g daß dieser und jener„Kaufmann" die weiblichenArbeitskräfte nicht nur deshalb den männlichen vorzieht, weilsie anzeblich besser arbeiten und nebenbei billiger und weit niehrgefügig sind, sondern weil er sich auch ganz in, Stillen einegewisse orientalische Einrichtung leisten möchte, diewohl den, Sultan gestattet, aber hier in DeutschlandVerboten ist."Noch am 15. Juni klagte ein anderes Organ des Herrn Schock,die„Deutsche Handels wacht", über unsittlicheTheatervorstellungen und ebensolche Literatur:„DaS traurigste Zeichen aber für die völkische Verkommenheitvieler unserer Mitbrüder ist, daß sie sich solche Produkte derkokettenhastesten Ungeniertheit gefallen lassen, obwohl sie Sturmrennen gegen die beiden höchsten Heiligtümer desdeutschen Volkes: gegen das Heerund gegendieEhe."In einer von Herrn Schuck im Jahre 1904 herausgegebenenSchrift„Zur Frauenarbeit im Handclsgswerbe"(Seite 43)heißt es:„Wäre es nicht Pharisäertum, den Stab über ein junges Ge-schöpf zu brechen, das den Verlockungen eines„Freun-des" folgt, um auch etwas von der schönen Welt um sie herzu genießen? Und doch führt auch hier jeder Schritt abseitsvom Wege nur zu leicht auf eine abschüssige Bahn, woim Hintergrunde der Moloch der Prostitution lauert,der jährlich so viele Tausende junger, blühender Mädchenopferfordert."Wenn man jetzt in jeden. Lokal mit Fingem auf den Verehrerder ehelichen Triole weist, mag Herr Schack zerknirscht an seineBrust schlagen und gleich Gleichen am Brunnen seufzen:„Wie könnt ich über andrer SündenNicht Worte g'nug der Zunge finden I"Die Abschaffung der erste» Wagenklasse auf den preußischenStaatsbahnen wird am 1. Oktober weitere Fortschritte machen. Nachdem Entwurf zum Winterfahrplan wird die erste Klasse insbesondereauö einer Reihe von Personenzügen auf der Strecke zwischen Berlinund Frankfurt a. M. zurückgezogen.Strafexerzieren— Kadavergehorsam— Militärjustiz!Ein Prozeß, der grelle Streiflichter auf die Zustände in unseremMilitarismus wirst, wurde jetzt vor dem Oberkriegsgerichtin Dresden verhandelt. Wegen Achtungsverletzung,Ungehorsams, Beharrens im Ungehorsam. Ge-horsamsverweigerung und Drohung war der UlanLorenz vom Ulancn-Regiment Nr. 17 angeklagt. Am 23. Junimußte L. nebst 15 Kameraden am Strafexerzieren teilnehmen.welches bei strömendem Regen auf der völlig durchnäßten undweichen Reitbahn abgehalten wurde. Schon vorher äußerte derSergeant:„Wenn ich Strafexerzieren habe, könnt IhrEuch gratulieren I" Gleich zu Anfang mußten die Soldatenauf Befehl des Sergeanten Casepr zirka eine viertel Stunde langin dem Schmutz Laufschritt mackien! Weiter mußten sie in den Kot.worin sie bald stecken blieben, Parademarsch„üben" und sich desöfteren lang in den Dreck werfen 1 1 Die Pausen wurden dannwieder mit Laufschritt ausgefüllt! Durch diese Strapazen wurdendie Soldaten überanstrengt und einige blieben erschöpft zurück. DerUlan Lorenz fing schließlich vor Erschöpfung an zu stöhnen, was derSergeant als Murren auffaßte und auf sich bezog! Im Verlaufdes Exerzierens sagte der Angeklagte zu einem Kameraden:„Ichweiß gar nicht. warum ich Strafexerzieren mitmachenmuß l" Als schließlich die Soldaten abermals Laufschritt machenmußten, war Lorenz infolge Seitenstechens nicht mehr imstande,schnell zu laufen; er ging deshalb nur im Schritt. Wegen dieser„Frechheit" zur Rede gestellt, soll B. eine„unmilitärische" Stellung-ingeimmmen und schließlich geäußert haben:„Ich bin so gebaut!"