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zu nahe. Er stürzte mit den don den Sonnenstrahlen ab- geschmolzenen Flügeln ins Meer und ertrank. Die Sage ist überaus kindlich. Aber gerade in dieser einfachen Form ver- körpert sie so recht den Traum der Menschheit, gleich den Vögeln die Lüfte zu durchsegeln. Ist der Traum Wahrheit geworden? Fast will es so scheinen, als ob die Menschheit des zwanzigsten Jahrhunderts, das schon in seinem Anfang so überaus reich an der Lösung von Weltproblemen ist, auf dem besten Wege sei, die Luft zu erobern. Wer in der vergangenen Woche die gelungenen Flüge des Amerikaners Orville Wright   auf dem Tempelhofer   Felde beobachtete, wurde unwillkürlich an die Dädalussage und an den bekannten Ruppiner Bilderbogen erinnert, auf dem ein mit Flügeln versehener Mensch über die Dächer und durch die Straßen fliegt. Die Dädalusflügel auf dem Rücken werden wir uns nun wohl noch recht lange verkneifen müssen. Aber es ist doch tatsächlich nur eine Frage der Zeit, wann wir dieses uns den Vögeln fast gleichmachende hohe Ziel erreichen. Man muß den trotz mancher Kon- struktionsmängel und technischer Versagungen eleganten Flug des genialen Amerikaners mitangesehen haben, um die Be- geisterung der Zuschauermenge zu begreifen. Freilich an die Zeppelinbegeisterung reicht dieser Beifallssturm der das Tempelhofer Feld umsäumenden Menschenmassen nicht entfernt heran. Wohl sah man wieder Menschen mit Menschengeist und Maschinenkraft durch die Luft sausen, aber es fehlte das patriotisch-nationale Brimborium, das ja bei uns. sobald ein Deutscher in Betracht kommt, mit jeder hervorragenden Er- findung, auch wenn es sich nur um Manschettenknöpfe handelt, untrennbar verbunden sein muß. Jubelte dem unter die Er- finder gegangenen deutschen   Reitergeneral das ganze Volk zu, so sah bei den Flügen des Amerikaners das Tempelhofer Feld nur sozusagen eineFlugmaschinen-Gemeinde" neben zahl- reichen Neugierigen, die im Augenblick nichts Besseres zu tun hatten. Und doch regt sich bei den Weitblickenden bereits teils die Empfindung, daß nicht derleichter als die Luft-Ballon", sondern dieschwerer als die Luft-Flugmaschine" das bevor- zugte Verkehrsmittel der fernen Zukunft in luftigen Höhen sein wird. Zweifellos hat sich infolge der günstigen Ergebnisse der Wrightschen Flüge das Interesse des Preußischen Staates an der Sache bedeutend gehoben. Wir sehen im Geiste außer dem Piepmatz für August Scherl  , wenn derZeitungskönig" nicht sogar endlich das heißersehntevon" bekommt, schon etliche Milliönchen für neuzubildende Flugmaschinenbataillone auf Nimmerwiedersehen aus dem Geldbeutel des Volkes davonfliegen. Trügt nicht alles, so wird die Flugmaschinentechnik sehr bald die Luftballontechnik mit Riesenschritten überholen. Streiten sich vorläufig nur wenige erste Luftballongrötzen um die Palme des Sieges, so zählen die erfolgreichen Flugmaschinen- techniker bereits nach Dutzenden, deren einzelne Erfindungen längst nicht mehr ängstlich gehütete Geheimnisse sind, wie der komplizierte technische Apparat eines lenkbaren Luftballons. Die Küchengehcimnissc des Gastwirts Z   i e k o w in Heiligensee  , deren Aufdeckung seinerzeit so großes Anflehen erregte und den anderen Gastwirten des Ortes unverdientermaßen großen Schaden zugefügt hat, werden nun noch einmal das Gericht beschästigen. Gegen das schöffengerichtliche Urteil, durch welches die Ehefrau Zielow zu 6 Monaten Gefängnis und 500 M. Geldstrafe, der Ehe- mann Zirkow   zu 2 Monaten Gefängnis und 500 M. Geldstrafe ver- urteilt wurde, ist Berufung eingelegt worden. Diese wird am 8. Oktober vor der Strafkammer zur Berhandlung kommen. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich gestern früh in einem Betriebe Winsstr. 12. Dort wollte der Arbeiter Karl Z e u e einen Gasmotor in Gang bringen. Zu diesem Zweck faßte er in das Schwungrad, um es zu drehen. Dabei geriet ein Aermel zwischen die Räder und zog den Arm nach. Obgleich der Gasmotor sofort zum Stillstand gebracht wurde, war eS doch nicht möglich, den Zeue aus dem Betriebe zu befreien. Es mußte die Feuerwehr alarmiert werden, die das Schwungrad lockern und hochheben mußte. Zeue, der an der Hand schwer verlecht war, wurde nach dem Krankenhaus am Friedrichshain   geschafft und dort behalten. Todessturz von der Leiter. Bei einem verhängnisvollen Un- glücksfall sollte der 30 Jahre alte Arbeiter Karl Kutz aus der Reinickendorfer Straße den Tod finden. K. war in der städtischen Gasanstalt in Tegel   im Generawr-GaserzeugungSraum beschäftigt. Als er vorgestern eine Leiter hinaufltieg, um die Instrumente einer Kontrolle zu unterziehen, verfehlte er in der Höhe von etwa drei Metern eine Sprosse, verlor das Gleichgewicht und stürzte so unglücklich ab, daß er mit dem Kopf auf den harten Fußboden aufschlug und sich einen schweren Schädelbruch zuzog. Der Tod trat auf der Stelle ein. Der Besuch der Freibäder neigt sich langsam seinem Ende zu. An den schönen Augustsonntagen war beispielsweise das sogenannte Freibad Wannsee   von 30 45 000 Menschen besucht. DieseFrei- baderei" hat natürlich dem Pächter Frankental nicht unerhebliche Einnahmen gebracht, was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, daß eine ganze Anzahl Angestellter keine Bezahlung erhielten und sich an den dasFreibad  " Besuchenden schadlos hielten. Charakteristisch für die Verwaltung dieses Freibades ist die kürzlich durch die Presse gegangene Nachricht, daß Badeaufseher zum Auflesen des Papiers verwendet und somit ihrer eigentlichen Auf- gäbe, der Beobachtung des Wassers und der Badenden teilweise ent- zogen wurden. Schlimmer noch wird die Sache, daß das Personal entlassen wurde, weil es auf seine eigentliche Pflicht hingewiesen hatte. Im übrigen hat sich dasFreibad  " durch die raffinierte Schröpfung des Publikums in sehr schlechten Ruf gebracht. Die Bootskatastrophe bei Grünau  , bei der bekanntlich zwei junge Mädchen den Tod in den Wellen fanden, hat eine neue Wendung bekommen. Von erheblicher Bedeutung dürften die An- gaben eines noch unbekannten Mannes sein, der sich in einem anonymen Schreiben an die Untersuchungsbehörde gewandt hat. In dem Briefe, der mit der Unterschrift:Ein Ruderer" versehen ist, werden recht eigenartige Angaben über den Hergang des ver- hängnisvollen Unfalles gemacht. Es wäre daher der Polizei. behörde sehr erwünscht, wenn sich der anonyme Schreiber melden würde, damit die Angelegenheit endlich ihre Aufklärung findet. Schwarzweis? in der Entbindungsanstalt" war eine Mit- teilung überschrieben, die dieser Tage durch die Zeitungen