zu steuern, ohne im Lbrigen daS Versammlungsrecht zu be-schränken. Erwägt man, daß Eintrittsgeld jedenfalls keinEssentiale(wesentlicher Bestandtheil) einer Versammlung ist,vielmehr in einem scharfen Gegensatz zu dem Begriff einerjedermann zugänglichen Versammlung steht, so wird mandaraus hingewiesen, die Frage des Verbots der Er-Hebung von Eintrittsgeld bei öffentlichenVersammlunge» in das Bereich der Erwägungen zuziehen."Wie die Offiziösen, denen das Versammlungsrecht sonst«in Scheuet und Greuel ist, für dieses selbe Recht sich urplötz-lich besorgt geberden! Wer nicht in solche eine Eintritts-gebühr erhebende Versammlungen gehen will, der mag siemeiden. �>ie Gesetzgeber aber deshalb in Tbätigkeit zusetzen, heißt unter einem trügerischen Vorwande die Ver-sammlungsfreiheit unterdrücken. So krebst der ganzeKlüngel der Volksfeinde mit den Ahlwardt-Abenteuern.Man sieht, wem der Rektor aller Deutschen Nutzen bringt.—Der französische Eisenbahnarbeiter-Kongreh schloßam 30. April seine Arbeiten, stimmte dem achtstündigenMaximalarbeitstag zu und lehnte jede Solidarität mit derBroschüre von Mesmard ab, welche am 29. April die De-putirtenkammer beschäftigte. In dieser absurden Broschürewar gesagt worden, man solle, wenn die sranzösische Re-gierung bei einem Eisenbahnarbeiter-Ausftande mobil mache,die„Preußen� ins Land rufen. Außerdem beschloß derKongreß, an dem im Monat August in Z ü r i ch stattfin-denden Kongreß theilzunehmen und die Organisation füreinen in Frankreich im Jahre 1894 zu veranstaltendenKongreß einzuleiten.—Graf de Mun hat, wie unsere Leser wissen, aus demKatholiken-Kongreß zu Toulouse eine starksozialistisch schillernde Rede gehalten. In einem bürger-lichen Schweizerblatt liest man:„Ob es so gehen wird, wiede Mun sich's träumt? Schwerlich. Die Konservativenwerden die Hand aus ihre Taschen legen, sich bedanken,und die Proletarier wissen wohl, daß in dieser Mühle, trotzalles Geklappers, kein Mehl für sie gemahlen wird. Alsde Mun vor einiger Zeit in der Kammer an die Wandgedrängt wurde, wollte er doch nicht eigentlich Sozialistsein. Wären er und seine klerikalen Genossen wirklicheSozialisten, dann müßten sie ihre Anhänger einladen, fürGuesde, Lafargue, Basly u. s. w. zu stimmen, und dannbrauchten sie auch kein besonderes Programm. Aber damachen sie ihre Vorbehalte, und die Arbeiter lachen überdie Predigt von der„innigen Berührung".—Bulgarien. Die W a h l e n zur großen S o b r a n j ehaben am 30. April stattgefunden. Alles verlief ruhig.Die Betheiligung war sehr lebhaft. Soweit die Ergebnisseaus der Provinz bekannt sind, haben die Kandidaten derRegierung die überwiegende Mehrheit erlangt. SämmtlicheMinister sind gewählt.—In Kuba, der schönen und reichen Kolonie Spaniens.daS von den spanischen Aristokraten ausgewuchert wird,ist ein Aufstand ausgebrochen. Die Eingeborenen wollensich von dem„Mutterlande" losreißen. In der kubanischenProvinz Santiago ist der Belagerungszustand verhängt,der Biinisterrath hat für die Unterdrückung des Aufstandesaus Kuba einen Kredit von S00 000 Pesetas bewilligt.—Zum iuternationale« Kongreß wird das engl isch e„P rrlamentarische Komits"((ParliamentaryCommittee) vier Delegirte entsenden. Mr. JamesSo d g«, den Vorsitzenden der Arbeiterkonferenz vonlasgow, M r. H avelock Wilson, Mitglied des Par-laments, und Mr. Charles Wilson sind bereits ge-wählt, der Vierte soll erst gewählt werden.