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zu steuern, ohne im Lbrigen daS Versammlungsrecht zu be- schränken. Erwägt man, daß Eintrittsgeld jedenfalls kein Essentiale(wesentlicher Bestandtheil) einer Versammlung ist, vielmehr in einem scharfen Gegensatz zu dem Begriff einer jedermann zugänglichen Versammlung steht, so wird man daraus hingewiesen, die Frage des Verbots der Er- Hebung von Eintrittsgeld bei öffentlichen Versammlunge» in das Bereich der Erwägungen zu ziehen." Wie die Offiziösen, denen das Versammlungsrecht sonst «in Scheuet und Greuel ist, für dieses selbe Recht sich urplötz- lich besorgt geberden! Wer nicht in solche eine Eintritts- gebühr erhebende Versammlungen gehen will, der mag sie meiden.>ie Gesetzgeber aber deshalb in Tbätigkeit zu setzen, heißt unter einem trügerischen Vorwande die Ver- sammlungsfreiheit unterdrücken. So krebst der ganze Klüngel der Volksfeinde mit den Ahlwardt  -Abenteuern. Man sieht, wem der Rektor aller Deutschen Nutzen bringt. Der französische   Eisenbahnarbeiter-Kongreh schloß am 30. April seine Arbeiten, stimmte dem achtstündigen Maximalarbeitstag zu und lehnte jede Solidarität mit der Broschüre von Mesmard ab, welche am 29. April die De- putirtenkammer beschäftigte. In dieser absurden Broschüre war gesagt worden, man solle, wenn die sranzösische Re- gierung bei einem Eisenbahnarbeiter-Ausftande mobil mache, diePreußen� ins Land rufen. Außerdem beschloß der Kongreß, an dem im Monat August in Z ü r i ch stattfin- denden Kongreß theilzunehmen und die Organisation für einen in Frankreich   im Jahre 1894 zu veranstaltenden Kongreß einzuleiten. Graf de Mun hat, wie unsere Leser wissen, aus dem Katholiken-Kongreß zu Toulouse   eine stark sozialistisch schillernde Rede gehalten. In einem bürger- lichen Schweizerblatt liest man:Ob es so gehen wird, wie de Mun sich's träumt? Schwerlich. Die Konservativen werden die Hand aus ihre Taschen legen, sich bedanken, und die Proletarier wissen wohl, daß in dieser Mühle, trotz alles Geklappers, kein Mehl für sie gemahlen wird. Als de Mun vor einiger Zeit in der Kammer an die Wand gedrängt wurde, wollte er doch nicht eigentlich Sozialist sein. Wären er und seine klerikalen Genossen wirkliche Sozialisten, dann müßten sie ihre Anhänger einladen, für Guesde, Lafargue  , Basly u. s. w. zu stimmen, und dann brauchten sie auch kein besonderes Programm. Aber da machen sie ihre Vorbehalte, und die Arbeiter lachen über die Predigt von derinnigen Berührung". Bulgarien  . Die W a h l e n zur großen S o b r a n j e haben am 30. April stattgefunden. Alles verlief ruhig. Die Betheiligung war sehr lebhaft. Soweit die Ergebnisse aus der Provinz bekannt sind, haben die Kandidaten der Regierung die überwiegende Mehrheit erlangt. Sämmtliche Minister sind gewählt. In Kuba  , der schönen und reichen Kolonie Spaniens  . daS von den spanischen Aristokraten ausgewuchert wird, ist ein Aufstand ausgebrochen. Die Eingeborenen wollen sich von demMutterlande" losreißen. In der kubanischen  Provinz Santiago ist der Belagerungszustand verhängt, der Biinisterrath hat für die Unterdrückung des Aufstandes aus Kuba   einen Kredit von S00 000 Pesetas bewilligt. Zum iuternationale« Kongreß wird das engl isch e P rrlamentarische Komits"((Parliamentary Committee) vier Delegirte entsenden. Mr. James So d g«, den Vorsitzenden der Arbeiterkonferenz von lasgow, M r. H avelock Wilson, Mitglied des Par- laments, und Mr. Charles Wilson sind bereits ge- wählt, der Vierte soll erst gewählt werden. Z)arketnaÄtrirIiken. Die Sozialdemokratie