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Str. 219. 26. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 19. September 1909.

Kirchenfteuerbelästigungen.

Die Beläftigung durch ungerechte Veranlagung zur Kirchen­steuer wächst sich immer mehr zu einer öffentlichen Salamität aus. Die Personen, die von den Kirchenbehörden zu Unrecht zur Kirchen­steuer veranlagt werden, ist Legion. Entweder handelt es sich um Personen, die seit vielen Jahren gerichtlich aus der Kirche aus­geschieden sind, oder aber es werden Leute zur Zahlung von Kirchensteuern aufgefordert, die niemals der veranlagenden Kirchen­gemeinde angehört haben. Nun wird den zu Unrecht Veranlagten noch zugemutet, zu reklamieren, obwohl sie doch der Kirche gegen­über gar keine finanziellen Verpflichtungen haben und angedroht, wenn sie die mit Zeit- und Geldverlust verknüpfte Reklamation nicht rechtzeitig einsenden, daß obendrein Pfändung erfolgen werde. Vergreift sich ein über diese Belästigungen Empörter in seiner Reklamation über diese ungerechte Veranlagung im Aus­druck, muß er noch gewärtig sein, wegen Beleidigung der Veran­Tagungsbehörde angeklagt zu werden, wie das bereits einigen Re­flamanten gegenüber geschehen ist. Allerdings sind uns bisher nur Beleidigungsklagen bekannt geworden, die von der evangeli­schen Stadtsynode ausgegangen sind; der katholische Gesamtver­band der Kirchengemeinden hat es, wie es scheint, bisher vornehm vermieden, diesen Weg zu gehen, obwohl er sicher nicht minder liebenswürdige Reklamationen erhalten hat, als die evangelische Stadtfynode.

Um ein fleines Bild zu bekommen, wie es mit diesen Ver­anlagungen beschaffen ist, haben wir aus der großen Zahl der uns zugegangenen Alagen nur folgende charakteristische zusammen­

gestellt:

1. Gürtler R., Mirbachstr. 76, am 15. Mai 1905 aus der evangelischen Kirche ausgeschieden, aber von der katholischen Ge­meinde zur Kirchensteuer veranlagt.

2. Herr K., Mehnerstr. 5, mosaischer Konfeffion, teilt mit, daß er im Juli, 10 Tage nach seiner Anmeldung in seiner jebigen Wohnung, von der katholischen Kirchengemeinde eine Steuerver anlagung erhalten hat, die er aber uneröffnet ließ und nach zwei Tagen wieder mit der Aufschrift, daß er keine Verwendung dafür habe, in den Briefkasten warf, erhielt die Veranlagung am 28. August im Brief.

3. Wilhelm M., Alexanderstr. 10/11, vor 15 Jahren aus der evangelischen Kirche ausgeschieden, von der katholischen Kirchen­gemeinde veranlagt.

4. R., Zoffener Straße 51, ist evangelisch, seit einem Jahre aus der evangelischen Kirche ausgeschieden, erhielt von der katho­lischen Kirchengemeinde Steuerberanlagung.

5. Wilhelm A., Marstr. 13d, am 22. Februar 1889 aus der evangelischen Kirche ausgeschieden, von der katholischen Kirchen­gemeinde veranlagt und das, obwohl er nach einem Schreiben der Einkommensteuerveranlagungskommission( Stadtbezirk 314 D. Steuernummer 2958) von der Zahlung einer Steuer überhaupt be­freit ist.

6. Frau Tischler Bl., Ryteftr. 7, ift evangelisch, aber von der fatholischen Gemeinde veranlagt. 7. Franz P., Rohrleger, Rykestr. 7, seit 1906 aus der evange. lischen Kirche ausgeschieden, von der katholischen Gemeinde ver­anlagt.

8. Karl K., Posamentiergehilfe, Köpenider Straße 139, am 26. Februar 1906 aus der evangelischen Kirche ausgetreten, von der katholischen Gemeinde zur Steuer veranlagt. Troß Reklama­tion und Protest Bahlungsaufforderung erhalten mit der An­drohung des Zwangsverfahrens, wenn nicht innerhalb 8 Tagen bezahlt wird.

9. Leopold, K., Wiesenstr. 7, mit Frau seit 16 Jahren aus der Landeskirche ausgeschieden, aber zu Unrecht von der evange lischen Berliner Stadtfynode zur Kirchensteuer veranlagt.

