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einen Gast in unserer unS in Er- weA. Im Krankenhause, wo der Verunglückte Aufnahme fand, erlag er bald nach seiner Einlieferung den schweren Verletzungen. AuS dem Feustcr gestürzt ist gestern in aller Frühe eine Frau Winkler in der Koloniestrabe. Die Verletzungen sind lebensgefährlich, da die Frau mehrere Knochenbrüche und einen Bruch des Beckens erlitten hat. Zu der KmnpfcSwcise desFreien Arbeiter" gegen irirt 23. in der Thorner Straße, die wir bereits Sonntagsnummer kurz gekennzeichnet haben, schreibt gänzung nnd Richtigstellung unserer Darlegungen der Gastwirt Wedekind:.Am 12. August kam die Mutter des ertrunkenen Ge- »ossen Wilhelm Franke zu mir und fragte mich, ob ich nicht jemand hätte, der mitgehen könnte, sie habe Nachricht erhalten, daß eine Leiche gefunden sei. Da ich keinen Genossen hatte und meine Frau seit acht Tage bor Ostern krank ist und an demselben Tage noch krank war, habe ich Frau Franke nach der Thorner Straße zu Przadka geschickt, da der Genosse Franke an demselben Abend, wo er verunglückt ist, dort gewesen war, und weil ich glaubte, daß diese Sache schneller erledigt werden würde. DerFreie Arbeiter" hat meine Aufforderung, eine Richtigstellung zu bringen, unbeachtet gelassen. Fcuerwehrbericht. Ein großer Dachstnhlbrand kam in der letzten Nacht aus noch nicht ermittelter Ursache in der Nuppiner Straße 33, Ecke der Stralsunder Straße zum Ausbruch. Als der 3. Löschzug nach Mitternacht   dort ankam, stand der Dachstuhl schon in großer Ausdehnung in Flammen und waren die Treppen so verqualmt, daß über eine ain Hause aufgerichtete mechanische Leiter vorgegangen werden mußte. Durch lrästiges Wassergeben gelang es der Feuer- wehr, die Flammen auf den großen Dachstuhl zu beschränken. Der Schaden ist natürlich bedeutend. In der Wilhelmstraße 22 kam gestern ein sehr gefährlicher Brand in einer Wellblechbude auf dem Hofe zum Ausbruch. Oel  , Lacke usw. brannten dort. Die Feuer wehr mußte energisch angreifen, um die Gefahr zu beseitigen, die auf Unvorsichtigkeit zurückgeführt wird. In der Nosenthaler Straße 13 brannten in einem Keller Schaldecken, Balken und anderes nnd in der Schönholzer Straße 18 eine Küche. Ferner hatte die Wehr in der Levetzowstraße 12, Linienstraße 161, Revaler Straße 6, Schlesische Straße 7 und anderen Stellen zu tun. Vorort- INsadmdrten. Wilmersdorf  . AuS der Stabtverorbnetenversammlung. Die Königliche Re- gierung zu Potsdam   hat sowohl die Charlottenburger wie die Wilmersdorfer   Lehrerbesolvungsordnung verworfen, weil die ausgeworfene Ortszulage in ihrer Höchstgrenze über die in der Berliner   Besoldungsordnung enthaltenen Satze hinausgeht. Der Mehrbetrag beläuft sich bei Lehrern auf 160 M., bei Lehre- rinnen auf 250 M. Nach Ansicht der Regierung findet das Hinaus- gehen über die Berliner   Sätze in den wirtschaftlichen Verhält- nissen der Stadt Wilmersdorf   keine Rechtfertigung. Gegen dies neue Stück preußischer Lehrerfreundlichkeit wandte sich eine Interpellation aus den Reihen der Stadwerordneten. Bürger- me-ster Peters antwortete den Fragestellern, daß der Magistrat sich mit den Behörden von Charlottenburg   und Schöne- b e r g in Verbindung gesetzt habe; man will durch gemeinsame Vorstellungen die Regierung milder zu stimmen suchen. Nachdem an Stelle des aus Wilmersdorf   verzogenen Stadt- verordneten B r e s s e r der Stadtverordnete Rosen baum zum Beisitzer gewählt worden war, führte eine weitere Anfrage des Inhalts, welche Maßnahmen der Magistrat zur Verbesserung des Leuchtgases ergriffen habe, zu einer ausgedehnten Er- örterung. Wie die meisten westlichen Vorovte. so bezieht auch Wilmersdorf   sein GaS von der englischen Gasanstalt. Seit Mona- ten klagt man nun über die schlechte Qualität des Gases, die darin ihre Ursache haben soll, daß die Gesellschaft aus Sparsamkeits- gründen das Kohlenstoffgas mit Wasserstosfgas vermischt. Im Gegensatz zu den Interpellanten wollte Stadtbaurat Lambert von einer Minderwertigkeit des Gases nichts bemerkt haben. In 27 Fällen habe die Gasgesellschaft auf Beschwerden hin eine Untersuchung veranstaltet, und immer habe sich dann er- geben, daß mechanische Ursachen, wie schlechte Brenner und schlechte Glühstrümpfe dem Uebel zugrunde liegen. Als nun etliche Stadt- verordnete dem Magistrat bedeuteten, daß es mißlich sei, sich einzig auf die Berichte der interessierten Gasgesellschast zu verlassen, gab Bürgermeister Peters das Versprechen, daß der Magistrat selber Untersuchungen veranstalten wolle. Hierauf gab die Stadtverordnetenversammlung zum Ankauf eines in der Mainzer Straße gelegenen Grundstückes ihre Zu- stimmung. Es kostet 438 450 M., das sind 1185 M. für die Ouadrat- rute, und soll zum Bau eines Reform-Realgymnasiums dienen. Zum Schluß kam es in der Versammlung zu so etwas wie einer sozialpolitischen Debatte. Sie war allerdings auch danach. Der Magistrat hat voriges Jahr in der Wilhelmsaue 21 eine Fürsorge stelle zur Bekämpfung der Tuberkulose eingerichtet, die sich eines weit lebhafteren Zuspruchs rühmen darf, als anfänglich angenommen wurde. ES ist keine Seltenheit, daß die leider nur einmal wöchentlich abgehaltenen Sprechstunden von 35 bis 40 Personen besucht werden; die Durchschnittszahl der Be- sucher ist 22. Wie eS immer bei derartigen Einrichtungen geht, wenn sie einigermaßen ihren Zweck erfüllen sollen, mußte von dem anfänglich aufgestellten Grundsatz, daß eine Behandlung der Kranken nicht ersolgen dürfe, abgelvichen werden. Es kamen Fälle vor, wo weder die Krankenkassen und die Landesversicherungsanstalt noch sonstige Ilnterstützungsverpflichtete in Anspruch genommen werden konnten, und daher die Stadt selber eingreifen mußte. So ist es denn kein Wunder, daß die bei der Etatsberatung von der Stadt ausgeworfenen 4000 M. nicht reichten und der Magistrat mit dem Antrage kam, ihm weitere 4000 M. zur Verfügung zu stellen. Nachdem der Arzt Stadtverordneter Dr. Edel die Vorlage kurz befürwortet hatte, setzte die Kritik ein. Die Vorhaltungen klangen nun beileibe nickt in einen Tadel darüber aus, daß der Magistrat sich nicht die Nachbarstädte Charlotlenburg und Schöneberg   zum Muster genommen, wo man immerhin durch Besorgung von Wohnungen und Betten für Tuberkulose einen be- scheidcnen Anfang mit einer rationellen Bekämpfung der Volks- krankheit gemacht hat. Die ziemlich energische Kritik stützte sich einzig darauf, daß der Magistrat entgegen seiner ursprüng- lichen Zusage überhaupt mit Unterstützungen ein» gegriffen hat.Wir können nicht gestatten", sagte Stadt- verordneter Professor Dr. Leidig,daß der Magistrat sich auf Lasten einläßt, die sich schließlich auf Millionen belaufen können und deren Ende man gar nicht übersehen kann." In Fällen wie dem vorliegenden darf nach dem früheren Geschäftsführer des Zentralverbandes deutscher Industrieller überhaupt keine Awangsgemeinschaft, sondern nur nie berüchtigt-freie Liebestätigkeit" eingreifen, mag diese ihre Unzulänglichkeit auch schon tausendmal bloßgestellt haben. Sehr beachtenswert war noch die weitere Acußerung des Stadtvcrord- neten Dr. Leidig, daß der Magistrat bei der kommissarischen Etatsberatuna auf Anfrage aus den Reihen der Stadtverordneten ausdrücklich erklärt habe, sich aufTorheiten" wie die nun doch notgedrungen und im bescheidensten Maße geübte Unter- stützung Lungenkranker.nicht einlassen werde. Als nun Stadtrat S t e i n b o r n mit beinahe verängstigter Stimme er- klärte, daß die Stadtverordneten formell ja im Recht seien, daß der Magistrat aber geglaubt habe, um des allgemeinen Besten willen dennoch mit Fug die ihm zur Verfügung gestellten Mittel wie geschehen verwenden zu können, tönte ihm ein vielfaches Oho l ntgegen. Die vom Magistrat beantragte sofortige Bewilligung der geforderten 4000 Alt. wurde abgelehnt; vielmehr über- wies die Versammlung die Angelegenheit dem Rechnungsausschuß mit dem Bedeuten, strenge Prüfung zu halten. Ohne Zweifel Verantwortlicher Redakteur: wird dies der sozialistenfreien Wilmersdorfer   Stadtverordneten  - Versammlung durchaus würdige Stück Sozialpolitik uns in der Agitation für die im Herbst erfolgenden Stadtverord- neten-Ersatzwahlen vortreffliche D i e n st e leisten. Es bleibt eben dabei, daß Wilmersdorf   sich an sozialpolitischer Wer- ständnislosigkeit von keinem anderen der größeren Berliner   Bor  - orte überbieten läßt. Charlottenburg  . Auf der Straße erschossen hat sich vorgestern abend gegen 8 Uhr auf den: Karl-August-Platz der 22 Jahre alte Handlungsgehilfe Franz Hercr. Der junge Mann hatte sich schon längere Zeit in der Umgebung des Platzes aufgehalten und war den Passanten durch sein unruhiges Wesen aufgefallen. Plötzlich zog er einen Revolver aus der Tasche und jagte, bevor er noch an der Slusfiihcung der Tat gehindert werden konnte, sich eine Kugel in die rechte Schläfe. In besinnungslosem Zustande wurde der Lebensmüde nach der Unfallstation in der Berliner Straße übergeführt und dann nach dem Krankenhause Westend   gebracht, wo er kurze Zeit nach seiner Ein- lieferuna verstarb. Die Wohnung des Mannes konnte bisher nicht festgestellt werden, ebensowenig ist das Motiv zu dem Selbstmord zu ernntteln gewesen. Friedenau  . Zu dem Selbstmordversuch bcS Dienstmädchens bei dem Ober- postinspektor Fräntzel, Bismarckstr. 22. erfahren wir, daß die Gründe dazu in der unfreundlichen Behandlung, die dem Mädchen durch die Hausfrau zuteil wurde, gelegen haben. Das Mädchen soll auf dem Krankenbett erklärt haben, daß es täglich harte Worte hören mutzte, während es sich nach ein wenig Freundlichkeit sehnte. Sie war fremd in Berlin  , arm und hilflos ihrem Schicksal preis- gegeben, verzweifelte schließlich und stürzte sich vom Balkon der dritten Etage auf den Hof hinunter, um ihrem Leben ein Ende zu machen. Nicht in hoffnungslosem Zustande, wie zuerst gemeldet wurde, kam sie nach dem Krankcnhause; sie siel auf einen Baum, und diesem Umstände verdankt sie es, daß sie mit dem Leben davonkommen wird und in 4 bis 6 Wochen das Krankenhaus wahr- scheinlich verlassen kann. Bei Frau Fräntzel soll der Dienst nicht leicht sein, was schon daraus hervorgeht, daß kein Mädchen dort lange aushält. In den letzten 18 Monaten sollen dort 6 oder 7 Mädchen in Stellung gewesen sein. Der schwere Dienst sollte aber kein Grund für ein Mädchen sein, sich das Leben zu nehmen. Da gilt es, Widerstand zu leisten, wenn die gestellten Anforde- rungen zu groß sind. Wenn ein Mädchen Mitglied des Ver- bandes der Hausangestellten ist(Bureau Michael- kirchplatz 1), dann findet es dort Rat, Hilfe und die notwendige Unterstützung gegenüber den Herrschaften. Diesem Verbände sollte sich jedes Dienstmädchen anschließen. Rixdorf. Zeugen gesucht. Am Freitag, den 10. September, abends zwischen ö'/2 und 6 Uhr wurde der neunjährige Sohn Erich des Ge- nossen   Karl Wolff  , Mainzer Straße 24. von einer Kraftdroschke über« fahren. Augenzeugen dieses Vorganges werden gebeten, ihre Adresse an obengenannten abzugeben. Lichtenberg  . Nicht weniger als 27 BeratmigSpunkte hatte die Tagesordnung der ersten Stadtverordneten-Versammlung nach den Ferien auf- zuweisen. Die in dieser Sitzung vorzunehmende Auslosung deS ersten ausscheidenden Drittels hatte folgendes Resultat: In der HI. Abteilung scheiden aus unsere Genossen Düwell, Kertzscher, Rösler, Seikel. Stöber; in der II. Ab- teilung die Stadtverordneten Dr. Bukofzer, Hör st mann, Schulz. W e i g e l, Dr. Wolff; in der I. Abteilung: B r ö t l e r, Hagenbeck, Jungmann, Hirsch, Kopp. Bon unseren Genossen wurde die schlechte Ventilation des Sitzungssaales be­mängelt und Abhilfe verlangt. Der Sachverständige für Terrain- spekulation Stadtverordneter Wolff glaubte unsere Redner mit einigen faden Witzen abtun zu können. Bei einem der nächsten Punkte der Tagesordnung verbreitete sich dieser Herr zum Entsetzen und unter Schlußrufen seiner Freunde % Stunden lang über alles Mögliche, allerdings, um möglichst von der Sache selbst, den Konflikt mit dem Magistrat, abzulenken. Zwei Beratungsgegenstände boten der bürgerlichen Mehrheit Gelegenheit. nachdrücklichst die Rechte der Stadtverordnetenversammlung gegen- über dem Magistrat zu wahren. Am 25. Mai hatten die Sradt- verordneten beschlossen, für Lichtenberg   ebenfalls wie in anderen Städten Bezirksvorsteher einzuführen. Auf Antrag unserer Genossen war diesem Beschluß das Verlangen beigefügt, daß der Magistrat die ausgearbeitete Instruktion der Bezirksvorsteher der Siadt- verordnetenverfammlung zu unterbreiten habe. Der Magistrat weigerte sich, diesen Beschluß auszuführen und fügte in seiner Begründung, daß die Stadtverordnetenversammlung kein Recht habe, über die Jnstruklion zu beschließen oder auch nur mitzubeschließen, folgende Stelle an:lieber sein Entgegen­kommen vermag der Magistrat nicht zu gehen, besonders nachdem in öffentlicher Stadtverordneten-Versammlung seitens ver« schiedener Stadtverordneter Ansprüche auf Mitwirkung beim Er- laß von Instruktionen geltend gemacht worden sind." Der zu diesem Punkt ernannte Berichterstatter, Stadtv. Rott, machte sich denn auch weiter kein Kopfzerbrechen, der Begründung des Magistrats Gegengründe gegenüberzustellen, sondern be- schränkte sich nach Verlesen einiger Stellen de« Magistratsantrages auf Aufhebung des Beschlusses der Stadtverordneten  -Versammlung diesem der Versammlung zu empfehlen. Demgemäß wurde auch, nachdem einer unserer Genossen dazu gesprochen, ohne weitere De- batte beschlossen. Ganz so leicht wurde den Herren der Umfall, die Borwahl des leitenden Arztes für das neu zu erbauende Krankenhaus. der KraukenhauSbaukommifston zu übertragen, nicht gemacht. Genosse Spicckerinann als Berichterstatter konnte nach Darlegung unseres prinzipiellen Standpunktes über die Wahrnehmung der Selbst« Verwaltung überhaupt an der Hand der verschiedensten Kommen- tatoren der Städteordnung, die auch der Magistrat herangezogen hatte, die Haltlosigkeit der magistratlichen Begründung seines Rechts- standpunktes nachweisen. Mit Ausnahme des Stadtverordneten Wolff, der in längeren unklaren Redewendungen die Weigerung des Magistrats, den Beschluß der Versammlung auszuführen, lebhaft be­grüßte, stimmten sämtliche weiteren Redner der Bürgerlichen diesen Darlegungen zu. Der Magistrat mußte sich im Verlauf der Debatte verschiedentlich recht scharfe Worte über sein krasses Vorgehen in dieser Frage sagen lassen. Insbesondere wurde protestiert gegen die scharfe, herausfordernde Art, in der diese Magistratsleistung be- gründet war, wogegen sich Bürgermeister Ziethen glaubte verwahren zu müssen. Nach anderthalbstündiaer Debatte, in der der Magistrat wieder- holt, aber ohne Erfolg ersucht wurde, doch ein ganz klein wenig nachzugeben, um der bürgerlichen Majorität den Umfall nicht allzu- schwer zu machen, wurde ein Antrag Schachtel in namentlicher Ab- stimmung mit 23 gegen IS Stimmen angenommen, der den Be- schluß vom 25. Mai, den leitenden Arzt anzustellen, aufhebt. Zur Bestreitung der durch Heranziehung von Gutachtern notwendigen Ausgaben wurde für die Zeit von 45 Jahren, die nach Ansicht der Herren noch vergehen werden, ehe das Krankenhaus erbaut fein wird, ein Pauschale von 1200 M. pro Jahr bewilligt. Damit haben beide Körperschaften ihre Blamage. Der Magistrat muß die bereits vollzogene Ausschreibung der Stelle des leitenden Arztes rückgängig machen und mag zusehen, wie er sich mit der Oeffent- lichkeit abfindet, und die Stadtverordnetenversammlung hat den Konflikt mit dem Magistrat, bei dem ja doch nur die Sozialdemo- krasie Gewinn haben konnte, aus dem Wege geräumt. Johannisthal  . Die letzte Gemeindcvcrtreterfitzung vollzog zunächst die Neuwahl der BoreiiischätzungSkommission. Dieselbe besteht aus den Herren Rehbein, v. Triitzschler, Marzahn  , Scherfling und Genossen G o b i n. Die Bewilligung der Jahresabrechnung für 1807 hat gezeigt, mir welcher Oberflächlichkeit die Voranschläge aufgestellt werden. Die Abrechnung schließt mit einem Defizit von 22 349 Mark. Eine von unseren Genoffen beantragte NachprüfungSkommisffon wurde abgelehnt und somit auch die Abrechnung gegen die Stimmen unserer Genossen angenommen. Eine lebhafte Debatte rief die Bewilligung der Fenstervorhänge in der Schulaula hervor, die ausschließlich nur kirchlichen Zwecken dient. Der einzig vernünftige Gedanke unserer Genossen, die Ausgaben zur Renovierung der Schulaula der Kirchcngemeindc zu überlassen, fand keine Gegenliebe bei den Bürgerlichen  . Die gemeinschaftliche Errichtung des Gewerbe- und Kaufmanns- gerichts kommt für Johannistha! nicht mehr in Frage, da durch die Kostenverteilung sich Johannisthal   gegenüber von Ober- und Nieder- Schöneweide übervorteilt fühlte. Der Arbeiterschaft Johannisthals erwächst hierdurch kein besonderer Nachteil, da sie fast gänzlich außerhalb des Ortes beschäftigt ist. Das beispiellose Verhalten der Flugplatzgesellschaft, die die Herstellung ihres Terrains durch Sol- daten vornehmen läßt, veranlaßte unsere Genossen, folgenden An- trag zu stellen: Der Gemeindevorstand wird veranlaßt, Schritte zu unternehmen, damit die Arbeiten anstatt durch das Militär von be- schäftigungslosen Arbeitern ausgeführt werden. Wenn auch die Be- rechtigung des Antrages von den bürgerlichen Vertretern zugegeben wurde, waren diese doch zu feige, dem Antrage zuzustimmen, weil man glaubte, die Interessen Johannisthals und damit die eigenen zu verletzen. Der vorgelegte Vertragsentwurf mit dem Schularzt, der unwesentliche Veränderungen gegen den vorigen aufweist, wurde einstimmig angenommen. Treptow  . Eine verhängnisvolle Baukatastrophe hat sich in der gestrigen Nacht in der Gerichtstraße ereignet. Auf einem Neubau stürzten vier Arbeiter, die Nachldienst hatten, in die Tiefe und zogen sich Ver- letzungen zu. Die Leute hatten sich auf einer provisorisch her- gestellten Treppe aufgehalten. Sie waren gerade dabei, Bau- Materialien nach den oberen Stockwerken zu schaffen, als ein Ver- schalungsbrett brach. Die vier Arbeiter wurden mit in die Tiefe ge- rissen. Während es dreien der Verunglückten gelang, sich an Seiten- Pfeilern festzuhalten, stürzte der vierte, der 53 Jahre alte Friedrich Bonn, Bergstr. 155 in Rixdorf wohnhast, mit solcher Gewalt nach den unteren Stocklverken, daß er in besinnungslosem Zustande vom Platz getragen werden mußte. Er hatte sich einen schweren Schädel- bruch, einen Nasenbeinbruch und innere Verletzungen zugezogen. In fast hoffnungslosem Zustande wurde er nach dem Krankenhause ge- bracht. Die anderen drei verunglückten Arbeiter waren mit äußeren Verletzungen davongekommen. Ober-Schöneweide. In der am DienStag anberaumten Gcmcindevcrtretersttzung er« folgte die Einführung de» ueugewählten Gemeindevorstehers Bcrtholdt durch den Landrat des Kreises Graf Rödern. An hochtönenden Aus« führungen und gegenseitigen Versickerungen hat es in den dabei gehaltenen Reden nicht gefehlt; möge die Zukunft die Bestätigung bringen. Kötligs-Wusterhausen. Ein KaualisntionS- und Wasserleitungsprojekt beschäftigt schon geraume Zeit die hiesige Gemeindevertretung. Es wurde ein Dar- lehen in Höhe von 600 000 M. aufgenommen, welches ratenweise abgehoben werden kann. Die erste Rate(75000 M.) wurde fällig, bevor das Projekt zur Ausführung gediehen war. Um nun das Geld nicht tot liegen zu lassen, mußte nut der Kanalisation be- gönnen werden. Wie ficht nun die Kanalisation selbst au»? Diese wird in den Straßenzügen zuerst ausgeführt, welche erst teilweise vom Kreise übernommen werden. Ein Teil der anliegenden Straßen, auch da, wo die Gemeinde direkt iuter- essiert ist, wie im Gebiete der Gemeinde- Gasanstalt, wird nicht kanalisiert oder aber man ist sich noch im Zweifel darüber. Sind die bürgerlichen Gemeindevertreter nicht genügend informiert worden oder liegt hier ein Mißverständnis vor? Es wundert uns jedoch, daß man nur ein gutes Drittel der Ortschaft kanalisieren will; wir fürchten, daß die Gemeindevertreter glaubten, für den Preis von zirka 125 000 M. den ganzen Ort kanalisiert zu bekommen. Aus diesem Vorgang ergibt sich für die hiesige Arbeiterschaft aufS neue, daß sie mit aller Kraft dahin streben muß, Vertreter ihrer Klasse ins Ortsparlament zu entsende». Vermischtes. Die oft miserable Personenbeförderung auf unseren Eisen» bahnen wird wieder einmal durch folgende uns übermittelte Zu- schrift eines Fahrgastes beleuchtet: Als am Sonntagabend S Uhr 1 Minute in die Bahnhofshalle zu Strausberg   der Zug Richtung Dirschau   einfuhr, bemerkten wir, daß 40 bis 50 Männer und Frauen anscheinend polnischer Ratio- nalität mit Kisten und Körben beladen den Zug besteigen wollten. Die Leute befanden sich am hintersten Teil des Zuges und wollten nun in die beiden letzten Waggons einsteigen; die Waggons waren jedoch verschlossen. Es wurde den Leuten zugerufen, vorn einzu- steigen. Da die vorderen Wagen jedoch dicht gedrängt voll waren, begaben sich die Leute wieder nach hinten. Durch den Ruf des diensttuenden Assistenten:Steigen Sie ein oder wir fahren ab", wurden die vor dem Zug Stehenden vollständig irre gemacht. Nun riefen einige Leute vom Publikum, der Schaffner möge doch die Waggons öffnen; endlich, nachdem der Herr Stationsvorsteher er- schien, öffnete der Schaffner die Türen, die verschlossen waren. Alles schob nun seine Koffer hinein, so gut und schnell es ging. Der Assistent schimpfte indessen über diepolnische Nation", daß sie so langsam machten. Zwei junge Leute, welche Bahnsteigkarten hatten, halfen wohl ihren Landslcuten die Koffer in die Kupees befördern. Einer derselben stand noch auf dem Trittbrett, als plötzlich der Assistent herankam und den jungen Mann in das Kupee drängen wollte. Als der Hilfsbereite sagte, er bleibe hier, packte der Herr den jungen Mann am Llrm und schob ihn in das Bureau des Bahnvorstchcrs, ging zurück und gab das Zeichen zum Abfahren. Dieser Vorgang rief eine Erregung und gleichzeitig eine Neugierde unter dem zurückbleibenden Publikum, welches nach Berlin   wollte, herbor. Schreiber dieser Zeilen drängte sich nach vorn, um zu sehen, was mit dem armen Polen   geschehen soll. Die Tür stand offen. Als der Herr Assistent erschien, sagte er zu dem armen Teufel:Sie kommen mir nicht eher hier weg, als bis Sie 6 M. bezahlt haben." Hierauf wandte sich der Beamte wieder um und ging hinaus. Das Publikum war über diesen Vorgang teil- weise erregt, so daß Stimmen laut wurden, die dem jungen Manne zuriefen, er solle nicht bezahlen, es sei Freiheitsberaubung. Der arme Teufel hatte es vielleicht anders verstanden, denn er zog sein altes Portemonnaie hervor und legte ein Fünf- und ein Einmark- stück unter Tränen auf den Tisch. Mehrere Herren und ich gingen nun dem Assistenten nach und frugcn ihn, aus welchem Grunde der Mann 6 M. bezahlen müsse. Uns wurde die Antwort, daß uns das nichts anginge. Ich frug den Beamten, wer ihm den Auftrag ge- ?eben habe, so mit dem reisenden Publikum zu verfahren. Auch ierauf gab der Beamte eine abweisende Antwort. Es folgte nun, da der Zug einfuhr, vom Publikum eine Flut von Schmähreden, die der Herr lächelnd hinnahm." Es wäre dringend erwünscht, wenn die Eisenbahnverwaltung diesen Vorgang eingehend untersucht. Trifft das, was der Schreiber des Vorstehenden mit aller Be- stimmtheit versichert, in allen Teilen zu, so müßte dem Herrn von seiner vorgesetzten Behörde ganz unzweideutig klargemacht werden. daß er sick im Umgang mit dem reisenden Publikum eines ange» messencn Verhaltens befleißigen muß; selbst wenn eS sich wie hier um Reisende polnischer Nationalität handelt. In den Flammen umgekommen. Nach einer Meldung aus Iben« köping   ist gestern früh bei dem Brande eines zweistöckigen Holz« Hauses in Vrigstadt ein Ehepaar mit vier Kiuicrn in de» Flamme» nmgckommen.__ Kmil vnger, Berlin  . Für den Inseratenteil veranftv,� Th. Glocke, Berlin  . Druck u- Verlag: Vorwärts Buchdrucker?! u, VerlagSanstalt Paul Singer& Co.. Berlin   SW»