ging. Zwei kleine schwarze Berliner  , hieß es, hätten kürzlich in der Entbindungsanstalt in der Charite das Licht der Welt erblickt. Die Mutter, ein weißes Mädchen, habe den Verkehr mit einem Vollblutneger verschwiegen gehabt und sei frühzeitig nicderge- kommen. Dann wurde noch das Erstaunen der Aerzte und des Personals und die Neugierde der anderen Wöchnerinnen ge- schildert, die tagelang an den Brutapparat, in dem der seltene Zuwachs aufgepäppelt wurde, gelaufen seien. Gleichzeitig sei in der Charite ein anderes Mädchen mit Drillingen niedergekommen. Der glückliche Vater, dem es des Segens etwas zuviel gewesen zu sein schien, habe sich geknickt entfernt. Statt seiner sei anderen Tages ein Abschiedsbricf eingetroffen. Diese Mitteilung ist in beiden Teilen, von Anfang bis zu Ende, erfunden. Schwarze Kinder sind in der Charite noch nie zur Welt gekommen. Die letzten Drillinge vor IVt Jahren. Ihre Mutter war eine Ehefrau, die nach der Entbindung ganz glücklich zu ihrem Manne zurück- kehrte. Von den Kindern blieben zwei am Leben. Die schwarzwcitze Schwindelgeschichte wurde übrigens vor zwei Jahren schon einmal von einigen Zeitungen verbreitet, genau so wie jetzt. Wer ist der Berunglückte? Am 11. d. M., nachmittags gegen 0 Uhr 45 Minuten, stürzte ein etwa 50 Jahre alter unbekannter Arbeiter infolge vorzeitigen Aufmachens einer Abteiltür aus einem in den Bahnhof Gesundbrunnen   einfahrenden Ringbahnzug und zog sich hierbei schwere Verletzungen zu. Nach Anlegung eines Not- Verbandes auf der Unfallstation XVII, Badstraße 67, wurde der Verletzte dem Rudolf-Virchow  -Krankenhause zugeführt, woselbst er noch jetzt besinnungslos daniederliegt. Der Verletzte ist 1,65 bis 1,70 Meter groß, hat blondes Haar, rötlichen Schnurrbarl und trägt bräunlichen Jackettanzug, rötliche Strümpfe, schwarze Schnürschuhe, rot kariertes Hemd und schwarzen Hut. Etwaige Mitteilungen über die Person deS Verletzten werden in jedem Polizeirevier oder im Polizeipräsidium, Zimmer 332 II entgegengenommen, eventuell wird um Nachricht zu 3371 IV 59 1000 ersucht. Panik bei einem Brande. In der dritten Morgenstunde wurde gestern die Feuerwehr nach der Ackerst r. 124 im Norden Berlins   gerufen. Als der erste Löschzug unter Führung des Brandmeisters Steiner eintraf, stand dort im rechten Seitenflügel ein Heuboden in hellen Flammen. Unter den Bewohnern des Hauses herrschte eine förmliche Panik, alles schrie und flüchtete. Das Gebäude ist nur eine Etage hoch und im Erdgeschoß mit Stallungen und Kutscherwohnungen versehen. Im ersten Stock befindet sich der Heuboden, in dem auch Stroh- und Futtervorräte aufbewahrt wurden. Das Feuer war in dem Heuboden ausge- brachen. Da es reichliche Nahrung fand, war die Flammen- entwickelung eine sehr große, so daß die Kutscherfamilien im Erd- geschah fürchteten, der Brand werde auch nach unten schlagen. Die Leute räumten daher bei Ankunft der Feuerwehr schon teil- weise ihre Wohnungen. Brandmeister Steiner ließ sofort zwei Schlauchleitungen legen. Da die Treppe zum Heuboden ebenfalls schon Feuer gefangen hatte und unpassierbar war, errichteten die Löschmannschaften in aller Hast zwei Steckleitergänge. Ueber diese hinweg wurde der Löschangriff eröffnet, während andere Personen das Vieh in Sicherheit brachten. Nach halbstündiger Löscharbeit konnte die Gefahr als beseitigt gelten. Der Heuboden ist ausgebrannt. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist sicheres nicht festgestellt. Wiederaufgefunden ist die 15 Jahre alte Erna Stubinski aus der Gürtelstr. 17 zu Lichtenberg  , die sich am Sonnabendmorgen zum zweitenmal aus der elterlichen Wohnung entfernte. Vorort- JVachrichten. Schöneberg  . Stadtverordnetenversammlung. Die Versammlung stimmte zunächst debatteloS einer Vorlage des Magistrats zu, wonach der durch Armenunter st ützungen herbeigeführte Verl  » st des Wahlrechts einer Ein- schränkung unterzogen werden soll. Nach der Ansicht des Magistrats ist nicht jede Art von Armenunterstützung auch als Armenunter- stützung im Sinne der Wahlgesetze anzusehen. Nach den gefaßten Beschlüflen soll ein Verlust des Wahlrechts bei Kommunal- und Landtagswahlen nur eintreten: 1. bei Empfang laufender Barunterstützungen; einer solchen ist die Gewährung laufenden Pflegegeldes für eigene eheliche Kinder gleich zu achten; 2. bei dauernder Unterbringung und Verpflegung in einem Siechenhause oder einer ähnlichen Versorgungsanstalt; 3. bei zeitweiser Krankenhausverpflegung, die an Stelle der Unterstützungen zu 1 und 2 tritt; Einer weiteren Vorlage des Magistrats, die Amtszulage für die Rektoren auf 1300 Mark festzusetzen, wurde ebenfalls zu« gestinimt. Bei dieser Gelegenheit brachte Stadtv. Bamberg  (lib. Frakt.) die Verfügung des Regierungspräsidenten zur Sprache, nach welcher der Charlottenburger   Lehrerbesoldungsordnung die Gcnehmi- gung versagt worden ist, weil die bewilligten Sätze über diejenigen Berlins   hinausgehen. Redner wandte sich gegen diese Verfügung und unterzieht namentlich die Haltung des Berliner   Kommunal- freisinnS einer scharfen Kritik. Es wird das Ersuchen an den Magistrat gerichtet, bei der könig  - lichen Regierung vorstellig zu werden, damit die Besoldungsordnung der Schöneberger Lehrer genehmigt wird. Oberbürgermeister Wilde hielt ein derartiges Ersuchen für überflüssig, da vom Magistrat schon alles nötige in dieser Beziehung getan sei. Das sei man sich schon im Interesse der Selbstverwaltung schuldig. Hier hätten nur die städtischen Körperschaften zu be- stimmen; die gefaßten Beschlüsse ständen im Einklang mit dem Gesetz. Befiemdend sei es, daß man mit der Einheit Groß-BerlinS komme. wo es sich um die Gemeindeschulen handelt. Bei den höheren Schulen habe man die Einheit Groß-Berlins nicht respektiert. Es seien be- reits die nötigen Schritte getan, um ein gemeinsames Vorgehen von Schöneberg  , Charlottcnburg und Wilmersdorf   zu ermöglichen. (Auffallend war bei diesen Debatten die Tatsache, daß der Vorsteher, Landtagsabg. Reinbacher, es auf alle Fälle zu verhindern suchte, eine Kritik an dem Berliner   Kommunalfreisinn zu üben. Es wäre nach seiner Meinung vielleicht von unabsehbaren Folgen gewesen, wenn der Berliner   Kommunalfreisinn in der jetzigen Wahlbewcgung von den Liberalen Schönebergs an den Pranger gestellt würde.) Die Versammlung nahm dann davon Kenntnis, daß die an den preußischen Landtag gerichtete Petition wegen Erhaltung des Grunewalds nicht zur Beschlußfassung im Landtag gekommen ist und somit seine Erledigung gefunden hat. Es wurde angeregt, die Petition später von neuem einzubringen. Die