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kämpf mit einer starken Zunahme von Mitgliedern abschließen, lind soweit nicht die zimehmeude Auswanderung ihren Einfluß geltend »nacht, wird daS deutlich auf dem bevorstehenden Kongresse der Landesorganisation zutage treten, der nun neuerdings wegen des ja noch immer fortdauernden Kampfes auf den 22. bis 28. November verschoben worden ist. Unser hiesiges ParteiorganSozialdemokraten' erscheint jetzt in K3000 Exemplaren. Vor dem Massenstreik betrug die Auflage zwischen 40 und 50(XX). Auch hierin zeigt sich, wie dieser gewaltige Kampf aufkläreud und anfeuernd auf die Volksmassen gewirkt hat und wirkt. Eine Boykottbeweguug gegen die bürgerliche Presse, die hier zum Teil noch, soweit sie sich halbwegs freisinnig zeigte, durch Kauf und Annoncen von der Arbeiterschaft unterstützt wurde, ist im Gange, und die Frauen der Arbeiterklasse sind dariir vorangegangen. Jene Blätter haben während des Massenstreiks ihren im Grunde arbeiterfeindlichen Charakter zu sehr verraten. Die Frauen der Arbeiterklasse haben ja als Ar- beiterinnen und Hausfrauen in diesem Kampf die größten Opfer zu bringen gehabt und noch zu bringen. Ihre Tapferkeit und Ausdauer müßte ein besonderes Kapitel in der Geschichte des schwedischen Großstreiks bilden. Einige wohlmeinende Damen aus dem Bürger- tum versuchten einmal während des Massenstreiks Gelder zur Speisung armer Kinder der Ausgesperrten und Streikenden zu sammeln, es kam jedoch eine so lächerlich geringe Summe zusammen, daß nichts irgendwie erwähnenswertes damit anzufangen war. Gestern abend sand nun hier in Stockholm   eine vomFrauen- Diskussionsklub" einberufene große Frauen Versammlung statt, um über die Frage zu beraten, was die Frauen in dem sozialen Streit tun könnten. Es wurde eine Ne- solution angenommen, die besagt, daß in Zeiten starker sozialer Interessengegensätze Frauen aller Parteien und Gesellschasts- klasten sich die Kenntnis der sozialen Verhältnisse er- werben sollten, die notwendig zur Beurteilung der sozialen Streitfragen ist, sowie für ein besseres Verständnis der Klassen unter einander, und für eine Milderung der Folgen wirken sollten, d.ie die sozialen Kämpfe für das heran- wachsende Geschlecht mit sich bringen. Man wählte ein Komitee, das Mittel zur Speisung von Kindern sammeln und dergleichen mehr Gutes tun soll. Uebrigens fand in der Versammlung auch eine Diskussion statt. Unsere Parteigenossin Ruth Gustafsson führte aus, wie die Oberklasse in diesen Tagen des Kampfes den Klasscuhaß gepredigt hat, wie aber die Arbeiterklasse zwischen dem K l a s s e n h a ß und dem Klassenkampf, der ja bestehen wird, so lauge es Klassen gibt, zu unterscheiden weiß. Wollten die sozial interessierte» Frauen die Not lindern, so sollten sie auch dafür sorgen, daß die Kinder nicht durch Armen- pflege und Wohltätigkeit das Gefühl erhalten, daß sie außerhalb der Gesellschaft stehen. Schließlich sprach auch Ellen Key   einige Worte: Der Streit gelte die neue Menschlichkeit, und die Frauen müßten Partei hierbei nehmen und sich entscheiden, ob sie mehr Gerechtigkeit und mehr harmonische Verhältnisse wollten. Viel kann man natürlich auch jetzt nach der Einschränkung des großen Kampfes von der Wohltätigkeit der Damen der bürgerlichen Klasse durchaus nicht erwarten. ES wird nach wie vor Sache des internationalen Proletariats sein, für weitere Unterstützung der schwedischen Arbeiterschaft und damit auch der Kinder zu sorgen. Wenn das Proletariat im Auslande wie bisher seine SolidaritätS- Pflicht erfüllt, kann es nicht schwer sein, die noch im Kampfe stehenden IM 000 