochen und 1337 zu insgesamt 12 Jahren 8 Monaten und 4 Tagen Freiheits- und zu 6293 Kronen Geldstrafe verurteilt wurden. Die Genossen beteiligten sich an 786 Gemeindetvahlen und er» rangen in 564 Fällen Erfolge. Insgesamt gibt es 1621 tschechische sozialdemokratische Gemeindevertrcter, darunter 15 Gemeindevor- steher.(Schulzen)._ Die Wirkung des Boykotts. i « Au» Burscheid   wird berichtet: In der..WermelSkircher Zeitung" befindet sich folgendes Inserat: Bekanntmachung. Durch den von sozialdemokratischer Seite gegen den Gast- Wirt Wilms ausgeübten Terrorismus bestehend in den Tatsachen verdrehenden Zeitungsnachrichten, Flugblättern und Poftenstehen ist es gelungen, da? Saalgeschäft des Herren Wilms stark zu be- einträchtigen und dadurch das dort gastierende erstklassige Kölner  Burleskentheater finanziell ganz erheblich zu schädigen, und das alles, weil Herr Wilms seinen Saal den Sozialdemokraten ent- zogen hat. Wir richten deshalb an alle patriotischen Kirmes- besucher die dringende Bitte, diesem sozialdemokratischen Druck einen Gegendruck zu versetzen, und muß deshalb heute, morgen und Mittwoch die Parole lauten:Ins Deutsche Haus", damit dieser Saal von den Sozialdemokraten nicht wieder gewonnen wird. Mehrere patriotische Bürger, die sich freuten, der Sozial- demokratie einen Saal entrissen zu haben. Das ist eine Anerkennung der Disziplin der WermelSkircher sowohl, wie der auswärtigen Arbeiterschaft, wie man sie sich besser gar nicht wünschen kann! Dieselben Patrioten aber, die den Mann heute gegen den sozialdemokratischen Terro. riSmuS in Schutz nehmen, vereitelten demselben vor Jahresfrist mit dem niederträchtigsten Mittel der Denunziation ein Militärronzert. Und das alles, weil Herr Wilms seinen Saal den Sozialdemokraten zur Verfügung stelltet l Das war Terrorismus in der schmutzigsten Formt t poKrellllbeo» OerlchtUcbeo ukw« Strafkonto der Presse. Wegen Beleidigung zweier Grubenbeamten von Zeche«Ein- tracht Tiefbau" wurde Genosse Pierenkaemper vom Bochumer  Volksblatt" vom dortigen Schöffengericht zu 100 M. Geld- strafe verurteilt. Er hatte aus Anlaß eines Unfalles auf genannter Zeche, bei dem ein Bergmann umS Leben ge- kommen, geschrieben, daß das Unglück nicht hätte kommen können, wenn alles in Ordnung gewesen wäre. Zugleich war mitgeteilt worden, daß die Bergleute sich über eine alles Maß überschreitende Antreiberei deS betreffenden Hilfssteigers beklagten. Obwohl das letztere erwiesen wurde und feststeht, daß die Antreiberei die Ver. mehrung,, von Grubenunglücken zur Folge hat, und obwohl in der Bemerkung über die mangelhafte Ordnung keine Namen genannt waren, kam das Gericht doch unter Versagung deS Schutzes des 193 zur Verurteilung nicht nur wegen Beleidigung des Steigers, sondern auch wegen Beleidigung eines Neviersteigerö und Sei Be­triebsführers. Wegen Beleidigung eines Fabrikanten wurde Genosse Hey von der»SchleSwig-Hol steinischen VplkSzeitung" zu Kiel   zuLlloM. Geldstrafe verurteilt. fugendbewegiitig. Sozialistische Jugend. 22Volkskin deren" aus Gent  (Belgien  ) im Alter von neun bis dreizehn Jahren weilten in dieser Woche zum Besuch in K ö l n. Als..Volkslinderen" bezeichnet man jene Arbeiterkinder, die systematisch im sozialistischen   Geiste erzogen werden. Mit Spiel, Gesang und leichtfaßlichen Vorträgen wird bei den Kindern be- gönnen. Man lehrt sie, daß die Feinde nicht im Auslande sitzen, sondern als kapitalistische Ausbeuter im eignen Lande herrschen, daß auch jenseits der Grenze unsere Brüder wohnen. Die Erziehung wird später in der eigentlichen Jugendorganisation fortgesetzt, bis die Kinder in einem solchen Alter sind, daß