10. Wilhelm De., jett Charlottenburg , Leibnizstr. 58, wohna haft, seit 10 Jahren aus der Kirche ausgeschieden, bekommt jedes Jahr von der Berliner Stadtsynode seine Einschätzung zur Kirchensteuer, obwohl er wiederholt mitgeteilt, daß er Diffident sei. 11. Schlosser Karl J., Lorkingstr. 9, ist im Jahre 1890, feine Ehefrau im Jahre 1891 aus der evangelischen Kirche ausgeschieden, im Borjahre von der evangelischen Kirche zur Kirchensteuer ein­geschäßt.

12. Witte Fr., Gerichtstraße wohnhaft, laut amtlicher Mit­teilung vom 3. Juli 1906 von Bahlung der Steuern für die Monate April 1906 bis Ende 1906 infolge des Todes ihres Mannes be­freit, erhielt von der Stadtfynode unterm 2. Oftober 1908 die Auf­forderung, als Erbin des Verstorbenen die Kirchensteuern für 1906 zu zahlen, und als sie nicht zahlte, am 15. Oftober 1908 die An­brohung der Zwangsvollstreckung.

Kleines feuilleton.

13. Albert B., Arbeiter, Charlottenburg , Helmholtstr. 4, mit 39. Frizz Sch., Fehrbelliner Straße 4. Am 11. April 1906 aus. Familie sei 25. April 1906 aus der evangelischen Landeskirche geschieden. Am 10. Oktober 1908 au 4,20 m. Kirchensteuer ber­ausgeschieden, von der katholischen Gemeinde zur Kirchensteuer anlagt, war zweimal in der Steuerstelle seines Bezirks, legte Aus­beranlagt. trittsbescheinigung vor, trotzdem wurde gepfändet. Spiegel ver­14. Otto F., Schonenschestr. 10, am 19. Oftober 1903 aus der fiegelt. evangelischen Landeskirche, die Frau aus der katholischen aus- 40. Tischler Emil V., Hornstr. 17, war veranlagt zu 4,20 M. geschieden, aber am 28. Oktober 1908, also nach 5 Jahren zur Kirchensteuer von der evangelischen Berliner Stadtsynode, zahlte Kirchensteuer veranlagt. am 14. Dezember 1908 an Deutsche Bank, erhielt eine Mahnung 15. Oskar J., Eisendreher, Koloniestr. 6, ausgetreten mit Frau vom 16. Februar datiert über 4,80 M., die bei ihm am 1. März am 22. März 1906, am 29. Oftober 1908 von der katholischen Ge- abgegeben wurde, widrigenfalls Vollstreckung erfolge. meinde veranlagt. War nie katholisch. 17. März erschien der Vollziehungsbeamte, um zu pfänden, nahm aber schließlich Abstand.

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16. Josef L., Anstreicher, Schwarzkopfftr. 18, seit 27. Februar 1896 aus der katholischen Kirche ausgeschieden, Frau aus der evangelischen soll an die evangelische Kirchengemeinde 6,20 M. zahlen, obwohl seit einem Jahre arbeitslos und von der Ein­fommensteuer befreit. Kirchensteuer, also bei einem Steuerfaße von 21 M., obwohl die 17. Fräulein Meta H., Pantstr. 31, veranlagt mit 4,20 m. Arbeiterin gemäß ihrem geringen Verdienste zu keiner Einkommen­steuer veranlagt ist.

18. Schantwirt W., Graudenzer Straße 13, seit 30 Jahren aus der Landeskirche ausgeschieden, wurde im Vorjahre gleich­falls von der evangelischen Stirche veranlagt. 19. Albert S., Tischler, Reichenberger Straße 58, am 1. April 1889 mit Ehefrau aus der evangelischen Kirche ausgeschieden, von der katholischen Gemeinde im Jahre 1908 veranlagt. 20. Emil Sch., Handlungsgehilfe, Gitschiner Straße 58, jetzt Morikstr. 22, am 2. April 1907 aus der evangelischen Kirche aus­geschieden, soll an die katholische Gemeinde Steuern zahlen. 21. B., Portefeuiller, Bornholmer Straße 72, mosaischer Religion, von der jüdischen und evangelischen Gemeinde ver­anlagt. 22. Otto St., Simon Dachstr. 21, am 6. März 1906 aus der evangelischen Kirche ausgetreten, veranlagt im Jahre 1908 von der katholischen Kirche .

23. R., Gastwirt, Gartenstr. 103, früher evangelisch, aus­getreten am 6. Juni 1906, veranlagt von der katholischen Kirchen­gemeinde.