Arbeiter vor der bittersten Not zu schützen. Ueber Verdrehungen imVorwärts" beklagt sich wieder einmal die schwedische Arbeitgebervereinigung, nämlich wegen einer, vielleicht nicht ganz wortgerechten Wiedergabe des Satzes von der Bearbeitung der Auslandspresse aus einem ihrer Zirkulare. Das Schriftstück soll gelautet haben: Die ausländische Presse, die zu Anfang auf vielen Seiten Ein» drücke von sozialistischen   Angaben und Schilderungen nahm, scheint nun, natürlicherweise mit Ausnahme der reinen Arbeiterpresse, zu einer richtigeren Auffassung der Verhältnisse gedrängt zu sein. Von feiten der schwedischen Arbeitgcbervereinigung ist einesehr große Arbeit hierauf verwendet worden, und es scheint, daß daS nun Frucht ge- tragen hat." Die Ausgaben der schwedischen Arbeitgebervereinigung für diese Sache bestehen ausschließlich in Post» und Telegraphporto", heißt es schließlich in der gestern abend vonAftonbladet" abgedruckten Berichtigung. Man wird beim besten Willen nicht viel Unterschied zwischen jener kurzen Wiedergabe und dem Wortlaut des hier an- geführten Rundschreibens entdecken können. Daß die Arbeitgeber- Vereinigung ihre Nachrichten nur unentgeltlich zu versenden braucht, um sie weit und breit in der Unternehmerpresse des Auslandes ab' gedruckt zu sehen, ist gewiß nicht in Zweifel zu ziehen. Das Unternehmertum, das in allen Ländern den Patriotismus herauszukehren pflegt, ist ja in Wirklichkeit international einmütig, wenn es gilt, die Arbeiterklasse irgend eines Landes nieder- zuschlagen. Im übrigen konnte ja festgestellt werden, daß diesehr große Arbeit" zur Beeinflussung der Auslandspresse doch nicht immer so ganz fruchtbar war, wie man wohl wünschte. Haben doch Blätter wie dasBerliner Tageblatt" und dieFrankfurter Zeitung  " hier und da nebenher die Mitteilungen der Arbeitgebervereinigung angezweifelt und manchmal der Wahrheit die Ehre gegeben. lieber die Lage in Schweden   am heutigen Sonnabend unterrichtet folgende Privatdepesche: Stockholm  , 11. September 1W9.(Privatdepesche des«Vor- wärts") Die Ncgieruig erklärt heute zur Begründung des nicht erfolgten vermittelnden Eingreifens ihrerseits, daß die Berichte llber die Lage dcS Kampfes unklar sind. ES ist natürlich nur ein B o r w a n d, um nicht vermittelnd eingreifen zu brauchen, weil Herr von Südow noch große Hoffnungen auf den Montag setzt. Er glaubt, daß, nachdem einige Gruppen von Unternehmern die Erklärung abgegeben haben, daß sie ohne Borbehalt alle ihre Arbeiter wieder aufnehmen wollen, dies die Arbeiter im allge- meinen wankelmütig machen soll. So wie die Stimmung in der Arbeiterschaft ist, handelt es sich hier sicherlich um eine ebenso falsche Kalkulation, wie die Kalkulation war, die auf die vorhergehenden Montage rechnete. Dieser neue Versuch der Unternehmer, die Arbeiterorgani- sationen zu sprengen und die Einigkeit der Arbeiter zu unter- graben, kann schon heute als zurückgeschlagen angesehen werden., Die bürgerliche Presse setzt ihren Kampf gegen die Leitung� der Arbeiter mit den Argumenten der Anarchisten fort. An sich hat das nichts zu bedeute», weil die bürgerliche Presse durch ihr Verhalten während des großen AuSstandeS jeden Kredit in der Arbeiterschaft verloren hat. politische üeberfiebt Berlin  , den 11. September 1909. Der Deutsche Kaiser als Schüler des Professors Stengel. Wilhelm II.   hat wieder eine Rede gehalten. In einer Erwiderung auf eine Ansprache des Oberbürgermeisters von Varlsruhe meinte er unter Mdepem: »Der heutige Tag gilt, wie Sie richtig erwähnt haben, der Probe eines Teils unserer Wehrkraft. Wir Deutsche sind ein Waffe ii freudiges und