—Z)arketnaÄtrirIiken.Die Sozialdemokratie ist nicht mehr„daS Werkweniger Hetzer". Hierfür legen die großkapitalistischenMünchener„Neuesten Nachrichten" merkwürdig redlich Zeugnißab, indem sie schreiben:„Der Ursprung der Eozialdemokralieist ganz direkt aus die Fortschritte in der Technir der Dampf-kraft zurückzuführen. In dem Maße, wie durch die enormenKraftletstunaen der Maschinen einerseits und durch das An-einanderrücken der Länder mittels der Eisenbahnen undTelegraphen andererseits die menschliche Arbeit im Wertheherabgedrückt wurde, wuchs die Bedürftigkeit des Arbeiters,während sich riesige Vermögen in den Händen einzelner glücklicherUnternehmer sammelten. Das Mißverdältniß in der Vertheilunasozialer und politischer Rechte und Pstichten wurde ein so auf-fallendes, dqß, zumal die Entwicklung des ZeitungIwesens dieThalsache selbst zum allgemeinen Bewußtsein brachte, eine Reaktiondagegen unausbleiblich war. Sie erfolgte in der Entstehung derSozialdemokratie, welche mit dem Fortwachsen der Grundursachenstetig zunahm und hellt« eine Macht darstellt, mit der ernstlichgerechnet werden muß."Den gesinnungstüchtigen Münchener„Neuesten Nachrichten"wird eS natürlich nichts verschlagen, der erstbester Gelegenheitmit dem größten Ernste zu verkünden, daß die Sozialdemokratieallerdings nur dem Ehrgeiz ihrer„Führer" ihre Existenz unddem„EgoiSmuS der Massen" ihr Wachsthum verdanke.Von der Agitation. Jn'sengenfeld i. V. wurde am23. April ein« stark besuchte Volksversammlung unter freiemHimmel abgehalten, in der der ReichstagS-Abgeordnete FranzHofmann sprach. In einer«instiinmig angenommenen Reso-lution erklärte sich die Versammlung mir dessen Thätigkeit imReichstage einvernanden und versprach für seine Wiederwahl mitallen Kräften einzutreten. Der gute Besuch der Versammlungwar«in neuer Beweis dafür, daß die Debatten über den„Z»kilnsti>staat" das Interesse für unsere Partei nur gesteigertund ihr neue Anhänger in Schaar«» zugeführt haben.In O f f e n b a ch a. M. wurde am Sonntag Bebel's Redeüber den Zukunstsstaat in einer Anzahl von 3000 Exemplarenvertheilt, nachdem vorher im Kreise 0000 Exemplare verbreitetworden waren.O 9Der sozialdemokratische„ZnknnftSstaat" wird den An.hängern der„alten, guten Ordnung" imn>cr verhäng, iißvoller.Wie dem„Volksblatt für Ost- und Westpreußen" zu entnehmenist, machte es in einer konservativen Versammlung in Elbin gdcm Referenten— einem Pastor— schwere Sorge, wie imsozialdemokratischen.Zukunstsstaat" diePlinzen gebackenwerden sollen.9 9Die LandeSoraanisation der badtschen Sozialdenko»träte» hält am 21. und 22. Mai in Pforzherm ihre dies.jährige Generalversammlung(4. badischen Arbeitertag) ab. An-träge sind bis spätestens 12. Mai an Adolf Geck in Offenburgzu sende».AuS Australien. Man schreibt unS aus Melbourne:Schon seit Monaten waren hin und wieder Berichte in derParteipresse zu finden, wonach ein Kongreß deraustralischen Sozialisten stattgefunden habe, auf demauch die Beschickung des Züricher Kongresses beschlossen wordenfein sollte. Der erwähnte Kongreß hat aber erst am 27. und23. Dezember letzten Jahres in Sydney stattgefunden. Anwesendwaren 34 Delegirte. Queensland war durch einen Delegirtenaus Brisbane vertreten. Viktoria sandte einen Melbourner Ge-nassen. Der Verein„Vorwärts" in Melbourne delegirte einenin Sydney wohnenden deutschen Genossen. Die übrigen Dele-airten vertraten die Kolonie Neu-Süd-Wales. Folgendes sindkurz die Hauptpunkte, die beralhen und beschlossen wurden:Gründung einer Zentralisation der australischen Sozialistenunter dem