ist nicht mehrdaS Werk weniger Hetzer". Hierfür legen die großkapitalistischen MünchenerNeuesten Nachrichten" merkwürdig redlich Zeugniß ab, indem sie schreiben:Der Ursprung der Eozialdemokralie ist ganz direkt aus die Fortschritte in der Technir der Dampf- kraft zurückzuführen. In dem Maße, wie durch die enormen Kraftletstunaen der Maschinen einerseits und durch das An- einanderrücken der Länder mittels der Eisenbahnen und Telegraphen andererseits die menschliche Arbeit im Werthe herabgedrückt wurde, wuchs die Bedürftigkeit des Arbeiters, während sich riesige Vermögen in den Händen einzelner glücklicher Unternehmer sammelten. Das Mißverdältniß in der Vertheiluna sozialer und politischer Rechte und Pstichten wurde ein so auf- fallendes, dqß, zumal die Entwicklung des ZeitungIwesens die Thalsache selbst zum allgemeinen Bewußtsein brachte, eine Reaktion dagegen unausbleiblich war. Sie erfolgte in der Entstehung der Sozialdemokratie, welche mit dem Fortwachsen der Grundursachen stetig zunahm und hellt« eine Macht darstellt, mit der ernstlich gerechnet werden muß." Den gesinnungstüchtigen MünchenerNeuesten Nachrichten" wird eS natürlich nichts verschlagen, der erstbester Gelegenheit mit dem größten Ernste zu verkünden, daß die Sozialdemokratie allerdings nur dem Ehrgeiz ihrerFührer" ihre Existenz und demEgoiSmuS der Massen" ihr Wachsthum verdanke. Von der Agitation. Jn'sengenfeld i. V. wurde am 23. April ein« stark besuchte Volksversammlung unter freiem Himmel abgehalten, in der der ReichstagS  -Abgeordnete Franz Hofmann sprach. In einer«instiinmig angenommenen Reso- lution erklärte sich die Versammlung mir dessen Thätigkeit im Reichstage einvernanden und versprach für seine Wiederwahl mit allen Kräften einzutreten. Der gute Besuch der Versammlung war«in neuer Beweis dafür, daß die Debatten über den Z»kilnsti>staat" das Interesse für unsere Partei nur gesteigert und ihr neue Anhänger in Schaar«» zugeführt haben. In O f f e n b a ch a. M. wurde am Sonntag Bebel's Rede über den Zukunstsstaat in einer Anzahl von 3000 Exemplaren vertheilt, nachdem vorher im Kreise 0000 Exemplare verbreitet worden waren. O 9 Der sozialdemokratischeZnknnftSstaat" wird den An. hängern deralten, guten Ordnung" imn>cr verhäng, iißvoller. Wie demVolksblatt für Ost- und Westpreußen  " zu entnehmen ist, machte es in einer konservativen Versammlung in Elbin g dcm Referenten einem Pastor schwere Sorge, wie im sozialdemokratischen.Zukunstsstaat" diePlinzen gebacken werden sollen. 9 9 Die LandeSoraanisation der badtschen Sozialdenko» träte» hält am 21. und 22. Mai in Pforzherm ihre dies. jährige Generalversammlung(4. badischen Arbeitertag) ab. An- träge sind bis spätestens 12. Mai an Adolf Geck   in Offenburg  zu sende». AuS Australien  . Man schreibt unS aus Melbourne  : Schon seit Monaten waren hin und wieder Berichte in der Parteipresse zu finden, wonach ein Kongreß der australischen Sozialisten stattgefunden habe, auf dem auch die Beschickung des Züricher   Kongresses beschlossen worden fein sollte. Der erwähnte Kongreß hat aber erst am 27. und 23. Dezember letzten Jahres in Sydney   stattgefunden. Anwesend waren 34 Delegirte. Queensland   war durch einen Delegirten aus Brisbane   vertreten. Viktoria sandte einen Melbourner   Ge- nassen. Der VereinVorwärts" in Melbourne   delegirte einen in Sydney   wohnenden deutschen   Genossen. Die übrigen Dele- airten vertraten die Kolonie Neu-Süd-Wales. Folgendes sind kurz die Hauptpunkte, die beralhen und beschlossen wurden: Gründung einer Zentralisation der