sie in die Parteiorgani- satioy, die Genossenschaften usw. eintreten. Die belgischen Ge« Nossen   wollen auf diese Art dem systematischen Jugendfang der Klerikalen entgegenwirken, und sie führen diese Absicht energisch durch. Seit zwölf Jahren machen dieVolkskinderen" in den Schul- ferien Ausflüge ins Ausland: nacki Frankreich  , Holland  , Luxemburg   usw. Diesmal war Deutschland   an der Reihe. Die Kosten bestreiten die Eltern durch Ersparnisse. Die Kinder wohnen unentgeltlich bei den ausländischen Genossen der zu besuchenden Städte. In Köln   überwogen die Meldungen derjenigen, die die Kinder und ihre erwachsenen Führer aufnehmen wollten, den Be- darf um das das Vielfache. Die Hauptführung hatte Genosse Bogaertz, Chefredakteur des GentcrVooruit'. ES war ein> herzerfrislh:ndcr Anblick, die mit roten Schleifen und Bändern ge- schmückten Kinder unter Trammelschall durch die Stadt ziehen zu sehen. Sie besuchten alle Sehenswürdigkeiten und machten eine Rheinfahrt ins herrliche Siebcngebirge. Außerordentlich bemerkenswert war der BegrüßungS» a b e nd im Kölner   Volkshause. ES war gerade am Sedantage, und Genosse Bogaertz nahm Veranlassung, unter speziellem Hin- weis auf Viesen Tag die internationale Verbrüderung zu feiern. Dann sangen die Kinder, deklamierten, führten Spiele, lebende Bilder und dergleichen auf, und schließlich sangen sie auf der Bühne die Internationale, und zwar mit so packender Wirkung, daß sie das Lied wiederholen mußten. Und nun fielen alle Besucher in den Gesang mit ein, und mächtig durchbrauste das Kampflied den Saal. Hua Industrie und k)andel. Arbeitslosigkeit, Steuerdruck, LebenSmittelteuerung. Die Verteidiger der indirekten Steuern, die Apologeten der Zollwucherpolitik, die LiebeSgabenemter, sie haben erfolgreiche Arbeit hinter sich. Erfolgreich nach zwei Richtungen. Für sich haben die Nutznießer der von Konservativen, Großindustriellen und Ultra- montanen betriebenen Wirtschaftspolitik Millionenbeute ergattert, dem Volke sind immer neue Lasten aufgebürdet worden. Die außer- ordentlich hohen Lebensmittelpreise während der Hochkonjunktur ver- teidigte und erklärte man mit der steigenden Kaufkraft der Be- völkerung und der starken Nachfrage; jetzt, wo die Arbeiterschaft schon lange unter den Folgen der Krise leidet, wo sie ihren Konsum hat einschränken müssen, weil die Einkommen zurückgingen, sinken aber die Lebensmittelpreise nicht, im Gegenteil, teilweise stehen sie heute sogar höher als in der Zeit besserer Wirtschaftslage. Dieser Tage gaben wir einen Ueberblick über die Steigerung der Brotpreise, jetzt lassen wir einige Angaben folgen über die Veränderung der Preise verschiedener anderer Lebensmittel. Es kosteten nach den Angaben der städtischen Markthallendirektion in Berlin   Anfang September: Höchstpreise Schweine... 50 kg M Landeier unsort. Schock. große.. Butter I.,, 50kg, . II..... abfallende 1907 67 3,80 4.00 120 117 95 Jetzt hat der schwarzblaue Block 1903 67 8,60 4.50 123 119 104 dafür 1909 77 4,20 4,80 123 113 103 gesorgt, in 1909 höher gegen 1907 14,92 Proz. 10,52, 20,00. 6,66, 8,42' daß dem Volk Bier, Kassee, Tee, Streichhölzer auch noch ordentlich verteuert werden. Was die Arbeiterschaft in mühevollen Kämpfen dem Unternehmertum abringt, das jagen ihr die Beutemacher auf dem Wege politischer Schnapphahnerei zum großen Teile wieder ab. So wird'S bleiben so lange noch große Massen Proletarier den bürgerlichen Parteien Wahlgefolgschaft leisten._ Krise und Großindustrie. Ueber die Verhältnisse in der Eisen- Großindustrie macht die Handelskammer zu Bochum   u. a. folgende Angaben: Der Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation  erzielte im Kalenderjahre 1903 eine Verminderung feines Um­satzes um zirka 9 Proz., während sich der DurchschnittSerlöS uni zirka L>/g Proz. erhöhte. Aus der ersten Hälfte des JahreS 1903 lagen noch einige ältere Aufträge zu guten Preisen vor. Immerhin zeigt das Resultat, daß die Werke sich auf Kosten der Löhne einen guten finanziellen Abschluß sicherten. Die Westfälischen Stahl- werke A.