Namen„Australasian Social-Democratic Föderation"(SozialdemokratischerBundvonAustralasien).Unter Australasien versteht man Australien mit den Inseln. BeiWahlen sollen nur solche Kandidaten aufgestellt werden, die dassozialistische Programm anerkennen und die nöthige Kenntniß innationalökonomischen Fragen besitzen. Forderung des allgemeinenWahlrechts für alle staatlichen und Gemeindewahlen nach demProportionalsystem. Deckung der Wahlkosten durch den Staat.Abschaffung des Oberhauses. Einführung der Volksinitiative.Abschaffung des stehenden Heeres. Ersetzung desselben durchallgemeine Volkswehr. Uebernahme sämmtlicher Banken aus denStaat.Errichtung von Staat?- und Gemeinde, verkstätten zur Linde«rung der Arbeitslosigkeit, sowie staatliche Unterstützung der Be-fledelung des Landes. Festsetzung der Arbeitszeit durch denStaat.Verhinderung der Einfuhr von Armenhäuslern oder kontrakt-lich gebundenen Arbeitern. Kontrolle und Herstellung der geistigenGetränke durch den Staat. Vertheilung von Flugblättern inregelmäßigen Zwischenräumen zur Entfaltung einer regen Agi-tation. Aufforderung an die Trabes Unions, dahin zu wirken,daß die einzelnen Kolonien nicht, wie bisher, das Achtstundentag-Fest an verschiedenen Tagen feiern, sondern zn diesem Zwecke dene r st e n Mai für ganz Australien als öffentlichen Feiertag be-stimmen, um die Solidarität mit den Arbeitern der übrigen Weltzu bekunden. Abhaltung eines jährlichen Kongresses der austra-tischen Sozialisten.Ein Protokoll dieses Kongresse? nebst Sympathiebezeigungensoll dem Züricher Kongreß zugesandt werden. Soviel bis jetztvon einer Betheiligung Australiens am Züricher Kongreß sicherist, ist mitzutheilen, daß die sozialistische Liga in Sydney«inenSchweizer Genossen bevollmächtigen wird. Ein Programm,welches die aus unserem Kongreß verhandelte» Punkte zur Grund-läge hatte, soll ausgearbeitet werden. Sollte es noch nicht ganzauf der Höhe der Zeit stehen, so ist zu bedenken, daß der Sozia-lismus hier zu Lande noch ein Kind ist. dem erstdie kräftigen Glieder wachsen müssen. Doch ist ge-nügend Futter vorhanden, daß aus dem Baby baldein Riese werden kann.Die schlechte Zeit hält an. Trotz de? SoMmerS ist nicht diegeringste Besserung zu verzeichnen. Im Gegenlheil, immer mehrHungrige und Zerlumpte laufen in den Straßen umher. Dabeiist die Ernte an Früchten und Getreide ausgezeichnet; ebensoliefert die Schaafzucht Wolle, wie kaum zuvor an Quantität undQualität. Da spreche man noch von„göttlicher" Weltordnung,von der„besten aller Welte»", wenn diese in einem kau»,100 Jahre besiedelten Lande solcke krasse Gegensätze schafft.Möchte doch hier das Volk bald zur Erkenntniß kommen, daß eslange genug belogen, betrogen und ausgebeutet ist und daß keinfrommes Augenverdrehen helfen kann. Leider macht man inletzterem hier noch viel zu viel Da beste Geschäft in Australienmachen gegenwärtig noch die Pfaffe», aller Sekten. Gerade keinR»hm für eine Nation, wie die englische, aus welcher ein Darwinhervorgegangen' ist.,Die Aussätze über �Australische Arbeiterverhältnisse" vomGenossen Max Schippet in der„Neuen Zeit" wurden hier mitInteresse gelesen. Abgesehen von einigen unbedeutenden Irr-lhümern, die die Entfernung erklärt, ist die Schippel'sche Abhandlung eine fehr gute zu nennen.Polizeiliches, Gerichtliche? tt.