australischen Sozialisten unter dem NamenAustralasian Social-Democratic Föderation" (SozialdemokratischerBundvonAustralasien). Unter Australasien versteht man Australien   mit den Inseln. Bei Wahlen sollen nur solche Kandidaten aufgestellt werden, die das sozialistische Programm anerkennen und die nöthige Kenntniß in nationalökonomischen Fragen besitzen. Forderung des allgemeinen Wahlrechts für alle staatlichen und Gemeindewahlen nach dem Proportionalsystem. Deckung der Wahlkosten durch den Staat. Abschaffung des Oberhauses. Einführung der Volksinitiative. Abschaffung des stehenden Heeres. Ersetzung desselben durch allgemeine Volkswehr. Uebernahme sämmtlicher Banken aus den Staat. Errichtung von Staat?- und Gemeinde, verkstätten zur Linde« rung der Arbeitslosigkeit, sowie staatliche Unterstützung der Be- fledelung des Landes. Festsetzung der Arbeitszeit durch den Staat. Verhinderung der Einfuhr von Armenhäuslern oder kontrakt- lich gebundenen Arbeitern. Kontrolle und Herstellung der geistigen Getränke durch den Staat. Vertheilung von Flugblättern in regelmäßigen Zwischenräumen zur Entfaltung einer regen Agi- tation. Aufforderung an die Trabes Unions, dahin zu wirken, daß die einzelnen Kolonien nicht, wie bisher, das Achtstundentag- Fest an verschiedenen Tagen feiern, sondern zn diesem Zwecke den e r st e n Mai für ganz Australien   als öffentlichen Feiertag be- stimmen, um die Solidarität mit den Arbeitern der übrigen Welt zu bekunden. Abhaltung eines jährlichen Kongresses der austra- tischen Sozialisten. Ein Protokoll dieses Kongresse? nebst Sympathiebezeigungen soll dem Züricher   Kongreß zugesandt werden. Soviel bis jetzt von einer Betheiligung Australiens   am Züricher   Kongreß sicher ist, ist mitzutheilen, daß die sozialistische Liga in Sydney  «inen Schweizer   Genossen bevollmächtigen wird. Ein Programm, welches die aus unserem Kongreß verhandelte» Punkte zur Grund- läge hatte, soll ausgearbeitet werden. Sollte es noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit stehen, so ist zu bedenken, daß der Sozia- lismus hier zu Lande noch ein Kind ist. dem erst die kräftigen Glieder wachsen müssen. Doch ist ge- nügend Futter vorhanden, daß aus dem Baby bald ein Riese werden kann. Die schlechte Zeit hält an. Trotz de? SoMmerS ist nicht die geringste Besserung zu verzeichnen. Im Gegenlheil, immer mehr Hungrige und Zerlumpte laufen in den Straßen umher. Dabei ist die Ernte an Früchten und Getreide ausgezeichnet; ebenso liefert die Schaafzucht Wolle, wie kaum zuvor an Quantität und Qualität. Da spreche man noch vongöttlicher" Weltordnung, von derbesten aller Welte»", wenn diese in einem kau», 100 Jahre besiedelten Lande solcke krasse Gegensätze schafft. Möchte doch hier das Volk bald zur Erkenntniß kommen, daß es lange genug belogen, betrogen und ausgebeutet ist und daß kein frommes Augenverdrehen helfen kann. Leider macht man in letzterem hier noch viel zu viel Da beste Geschäft in Australien  machen gegenwärtig noch die Pfaffe», aller Sekten. Gerade kein R»hm für eine Nation, wie die englische, aus welcher ein Darwin hervorgegangen' ist., Die Aussätze über �Australische Arbeiterverhältnisse" vom Genossen Max Schippet in derNeuen Zeit" wurden hier mit Interesse gelesen. Abgesehen von einigen unbedeutenden Irr- lhümern, die die Entfernung erklärt, ist die Schippel'sche Ab­handlung eine fehr gute zu nennen. Polizeiliches, Gerichtliche? tt. Eine Maifeier auf dem Wasser war am l. Mai vorigen Jahres von den Genossen in Weißenfels   veran- staltet worden. An die Stelle eines