krieg spielfreudiges Volk: deshalb tragen wir unsere Rüstungen leicht und gern, weil wir wissen, daß wir unseren Frieden bewahren und erhalten müssen, in dem allein unsere Arbeit gedeihen kann... Solange es Menschen gibt, wird es Feinde und Neider geben und solange es Feinde und Neider gibt, wird man sich dagegen zu schützen haben. Infolgedessen wird es auch Kriegsaussichten und Krieg geben und wir müssen auf alles gefaßt fein. Daher bildet unser Heer vor allem den rocflsr de bronce, aus den sich der Frieden Europas   begründet und mit dem niemand anzubinden die Absicht hat. Um diesen Frieden zu erhalten, um unsere Stellung in der Welt zu wahren, die uns zukommt, dazu dient unser Heer, dazu dienen auch die Ta-ge der Anstrengung, die ihm zugemutet werden. Ich bin aber fest überzeugt, daß es seine Probe gut bestehen wird, daß unser deutsthes Vaterland beruhigt sein kann, daß wir auf der Wacht sind und nnt Gottes Hilfe und unter Gottes Schutz unS nichts zustoßen wird." Das ist ganz der alte Ton. Die Rovembertage scheinen gründlich vergessen. Es wäre aber die Pflicht des verant- wörtlichen Kanzlers, den Kaiser darüber zu unterrichten, daß das deutsche   Volk durch die Lasten der Rüstungen immer mehr an seinem kulturellen Aufstieg gehindert wird und daß die Ansicht, es trage die kolossalen Ausgaben für den Molochleicht und gern", durchaus nicht r i ch t i g ist. Nachversteuerung des Branntweins. Ueber die vom Bundesrat erlassene Branntwein-Nach- steuerordnung sind jetzt folgende Einzelheiten bekannt geworden: Branntwein, der sich am 1. Oktober dieses Jahres in Brenne- reien, Verschlußlagern usw. befindet, unterliegt außer den Ab- gaben nach dem geltenden Branntweinsteuergesetze einer Nach- st euer von 0,35 Mark für das Liter Alkohol.   Wichtig für Apotheker und Drogisten ist die Bestimmung, daß nicht zum Genuß geeignete Fabrikate, die nur aus versteuertem Brannt- wein hergestellt werden dürfen, der Nachsteuer nicht unterliegen, wenn sie einen Alkoholgehalt von nicht mehr als 20 Gewichtsteilen haben. Branntwein in Fruchtsäften ist nur dann nachsteuer- pflichtig, wenn der Alkoholgehalt mehr als 14 Hundertteile de- trägt. Von der Nachsteuer befreit ist Branntwein im Besitz von Gewerbetreibenden mit Erlaubnis zum Ausschank oder Kleinverkauf in Mengen von nicht mehr als 20 Liter, im Besitz von Haushaltungsvorständen in Mengen von nicht mehr als 10 Liter Alkohol. Für den Handverkauf her- gerichtete Branntweinfabrikate von mehr als 1 Kilogramm Ge- wicht der Einzelpackung, wie Mundwässer,-Tinkturen usw., sind ebenfalls nicht nachzuversteuern. Für die Anmeldung zur Nach- Versteuerung ist einem Wunsche der Interessenten entsprechend auch die Angabe in Raum Prozenten zugelassen. Bei Branntwein in Flaschen kann von einer Oeffnung abgesehen werden, wenn der Alkoholgehalt angemeldet ist und dagegen Zweifel nicht bestehen. Der Beamte darf also die Angaben als maßgebend für die Besteuerung annehmen. In anderen Fällen kann die Oeffnung der Flaschen unterbleiben, wenn der Besitzer sich mit der Annahme einer Alkoholstärke von 40 Gewichtsteilen einverstanden erklärt. Einem Wunsche der Interessenten ent- sprechend wurde dieser früher auf M Proz. normierte Satz auf 40 Proz. ermäßigt. Wird Branntwein unter Steuer- kontrolle ausgeführt, so werden die daraus ruhenden Abgaben erlassen und die Maischbottichsteuer, sofern der Branntwein nach- weislich dieser unterlegen hat, mit 0,16 M. pro Liter vergütet. Hiernach scheint, daß die Identität des auf Lagern liegenden Branntweins nicht festgehalten werden soll, sondern daß für die Gewährung der Maischbottichsteuervergütung