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Gewerfefcbaftlicbe� Staatlicher Koalitionsrechtsraub überall! Auch die Generaldirektion der sächsischen Staatsbahne», die fortgesetzt Arbeitervertreter gemäß- regelt und kürzlich wieder eine derartige Maßnahme ge- troffen hatte, ist von dem Betroffenen, einem Werrkstätten- arbeiter Leipzig  -Engelsdorf  , der Plötzlich ohne Angabe von Gründen entlassen, um Wiedereinstellung ersucht worden, da er sich zu Unrecht entlassen glaubte. Darauf ist dem Arbeiter folgendes Schreiben zugegangen: Auf das Gesuch hat die kgl. Generaldirektion zunächst fest- zustellen, daß der Grund, der dazu geführt hat, Ihnen den Dienst bei der Staatseisenbahn zu kündigen, keineswegs in Ihrer Tätig- keit als Mitglied des Arbeiterausschusses zu suchen ist. Vielmehr ist die kgl. Generaldirektion nach längerer Beob- achtung(Bespitzelung!) zu der auch jetzt noch nicht erschütterten Ueberzeugung gelangt, daß Sie dem Hamburger Verband oder dem Transportarbeiterverband angehört und unterstützt haben. Irgendeine Einzelperson zu nennen, ist die kgl. General- dircktion nicht in der Lage. Die ausgesprochene Dienstkündi- gung muß aufrecht erhalten bleiben." Dresden  . K i r ch b a ch. Daß es der Generaldirektion daran gelegen sein muß, den wahren Grund der Entlassung zu verschleiern bezw. abzuleugnen, ist ja zu verstehen, denn als Teil des Staates selbst darf man sich nicht einmal den Anschein geben, als Wenn man die für die Eisenbahnarbeiter geschaffenen legalen Einrichtungen, worin sie ihre Interessen wahrnehmen spllen, dadurch illusorisch macht, daß man Arbeitervertreter, die ihre Sache e r n st nehmen, matzregelt bezw. kurzerhand ent- läßt. Wie die Werkstättenarbeiter in ihrer Gesamtheit sich zu dem Vorgehen der Generaldirektion stellen, beweist fol- gender Vorfall bei der Stimmabgabe für die Ersatz- Wahlen zur Arbeiterpensionskasse: Von mehr als 700 Arbeitern gingen nur 340 zur Urne: von diesen gaben fast alle weiße und u n- gültige Stimmzettel ab, so daß der Ver- treter mit 16 Stimmen und der Ersatzmann mit 12 Stimmen gewählt wurde. Eine treffendere Antwort konnte der Generaldirektion kaum gegeben werden. Die Arbeiter wollen nicht mehr ihre besten Kol- legen durch die Wahl zum Arbeitervertrcter maßregeln lassen. Sie legen aufWohlfahrtseinrichtungen" keinen Wert, in welchen ihre Fürsprecher entlassen werden. Ist es schon in den Großstädten für die Ausschußmitglieder sehr schwer, sich mit den Arbeitskollegen in Verbindung zu setzen, so draußen im Lande vollständig unmöglich, wo ein Ausschußmitglied das Personal von etwa 100 Sta- tionen zu vertreten hat. Die Verhältnisse hier liegen um vieles schlimmer als bei der großen Berliner   Straßenbahn, wenn man über- Haupt einen Vergleich ziehen will. Man höre und staune:Die-sächsische-Eisen- bahnverwaltnng hat den Ausschuß mit- gliedern verboten, Versammlungen abzu- halten und Briefe auf dem Dien   st Wege zu w c ch s e l n 1 1 Noch n i e ist ein Ausschußmitglied g u t a ch t- lich von seinen Vorgesetzten befragt worden. Mit diesen reaktionären Verhältnissen auf- zuräumen, muß das Ziel aller Eisenbahnarbeiter sein: jedoch kann hier nur eine starke, geschlossene, freie Organisation Wandel schaffen! verlin und Umgegend. Achtung, Metallarbeiter! Die heutige Bezirksversammlung für Lichtenberg   findet nicht um S'/a, sondern um 6>/z Uhr statt. Die Ortsverwaltung. Die Treppvngeländerarbeiter besprachen in