— Eine Maifeier auf dem Wasser war am l. Maivorigen Jahres von den Genossen in Weißenfels veran-staltet worden. An die Stelle eines geplanten, aber von derPolizeibehörde verbotenen Umzugs durch die Straßen der Stadtwar eine Kahnfahrt geireten. Die Kahnfahrt bewegte sichaus der Saale innerhalb des städtischen Weichbildes. Aus demKahn befanden sich über 100 Personen, darunler auch Frauenund Kinder; dazu kam eine Musikkapelle, die während der Fahrtmusizirte und die von ersteren gesungenen Lieder begleitete. EinZigarrenmacher, der der Festkommission als Mitglied angehörte»»d in dieser Eigenschaft die übrigen Mitglieder der sozial-demokratischen Partei durch Uebersendung von Programmenzur Theilnahme an der Maifeier, insbesondere auch ander Kahnfahrt, aufgefordert hatte, hielt während derWassersahrt vom Kahn aus an die auf der Eaalbrückezahlreich versaniinelten Personen eine die Besirebnngen derSozialdemokratie schildernde, zur Theilnahme an ihr aufforderndeund in einem Hoch auf die sozialdemokratische Partei ausklingendeRede. Aber das Äuge des Gesetzes wachte. Die Behörde sahdie Kahnfahrt als einen öffentlichen Aufzug an, und es erging,da die Genehmigung der Ortspolizeibehörde nicht ertbeilt war.ein Strasbesehl gegen den Zignrrenarbeiter. Auf dessen Einspruchgelangten sowohl das Schöffengericht zu Weißenfels wie dieStrafkammer bei dem Landgericht zu Naumburg zur Berurtheilungdes Angeklagten, und der Strassenat des Kammergerichts versagteder gegen die Entscheidung des Berufungsrichters noch eingelegtenRevision den Erfolg. Der Senat sprach aus, daß die Ver-ordn'ing vom II. März 1350, indem sie für öffentliche Aufzügein Städten und Ortschaften die polizeiliche Geiiehiuigling erfordert,damit nicht unterscheidet, od diese innerhalb der Städte undOrtschaften auf den Straßen oder aus de», Wasser veranstaltetwerden.Soziale LleveepchljKranrenkassenwesen. Der preußische Minister für Handelund Gewerbe hat folgenden Küssen die Bescheinigung ertheilt,daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforde-rungen des Z 75 des KrankenversicherungS-Gesetzes genügen: derKranken-Unterstützungslasse in Wcißkirchen, dem Kranken-Unter-stützungsverein zu Falkenstein, der Krankenkasse der Gehilfen,Lehrlinge. Arbeiter und Arbeilgeber des Fleckens Bergen a. d.Dumme, der Allgem. Krankenkass« zu Schloßborn, derAUgem. Unter-stützungskasse für Krankheits- und Sterbefall zu Kleinschwalbach,der Krankenkasse für die Beamten der Orts-Krankenkassen zuBerlin, der Kranken, und Begräbnißkaise des Vereins von Kauf-leuten ans der Berliner Lampenbrnnche und damit verwandtenGeschäftszweigen, der Allgemeinen Arbciter-Unterstützllngskasse zuErfurt, der Allgemeinen Krankenkasse für die Stadt Posen, derHandwerker- uiidArbeiler-Kranken-Unterstützli>igSkassefürWiNe»sen,der Kranken- und Sterbekasse dtzr Maurer zu Markgrafpieske. derAllgemeinen Gesellen- und Gehilfen-Krankenkasse zu Holle, derKranken- und Sterbekasse zu Köppern, der Kranken- und Sterbe-lasse zu Wernborn, dem Allgemeinen Nnterstützungsverein fürKrankheits- und Sterbesälle zu Münster i. T., der Krankenkasseder Bauhandwerker in Danzig, der Allgemeinen BöttcherschenKranlenkasse zu Luckenwalde.An die Eisenbahnarbeiter aller Länder.Werthe Kollegen! Ter Verband des Holländischen Eisenbahn-personale,„Immer Vorwärts", welcher aus dem, vom 3.