<L. ist in Wirklichkeit etwas schief gebaut.) Im Verlaufe des Exer-zierens mußten sich dann die Soldaten auf Befehl des Sergeantengegenseitig mit Dreck bespritzen I Die Soldaten waren auf demdiückmarsch durch die Stadt bis zur Unkenntlichkeit mit Schmutz be-deckt I weshalb L. äußerte:„In einer großen Garnison kommt sowas nicht vor I" Auf die Meldung hat sich L. dann beim Wacht-meister zu rechtfertigen gesucht und schließlich, als der WachtmeisterAnzeige in Aussicht stellte, gesagt:„Wenn der Herr Wachtmeister dieSache meldet, dann muß auch ich dem Rittmeister melden, wie manmit uns beim Strafexerzicren umgegangen ist!" L. ist dann amNackmittag erkrankt und mußte am nächsten Tage ins Lazarett ge-bracht werden, wo er über acht Tage wegen Magenerkältungblieb; auch hatte er infolge der Ueberanstrengungen Nasenbluten.L. wurde vor das Kriegsgericht gezerrt, welches ihn auch tatsächlichzu der unglaublichen Strafe von— 12 Wochen Gefängnis! ver-urteilte.Dagegen legte L. Berufung ein mit der Begründung, daßihm eine Auflehnung gegen die Disziplin ferngelegen habe; erfasse da« Strafexerzieren als eine Mißhandlung auf und deshalbstehe ihm der§ V8 des MilitärstrafgesetzbucheS zur Seite. Die alsZeugen geladenen Soldaten hielten mit ihren Aussagen wie in derBorinstauz derart zurück, daß sie dringend zur Wahrheit ermahntwerden mußten und erst dann machten sie ihre Bekundungen, welcheden Angeklagten sehr entlasteten. Sie erklärten nmunebr übereinstimmend, daß das Strafexerzieren außergewöhnlich anstrengendwar. Das Verhalten der Soldaten veranlatzte den Verhandlungs-führ« zu sage»:„Wenn Sie mit Aussagen, welche dieUnteroffiziere belasten, derartig zurückhalten,dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn dieSoldatenmißhandlungen überhand nehmen!"Der HauptbelastungSzcuge Sergeant Cafper machte derartigewidersprechende Angaben, daß seine Vereidigung wegen offenbarerUnglaubwürdigkeit unterblieb. Die erneute Beweisaufnahme wardem Angellagren sehr günstig; um so mehr mußte es befremden.daß der Anklagevertreter auch nun noch die Anklage für gedeckthielt und die Verwerfung der Berufung beantragte.Das Oberkriegsgericht hob das erstinstanzliche Urteil auf underkannte wegen Achtungsverletzung und Ungehorsams auf 4 Wochenstrengen Arrest!!Die Achtungsverletzung erblickte eS in den erwähnten Aeußerungen,während es das Ueberschreiten des Redeverbotes als Ungehorsamansah. Die übrigen Anklagepunkte schieden aus. Die Frage, ob dasStrasexerzieren im vorliegenden Falle als eine Mißhandlung odervorschriflswidrige Behandlung anzusehen ist, hat das Berufungsgerichtunberührt gelassen, weil seiner Ansicht nach die Aeußerungen nichtdurch die Anstrengungen des StrasexerzierenS ausgelöst wordenfeien! IZur Illustration des Sergeanten Casper sei noch erwähnt, daßgegen ihn ein Verfahren wegen vorschriftswidrigerBehandlung Untergebener eingeleitet ist, die sichauf eine Anzahl Fälle bezieht.Tabak-Nachverzollung.Ueber die Anmeldung von Tabaken nach dem neuen Wertsteucr-«esctz herrschen vielfach"irrige Anschauungen, da der ungeschickteWortlaut des neuen Tabaksteucrgesctzes selbst in Fach- und Juristen-kreisen zu Irrtümern Anlaß gibt. Die„Südd. Tabakztg." hebtdaher folgendes hervor:Nach der Nachverzollungsordnung Z 4 hat derjenige die Warenanzumelden, der1. Tabake im Besitz oder Gewahrsam hat, die der Nachverzollnngoder Nachvcrsteuerung unterliegen(das können also nur bereitsverzollte