-G. in Bochum   hatten im Kalenderjahre 1903 einen Umsatz von 11'/, Millionen Mark. Die Zahl der Arbeiter belief sich aus 1562 gegen 1304 im Jahre 1907. Der Schalker Gruben- und Hüttenverein hatte eine Produktion von 273 397 Tonnen im Werte von 24,83 Mill. M. DaS Gußstahlwerk Witten   hatte 1908 eine Produktion von 11.72 Mill. M. nnd 1471 Arbeiter gegen 1741 in 1907. Das Drahtwalzwerk Boecker u. Co. in Gelsenkirchen  - Schalke hatte in 1903 eine Produktion von 43 872 Tonnen im Werte von 8,47 Mill. M. Die Witlener Stahlröhrenwerke A.-G. hatten einen Umsatz von 5,77 Mill. M. Infolge des Rückganges der Beschäftigung wurde die Erzeugung derart zusammengefaßt, daß die Wittener   Betriebe im wesentlichen voll beschäftigt blieben, während auf dem Schalker Werke Einschränkungen des Betriebes und auch der Arbeiterzahl vorgenommen wurden. Weiter heißt es in dem Bericht der Handelskammer, es werde darüber geklagt, daß nach Auflösung des RoheisenshndikatS manche Hochofenwerke von den Eisengießereien verlangten, bei ihnen ihren Roheisenbedarf zu hohen Preisen zu entnehmen, andernfalls sie den Gießereien ihre Be- stellungen in sonstigen Eisengußwaren entziehen würden. Soweit Angaben vorliegen, zeigt sich ein nicht unbeträchtlicher Rückgang in der Arbeiterzahl._ Großkapitalistische Industrie. In Deutschland   haben wir rund 100 chemische Gesellschaften mit einem Aktienkapital von 840 Millionen Mark. Von diesen 840 Millionen Mark besitzt der größte Konzern Elberfelder   Farben- fabriken Badischo Anilin- und Sodafabrik Anilinfabrik Treptow   allein rund 160 Millionen Mark. Dann kommen noch einige andere Konzerne, wie Höchster Farbwerke Casella u. Co. usw., die wieder alle innerliche Jnteressenverbindungen mit den anderen Konzernen eingegangen find. Einen kleinen Einblick in die organisatorische Tätigkeit der großen Konzerne mag die nachfolgende Zlisammenstellung geben. Der schon genannte Konzern Elberfeld   Badische Anilin Treptow hat die Kohlenzeche Auguste Vittoria erworben. Man will im Kohlenverbrauch von den Shndikatspreisen unabhängig sein. In Norwegen   hat die Interessengemeinschaft eine Gesellschaft ins Leben Serusen, die den ausschließlichen Zweck hat. die Patente der Badischen  nilinfabrik für die Gewinnung von Stickstoff aus der Lust mittel« der billigen Wasserkraft zu verwerten. Das Unternehmen besteht au« zwei Gesellschaften, der Kraftaesellschaft mit 16 Millionen Mark, und der eigentlichen Salpetergefellschast mit 18 Millionen Mark Aktienkapital. Ebenso hat man in England eine Fabrik gegründet. Dasselhe gilt vom Konzern Höchst Casella. Die? sind einige Beispiele von dem AuSdehnungSdraug der chemischen Industrie. DaS schweizerische Schnapsmonopol. Im Jahre 1908 hat das schweizerische Schnapsmonopol einen Ueberschutz von 5 920 000 Fr. erzielt, wovon 6 918 541 Fr. an die Kantone 1,80 Fr. pro Kopf der Bevölkerung verteilt werden. Seit 1837, in welchem Jahre das Monopol errichtet wurde, hat eS einen Gesamtüberschuß von 130 654 729 Fr. abgeworfen, wovon an die Kantone 123 573 279 Fr. verteilt wurden, die ein Zehntel davon zur Bekämpfting deS AlkoholiömuS verwenden sollen. Im Jahre 1908 kamen ans den Kopf der Bevölkerung 4 Liter SchnapS, was