Schönebergcr Feuerwehr hatte in der letzten Nacht in der Monumentenstraße 39 tüchtig zu tun. Dort war auf dem Lager- platz eines Maurermeisters Feuer ausgekommen. Ein Holzschuppen mit Geräten usw. stand in Flammen. Diese hatten reiche Nahrung gefunden und auch einen Taubenschlag ergriffen. Ein halbes Dutzend Tauben kamen dabei um. Ueber die Entstehung konnte nichts ermittelt werden, Rixdorf. Gellende Hilferufe verursachten in der elften Abendstunde in der Münchener Straße große Aufregung. In dem Hause Münchener Straße 35 war im dritten Stockwerk Feuer entstanden, wodurch fünf kleine Kinder in große Lebensgefahr kamen. Während der Abwesenheit der Eltern hatten sich die fünf Kinder des Betriebs­beamten Schmidt allein in der Wohnung aufgehalten. Als das älteste zwölfjährige Mädchen für die jüngere Schwester auf einem Spirituskocher Milch wärmen wollte, stieß sie den Kocher um, worauf sich der brennende Spiritus auf den Fußboden ergoß, der nach wenigen Sekunden in hellen Flammen stand. Auf die Hilserufe der gefährdeten Kinder eilten Nachbarn und Passanten herbei, die sich sofort an das Löschen des Feuers machten und die Kinder in Sicherheit brachten. Arbeiter- Samariter- Kolonne(6. Abteilung). Heute, Mittwoch, abends 9 Uhr, bei Kaufhold, Erkstr. 8�: Fortsetzung des Kursus. Vor- trag über Physiologie(Lebenstätigkeit des menschlichen Körpers). Neue Mitglieder können noch eintreten. Lankwitz  . In der letzten Gemeindevertretersitzung wurde mitgeteilt, daß der in der zweiten Abteilung gewählte Gemeindevertreter Körting wegen Verzug ausgeschieden sei. Ferner brachte der Gemeindevorsteher zur Kenntnis, daß die höhere Töchterschule durch Erlaß des Mi- nisters vom 0. Juli d. I. als höhere Lehranstalt anerkannt ist und einem Kuratorium unterstellt werden muß. Er schlug vor, dieselbe dem bestehenden Kuratorium des Gymnasiums zu unterstellen. Ein Antrag, dasselbe von 7 auf 0 Personen zu erhöhen, wurde angenommen- Zum Haushaltsplan der Armenverwallung wurde eine Nardbewilli« gung für Ärankenhauspflege gefordert, dieselbe betrug für Octsarme 400 M., für Personen mit auswärtigem Unlerstützungswohnsitz 350 M.; für erstere wurden 600 M., für letztere 500 M. bewilligt. Sodann wurde bei derPolizeiverordnung über die Anbaufähigkeit der Straßen" beschlossen, daß die Bürgersteige vom Grund« stück bis zu 1 Meter vom Fahrdamm gepflastert werden müssen. Der näibste PunktAnkauf eines Parkgeländes" rief eine rege Debatte hervor. Der Schöffe Dillges und G.-V. Wulff verließen als Beteiligte an dem Projekt den Sitzungssaal. Der Park war schon im Bebauungsplan vorgesehen. Der Gemeindevorsteher wies darauf hin, daß ohne den Pari auch die Bauordnung nicht würde genehmigt werden. Der Park habe eine Größe von 48 Morgen. wovon zirka 8 Morgen später Bauland werden sollen. Der Kosten- Punkt betrage 480 000 M. Das macht pro Ouadratrute 55 M. Von der Kaufsumme soll das erste Viertel am 1. April 1012, das zweite Viertel am 1. Oktober 1015 und der Rest am 1. Oktober 1020 ge« zahlt werden; die Zinsen wollen die jetzigen Besitzer eben'alls bis I9l2 stunden. Verschiedene Gemeindevertreter wandten sich dagegen, sie meinten, daß eine Gemeinde wie Lankwitz   die Lasten nicht tragen könne, auch sei die Bauordnung nicht danach, daß viel Bautätigkeit und Zuzug zu erwarten sei(der Bauordnung haben jedoch die Herren Ge- meindevertreter in einer früheren Sitzung zugestimmt. D. B.) Ferner müßten auch noch bessere Verkehrsverbindungen geschaffen werden. Die Gegengrnnde würben vom Vorsteher widerlegt und der Ankauf nach vielem Für und Wider in namentlicher Abstimmung mit 6 gegen 4 Stimmen angenommen. In geheimer Sitzung wurde über eine Prozeßsache, betreffs Neuwahl von Ausschußmitgliedern und von Mitgliedern der Voreinschätzungskommission verhandelt. Steglitz  . Ein aufregender Borfall spielte sich vorgestern nachmittag gegen 4 Uhr in der Schloßstraße ab. Der Kaufmann Wilhelm Müller   und die Schneiderin Frida Rogahl hatten auf der Fahrt von Berlin  eine Automobildroschke benutzt und diese an der Ecke der Schloß- und Rheinstratze verlassen. Ohne sich umzusehen, traten die Beiden aus das Straßenbahngleis, unmittelbar vor einem herannahenden Motorwagen der Linie V(Rixdorf-Steglitz), so daß es dem Fahrer unmöglich wurde, den Zug rechtzeitig'zum Stehen zu bringen. M. und R. wurden von der Vorderplattform erfaßt, niedergerissen und kamen unter den Perron zu liegen. Sie erlitten Verletzungen am Kopf. Rücken, sowie Arm- und Beinquetschungen und mußten nach dem Schöneberger Krankenhause übergeführt werden. Köpenick  . Wegen Ueierttetung des BereinSgesetzeS hatte sich am Montag der Genosse Richard Jahnke vor dem hiesigen Schöffengericht zu verantworten. Der Angeklagte hatte am 3. Juli d. I. im Stadt« theater eine Versammlung für jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen einberufen, in der das ThemaDie Aufgaben der proletarischen Jugend" behandelt werden sollte. Die Polizei erblickte in der Ver- sammlung eine politische Veranstaltung und entsandte zwei Beamte nach derselben. Der Aufforderung des Vorsitzenden, die Versamm­lung zu verlassen, kamen die Beamten nicht nach, weshalb die Ver- sammlung nicht stattfand. In der Verhandlung vor dem Schöffen« gericht vertrat Jahnke in längeren Darlegungen die Ansicht, daß von einer politischen Versammlung gar keine Rede sein könne. Dieser Auffaffung trat als einziger Zeuge der Polizeiinspektor Hoeren entgegen. Nach seiner Ansicht sei. so betonte der Zeuge, die Versammlung eine politische gewesen, denn scbon das Thema besage, daß man Politik betreiben wollte. Die ganze Jugendorganisation gehe dahin, die jungen Leute von 1415 Jahren mit den sozialdemokratischen Lehren vertraut zu machen, damit diese späterfeste Genoffen" werden und die Sozial- demokratte sich auf diese verlaffen könnte. Am Schlüsse solcher Ber- sammlungen wird auch stets gesungen:DaS sind wir Arbeits« männer." Der Diakon Hartmann(geistiger Bekämpfer der Jugend- organisatton am Ort) habe schon mehrfach gesagt, daß den jungen Leuten wohl eingeimpft wird, welche Rechte sie haben, aber niemals die Pflichten, die sie zu erfüllen hätten. Der Am'tSanwalt beanttagte nach dieser vernichtenden Rede gegen den Angeklagten eine Geldstrafe von 20 M. event. 