— 13. Augustd. I. in Zürich stattfindenden Internationalen SozialistischenArbeiterkongresse vertreten sein wird, beehrt sich zu EurerKenntniß zu bringen, daß er aus genanntem Anlasse die Initiativezu der Veranstaltung eines Internationalen Kongresses allerEisenbahnarbeiter Europas ergriffen hat. Der besondere Zweckdieses Kongresses ist, zwischen den gesammten organisirten Eise.bahnarbeitern Europas Solidaritälsbeziehungen herzustellen. TerKongreß wird gleichfalls in Zürich statthaben und zwar zu einerspäter noch festzustellenden Zeit, jedenfalls aber während desSozialistischen Kongresses. Wir ersuchen Euch, an diesem Kon-greffe Glich zu betheiligen und im ZusagungSfalle uns gütigstvor dem 20. Mai d. I. Eure Vorschläge zukommen zu lassen,damit wir diese auf die Tagesordnung setzen können. Wir findüberzeugt, daß die Wichtigkeit des vorgeschlagenen Kongresses Euchnicht entgehen wird, und hoffen zuversichtlich auf Eure Mit-Wirkung. Wir bitten Euch inständigst, diesem Aufrufe die größt-mögliche Verbreitung geben zu wollen, sei es vermittelst EurerEachorgane, sei es aus anderem Wege, damit alle bezüglichenrganisationen, an die wir uns nicht direkt wenden könnten,Kenntniß davon erhalten und damit in den Stand gesetzt worden,darauf zu antworten. Lasset Euren Entscheid so bald als uiög-lich gelangen an die Adresse unseres Sekretärs: F. Leverington,Zwammerdamstraße 69, 2 Treppen, Amsterdam.Empfangt, werthe Kollegen, unsere brüderlichen Grüße.Für den Verband des Holländischen Eisenbahn,Personals,Der Sekretär,F. Leverington.Die„«othleidenbe« Landwirthe". Der„PreußischenLehrerzeitung" wird aus dem Kreise O b o r N i k(Provinz Posen)geschrieben:„Auch ich bin in der Lage, von einigen solchen noth-leidenden Herren berichten zu können. Ist da im Kreise Obornikein Rittergutsbesitzer. Ihm gehörte außer dem Haupt-gute noch ein kleineres Borwerk, das er verkaufte. DerBesitzer des Vorwerks zahlt gegenwärtig über 400 MarkSchulbeitrag; der Herr Rittergutsbesitzer dagegen—nichts. Ein anderer Fall. Da hier sehr viele Rittergütervorhanden sind, will ich auch jnur von solchen sprechen. Da istein Besitzer, dem 6 Kutschpferde zur Verfügung stehen,ebenso mehrere Reitpferde; für sein einziges Kind hälter einen Hauslehrer und eine Gouvernante und läßt außerdemden Klavierunterricht durch einen anderen Lehrer ertheilen- DieserMann zahlt 31 Mark Einkommensteuer. Ein andererRittergulsbesitzer ließ vor zwei oder drei Jahren sämmtlicheOese» seines Wohnhauses neu setzen. Ein einziger kostet« dieKleinigkeit von 1300 M. Trotz des hohen Preises aber hatten siekeine Gnade vor den Augen des Herrn gefunden. Im Herbstvorigen Jahres wurden die Oefen kassirt und Luft-Reizung dafür angelegt. Dieser Mann sollt« nichts an Ein-ommensteuer zahlen. Das war ihm selbst etwas zu wenig, under zahlt« freiwillig 9 M. Angrenzend an dieses Herrn Be-sitzung liegt ein Ritlergut. das aber verpachtet ist. DerPächter, der doch gewiß mehr Ausgaben hat. als der vor-genannte Besitzer, ist, obgleich er in seiner Deklaration die An-gäbe machte, in einem Jahre mehr als für 20 000 M. künstlichenDünger gekauft zu haben, mit ü b e r 700 M. zur Einkommen-steuer herangezogen worden. Es ist hieraus wohl ersichttich, daßdie Herren L a n d w i r t h e(d. h. die Herren Großgrund-besitze r), das beste Geschäft mit dem Ein-kommensteuergesetz gemacht haben. Es sind hiersogar Fälle vorgekommen, daß ein Bauer mit 31 M. Steuer ein-geschätzt wurde, während der Gutsbesitzer frei blieb. Lehrernun, die weniger als 9 M. Steuer zahlen, dürften wohl sehrwenige sei. Ob wohl die Herren Besitzer mit den Lehrerntauschen möchten?"I» Nantes(Frankreich) streiken die Arbeiter mehrererBerufe.VersmnmlmraeniI« der Mitglieder- Versammlung deö Vereins derPlätterinnen und verwandten Berufsgenofsen wurde beschloflen,daß zur Maifeier am L. Mai in Niest's Salon, Weberstr. 