bedauerlich viel ist. Die Monopolverwaltung beschäftigt insgesamt 81 Personen._ 18 809 44 881 75 370 Soziales« Die Ursachen der Betriebsunfälle. Eine wirksame Bekämpfung der Unfälle in Industrie und Landwirtschaft wird durch die genaue Kenntnis der Ursachen der Unfälle jedenfalls sehr erleichtert. Die Unfallverhütungsmaß- nahmen haben sich in erster Linie auf jene Vorgänge und Ar- beitsgelegenheiten zu erstrecken, welche die meisten Unfälle zeitigen. ES ist anzuerkennen, daß die einschlägige Statistik durch die Berufsgenossenschaften ziemlich ausgestaltet ist. Die entschädigten Unfälle, also diejenigen, welche eine Er» werbsbcschränkung der Verletzten auf länger als 13 Wochen zur Folge hatten, ereigneten sich(nach Prozenten der Gesamtzahl dieser Unfälle) bei den gewerblichen PerufSgenossenschaften durch: L Motoren, Transmissionen, Arbeits« Maschinen und sonstige maschinelle Vorrichtungen........ 2. Fahrstühle, Aufzüge, Krane, Hebezeuge 3. Dampfkessel. Dampfleitungen, Wasser- dämpfe........... 4. Sprengstoffe(Explosionen usw.).. 5. Feuergefährliche heiße und ätzende Stoffe, Vergiftungen...... 6. Zusammenbruch, Einsturz, Herab- und Umfallen von Gegenständen... 7. Fall von Leitern, Treppen, in Ver« ttefungen usw......... 8. Auf- und Abladen, Heben und Tragen 9. Durch Fuhrwerk und Wagen... 10. Eisenbahn und sonstigen Bahnbetrieb 11. Schiffahrt und Verkehr zu Wasser. 12. Durch Schlag. Stoß und Biß von Tieren........... 18. Durch Handwerkszeug und einfache Geräte........... 14. Sonstige Vorgänge....... Absolute Zahl der Unfälle...... Die Veränderungen, die im Laufe der Jahre in den Ursachen der zu entschädigenden Unfälle eingetreten sind, sind sehr intcr- essant. Abgenommen hat verhältnismäßig die Zahl der durch die Maschinen, Dampfkessel, Sprengstoffe, Schiffahrt usw. hervor. gerufenen Unfälle, zugenommen dagegen die der durch Aufzüge, Heben und Tragen, Fuhrwerk usw. entstandenen Verletzungen. In der Landwirtschaft sind ähnlich« Tendenzen zu beobachten. Hier erhöhte sich die Zahl der durch Fall von Leitern, in Ver- tiefungen usw. entstandenen Unfälle in der Zeit von 1838 auf 1907 von 26,1 auf 28,4 Proz., die durch Auf- und Abladen und Tragen von Lasten entstandenen von 2,4 auf 9,0 Proz.(!) usw. Vermindert hat sich die Zahl der durch den Fahrbetrieb hervor. gerufenen Unfälle von 25,2 auf 18,0 Proz. und die durch Motore und Maschinen entstandenen von 11,4 auf 8,1 Proz. Die Zahl der durch Tiere hervorgerufenen Verletzungen ist gleich geblieben. Es ist also unrichtig anzunehmen, daß heute in erster Linie der maschinelle Betrieb die Ursache der Unfälle bildet. Nur in rund ein Fünftel aller Unfälle in der Industrie und ein Zwölftel in der Landwirtschaft sind durch die verschiedenen ArbeitSmaschinen verursacht. Die mit der Beförderung von Gegenständen vor- bundenen Arbeiten, die Beschäftigung an Fahrstühlen, Kranen, mit Fuhrwerk usw. setzen den Arbeiter beständig erhöhten Ge- fahren aus. Hier die menschliche Tätigkeit auszuschalten Und immer mehr durch die der Maschine zu ersetzen, muß eine Hauptaufgabe der Unfallverhütung sein. Bemerkt sei noch, daß relativ d>e Zahl der Unfälle pro 1000 Arbeiter sich in der Industrie von 1888 auf 1907 von 4,4 auf 8,3 und in der Landwirtschaft von 1.6 auf 5,6 vermehrt hat, eine kolossale Steigerung, die aber wie gesagt nicht auf die vermehrte Anwendung mechanischer Kraft, sondern Neben den sonstigen ge- nannten Ursachon vor allem auf die ständig steigende Intensität der Arbeit zurückzuführen ist. Aerzte und BcrilfSsrnossenschaften. Der Präsident des ReichsverfichcrungSamteS, Dr. Kauf. mann, erläßt eine interessante Rundfrage