Tabake sein, denn unverzollte Tabake, die noch unter demHändler liegen, sei es in einer öffentlichen Niederlage oder ineiner Privalnicdcrlage unter amtlichem Mitverschluß, unterliegeneiner Nachverzollung nicht, sind hierunter also nicht zu verstehen,folglich auch nicht anmeldepflichtig).2. Jeder Verarbeiter, der am 15. August 1909 unverzollte auS-ländische Tabakblätter in einer öffentlichen Niederlage(der sie alsofür sich unter seinem Namen dort liegen hat) oder in seinemPrivatlager unter amtlichem Mitverschluß lagern hat. Dieseletztere Bestimmung namentlich wird immer falsch verstanden.Für diese Bestimmung ist das Muster Nr. 5 vorgeschrieben, undauch daraus geht hervor, daß nur der Fabrikant anzumelden hat,der den Tabak in seinem Namen in einer öffentlichen Niederlageoder in seiner eigenen Transitnicderlage hat, denn es heißt aus-drücklich in der Aufschrift zur Anmeldung:„Unverzollt in eineröffentlichen Niederlage oder dem Privatlager des Anmelders." DieBestimmung dieses§ 4 der Nachvcrzollungsordnung hängt zu-sammen mit der Bestimmung des§ 2, Absatz 3 des Gesetzes, worines heißt:„Die Feststellung des Zollzuschlags erfolgt beim Ueber-gange des Tabaks in die Hände des Verarbeiters" und mit§ 4der Ausführungsbestimmungen, worin es heißt:„Vom Verarbeiterin eine öffentliche oder in eine Privatniederlage gebrachte Tabakeunterliegen sofort bei der Einlagerung der Wertfeststellung."Der Tabak geht in die Hände des Verarbeiters über entweder,wenn er für diesen verzollt oder ihm mit Begleitschein 2 zugesandtwird, oder wenn ihn der Verarbeiter unter seinem Namen in eineöffentliche Niederlage oder in seine Privatniederlage übernimmt.Englands Bereitwilligkeit zu einem englisch- deutschens?lottenabkommcn.Im englischen Unterhaus ist am Dienstag er-neut zum Ausdruck gekommen, daß die e n g l i s ch e Regie-r u n g sowohl wie die regierende liberale Partei Eng-lands nicht bloß bereit sind, ein Abkommen, mitDeutschland auf Einschränkung der Flotten-rüstungen zu treffen, sondern daß sie solches Abkommenlebhaft wünschen. Der Telegraph berichtet:London, 7. September. Im Unterhause richtete B Y l e s(lib.) an den Premierminister Asquith die Anfrage, ob erdas erneute Interesse bemerkt habe,' das in Deutschland der Möglichkeit eines deutsch-englischen Ab-kommens über die Rüstungen zur See entgegen-gebracht werde, und ob er in der Lage wäre, irgendwie die Hoff-nung aufrechtzuerhalten, daß von der englischen Re»gierung neue Anstrengungen gemacht würden,um auf die Grundlage irgendeines Einverständniffes zu gelangen,welches den Völkern beider Länder die Lasten ihrer Flotten-ausgaben erleichtern könnte. Allen B a t e r(lib.) fragte denMinister gleichfalls, ob die von Herrn v. Holleben und anderenim politischen Leben Deutschlands hervorragenden Männernunterzeichnete Erklärung zugunsten einer Rüstungseinschränkungseine Aufmerksamkeit hervorgerufen habe, und ob er mit Rücksichtauf diese Erklärung sowohl als auch auf seine eigene Feststellung,daß die britische Regierung darum besorgt sei, mit anderenMächten zu irgendwelchem Uebereinkommen zu gelangen, dieGelegenheit wahrnehmen wolle, der deutschenRegierung weitere Vorstellungen zu machen,um zu einem Abkommen über die Begrenzungder Rüstungen zur See zu gelangen.In seiner Antwort erklärte Premierminister Asquith: Siedürfen versichert sein, daß jede Andeutung, daß die deutscheRegierung ein solckjes Uebereinkommen zu treffen