geplanten, aber von der Polizeibehörde verbotenen Umzugs durch die Straßen der Stadt war eine Kahnfahrt geireten. Die Kahnfahrt bewegte sich aus der Saale   innerhalb des städtischen Weichbildes. Aus dem Kahn befanden sich über 100 Personen, darunler auch Frauen und Kinder; dazu kam eine Musikkapelle, die während der Fahrt musizirte und die von ersteren gesungenen Lieder begleitete. Ein Zigarrenmacher, der der Festkommission als Mitglied angehörte »»d in dieser Eigenschaft die übrigen Mitglieder der sozial- demokratischen Partei durch Uebersendung von Programmen zur Theilnahme an der Maifeier, insbesondere auch an der Kahnfahrt, aufgefordert hatte, hielt während der Wassersahrt vom Kahn aus an die auf der Eaalbrücke zahlreich versaniinelten Personen eine die Besirebnngen der Sozialdemokratie schildernde, zur Theilnahme an ihr auffordernde und in einem Hoch auf die sozialdemokratische Partei ausklingende Rede. Aber das Äuge des Gesetzes wachte. Die Behörde sah die Kahnfahrt als einen öffentlichen Aufzug an, und es erging, da die Genehmigung der Ortspolizeibehörde nicht ertbeilt war. ein Strasbesehl gegen den Zignrrenarbeiter. Auf dessen Einspruch gelangten sowohl das Schöffengericht zu Weißenfels   wie die Strafkammer bei dem Landgericht zu Naumburg   zur Berurtheilung des Angeklagten, und der Strassenat des Kammergerichts versagte der gegen die Entscheidung des Berufungsrichters noch eingelegten Revision den Erfolg. Der Senat sprach aus, daß die Ver- ordn'ing vom II. März 1350, indem sie für öffentliche Aufzüge in Städten und Ortschaften die polizeiliche Geiiehiuigling erfordert, damit nicht unterscheidet, od diese innerhalb der Städte und Ortschaften auf den Straßen oder aus de», Wasser veranstaltet werden. Soziale Lleveepchlj Kranrenkassenwesen. Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat folgenden Küssen die Bescheinigung ertheilt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforde- rungen des Z 75 des KrankenversicherungS  -Gesetzes genügen: der Kranken-Unterstützungslasse in Wcißkirchen, dem Kranken-Unter- stützungsverein zu Falkenstein, der Krankenkasse der Gehilfen, Lehrlinge. Arbeiter und Arbeilgeber des Fleckens Bergen a. d. Dumme, der Allgem. Krankenkass« zu Schloßborn  , derAUgem. Unter- stützungskasse für Krankheits- und Sterbefall zu Kleinschwalbach, der Krankenkasse für die Beamten der Orts-Krankenkassen zu Berlin  , der Kranken, und Begräbnißkaise des Vereins von Kauf- leuten ans der Berliner   Lampenbrnnche und damit verwandten Geschäftszweigen, der Allgemeinen Arbciter-Unterstützllngskasse zu Erfurt  , der Allgemeinen Krankenkasse für die Stadt Posen, der Handwerker- uiidArbeiler-Kranken-Unterstützli>igSkassefürWiNe»sen, der Kranken- und Sterbekasse dtzr Maurer zu Markgrafpieske.   der Allgemeinen Gesellen- und Gehilfen-Krankenkasse zu Holle  , der Kranken- und Sterbekasse zu Köppern  , der Kranken- und Sterbe- lasse zu Wernborn  , dem Allgemeinen Nnterstützungsverein für Krankheits- und Sterbesälle zu Münster   i. T., der Krankenkasse der Bauhandwerker in Danzig  , der Allgemeinen Böttcherschen Kranlenkasse zu Luckenwalde  . An die Eisenbahnarbeiter aller Länder. Werthe Kollegen! Ter Verband des Holländischen Eisenbahn- personale,Immer Vorwärts", welcher aus dem, vom 3. 