24. August F., früher evangelisch. Austrittserklärung am 25. August 1906. Am 24. September 1908 von der evangelischen Kirche veranlagt, reklamierte, erhielt Antwort, daß Veranlagung aufgehoben sei, am 22. Dezember erhielt F. dafür eine Einschätzung von der katholischen Gemeinde. 25. Hermann G., Böbowstr. 34, mit seiner Frau am 26. Juli 1897 aus der Kirche ausgetreten, bekam am 22. Dezember 1908 von der Berliner Stadtsynode eine Veranlagung zur Kirchensteuer, ferner am 19. Februar 1909 einen Mahnzettel, die Kirchensteuer für das Jahr 1907 zu zahlen.

26. Otto L., Müncheberger Straße 27, im Jahre 1906 aus der evangelischen Kirche ausgetreten, von der katholischen Kirche im Jahre 1908 veranlagt. 27. Mag D., Admiralstraße, früher katholisch, seit 1905 aus­getreten, im Dezember von der evangelischen Kirche veranlagt. 28. Hermann 2., Hermsdorfer Straße 8, früher mosaischer Religion, seit 1893 mit Frau ausgeschieden, veranlagt im Dezember 1908 bon der katholischen Gemeinde.

29. Rudolf M., Hussitenstr. 42, früher evangelisch aber ausgeschieden am 20. Juli 1907, von der katholischen Ge­meinde veranlagt.

30. Rudolf W., Maurer, Schliemannstraße. Am 14. April 1902 aus der evangelischen Kirche ausgetreten, im Jahre 1908 von der Berliner Stadtsynode veranlagt.

31. Ferdinand 2. , Zimmerer, Pappel Allee 64, ausgeschieden aus der evangelischen Stirche am 24. Februar 1905. Gegen die Veranlagung vom August 1908 rechtzeitig Einspruch erhoben, feine Antwort erhalten. Am 27. Februar 1909 dagegen Mahnzettel era halten, in dem Pfändung angedroht ist.

ausgesch

32. M., Metallarbeiter, Hussitenstr. 16, ausgeschieden aus der evangelischen Stirche, von der katholischen Gemeinde veranlagt. 33. Vater des obigen Metallarbeiters, Jasmunderstr. 10, das­felbe Schicksal, seit 9 Jahren aus der Kirche ausgetreten. 34. Des Obigen Bruder, Jasmunder Straße 21, Sasselbe Schicksal, seit 2 Jahren aus der Kirche ausgetreten. 35. Franz B., Swinemünder Straße 46, ausgetreten am 6. April 1889. Veranlagt von der katholischen Gemeinde. B. war früher katholisch, die Frau evangelisch, aber vor ihrer Verheiratung ausgeschieden.

36. Karl L., Hussitenstr. 34, seit 1905 ausgeschieden, früher evangelisch, veranlagt 1908 von der katholischen Gemeinde. 37. Mar E., Rüdersdorfer Straße 69 I, früher evangelisch, am 10. September 1906 ausgetreten. Beranlagung von dem katho­lischen Gesamtverband.

38. Hugo W., Gastwirt, Müllerstr. 12a. Seit 1906 aus der evangelischen Gemeinde ausgeschieden. Erhielt, ohne eine Ver­anlagung erhalten zu haben, einen Mahnzettel, an den katholischen Gesamtverband Kirchensteuern zu zahlen.

das liegt aber an den unvollkommenen Berichten. Für Cooks Glaubwürdigkeit führt der Redner an, daß er fein Neuling sei, sondern einen ehrenvollen Namen zu verlieren hätte bei einem Betrug, der ja doch herauskommen müßte. Dr. Wegener glaubt also, daß wir in Cook den ersten Entdecker des Nordpols zu sehen haben. Er erklärt es für ganz fraglos, daß man nun auch baldigst den Südpol erreichen werde. Er weist darauf hin, daß außer Bearh jest auch der berühmte englische Polarforscher Scott nach der Antarktis will. Wenn dann der Ehrgeiz, auch den zweiten Achsen­punkt der Erde zu erreichen, befriedigt ist, so wird die wissenschaft­liche Arbeit in beiden Polargebieten erst recht losgehen.

Theater.

Am

41. S., Gewerkschaftshaus, Engelufer 15. Im Vorjahre gleichfalls zu Unrecht veranlagt, erst nach wiederholten Schreiben bon Zahlung befreit.