wünscht, wiees hier in Betrachr gezogen wurde, das herzlich sie Ent-gegenkommcn der britischen Regierung findenwird. Es muß nach den öffentlichen Erklärungen, die von denverantwortlichen Ministern der Krone bereits abgegeben sind,ganz klar sein, daß keinerlei Vorstellungen der britischen Re°gierung erforderlich sind, um zu beweisen, daß dies der Fall ist.B h l e s richtete darauf die lveitcre Anfrage an den Minister,ob es mit Rücksicht auf die ungeheuren natio-nalen Interessen, die dabei in Frage kämen, nicht möglichwäre, daß britischerseitS die Initiative er»griffen würde. Darauf antwortete A S q u i t h: Wir habendie Initiative ergriffen.Die knappe telegraphifche Meldung läßt nicht genau er-kennen, ob der Minister gesagt hat, England habe bei früherenGelegenheiten die Initiative ergriffen oder daß Englandjetzt wiederum die Initiative ergriffen habe. Das werdenerst die genaueren Meldungen über die Rede Asquiths er-geben. Wie es aber damit auch stehen möge— eins ist sicher:die englische Regierung hat vor aller Welt rund und nettbekundet, daß sie ein Abkommen mit Deutschland über dieEinschränkung der Flottenrüstungen lebhaft wünscht.� Jetzthat die deutsche Regierung die gebieterische Pflicht, die dar-gebotene Hand Englands anzunehmen und so nicht nur zueiner Erleichterung der immer drückender werdenden finanziellen Lasten des deutschen Volkes, sondern auch zu einerganz erheblichen Verbesserung der deutsch-englischen Bezie-Hungen zu gelangen. Wem, die deutscl)« Regierung auch diesenfür sie außerordentlich günstigen Zeitpunkt ungenützt vorüber-gehen ließe, so lüde sie sich eine furchtbare Verantwortungauf. DaS deutsche Proletariat fordert das Eingehen ausdie englischen Einladungen und wird das Scimge tun, um denEindruck der erfreulichen englischen Reden zu verstärken.Spanien.Ein Komitee zur Verteidigung der Opfer der spanischenUnterdrückunghat sich in P a r i S gebildet. Es zählt zu seinen Mitgliedern u. a.Anatole France, Frau Severine, Cipriani. Ernst Haeckel,Maeterlinck, Krapotkin. Vorsitzender ist A. N a q u e t, SekretärGenosse Albert, Generalsekretär des Vereins„Kamps fürvernunftgemäße Kindererziehung", dessen Begründer der auch inBarcelona gefangene Gen. F e r r e r ist. Das Komitee hat einenAufruf erlassen, den die„Humanitä" veröffentlicht. Darinwerden die Untaten des spanischen Pfaffen- und Henkerrcgimentsgeschildert, daS in Barcelona 5000 Opfer in der berüchtigtenFolterungsfeste Monjuich gefangen hält und neue Blutopfer vor-bereitet. Der Aufruf betont, daß es dem Einschreiten der curo-päischen Mächte gelungen ist, den bestialischen Greueltaten desmarokkanischen Sultans Mulcy Hafid Einhalt zu gebieten.Ein einiges Vorgehen aller Menschenfreunde, das die öffentlicheMeinung Europas in Bewegung fetze, werde auch hier Erfolg er-zielen, da die spanische Regierung ihre Grausamkeiten nicht voraller Welt begehen werde. Es wird zur Bildung von Unter-komitces aufgefordert und das Eingreifen der Presse gefordert.„Nicht durch Anrufen ihrer Gnade wird man die Tiger in Madridentwaffnen— die Revolutionäre von Barcelona sind auch zustolz, sie in Anspruch zu nehmen. Man muß ihnen das glühendeEisen der allgemeinen Verachtung zeigen, bereit, es auf ihr ent-artetes Gesicht zu drücken, um dort das Brandmal einzugraben."