an die BerufSgenosscn- fchaften über ihr Verhältnis zu den Acrztcn. Aus den Kreisen der UnfallversichcrungSträger sei angeregt worden, auch ihr Ver- hältnis zu den Aerzten in der ReichSversicherungSordnung näher zu regeln. Die BerufSgenoffenschaften befürchten also, daß auck ihnen die Herren Aerzte eines schönen TageS die Gefolgschaft auf. kündigen werden. Für den Staatssekretär deS Innern wäre daher von Wert, wie cS m der Rundfrage heißt, zu erfahren: 1. wie sich die Berufsgenossenschaften bisher die ärztlichen Gutachten bc- schaffen; 2. in welchen Fällen diese Gutachten und von wem nach- geprüft werden; 3. wie sie die ärztliche Heilbehandlung gewähren; 4. wie die Mitwirkung der Aerzte bei den Nachrcvisionen sich ge- staltet? Von besonderem Interesse sei eS zu erfahren: 5. inwie- weit Vertrauensärzte bestellt sind oder dem Versicherten die freie Wahl des Arztes überlassen ist? Ob bei Abschluß von Verträgen Aerzteorganisationen mitwirken, welche Grundsätze bei Festsetzung der Kosten für ärztliche Hilfe vorherrschen, ob schon Streitigkeiten und Beschwerden seitens nicht berücksichttgter Aerzte und deren Organisationen vorgekommen wären, ob der jetzige Zustand bei- behalten werden sollte oder worin eine Aenderung anzustreben sei? Hervorgehoben wird zum Schluß, ob speziell§ 69 Absatz 3 des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes geändert oder beibehalten werden soll. Es beißt da unter anderem, daß vor Festsetzung der Rente»der behandelnde Arzt gehört" tverden soll. Der Minister will nun auch wissen, ob sich in der Praxis Schwierigkeiten hier- aus ergeben haben, die Aerzte sich weigern oder in der Honorar- frage bestimmte Regelung eintreten sollte? . Die Anworten der BerufSgenossensckvften werden eben lauten, daß der seitherige Zustandideal" sei und beibehalten werden müsse. Daß sie auch künftig das Recht haben müssen, ihre eigenen Vertrauensärzte selbst zu ernennen und zu bezahlen, ohne daß die Aerzteorganisationen drein zu reden haben. Alle Berufsgenossen- fchaften haben ja ihre Vertrauensärzte und von eine»freien Arzt­wahl" der Unfallverletzten kann doch wahrlich keine Rede sein. Schwierigkeiten aus§ 69 des G. U. G. werden sich insofern ergeben haben, als die meisten Berufsgenosscnschaften den behandelnden Arzt gar nichthören", sondern einfach die Rente nach dem Attest ihres Vertrauensarztes festsetzen und wenn sie den behandelnden Arzt wirklichgehört" haben, auf dessen Gutachten pfeifen. Daß dann anderseits wieder zahlreich« Aerzte die Anfta«n der Berufs- genoffenschaften sehr lange unbeantwortet liegen lassen die Ver» letzten unter Umständen dann lange warten müssen, ist auch er- wiesen. Wir sind neugierig, wie der Minister die Arztfrage bei den BerufSgenoffenschaften regeln will, zumal ja den Verletzten selbst keinerlei Rechte auf die Verwaltung der Genossenschaften eingeräumt werden soll. Diese Frage wäre wohl diel wichtiger als die ganze Rundfrage, die schon Ende August dieses Jahreseil- fertig" beantwortet fein mußte. Wozu sie Geld habe». Wie die klerikale Presse mit Genugtuung konstatiert, läßt der frühere ReichStagSpräfident Graf Ballestrem zum Andenken an seinen bei einer Automobilfahrt verunglückten Sohn in Lostau  eine katholische Kirche   nebst Pfarrhaus u» Werte von 800 000 Marl   erbauen. Ob das Geld nicht viel besser angewendet würde, wenn der schwerreiche Graf damit WohlfahrtScinrichtungen für arme alte Arbeiter, die ihm ja die kolossalen Mittel schafften, schaffen würde. Denn bekanntlich herrschen auf den ausgedehnten Grubenrevieren und Gutsbezirken des Grafen Ballestrem unter den Arbeitern keineswegs ideale Zustände.