42. Frau E., Schönleinstr. 6. Seit 20 Jahren ausgeschieden aus der evangelischen Kirche, von der katholischen Kirche veranlagt. 43. M., Tischler, Markgrafendamm 17, mit Frau aus der evangelischen Kirche ausgeschieden am 10. August 1895. Veranlagt von der evangelischen Stadtsynode zur Kirchensteuer. Weil er reklamiert hat, wurde er wegen des beleidigenden Inhalts noch wegen Beleidigung angeklagt.

44. Ernst K., Gastwirt, Woldenberger Straße 10, erhielt die Aufforderung, an die katholische Kirche binnen zwei Wochen 1,60 m. Steuern zu zahlen. K. war evangelisch, hatte noch nie mit der fatholischen Gemeinde etwas zu tun. Seit dem 10. Dezember 1907 aus der evangelischen Kirche ausgeschieden. Auf Reklamation hin erhielt er die Mitteilung, daß sich die Veranlagung auf die Ehe­frau bezieht, Ghefrau sei vom Magistrat als katholisch aufgegeben. Das ist aber auch falsch, denn die Ehefrau ist evangelisch.

45. Theodor M., Hussitenstr. 15, ist im März 1901 aus der Landeskirche ausgetreten, wurde trotzdem von der evangelischen Synode zur Kirchensteuer veranlagt.

46. Tapezierer Paul Sch., Charlottenburg , Schillerstr. 47. Jm Februar 1903 aus der Landeskirche ausgeschieden, am 6. Sep­tember 1909 wollte die evangelische Kirche Steuer einziehen.

47. Tischler May R., Thorner Straße 2. Am 8. September 1909 von der evangelischen Stadtsynode Kirchensteuerveranlagung erhalten. Ist am 5. März 1906, feine Ehefrau am 5. Juni 1906 aus der Kirche ausgeschieden.

48. Former Valentin T., Emdener Straße 38, und Frau ver­anlagt von dem katholischen Gesamtverband für das Jahr 1909( 1. April 1909 bis 1. April 1910) zu je 5,40 M. Ausgetreten aus der katholischen Kirche am 23. Dezember 1907. Reklamierte. Im September von der evangelischen Synode veranlagt, ob­wohl er und seine Frau früher katholisch waren und auch aus der katholischen Kirche ausgeschieden sind.

49. Metallarbeiter Fritz St., Steglitz , Bismarckstr. 1 wohn. haft, früher Berlin , Schüßenstr. 75. Aus der evangelischen Kirche März 1906 ausgetreten. Veranlagt zur Kirchensteuer 1908. 50. Redaktionssekretär R., Steglitz , wurden bei Bezahlung feiner Steuern auch Kirchensteuern für die evangelische Stirche ab gefordert, obwohl er gar nicht veranlagt war und auch nicht werden kann, da er seit 1893 ausgeschieden ist.

51. Restaurateur Emil B., Wilhelm- Stolzeftr. 41, wird schon 1907 und 1908 von der evangelischen Stadtsynode zur Zahlung von Kirchensteuern veranlagt, ist aber nie evangelisch gewesen; früher fatholisch, seit 1908 aus der katholischen Kirche ausgeschieden. Hat der Shnode im Vorjahre schon mitgeteilt, daß er nicht evangelisch gewesen sei, wird aber in diesem Jahre wieder von der Synode beranlagt. feit

52. Arbeiter Gustav M., Boghagen- Rummelsburg, 15 Jahren aus der Kirche gerichtlich ausgeschieden, von dem Ge famtverband katholischer Kirchengemeinden Groß- Berlins zur Kirchensteuer veranlagt. Stadtbez. Borhagen- Rummelsburg, Rolle A. II. 141. 1908/1909.

53. Metallarbeiter Franz KI., Bellermannstr. 16, mit Frau im Jahre 1878 aus der evangelischen Kirche ausgeschieden, von der evangelischen Stadtfynode für 1908/09 veranlagt.

54. Redakteur Karl L., Buttmannstr. 7, im Jahre 1893 aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Vor zwei Jahren von der tatholischen Stirche, in diesem Jahre von der evangelischen Stadt­synode zur Kirchensteuer veranlagt.

55. Vollrat E., Simon- Dachstr. 33 wohnhaft, wurde im Vor­jahre von der evangelischen Synode zur Steuer veranlagt, refla­mierte unterm 30. Oktober 1908 mittels eingeschriebenen Briefes unter dem Hinweis, am 16. Oftober 1895 aus der Kirche ausge­schieden zu sein. Bis Ende Mai 1909 teine Antwort erhalten. 56. Ernst M., Klavierarbeiter, Borhagen- Rummelsburg , Gärtnerstr. 33 wohnhaft, im Jahre 1878 aus der Kirche aus geschieden, wird seit drei Jahren von der evangelischen Kirche ver­anlagt, muß jedesmal reklamieren, obwohl es doch auf dem Bureau bekannt sein sollte, daß M. nicht veranlagt werden darf.