ihrer Branchen- Versammlung am Montag die Lage in ihrem Beruf. Lebhaft wurde darüber geklagt, daß viele Arbeiter der Branche häufig Ueberstunden machen, woraus sich für die allgemeine Lage der Berufsangehörigen mancherlei Mißstände ergeben. Die Organisation, der Holzarbeiter- verband, hat das Ueberstundenwescn seit Jahren bekämpft, und zwar mit Erfolg. Die Treppengeländerarbeiter, die früher nur Saison- arbeiter waren, haben es durch konsequente Ablehnung der Ueber- stunden dahin gebracht, daß ihre Arbeit eine mehr ständige ge- worden ist. Wenn jetzt das Unwesen der Ueberstunden wieder ein- reißt, muß sich die Arbeitsgelegenheit wieder auf kurze Zeit zu- sammendrängen und den Arbeitslosen das Unterkommen erschweren. Llber noch eine andere unangenehme Folge ist zu erwarten. Durch viele Ueberstunden und Sonntagsarbeit erzielen manche Arbeiter einen verhältnismäßig hohen Wochenverdienst im Akkord. Das wird den Unternehmern, wenn der Tarif im nächsten Jahre ab- gelaufen ist, Veranlassung geben, unter Hinweis auf den hohen Akkoroverdienst der Arbeiter, eine Aufbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse abzulehnen oder gar Verschlechterungen zu be- fürworten. Aus diesen Gründen soll jeder Kollege dahin wirken, daß dem Unfug des Ueberstundenwekens im Interesse der All- gemeinheit ein Ende gemacht werde. veutfekes Reich. Achtung, Buchbinder! Aus Schweden   ging uns die Mitteilung zu, daß die Arbeitgeber anläßlich des noch immer andauernden Generalstreiks Arbeit in Deutschland   herstellen lassen wollen und daß einige Arbeitgeber sich bereits mit Depeschen brüsten, durch die ihnen die Herstellung ihrer Arbeiten in Deutschland   in Aussicht gestellt würde. ES sollen so- wohl Drucksachen wie Geschäftsbücher in Frage kommen. Wir ersuchen, auf daS Eintreffen etwaiger Streikarbeit überall Obacht zu geben und zutreffenden Falles der örtlichen Verwaltung und durch diese dem VerbandLvorstand hiervon schnellstens Mit- teilung zu machen. Auch ist Zuzug von Buchbindern nach Schweden   strengstens fern- zuhalten! Deutscher   Buchbinder-Verband. Die Holzarbeiter(Tischler, Drechsler, Maschinenarbeiter und Möbelpolierer in Luckenwalde   sind in den Streik eingetreten. Zuzug ist streng fernzuhalten. Das Bürgermeisteramt Krenzinach als Streikbrecheragentur. Mit welcher Fürsorge sich staatliche und kommunale Behörden der Unternehmer annehmen, sobald Lohndifferenzen irgendwo aus- brechen, beweist die städtische Kommunalbehörde der Stadt Kreuz- nach. Infolge größerer Betriebseinschränkung der dortigen Glas- Hütte wurden die Arbeitslosen um etwa 80 vermehrt. Dadurch, daß die Lokalblättchen dies pflichtgemäß registrierten ohne natürlich der Arbeitslosen zu gedenken wurde diese traurige Tatsache auch dem Arbeitgeberverband in Saarbrücken   bekannt der seine Fühler ja überall ausgestreckt hatte, und ließ sich dann auch sofort IM bis IM Leute verschreiben. Auf die Weigerung der Arbeiter, sich einfach als Streikbrecher verschicken zu lassen sie hatten dem Bürgermeister den letzten Appell der Streikleitung Berantw. Redakteur: Emil Nnger, Berlin  . Inseratenteil verantw.: Von Saarbrücken   unter die Nase gehalten, mußte der Sekretär der Armenverwaltung am Montag nach Saarbrücken   fahren und mit dem Arbeitgeberverband unterhandeln. Nachts kehrte dieser Herr mit geschwellter Brust nach Hause, im Bewußtsein, den Armen- etat mindestens mit 10Ö Mann wieder entlastet zu haben. Mittler- weile