13. August d. I. in Zürich   stattfindenden Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresse vertreten sein wird, beehrt sich zu Eurer Kenntniß zu bringen, daß er aus genanntem Anlasse die Initiative zu der Veranstaltung eines Internationalen Kongresses aller Eisenbahnarbeiter Europas   ergriffen hat. Der besondere Zweck dieses Kongresses ist, zwischen den gesammten organisirten Eise. bahnarbeitern Europas Solidaritälsbeziehungen herzustellen. Ter Kongreß wird gleichfalls in Zürich   statthaben und zwar zu einer später noch festzustellenden Zeit, jedenfalls aber während des Sozialistischen Kongresses. Wir ersuchen Euch, an diesem Kon- greffe Glich zu betheiligen und im ZusagungSfalle uns gütigst vor dem 20. Mai d. I. Eure Vorschläge zukommen zu lassen, damit wir diese auf die Tagesordnung setzen können. Wir find überzeugt, daß die Wichtigkeit des vorgeschlagenen Kongresses Euch nicht entgehen wird, und hoffen zuversichtlich auf Eure Mit- Wirkung. Wir bitten Euch inständigst, diesem Aufrufe die größt- mögliche Verbreitung geben zu wollen, sei es vermittelst Eurer Eachorgane, sei es aus anderem Wege, damit alle bezüglichen rganisationen, an die wir uns nicht direkt wenden könnten, Kenntniß davon erhalten und damit in den Stand gesetzt worden, darauf zu antworten. Lasset Euren Entscheid so bald als uiög- lich gelangen an die Adresse unseres Sekretärs: F. Leverington, Zwammerdamstraße 69, 2 Treppen, Amsterdam  . Empfangt, werthe Kollegen, unsere brüderlichen Grüße. Für den Verband des Holländischen Eisenbahn, Personals, Der Sekretär, F. Leverington. Die«othleidenbe« Landwirthe". DerPreußischen Lehrerzeitung" wird aus dem Kreise O b o r N i k(Provinz Posen  ) geschrieben:Auch ich bin in der Lage, von einigen solchen noth- leidenden Herren berichten zu können. Ist da im Kreise Obornik ein Rittergutsbesitzer. Ihm gehörte außer dem Haupt- gute noch ein kleineres Borwerk, das er verkaufte. Der Besitzer des Vorwerks zahlt gegenwärtig über 400 Mark Schulbeitrag; der Herr Rittergutsbesitzer   dagegen nichts. Ein anderer Fall. Da hier sehr viele Rittergüter vorhanden sind, will ich auch jnur von solchen sprechen. Da ist ein Besitzer, dem 6 Kutschpferde zur Verfügung stehen, ebenso mehrere Reitpferde; für sein einziges Kind hält er einen Hauslehrer und eine Gouvernante und läßt außerdem den Klavierunterricht durch einen anderen Lehrer ertheilen- Dieser Mann zahlt 31 Mark Einkommensteuer. Ein anderer Rittergulsbesitzer ließ vor zwei oder drei Jahren sämmtliche Oese» seines Wohnhauses neu setzen. Ein einziger kostet« die Kleinigkeit von 1300 M. Trotz des hohen Preises aber hatten sie keine Gnade vor den Augen des Herrn gefunden. Im Herbst vorigen Jahres wurden die Oefen kassirt und Luft- Reizung dafür angelegt. Dieser Mann sollt« nichts an Ein- ommensteuer zahlen. Das war ihm selbst etwas zu wenig, und er zahlt« freiwillig 9 M. Angrenzend an dieses Herrn Be- sitzung liegt ein Ritlergut. das aber verpachtet ist. Der Pächter, der doch gewiß mehr Ausgaben hat. als der vor- genannte Besitzer, ist, obgleich er in seiner Deklaration die An- gäbe machte, in einem Jahre mehr als für 20 000 M. künstlichen Dünger gekauft zu haben, mit ü b e r 700 M. zur Einkommen- steuer herangezogen worden. Es ist hieraus wohl ersichttich, daß die Herren L a n d w i r t h e(d. h. die Herren Großgrund- besitze r), das beste Geschäft mit dem Ein- kommensteuergesetz gemacht haben. Es sind hier sogar Fälle vorgekommen, daß ein Bauer mit 31 M. Steuer ein- geschätzt wurde, während der Gutsbesitzer frei blieb. Lehrer nun, die weniger als 9 M. Steuer zahlen, dürften wohl sehr wenige sei. Ob wohl die Herren Besitzer mit den Lehrern tauschen möchten?" I» Nantes  (Frankreich  ) streiken die Arbeiter mehrerer Berufe. Versmnmlmraeni I« der Mitglieder- Versammlung deö Vereins der Plätterinnen und verwandten Berufsgenofsen wurde beschloflen, daß zur Maifeier am L. Mai in Niest's   Salon, Weberstr. 