der buchmäßige Nach- weis maßgebend sein wird. Ueber die für die Nachvcrsteuerung festgesetzte, bis zum 31. März 1L10 laufende Frist hinaus kann bereits vor dem 1. Oktober 1909 durch längere Lagerung unter Steuerkontrolle veredelten Branntweinsorten eine weitere Frist zugestanden werden. Schließlich ist noch eine Be- stimmung von Wichtigkeit, nach der Fehlmengen zu den von den Besitzern des Lagers beantragten Abgabesätzen im Lagerbuch abgeschrieben werden sollen« Ei« anständiges Blatt. DasBerliner Tageblatt" gibt sich anscheinend die erdenklichste Mühe, aller Welt klar zu machen, daß es stets bereit ist, die Sozialdemokratie hämisch und gehässig anzugreifen, wo sich nur irgendwo die Möglichkeit dazu bietet. Einen Beweis dafür bringt dasB. T." durch die Bericht- erstattung über eine am Donnerstag, den 9. d. Mts., stattgefundene Versammlung des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen, die so wahrheitsgetreu" ist. daß wir sie hier wörtlich wiedergeben wollen: In den Arminhallen fand gestern abend eine Versammlung des sozialdemokratischen Handlungsgehilfen- verbände? statt, zu der auch Mitglieder des Wer- bandeS der deutsch  -nationalen Handlung s- gehilfen erschienen waren. Zwischen beiden kam es zu so argen Differenzen, daß der Versammlungsleiter die deutschnationalen Handlungsgehilfen zum Verlassen des SaaleS aufforderte. Dieser Aufforderung leisteten die Deutschnationalen sofort Folge und gingen unter Absingung deS Liedes:Deutschland  , Deutschland   über alles" hinaus. Hierbei wurden mehrere von ihnen von Mitgliedern des sozialdemokratischen Verbandes an- angegriffen und mit Faustschlägen und Hieben mit Gummi- schläuchen traktiert. Einige warfen Biergläser nach den Abziehenden, so daß mehrere von ihnen Verletzungen davontrugen. Fünf als Hauptschläger bezeichnete Personen wurden der Polizeiwache zugeführt. Die deutschnationalen Handlungsgehilfen begaben sich nach dem Deutschen Hof in der Luckauerstraße." Soviel Worte der Bericht enthält, soviel Lügen! WaS hier die verlogene Phantasie eines Polizeispitzels zum besten gibt, glaubt das anständige bürgerliche Organ als seinen eigenen Bericht wiedergeben zu sollen l Unsere Leser haben den wahren Sachverhalt gestern imVorwärts" gefunden. Aber auch eine Reihe bürgerlicher Blätter hat einen ziemlich objektiven Bericht gebracht. DasTage- dlatt" jedoch hielt eS für nötig, in holder Gemeinschaft mit den reaktionärsten Blättern den obigen verlogenen Bericht zu bringen. UnS hat es nicht gewundert I_ Gegen die Verbesserung der Lebenshaltung. Bekanntlich haben die Schutzzöllner der Vereinigten Staaten   bei der letztenTarifreform" einen vollständigen Sieg davongetragen. Der Bund der Kndustriellen läßt nun erklären, daß die einzige Möglichkeit, dem zum größten Teil erhöhten Zolltarif der Vereinigten Staaten  , der namentlich die deutsche Klein eisen- und Textil- i n d u st r i e schwer treffe, wirksgm zu begegnen, darin zu erblicken sei, daß die G e st e h u n g s k o st e n auf Grund der bei uns bislang noch billigeren Lebens- Haltung wesentlich geringer bleiben müßten. Die Entschließung aller beteiligten Kreise in Deutschland  , die Erzeug ungsko st en weder direktnoch indirekt zu erhöhen, erweise sich als die beste Abwehr der ameri­kanischen Einfuhrerschwerungen. Diese Entschließung müsse nicht nur bei der deutschen Regierung und beim Reichstag, sondern auch bei den deutschen Arbeitern Platz greifen. Die deutschen Industriellen wollen also den Konkurrenz» kämpf statt durch verbesserte Technik und Erhöhung der Arbcitsqualität durch Verkürzung der Arbeitszeit mittels Hungerlöhnen