hatten jedoch das Gewerkschaftskartell und die Vorstände der Maurer- und Bauhilfsarbeiterverbände davon Kenntnis erhalten und bedachten den Bürgermeister mit nachfolgendem Schreiben, das gleichzeitig mit dem zurückkehrenden Sekretär beim Bürgermeister einging: Kreuznach, den 6. September 1909. An Herrn Bürgermeister Kirchstein, hier. Wie uns bekannt geworden ist, beabsichtigt das hiesige Bürgermeisteramt, die zurzeit Arbeitslosen, zufolge eines Ge- suches des Arbeitgeberverbandes Saarbrücken  , dort in Arbeit unterzubringen. Die unterzeichneten Korporationen erlauben sich darauf aufmerksam zu machen, daß in Saarbrücken   und Um- gebung seit Vi Jahr die Bauarbeiter sich im Streik und Aus- sperrung befinden, und demzufolge mehrere Tausend Arbeiter um ihre Existenz ringen. Sofern die Tatsache des Lohnkampfes dem hiesigen Bürgermeisteramt bekannt ist, kann die hiesige Arbeiterschaft nicht glauben, daß Kreuznach als einzige rheinische Stadt die gegenwärtige Notlage der Arbeitslosen dazu benützt, um sie als Streikbrecher nach Saarbrücken   zu dirigieren und da- durch dem dortigen Unternehmertum Handlangerdienste zu leisten. Für das Gewerkschaftskartell: Heinr. Riegel. Für die Verbände der Maurer und Bauhilfsarbeiter: And. Dengel. Daß dieses Schreiben nun beachtet würde, haben die Arbeiter von der Kreuznacher   Behörde allerdings nicht erwartet, um so weniger, als bei dem Wormser Streik der Bauarbeiter bei der Firma Paul Schmidt vor nicht langer Zeit durch den besoldeten Beigeordneten ebenso verfahren wurde. Der Herr äußerte dem Vorsitzenden des Gewerkschaftskartelles gegenüber bei einer Rück- spräche sogar:Was geht mich ein Streik an! Die sollen arbeiten, aber nicht streiken" usw. Außerdem sei diese Streikbrecherver- Mittelung sein Privatvergnügen und in das lasse er sich von nie- mandem hineinreden. So wurde auch diesmal Verfahren. Die Arbeitslosen von Kreuznach hatten aber Ehrgefühl genug im Leibe, sich nicht als Streikbrecher verschicken zu lassen und lehnten dankend ab; nur 3 5 Mann konnten an die Drahtseilfabrik vermittelt werden. Das war der bisherige Erfolg. Aber auch diese werden nur dann die Arbeit aufnehmen, wenn dort keine Differenzen bestehen. Tarifabschluß im Portejeuiller- und Reiseartikelgewcrbe in Freiberg   i. Sa. Ab 1. Oktober 1910 tritt in Freiberg   i. Sa. anstatt der bisherigen Löstündigen Arbeitswoche die b9stündige in Kraft. Der Mindestlohn für Ausgelernte beträgt im ersten Jahre nach der Lehre 18, im zweiten Jahre 21 Mk. die Woche. Akkordarbeitern wird dieser Mindestlohn garantiert. Bei Akkordlohnfestsetzungen haben die Arbeiter durch eine von ihnen gewählte Kommission mit- zuwirken. Nur solche Löhne sind im aushängenden Lohntarif für beide Teile bindend. Bis zum 1. Januar 1910 sind alle Akkord- löhne um mindestens 15 Proz. zu erhöhen. Ab 1. Oktober erhalten alle Arbeiter, auch die im Akkord beschäftigten, neben ihrem ver- dienten Lohn pro Stunde 2 Pf. Zuschlag. Ueberstunden werden mit 10 Pf. pro Stunde extra vergütet. Werkstattarbeiter dürfen Arbeit nach Feierabend nicht mit nach Hause nehmen. Das Zentraltarifamt für die Lederwarenbranche Deutschlands gilt als höchste Instanz in Tarifangelegenheiten. Der Tarif selbst gilt bis zu dem Termin, an dem im übrigen Deutschland   die Tarife ab- laufen, d. i. der 30. Juni 1911. lZusbmd. Kein Streik im Londoner Hafen. Der Streit, der in der Leichterschiffahrt des Londoner Hafens wegen der Arbeitszeit