17. «ine Versammlung mit entsprechendem Vortrag abgehallen werden soll. Nach Schluß der Versammlung folgt ein gemüthliches Beisammensein mit Tanz. Die Abrechnung vom vorigen Vierteljahr ergab mit dem Saldovortrag von 429.20 M. eine Einnahme von 769,12 M. und eine Ausgabe von 436,04 M.; es ist somit ein Bestand von 333,03 M. vorhanden. Die Kassirerin wurde von allen Verbindlichkeiten entlastet, nachdem Frl. Brauer als Revisorin erklärt hatte, die Kasse revidirt und die Bücher sowie die Belege in Ordnung vorgefunden zu haben. Die Tellersammlung der vorigen Versammlung ergab, wie be- richtet wurde, den Betrag von 10,61 M. Diese Summe ist zu einem Kran» für die Märzgefallenen verwendet worden. Zu Revisoren wurden daraus Frl. Brauer. Frl. Riebusch und Frau A. Schulz gewählt; ferner wählte die Versammlung die Damen Frl. Grählert. Frl. Papenfuß, Frl. Gottschalk und Frl. Grüne- wald zur Kontrolle beim Stiftungsfest. UnterVerschiedenem" wurden die Mitglieder zur Unterstützung der streikenden Schneider aufgefordert. AuS Pankow   wird uns berichtet: Aufgelöst wurde in Pankow   die am 22. April im Restaurant zumThürmchen", Kaiser Friedrichstrabe, tagende Versammlung desArbeitervereins sür Pankow und Umgegend". Daß auch hier feit einiger Zeit ein etwas schärferer Wind weht, wurde uns bereits bei Gelegen- heit einer am 14. Dezember vorigen Jahres abgehaltenen Volks- Versammlung bemerkbar. Die Bescheinigung über die erfolgte An- meldung der damaligen Versammlung enthielt nämlich folgenden Anfang. Da die Polizeistunde für das Borchardt'sche Lokal aus 11 Uhr NachtS festgesetzt ist, so darf die qu. Versammlung über diese Zeit hinaus nicht ausgedehnt werden. Der Amtsvorsteher." Diese Versammlung wurde denn auch damals vor Eintritt der Polizeistunde regelrecht vom Vorsitzenden geschlossen. Die inzwischen abgehaltenen Versammlungen fanden sämmtlich an Sonnragen statt, so daß die verhängnißvoll« Polizeistunde nicht in Frage kam. In der Monatsversammlung am 19. März d. I. beschloß nun der Arbeiterverein, seine Monatsversammlungen in Zukunft an Wochentagen stattfinden zu lassen. Die polizeiliche Bescheinigung über die erfolgte Anmeldung der auf Sonnabend, den 22. d. Mts. einberufenen Versammlung des Vereins wurde, wie in letzter Zeil   üblich, in ganz formeller Weise und ohne jede weitere Bemerkung ausgestellt. Die am Sonnabend, den 22. April Versammelten lauschten mit Aufmerksanikeit den Worten des Ge­nossen Borgmann ans Berlin  , welcher das Thema:Giebt es einen Nothstand in der Landwirthschaft?" behandelt«. Als die Versammlung sich nach beendigtem Vortrag m er- freulich reger Besprechung desselben befand, machte de,.- überwachende Polizeibeamte den Vorsitzenden daraus auf- merksam, daß die Polizeistunde herangekommen sei und forderte ihn gleichzeittg auf, die Versammlung zu schließen. Der Vor- sitzende entgegnete dem Beamten, daß Vcreinsversammlungen tagen können, so lange sie wollen, er also keine Veranlassung zum Schließen der Versammlung habe, und erividerte ferner aus die Frage des Beamten:Also Sie schließen nicht?" mit einem entschiedenenNein!"Dann löse ich die Versammlung hiermit aus!" rief der Beamte, was natürlich einige Erregung hervor- rief. Man drängte die Erregung bald zurück, bewahrte äußerlich die Ruhe und ging mit Würde auseinander. Die Genossen wollen sich aber nicht bei dieser Handhabung beruhigen, sondern gedenken die Angelegenheit weiter zu versolgen und zum Atistrag zu bringen.