führen. Die Arbeiter können darauf nur eine Antwort geben: f e st e r e n Zusammenschluß in ihren gewer kschaftlichenOrganisationen. Zugleich sieht man, wie der Schutzzollwahnsinn des einen Landes seine verderblichen Wirkungen ans das Proletariat aller Länder ausdehnt. Auch der Kampf gegen den Schutz- zoll kann also nur erfolgreich werden, wenn er inter  - national geführt wird._ Loyale  " Handhabung des Reichsvereiusgesetzes in Hamburg  . Auch in Hamburg   kann sich die Polizeibehörde mit den Be» stimmungen des Reichsvereinsgesetzes nicht abfinden, denn sie hat eine öffentliche Versammlung der Handlungsgehilfen fürpolitisch" und daher anmeldepflichtig erklärt, weil deren Tagesordnung lautete:Der Reichstag   und die Forderungen der HandlungS- gehilfenschaft". Die Polizeibehörde nahm an, daß es sich in der Versammlung um Erörterung politischer Angelegenheiten handelte, und stellte dem Einberufer eine Strafverfügung über 6 M. zu, weil er es unterlassen habe, die Versammlung anzumelden oder sie in zwei Zeitungen öffentlich bekannt zu machen. Das Schöffengericht bestätigte die Strafe, indem es be» gründend ausführte: Dem Standpunkte des Angeklagten, die Ver- sammlung sei eine solche im Sinne des§ 6 Abs. 3 des Reichsvereins- gesetzes und habe daher einer Anzeige nicht bedurft, sei nicht bei- zutreten. Der§ 6 Abs. 3 betreffe nach seiner Entstehung und Fassung nur die Versammlungen von Arbeiter- oder Angestellten­gruppen, die durch ihre Zugehörigkeit zu bestimmten gewerblichen oder kaufmännischen Unternehmungen bereits in einem engeren Zusammengehörigkeitsverhältnis ständen, dergestalt, daß unter ihnenVerabredungen" undVereinigungen", d. h. persönliche Ab- machungen, wie Arbeitseinstellungen möglich, ausführbar seien. Es handelte sich bei den Vereinigungen und Verabredungen im Sinne des Z 6 Abs. 3 nur um solche, welche durchdirekte' Ein- Wirkung auf den anderen Teil Lohnverbesserungen usw. in einem oder mehreren bestimmten Unternehmen uns bestimmten Arten zum Ziel hätten. Um nichts dergleichen handelt es sich bei dieser Ver- sammlung. Hier sei der Gegenstand der öffentlichen Erörterung oer Prüfung gewesen, was bislang die Reichsgesehgebung für die Gesellschaftsklasse der Handlungsgehilfen geleistet habe, die Kenn- Zeichnung dieser gesetzgeberischen Leistung als einer ungenügenden, die Forderung nach vermehrtem gesetzlichen Schutz der Handluugs- gehilfenschaft Deutschlands   und endlich die Werbung zum Beitritt zu einer über ganz Deutschland   verbreiteten sozialpolitischen Or- ganisation. Hiermit sei festgestellt, daß die Versammlung eine solche zur Erörterung politischer Angelegenheiten gewesen sei. Denn unterpolitische Angelegenheiten" seien nach der Judikatur des Reichsgericht alle Angelegenheiten zu verstehen, welche Ver- fassung, Verwaltung und Gesetzgebung des Staates in sich begreifen oder in Beivegung setzen. Vor der Berufungsinstanz, Strafkammer V, führte der Verteidiger, Dr. Herz- Altona, unter anderem aus, daß alle Stände und Klassen Kaufleute, Aerzte, Anwälte, Richter usw. sich organisieren und die Frage der Selbsthilfe oder Staatshilfe erörtern, und Forderungen an die Gesetzgebung stellen, aber keiner dieser Vereinigungen werde es einfallen, ihre Versammlungen bei der Behörde anzu- zeigen. In der Reichstagskommission wie im Plenum sei auS- drücklich darauf hingewiesen, daß die Tendenz des neuen Vereins- gesetzes dahin ziele, diese Kontrolle zu beseitigen. Der jetzige Reichskanzler habe damals ausdrücklich betont, handle es sich um berufliche Angelegenheiten, dann kämen die herangezogenen Be- stimmungen nicht in Anwendung. Für