ausgebrochen war, ist beigelegt. Der Streit war lvegen der Auslegung der auf die Arbeitszeit der Lehrlinge be- züglichen Bestimmungen des Schiedsspruches von 1889 entstanden. Beide Parteien, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sind übereingekommen, daß die Auslegung des genannten Schiedsspruches einem vom Handelsamt zu ernennenden Kronjuristen übertragen werden soll. Soziales. Arbeiterferien. Nur in wenigen Betrieben sind bisher Sommerferien für die Arbeiter eingeführt. Kurzsichtiger Unternehmerstandpunkt kann sich nur selten dazu aufschwingen, den Arbeitern einige Tage der Erholung im Sommer zu gönnen, um ihnen, die in täglicher, harter Fron jahrein, jahraus arbeiten müssen, Gelegenheit zu geben, sich körperlich und geistig zu erholen. Vielfach sind die von de: Firma bewilligten Ferien auch von so kurzer Dauer, daß sie den eigentlichen Zweck nicht erfüllen können. Und die Arbeiter auch nur einiger Gewerbe erfreuen sich dieser kleinen Vergünsti- gungen. Neben dem Buchdruckgewerbe ist es das Braugewerbe, in dem in einer namhaften Anzahl von Betrieben Ferien für die Arbeiter eingeführt sind. Im Laufe der Jahre ist es dem Brauereiarbeiterverbande nicht nur gelungen, dem Erholungsurlaub für die BerufSarbeiter eine ausgedehnte Verbreitung zu verschaffen, sondern sie konnten ihn auch tariflich festlegen. Der Erholungsurlaub ist in der Regel nach dem Dienstalter steigend und beträgt 2 8, teilweise 14 Tage bei Bezahlung des vollen Lohnes. Bis zum Jahre 1908(einschließ- lich) war ein solcher Erholungsurlaub für 30 504 Personen tariflich festgelegt. Bemerkenswert ist, daß in einer größeren Brauerei in Hannover   bei einwöchentlichem Urlaub neben der vollen Be- Zahlung des Lohnes noch ein Zuschuß von 1b M. pro Person ge- zahlt wird, und zwar partizipieren daran die gesamten Arbeiter des Betriebes. Es wäre zu wünschen, daß ähnliche Einrichtungen bald allgemein eingeführt würden. Eine Bmiarbeiterschutz-Konferenz für das Herzogtum Braunschweig  fand am Sonntag, den 12. September, in Langelsheim   am Harz  statt. Die Konferenz war von 36 Delegierten aus 12 Städten und Orten des Herzogtums, außerdem von den Gauvorfitzenden der ver- schiedenen Verbände, vom Genossen G. H e i n k e von der Zentral- kommission für Vauarbciterschutz aus Hamburg   und einem Mitglieds der Banarbeiterschutzkommission auS Magdeburg   besucht. Genosse H e i n k e sprach überDie reichsgesetzliche Regelung der Bauarbeiterschutzfrage und die Hannoversche Baugewerks-VerufS- genoffenschaft". UeberDer landesgesetzliche Bauarbeiterschutz und die mmisterielle Verordnung vom Jahre 1906 für den Bauarbeiter- schütz" referierte der Sekretär des Maurerverbandes, Genosse Schulze- Braunschweig. Es wurde hierzu eine Resolution angenommen, die einzelne substantiierte Forderungen der Bau- arbeiter enthält. Diese Resolution soll als Forderung der Konferenz der Braunschweiger Landesregierung unterbreitet werden. Die Konferenz fordert weiter die Aufnahme von Bestimmungen in die Anweisung des Ministeriums, des Inhalts, daß die Bauten, in denen gearbeitet wird, in der Zeil   vom 1. Oktober bis 1. Mai jeden Jahres gegen Zugluft gedichtet werden(Fenster, Türen); daß für jede Baustelle Waschgefäße nebst Seife und Handtüchern von den Arbeitgebern zu liefern sind, und zwar für größere Baustellen in dem Umfange, daß für mindestens je zehn beschäftigte Personen je ein Wasch- gefäß nebst der entsprechenden Zahl