17.«ine Versammlung mit entsprechendem Vortrag abgehallenwerden soll. Nach Schluß der Versammlung folgt eingemüthliches Beisammensein mit Tanz. Die Abrechnung vomvorigen Vierteljahr ergab mit dem Saldovortrag von 429.20 M.eine Einnahme von 769,12 M. und eine Ausgabe von 436,04 M.;es ist somit ein Bestand von 333,03 M. vorhanden. DieKassirerin wurde von allen Verbindlichkeiten entlastet, nachdemFrl. Brauer als Revisorin erklärt hatte, die Kasse revidirt unddie Bücher sowie die Belege in Ordnung vorgefunden zu haben.Die Tellersammlung der vorigen Versammlung ergab, wie be-richtet wurde, den Betrag von 10,61 M. Diese Summe ist zueinem Kran» für die Märzgefallenen verwendet worden. ZuRevisoren wurden daraus Frl. Brauer. Frl. Riebusch und FrauA. Schulz gewählt; ferner wählte die Versammlung die DamenFrl. Grählert. Frl. Papenfuß, Frl. Gottschalk und Frl. Grüne-wald zur Kontrolle beim Stiftungsfest. Unter„Verschiedenem"wurden die Mitglieder zur Unterstützung der streikenden Schneideraufgefordert.AuS Pankow wird uns berichtet: Aufgelöst wurde inPankow die am 22. April im Restaurant zum„Thürmchen",Kaiser Friedrichstrabe, tagende Versammlung des„Arbeitervereinssür Pankow und Umgegend". Daß auch hier feit einiger Zeitein etwas schärferer Wind weht, wurde uns bereits bei Gelegen-heit einer am 14. Dezember vorigen Jahres abgehaltenen Volks-Versammlung bemerkbar. Die Bescheinigung über die erfolgte An-meldung der damaligen Versammlung enthielt nämlich folgendenAnfang.„Da die Polizeistunde für das Borchardt'sche Lokal aus11 Uhr NachtS festgesetzt ist, so darf die qu. Versammlung überdiese Zeit hinaus nicht ausgedehnt werden. Der Amtsvorsteher."Diese Versammlung wurde denn auch damals vor Eintrittder Polizeistunde regelrecht vom Vorsitzenden geschlossen. Dieinzwischen abgehaltenen Versammlungen fanden sämmtlich anSonnragen statt, so daß die verhängnißvoll« Polizeistunde nichtin Frage kam. In der Monatsversammlung am 19. März d. I.beschloß nun der Arbeiterverein, seine Monatsversammlungen inZukunft an Wochentagen stattfinden zu lassen. Die polizeilicheBescheinigung über die erfolgte Anmeldung der auf Sonnabend,den 22. d. Mts. einberufenen Versammlung des Vereins wurde,wie in letzter Zeil üblich, in ganz formeller Weise und ohne jedeweitere Bemerkung ausgestellt. Die am Sonnabend, den 22. AprilVersammelten lauschten mit Aufmerksanikeit den Worten des Genossen Borgmann ans Berlin, welcher das Thema:„Giebt eseinen Nothstand in der Landwirthschaft?" behandelt«. Alsdie Versammlung sich nach beendigtem Vortrag m er-freulich reger Besprechung desselben befand, machte de,.-überwachende Polizeibeamte den Vorsitzenden daraus auf-merksam, daß die Polizeistunde herangekommen sei und forderteihn gleichzeittg auf, die Versammlung zu schließen. Der Vor-sitzende entgegnete dem Beamten, daß Vcreinsversammlungentagen können, so lange sie wollen, er also keine Veranlassungzum Schließen der Versammlung habe, und erividerte ferner ausdie Frage des Beamten:„Also Sie schließen nicht?" mit einementschiedenen„Nein!"„Dann löse ich die Versammlung hiermitaus!" rief der Beamte, was natürlich einige Erregung hervor-rief. Man drängte die Erregung bald zurück, bewahrte äußerlichdie Ruhe und ging mit Würde auseinander. Die Genossenwollen sich aber nicht bei dieser Handhabung beruhigen, sonderngedenken die Angelegenheit weiter zu versolgen und zum Atistragzu bringen.