— Es gibt in Paris bereits ein Komitee spanischer Flüchtlingeund eines spanischen Sozialisten. Möchte eS ihren vereinten We.mühungen gelingen, die öffentliche Meinung Europas über dieGreuel der Inquisition, die gegen die„Feinde der Gesellschaft"in dem Pfaffenlande heute ebenso noch zur Anwendung kommen,wie einst gegen die„Feinde des Glaubens", aufzuklären und sodie Grundlage für eine planmäßige vereinte Abwchraktion zuschaffen. Auch in Deutschland dürfte ein solches Komitee zu-stände kommen, im kräftigstp Ilistexstützüng zu Wünjches tvärx.Snglanck.Der Kongreß der Trade-UuionS.JpSwich, 7. September.(Tele graphische Meldung.)Der heutige Verhandlungstag brachte einen scharfenAngriffwider den liberalen, der Arbeiterpartei nicht angehörenden Arbeiter-abgeordneten Richard Bell(Vertreter der Eisenbahner) wegenseiner Haltung im Parlament. Nach langer Debatte akzeptierte derKongreß eine Erklärung Bells, worin er bedauert, nicht im Ein-vernehmen mit der Arbeiterpartei gehandelt zu haben.CürhclTürkische Forderungen.Konstantinopel, 7. September. Die Pforte beabsichtigt, wie dieBlätter melden, iracki der Reorganisation des Postdienstes durch denbelgischen Generaldirektor Sterpen wegen der Auflösung derfremden Postanstalten in der Türkei an die Mächte heran-zutreten. Dadurch sollen die Einnahmen der türkischen Postverwaltungum 500 000 Pfund steigen._Noradnnghian geht.Konstantinopel, 7. September. Der Minister der öffentlichenArbeiten Noradnnghian hat demissioniert.Noradunghian weicht einem starken Drucke der Jungtürken.Noch bevor die Meldung von der Demission eintraf, meldeteder Telegraph: Der jungtllrkische Tanin wird morgen einevon 103 Abgeordneten unterzeichnete Ausforderung an den Handels-minister Noradunghian veröffentlichen, daß er seine De«Mission einreichen solle, da er nicht mehr das Vertrauen derKammermehrheit besitze.Marokko.Kleine Siegesnachrichten.Nach Depeschen aus Melilla vom 6. d. M. haben die Proviant-züge sowohl auf der Hinfahrt wie auf der Rückfahrt nur wenigeFlintenschüsse auS der Wolfsfchlucht erhalten. Diese Tatsachescheint zu beweisen, daß auf dem Guruguberge bloß einige Schild-wachen der Mauren zurückgeblieben sind, um die Bewegungen derspanischen Truppen zu überwachen, während die Harka sich in derRichtung auf Nador und Seluan entfernt. Mithin konzentriertsich das ganze Interesse des Feldzuges jetzt auf El Arba. Nach diesemLager sind die Truppen der Division Oroczo abgegangen. Voraus-sichtlich steht hier eine große Schlacht bevor. Als eine RekognoS-zierungskolonne gestern in das Lager zurückkehren wollke, wurdesie zweimal von Mauren angegriffen. Oberst Fernando Vlancokam von El Arba mit einem Bataillon Infanterie, etwa 50 Reiternund einer Batterie der Kolonne zur Hilfe und griff den rechtenFlügel des Feindes an, um ihm den Rückzug abzuschneiden. DieMauren entflohen und ließen etwa 20 Leichen auf dem Schlacht-fclde zurück.Melilla, 7. September. Die Kolonne Aquilera wiesgestern bei Suk ei Arba einen Angriff von 1500 Mauren ab, drangin das feindliche Lager ein und zerstörte es. Ein Teil der Truppenbesetzte dann Mati«n Brain im Zentrum des AdaragebietS. DieNiauren hatten große Verluste; auf spanischer Seite ist ein Manngefallen, zehn Mxdm verwundet.Soziales.Zum Schnapsboykott.Wir haben wiederholt auf die Bewegung hingeiviesen, die sichzugunsten eines Schnapsboylotts in weiten Arbeiterkreisen bemerk-bar macht und die sich auch zu Anträgen an den Parteitag ver-dichtet hat. iWie wirksam ein solcher Boykott werden könnte, geht auseinigen Zahlen hervor, die wir dem wertvollen Buche GrotjahnS:„Der Alkoholismus"(1898) entnehmen. Grotjahn schildert aufS. 323 ff. den Aufstieg und Verfall einer Mäßigkeitsbcwegung, diein Amerika und England begann und sich, von Geistlichkeit, Be-amtentum und Lehrerschaft mit Feuereifer unterstützt, auch aufDeutschland erstreckt«.