von Handtüchern vorhanden sein müssen._ ?h.Glodr. Berlin  . Druck u. Vcrlgg: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanstgU Die_ Steinsetzer und Berufsgenossen beantragen, bei dem Staatsministerium dahin zu wirken, daß auch da» Steinsetzergewerbe unter die bezügliche Gesetzgebung(Sicherheitsvorkehrungen bei der Ausführung von Bau- und Abbruchsarbeiten) zu stellen. Die Konferenz nahm ferner eine Protestresolution gegen die bekannten Ausführungen des Zimmermeisters Rieß an, der die Verletzten für Simulanten und Rentenbetrüger erklärt hatte. Den Schluß der Konferenz bildete ein Referat des Gauleiters der Maurer, des Genossen Barnstorf  -Hannover  . überDie Agitation für den Banarbeiterschutz in den Gewerkschaften und den einzelnen Gemeinden"._ Huq der frauenbewegirng. Vom Kampfe gegen das Franenstimmrccht in England. Mit wahrem Behagen druckt die deutsche Bourgeoispresse alle die verlogenen Berichte nach, die von England aus über die Kampfestaktik der Suffragettes verbreitet werden. Man will da- durch nicht nur die englischen Frauenrechtlerinnen dem allgemeinen Hohngelächter preisgeben, sondern auch Stimmung gegen die Frauenstimmrechtsbewegung überhaupt machen. Selbst dcmo- kratische Blätter entblöden sich nicht, diese unanständige Praxis mitzumachen. Ein Hungerstreik der inhaftierten Suffragettes waren diesem Preßgelichter kürzlich der will- kommene Anlaß zu neuen Lügen und Verdrehungen. Die Frauenrechtlerinnen, hieß es, hätten damit beabsichtigt, sich der Bestrafung überhaupt zu entziehen. Demgegenüber veröffentlicht dieZeitschrift für Frauenstimmrecht" in ihrer letzten Nummer einen ausführlichen Bericht über die wahren Motive 3U dem Ent-, schluß der Nahrungsverweigerung. Die auf Grund der Gesetze wegenAufruhrs",Obstruktion" und dergl. verurteilten Frauen- rcchtlerinnen werden nicht als politische Gefangene behandelt, sondern genau so wie Verbrecher, die wegen Diebstahls oder ärgerer Dinge eingesperrt werden. Sie wollen nun ihre Ein- rangierung in die ihnen bei loyaler Handhabung der Gesetze zu- stehende 1. Strafklasse erzwingen, und 14 wegenAufruhrs" verurteilte Suffragettes   haben damit bereits den Anfang gemacht. Sie weigerten sich, ihre Kleidung abzulegen und Gefängniskittel zu tragen, sie wehrten sich gegen die Stickluft der Zelle, deren Fenster nicht geöffnet werden konnten, durch Einwerfen der Scheiben und begingen eine Reihe ähnlicher Widersetzlichkeiten, indem sie ankündigten, daß sie so lange hierbei beharren würden, bis sie als politische Gefangene behandelt würden. Darauf wurden sie zu Dunkelarrest in feuchtkalten, unterirdischen Räumen ohne Fenster verurteilt. Die ganze Ausstattung dieser Höhlen bildeten eine Pritsche, ein Baumstumpf als Sitz und ein schmieriger Gummi- trinkbecher. Obwohl die Gefangenen ohnehin entsetzlich litten, nahmen sie willig neue Leiden auf sich, indem sie die Brutalität der Regierung mit dem Hungerstreik beantworteten. Alles, was über Tätlichkeiten der Eingekerkerten gegen das Gefängnispersonal in der Presse berichtet wurde, gehört in das Reich der Fabel. Als das Parlament sich auf Grund einer Interpellation mit der skanda  - lösen Behandlung der kämpfenden Frauenrechtlerinnen beschäftigen mutzte, erlitt die Regierung eine schwere Niederlage. Sie versuchte sich dadurch aus der Affäre zu ziehen, daß sie die Gefangenen nach 2 bis 3 Tagen aus dem Kerker entließ. Das ist in Kürze die Geschichte des Hungerstreiks der