57. Gustav R., Berichterstatter, Littauer Straße 17, aus der evangelischen Kirche 1881 ausgeschieden, veranlagt von der evan­gelischen Synode im Jahre 1909. Auf Reklamation erhielt er die

Jedes Wort einer wohlwollenden Ermunterung ist angesichts der neuesten Darbietung des Theaters an der Chausseestraße vom Uebel. Das Herz auf der Hand" so betitelt sich der Schwant". Er fommt von einer dreispännigen Firma, die am Strand der Themse ihre Fabrikation betreibt. Es lohnt sich wirklich nicht, auf den blöden Juhalt dieses Machwerks einzugehen. So viel sei nur gefagt, daß hiermit der Gipfel der Ordinärtheit und Klobig­feit von geschäftskundigen Leuten englischer Grotesk- Humor" ge nannt geleistet wird; und man tut allenfalls gut, die armen Künstler zu bedauern, weil sie gehalten werden, solch einem rohen, ungehobelten Beug ihr besseres Können zu opfern. e. k. Mufit.

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Der Kampf um die Pole. Immer mehr wissenschaftliche Autori­täten und Polarreifende ergreifen in der Frage der Nordpolauf findung das Wort, um sich für Cooks Anspruch ins Zeug zu legen, daß er vor Beary dagewesen. So läßt sich jetzt Dr. v. Drygalski, der Leiter der deutschen Südpolegpedition auf dem Gauß", mit großem Nachdruck dahin vernehmen, daß Cook unbedingt Glauben verdiene. Jeder Zweifel an seinen Angaben würde denen unberechtigt er­scheinen, die ihn kennen. Auch der Belgier van Mirlo, der auf der Belgica " mit Cook zusammen gefahren ist, bricht für ihn eine Allmählich kann man sich ganz gut in den Theaterraum der Lanze. Und es scheint beinahe, als ob Bearh selbst, nachdem er eben Friedrich Wilhelmstädtisches Schauspielhaus. Bolts Oper hineingewöhnen. Sehr einfach in der Anlage, hält erst wieder Cook des Schwindels bezichtigt hat, einen Rüdzug vor- Mehr und mehr scheint sich an manchen Berliner Theatern der er sich frei von Prunk und befigt eine gute Afuftit. Dazu nun die bereiten will, indem er nunmehr erklärt, es sei nicht unmöglich, Brauch einzunisten, das neue Spieljahr durch einige Aufführungen immer steigenden Leistungen der jegt in ihm wirkenden Opern­daß eine andere Expedition über eine andere Route den Nordpol aus dem Bereich klassischer oder moderner Dramen einzuleiten. gesellschaft! Sie stiegen auch im Verlaufe der vorgestrigen Neu­erreicht habe, ohne daß er dies erfahren habe. Unter diesen Um- Dieser meist stilvolle und sorgfältig vorbereitete Auftakt entspricht aufführung von J. F. Halévys Oper. Die Jüdin". ständen wohnte einem wissenschaftlichen Vortrag, der am Freitag immer seltener den an eine würdige Weiterführung geknüpften Er Das Werk ist ein hervorragendes Beispiel von dem Typus der abend in der Urania stattfand, auch ein aktuelles Interesse bei. wartungen; und die ernsthafte Kritik hat alle Ursache, eine skeptische Oper, der sich nach dem Höchsten und namentlich Einheitlichsten be­Dr. Georg Wegener sprach vor einem zahlreichen Publikum, Haltung zu beobachten. Denn was nachher zu folgen pflegt, ist müht, aber dennoch auch dem nicht weit Erfahrenen eine Zusammen­das seinen fachkundigen Ausführungen mit großem Interesse folgte nicht, wie sie zu hoffen gewagt, der Kampf um die Stunft, sondern fezung aus recht Verschiedenem verrät vom wuchtigsten und vielen Beifall spendete, über den Kampf um die Pole. die wilde Jagd nach gefüllten Sassen. Plöglich, ehe dramatischen Rezitativ an bis zur effektvollsten Leierhaftigkeit. Sein Vortrag drehte sich nicht etwa um den Streit, der zwischen man's gewahr wurde, springt das Repertoire von der höchsten Daran mag auch die dreifache Herkunft des Komponisten aus Beary und Cook entbrannt ist, streifte ihn aber natürlich. Im Leitersprosse auf die unterste hinab. An Stelle