„In einigen Gegenden wurden Erfolge er-zielt, die an die amerikanische und irische Bewegung erinnern. Soverpflichteten sich im Jahre 1844 allein in der Provinz Schlesienannähernd eine halbe Million Menschen, sich des Branntweins zuenthalten. Der Konsum ging um 45 000 Eimer zurück, 13 Brenne-reien gingen ein und die Einnahme aus der Branntweinsteuererlitt eine Einbuße von 254 000 Talern.Auch im Königreich Hannover erreichte die Bewegung einenbedeutenden Umfang. Es betrug,im Jahre die Zahl der Vereine p« Bm�Lnsteuer1838 8 551 000 Taler1843 261 392 0001847 400 263527„Es ist kaum zweifelhaft, daß daS, war vor 70 Jahren unterMitwirkung von Geistlichen, Beamten und Lehrern gelang, heutevon der Arbeiterschaft auS eigener Kraft durchgesetzt werden könnte.Freilich war die damalige Bewegung— eben weil sie nicht ausdem Volke heraus geboren war— nicht von langer Dauer; nach1845 begann sie abzuflauen und überlebte kaum irgcndlvo dasSturmjahr 1848. Es dürfte sich auch jetzt empfehlen, die Bewegungnicht mit einem Gelübde für die dauernde Enthaltsamkeit zuführen, sondern etwa den Schnapsgenuß zu boykottieren, bis nichtmindestens das Reichstagswahlrecht für den preußischen Landtagerrungen ist— die längere Enthaltung vom Schnaps wird bei demheutigen höheren Kulturstand von selbst dazu führen, daß vielefür die Dauer dem Schnaps entsagen, nachdem sie mit der zeit-weiligen Enthaltung gute Erfahrungen gemacht haben. Geradediese Ueberlegung wird aber auch die politische Wirksamkeit desBoykotts gegenüber den Agrariern erhöhen. Und daß die Parolefür Beseitigung des Dreiklassenlvahlrechts in Preußen auch imübrigen Deutschland Anklang findet, ist sicher— haben doch unseresüddeutschen Brüder längst erkannt, daß die Wurzel der Reaktionin Deutschland im preußischen Landtag gedeiht, und in dieser Er-kcnntnis haben sie uns wiederholt jedwclche Unterstützung i» unse,rem Wahlrechtskampf versprochen.,/Die Möglichkeit großer und schneller Erfolge ist gegeben—möge der Leipziger Parteitag zu einem kräftigen Entschlußkommen._ 1Berechtigter Anspruch auf die Tantieme.Die Frage, ob ein Arbeiter nach der Lösung des Arbcitsver-hältnisses noch einen Anspruch auf Tantieme hat, hatte dieKammer 8 des Gcwcrbcgcrichts in ihrer gestrigen Sitzung zu ent-scheiden. Kläger war der Arbeiter B., der bei der Firma v. Poncet,Glashüttcnwerke Aktiengesellschaft, bis zum 15. Mai d. I. beschäftigtwar. Die Firma pflegt an ihre Arbeiter alljährlich nach Abschlußdes Geschäftsjahres, der immer am 1. April erfolgt, Tantieme zuzahlen. Auch der Kläger hatte in den Vorjahren schon eine solcheerhalten. Für das verflossene Geschäftsjahr 1908/09 ist sie ihmvorenthalten worden. Die Beklagte wendet ein, daß die Zahlungder Tantieme keine vertragliche, sondern lediglich eine freiwilligeLeistung sei, auf die Kläger keinen Anspruch habe. Nur Arbeitern,die bei ihr verbleiben, könne eine solche gezahlt werden. DerKläger habe sich aber so benommen, daß er entlassen tverdcn mußte.DaS Gericht verurteilte jedoch die Firma zur Zahlung der ge-forderten bv M., da der Tantiemeanspruch für eine Zeit gefordertWstd, m bft die Beklagte mit dem Kläger zufrieden war.