Suffra- gettes. Immer unhaltbarer wird die Situation der englischen Negierung. immer weitere Kreise ergreift dafür die Frauen- stimmrechtsbewegung. Der Zähigkeit, Aufopferung und Rücksichts- losigkcit, mit denen die Suffragettes für ihre Sache kämpfen, haben wir unsere Anerkennung nie versagt, obwohl das Ziel ihres Kampfes mit dem unseren nichts gemein hat. S i e kämpfen für ein beschränktes Wahlrecht, das nur einer dünnen Schicht von Frauen der besitzenden Klassen zugute käme; auf dem Boden des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts treten wir für die volle politische Befreiung aller Frauen ein. Versammlungen. Angriffe gtgen den Hauptvorstand des Verbandes der bau­gewerblichen Hilfsarbeiter sind enthalten in einer Broschüre, welche ein ehemaliger Hilfsarbeiter des Hauptvorstandes unter dem Titel Der rote Sumpf" herausgegeben hat. Die Broschüre hat bei einem Teil der Verbandsmitglieder Aufsehen erregt und die Zahlstelle Rixdorf verlangte die Einberufung einer außerordentlichen Gene- ralversammlung des Zweigvereins Berlin  , wo der Inhalt der Bro- schüre besprochen werden sollte. Diese Generalversammlung fand am Sonntag statt. Der Hauptvorsitzende Behrendt- Hamburg stellte den in der Broschüre angeführten Behauptungen Tatsachen gegenüber, um zu zeigen, daß alle Beschuldigungen, welche der Ver- fasser der Broschüre gegen den Hauptvorstand erhebt, vollkommen unbegründet seien und daß der Verfasser in verschiedenen Punkten wissentlich die Unwahrheit gesagt habe. Im Wege einer Beleidi- gungsklage gegen Roche  , den Verfasser der Broschüre, werde vor Gericht volle Klarheit über diese Angelegenheit geschaffen werden. Mehrere Diskussionsredner erklärten zwar, daß sie durch die Ausführungen des Referenten nicht befriedigt seien, doch scheint es, daß diese Redner nur eine Minderheit vertraten. Die Ver­sammlung war nur schwach besucht und von den wenigen Besuchern entfernte sich ein großer Teil schon während der Diskussion, was darauf schließen läßt, daß die große Mehrheit der Mitglieder nicht viel auf die Angaben Roches gibt. I�acbricbtcn und Depefcben. Maßnahmen gegen die Cholera. Duisburg  , 14. September.  (B. H.  ) Die Regierung in Düffel- dorf hat die Polizeibehörde in Emmerich   beauftragt, alle von Rotterdam   kommenden Fahrzeuge zu untersuchen, um die Ein- schleppung der Cholera zu verhüten. Ein Ehrdrama. Frankfilrt a. M.» 14. September.  (W. T. B.) Heute nachmittag erschoß hier der Arbeiter Theodor Jäger seine 26 jährige Frau und schoß dann sein zweijähriges Kind in ein Ohr. Er selbst versuchte sich hierauf an der Tür zu erhängen. Der herbeigerufenen Retwngs- wache gelang eS, den Mann wieder ins Leben zurückzurufen, worauf er in polizeilichen Gelvahrsam genommen wurde. Das schwer ver- wnndete Kind ist ins Krankenhaus gebracht worden. Das Motiv der Tat soll Untreue der Frau sein. Der Agramer Skandalprozeß. Agram, 14. September.  (B. H.  ) Heute beendete im Hoch- verratSprozeß der Staatsanwalt sein Plaidoyer. Er beantragte gegen fünf Angeklagte Todesstrafe, gegen die anderen 10 bis 20 Jahre Kerker._ Cook klagt. Paris  , 14. September. Wie derMatin" aus London   berichtet. kündigt nunmehr Cook seine Absicht an, den Kommandanten Peary  wegen Verleumdung gerichtlich verfolgen zn lassen, sobald er in New Dork eingetroffen sein werde. Auch wolle er Schadenersatz von ihm verlangen._ Paul Singer L: Co., Berlin   LW, Hierzu 3 Beilagen u.linterhaltungsbl,