die Handlungsgehilfen gelte dasselbe wie für berufliche Arbeiter. Alle Versammlungen, die sich mit der Erlangung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen be- fassen, ob durch Selbsthilfe oder Staatshilfe, kämen nicht in Betracht, unterliegen nicht den von der Polizeibehörde und dem Schöffeu- gericht herangezogenen Bestimmungen. Das Landgericht verwarf am Sonnabend die Berufung. In der lakonischen Urteilsbegrirn- d u ng wurde ausgeführt, diese Versammlung sei eine politische gewesen und falle daher nicht unter 8 ödes Reichsvereinsgesetze sl Germanisier, mgstorhciten. In Unterverg, einem Ausflugsorte in der Nähe von Posen, hatten sich verschiedene Deutsche ansässig gemacht. Der Aufbau villenartiger Gebäude wurde ihnen vom Regierungspräsidenten unter der Bedingung gestattet, daß sie sich unter Eintragung einer Kautionshypothek im Betrage von mehreren tausend Mark Konventionalstrafe verpflichteten, die Gebäude an keinen Polen   zu verkaufen. Trotz dieser Ver- fügung hatten doch eine Anzahl Polen   Parzellen erworben, um sich ebenfalls in Unterberg niederzulassen. Der zuständige Distriktsamtskommissar gestattete auch den Aufbau von Wohnhäusern, aber nur solcher, die aus Fachwerk bestanden, so- genannte Gartenhäuser. Verschiedene Eigentümer besitzen schon seit zwei und drei Jahren derartigeGartenhäuser". Zu ihrer Ucberraschung erhielten sie kürzlich folgendes Schreiben des Distriktsamtslommissars Keller, des Herrn, der vorher die Er- laubnis erteilt hatte: Königliches Distriltsamt Moschin. J.-Nr. 8987. Moschin, den 3. September 1909. Sie werden hiermit infolge Verfügung dcS Herrn Regierungs­präsidenten vom 29. v. M. P. G. II J.-Nr. 1363/09 aufgefordert, Ihr zu Wohnzwecken benutztes Gartenhaus in Unterberg sofort und zwar spätestens bis zum 10. d. M. zu räumen, sämtliches Mobiliar daraus zu entfernen und das fernere Bewohnen dieses Gebäudes zu unterlassen, widrigenfalls gegen Sie auf Grund des§ 132 Nr. 2 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung vom 80. Juli 1883 eine Geldstrafe von zunächst 30 M., an deren Stelle für den Fall des Unvermögens eine Gefängnisstrafe von drei Tagen tritt, festgestellt werden wird. gez. Keller." DerDziennik Poznanski" führt den plötzlichen Umschwung auf das Einwirken eines in Untcrberg wohnenden, höheren Beamten zurück, der wiederholt erklärt haben soll, die Niederlassung der Polen  direkt vor der Nase der Deutschen   nicht zu dulden und und dagegen Einspruch zu erheben, da sonst in Kürze die Polen   in der Villen- kolonie die Mehrzahl bilden würden. Man darf ja nun. nach der Aufnahme der Polen   in den Schnaps- block annehmen, daß sich auch unsere Konservativen gegen diese un- glaubliche Schikanicrungspolitik gegen die teure» Verbündeten wenden werden. Ein ostpreusiischer Amtsvorsteher. Der Vorstand des sozialdemokratischen Vereins für Königs- berg-Land wollte am Sonntag, den 5. September, im Dorfe Konradshorft eine öffentliche Versammlung abhalten. Die Krugwirte auf dem Lande verweigern aufhöheren Befehl" zu derartigen Veranstaltungen ihre Räumlich- leiten, deshalb sollte die Versammlung unter freiem Himmel im Gerten eines Parteigenossen stattfinden. Die Anmelüung erfolgte rechtzeitig und ordnungs- gemäß mit dem Hinweise, daß eine Verweigerung der Ge- nehmigung nur stattfinden dürfe, wenn aus der Abhaltung der Versammlung Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu be- fürchten wäre, und daß ferner die eventuelle Verweigerung mit Angabe der Gründe dem Veranstalter kostenfrei zu- zustellen sei. Vom Herrn Amtsvorsteher v. Batocki kam dann am 1. September folgender Bescheid: