poHftlifjc MevevNlkLt.Berlin, den 2. Mai.Die Militärvorlage. Die von Herrn R i ck e r t inspirirte„Liberale Korrespondenz" theilt mit, daß der pestern noch vonuns gemeldete Fraktionsbeschluß der Deutschfrei-sinnigen(ihre beiden Anträge aus der Kommission: Dieverfassungsmäßige. dauernde Sicherstellung der zweijährigenDienstzeit für die Fußtruppcn und die Normirung der FriedensPräsenzstärke in der jetzigen Höhe von 4S6 983 Mann für dieDauer von N/e Jahren wieder einzubringen) nur von 38 Fraktions-Mitgliedern unterzeichnet worden sei.„Die Minorität"— soheißt es in der„Lib. Korr."—„behielt sich freie Hand vorfür eine etwaige Verständigung mit der Regierung auf Grundlage einer anderweitigen Präsenzziffer, aberunter der Voraussetzung, daß sich für eine solche Verständigungeine Mehrheit ergiebt." Der dem Reichstag bereits zu-gegangene deutschfreisinnige Antrag ist nicht unterzeichnet vonden Abgeordnelen: Berling, Broemel, Dr. Dohrn, Eberty, Gold-schmidt, Gutfleisch, Dr. Hänel, Dr. Harmening, Hinze, DrHorwitz, Lorenzen, Lüders, Maager, Dr. Alexander Meyer, Dr.Müller, Rickert, Dr. R»g», Schroeder, Schütte, Dr. Seelig, Dr.Siemens, Dr. Frhr. v. Stauffenberg, Dr. Thomas, Wilbrandt. Dr.Witte und Dan. Letzterer ist Hospitant der Fraktion.— Daß dieHinze, die A lex. M ey er, die Hänel und Rickert in„wabernder Lohe" für ein K o m p r o m i ß ch e n„wallen undweben", ist wohlbekannt. Wie aber der zur bürgerlichen Demo-kratie sich bekennende Bodenreformer Harmening in dieGesellschaft der Kompromißler gerathen ist, bedarf der Aufklärung.Wir setzen voraus, daß der thüringische Abgeordnete sich beeilenwird, für diese Aufklärung zu sorgen.Die„Rational-Zeitung" stellt folgendes Rechen-exempel über die Art, wie der Kuhhandel zu stände kommt,an:„Es sind 3 Mandate erledigt, die Zahl der Abgeordnete»ist somit 394. Von diesen werden Fürst Bismarck und 10 Elsaß-Lothringer wohl jedenfalls fehlen, bleiben 383, so daß die absoluteMehrheit 192 betrüge. Für das Kompromiß stimmen dieNationalliberalen(41), Konservativen(63), Freikonservativen(13).Polen(17) und mindestens 3 Wilde, macht 149; es würdendanach zur Mehrheit 43 Stimmen fehlen, welche der Deutsch-sreisinn und das Zentrum zu stellen hätten. Jndeß ist bei dieserRechnung überall die volle Stärke der Fraktionen in Anschlaggebracht, während für die Entscheidung auch ins Gewicht fallenwird, wie viele Mitglieder der in ihrer Mehrheit das Kompromißverwerfenden Fraktionen fortbleiben werden. Von den An-hängern desselben wird selbstverständlich nur fehlen, wer unbedingtaußer stände ist, seinen Platz einzunehmen." Dasselbe Blattmeldet in seiner heutigen Abendausgabe:„Man erwartet, daßGraf Caprivi noch vor dem Beginn der zweiten Berathung einenentsprechenden Beschluß des Bundesraths herbeiführen werdeDer Antrag H u e n e ist noch nicht eingebracht, soll aber spä-testens morgen früh vertheilt werden. Heute Abend findet dieFraktionS-Sitzung des Zentrums statt, in der sichentscheiden wird, wie viele Mitglieder desselben mit Herrn v. Huenestimmen und wie die Mehrheit der Fraktion sich zu diesem stellenwird. Bei den Deutschfreisinnigen sind die Herren Rickert undGenoffen bemüht, für ihre Stellungnahme weitere Anhänger zugewinnen."—Die„V olkS» Zeitung", deren Chefredakteur derdeutfchfreifinnige Reichstagsabgeordnete Bollrath ist,schreibt:„Es haben von den in der Fraktionssitzung zugegen ge-wefenen Mitgliedern der Fraktion nicht unterzeichnet, weil sie beieiner„Verständigung" dabei sein wollen:Brömel, Dr. Dohrn, Goldschmidt, Dr. Hänel,Hinze, Dr. Horwitz, Maager, Dr. Alexander Meyer,Rickert, Schröder, Wilbrandt.Diese elf Mann sind es zunächst, die sich daS LobbesHerrn Schweinburg und der anderen Offiziösen„voll und ganz"verdient haben. Was den Abgeordneten Dr. M ü l l e r(Glogau)betrifft, so scheint das Fehlen seines Namens unter dem AntragRichter nur auf einem V e r s e h e n zu beruhen; denn sovielwir wissen, steht derselbe auf dem Boden des Antrages. Bondenen, die am Montag gefehlt haben, sind mit Bestimmtheit denRickert'schen zuzurechnen:Dr. Witte, Dr. Siemens, Lorenzen."Die Wähler mögen sich diese V i er zehne r-Listeliberaler„V o lks fr e u n d e" sorgfältig einprägen. Wirvermuthen, daß sie noch nicht vollständig ist.Man schreibt uns:„Der Handel um die Militär»vorläge ist also„in letzter Stunde" zu ständegekommen. Der Zentrumsmann Huene war glücklicher undgeschickter als der nationalliberale Bennigsen— er hatte mehrhinter sich und konnte mehr bieten. Ob gleich bei der zweitenLesung oder erst bei der dritten die nöthige Mehrheit gestelltwird, das ist noch ungewiß. An dem Kompromiß selbst ist nichtmehr zu zweifeln. Beschlossen war er schon beim Beginn derSession— aber die Furcht vor den Wählern zwang zu dersechsmonatigen Komödie der Zauderverhandlungen(mit obligaterhinaussehen, ebensowenig wie über das Grab, �etzt sahsie aber ihren Weg ganz deutlich. Sie war sem Weib,seine Schwester, sein Gefährte, und beschloß daher, allenMuth zusammen zu nehmen und ihm in dieser schrecklichenPrüfung beizustehen, ihn zu stützen und aus ihre jungenSchultern soviel von seiner Last zu nehmen, als sie nurkonnte.Sie war jetzt viel ruhiger. In ihren großen traurigenAugen war keine Thränenspur zu sehen. Innerlich weintesie aber Blutsthränen— jedoch nicht mehr über ihr Ge-schick, denn in dem einzigen Gedanken an ihn hatte sie sichselbst ganz vergessen.Kapitel VIH.Zwei Generationen.Andrej machte sein Anerbieten. Es wurde angenommen.Die weit ausgedehnte und verwickelte Verschwörung, derenvollziehende Hand er sein sollte, wurde in Bewegung gesetztund nahm ihren Lauf.Eines Abends, ungefähr vierzehn Tage nach seiner Rück-kehr, überschritt Andrej die Tutschkow- Brücke und lenkteseine Schritte nach dem Schloßplatze. Er wohnte noch inseiner alten Wohnung, doch zeigte es sich, daß er dort nichtmehr sicher war, so daß sie schnell nach einem anderen Viertelüberzusiedeln beabsichtigten. Deshalb machte auch Andrejeinen großen Umweg, denn er konnte seinen Weg sehr ver-kürzen, wenn er die Gagarin- Fähre benutzte. Er wollteden alten Repin besuchen und war bei diesem Vorhabennoch mehr als sonst bemüht, keine Spione nach sich zu ziehen,die etwa in der Umgebung seines Hauses herumlungernkonnten. Repin hatte ihm sagen lassen, daß erihn in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünsche.In dieser Aufforderung lag nichts Ungewöhnliches, so daßAndrej sich nicht bemühte, die Absicht dieser Einladung zuerrathen.Repin war aus den Besuch vorbereitet und erwarteteihn im Studierzimmer, nachdem er dafür gesorgt hatte,daß er nicht gestört werde. Der alte Mann sah, als er sovor dem von zwei Kerzen erhellten Tische saß und zerstreutüber einige Schriftstücke hinblickte, gedankenvoll und besorgtaus. Er wollte Andrei ein Anerbieten machen, welches ihmZukunftsstaats-Debatte al? burlesker Zwischenakts- Einlagen).Möglich, daß man sich schließlich noch zu einer Scheinablehnungversteht, um bei den Neuwahlen em frisches Mandat auf fünfJahre zu ergattern. Jedenfalls wird eine unwürdige Komödiegespielt. Nun, die Strafe wird nicht ausbleiben. Die deutschenWähler werden mit den Urhebern dieser Komödie und mit allen,die eine Rolle in ihr gespielt haben, streng ins Gericht gehen."—Die ultramontane„Kölnische Volks-Zeitung" schreibt„Wir können angesichts dieser Miliheilungen und Andeutungen nurnochmals an die Zentrumsfraktion die drmgende Mahnung richten,an der in der ersten Lesung erklärten Stellungnahme festzuhalten.Käme die Militärvorlage durch Absplitterung oder Enthaltungeines Theites der Zentrumsfraktion noch jetzt zu stände, sowürde das, wie die Dinge sich entwickelt haben, von den ver-hängnißvollsten Folgen sein."—Die„Germania" ergreist endlich heute Abend das Wort.Sie schreibt:„Kompromißgerüchte aller Art durchschwirren dieBlätter. Was die Zentrumspartei angeht, so könnenderen Mitglieder auch im Lande vollständig ruhig bleiben.Für die Regierungsvorlage ist kein Mensch in der Zentrums-Fraktion, für das Huene'sche Kompromiß, wenn esoffiziell formulirt würde— bis jetzt ist weder die Fraktion nochder Reichstag damit befaßt— kämen h ö ch st e n s so viele Mit-glieder der Fraktion in Betracht, daß die Finger— wir bitten,das wörtlich zu nehmen, zur Abzahlung ausreichen würden.Heute Abend hält die Fraktion Sitzung über die Militär-vorläge. Käme dann das Huene'sche Kompromiß vor,so würde sich jenes Resultat ergeben. Wahrscheinlichaber tritt es an die Fraktion gar nicht heran, weilderen Stimmung auS den Frakuonssiyungen der vergangenenWoche bekannt rst. Es würden dann nur noch die Redner derFraktion für die Plenarberathung bestimmt werden u. dergl."Wenn das Zentrum nicht seinen raschen Untergang als großePartei selbst herbeiführen will, muß es fest bleiben. Die Spracheder„Germania" läßt heute an Entschiedenheit nichts zu wünschenübrig. Sie erklärt nochmals, daß die Minderheit in derZentrumsfraktion viel zu winzig sei, um ins Gewicht zufallen, und schließt mit dem deutlichen Wink an Huene:„Nur daskann noch in Betracht kommen, ob Herr v. Huene auch nur�für seine Person" der geeignete und nolhwendige Antragstellerist bei einem Kompromiß, den die alten Kartellparteien— dieKonservativen machen dazu den zweiten Umsall— vertreten,der die Nationallideralen aus ihrer Roth rettet, den die eigenePartei aber verwirft." Sie verzeichnet ferner ohne Randbemerkung unter„Parlamentarisches" die Notiz:„Wie die„National-Zeitung" hört, will der Abg. Freiherr v. Huene,falls es zur Auslösung des Reichstages kommen sollte, ein Mandatnicht mehr annehmen." Hoffentlich theilt die„Germania"umgehend auch das Ergebncß der Fraktions-Sitzungmit. Reiner Wein muß eingeschenkt werden.—Wie berichtet ist, hat der Reichskanzler nach den weiterenMittheilungen über die Abmachung mit Herrn von Hueneauf die Erhöhung der Brau st euer und derBranntweinsteuer verzichtet. Für den Rest des Haushalts-jahres sollen die Kosten der Hceresverstärkung durch Matrikutar-beitrüge ausgebracht werden. Sollte die Vorlage Annahme finden,so wird die Lösung der Finanzsrage also auf eine spätere Sessionverschoben. Unsere volksverwüstendeFinanzwirth-s ch a f t würde dadurch in noch ärgere Wirrnisse als bisher ge-rathen. Nach Art eines schlechten Haushalters soll mit einemProvisorium gewirthschaftet werden. Aber wenn die Re-gierung jetzt aus höhere Brau- und Branntweinsteuer ver-zichtet, so geschieht dies nicht in der Absicht, der die Masseauspowernden indirekten Steuerpolitik Abtrag zuthun. Im Gegentheil! Die„Lösung der Finanzsrage" wird„verschoben", das Budget rechnet mit den Beiträgen der Einzel-staaten, die also noch höher als bisher zu den Reichsausgabe»herangezogen werden sollen, was das preußische Defizitz. B. und die Ansprüche an die Steuerzahler in den Einzelstaalenrecht erklecklich steigern müßte. Und wie werden die neuenAusgaben am Ende, wenn die„Finanzsrage" zur„Lösung"kommt, gedeckt werden? Durch neue indirekte Steuern,durch Erhöhung der alten Steuern, durchZölle und etwa Monopole. So lautete denndas Paßwort der Kompromißwütheriche und der Regierung:„Die Militärvorlage muß bewilligt werden, wie dieneue Gut- und Blutsteuer bezahlt wird, dafür mag später ge-sorgt werden. Nach uns die Sintfluth!" Das a r-bettende Boll, das die Zeche zahlen soll, sei auf derWacht! Schamloser als je drohen die Landsknechte derReaktion, die Reptilienbrüder mit einem S t a a t s st r e i ch, miteinem Verfassungsbruch. Möge das Volk die richtigeLehre daraus ziehen!—Die„Freisinnige" von heute Abend windet sich ob derSpaltung in folgenden Qualen: Wir geben die Hoffnung nochnicht aus, daß der Kompromißantrag Huene, zu welchem übrigensder Kaiser bereits seine Zustimmung ertheilt hat, scheitern wird.Bis zur Entscheidung behalten wir uns ans naheliegenden Grün-sehr am Herfen lag, und er hatte vollauf Grund zu glauben,daß dadei keine Zeit zu verlieren sei.Wenn die Verschworenen an etwas ausnehmend Ernstemarbeiten, errathen oft selbst diejenigen, die nicht aktiv thätigsind, daß etwas Wichtiges im Gange sei. Eine unbestimmteEmpfindung der Gefahr verbreitet sich überall.Man sieht, daß die Verschworenen sorgfältiger dieVorsichtsmaßregeln gegen die Polizei beobachten. Sieermahnen die mit ihnen Sympathiesirenden und gelegent-lichen Helfer gegen Haussuchungen auf ihrer Hut zu sein.Sie entfernen bloßstellende Papiere aus Häusern, in denensie zu anderen Zeiten fast offen gehalten wurden. EinigeMitglieder der Partei, die über weniger Selbstbeherrschungverfügen, als die andern, können ihre hochgradige Nervositätnicht verbergen, wenn sie heiter und ruhig aussehen sollten.So können, selbst wenn das Geheimniß, um welches es sichhandelt,"streng gewahrt wird, diejenigen, welche die Zeichender Zeiten lesen können, oft etwas voraussehen.Repin gehörte zu Ijenem großen in Rußland auS denverschiedensten Elementen zusammengesetzten Kreise vonLeuten, welche für die Verschworenen Freundschaft und Mit-gefühl empfinden. Er hatte diese verhängnißvollen Zeichenmit scharfer und schmerzlicher Aufmerksamkeit beobachtet undwar fest überzeugt, daß ein neuer Ausbruch nahe bevorstehe.Er hatte lange Zeit keinen aktiven Geschworenen gesehen, voreinigen Tagen aber Tanja aus einer kleinen Gesellschaft indem Hause eines Freundes getroffen. Sie konnten nureinige Worte heimlich austauschen, doch sah sie so verstört,so müde aus, daß er seine schlimmsten Vermuthungen de-stätigt fühlte. Das unterirdische Leben mußte jetzt mit be-sonders großen Sorgen verknüpft sein, denn nie zuvor hatteer seine Tochter in solchem Zustande gesehen. Er warmachtlos, sie der revolutionären Sache abspenstig zu machen,vielleicht gelang es ihm aber sie und Andrej eine Zeit langvon der Bewegung fern zu halten. Er war entschlossen, eszu versuchen.Nach seiner Tochter war die Person, um die er ammeisten besorgt war, sein Schwiegersohn, zu dem er auf soeigenthümliche Weise gekommen war. Wenn er einen Gattenfür Tanja zu wählen gehabt hätte, hätte er ihr sicherlichden weitere Ausführungen über die in der freisinnigen Parteihervorgetretene Spaltung vor.Die einzige Partei, welche den Antisemitismus von Anfangan bekämpft habe, sei die deutschfreisinnige— prahlt die„Frei-sinnige Zeitung". Mit Nichten. Die einzige Partei, die denAntisemitismus von Anfang an erkannt und bekämpft hat unddie ihm auch das Lebenslicht ausblasen wird, ist die sozial-d emokratische. Und die einzige, die ihn von Anfang anbis auf den heutigen Tag nicht erkannt hat und ihm deshalbganz rathlos gegenübersteht, ist die deutschfreisinnigePartei.—O welches Glück, einen Ahlward zum Anklägerzu haben— können jetzt alle diejenigen singen, die zur Zeitder Gründerära ihr deutsches Panama-Schäfchen geschorenhaben. Der Ahlwardt hat richtig an ihnen das Wunderder Mohrenwäsche fertig gebracht. Freilich nur in denAugen derjenigen, die an Wunder glauben. Und zu diesengehören, wie jedermann weiß, wir Sozialdemokraten nicht.Wenn es wahr wäre, waS einige Antisemiteriche jetzt inUmlauf setzen, daß Ahlwardt im Solde der �Ilianos israelitestehe, so hätte diese„Allianz" in der That einen glänzendenBeweis von Scharfsinn und Menschcnkenntniß gegeben.—Ein Muster der Folgerichtigkeit ist die„KölnischeZeitung". Ihr einstiger Redakteur, der jetzigeHerausgeber der„W estdeutschen AllgemeinenZeitung", stellt die Wandlungen fest, welche die„Kölnische Zeitung" in Sachen der Militärvorlagedurchlebt hat. Man urtheile selbst!„Kölnische Zeitung" vom12. November 1392:„Die nationalliberale Kor-respondenz ist mit uns der Ansicht, daß es die Aufgabe dernationalgesinnten Deutschen ist, in der Militärvorlage aufeinen Kompromiß zwischen den Forderungen der Re-gierung und der Rücksicht auf die wirthschastlicheLage hinzuarbeiten. Wir nehmen an, daß die Negierung z uwetteren Zugeständnissen bereit ist."16. November 1392:„Die Regierung wird weit-gehende Zugeständnisse machen müssen, abersie ist dazu, wie wir glauben, auch bereit. In diesem Falleaber dürften die staaterhallenden Parteien schwerlich die Ver-antwortung für eine ernste Krisis in unserem Staatsleben aufsich nehmen, vielmehr bereit sein, die Hand zu einem Kom-promiß darzubieten."21. November 1392:„Wir verkennen durchaus nicht dieNothwendigkeit. daß bei der Beurtheilung von Fachsragenzunächst Fachmänner das Wort ergreifen, aber die Militär-vorläge ist keine ausschließlich militärischeFachangeleaenheit, sie ist zugleich von großervolkswlrthschaftlicher Bedeutung, die der Poll-tiker wahrhaftig nicht in letzter Linie in denKreis seiner Erwägungen zuziehen hat. Hierden rein militärischen Standpunkt als allein und ausschließlichmaßgebend hinzustellen erzeugt einerseits eine Ein-sei t ig k e it d er A u ffa ssu n g und giebt anderer-seits schreib- und redegewandten Agitatorenscharfe Waffen in die Hand— beides Umstände, diewir gerade im Interesse der geplanten Heeresverstärkungen,soweit sie sich als unerläßlich herausgestellt, beklagen."24. November 1892:„Es wird Sache der Mittelparteien,de? Zentrums und der Konservativen sein, sich über denKompromiß schlüssig zu machen, den sie der Regierung anbietenwollen."Und wir fügen auS der„Kölnischen Zeitung" vom1. Mai 1893 das Folgende hinzu.„Im Laufe dieser Woche werden im Deutschen Reichstagdie Würfel über eine schicksalsschwere Frage fallen. Sachver-ständige Männer haben uns nachgewiesen, daß sowohl Deutsch-land für sich als auch der Dreibund in ver Entwicklung seinerWehrkraft hinter den Gegnern zurückgeblieben ist. Unser Heerbietet uns bei all seiner Bortresslichkett kein« Bürgschaft da!Ür.daß wir den Krieg, der uns etwa aufgezwungen werden sollte,auf feindlichem Boden führen werden...... Aus sorgfältigenErwägungen aller berufenen Männer ist eine Vorlage hervor«gegangen, welche die Verstärkung und Äerj ingung des Heeresanstrebt und zugleich einen gerechten und liberalen Gedanken.Verkürzung der Dienstzeit unter thunlichster Durchsührung derallgemeinen Wehrpflicht, verwirklicht."Was sind die vielgewandten Höflinge des Dänen-prinzen, die Rosenkranz und Gyldenstern für starrnackigeGesellen verglichen mit den Kautschukmännern der„Kölnischen Zeitung"! Dieses Blatt kämpft für die„bestenSchichten der Nation", für„Bildung und Besitz" und wiedie Schlagworte sonst heißen für den Geldsack.—Der„feste Thurm". Die bayerische Zentrums-Partei bietet alles aus, um ihre schwankende Stellungkeinen Gefährten auS den Reihen der Verschworenenausgesucht. Aber junge Leute, die in politischenAngelegenheiten ihren eigenen Weg gehen, pflegenauch in Lebensfragen keine Leitung von den Elternzu dulden. Seitdem sich übrigens Tanja zu denVerschworenen gesellt hatte, kam es ihm auf denBerus ihres Gatten nur noch wenig an. So gelang esschließlich Repin, durchdrungen von den Sympathieen, welchedie besten der Liberalen den Revolutionären entgegen-brachten— Andrej als seinen wirklichen Schwiegersohngelten zu laffen und ihn aufrichtig zu lieben. Hätte Andrejeiner weniger radikalen Richtung der revolutionären Parteiangehört, so wäre der alte Mann mit ihm ganz zufriedengewesen. Sie standen aus sehr gutem Fuße, und Andrejbesuchte Repin so oft es die nöthige Vorsicht und seineThätigkeit irgendwie erlaubte. Repin wußte viel von dem,was ihn betras, denn Andrej war mit ihm so offen undehrlich, als ein Verschworener es mit einem vertrautenFreunde sein darf. Tanja war in der That die zurück-hallendere von beiden, da sie jünger war und als TochterRepin's sich dem Vorwurfe der Beeiuflussung durch persöu-liche Voreingenommenheit mehr ausgesetzt fühlte.Er war wohl unterrichtet über die Dubrawnik'scheExpedition, die großen Gefahren, welche daraus für Andrejerwuchsen. Er hielt es gerade an der Zeit, daß Andrejsich für eine Weile zurückzog. Darauf beruhte seine Hoff-nung, daß der Plan, den er in Aussicht hatte, sowohl ihm,als Tanja angenehm sein werde.Er begrüßte Andrej, der ihn seit seiner Rückkehr ausDubrawuik nickt besucht hatte, recht herzlich und fragte ihnnach Tanja's Befinden.' Andrej antwortete, daß sie ganz wohl sei.„Es ist ebenso unwahrscheinlich, denke ich, daß einer derUnseren krank wird, als daß ein Salamander sich erkältet,"fügte er hinzu.„Es ist so brennend heiß in unserer unter-irdischen Region, daß ich zweifeln muß, daß Bazillen dortam Leben bleiben können."Er lächelte, aber nur mit den Lippen, seine Augen be-hielten den ernsten Ausdruck bei.(Fortsetzung fofgt.)