Shakespeares, jüdischer, deutscher und französischer Kultur beteiligt sein; und damit größten Teil seiner Rede behandelte Dr. Wegener die Geschichte Schillers, Jbsens oder sonst eines hervorragenden Gegenwarts- ist auch der beträchtliche Reichtum dieses musikalischen Werkes ge­der Nord- wie der Südpolarreisen. Karten und prächtige Licht- dramatiters erscheint Monsieur Clown auf der Bühne. Das geben, der es zu einer besonderen Feinschmeckerei für Opernliebhaber bilder illustrierten die Darlegungen des Vortragenden, der einen Spettafelstück fegt ein und alle Musen nehmen Reißaus. In macht. großzügigen Ueberblick über die Geschichte der Polarreisen in Nord demselben Maße sehen wir aber auch im Zuschauerraum das Bild sich Eine spezielle Eigenart der Jüdin" ist das Vorherrschen und Süd von den Zeiten des Altertums bis auf Cook und Bearh gab. verändern. Zuerst überwog dort ein Publikum, dem man ansah, des Glanzes hoher Stimmen, zu denen allmählich zwei tiefe Dr. Wegener stizzierte die neueste Fahrt Bearys, der nun tatsäch daß es lediglich einem innerlichen Drange nach wirklicher Kunst Männerstimmen in Gegensatz treten. Innerhalb dieser Gruppen lich den Nordpol erreichte. Dieser Erfolg ist, wie der Redner weiter an diese Stätte gefolgt war. Jetzt macht sich dort der Bremieren- reizen abermals Gegensäße. Neben dem mehr dramatischen Tenor ausführte, dem unermüdlichen Mann durchaus zu gönnen und war pöbel in fostbarsten Toiletten breit. Früher versammelte sich die des Juden Eleazar steht der mehr lyrische des Reichsfürsten Eleazar, redlich verdient. Nun aber ist er zu spät gekommen. Schon ein Jahr vornehmere Schauspielfritik im Parkett. Jezt dominiert das Ne- neben dem mehr dramatischen Sopran der angenommenen Tochter vorher ist ein anderer dagewesen, Dr. Coot. Cook war fein Neuling portertum. Schmock und Schmöckchen, die heute Reklameromane für des Juden, Recha, der Koloratursopran der Prinzessin Eudora. Und mehr auf dem Gebiet der Polarforschung, sondern hatte bereits neue merkantile Aftienunternehmungen, morgen spektakulöse Bühnen dann wieder neben der Beweglichkeit des Baritons die Ruhe des mehrere Expeditionen mitgemacht. Durch sein wissenschaftliches ftüde pro et contra im ähnlichen Genre fabrizieren, berrichten das Basses! Wie weit die sechs Künstler, denen diese Partien anvertraut Wert über die Neise der Belgica" hat er sich die größte Achtung als Metier der Claqueurs und schreiben sich in der entlegenen Provinz waren, deren Eigenheiten wahrten, und wie sehr besonders Vilma Forscher erworben. Auf den unglückseligen Streit, der jett en preffe die Finger ab: Tot ist die Kunst! Es lebe das Geschäft! bon Ballogt der Titelrolle auch schauspielerisch gerecht wurde, brannt ist, will der Redner nicht eingehen. Seine persönliche Mei- Wahrlich, es ist ein ekelhaftes Treiben, von dem man sich voll Em - darüber müßten wir ausführlicher sprechen, als wir es hier ber nung ist die, daß beide am Nordpol gewesen, und daß nicht der ge- pörung abwendet. Wie soll da die Theaterkunft gesunden? Denn mögen. Genug an der Bemerkung, daß die Bolksoper jetzt über das ringste ernsthafte Grund vorliege, um an der Wahrheit der Coot - nichts begreift das kapitalistische Unternehmertum, das hinter den unzulängliche foiveit hinaus ist, um uns hoffen zu laffen, daß fie schen Angaben zu zweifeln. In ihnen selbst liegt, sagte Wegener, Suliffen gierig auf Beute lauert, Teichter, als die Unterstützungs- durch das Bergängliche hindurch zum Bulänglichen und schließlich nichts, was schwere Bweifel berechtigte. Manches ist noch unklar, trücke, welche ihm eine unredliche Reportage leiht!- zum Unvergänglichen gelangen werde.

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