4 Tage Hast. DaS Gericht trat diesem Antrage bei. In der Urteilsbegründung wies der Vorsitzende darauf hin, daß daS Gericht sich den Ausführungen des Zeugen Hoeren angeschlossen habe. Daß durch die Verurteilung Jahnkes der Jugendorganisation irgend- welcher Abbruch getan ist, wird weder das Gericht, noch der Polizei« inspektor annehmen wollen. Die ganze Gerichtsverhandlung hat den Jugendlichen nur gezeigt, daß sie unter einem Ausnahmerecht gegen- über den Angehörigen bürgerlicher und christlicher Jugendvereine stehen. DaS wird sie veranlaffen, sich fester denn je zusammen« zuschließen. Lichtenberg  . Die Auslegung der Wählerlisten zur Lichtenberger Stadtverord- netenwahl findet vom 15. bis 30. September, nachmittags von 8 bis 3 Uhr und Sonntags von 9 bis 12 Uhr, im großen Saale des Rathauses statt. Kein Wähler darf versäumen, Einsicht in die Listen zu nehmen. Weistensee. Böse Beispiele verberben gute Sitten. Vor einigen Tagen be- richteten wir, daß einer winzigen Sache wegen der Tiefbaurat einer Kolonne von Straßenfegern eine Stunde vom Lohn kürzte. Auch der Stratzeninspektor scheint sich dieses gegen gute Sitten verstoßende Beispiel zu eigen zu machen. Bei großer trockener Hitze erlaubten sich einige Straßenfeger einer anderen Kolonne eine kleine Weiße zu trinken, wobei sie von dem Straßeninspektor, einem früheren Gemeindevertreter, überrascht wurden. Die kurze Unterbrechung der Arbeit mußten die Arbeiter sich mit einer Stunde Lohnkürzung im Betrage von 35 Pf. gefallen lassen. Als vor zirka 3 Jahren unsere Genossen für die verschiedenen Betriebe die Bildung von Arbeitcrausschüssen verlangten, da war es gerade der Straßen- inspektor mit Hilfe eines Vorarbeiters, der dieses vereitelte und zwar sammelten diese beiden Vorgesetzten Unterschriften der Ar- beiter. In dem abgegebenen Schreiben wurde ein Arbeiterausschuß als überflüflig betrachtet. Jetzt haben die Arbeiter das Nachsehen und müssen sich alle derartigen Maßnahmen gefallen lassen. Nowawes  . Ueber Karl Marx   referierte in der letzten gut besuchten Mit- gliederversammlung des Wahlvereins Genosse Schütte. Hierauf gab der Vorsitzende bekannt, daß am 29. September eine außer« ordentliche Wahlvereinsversammlung stattfindet, in welcher der Bericht vom Parteitag gegeben wird. Desgleichen machte er aus den am heutigen Mittwoch vom Jugendausschutz arrangierten Unter- Haltungsabend aufmerksam. Ferner ersuchte der Redner diejenigen Gewerkschaftsvorstände, die ihre Mitgliederliste für die bevorstehende Hauöagitation noch nicht eingereicht haben, dies in kürzester Zeit zu tun. Neu aufgenommen wurden 12 Genoffen und zwei Genossinnen. Die Abrechnung vom Sommerfest weist eine Einnahnie von 256,10 M. und eine Ausgabe von 259,40 M. auf. Den Bericht von der Generalversammlung Grotz-Berlin gab Genosse Krautspaul. Potsdam  . Stadtverordneteilsiliung. Von der reichhaltigen Tagesordnung. die fast ausschließlich ohne Debatte erledigt wurde, ist die Stellung« nähme dieses rein bürgerlichen Stadtparlaments bei der Bewilligung von Kurkosten für fünf Lnngenkranle charakteristisch für die in der Armenverwaltung geltenden Grundsätze und für die Anschauung ver- schiedener Stadtväter. Die Verhandlungen über diesen Punkt, die früher nicht öffentlich stattfanden, sind seit einiger Zeit in die öffentliche Sitzung verlegt,damit die Bürgerschaft erfahre, welche Wohltaten ihnen von der Stadt erwiesen werden". Verschiedene Stadtverordnete äußerten sich, datz es gar nicht notwendig sei, mit der Wohltätigkeit so viel Tamtam zu machen. Stadwerordneter Töpfer bemerkte, datz es keinen Zweck habe, in der Nichtöffentlichkeit zu ver-